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Alt 04-11-2004, 08:11   #31
simplify
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hallo udo,
ich hoffe du hast auch soviel mitgefühl mit den deutschen, wenn im kommenden februar über 5 millionen arbeitslose gezählt werden?
die amerikaner können wohl so unzufrieden nicht sein, denn andernfalls hätten sie bush ja wohl nicht so eindrucksvoll im amt bestätigt? dazu wurde die republikanische mehrheit im kongress noch ausgebaut.

was nun das "gemeine volk" angeht, so muss doch auffallen, dass die ganze welt jeden monat darauf schaut, ob die amis auch ausgibig konsumieren, damit auch bei uns wenigstens der export läuft. es ist aber doch wohl so, dass nur der freude am konsum hat, der das gefühl hat, dass es ihm wirtschaftlich gut geht.

ganz anders in deutschland. seit rot/grün leben wir von der substanz und die ist bei vielen leider schon aufgebraucht.
kaum jemand traut sich noch was zu kaufen, da man nicht weiß wie die zukunft ist. (es könnte ja sein, dass schröder noch einmal gewählt wird)

was die 3 jobs vieler amis angeht, so ist das bei vielen in deutschland ab dem 1.1.2005 wohl nicht anders, nur dass sie dafür mal gerade 1€ pro stunde bekommen.

was den krieg angeht, so müssen gerade wir deutschen das maul halten. der krieg im kosovo gegen serbien ist völerrechtswidrig und durch nichts gedeckt gewesen.
beim krieg gegen den irak gab es zumindest ein un-mandat, wenn das natürlich auch zweifelhaft war.


udo ich kann mir auch einen besseren präsidenten für die usa und die welt vorstellen. ich war immer der meinung das bush ein dummkopf ist.
mich ärgert nur manchmal, dass gerade die deutschen die seit kanzler schröder nichts mehr aufzuweisen haben sich am us-präsidenten reiben müssen.
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Alt 04-11-2004, 08:40   #32
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ok @Simp
ich respektiere deine Meinung, die meine ist eine ganz andere habe es hier schon oft geäußert
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Alt 04-11-2004, 09:41   #33
romko
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Zitat:
Original geschrieben von simplify
was nun das "gemeine volk" angeht, so muss doch auffallen, dass die ganze welt jeden monat darauf schaut, ob die amis auch ausgibig konsumieren, damit auch bei uns wenigstens der export läuft.
Es kann doch nicht sein, dass 6 Milliarden Menschen vom Konsum von 250 Millionen abhängig sind ...
Ich glaub auch, die US Wirtschaft ist ein klein wenig auch vom Konsum von 450 Millionen EU-Bürgern beinflussbar ...
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Alt 04-11-2004, 09:56   #34
simplify
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hallo romko,

die EU ist ein viel weniger homogenes gebilde als die USA.
wenn man england nimmt, die haben nun schon über jahre ein beständig hohes wirtschaftswachstum und dadurch bekanntlich eine sehr geringe arbeitslosigkeit.
auch schweden, irland und österreich haben eine viel gesundere wirtschaft als auf der anderen seite deutschland o. frankreich.

eigentlich müsste es doch so sein, dass die grösste volkswirtschaft im euroraum auch die zugmaschine für die anderen länder ist. wir haben aber genau das gegenteil, deutschland bremst seit rot/grün auch alle anderen länder.

spitze sind wir leider nur im suchen des splitters im auge des anderen.

wenn bush eine ähnlich fatale wirtschaftspolitig wie deutschland nach dem börsencrash 2000 gefahren hätte, dann bin ich überzeugt wären bei uns schon alle lichter aus.
ablesen kann man das am hohen export und geringem konsum der deutschen.
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Alt 04-11-2004, 10:05   #35
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Auch bei uns wird weniger konsumiert, nicht zuletzt wegen der privaten Pensionsvorsorge, da bleibt einfach weniger in der Geldbörse. So wird das wohl auch bei Euch sein, aber private Vorsorge ist langfristig besser, sonst geht ein jeder Staat noch bankrott.
Ihr könnt Rot-Grün ja in zwei Jahren ändern ...
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Alt 04-11-2004, 11:22   #36
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Zitat:
eigentlich müsste es doch so sein, dass die grösste volkswirtschaft im euroraum auch die zugmaschine für die anderen länder ist. wir haben aber genau das gegenteil, deutschland bremst seit rot/grün auch alle anderen länder.

