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Alt 22-08-2003, 22:20   #1
crazy_coco
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Michael Mross -- Dax 4000 – in diesem Jahr?

Dax 4000 – in diesem Jahr?
Von Michael Mross
Auf einer Vortragsveranstaltung in der vergangenen Woche lauschten einige Hundert Zuhörer meinen Prognosen. Ungläubige Blicke, skeptische Gesichter. Die meisten Börsianer trauen „dem Braten“ nicht. Wie kann es sein, dass der Aktienmarkt anspringt, obwohl die Konjunkturdaten derzeit keine Erholung signalisieren? Wie ist es möglich, dass der Dax in drei Monaten 1000 Punkte steigt? Ging nicht alles viel zu schnell? Muss der Markt nicht deutlich korrigieren?
Nein, muss er nicht. Letztlich ist die Feststellung der Preise an der Börse eine Funktion von Angebot und Nachfrage. Und die Nachfrage hat sich in letzter Zeit belebt. Die Optimisten haben die Oberhand.
All jene, die unsicher und zittrig waren, haben bereits verkauft. Die Letzten sind bei 2200 Punkten aus dem Markt gesprungen. Diese ärgern sich jetzt natürlich – trauen sich aber auch nicht, wieder in den Aktienmarkt einzusteigen. Sie warten auf eine erneute Korrektur. Aber wird diese kommen? So schnell sicher nicht!
Jene, die in den vergangenen Monaten eingestiegen sind, haben großen Mut bewiesen. Ich glaube nicht, dass sie bei nächstbester Gelegenheit ihre Aktien wieder auf den Markt werfen werden. Es ist auch eine gewisse Immunität gegenüber schlechten Nachrichten festzustellen. Die Börsianer sind „abgehärtet“.

Auf der anderen Seite gibt es genügend Anleger, die nur darauf warten, wieder einzusteigen. Ein solches Szenario aber spricht nicht dafür, dass wir in den kommenden Monaten eine stärkere Korrektur erleiden müssen. Der Aktienmarkt ist vielmehr gut abgesichert. Das Material ist in starken Händen und es warten genügend potenzielle Käufer auf Einstiegsmöglichkeiten.
Am Ende meines Vortrags ließ ich darüber abstimmen, wer der Anwesenden denn glaube, ob der Dax dieses Jahr die Marke von 4000 Punkten sieht. Das Ergebnis hat selbst mich überrascht: Nur etwa 5 Prozent des Publikums war der Meinung, dass dem so sei. 95 Prozent dagegen glaubten NICHT, dass wir auf 4000 steigen. Das nenne ich bearishes (negatives) Sentiment! Fazit: Grünes Licht für steigende Börsen!


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Alt 06-11-2003, 03:09   #2
Starlight
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25 Prozent für alle!
Von Michael Mross
Politiker aller Couleur im Verein mit drogenabhängigen Besserwissern labern sich derzeit durch die Talkshows. Unterdessen harrt Deutschland immer noch einer tiefgreifenden Reform. Dabei ist das Rezept einfach: Leistung und Arbeit muss sich wieder lohnen!

Doch beides wird derzeit bestraft. In einer Berliner Zeitung konnte ich jüngst lesen: „Tellerwäscher auf der Flucht gefasst“ – so der Titel der Schlagzeile. So weit ist es also schon: da wollte jemand arbeiten, hatte aber keine Erlaubnis dazu und wurde gejagt wie ein Schwerverbrecher. Erfolgsmeldung der Polizei: Nach einer wilden Verfolgungsjagd wurde man des Tellerwäschers habhaft, der sich aber der Festnahme mit einer wilden Schlägerei widersetze. Armes Deutschland.

Wirkliche Veränderungen kommen nur schwer in Gang. Niemand traut sich. Doch wir brauchen einen Befreiungsschlag.

Mein Vorschlag: 25 Prozent Steuern für alle mit einem Einkommen über 10.000 Euro. Die Steuererklärung muss auf eine Postkarte passen! Streichung aller Subventionen. Funktioniert nicht? Funktioniert doch! Schon Nobelpreisträger Milton Friedman fand heraus, dass der optimale Steuersatz bei 23 Prozent liegt. Alles darüber veranlasst die „Steuersubjekte“ nur zu Trickserei, Verweigerungsverhalten, Abwanderung.

