Zurück   Traderboersenboard > Börse, Wirtschaft und Finanzen > Europa

Antwort
 
Themen-Optionen Thema bewerten
Alt 25-06-2007, 08:40   #1
simplify
letzter welterklärer
 
Benutzerbild von simplify
 
Registriert seit: Jul 2002
Ort: Chancenburg, Kreis Aufschwung
Beiträge: 35.728
Talking jetzt kommt salami-ronny wieder aus der ecke

Der Schwarze Montag von 1987 jährt sich zum 20. Mal. Roland Leuschel hatte den Kurssturz Monate vorher prophezeit. Und nun sieht der Vermögensverwalter deutliche Parallelen zu damals. WELT ONLINE erklärt er die Gründe für seinen Pessimismus.


WELT ONLINE: Herr Leuschel, Sie haben vor einem Jahr alle Ihre Aktien verkauft. Seitdem ist der Dax um fast 50 Prozent gestiegen. Das muss ziemlich wehtun, oder?

Roland Leuschel: Sicher schmerzt das, aber das ist für mich ja nichts Neues. Ich habe ja auch den Crash von 1987 nicht am Tag davor prophezeit, sondern viele Monate früher. Die Zeit dazwischen kann hart sein, aber inzwischen mehren sich die Zeichen, dass ein Crash bevorsteht. Deshalb bin ich auch am Tag des Dax-Rekords short gegangen, habe also Produkte gekauft, die steigen, wenn der Dax fällt.

WELT ONLINE: Aber umgekehrt verlieren Sie auch, wenn der Dax weiter steigt. Was macht Sie denn so mutig?

Leuschel: Schauen Sie doch nur auf die Kursentwicklung. Die Märkte laufen völlig aus dem Ruder. Allein in der vorletzten Woche hat der Dax sechs Prozent zugelegt, seit Jahresanfang sind es gute 20 Prozent. Solche Renditen können gar nicht nachhaltig sein, das sagt mir der gesunde Menschenverstand.

WELT ONLINE: Die Märkte reagieren nicht immer rational. Was nützt Ihnen Ihre Börsenratio, wenn Ihnen am Ende die Kurse davonlaufen und Sie nichts verdienen?

Leuschel: Solche Fragen habe ich auch 1987 gehört. Auch damals meinten die Akteure, dass schon alles gut gehen wird. Bis dann das böse Erwachen kam. WELT ONLINE: Sehen Sie Parallelen zu damals? Leuschel: Ja, und die Ähnlichkeiten sind frappierend. Nehmen Sie nur den Wahnsinn bei Fusionen und Übernahmen. Das war in der Endphase vor dem Crash von 1987 nicht anders. Genauso wie die Inflation, die auch heute wieder zum Problem werden könnte. Und nicht zuletzt gibt es Parallelen bei der Zinsentwicklung. Heute wie vor 20 Jahren hoben die Notenbanken die Leitsätze an, und die Renditen an den globalen Rentenmärkten schossen in die Höhe. Es wird Sie kaum verwundern, wenn ich heute dasselbe mulmige Gefühl wie damals habe.

WELT ONLINE: Was aber diesmal fehlt, ist die Euphorie am Markt. Und ohne die hat es noch nie einen Crash gegeben.

Leuschel: Und ob es die gibt. Ich messe den Überschwang aber nicht an dem, was die Leute auf der Straße oder auf Partys sagen, sondern daran, wie sie handeln. In den USA werden so viele Aktien auf Pump gekauft wie sonst nur in ähnlichen Übertreibungsphasen. 1,8 Prozent der Marktkapitalisierung aller US-Aktien sind über Wertpapierkredite finanziert, das sind 340 Milliarden Euro. Die Quote ist so hoch wie 1987 und sogar höher als Anfang 2000, als sie 1,3 betrug. Im langjährigen Durchschnitt liegt dieser Wert zwischen 0,6 und 0,7. So hoch wie heute war die Quote übrigens auch vor dem Crash 1929 mit seinen fatalen realwirtschaftlichen Folgen.

WELT ONLINE: Gemessen an diesem Indikator, könnte die Hausse in Deutschland noch ewig weiterlaufen. Hierzulande kauft ja schon kaum ein Privatanleger von seinem Ersparten Aktien, geschweige denn auf Kredit.

