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Alt 02-08-2011, 12:22   #31
Tester32
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Die verknappenden Ressourcen spielen m.E. keine große Rolle. Dann wird halt mehr recycelt. In D. wird gerade mal ca. 61% des Hausmülls getrennt, in anderen Ländern zum Teil gar nichts, die Ressourcen liegen rum auf der Straße. Dabei sind das Rohstoffquellen ohne Ende. Der Slogan meiner Gemeinde lautet: „Es gibt keinen Müll, es gibt nur Rohstoffe!“ Man kann im Prinzip fast alles recyceln oder aus nachwachbaren Stoffen produzieren. Selbst meine Klamotten und Schuhe (eigentlich fast ausschließlich aus nachwachbarem Leder, Gummi, Baumwolle und Wolle) werden mittlerweile nicht mehr weggeworfen, sondern gehen weiter nach Afrika. Das hat System. Ach ja, und Chips waren schon immer nur ein Mischung aus Sand, Plastik und Gehirnschmalz. Der letztere ist zwar der teuerste, aber auch nachwachsend.

Faschismus. Ich vermute Mal, dass die USA dagegen nicht so immun sind, wie die Deutschen. Man muss dazu aber sagen, dass Faschismus m.E. immer eine Ideologie eines starken Staates verfolgt. Der die Gesellschaft und Wirtschaft ideologisch und mit Staatsgewalt kontrolliert.
In der Sozionik sind solche Ideen (Stärke + Ideologie) der 2en Quadra zuzuorgnen. Die Dezentralisierungs- und Steuern-Auf-Null-Ideen der Tea Party passen aber zu einem starken Staat rein gar nicht. Es ist eine Ideemischung aus dem Individualismus der 3en Quadra und der wirtschaftsorientierten und „klanbasierten“ Regionalpolitik der 4en Quadra. Mit Null Steuern und einer wirtschaftlichen Dezentralisierung kann man nämlich keinen starken Staat aufbauen, das widerspricht sich prinzipiell. Deswegen glaube ich nicht, dass die Amerikaner in den Faschismus abgleiten werden. Zumindest mit diesen Ideen kommen sie dorthin nicht, sie kommen höchstens in einen schwachen und maroden Staat, wie Russland vor Putin.
Zitat:
Zitat von simplify Beitrag anzeigen
sowas kann es bei uns nicht geben, der deutsche sucht den staat
Bingo! Der Amerikaner aber nicht.
Tester32 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13-08-2011, 16:56   #32
Benjamin
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Ist das hier in Deutschland wirklich anders bzw. gibt es nicht auch diese Tendenz, wenn man sich zum Beispiel eine Stadt wie Hamburg anguckt, in der sich die Reichen in bestimmten Vierteln aufhalten, während andere zusehends verarmen und auch verfallen?

Gesine Schwan: Ja, die Tendenz gibt es ganz eindeutig. Es gibt überhaupt eine Tendenz zur sozialen Trennung der einzelnen Gruppen voneinander. Die Wand hochziehen zwischen der eigenen Gruppe und der anderen Gruppe ist immer eine Quelle für Gewalt. Denn dann entstehen Missverständnisse, dann entstehen Fehlwahrnehmungen, dann entsteht Neid und Rücksichtslosigkeit. Darüber hinaus ist es in Deutschland in meiner Sicht in den letzten 20, 30 Jahren weitgehend verdrängt worden, dass wir alle als Bürger eine gemeinsame Verantwortung haben, aber die gemeinsame Verantwortung für unsere Gesellschaft, die ist sehr stark verloren gegangen und das ist gefährlich.
[...]
Gleichwohl ist ja das Dilemma oder die Tragik geradezu, dass solange es noch nicht ganz brisant ist, viele denken, wir brauchen nicht zu handeln und erst wenn es wirklich so überkocht, dann ist es meistens schon fast zu spät oder ziemlich spät. Dann sind Maßnahmen nicht mehr sehr schnell möglich und deswegen bin ich sehr betrübt darüber, dass in Deutschland, wo es noch nicht soweit ist, aber wo die Gefahr besteht, so viele sich taub stellen.

