Wochenvorschau 9.Januar - 13.Januar -- Ausblick auf die Börse

[Starlight]

Bleiben Sie am Ball


Von Volker Tietz



Liebe(r) Leser(innen),

zuerst einmal möchte ich Ihnen ein gutes und erfolgreiches Jahr 2006 wünschen und dann gleich zur Börse schwenken: Es ist wieder an der Zeit, die Glaskugel herauszuholen und zu prognostizieren, wie der Schlussstand des Jahres 2006 wird. Ein schöner Sport, aber auch wirklich sinnvoll?



Mir kommt es manchmal so vor, als gebe es zwei Lager: Zum einen die Analysten, die sich hinter einer Konsensmeinung verstecken - sollten sie dann falsch liegen, rechtfertigen sie es damit, dass die anderen auch nicht besser waren. Alle die etwas zu verlieren haben, verhalten sich nach dem Muster. Deshalb überrascht es nicht, wenn beim DAX Notierungen von 5700 bis 5900 Punkten vorhergesagt werden. Einem starken Beginn beim Index folgt dann der Einbruch, ehe er sich gegen Ende des Jahres wieder etwas erholt. So die vorherrschende These.

Und dann gibt es noch diejenigen, die bewusst eine Mindermeinung aggressiv vertreten, zum Beispiel: Der Euro steigt zum Dollar auf 1,50. Trifft sie zu, gilt derjenige als Guru und kann von dem Ruhm auch noch zehren, wenn er danach falsche Prognosen unter das Volk gebracht hat. Irrt er sich mit seinem Tipp, ist es auch nicht schlimm. Sollte nur die Richtung stimmen, kann man sich auch schon loben und sagen, dass man bewusst eine Extremposition angenommen hat, um zu provozieren. Liegt man dagegen völlig falsch - auch kein Problem: Riskante Vorhersagen können halt nicht immer zutreffen.


So oder ähnlich läuft es zurzeit wieder einmal ab. Nicht zu Unrecht gibt es Untersuchungen darüber, welche Tipps es für 2006 gibt und so wird sich das Ergebnis in Form einer Gaußschen Glockenkurve angeschaut. Dann gibt es links und rechts die Zonen, auf die keiner gesetzt hat. Im vergangenen Jahr hätte dies bedeutet, dass der DAX entweder stark einbricht oder die 5000er-Marke überschreitet. Das hatte kaum einer auf der Rechnung.

Auch sonst wird das Orakel gerne bemüht: Beispielsweise sind Fünfer-Jahre gut für die Börsen (traf wieder zu!). Zudem wird sich angeschaut, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es nach drei Jahren mit steigenden DAX-Kursen noch ein viertes Hausse-Jahr gibt. Das Fazit: Schon drei Jahre hintereinander sind eher selten, aber zwischen 1995 und 1999 gab es sogar fünf positive Börsenjahre am Stück! Der deutsche Leitindex kletterte von 2107 Punkten (Schlussstand 1994) bis auf 6958 Zähler Ende 1999. So gesehen haben die Blue Chips noch Luft nach oben...


Falls Sie jetzt noch eine Prognose von mir möchten, muss ich Sie enttäuschen. Denn der Zeitraum von einem Jahr ist einfach zu lang, um ihn seriös vorherzusagen. Es gibt einige Unwägbarkeiten, die Gedankenspiele schnell zur Makulatur werden lassen. Wer garantieren kann, dass die Immobilienblase in den USA auch 2006 nicht platzt oder negative Auswirkungen hat, der Ölpreis nicht ins Uferlose steigt, eine Vogelgrippe-Pandemie ebenso ausbleibt wie Deflationsszenarien, der kann getrost zuversichtlich ins Jahr 2006 gehen.

Wenngleich die Chancen des DAX auf ein erneut gutes Börsenjahr nicht schlecht sind. So rechne ich damit, dass das Anlage-Timing noch wichtiger wird - der Gewinn liegt bekanntlich im Einkauf. Was nützt einem Anleger die Buy-and-Hold-Strategie, wenn der DAX im März bei 6000 Punkten steht, dann auf 4500 Zähler einbricht, um später auf dem Schlussstand von 2005 zu schließen? Es gilt, am Ball zu bleiben - nicht nur für unsere Kicker im WM-Jahr. Auch auf die Selektion kommt es an, denn wie in 2005 gesehen, konnte man Verluste bei einer der beliebtesten DAX-Aktien einfahren, obwohl der Index deutlich gestiegen ist. Die T-Aktie verlor 15 Prozent an Wert.

Kurzfristig erwarte ich weiterhin eine Korrektur im DAX, die wirklich gesund wäre und an der mittelfristig positiven Ausrichtung nichts ändern würde. Denn momentan wird alles sehr rosig gesehen und überall das Positive betont. Als Beispiel sei nur die mögliche Zinswende in den USA genannt. Die Volkswirte hatten dies schon eingepreist und es galt als Konsens, dass es vorerst nur noch ein oder zwei Zinserhöhungen gibt, ehe eine Pause einsetzt. Das hat das Protokoll der US-Notenbank vom 13. Dezember nur bestätigt. Und die Reaktion der Märkte? Sie feierten diese "Neuigkeit" mit Kursaufschlägen in den Indizes. Das ist ungesund, aber dennoch ist es zu gewagt, sich gegen den Trend zu stellen, der sehr stark ist. Nur Vorsicht sollte man walten lassen.

Ein kurzer Ausblick auf die bedeutendsten Termine der Woche:

Unternehmen:


Montag: 9. Januar: Alcoa QZ
Montag: 9. Januar: Pankl Racing Bilanz-PK


Dienstag, 10. Januar: Genentech QZ
Dienstag, 10. Januar: Lufthansa Verkehrszahlen für Dezember


Mittwoch, 11. Januar: BAA Verkehrszahlen für Dezember
Mittwoch, 11. Januar: Carrefour Umsatzzahlen


Donnerstag, 12. Januar: Banesto QZ
Donnerstag, 12. Januar: Fraport Verkehrszahlen für Dezember


Freitag, 13. Januar: Südzucker QZ





Konjunktur:


Dienstag, 10. Januar (11.00 Uhr): ZEW-Konjunkturerwartungen für Januar
Dienstag, 10. Januar (16.00 Uhr): USA: Großhandelsumsätze für November


Mittwoch, 11. Januar (16.30 Uhr): USA: Rohöl- und Benzinlagerbestände


Donnerstag, 12. Januar (14.30 Uhr): USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung
Donnerstag, 12. Januar (14.30 Uhr): USA: Import- und Exportpreise für Dezember
Donnerstag, 12. Januar (14.30 Uhr): USA: Handelsbilanz für November


Freitag, 13. Januar (14.30 Uhr): USA: Einzelhandelsumsätze für Dezember
Freitag, 13. Januar (14.30 Uhr): USA: Erzeugerpreise für Dezember
Freitag, 13. Januar (16.00 Uhr): USA: Lagerbestände für November



Sonstiges:

Montag: 9. Januar: Feiertag in Japan ("Tag des Volljährigkeit")

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!

Volker.Tietz

@boerse-online.de