Alt 16-03-2013, 18:38   #1
Benjamin
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Deutschland hat schwächste Reallohn-Entwicklung in der EU

Problematische Sonderstellung

Die deutschen Arbeitnehmer haben einer Studie zufolge als einzige in der Europäischen Union in den vergangenen acht Jahren einen Reallohn-Verlust hinnehmen müssen. Deutschland habe mit einem Minus von 0,8 Prozent EU-weit die schwächste Reallohn- Entwicklung, berichtete das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf. In allen anderen Ländern seien Reallöhne gestiegen.

Auch in den alten EU-Staaten wuchsen mit Ausnahme Deutschlands überall die preisbereinigten Bruttolöhne. In Frankreich stiegen sie seit 2000 um 9,6 Prozent, in Großbritannien um 26,1 Prozent und in Österreich, dem Land mit der zweitniedrigsten Wachstumsrate, noch um 2,9 Prozent.

Ein wichtiger Grund für diese schwache Entwicklung liege in der sogenannten negativen Lohndrift, die ebenfalls eine deutsche Eigenheit darstelle. Während in anderen Ländern die Effektivlöhne häufig deutlich stärker anstiegen als die Tariflöhne, sei es in der Bundesrepublik in den letzten Jahren zumeist umgekehrt gewesen: Die Beschäftigten hätten im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt niedrigere Lohnerhöhungen bekommen, als in den Tarifverträgen vereinbart worden sei. Wesentliche Ursachen dafür seien die rückläufige Tarifbindung der Unternehmen sowie Möglichkeiten, auf betrieblicher Ebene von tarifvertraglichen Standards nach unten abzuweichen.

Entwicklung der Reallöhne von 2000 bis 2008 in Prozent*

Rumänien 331,7
Lettland 188,5
Estland 132,5
Litauen 104,4
Ungarn 66,7
Bulgarien 51,9
Tschechien 49,1
Slowakei 48,1
Slowenien 40,3
Griechenland 39,6
Irland 30,3
Großbritannien 26,1
Dänemark 19,0
Polen 19,0
Finnland 18,9
Schweden 17,9

Zypern 12,8
Niederlande 12,4
Frankreich 9,6
Luxemburg 8,1
Malta 7,9
Italien 7,5
Belgien 7,2
Spanien 4,6
Portugal 3,3
Österreich 2,9
Deutschland -0,8

* Realeinkommen pro Kopf aus unselbstständiger Arbeit einschließlich Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung;
Werte für 2008 aus der Frühjahrsprognose der EU-Kommission
Quelle: Europäische Kommission, WSI
Zitiert aus: http://www.eu-info.de/deutsche-europ...land/reallohn/
__________________
Beste Grüße, Benjamin
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Alt 16-03-2013, 18:56   #2
Benjamin
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Kaufkraft Europa 2008: Neue Top 10

Die Studie „GfK Kaufkraft Europa 2008/2009“

Angegeben wird die Kaufkraft eines verfügbaren Einkommens (Nettoeinkommen, staatliche Leistungen wie Arbeitslosengeld, Kindergeld oder Renten sind hier inbegriffen), in € angegeben.
Die Kaufkraft bezeichnet das verfügbare Einkommen ohne Steuern und Sozialabgaben inklusive Transferleistungen und wird pro Kopf und Jahr in Euro und als Index ausgewiesen. Die GfK Kaufkraft bezieht sich auf die nominalen verfügbaren Einkommen, d.h. die Werte sind nicht inflationsbereinigt. Basis der Berechnung sind neben Daten der Einkommensteuerstatistik einschlägige Statistiken zur Berechnung von Transferleistungen sowie Prognosewerte der Wirtschaftsinstitute. Die GfK Kaufkraft unterscheidet keine regionalen Preisniveaus. Von der Gesamtsumme der Kaufkraft gehen monatliche Fixkosten für Mieten, private Altersvorsorge und Versicherungen ab, ebenso wie Geld für Urlaub und sonstige Ausgaben.