25 Prozent für alle! Und die Leute würden wieder arbeiten! Unternehmer würden wieder Fabriken in Deutschland bauen. Jeder Einzelne würde wieder merken: wenn ich was tue, dann bleibt auch etwas übrig in meinem Geldbeutel.
Ein geringerer Steuersatz bringt am Ende mehr Geld in die Staatskasse. Diese Rechnung geht auf! Zwischenfinanzierung mit Schulden, wenn es nicht anders geht.

Zum Dax:
Wir werden hoffentlich bald eine einschneidende Reform bekommen. Darauf spekuliere ich. Und deshalb bin ich auch weiter optimistisch für den Dax. Wenn der Befreiungsschlag gelingt, gehen wir schneller auf 10.000 Punkte als manch einer denkt. Doch jetzt geht es erst einmal um die Marke von 4.000!

Zur Verwunderung der meisten Experten wackelt das deutsche Börsenbarometer von einem Jahreshöchststand zum anderen. Ich prognostizierte schon vor Monaten, dass wir in diesem Jahr die Marke von 4.000 sehen. Daran halte ich weiterhin fest, obwohl das Tempo der Aufwärtsbewegung ein wenig beängstigend ist.

Dennoch: die Vorweihnachtsrallye ist im vollen Gang. Ich hoffe, Sie sind mit von der Partie! Lassen Sie sich von zwischenzeitlichen Rückschlägen nicht entmutigen. Es gibt noch genügend Börsianer, die mit kummerumflorten Blick und leerem Depot der Rallye hinterher schauen. Diese werden dann wohl ab 4.000 in den Markt einsteigen.

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Alt 29-12-2003, 10:40   #3
Starlight
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Michael Mross: „Ich bin ausgesprochen optimistisch“
Michael Mross – Weltenbummler, Börsenguru, Buchautor und TV-Moderator – blickt gern mit gewissem Abstand auf die Dinge. Wir sprachen mit dem Berufoptimisten über die Welt der Börsen und Finanzen.

Instock:
Sie sind gerade nicht in Europa. Wo verbringt Michael Mross die trübe Jahreszeit?
Mross:
Ich halte mich gerade in Südafrika auf und erfreue mich hier des Lebens. Ich bin am Kap der guten Hoffnung, um ein bisschen Optimismus zu tanken.

Instock:
Kann man derzeit in Südafrika Optimismus tanken oder liegt es eher an der Sonne?
Mross:
Die Sonne ist gerade in der europäischen Winterzeit extrem stark. Optimismus tanken kann man, weil Südafrika in bestimmter Hinsicht ein sehr beispielhaftes Land ist - mit Vorbildfunktion für ganz Afrika.. Das Land hat unter anderen keine Staatsschulden. Hier werden Überschüsse erwirtschaftet, was man z.B. von Deutschland nicht sagen kann...

Instock:
Wie stellt sich Deutschland aus so großer Entfernung überhaupt dar?
Mross:
Ich habe das Gefühl, dass sich in Deutschland zwar etwas in Bewegung gekommen ist, aber es passiert nicht genug und viel zu langsam. Wir müssen darauf achten, dass Deutschland im Weltkonzert den Anschluss nicht verpasst. Die anderen Länder sind ja auch nicht gerade träge und viel innovativer. Das gilt vor allem für Asien, aber auch beispielsweise für Südafrika. Hier sind manche Gesetze im Hinblick auf die Deregulierung am Arbeitsmarkt sehr viel besser als in Europa.

Instock:
Mit Ihrer Markteinschätzung, der Dax wird zum Jahresende bei 4.000 Punkten stehen, gelingt Ihnen wahrscheinlich fast eine Punktlandung. War die Entwicklung in Deutschland über das Jahr gesehen so wie erwartet oder gab es Dinge, mit denen Sie nicht gerechnet haben?
Mross:
Eine Punktlandung war es ja noch nicht, noch haben wir die 4.000 nicht gesehen. Ich gehe aber durchaus davon aus, dass wir in den letzten Handelstagen dieses Jahres die 4.000 noch in Angriff nehmen. Die Situation ist ja so, dass die meisten institutionellen Investoren und die meisten Banken nicht richtig investiert sind. Die haben immer noch einen gewissen Nachholbedarf, den sie allerdings in den letzten Tagen des Jahres auch nicht unbedingt ausfüllen werden. Ich gehe davon aus, dass die nächsten Tage an der Börse ruhig verlaufen. Die Banken haben ihre Portfolios schon geschlossen. Zum 2. Januar startet dann die nächste Stufe der Rakete.

