Vor allem bei den schwer angeschlagenen Finanztiteln wie
AIG oder Citigroup gibt es kaum noch Aufwärtspotenzial . Die aufgelaufenen Verluste sind so gewaltig und die Staatshilfen so umfassend, dass es selbst im rosigsten Szenario viele Jahre dauern wird, bis alle Ansprüche des Fiskus bedient sind und wieder ein ordentlicher Überschuss für die privaten Eigentümer herausspringen kann. Auf der anderen Seite droht Aktionären der Totalverlust, falls die Regierung sich doch noch entscheidet, die faktische Insolvenz der Institute zu erklären, und sie ganz verstaatlicht.
Einer der einflussreichsten US-Fondsmanager, Bill Gross, ruft deshalb jetzt sogar das Ende des Aktienkapitalismus aus . Der Anleihenpapst Gross mag seine eigene Agenda haben. Aber auch der Aktienpapst Warren Buffett sieht derzeit keinen Silberstreif. Investoren, die ohnehin schon extrem risikoscheu geworden sind, werden durch solche prominenten Stimmen weiter verunsichert.
Die Tatkraft der Politik hat dagegen bislang wenig bewirkt. Ungeachtet aller Stimulusdebatten fielen die Aktien an der Wall Street immer weiter. Das ist ein klares Misstrauensvotum des Marktes.
Stein des Anstoßes ist das 75 Mrd. $ schwere Programm zur Stabilisierung des US-Immobilienmarkts, das Barack Obama vorige Woche vorgestellt hatte. Sein Plan sieht vor, Zwangsversteigerungen zu verhindern. "Prima, dann belohnen wir schlechtes Verhalten", sagt Santelli und wettert: Das sei doch wie in Kuba. Dort habe es einst auch eine ordentliche Konjunktur gegeben, bis das Individuelle durch das Kollektive ersetzt wurde.
Auch an der Wall Street wurde kritisiert, dass mit der Unterstützung für "Loser-Hypotheken" dem Immobilienmarkt und der Konjunktur nicht geholfen wird. Der Pressesprecher des Weißen Haus, Robert Gibbs, antwortete prompt. Santelli solle erst mal den Bericht runterladen und lesen. Dann würde Gibbs ihm gern bei einem Kaffee den Plan erklären - allerdings entkoffeiniert für den aufgedrehten TV-Mann.
Santellis Sendung hat hohe Wellen geschlagen. Die "Chicago Tea Party" wurde über 1,2 Millionen Mal auf der CNBC-Webseite angesehen. Santellis Frust ist kein Einzelfall. Die Händler an den Börsen in Chicago und New York haben das Gefühl, Washington sei gegen sie. Vor allem Obamas "sozialistische Pläne" wie das Immobilienpaket oder der Vorstoß, Einkommen über 250.000 $ stärker zu besteuern, sorgen für Unmut. Für zusätzlichen Zündstoff sorgte diese Woche die Meldung, die Umweltbehörde habe Santelli unter Arrest gestellt. Mit seinem Aufruf zur Chicago Tea Party hätte er zur Umweltverschmutzung angestiftet. Robert Gibbs wurde in dem Bericht mit den Worten zitiert: Mr Santelli hätte wissen müssen, dass es verboten ist, toxische Wertpapiere in einen See zu werfen.
Die US-Beschäftigung ist nach Angaben des Arbeitsmarkt-Dienstleisters Automatic Data Processing (ADP) im Februar 2009 weiter geschrumpft.
Wie das ADP am Mittwoch mitteilte, brach die Beschäftigtenzahl im Privatsektor um 697.000 ein, während Volkswirte nur ein Minus von 630.000 prognostiziert hatten. Hiervon entfielen 338.000 auf das Produzierende Gewerbe und 359.000 auf den Dienstleistungsbereich. Für Januar wurde der Rückgang von vorläufig 522.000 auf 614.000 korrigiert.
Im Staatsdienst fiel hingegen ein Plus von 12.000 an. Damit verringerte sich die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft insgesamt um etwa 685.000 Personen.
Diese Daten gelten als Indikator für den offiziellen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, der Freitag zur Veröffentlichung ansteht. (04.03.2009/ac/n/m)
US-Verbraucher: Steigende Benzinpreise dämpfen die Stimmung
Auch in den USA dämpft der steigende Benzinpreis die Stimmung. Daher verbesserte sich der Konsumklimaindex der Uni Michigan im Januar nur auf 72,8 (Dezember: 72,5).