Horror-Hurrikan "Wilma" bedroht Florida: Sieben Tote in Mexiko, Evakuierungen in Kuba
Neuer Tropensturm "Alpha" baut sich schon auf
Hurrikan "Wilma" hat bei seinem Zug über die mexikanische Halbinsel Yucatan eine Spur der Verwüstung hinterlassen und am Sonntag Kurs auf Florida genommen. Mindestens sieben Menschen wurden in Mexiko getötet. In den Städten entlang der Karibikküste stand das Wasser nach den heftigen Regenfällen kniehoch. Die Häuser von hunderttausenden Menschen wurden stark beschädigt. In Kuba waren mehr als 620.000 Menschen vor "Wilma" und einem weiteren Tropensturm, "Alpha", auf der Flucht.
Behörden rechneten damit, dass "Wilma" in Florida eine Flutwelle von bis zu vier Metern auslösen wird. Sie ordneten Zwangsevakuierungen an. Zunächst sollten die 80.000 Bewohner der Inselkette Florida Keys in Sicherheit gebracht werden. Viele Menschen widersetzten sich dort aber einer Evakuierung, nachdem "Wilma" über Mexiko zunächst an Kraft verloren hatte.
Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums in Miami gewann der Sturm aber wieder an Fahrt. Es sei nicht auszuschließen, dass er wieder zu einem bedeutenden Hurrikan der Kategorie 3 heraufgestuft werde, sagte der stellvertretende Direktor Ed Rappaport dem Nachrichtensender CNN. Der Sturm dürfte am Montag zu Mittag (MESZ) mit Windgeschwindigkeiten bis zu 160 Studenkilometer auf die Südwestküste Floridas treffen.
Gouverneur Jeb Bush warnte die Bevölkerung davor, "Wilma" zu unterschätzen. Vor allem die Flutwellen könnten "tödlich" sein. Er beantragte bei seinem Bruder US-Präsident George W. Bush, die Region zum Katastrophengebiet zu erklären. Rund 2.400 Armeeangehörige seien mobilisiert und 3.000 in Bereitschaft versetzt worden. "Wilma" ist der 7. Hurrikan in 14 Monaten, der Florida heimsucht.
Bei seinem Zug über Yucatan entwurzelte "Wilma" zahlreiche Bäume. Die Stromversorgung brach zusammen. Die weißen Strände Cancuns waren ebenso überflutet wie die Luxushotels der Stadt. "Wilma" erreichte Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde, bewegte sich jedoch lediglich mit einer Geschwindigkeit von knapp fünf Kilometern pro Stunde vorwärts. Auf der Insel Cozumel wurden Behördenangaben vier Menschen getötet, auf dem Festland drei.
Ausländische Touristen verbrachten mit vielen Bewohnern Cancuns eine dritte Nacht in Notunterkünften ohne Strom und fließendes Wasser. Viele waren frustriert. "Wir wollten das Programm durchziehen - Hummer-Essen, Trinkgelage", sagte Dwayne Redmond aus Chicago. Sorgen machten sich die Urlauber wegen Gerüchten, ihre Rückflüge seien für mehrere Tage verschoben worden und sie müssten mit Bussen aus der Krisenregion gebracht werden.
"Wilma" streifte am Sonntag auch den Westen Kubas. Im Osten erreichte "Alpha" die Nachbarinsel Hispaniola, auf der sich Haiti und die Dominikanische Republik befinden. Die kubanische Zivilverteidigung gab daher auch für östliche Gebiete Kubas eine Sturmwarnung heraus. Mehr als 100.000 Menschen wurden dort aufgefordert, ihre Hütten und Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Es wurde vor allem befürchtet, dass Regenfälle schwere Erdrutsche und Überschwemmungen auslösen. In den westlichen Provinzen, in denen schon einige Tornados als Vorboten des Hurrikans "Wilma" Schäden verursachten, hatten die Behörden bereits am Wochenende mehr als 500.000 Menschen in Sicherheit bringen lassen.
In der Dominikanischen Republik wurden rund 30.000 Menschen vor "Alpha" in Sicherheit gebracht. Der Flughafen von Haiti wurde geschlossen. "Alpha" verlor am Sonntag zunächst an Kraft, nach Angaben von Meteorologen könnte er jedoch erneut an Stärke gewinnen.
Mit "Alpha" wurde nach Angaben von Meteorologen ein neuer Rekord bei der Anzahl der Stürme in einer Hurrikan-Saison erreicht. Für den 22. in dieser Saison gezählten Sturm wurde erstmals ein Buchstabe aus dem griechischen Alphabet gewählt, da die vorgesehenen Namen aufgebraucht waren. Der bisherige Rekord von 21 Stürmen in einer Saison stammt aus dem Jahr 1933. (apa)