Die Studie GfK Kaufkraft Europa wird jährlich flächendeckend für 41 europäische Länder berechnet,



41 Studienländer: Die Spanne reicht aber von knapp 800 Euro je Einwohner in Moldawien bis zum gut 50-fachen in Liechtenstein (rund 44.900 Euro je Einwohner).

Großbritannien fiel sogar ganz aus den Top 10 – von Rang 8 im Vorjahr auf Rang 11.
Quelle: http://www.google.de/imgres?imgurl=h...QEwBA&dur=1689
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Alt 16-03-2013, 19:04   #3
Benjamin
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Grafik wurde abgedruckt in: Wiener Zeitung, 7. April 2004, S. 15 © APA-IMAGES/APA

Quelle: http://demokratiezentrum.org/
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Alt 21-03-2013, 22:00   #4
Benjamin
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Studie der Bundesbank
Deutsche Bürger weit ärmer als Spanier und Italiener
Donnerstag, 21.03.2013

http://www.focus.de/finanzen/news/st...id_945483.html

Zitat:
Fast 70 000 Euro besitzt ein deutscher Durchschnittshaushalt – das ist weniger als ein vergleichbares Pendant in südlichen Euro-Ländern. Die vermeintlichen Krisen-Staaten hängen Deutschland um ein Vielfaches ab.
Zitat:
Demnach hat ein Haushalt im Mittel nach Abzug der Schulden ein Vermögen von
Deutschland 51 400 Euro (brutto 67 900 Euro)
Frankreich 113 500 Euro,
Spanien bei 178 300 und
Italien bei 163 900 Euro.

Grund für den vergleichsweise geringen Wert in Deutschland ist die sehr niedrige Eigenheim-Quote hierzulande.
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Alt 22-03-2013, 07:08   #5
Benjamin
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Die Kanzlerin kündigt Ende des Wohlfahrts-Staats an:

Zitat:
„Wenn Europa heute 7 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht, etwa 25 Prozent des globalen Bruttosozialprodukt erwirtschaftete und damit 50 Prozent der weltweiten Sozialkosten finanzieren muss, dann ist es offensichtlich, dass wir sehr hart werden arbeiten müssen, um den Wohlstand und unseren Lebensstil zu erhalten. Wir alle müssen aufhören, jedes jahr mehr auszugeben als wir einnehmen.“
]
Zitat:
Merkel: „Wir wurden Zeugen, wie in der DDR das ganze sozialistische System nicht mehr wettbewerbsfähig wurde. Dadurch wurde den Leuten der Wohlstand verweigert, was am Ende zu großer Instabilität geführt hat.“
Strategie:
  • Sozielleistungen schleifen ("sparen")
  • Wachstum fördern (das übliche: Bildung & Forschung & Infrastruktur; nur ganz große Strukturen {"Europa"} machen wohlhabend {wen?}, kleine dezentrale Strukturen führen in die Armut)
http://deutsche-wirtschafts-nachrich...rts-staats-an/

Geändert von Benjamin (22-03-2013 um 07:26 Uhr)
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Alt 22-03-2013, 09:34   #6
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Zitat:
Zitat von Benjamin Beitrag anzeigen
[*]Sozielleistungen schleifen ("sparen")
Wo würdest Du in diesem Bereich am ehesten sparen?
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Alt 22-03-2013, 09:36   #7
romko
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Auf der Grafik schaut ja Polen schlechter aus als ich dachte ... der Wirtschaft dort gehts ja nicht so schlecht, doch auf der Grafik alles dunkelgrün ... den Menschen dürfts daher wohl nicht so gut gehen wie der Wirtschaft.
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Alt 15-09-2013, 16:52   #8
Merandez
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Und wieder ein entmutigender Bericht:
http://deutsche-wirtschafts-nachrich...eich-nimmt-zu/