Ich lach mich schlapp, man kann doch jetzt nicht Rot/Grün
dafür verantwortlich machen, was die Schwarzen und Gelben
in ihrer 16 jährigen Regentschaft verpennt haben

Wer hat denn damit begonnen notwendige Reformen auf den Weg zu bringen damit es langfristig wieder besser wird.

Kohl hat doch Jahre lang diese Probleme nur ausgessen und alle
4 Jahre gehofft wiedergewählt zu werden
Dabei waren diese Probleme und Tendenz schon in den 80ziger Jahren bekannt, also nee so gehts ja nun auch nicht

Außerdem wird dieser Kurs der Reformen weltweit von Wirtschaftsexperten anerkannt und gelobt.

Genauso ist es vor garnicht langer Zeit Schweden und England ergangen und deren Weg hat auch zu Erfolgen geführt
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Alt 04-11-2004, 11:53   #37
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Wie konnte das passieren?
Von Mathias Müller von Blumencron, Washington

Dass Amerika George W. Bush einmal zum Präsidenten gewählt hat, ist aus Sicht vieler Beobachter erklärbar - und entschuldbar. Aber zweimal? Warum sich so viele vor der Wahl geirrt haben.

AP
Wahlsieger Bush mit Vize Cheney und Frau Laura: Warum haben sich die Demoskopen geirrt?
Washington - Er hat dieser Welt mit fadenscheinigen Argumenten einen Krieg aufgezwungen, den die Menschen nicht gewollt hatten. Er hat den Westen gespalten, obwohl der Kampf gegen die islamistischen Terroristen nur gemeinsam zu gewinnen ist. Er hat das Recht außer Kraft gesetzt, da wo es ihm gerade passte. Mit der falschen Begründung des Krieges hat er Millionen betrogen, die trotz aller Machtpolitik an die freiheitlichen Werte und die moralische Überlegenheit der USA geglaubt hatten.

Er hat den Superreichen seines Landes großzügige Steuergeschenke spendiert und damit geholfen, einen Milliarden-Haushaltsüberschuss in ein Defizit von ungeahntem Ausmaß zu verwandeln, an dessen Folgen das gesamte Land noch Jahre leiden wird. Er hat sich mit den konservativen Priestern seines Landes verbündet, für die Abtreibung ein Kapitalverbrechen und Homosexualität eine schwere Sünde ist. Er hat die Amerikaner polarisiert, wie selten zuvor. Warum also, in Gottes Namen, wird ein solcher Präsident wiedergewählt?

So oder ähnlich lauteten am Tag danach die Fragen, die sich Amerikas Leitartikler und Kommentatoren stellten. Einig waren sich viele zunächst nur in einem: Mit diesem Wahlsieg, mit diesen 3,5 Millionen Stimmen Vorsprung, hatte kaum einer gerechnet.

Sicher, die Demoskopen hatten das Ergebnis ungefähr vorausgesagt. Zumeist gaben sie dem Amtsträger einen leichten Vorteil gegenüber seinem Herausforderer, vor allem kurz vor dem letzten Tag der Wahl. Und dennoch war für die meisten Beobachter - darunter auch SPIEGEL ONLINE - ausgemacht, dass der ungeliebte Präsident die Wahl verlieren würde.

Er sollte verlieren, weil die neu mobilisierten Wähler eher Kerry favorisieren würden. Er sollte verlieren, weil die Demokraten eine nie da gewesene Graswurzel-Bewegung in Gang gebracht hatten, mit Hilfe des Internets, durch Telefonketten und simple Hausbesuche.



AP
Unterlegene Wahlkämpfer Edwards und Kerry: "Welt im Ausnahmezustand"
Milliardäre wie der Finanzmagnat George Soros und andere Prominente hatten Dutzende von Millionen gespendet, zusammen mit den Kleinbeträgen tausender Parteianhänger hatten die Strategen eine Kriegskasse wie nie zuvor gefüllt - das musste einfach gelingen. Vor allem aber sollte Bush deshalb verlieren, weil ein Sieg dieses Mannes einfach unvorstellbar schien.