Instock:
Das klingt so, als ob Sie im Gegensatz zu vielen Marktbeobachtern für das kommende Jahr recht optimistisch sind?
Mross:
Ich bin ausgesprochen optimistisch, gerade was das erste Quartal betrifft. Ich hatte zunächst das Gefühl, dass die Aktienquote bei vielen professionellen Investoren relativ hoch gefahren wurde. Das täuschte allerdings. Im Gegenteil, man hat zum Jahresende Positionen glatt gestellt, weil man in den Büchern nicht das Risiko eingehen wollte, dass der Markt vielleicht doch noch mal fällt. Dann hätte man womöglich noch irgendwelche Verluste ausweisen müssen. Das machen übrigens viele Banken und große institutionellen Häuser. Die wollen sich zum Jahresende nicht mehr aus dem Fenster lehnen mit irgendwelchen Investitionen. Diese halten damit allerdings auch das Pulver trocken für das nächste Quartal. Das höre ich unisono von vielen Banken, dass man Gewehr bei Fuß steht, um im nächsten Jahr voll einzusteigen oder zumindest die Aktienquote zu erhöhen. Das lässt mich zu der Annahme gelangen, dass wir durchaus im ersten Quartal 2004 einen Dax-Stand in Richtung 4.400, 4.500 erwarten können.

Instock:
Werden wir dieses Niveau auf Jahressicht halten können?
Mross:
Langfristige Prognosen sind immer schwierig. Wir wissen, dass wir es mit einer ganzen Reihe von Unwägbarkeiten zu tun haben. Die Angst vor terroristischen Anschlägen ist nach wie vor sehr groß. Allerdings glaube ich, dass die Akteure an den Aktienmärkten durchaus immun sind gegen schreckliche Anschläge, die da befürchtet werden. Mit ein bisschen Optimismus kann man ja auch sagen, dass wir so etwas wie den 11. September oder das, was vor wenigen Wochen in der Türkei geschah, nicht mehr sehen werden. Ausschließen kann man es allerdings auch nicht. Ich halte die Rückwirkungen auf die Märkte für eher begrenzt, es sei denn, es passiert wirklich etwas ganz Schreckliches. Man muss aber nicht immer von den schlimmsten Dingen ausgehen. Man sollte ruhig der pessimistischen Grundstimmung in Sachen Terror und Politik etwas Optimismus entgegensetzen. Ein weiterer Punkt ist die Infektionskrankheit SARS. Sollte sich eine zweite SARS-Welle ergeben, dann könnte ich mir vorstellen, dass die Aktien-Rallye nicht so ungebremst nach oben geht. Dann müssen wir mit großen Rückschlägen rechnen, denn Infektionskrankheiten sind ein unkalkulierbares Risiko. Ich persönlich halte eine mögliche neue SARS-Epidemie für wenig eindämmbar und kalkulierbar.

Instock:
Die Richtung geben noch immer die USA vor. Dort befindet man sich schon im Vorwahlkampf. In wieweit wird das den Markt beeinflussen?
Mross:
Der Dollar wird sich weiter abschwächen. Meine persönliche Prognose ist, dass der US-Dollar bis Ende Januar auf 1,30 zum Euro fällt. Das ist für die amerikanischen Börsen eher positiv. Abwertungsbörsen sind immer Börsen, die steigen. Insofern können wir von Amerika nichts Negatives erwarten. Zumindest was die Weiterentwicklung des Dow Jones und der Nasdaq angeht. Auf der anderen Seite muss ich auch sagen, und da stimme ich mit vielen Experten überein, dass die Börsen in den USA ein sehr hohes Bewertungsniveau erreicht haben. Egal aus welcher Perspektive man es nun betrachtet. Aber auch hier gilt, dass wir viele Pessimisten am Markt haben und letzten Endes ist die Höhe eines Börsenbarometers abhängig von Angebot und Nachfrage. Wenn wir eine hohe Short-Quote haben, wenn viele Leute Leerverkäufe machen oder viele Leute an der Rallye einfach nicht partizipiert haben, dann ist auch hier noch Luft nach oben. Hier könnte sogar das Unvorstellbare eintreten, dass wir im nächsten Jahr einen neuen historischen Rekord beim Dow Jones sehen.

