DVD vs. VHS
Wohin mit dem ollen Teil?
Die DVD drängt die VHS-Kassette mehr und mehr an den Rand. Die „letzte Klappe“ ist für den Videorekorder aber noch lange nicht gefallen: Experten sagen den Band-Geräten eine Überlebenszeit von noch mehreren Jahren voraus. Die Zahl der neu verkauften VHS-Rekorder wird aber immer mehr zurückgehen und die Zukunft vieler alter Geräte liegt in den Kinder- und Jugendzimmern.
In den bundesweit rund 4500 Videotheken besteht das Sortiment inzwischen vielfach zu 70 Prozent aus DVDs, sagt Ulrich Mahne vom Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland (IVD) in Düsseldorf. Im Direktverkauf an Verbraucher liegt der DVD-Anteil der so genannten Bild-/Tonträger sogar schon bei rund 80 Prozent, sagt Oliver Trettin, Vize-Geschäftsführer der Herstellervereinigung Bundesverband Video (BVV) in Hamburg.
Prinzipiell wird immer noch jeder Film, der nach seiner Zeit im Kino in die Wohnzimmer kommen soll, sowohl auf DVD als auch als VHS angeboten. Nur bei Neuauflagen von Filmklassikern werde inzwischen auf das Kassettenformat verzichtet, erklärt Mahne. Wenn ein Kunde in der Videothek den gewünschten Streifen dennoch nur als DVD vorfindet, so liegt das daran, dass ihn der Videothekar nicht anders eingekauft hat. „VHS-Kassetten werden oft nur an den Wochenenden ausgeliehen, und der Ertrag pro Kassette ist geringer als bei den DVDs“, erklärt Mahne den Grund für solche Entscheidungen eines Videotheken-Chefs.
Hauptsächlich als VHS-Kassette angeboten werden jedoch weiterhin viele Filme für Kinder. „Denn wenn die Eltern sich einen DVD-Player kaufen, wird das alte Gerät ja nicht weggeschmissen“, weiß Mahne. Häufig landen die VHS-Rekorder dann beim Nachwuchs. BVV-Manager Trettin bestätigt das - ein Indiz für diesen Trend sei auch, dass VHS-Kassetten inzwischen mehrheitlich von Frauen gekauft werden, während bei den DVDs stärker die Männer zugreifen. Die VHS-Kassette sei ein „Mitnahmeartikel“ im Supermarkt geworden.
Trettin gibt der VHS-Kassette noch „mindestens fünf Jahre“ Zeit. Und Jochen Wiesinger von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu) in Frankfurt rechnet sogar damit, „dass Videorekorder noch bis zu zehn Jahre lang gebaut werden“. Noch sei kein Hersteller aus der Produktion ausgestiegen, insgesamt seien mehr als 100 Videorekorder-Modelle auf dem Markt. Die Absatzzahlen gehen jedoch deutlich zurück: Nach 2 Millionen in Deutschland verkauften VHS-Rekordern im vergangenen Jahr rechnet die gfu für 2003 nur noch mit 1,4 Millionen und für 2004 mit 1,1 Millionen Exemplaren. Noch 1999 gingen 3,3 Millionen Videorekorder über die Ladentheken.
„Der Hauptgrund für einen Videorekorder-Kauf ist immer noch der Preis“, sagt Jochen Wiesinger. „Ordentliche Geräte“ seien für 150 bis 200 Euro zu haben, während DVD-Rekorder mit 600 bis 700 Euro zu Buche schlagen. Für Menschen, die sich gerne Fernsehsendungen aufzeichnen, spiele dieser Unterschied schon eine Rolle.
Hinzu kommt, dass auch die Speicherkapazität von DVDs noch nicht mit der von Videobändern mithalten kann: „Nur wer Abstriche bei der Bildqualität macht oder laufend leere Platten nachlegt und Pausen in Kauf nimmt, bekommt längere Aufnahmen hin“, beurteilt die Stiftung Warentest in Berlin die aktuellen DVD-Rekorder in ihrer Zeitschrift „test“ (Ausgabe 9/2003). Wer vier Stunden Film „auf eine DVD-Scheibe quetscht, bekommt weniger als Standard-VHS-Qualität“, so die Tester.
Allerdings ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Probleme der DVD überwunden werden. „Bei der CD hat es damals zehn Jahre gedauert, bis sie sich gegenüber Langspielplatten durchgesetzt hat“, erinnert sich Ulrich Mahne. Bei der DVD werde das nicht so lange dauern. Videorekorder werden laut gfu-Sprecher Wiesinger dann ein „Nischenprodukt“ werden, - für die Kinderzimmer und für alle, die sich im Laufe der Jahre eine private Videosammlung angelegt haben. Ersatzteile für Reparaturen werde es mindestens sieben Jahre über das jeweilige Produktionsende eines Geräts hinaus geben.
Ein weiterer Faktor für die Zukunft des Videorekorders in den Privathaushalten ist die Haltbarkeit der VHS-Bänder - um die es gar nicht so schlecht bestellt ist. „Unter normalen Umständen hält eine Videokassette etwa 400 bis 500 Abspielvorgänge durch“, sagt Videotheken-Sprecher Mahne. Damit sei die VHS weniger empfindlich als die DVD, die sehr leicht zerkratzen kann. „Ordentlich gelagert kann eine VHS-Kassette 20 bis 30 Jahre lang durchhalten“, erläutert Mahne.
Von Christian Röwekamp
http://www.n-tv.de/5192427.html
Ist der Videorekorder schon tot?
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