Doch es sollte alles anders kommen. Es fing schon damit an, dass statt einer von vielen erwarteten chaotischen Wahl eine relativ geordnete Abstimmung zustande kam. Es gab keine Hängepartien und keine langwierigen Streitereien mit Anwälten und Gerichten. Und dann kamen die ersten Ergebnisse, und sie waren überraschend eindeutig. Noch nie hatten so viele Amerikaner für ihren Präsidenten gestimmt (allerdings auch noch nie so viele für seinen Herausforderer). Bei aller Knappheit der Ergebnisse in einigen Staaten: Bush hatte die meisten Stimmen eingesammelt, mit großem Abstand, und damit einer möglichen juristischen Offensive die Legitimation genommen.

Warum also die Überraschung?

Weil die meisten unterschätzten, wie eigen die Amerikaner eigentlich sind. Die jahrzehntelange gemeinsame Front im kalten Krieg, der Rock, Paul Auster oder Hollywood haben die Unterschiede zu den Europäern kaschiert - selbst für die Leitartikler der großen Ostküstenmedien. Amerika ist ein fremdes Land, mit eigenen Werten und daran ändert auch nicht, dass man sich mit den Menschen in New York, San Francisco oder Washington prima an der Bar ins Benehmen setzen kann.

Sie haben unterschätzt, wie sehr sich die Amerikaner nach einem Leader sehnen, der in Zeiten der Angst mit klarer Sprache einen klaren Weg vorgibt und diesen auch geht, selbst wenn er sich später als falsch herausstellen sollte. Sie haben unterschätzt, wie schnell das Land einfachen Botschaften verfällt. "Simple but effective" ("Einfach aber effektiv"), titelte gestern das Online-Magazin Slate, und erklärte damit seinen Lesern "why you keep losing to this idiot" ("Warum ihr dauernd gegen diesen Idioten verliert").

Und sie haben - mal wieder - den mittleren Westen unterschätzt. Kaum ein Europäer und nur wenige in den US-Metropolen können die Langeweile und die Ödnis der Landstriche zwischen Florida und Dakota ermessen. In dieser Gegend ist der Horizont immer gerade, der Himmel ein hohes Gewölbe und Gott niemals fern. Hier sind die zu Hause, auf deren Mission Bush seine Kampagne entscheidend aufgebaut hat.



Die Zahl der Wähler, deren Entscheidung maßgeblich durch moralische Werte getrieben wurde, liegt nach ersten Untersuchungen weit höher als die Zahl derer, die sich vor Terror, Krieg oder Jobverlust ängstigen.

"Nun kann Bush seine Träume verwirklichen, für die er kämpfte", schreibt Sidney Blumenthal in Salon.com: "Die Imperative des richtigen Gottes durchzusetzen."

Für den früheren Clinton-Berater ist die transatlantische Allianz Geschichte: "Die Welt ist im Ausnahmezustand, aber das ist irrelevant. Die neue Welt, mit all ihrer Stärke und Macht, tritt vor als Retter und Helfer der Alten? Goodbye to all of that."

http://www.spiegel.de/politik/auslan...326359,00.html
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Alt 04-11-2004, 12:05   #38
PC-Oldie-Udo
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04. November 2004

Bushs vereinfachtes Weltbild

Politologen: Aufteilung in Gut und Böse bleibt


Die Eiszeit in der deutsch-amerikanischen Freundschaft hat Sorgen über die Zukunft der transatlantischen Beziehungen geweckt. George W. Bush könnte aber nach Ansicht von Politologen seine Wiederwahl zum US-Präsident als Mandat für eine noch entschiedenere Fortsetzung seiner Politik ansehen.

Zwar sei es möglich, dass Bush seine Politik multilateraler ausrichten werde, sagt der Amerika-Experte Christian Hacke von der Universität Bonn. Das Desaster im Irak zeige, dass er sowohl finanzielle als auch moralische Unterstützung im Kampf gegen den Terror brauche. "Aber da ist wohl eher der Wunsch der Europäer Vater des Gedanken", meint Hacke. Ebenso sei möglich, dass alles weiter laufe wie bisher und Bush sogar das Wählervotum als Bestätigung seines "fast missionarisch-religiösen Auftrags" sehe. Das werde zu einer noch stärkeren Durchsetzung eines manichäischen - also in Gut und Böse aufgeteilten - Weltbildes führen.