Instock:
Das Wirtschaftswachstum der vergangenen Monate in den USA ist vorrangig den enormen Rüstungsausgaben geschuldet. Haben wir da eine Blase, die zu platzen droht?
Mross:
Was die Konjunkturdaten in den USA angeht, so bin ich eher skeptisch und zurückhaltend. Ich halte das statistische Datenmaterial, das wir aus Amerika bekommen, zwar nicht für gefälscht, aber doch für statistisch extrem verzerrt. In mancherlei Hinsicht gibt es einen sogenannten hedonistischen Ansatz, die Dingealso „geschönt“ zu sehen. Da werden Dinge als Wachstum eingerechnet, die in Europa niemals in die Statistik einfließen würden. Wir hatten ja gerade auf Quartalsebene das größte Wirtschaftswachstum seit 19 Jahren. Da kann ich nur ungläubig lächeln. So super sieht es in den USA auch nicht aus. Was man aber bei den USA sagen muss, sie haben nach wie vor das größte Anpassungspotential.
Die Wirtschaft hat die größte Fähigkeit, mit Krisen und Problemen fertig zu werden. In konjunkturellen Krisenzeiten besitzen die USA die viel größere Fähigkeit, sich wieder wieder emporzuarbeiten, als beispielsweise Japan oder Europa. Noch schlimmer steht es dabei um Deutschland, wo wir an unseren strukturellen Problemen mehr oder weniger zu ersticken drohen. Das kleine Steuerreförmchen im nächsten Jahr ist weniger als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Instock:
In den USA hat man 2003 das Platzen der Immobilenblase befürchtet. Ist der große Knall nur verschoben?
Mross:
Ja. Die Natur jeder Blase ist, dass sie irgendwann platzt. Das haben wir an den Aktienmärkten gesehen und das wird auch an den Immobilienmärkten passieren. Die Frage ist nur wann. Ich sehe im Moment keinen Hinweis, dass wir ein Platzen der Immobilienblase kurz- oder mittelfristig befürchten müssen. In Amerika gibt es starke Kräfte in der Notenbank aber auch in der Politik, die gerade wollen, dass sich die Leute reich fühlen. Es ist gewollt, dass die Immobilienbesitzer Wertsteigerungen empfinden, damit die Konjunktur läuft. Fazit: Alan Greenspan wird die Zinsen weiter unten lassen, denn nur ein Ansteigen der Zinsen wird zum Platzen der Immobilienblase führen. Allerdings geht das auch nicht unendlich so weiter. Von daher droht ganz hinten am Horizont eine gewisse Gefahr.

Instock:
Wird die EZB in absehbarer Zeit an der Zinsschraube drehen?
Mross:
Die EZB wird nicht an der Zinsschraube drehen, zumindest nicht nach oben. Wir haben sogar die Möglichkeit, dass die Zinsen weiter sinken. Mit dieser Ansicht stehe ich wahrscheinlich allein auf weiter Flur, aber ich fühle mich sehr wohl mit dieser Position. Ich postuliere eine Zinssenkung der EZB im nächsten Jahr. Ich gehe aber davon aus, dass 99 Prozent der Experten genau das Gegenteil meinen. Die Terminmärkte signalisieren sogar zwei bis drei Zinssteigerungen im kommenden Jahr von bis zu 75 Basispunkten. Dazu kann ich nur sagen, alles Quatsch. Die Konjunktur in Europa, besonders in Deutschland, läuft nicht auf Hochtouren. Sie läuft sehr, sehr langsam. Wir werden keine Preissteigerungsraten haben, die die EZB dazu veranlassen könnten, an der Zinsschraube zu drehen. Wir werden durch den weiter fallenden Dollar – hier sehe ich zur Mitte des Jahres ein Verhältnis von 1,50 Euro zum Dollar – einen enormen Preisdruck bekommen. Das heißt, alle Importpreise werden nach untern gehen. Die Energiepreise werden entsprechend fallen, so dass wir durchaus zumindest gleichbleibende Zinsen im Euroraum erwarten können. Mit ein bisschen Zuversicht sogar eine Zinssenkung. Vergessen dürfen wir auch nicht, dass im Moment ein Franzose das Ruder in der EZB in der Hand hält. Der Franzose neigt, wie wir aus der Geschichte wissen, eher dazu, die Zinsen zu senken, als sie zu erhöhen.

