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Alt 09-05-2005, 19:01   #5
Benjamin
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Beiträge: 10.374
Die Idee ist imo nur vordergründig gut, simplify. Sie kann für den Kleinanleger auch zum großen Flop werden - aus Gründen der Charttechnik und der grundsätzlichen Überlegung.


Vordergründig recht hast Du, wenn ich mir den Bush-Mann für Energie anschaue, der neulich bei CNBC ein Interview gab: Furchtbar! Demnach könnte es leider auf diese Dinosaurier-Technologie 'Atomkraft' hinauslaufen.

Denn die neokonservativen US-Gemüter denken nicht sehr weit über den Tellerrand des unmittelbaren Eigeninteresses (oder Dummheit?) hinaus: Wer direkte öffentliche Subventionen - wie Präsident Bush - abbauen will, weil dies seiner Ansicht nach unnötiges Einmischen des Staates in die Privatwirtschaft bedeutet, der will diese Subventionen de facto lieber indirekt in Form von Polizeieinsätzen und allen möglichen staatlichen Dienstleistungen und Risiken im Zusammenhang mit der Logistik und Lagerung der Brennelemente bezahlen. Diese kurzsichtigen Neo-Liberalen sind also bei der Kernenergie genau richtig aufgehoben!

Der Zusammenhang zwischen Anschubfinanzierung nachhaltiger Energietechnologien durch Subventionen der Allgemeinheit einerseits und späterer Gewinn für die Allgemeinheit durch nachhaltige und letztlich preiswerte Energieerzeugung andererseits wird nicht erkannt.

Was also ein rechter Zyniker ist, der setzt jetzt - oder irgendwann in nächster Zeit - tatsächlich auf Kernenergie. Wenn Amageddon unabwendbar ist, dann kann man auch davon profitieren.

Allerdings - das Timing ist nicht gerade einfach, denn man kann jüngst auch einen Impuls abwärts zählen, der längerfristig abwärts laufen könnte - völlig entgegen der o. g. Überlegung.
Zur Bestätigung bzw. Widerlegung braucht's noch mehr Chartstrecke.

In der Zwischenzeit werde ich meine Finger davon lassen und lieber nach guten 'nachhaltigen' Investments suchen.

In China gibt es ein sehr ehrgeiziges staatliches Programm zur Schaffung weiterer Stromerzeugungskapazität, in dem auch Windenergie vorkommt - leider noch vorwiegend konventionelle, mit fossilen Brennstoffen betriebene Kraftwerke. Solche Pläne sind zuerst einmal nur Zielvorgaben. Die Umsetzung passiert auch dort Schritt für Schritt im Rahmen des dann wirklich machbaren.

Und das Kernenergie-Konzept möchte ich sehen, dass den Energiehunger Chinas vorwiegend mit Kernenergie deckt - in einem China, das nur im Küstenstreifen des Ostens und Südens die dafür nötigen Infrastrukturbedingungen bereithält - die übrigen Gebiete wären nur abenteuerlich für so etwas zu erschließen. Ich vermute, dass so eine Monster-Planung die Infrastruktur gar nicht erlaubt.

Es gibt im übrigen noch ein fundamentales Argument, das zur Vorsicht gegenüber einem (zynischen) Atomenergie-Engagement bei Aktien spricht: Genehmigung, Planung, Bau und Anschluss eines solchen Atomkraftwerkes an das Strom- und das Brennstoffnetz brauchen in der Größenordnung von 10 Jahren.

10 Jahre - Eine Menge Zeit!

Nachhaltige Energieerzeugung wie z. B. die Windenergie ist bei weitem nicht so komplex, kapitalintensiv und technisch anspruchsvoll wie die Atomenergie. Die technisch anspruchsvollen Teile sind lediglich das Getriebe und die Rotoren. Der Rest ist im wesentlichen anspruchsvoller - aber nicht wirklich herausfordernder - Hochbau, das können - nach Anleitung - mehrere/viele Firmen. Der Anlagenbau ginge also insgesamt viel schneller als 10 Jahre, wenn man ihn denn nur beauftragen würde. Selbst die noch fehlenden Herstellerkapazitäten für ein Mammut-Konzept könnte man in der Zeit zu einem sehr großen Teil bereitstellen, wenn denn nur das dafür nötige Cash winken würde. Und genau das Cash dafür fehlt. Projektierer, die so etwas in die Hand nehmen würden, gibt es nicht, solange Windenergie u. ä. nur eine Teilmenge bzw. ein spezielles Anwendungsgebiet des allgemeinen Hochbaus ist.