USA könnten den Iran angreifen

"Angesichts der erstaunlich breiten Unterstützung ist es wahrscheinlich, dass Bush seine bisherige Politik eher noch entschlossener fortsetzen wird", sagt Jens van Scherpenberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ernst-Otto Czempiel von der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung geht davon aus, dass die Koalition hinter Bush aus Neokonservativen und Hardlinern im Pentagon nicht von ihren bisherigen Zielen ablassen werde. Czempiel rechnet sogar daher damit, dass die USA in absehbarer Zeit den Iran angreifen werden.



Bleibt die Frage, ob ein Präsident John Kerry besser wäre für Europa und Deutschland. Czempiel geht davon aus, dass der Demokrat die Alliierten bei außenpolitischen Fragen informieren und konsultieren würde, bevor er etwas entschiede. Auch würde er eine Entscheidung der Deutschen gegen ein Engagement im Irak "respektieren, ohne sie zu diskriminieren". Hacke und Scherpenberg sehen dagegen unter einem US-Präsidenten Kerry schwierigere Zeiten für Deutschland.


Powell als Außenminister wäre ein positives Zeichen

"Kerry würde stärker in die Pflicht genommen und stünde unter einem Legitimationszwang, sicherheitspolitische Härte beweisen zu müssen", erklärt Scherpenberg. Hacke geht davon aus, dass Kerry keine substanziell andere Außenpolitik betreiben würde als Bush: "Er würde den Krieg gegen den Terror konsequent fortsetzen, auch im Irak - aber mit einem völlig anderen Stil." Dies wäre schwieriger für Europäer und Deutsche, da es unter Bush bequemer sei, "das Feindbild des Cowboys zu pflegen".

Wichtige Signale werden die anstehenden Personalentscheidungen setzen. "Wenn Außenminister Colin Powell bleibt, wäre das aus Sicht der 'alten Europäer' ein positives Zeichen, bleibt Verteidigungsminister Donald Rumsfeldt, kann man bezweifeln, dass sich die zukünftige Politik stärker an andere Nationen anpasst", sagt Hacke. Für die USA selbst ist laut Scherpenberg die Neubesetzung von Richterposten am Obersten Gerichtshof sehr bedeutsam. "Sollte Bush Personen vorschlagen, die für beide Seiten akzeptabel sind, wäre das ein Zeichen der Versöhnung." Würde allerdings die rechte christliche Klientel bedient, würde dies Scherpenberg zufolge die Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft weiter vertiefen: "Dann könnte etwa eine Rücknahme des Rechts auf Abtreibung anstehen."


Spaltung der Gesellschaft nimmt zu

Laut Czempiel wird die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft in dem Maße zunehmen, wie die "Traumatisierung durch den 11. September abnimmt", die Bush benutzt habe, um Zustimmung für seine Politik zu bekommen. Die Wirtschaft sei in den USA traditionell wichtiger als die Außenpolitik, weswegen sie im Lauf der Amtszeit Bushs bestimmender werde. Dann werde sich auch die Politik Bushs ändern, da er nicht wiedergewählt werden könne und die Republikaner mehr Rücksicht auf die Stimmung in der Gesellschaft nehmen müssten, um eine Chance auf einen Wiedereinzug ins Weiße Haus zu haben: "Wahlen werden im Portemonnaie entschieden."

Für Scherpenberg ist es erstaunlich, dass der schlechte Zustand der amerikanischen Wirtschaft offenbar eine geringere Rolle als erwartet spielte. "Das zeigt den fundamentalen Unterschied zu Europäern, die in solchen Fällen Hilfe vom Staat erbitten." Er rechnet aber damit, dass wie in der zweiten Amtszeit Ronald Reagans tief greifende wirtschaftspolitische Entscheidungen mit weltweiten Auswirkungen anstehen. Ein weiterer Rückzug des Staats aus den wirtschaftlichen und sozialen Fragen werde auch in Deutschland zu einer Verschärfung der Agenda 2010, zu mehr Eigenverantwortung und mehr Lasten für den Einzelnen führen. "Das heißt auch für Deutschland: Weniger Umverteilung durch den Staat." (N24.de, AP)
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Alt 04-11-2004, 12:28   #39
niemandweiss
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Die amerikansiche Scheuklappenmentalität und die auf das Kapital aufgebaute Wahlüberlegenheit zugunsten Bush ist ja hinlänglich bekannt. Die Wiederwahl Bush insofern auch nicht verwunderlich. Kerry ist wohl auch nicht der richtige Gegner gewesen, der für diesen chaotischen Zustand bzw. diese Zerrissenheit Amerikas neue überzeugende Perspektiven bieten konnte.