NDR Info: Aber was soll man tun? Einfach die Steuern erhöhen und umverteilen? Das kann es doch auch nicht sein.

Gesine Schwan: Das ist auch hier so einfach nicht gemeint. Aber es geht ja auch nicht um einfach umverteilen, es geht darum und das ist der wichtigste soziale Schritt, jetzt allen Kindern eine gleiche Chance auf Bildung und damit auf Selbstbestimmung zu geben. Allen Kindern.

Quelle: http://www.ndr.de/info/programm/send...schwan177.html

###########################
[...] Schon seit Jahrzehnten zeichnet sich ab, dass die ökonomische Entwicklung in Großbritannien nicht gleichmäßig erfolgt. Der Wohlstand, so fern er überhaupt besteht, kommt nur gewissen und ohnehin wohl gestellten Kreisen zugute. Diese Polarisierung hat sich verschärft. Insofern ist es "interessant", dass es so lange gedauert hat, bis wir derartige Ausschreitungen haben zur Kenntnis nehmen müssen.

Langfristig kann sich eine Gesellschaft nicht halten, die einen so großen Abstand zwischen den ganz Reichen und den ganz Armen erlaubt. Zumindest nicht, wenn es sich um eine entwickelte Industriegesellschaft handelt, in der es einen regen Informationsaustausch gibt. Die Reichen und die Armen wohnen nebeneinander, und alle haben heutzutage einen Fernseher.

[...] wir müssen die Entwicklung seit Thatcher berücksichtigen. Thatcher hat schließlich gesagt, es gebe keine Gesellschaft. Und wenn es keine Gesellschaft gibt, dann gibt es auch keine gesellschaftliche Verantwortung.
[...]
tagesschau.de: Kann mehr politische Teilhabe und Bildung solche Gewaltausbrüche verhindern?

Geuss: Ich bin da relativ altmodisch. Man kann palliativ (Anmerkung der Red.: palliativ = die Symptome bekämpfend) Polizeikräfte einsetzen, man kann palliativ Jugendzentren gründen, man kann palliativ dies und das tun. Das verändert weder die ökonomische Grundstruktur noch das Klassenverhältnis. Die Armen hierzulande haben so gut wie keine Chance. Politische Beteiligung scheint mir eine Sackgasse zu sein. Die bringt niemandem einen Arbeitsplatz.

tagesschau.de: Welche Möglichkeiten hat die Politik dann noch zu handeln?

Geuss: Kurzfristig wird man die Unruhen mit polizeilichen Mitteln bekämpfen, und das wird letzten Endes erfolgreich sein. Langfristig hilft nur eine ganz andere Politik: eine Politik der Umverteilung, der gerechten Organisation von ökonomischen Strukturen. Man müsste neue Kontrollmechanismen für die Finanzwelt einführen. Man müsste den Steuersatz erhöhen. Das alles aber steht zurzeit nicht auf der politischen Tagesordnung. Mir scheint fraglich, ob dazu überhaupt der politische Wille besteht. Im Grunde ist das System am Ende. Im Rahmen dieses ökonomischen Systems in Großbritannien ist keine Lösung möglich. Als allein stehendes Land außerhalb des Euro-Systems hat Großbritannien keine Zukunft, denn wir haben das Geld nicht, um die Probleme in den Griff zu bekommen.