Lohndumping ahoi. Kurz und Knapp: ohne Steigerung der Reallöhne führt auch kein Weg aus der Eurokrise. Irgendwie scheint das nicht angekommen zu sein.
Bin gespannt, ob sich was ändern wir, falls ein Regierungswechsel stattfinden sollte.
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Alt 28-01-2014, 15:30   #9
Biggi
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Entwicklung der Reallöhne in Deutschland

Ja, ich merke leider auch seit einigen Jahren, dass die Reallöhne in Deutschland nur langsam, oder in vielen Branchen auch gar nicht, steigen. Ausnahmen sind wirklich nur Tarifbeschäftigte, die von den Gewerkschaften vertreten werden. Und wenn man in der freien Wirtschaft nach einer Gehaltserhöhung fragt, bekommt man in der Regel zu hören, dass das Geld dafür nicht da sei. Wenn man unzufrieden ist, könne man ja auch gehen. Das ist leider oftmals die Wirklichkeit...
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Alt 12-03-2014, 19:54   #10
Benjamin
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Der Reallohn ist in der Volkswirtschaftslehre der Lohn, der der tatsächlichen Kaufkraft entspricht, das heißt der Gütermenge, die bei gegebenen Lebenshaltungskosten mit dem Nominallohn tatsächlich eingekauft werden kann.

Indizes der Brutto- und Reallöhne sowie Preisindex für Deutschland.Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Reallohn

###################

Entwicklung der Brutto- und Reallöhne in Deutschland


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Deutschlands
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Alt 05-05-2014, 21:46   #11
Tester32
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Hallo Benjamin,

tolles Thema, interessante Zahlen, danke schön dafür!

Zitat:
Demnach hat ein Haushalt im Mittel nach Abzug der Schulden ein Vermögen von
Deutschland 51 400 Euro (brutto 67 900 Euro)
Frankreich 113 500 Euro,
Spanien bei 178 300 und
Italien bei 163 900 Euro.

Grund für den vergleichsweise geringen Wert in Deutschland ist die sehr niedrige Eigenheim-Quote hierzulande.
Mit diesen Zahlen wäre ich vorsichtig:

1. Die Tendenz geht bei uns zu immer kleineren Haushalten. Dafür haben wir immer mehr davon. Haben diese Länder die gleich hohe Haushaltsdichte oder wesentlich weniger? Eine Berechnung pro Kopf wäre hier m.E. nützlicher als pro Haushalt.

2. In der EZB-Studie, aus der vermutlich die o.g. Zahlen stammen, wurden Rentenansprüche und Kosten für Bildung nicht berücksichtigt. Quelle: Die Welt

3. Laut dem gleichen Welt-Artikel ist bei Ökonomen das Berücksichtigen von Immobilien als Vermögen umstritten. Ich finde da auch verdächtig:

- Immobilien können in Folge einer Blase in dämmliche Höhen steigen und dann wieder zurück fallen wie in Irland und Spanien und aktuell in einigen Blasen-betroffenen deutschen Großstädten. Dabei hat derjenige, der während dieses Zyklus weder verkauft noch gekauft hat, sondern durchgehend in seiner Wohnung wohnte, faktisch gar nichts gewonnen. Eventuell sogar real verloren, wenn er sein Haus den Kindern vererbt hat und diese eine wesentlich höhere Steuern auf den deutlich gestiegenen Verkehrswert zahlen mussten. Obwohl sie nach wie vor immer noch das gleiche Haus erben, müssen sie plötzlich deutlich mehr Steuern ans FA abführen.