Bis Amerika aufwacht, ist es womöglich schon zu spät.



mal etwas für den Sachverstand:

Die US-Präsidenten- und Kongresswahlen kosteten knapp 4 Mrd. $ gegenüber 3 Mrd. $ vor vier Jahren. Diese Summe macht deutlich, daß nur sehr reiche Kandidaten und Parteien überhaupt eine Chance haben, den Präsidenten zu stellen.

Trotzdem ist Amerika gespalten wie nie, und die Ablehnung gegen Bush ist an den Küsten so stark, daß einige Beobachter von einergrößeren Zerrissenheit des Landes sprechen als während des Vietnam-Krieges.

Zunehmend Probleme macht auch die Integration der (schnellwachsenden) Latino- und Hispanics-Zuwanderer. Abgesehen von den international schlechtestenwirtschaftlichen Ausgangsdaten (nebenwirtschaftlichen Ungleichgewichten, wie Extremverschuldung bei Verbrauchern und Rekord-Neuverschuldung beim Staat, sind dies einextremes Handelsbilanzdefizit - was gleichzeitigentsprechende Außen-Neuverschuldung bedeutet-, sowie eine fehlende Sparquote und die gefährlichste Immobilienblase in der US-Wirtschaftsgeschichte),hat Amerika also auch potentielle gesellschaftliche Probleme, die wederin Europa, noch Asien, zu finden sind.

Die USA könnten damit in den nächsten 10 Jahren anstatt der gewohnten Lokomotivfunktion für die Weltkonjunktur nicht nur eine Bremse, sondern sogar das Problem für Konjunktur und Kapitalanlage schlechthin sein.

Probleme kann man auf verschiedene Art und Weise angehen: Man kann versuchen, einen anderen das Problem zumindest teilweise lösen zu lassen (wie z.B. bei den Kämpfen im Irak mit der Nordallianz oder im Zweiten Weltkrieg mit Stalin). Dadurch schafft man aber höchst gefährliche Abhängigkeiten für die Zukunft. Man kann versuchen, das Problem hinauszuzögern und sich "durchzuwursteln" (Muddle-through-Politik).Je länger man eine solche Strategie betreibt, desto größer wird das Problem.

Bei der Bush-Regierung hatte man den Eindruck, daß die meisten Probleme überhaupt nicht angegangen werden oder sogar massenweise neu kreiert werden in einer Art Flucht nach vorn. Im Grunde werden ähnliche Strategien auch von Unternehmen verfolgt. Karstadt z.B. wählte eine Mischung aus Verdrängen und Flucht nach vorn, indem man sich in einer ganzen Reihe von unsinnigen Neuakquisitionen engagierte. Solche Verdrängungs- oder Ablenkungsstrategien haben in der Vergangenheit nicht funktioniert. Sie werden auch heute nicht in den USA funktionieren. Das Land steht vor einer Periode höchst schmerzhafter Einschnitte (die die Kapitalanlage in den USA, aber auch weltweit, beeinflussen werden). Verschiebt man die Probleme dagegen weiterhin (auch Greenspan ist geldpolitisch ein Meister dieser Strategie), kann das Ganze noch viel gefährlichere Ausmaße annehmen.