Diese Steuerungsaufgabe ist eine Staatsaufgabe. Die Privatwirtschaft kriegt das nicht hin. Und die Dinosaurier-Technologie "Atomkraft" ist voraussichtlich zu langsam für den schnell steigenden Preis von Öl und Gas.

Time to market ist ein ganz wichtiger Faktor imo. Irgend ein großer Think Tank hat berechnet, dass der Zeitbereich, innerhalb dem die Menge von Angebot und Nachfrage in etwa technisch ausgeglichen ist, etwa 2004 - maximal 2008 ist, das ist dann der sog. Hubbert's Peak. Dazu gibt's ein Buch:
Hubbert's Peak
von Kenneth Deffeyes
US-Preisempfehlung*: $16.95
, das bei Bloomberg-TV einmal kurz besprochen wurde, daher habe ich auch die o. g. Weisheit (das Buch selber habe ich nicht gelesen).

Danach schafft es das technisch mögliche Angebot nicht mehr, mit der Nachfrage Schritt zu halten. De facto wird es natürlich wieder zu einem Gleichgewicht kommen, nur zu einem wesentlich höheren Preis. 2008 ist noch 2-3 Jahre weg. Bis dahin laufen gerade die Verhandlungen über die Konsortien, die Atomkraftwerke betreiben und vor allem bezahlen können, verbunden mit dem übrigen Gedöns, das da dranhängt. Das klappt zeitlich nicht mehr. Vermutlich klappt jetzt zeitlich nur noch die Dezentralität, also viele kleinere Projekte - also eher die nachhaltigen Technologien. Was laufen könnte, falls die einzelnen Staaten es nicht schaffen, diese Problematik durch staatliches Handeln in den Griff zu bekommen, das ist in einer Reihe von Armageddon-is-coming-Büchern beschrieben, die offenbar immer populärer werden. Jetzt gibt's die schon als Zusammenfassungen bei 'get abstracts' von Bloomberg-TV.

Wenn das stimmt - und der Markt das auch so sieht - dann erklärt sich für mich auch jener Impuls abwärts im Chart seit März 2005. Seit dem Top in 1996 könnte man nämlich nun die Welle C eines gigantischen Flats zählen, wobei die c-Welle des Flats als Impuls abwärts läuft. Dieses Unternehmen wäre dann langfristig kein Schnäppchen sondern eine heiße Kartoffel.

Im übrigen gibt es ein Buch zum Thema, das ich aber noch nicht gelesen habe:
The Oil Factor: Protect Yourself and Profit from the Coming Energy Crisis
von Stephen Leeb, Donna Leeb
US-Preisempfehlung*: $13.95


Die Empfehlung für den Kleinanleger demnach (gleiche Quelle wie oben: Jene Buchvorstellung bei Bloomberg-TV durch "get abstracts", die ich zufällig sah):

Aktien von Rüstungsfirmen kaufen, weil Die Staaten, die reiche Ölvorkommen besitzen, sich werden schützen wollen von den Begehrlichkeiten der diversen ölsüchtigen Staaten. Das kauft dann der rechte Zyniker.

Eher akzeptabel für zart beseitete Anlegergemüter: Europäische und sogar lokale Nahrungsmittelerzeugung und -vertrieb wird in einigen Jahren wieder kommen, weil die intenationalen Transportkosten für all die (exotischen) importierten Waren steigen werden und dadurch die nicht mehr so wohlhabenden Bevökerungsschichten wieder die europäischen Produkte kaufen werden. Wir sollten exotische Produkte in deutschen Geschäften jetzt "genießen" - in wenigen Jahren werden sie sehr viel teurer sein.

U.S. Energy Corp. - Common Stock
WKN: 877487
Börse: NASDAQ


6 Monate



Geändert von Benjamin (09-05-2005 um 20:39 Uhr)
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