Instock:
Alle Welt spricht davon, dass es in Japan aufwärts geht. Sehen Sie das ähnlich?
Mross:
Japan war gerade in diesem Jahr (2003) bei vielen institutionellen Investoren sehr bevorzugt, was den Aktienmarkt angeht. Ich stehe Japan eher neutral gegenüber. Ich werde Japan im März erneut bereisen, um das Land wieder persönlich in Augenschein zu nehmen. Die Probleme dort sind denen in Deutschland ähnlich. Wir haben sehr starke strukturelle Problem in Japan. Insbesondere alte Traditionen, die sich bis in den letzten Winkel der Wirtschaft durchgesetzt haben und immer noch überall vorhanden sind, verhindern, dass wir dort schnelle Reformen bekommen. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass Japan sehr stark unter China leidet. All das, wofür Japan in den achtziger Jahren stand – billige Kassettenrekorder, Fernseher oder Computer – ist abgewandert in den chinesischen Raum. Wenn man sehen will, welche Region hier das Sagen hat, muss man nach Schanghai fahren und sich die Stadt ansehen. Man sieht schon an der Skyline, wo es aufwärts geht. Ich denke, wir brauchen in Japan viel, viel mehr Zeit, damit sich das Land wieder erholen kann.

Instock:
Sie halten sich häufiger in Afrika auf. Wann wird der Kontinent in der Weltwirtschaft überhaupt wieder eine Rolle spielen?
Mross:
Die einzelnen afrikanischen Staaten tun sich sehr, sehr schwer. Das liegt zum Teil an der Mentalität der einzelnen Menschen hier. Die gehen zum Teil ganz anders an das Leben heran. Vetternwirtschaft, Tyrannei und Korruption prägen die Politik. Einziger Lichtblick auf dem schwarzen Kontinent ist Südafrika. Doch schon in der Nachbarschaft, z.B. in Zimbabwe, stürzt ein amoklaufender Diktator das Volk in Hunger und Elend. Ich gehe davon aus, dass Afrika auch in den nächsten Jahren noch mehr oder weniger große Schwierigkeiten haben wird. Wir haben in Afrika noch zusätzlich eine extreme Bedrohung durch HIV. Es gibt Länder, in denen 50 Prozent der Bevölkerung HIV-infiziert sind, wie zum Beispiel im Kongo. Woanders sieht es auch nicht viel besser aus. In Südafrika sind etwa 25 – 30 Prozent der männlichen Bevölkerung HIV-infiziert, bzw. AIDS-krank. Das führt vor allem in den ärmeren Gegenden hier um Kapstadt – in den Townships – zu verheerenden Situationen. Die südafrikanische Armee ist ebenso von der Auszehrung bedroht wie große Teile der arbeitenden Bevölkerung, was hierzulande schon zu ernsten Problemen in der Produktion führt. Ein Ende des Dramas ist nicht in Sicht. Es gibt überhaupt kein Bewusstsein dafür, was HIV und Aids bedeutet. Es gibt auch kaum Vorsorge, um diese Krankheit zu verhindern. Das sind uralte Strukturen und Traditionen, die hier nachwirken. Beispielsweise gehen die meisten Menschen davon aus, dass HIV eine Strafe Gottes ist und dass irgendwelche Vorfahren eine böse Tat begangen haben, und sie jetzt dafür büßen müssen. Man tut sich insgesamt sehr schwer damit, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Das wird aus meiner Sicht Afrika in den nächsten Jahren noch kräftig erschüttern und die Bevölkerung erheblich dezimieren.

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Alt 29-12-2003, 14:37   #4
Stefano
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hola,

na da lag mrossilein beinahne gold richtig
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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Alt 30-06-2004, 08:38   #5
Starlight
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Aufschwung oder Crash?
++ Globale Umverteilung ++

Von Michael Mross


Seit Wochen mäandert der Dax um 4.000 Punkte. Voller Spannung blicken die Börsianer auf die Zinsentscheidung von Alan Greenspan. Es sieht nun ganz danach aus, also ob der amerikanische Geldgott die Zinsen am 30. Juni anheben wird. Doch davon geht die Welt nicht unter. Dies ist nur ein technischer Akt, weil die Zinsen in den USA zu niedrig sind und wieder etwas mehr Pulver trocken gehalten werden muß. Inflationsgefahren sehe ich gleichwohl nicht – obwohl Experten derzeit die Gefahren unkontrollierten Preisauftriebs beschwören.

Doch die Inflation ist tot! Insbesondere in Europa. Deshalb gehe ich davon aus, dass die EZB noch lange Zeit die Zinsen dort halten wird, wo sie jetzt sind: unten. Und das ist gut so – für die Börsen. In den USA ist das Zinserhöhungspotential begrenzt. Greenspan wird das zarte Pflänzchen des Aufschwungs nicht durch übertriebenen Aktionismus an der Zinsfront zerstören. Zumal der Konjunkturaufschwung bisher nur statistisch hingetrickst wurde. Im Alltag ist er bisher kaum zu spüren.