Leuschel: Lieschen Müller wird keinen Crash auslösen. Der Abschwung wird mit Sicherheit von den USA oder China ausgehen.

WELT ONLINE: Ein Einbruch dort muss nicht zwangsläufig den Dax ins Verderben stürzen. In den vergangenen Jahren ließ sich gut erkennen, wie sich der deutsche Markt vom vermeintlichen Leitindex in Amerika abgekoppelt hat. Der Dax hat seit Januar dreimal so viel zugelegt wie der Dow.

Leuschel: Sie meinen also, dieses Mal sei alles anders? Das ist der teuerste Satz der Investmentgeschichte. Glauben Sie mir: Wenn es an der Wall Street kracht, kann man sich an keiner anderen Börse der Welt verstecken. Sicher gibt es Phasen, in denen sich einzelne Märkte emanzipieren können, aber das gilt nur für sonnige Zeiten, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben. In Schlecht-Wetter-Perioden ist es damit schnell vorbei.

WELT ONLINE: Sie können doch nicht bestreiten, dass der Aufstieg Chinas und Indiens das Wirtschaftsgefüge der Welt stabilisiert hat und der Aufschwung auf mehr Säulen ruht als früher.

Leuschel: China ist in der Tat zu einem wirtschaftlichen Schwergewicht aufgestiegen. Das ändert aber nichts daran, dass ein Großteil des Wachstums im Milliardenreich von Exporten in die USA abhängt. Und wenn dort die Rezession kommt, mit der ich schon für Ende 2007 rechne, sind zweistellige Wachstumsraten in China erst einmal Vergangenheit. Kombinieren Sie das mit der dortigen Börsenblase, und das Unheil ist perfekt. Dass Europa allein die Welt retten kann, glauben Sie doch nicht im Ernst!

WELT ONLINE: Die Notenbanken haben in der Vergangenheit gezeigt, dass sie gefährliche Situationen wirkungsvoll unter Kontrolle bringen können. Das Einfachste wäre etwa, die Märkte mit ausreichender Liquidität zu fluten. Schließlich kann keinem Politiker oder Währungshüter daran gelegen sein, den ersten großen globalen Crash zugelassen zu haben.

Leuschel: Wir müssen uns doch noch immer mit den Folgen der letzten Rettungsaktion herumschlagen. Die seit Ende der 90er-Jahre in die Märkte gepumpte Liquidität hat zu unglaublichen Ungleichgewichten geführt. Und das wird auch einer der Auslöser des bevorstehenden Crashs sein.

WELT ONLINE: Können Sie das näher ausführen?

Leuschel: Wenn ich jetzt über einen Menschen lese, er habe sich einen Airbus A 380 für mehr als 300 Millionen gekauft, und es sich auf der anderen Seite immer weniger Menschen leisten können, mit einem Airbus in den Urlaub zu fliegen, dann ist im System eindeutig etwas faul. Auf einer anderen Ebene gilt das genauso: Wenn die US-Amerikaner ein milliardenschweres Defizit in Haushalt und Handelsbilanz haben und zugleich die Chinesen Dollar-Reserven auftürmen, kann man von einer Globalisierungsblase sprechen, die irgendwann zu platzen droht. Schlagworte

WELT ONLINE: Also heißt es jetzt für Anleger, in Deckung zu gehen und das Geld unter das Kopfkissen zu legen?

Leuschel: Ich habe tatsächlich einen Großteil meines Vermögens in Bargeld angelegt, allerdings in Euro. Früher hätte ich US-Staatsanleihen gekauft, aber weder in Bonds noch in den US-Dollar habe ich noch das dafür nötige Vertrauen. Für den Fall der Fälle besteht mein Depot zu etwa 25 Prozent aus physischem Gold, das in verschiedenen Bankentresoren lagert. Neben meinem Short-Dax-Produkt fühle ich mich damit gut für einen Crash gewappnet.

quelle http://www.welt.de/finanzen/article9...efem_Fall.html
__________________


Der ideale Bürger: händefalten, köpfchensenken und immer an Frau Merkel denken
simplify ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02-07-2007, 13:34   #2
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.748
Na, dann wollen wir doch sehen, ob er Recht behält ....
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Es ist jetzt 13:41 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.