(Raymond Geuss lehrt seit 1993 an der University of Cambridge, zuerst an der Fakultät für Sozial- und Politikwissenschaften, inzwischen an der für Philosophie. Er forschte unter anderem in Heidelberg, Princeton, Columbia und Berlin. Seine Streitschrift "Kritik der politischen Philosophie" diskutiert die Frage der Gerechtigkeit.)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/geuss100.html

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Das mit Thatcher konnte ich so gar nicht glauben und habe die Aussage recherchiert, hier die Fundstelle - von Maggy Thatcher:

In answer to a question about what has caused a deterioration in the nation's moral standards, she answered:

I think we've been through a period where too many people have been given to understand that if they have a problem, it's the government's job to cope with it. "I have a problem, I'll get a grant." "I'm homeless, the government must house me." They're casting their problem on society. And, you know, there is no such thing as society. There are individual men and women, and there are families. And no government can do anything except through people, and people must look to themselves first. It's our duty to look after ourselves and then, also to look after our neighbour. People have got the entitlements too much in mind, without the obligations. There's no such thing as entitlement, unless someone has first met an obligation.

Later, she added:

There is a living tapestry of men and women, and the beauty of that tapestry and the quality of our lives will depend on how much each of us is prepared to take responsibility for ourselves. And each of us, by our own efforts, is prepared to turn round and help those less fortunate.

Quelle: http://www.cooperativeindividualism....nsibility.html

...dann gibt es auch keine gesellschaftliche Verantwortung.
Und wenn es die nicht gibt, dann braucht es auch keine gesellschaftlichen Institutionen. Sie selbst schreibt in der o.g. Quelle "Parliament isn't the great institution of life. Churches are your great institutions, as are your great voluntary associations." Mir wird ganz schlecht! Und wenn es die staatlichen Institutionen und Parlamente kaum noch gibt (bzw. diese kaum noch Geld bekommen), dann gibt es das Traumland dieser Leute: Die Starken (und daher Mächtigen) können machen, was sie wollen, und der ganze Rest ist selber schuld, wenn er verhungert. Die Armen hätten sich eben besser anstrengen sollen, dann wären sie auch reich...so geschieht ihnen doch nur Gerechtigkeit, wenn sie verrecken. Gott ist nur mit den Tüchtigen!

Die Thatcher war offensichtlich - ohne es zu wissen - die Vorhut der heutigen Tea-Party-Bewegung in den USA. Sie war damals das, was heute diese Leute sind. Das Problem dieser Leute: Langfristig kann sich eine Gesellschaft nicht halten, die einen so großen Abstand zwischen den ganz Reichen und den ganz Armen erlaubt.
Ich stimme dem Professer völlig zu: Im Grunde ist das System am Ende. Im Rahmen dieses ökonomischen Systems in Großbritannien ist keine Lösung möglich.

Es wird einen Kollaps geben!
__________________
Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (13-08-2011 um 17:51 Uhr)
Benjamin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13-08-2011, 20:21   #33
Morillo
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Beiträge: 3.031
Die Tommy sind am Ende ... das ist so sicher - denn die haben bei den Kriegen mitgemischt als wären sie die USA. Hallo Das ist ein kleiner Inselstaat und war früher mal eine Kolonialmacht mehr nicht.
__________________
Atomstrom !!! NEIN DANKE
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Alt 14-08-2011, 10:13   #34
simplify
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Beiträge: 35.728
in iowa hat die bewerberin der tea-party frau bachmann mit grosser mehrheit eine erste wahl der reps gewonnen. der eigentliche favorit bekam eine ordentliche klatsche.

was die briten angeht, deren grösstes problem ist die verschuldung. nicht nur der staat ist verschuldet, da besteht kein unterschied zu anderen ländern, bei den briten ist die bevölkerung dank immo-crash bis über beide ohren verschuldet.
das problem wird sich wohl über einge ganze generation halten. für viele junge briten war es normal, nach dem immo-crash sich ihre altersversorgung vorzeitig auszahlen zu lassen. ich denke das wird sich einigen jahrzehnten rächen.

dazu natürlich die mentalität, an jedem krieg der irgendwo passiert dabei sein zu müssen. kriege kosten geld! wenn der sieger dann nicht mehr plündern kann, dann ist das für die staatsfinanzen ein problem.

aber wie benjamin schreibt, haben auch wir probleme, die im moment durch den für deutschland viel zu niedrigen euro zugekleistert werden.
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Der ideale Bürger: händefalten, köpfchensenken und immer an Frau Merkel denken
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