Wir befinden uns in einer globalen Umverteilungsphase historischer Dimension. Die Länder der sogenannten ersten Welt werden zwangsläufig ärmer – und die anderen reicher! Auf der Verliererliste stehen wir, Deutschland. Europa, aber auch die USA, sind betroffen. Schon in 20 Jahren werden Wohnungen und Häuser besonders in ländlichen Gegenden wertlos. Ja – Sie haben richtig gelesen. Deutschland wird ärmer. Das hat viele Gründe. Der wichtigste ist noch nicht einmal die mangelnde Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft, sondern die Vergreisung des Landes. Politiker sehen dieser feststehenden Tatsache – wie immer – tatenlos zu und streuen den Wählern Sand in die Augen. (Also, besser die Bausparhütte verkaufen, bevor man nichts mehr dafür kriegt. Die Kinder sind eh aus dem Haus...) Jedenfalls: In dieser Situation von Inflationsgefahren zu reden, wäre etwas weltfremd. Die Deflation ist und bleibt die größte Gefahr in den Industrieländern. Und diese Gefahr sieht auch Alan Greenspan, der in einem letzten Akt versuchte, das Ruder noch herumzureißen. Doch der Zug ist schon abgefahren. Es wird eine kurzzeitige Linderung geben, aber das Endresultat steht schon fest. Doch kommen wir zurück zur Gegenwart, in der wieder das Inflationsgespenst die Experten verschreckt.

Ich gehe davon aus, dass die Börsenwelt nach dem 30. Juni zunächst aufatmen wird. Ich tippe auf eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte in den USA. Dann ist erst einmal Ruhe für dieses Jahr. Und das könnte der entscheidende Startschuß für eine Rallye an den Aktienmärkten sein.

Es war also Irrglaube zu meinen, dass man weit unterhalb von 4.000 im Dax ein paar billige Schnäppchen fischen konnte. Derzeit sieht es nicht danach aus, als wenn der Markt vor einem Einbruch steht. Selbst gegen Terror scheinen die Börsen derzeit immun. Und vergessen Sie nicht: Auch wenn die Medien derzeit sehr negativ rund um das Geschehen im Irak berichten – hier könnte es dennoch eine positive Wendung in Richtung Frieden und Entspannung geben. Jedenfalls die Hoffnung nicht aufgeben! Die Welt hat schon Schlimmeres gesehen und sich davon wieder erholt.

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Alt 12-08-2004, 15:01   #6
OMI
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Diesmal lag er ordentlich daneben.....

Zitat:
Es war also Irrglaube zu meinen, dass man weit unterhalb von 4.000 im Dax ein paar billige Schnäppchen fischen konnte. Derzeit sieht es nicht danach aus, als wenn der Markt vor einem Einbruch steht. .
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Schöne Grüße
OMI
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Alt 08-09-2004, 07:23   #7
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Michael Mross: "Was die Börse braucht, ist frisches Geld"



Michael Mross, in den vergangenen Jahren in Sachen Börse als Weltreisender unterwegs, ist zumindest vor den Kameras von N24 und CNBC wieder seßhaft geworden. Wir sprachen mit dem Experten in Berlin.

Instock:
Im April haben Sie einen Dax-Stand von mehr als 4.000 Punkten und das Sinken der Ölpreise unter die damals aktuellen 40 Euro je Barrel vorausgesagt. Sie waren sich auch sicher, daß der US-Notenbank-Chef Alan Greenspan nicht an der Zinsschraube drehen wird. Was ist passiert, daß alles anders gekommen ist?
Mross:
Was nicht ist, kann ja noch werden. Der Ölpreis hat eine einmalige spekulative Blase produziert, die sicherlich gerade in diesen Tagen wieder platzt. Das hat die Aktienmärkte extrem negativ beunruhigt. Aber wir sehen einen Rückgang der Ölpreise und sollten dadurch eventuell eine Entspannung an den Aktienmärkten bekommen.

