Handeln in Übertreibungsphasen

[OMI]

Wie handelt man Übertreibungsphasen?
[12.02.2007 11:39:45]
Von Jochen Steffens

In den guten alten Zeiten des Neuen Marktes war ich als Daytrader unterwegs. Und damals war es wirklich leicht, Geld zu verdienen. Man hat sich einfach das viele „dump money“ zu Nutze gemacht, das die Märkte überflutete. Ein kleines Beispiel: In dieser Zeit waren einfachste charttechnische Signale immer ein klasse Kaufgrund. Am allereinfachsten war es, auf neue Hochs zu setzten.

Ich habe damals die Kurse beobachtet und wenn ich sehen konnte, daß die übliche Position, die an einem entscheidende Hoch normalerweise liegt, angeknabbert wurde, bin ich eingestiegen. Dann mußte man nur noch warten, bis diese Position abgefrühstückt wurde (und hoffen, daß es keine Eisbergorder war). Etwas später habe ich mir selbst diese Mühe nicht mehr gemacht und einfach jede Aktie gekauft, die vor einem neuen Hoch stand, und das schon ein paar Prozent unter dem Hoch. Dann habe ich gewartet, ob das Hoch bricht oder nicht. Das war noch lukrativer.
Es war einfach klar, daß sobald ein neues Hoch zu erkennen war, das dump money gnadenlos einstieg. Man konnte mit traumwandlerischer Sicherheit davon ausgehen, daß mindestens ein oder zwei Prozent Anstieg folgten (meisten deutlich mehr). Diese ein, zwei Prozent reichten mir allerdings schon völlig. Zudem ging der Anstieg meistens sehr, sehr schnell. Schnelle ein, zwei oder mehr Prozent, das manchmal sogar mehrmals am Tag – und das Abendessen war finanziert.

Geldverdienen leicht gemacht

Die einzige Arbeit, die man tätigen mußte, war, Aktien herauszusuchen, die kurz vor einem neuen Hoch standen. Nichts leichter als das. Leider, 2001, gingen die Umsätze aus den Titeln des Neuen Marktes. Ich konnte mit meinen großen Positionen nichts mehr machen. Wenn ich verkaufen wollte, kaufte mir keiner die Stücke ab und ich zerstörte meine eigenen Kurse. Das leichte Leben war zu Ende. Selbst im Dax war es jedoch sehr schwer geworden, mit Daytraden in Aktien noch Geld zu verdienen (Shorten war damals noch nicht so einfach wie heute).

Ich bin also dann über Optionsscheine (intraday) zum Future gewechselt. Doch jetzt überlege ich mir so langsam, ob ich nicht doch wieder dieses alte Spiel mitspielen soll. Wenn einzelne Aktien, wie in den vergangenen Wochen solche Gewinne erzielen, könnte das wieder höchst lukrativ sein. Wenn sich weiter zeigt, daß alles was steigt, noch weiter steigt, dann wird es wieder einfach. Sprich: Wenn wir in eine Übertreibungsphase einmünden, sollte man seinen Tradingstil umstellen.
Im Moment reagieren die Aktien noch auf Nachrichten und steigen dann fünf bis sechs Prozent. Bald werden sie wieder auf die einfachste Chartsignale reagieren, wie neue Hochs. Wenn Sie dann einfach Ihren Verstand abstellen, all das was Sie in den Jahren Baisse und Hausse seit 2000 gelernt haben, wieder vergessen und nur die einfachsten charttechnischen Signale traden, können Sie große Gewinne machen!

Aktuell stehen wir im Dax wieder an einer wichtigen und entscheidenden Marke. Während einige Aktien im Dax schon ihre letzten großen Hochs gebrochen haben und danach deutlich angezogen sind, so wie Deutsche Bank, Fresenius Medical Care, Siemens, stehen andere dicht davor, beispielsweise BMW, Commerzbank, Daimler. Und das zeigt die Brisanz der aktuellen Situation. Geht es weiter, dann werden auch all die Aktien ihre Hochs brechen, die noch kurz davor stehen und dementsprechend stark zulegen. Das wird den Dax dann immer weiter Stückchen für Stückchen weiter nach oben treiben, als würden einzelne Hammerschläge einen Nagel in die Wand treiben. Scheitert der Dax jedoch, dann werden die Ausbrüche zu „False Breaks“ und die anderen Aktien scheitern an den wichtigen Marken.


Quelle: Jochen Steffens ist Autor des kostenlosen Newsletters "Investor's Daily".