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Alt 02-09-2005, 06:45   #1
Starlight
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Rezessionsgefahr in den USA?

Rezessionsgefahr in den USA?


Auch die Prognosen für die US-Konjunktur hat Hurrikan "Katrina" heftig durcheinander gewirbelt. Mittlerweile nehmen Beobachter selbst das gefürchtete "R-Wort", die Rezession, in den Mund. Wie wirkt das auf die Börse?


Noch sind die Verluste an Menschenleben und die Schäden gar nicht absehbar, die "Katrina" in den US-Staaten am Golf von Mexiko angerichtet hat. Doch schon jetzt spricht Präsident George W. Bush von "einer der schwersten Naturkatastrophen in der Geschichte unseres Landes." Der Wiederaufbau in den drei am stärksten betroffenen Staaten Louisiana, Mississippi und Alabama werde Jahre dauern.




"Massive Auswirkungen"
"Ökonomisch sind die Auswirkungen massiv", warnt Folker Hellmeyer, Chefstratege bei der Bremer Landesbank. Die Infrastruktur der Region sei schwer getroffen. New Orleans und das Umland spielten für die Energiewirtschaft im Golf von Mexiko eine herausragende Rolle. Auch für den Getreideexport sei die Mississippi-Region von großer Bedeutung.

Direkt betroffen durch Produktionsausfälle war etwa auch der Chemiekonzern BASF, der eine Großanlage in Louisiana über zwei Tage schließen musste.

Über den Preiseffekt am Energiemarkt wird aber auch die übrige amerikanische Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Der Preisschub bei Benzin und Erdgas könnte nach Einschätzung der DekaBank das Wachstum der größten Volkswirtschaft der Welt dämpfen. Im zweiten Quartal hatte dieses auf das Jahr hochgerechnet noch bei 3,4 Prozent gelegen. Verlässliche Zahlen darüber, wie stark die Bremswirkung sein wird, gibt es nicht – nebenbei bemerkt, wird es verlässliche Konjunkturprognosen nie geben.

Aktienmärkte unschlüssig
Dass aber die US-Konjunktur zweifellos gebremst wird, kam zumindest am Renten- und am Devisenmarkt an. Die Anleihekurse stiegen, und der Dollar gab gegenüber den anderen großen Währungen deutlich nach. Dagegen zeigten sich die Aktienmärkte merkwürdig unbeeindruckt.

Das lässt sich zumindest zum Teil erklären. Denn längst nicht alle Branchen gehören zu den Verlierern der Katastrophe. Baukonzerne, Baumarktketten oder die Hersteller von Baumaschinen und Möbeln werden bessere Geschäfte machen, wenn der Wiederaufbau beginnt. Hier wirkt das bekannte Paradox, dass Unfälle und Katastrophen auch einen positiven Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt haben, indem Güter und Dienstleistungen für Reparaturen und den Wiederaufbau verstärkt nachgefragt werden.

Gefahrenherd Schuldenmachen
Allerdings hat diese Rechnung einen Haken: Jeder Cent für den Wiederaufbau muss auch finanziert werden. Unweigerlich wird das die bereits rekordhohe Verschuldung der Bürger und des Staates weiter nach oben treiben. Ohnehin senken Katastrophen dieser Art die Hemmschwelle der Politik, den Staat weiter zu verschulden – und zwar nicht nur für die unmittelbar notwendigen sozialen und infrastrukturellen Maßnahmen.

In der massiven Verschuldung der privaten und öffentlichen Haushalte haben Experten aber schon lange einen der größten Gefahrenherde für die US-Konjunktur ausgemacht. Erreicht etwa die private Verschuldung ihre Grenzen, muss der Konsum eingeschränkt werden, die wichtigste Stütze der amerikanischen Konjunktur.

Können die Schuldner ihre Kredite nicht mehr bedienen, müssen sie zudem ans Eingemachte gehen, das heißt Vermögenswerte verkaufen - die Preise für Immobilien, Autos und andere Vermögenswerte würden dadurch ins Rutschen geraten. Das würde eine gefährliche Spirale mit fatalen Folgen für die Produktion dieser Güter in Gang bringen. "Katrina" hat also auch das Schreckgespenst einer deflationären Entwicklung wahrscheinlicher gemacht.

Neue Warnzeichen für den Aktienmarkt
Dass solche Szenarien durchaus eine reale Gefahr darstellen, belegt die jüngste Entwicklung der US-Sparquote. Im Juli hat sie mit minus 0,6 Prozent den niedrigsten Wert seit 46 Jahren erreicht – das heißt, die US-Bürger haben bereits ihre Ersparnisse angegriffen, um den Konsum aufrecht zu erhalten.

Auch die Unternehmen sind jüngst spürbar skeptischer geworden: Der gerade veröffentlichte nationale Einkaufsmanagerindex, der die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage widerspiegelt, lag mit 53,6 Zählern nach 56,6 Punkten im Juli deutlich unter den Analystenprognosen. Werte unter 50 Punkten deuten auf ein Schrumpfen im Verarbeitenden Gewerbe hin.

Sollten sich derartige Warnzeichen häufen, werden die Aktienmärkte das nicht ignorieren können. Ändern sich die konjunkturellen Aussichten, reagieren auch die Aktienkurse, und zwar eher früher als später. Denn der wichtigste langfristige Bestimmungsgrund für die Börsentendenz bleibt die Entwicklung der Unternehmensgewinne – und diese wird wiederum von der Konjunktur bestimmt.

Quelle: ARD online
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