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Alt 27-01-2005, 19:24   #1
simplify
letzter welterklärer
 
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das who is who der weltwirtschaft tagt in davos

Davos schießt sich auf Amerika ein

Die Börse mag oft keinen weiten Horizont haben. Außer Corporate America, vertreten vor allem in New York, bestimmen hin und wieder vielleicht Nachrichten aus Washington das Gespräch auf dem Parkett. In seltenen Fällen blickt man nach Europa, und noch viel seltener in die Schweiz – einmal im Jahr allerdings doch.

Das Weltwirtschaftsforum im noblen Ski-Ort Davos lockt in dieser Woche wieder mehr als 2200 Führungskräfte aus Politik, Wirtschaft und Kultur, und ein großer Teil ist aus den USA angereist. Das mag allen recht sein, denn ein Tagesordnungspunkt scheint darin zu bestehen, vor allem dem Partner jenseits des Atlantiks wieder einmal die Leviten zu lesen – in freundlichstem Ton, versteht sich, schließlich handelt es sich um einen Gipfel außerhalb der üblichen diplomatischen Folge.

Doch bedarf es auch nicht immer eines G8-Gipfels, um die großen Probleme der Welt zu beraten. Der britische Premierminister Tony Blair und Frankreichs Präsident Jacques Chirac repräsentieren immerhin ein Viertel der Verbundstaaten, und sie schossen sich dieser Tage auf die USA ein – deren Präsident George W. Bush nicht in Davos weilt, in Washington aber vielleicht von seinem Stab über die Geschehnisse in der Schweiz doch informiert werden mag.

„Wenn Amerika will, dass sich der Rest der Welt seiner Agenda anschließt“, so Blair, „dann muss sich Amerika auch der Agenda der anderen Länder anschließen.“ Und das große Ziel der Industriestaaten müsse nach wie vor sein, jene „stillen Tsunamis“ zu bekämpfen, die das Wohl und Weh von Millionen Menschen in ärmeren Ländern bestimmen.

Die Flutwelle der Weihnachtstage dürfe letztlich nicht mehr sein als ein Aufhänger, um erneut auf die anderen Katastrophen aufmerksam zu machen: namentlich Hunger und Aids, Umweltverschmutzung und Klimaveränderung.

Wie weit Amerika für diese Probleme ein offenes Ohr hat, sei dahingestellt. Allzu begierig dürften Bush und Co. nicht sein, eine „globale Steuer“ von bis zu 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu zahlen, wie es Chirac gefordert hat. Schon beim Tsunami gab man sich mit ursprünglich bewilligten 35 Millionen Dollar extrem geizig. Angesichts eines riesigen Haushaltsdefizits, einer geplanten erneuten Aufstockung des Rüstungsetats und der völling ungeklärten Finanzierung einer von Bush vorangetriebenen Sozialversicherungsreform dürfte Uncle Sam auch in naher Zukunft nicht zu den großzügigsten Spendern gehören.

Zumal die in Davos wieder einmal angemahnte „Corporate Citizenship“ in den USA über die letzten Jahre ohnehin an Bedeutung verloren hat. Unter der Regierung Bush haben die meisten Unternehmen gerne davon profitiert, dass Umweltauflagen gelockert statt gestrafft wurden. Darüber hinaus wurden soziale Projekte zurückgefahren, darunter Gesundheitswesen wie Kultursponsoring.

Eine Umfrage von PriceWaterhouseCoopers malt die Situation nicht ganz so schwarz. Mehrheitlich seien sich CEOs ihrer globalen Aufgaben bewusst, heißt es aus Davos. Die größten Schwierigkeiten – und das radiert die Freude wieder aus – sieht man in der Umsetzung. Denn zahlreiche Unternehmen opfern nach wie vor ihre außerbetriebliche Verantwortung zugunsten der Gewinnmaximierung und höherer Gehälter im Management.

Zahlreiche Manager mit hohen Gehältern sind in Davos, wo sie auf zahlreiche globale Streiter treffen, darunter neben dem früheren US-Präsidenten Bill Clinton auch U2-Sänger Bono und die Chefs einiger afrikanischer Staaten. Für Gesprächsstoff ist also ausreichend gesorgt.

Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.
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