- Immobilien werden in Deutschland faktisch nicht als Grundbedarf wie z.B. Lebensmittel, Bildung etc., sondern als Luxus behandelt. Man darf z.B. nicht billig bauen, sondern muss Grundbesitzer, Makler, Behörden, Baustoff-Firmen, Baufirmen, Architekten, Banken, Gemeinden etc. reich machen. (mit dem Gemeinden hätte ich das geringste Problem, wenn sie mit Geld umgehen können und es meinen Nachbarn zugute kommt) Und fast überall verdient der Staat mit: in jedem Haus stecken im Endeffekt Steuern auf Steuern auf Steuern. Die Imobilien sind ähnlich wie Sprit und Tabak praktisch eine große, aber den Menschen nicht so stark schmerzende Einnahmequelle des Staates. Auch dass die Immobilien technisch immer schneller veraltern (nicht zuletzt dank immer neueren staatlichen Bemühungen) spricht dafür, dass Immobilien (nicht der Boden) eher ähnliche Gebrauchsgüter wie Luxuskarossen sind. Warum (oder zumindest invieweit) man Immobilien als Vermögen führen muss, ist für mich daher ziemlich fraglich.
Tester32 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05-05-2014, 22:21   #12
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In dem oben bereits genannten Artikel sind noch 2 interesante Argumente aufgelistet:

Zitat:
"In vielen Ländern läuft die Altersversorgung stark privat ab, während die Rente in Deutschland staatlich organisiert ist. Deshalb schneidet Deutschland da nicht gerade brillant ab", sagt Arne Holzhausen, Autor der jährlichen globalen Vermögensstudie "Global Wealth Report" von der Allianz. Gleichzeitig liegt die Sparquote in Italien schon seit vielen Jahren traditionell hoch.
Das scheint zu stimmen. Die Deutschen sparen immer weniger auch weil sie sich auf den Staat verlassen. In Ländern wie England geht das in diesem Ausmaß nicht.

Zitat:
Der renommierte belgische Ökonom Paul de Grauwe hat nach der Veröffentlichung der EZB-Studie daher kurzerhand eine eigene Rechnung aufgestellt. Er berechnete den so genannten "Kapitalstock pro Bürger" für die jeweiligen Länder.
...
In dieser Rechnung liegt Deutschland mit einem Kapitalstock von über 140.000 Euro pro Bürger hinter den Niederlanden auf Platz zwei, während die Südländer allesamt auf den letzten Plätzen rangieren.

Griechenlands Kapitalstock beträgt etwa nur 40.000 Euro pro Einwohner.
Dieser zweite Gedanken scheint leider auch zu stimmen. Das Prinzip "Die Reichen werden immer reicher und die Armen werden immer ärmer (OK, nicht ganz, sie werden deutlich langsamer reich)." funktioniert unter anderem weil die Reichen die Produktionsmittel besitzen. Produktionsmittel werfen nämlich Erträge ab. Und davon haben wir in D. sicherlich mehr als die Spanier und Griechen.

Nur: wer hat bei uns die Produktionsmittel? Überwiegend unsere Reichen. Und die Banken. Z.B. hat eine BMW seit 2000 70 Mrd Schulden aufgenommen. Zu niedrigen Zinsen, versteht sich. Und sie investieren dieses Geld gut und steigern die Gewinne. Die Banken sind zufrieden, die Aktionäre sind zufrieden. Eine Menge Jobs sind auch entstanden. Ob die Realgehälter bei BMW gestiegen sind, weiß ich nicht.

Ich kann an meinem Beispiel auch bestätigen, dass die Reallöne bei uns stagnieren. Mein Brutto-Lohn hat sich seit 2001 jährlich vor Steuern und Inflation um bescheidene 1,375% entwickelt. D.h. der Reallohn ist gefallen. Wenn ich mir gleichzeitig die Entwicklung der Firmengewinne anschaue, dann ist der Vergleich erschreckend. Mein Gehalt profitierte keinesfalls von der enormen Produktivitätssteigerung der letzten 10 Jahre. Die Firmengewinne profitierten davon schon. Sehr sogar.
Tester32 ist offline   Mit Zitat antworten
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