13.11.2006 - 17:17 Uhr
OPEC Kürzung der Ölförderung
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Saudi Arabiens Ölminister Ali Al-Naimi deutete auf einer Konferenz der Golf-Anrainer-Staaten an, die OPEC müsse auf ihrer kommenden Sitzung im Dezember die Förderung nochmals kürzen, um Angebot und Nachfrage auf dem Weltmarkt in ein Gleichgewicht zu bringen, so die Analysten der HSH Nordbank AG.
Dabei habe er sich auch auf die nach seinen Worten weltweit zu hohen Lagerbestände bezogen. Dem entgegen stünden jedoch Presseberichte, wonach Saudi Arabien einigen asiatischen Kunden für Dezember im Vergleich zum November höhere Lieferungen angekündigt haben solle. Dies, sowie die Aussage Kuwaits, die Kunden in Asien auch im Dezember vollständig bedienen zu wollen, hätten die Erwartung vieler Marktteilnehmer unterstrichen, dass die OPEC ihre geplante Produktionskürzung von 1,2 Mio. bpd ab 1. November nur zu einem Teil in die Tat umsetzen werde und die angedeutete Dezember-Kürzung nur als rhetorisches Mittel zur Stabilisierung des Ölpreises bei 55 bis 60 USD diene. So rechne die amerikanische Energiebehörde EIA nur mit einer weltweiten Reduzierung der Förderung um 745 Tsd. bpd.
Die Internationale Energieagentur (IEA) habe in ihrem neuesten Monatsreport die Nachfrageprognose für das Gesamtjahr 2006 um 130 Tsd. bpd auf 84,5 Mio. bpd gesenkt. Hintergrund dafür sei die geringer als erwartete Nachfrage während des dritten Quartals in Asien und den USA. Die zuletzt jedoch anziehende Nachfrage habe allerdings zu einer Anhebung der Verbrauchserwartung für das vierte Quartal um 400 Tsd. bpd geführt, sodass der weltweite Ölbedarf vom dritten auf das vierte Quartal um 2,4 Mio. bpd steigen solle.
Die Wachstumsschätzung für das kommende Jahr sei mit 1,45 Mio. bpd unverändert gelassen worden. Auf der Angebotsseite habe die Agentur ihre Erwartung an den Produktionszuwachs der Nicht-OPEC-Staaten für 2006 um 90 Tsd. auf 680 Tsd. bpd gekürzt. Für 2007 gehe die IEA von einem kräftigen Wachstum um 1,78 Mio. bpd aus. Der Bedarf an OPEC-Öl sinke daher voraussichtlich von 28,8 Mio. bpd im laufenden auf 28,3 Mio. bpd im kommenden Jahr.
Für das vierte Quartal 2006 würden die Weltmärkte nach Aussagen der Agentur 29,8 Mio. bpd benötigen, um Angebot und Nachfrage auszugleichen. Die Förderung der OPEC im Oktober von 29,4 Mio. bpd liege demnach bereits um 400 Tsd. bpd unter dem Bedarf und werde durch die beschlossene Produktionskürzung nochmals fallen. Dies führe dazu, dass auch die OECD-Lagerbestände, die im Q3 mit 1,15 Mio. bpd das schnellste Zuwachstempo seit 1991 gesehen hätten und mit einer Reichweite von 55 Tagen (zwei Tage über dem Vorjahresstand) sehr gut gefüllt seien, in den nächsten Monaten kräftig abnehmen würden. Die IEA, die als Energiebehörde der OECD-Staaten nach den Ölkrisen in den 70er Jahren gegründet worden sei, kritisiere daher die OPEC-Politik, die Förderung zu kürzen, scharf.
In einem weiteren Report habe die IEA ihren langfristigen Ausblick für den weltweiten Energiemarkt überarbeitet. Demnach würden bis 2030 über 20 Bio. USD an Investitionen benötigt, um die vor allem in Asien stark wachsende Nachfrage zu befriedigen. Dies entspreche einem Zuwachs um 3 Bio. USD gegenüber der letztjährigen Prognose und werde in erster Linie auf die kräftig gestiegenen Kosten für die Installation von Förder- und Erzeugungstechnologie zurückgeführt. Zudem gehe die Agentur davon aus, dass der Marktanteil der OPEC-Staaten am Ölmarkt in den kommenden Jahren von derzeit rund 40% auf ca. 50% ansteigen werde. Sollten die Erzeugerstaaten die nötigen Investitionen nicht vornehmen, würden den Verbrauchern laut IEA starke Preisanstiege, Stromausfälle und Lieferknappheiten drohen.
Wie von Aufständischen angekündigt worden sei, hätten in der vergangenen Woche Anschläge auf Ölanlagen in Nigeria stattgefunden. Neben dem Kidnapping mehrerer Arbeiter sei es zu einem Überfall auf eine Durchlaufstation des italienischen Betreibers ENI/ Agip gekommen. Daraufhin musste die Produktion von rund 50 Tsd. bpd unterbrochen werden. Ein Zeitpunkt für die Wiederinbetriebnahme habe bisher nicht genannt werden können. Sollte es zu einer weiteren Verschärfung der Situation kommen, dürfte dies an den Märkten zu einer erhöhten Risikoprämie auf den Ölpreis führen.
Die chinesische Regierung habe den Großstädten und Provinzen des Landes Energieeinsparziele vorgegeben. Dadurch solle der Energieverbrauch je USD BIP des Landes bis 2010 um 20% reduziert werden. Erreicht werden solle dieses Ziel u.a. durch die Limitierung von Investitionen in energieintensive Sektoren und die Förderung von energiesparenden Technologien. (13.11.2006/ac/a/m) Marktbericht-Datum: 13.11.2006
Quelle: Finanzen.net
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Bernhard Baruch
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