Instock:
Sind Sie noch optimistisch, daß der Dax bis zum Jahresende die 4.000er-Marke deutlich überschreitet?
Mross:
Man sollte den Optimismus nie aufgeben. Auf der anderen Seite sieht die Situation im Moment etwas schwierig aus: Die Daten sind gut, doch die Stimmung ist schlecht. Kommen wir zu den Fundamentaldaten: Es ist so, daß die Unternehmen positive – meistens besser als erwarte – Ergebnisse vorlegen. Doch trotzdem fallen die Aktienkurse der betreffenden Unternehmen. Sell on good news – das ist ein sehr schlechtes Omen. Über den Ölpreis sprachen wir schon und wir haben niedrige Zinsen, die ebenfalls die Situation an den Börsen stimulieren sollte. Dies insbesondere in Euro-Land. Aber die Börsianer kaufen nicht. Das heißt, die Stimmung ist furchtbar eingetrübt, sie ist eigentlich extrem negativ. Die Umsätze an den Börsen sind gering. Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal so geringe Umsätze gesehen haben. In den USA haben wir ein ähnliches Bild. Im Sommer waren dort die Umsätze auf Jahrestief. Das zeigt, daß das Interesse für die Börse zumindest zur Zeit erloschen ist. Was die Börse braucht, ist frisches Geld. Doch kaum jemand ist bereit, derzeit zu investieren. Hinzu kommt, dass der September traditionell der schlechteste Börsenmonat ist. Der Dax verlor in den letzten 40 Jahren im September durchschnittlich 2,6%.

Instock:
Warum?
Mross:
Über die Motivation, warum Menschen keine Aktien kaufen, kann ich nichts sagen. Das sind Phasen, die es auch in der Vergangenheit gab. Es hat aber sicherlich auch mit der Einstellung zur privaten Zukunftserwartung zu tun. Wir haben zum Beispiel Einzelhandelsumsätze in Deutschland gesehen, die ständig zurückgehen. Wenn die Leute aber nicht einmal mehr ins Kaufhaus gehen, weil sie Angst vor der Zukunft haben, warum sollten sie dann Aktien kaufen?

Instock:
Das träfe für Deutschland zu. International, auch in Euro-Land, sieht es ja besser aus. Da gibt es kein Hartz IV, keine Gesundheitsreform und keine Regierung á la Schröder und doch sieht es an den Börsen auch nicht rosig aus.
Mross:
Wir haben tendenziell in der ganzen Welt – ich bereise sie immer wieder neu – ein ähnliches Phänomen. Auch in Amerika, wo ja angeblich das größte Wachstum seit 20 Jahren im ersten Quartal gelaufen ist, ist die Situation eher angespannt. Dort sind die Menschen an einem Punkt angelangt, wo sie nach wie vor kein Geld haben und vollkommen überschuldet sind. Wir haben verschiedene Gründe, warum die Menschen nicht an die Börse gehen. Der Hauptgrund ist, daß sie alle kein Geld mehr haben und offensichtlich auch in den vergangenen Jahren enttäuscht worden sind von der Entwicklung an den Börsen. Aktuell denken sie einfach nicht daran, Geld in Aktien zu investieren. Das ist ein Hauptgrund, warum die Börse nicht steigt, obwohl die Fundamentaldaten eigentlich gut sind. Es ist die klassische Konstellation, die Kostolany einmal formuliert hat: Er meinte, die Börse kann nur steigen, wenn mehr Idioten als Papiere da sind. Im Moment sind mehr Papiere als Idioten da.

Instock:
Das heißt im Umkehrschluß aber nicht, daß die Leute alle klüger geworden sind?
Mross:
Ich glaube nicht, daß der durchschnittliche Intelligenzquotient der Weltbevölkerung zugenommen hat. Das Gegenteil ist der Fall. Wir haben mit sehr, sehr vielen Dingen zu kämpfen. Gerade hier in Deutschland werden notwendige Reformen nicht richtig oder nur halbherzig angepackt. Die mangelnde Bereitschaft zur Erneuerung dürfte den Aktienmärkten große Probleme auch in der Zukunft bereiten. Wir stellen fest, daß beispielsweise in der Fondsbranche in den USA Mittelrückflüsse zu verzeichnen sind. Das heiß nichts anderes, als daß die Leute ihr Geld zum Teil aus der Börse abziehen. Das ist eine Tendenz, die den kommunizierenden Röhren der Börsen nicht gut tun. Die Börsen sind letztendlich wie kommunizierende Röhren. Man erhöht irgendwo den Wasserdruck und in allen Röhren steigt es dann ein bißchen. Im Moment ist es genau umgekehrt. Der Wasserdruck wird abgelassen und deshalb haben wir nachgebende Aktienmärkte.

Instock:
Das ist sicherlich schlecht für alle, die mit und an der Börse ihr Geld verdienen. Wie schlecht ist eine solche Situation eigentlich für die Volkswirtschaften?
Mross:
Wir dürfen nicht vergessen, dass Börsen auch immer ein Indikator für zukünftig erwartete wirtschaftliche Tendenzen sind. Aus dieser Perspektive sieht es eher negativ aus – für nächstes Jahr. Es mehren Anzeichen, dass sich die Konjunktur wieder eintrübt. Indikator hier der Rentenmarkt. Er strebt wieder alten Höchstständen zu.
Im Dax werden viele Werte unter Buchwert gehandelt werden. Man muß sich nur eine Lufthansa, eine Allianz, eine Münchener Rück, eine TUI ansehen. Das sind Perlen im Dax, die unterhalb ihres Buchwertes gehandelt werden. Teilweise sind die Marktkapitalisierungen auf extrem niedrige Werte zusammengeschrumpft. Beispielsweise kostet TUI nur noch 2,5 Milliarden Euro. Wer das nötige Kleingeld hat, kann hier ein ganzes Reiseunternehmen kaufen, das allein von den Immobilien, von den Guthaben, von den Gegenständen her mindestens 16 Euro je Aktie Wert wäre. Die ähnliche Situation haben wir bei VW und bei der Lufthansa. Es gibt Börsenphasen, in denen solche Untertreibungen stattfinden. Ich kann nicht ausschließen, daß diese Untertreibung tatsächlich noch länger bestehen bleibt. Festzuhalten bleibt allerdings, daß die Leute keine Lust haben, an die Börse zu gehen und Aktien zu kaufen. Das sehen wir im Übrigen auch an den kleineren Werten, wie etwa Mobilcom oder Freenet. Es gibt überhaupt keinen Grund, warum diese Aktien so zertrümmert wurden. Es handelt sich bei beiden um zwei fundamental hervorragend dastehende Unternehmen und trotzdem geht die Luft raus. Es ist eben im Moment kein Geld da. Die Leute verabschieden sich von der Börse. Das ist das Problem, was wir weltweit haben.

Instock:
Sie stehen bei N24 wieder vor der Kamera. Wovon redet man in einer solchen Situation als Börsenfachmann überhaupt?
Mross:
Ich bin ja nicht nur bei N24, sondern auch bei CNBC. Hier berichten wir für Europa, Afrika, den Nahen und Mittleren Osten über die Deutsche Börse. Der Gesprächstoff geht uns nicht aus. Beklagt werden allgemein die schwachen Umsätze an den Börsen. Andererseits generiert jeder Tag neue Themen, über die man sprechen kann. Beispielsweise über die Tatsache, daß gute Ergebnisse den Aktienkursen nicht auf die Sprünge helfen. Wir hatten gerade die Bayer-Zahlen. Die waren hervorragend. Was passiert? Die Aktie verliert am Tag der Bekanntgabe 2 Prozent. Das ist ein sehr negatives psychologisches Zeichen für den Markt, für die Aktien.

Instock:
Wagen Sie eine Prognose, wie lange diese depressive Phase an den Börsen anhält?
Mross:
Wir brauchen wieder eine gewisse Euphorie und zwar eine Euphorie, die auf der Straße beginnt. Das heißt, die Menschen müssen wieder guter Stimmung sein, sie müssen wieder in die Kaufhäuser gehen und sie dürfen vor allem keine Zukunftsangst mehr haben. Wenn ich Angst um meinen Arbeitsplatz habe, wenn ich nicht weiß, wie es beruflich weitergeht, dann werde ich wahrscheinlich alles tun, nur nicht an der Börse Aktien kaufen. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, daß wieder eine positive Stimmung aufkommt. Die sehe ich im Moment nicht. Ich sehe, daß die Börse eigentlich nur von professionellen Händlern hin- und hergetrieben wird. Ich kann jetzt keine Prognose abgeben, wann sich diese Situation ändern wird. Aber ich denke, sie wird sich irgendwann ändern. Spätestens dann, wenn es wirklich nachhaltig mit der Konjunktur nach oben geht. Aber auch hier gibt es erste Zweifel, ob die Euphorie, die wir im Hinblick auf die konjunkturelle Entwicklung hatten, nicht doch etwas zu hoffnungsvoll war. Es mehren sich jedenfalls die Zeichen, daß der Konjunkturmotor in Amerika, aber auch in Europa, doch nicht so rund läuft, wie wir das bisher immer gedacht haben.

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