Die fast 4 Mrd. $ Wahlkosten sind zwar im Vergleich zu den US-Militärausgaben weit weniger als 1%, aber sie liegen trotzdem im Vergleich zu anderen Ländern auf absurd hohem Niveau und vor allen Dingen über 30% höher als vor vier Jahren, was ein bezeichnendes Licht auf die US Inflationsrate wirft. Die offizielle Statistik nach dem Deflator für das 3. Quartal (Privatverbrauch) weist allerdings lediglich eine Teuerungsrate von 1,1% aus (unter Ausklammerung von Energie und Nahrungsmitteln sogar nur 0,7%, was der geringsten Zunahme in fast 42 Jahren entspricht). Angesichts der Schwäche des Dollars gegenüber dem Euro müsste die Ölpreisinflation Amerika eigentlich wesentlich stärker (und nicht weniger!) getroffen haben (genauso wie die sonstigen Rohstoffpreisverteuerungen), und wieder einmal hat man den Eindruck, dass eher statistische US-Künste als die Realität mit der dadurch extrem niedrigen Teuerung einerseits und dem wahrscheinlich real viel zu hoch ausgewiesenen US-Wachstum von 3,7% zu tun haben.

Hier zeigt sich, dass das Vertrauen in die USA nicht nur aufgrund der Kriegslügen gelitten hat, sondern auch deshalb, weil immer mehr Fachleute innerhalb und außerhalb der USA die angeblich guten US-Wirtschaftsdaten anzweifeln.

Wie in der letzten FINANZWOCHE angekündigt, hat die tatsächlich eingetretene Ölpreisreaktion nach unten eine Erholung der Aktienmärkte ausgelöst. Der Chart oben verdeutlicht die in der jüngeren Vergangenheit gegensätzliche Entwicklung zwischen dem Aktienmarkt (Dow Jones Industrieaktiendurchschnitt) und dem Ölpreis. Nach dem jüngsten Trendbruch des Ölpreises nach unten lässt sich aus diesem Blickwinkel ein gewisses Maß an kurzfristiger Entwarnung für die Aktienmärkte ableiten.

Weitsichtige amerikanische Investoren scheinen die Weichen bereits in Richtung Europa zu stellen: Noch nie dürften amerikanische Investitionen in Deutschland
(im Bereich Unternehmenskäufe, bis hin zu mehr oder minder notleidenden Kreditportfolios der Banken) so groß gewesen sein wie heute
und es erscheint nach wie vor realistisch, dass am Ende dieses Jahres eine größere Summe dabei herauskommt, als jene ca. 50 Mrd. $, die die Ausländer im weltweiten Investitionsland Nr. 1, China, zur Zeit pro Jahr investieren.

Hinter den amerikanischen Käufen (siehe zuletzt Beru mit rund 620 Mio. € bzw. 0,8 Mrd. $) stehen zwei Faktoren: Einmal die relative Preiswürdigkeit deutscher Vermögensgüter (von Aktien über Immobilien bis hin zu nicht börsennotierten Unternehmen) und zum anderen die Währungsgewinne, die sich die Amerikaner bei einer Investition im Euro-Raum erhoffen. Schon länger, aber auch seit dem Jahre 2000 (als der Dollar noch rund 50% höher stand als heute) hat sich auch gezeigt, daß die amerikanische Börse weit schlechter abschneidet als die anderen Weltbörsen. Abgesehen vom Einbruch der deutschen Börse von Mitte 2002 bis März 2003 (im wesentlichen eine Kettenreaktion, die durch Verkaufsauflagen der Aufsicht bei den Versicherungen ausgelöst wurde), schnitt auch die deutsche Börse (besonders währungsbereinigt) besser ab als Wall Street. Vor allen Dingen dann, wenn man eher repräsentative Börsendaten heranzieht und nicht den DAX, der bei seinem Anstieg auf über 8.000 beträchtlich durch die absurd hohe Gewichtung von Technologie- und Telekommunikationsaktien einen Verlauf nahm, der der Masse der Aktien nicht entsprach.

Der ausländische Aufkauf von deutschen Vermögensgütern lässt für die absehbare Zukunft weiterhin ein besseres Abschneiden gegenüber den meisten Auslandsmärkten erwarten. Österreich hat dies ebenfalls bereits in den zurückliegenden 18 Monaten mehr als deutlich gemacht. Der Hauptmotor dieser Entwicklung dürfte weiterhin die zu erwartende Dollarschwäche sein. Die US-Währung wäre schon weit mehr verfallen, hätten nicht die Notenbanken (von den Asiaten bis hin zu den Russen) massiv den Dollar gestützt und mit den aufgenommenen Dollars wiederum den amerikanischen Bondmarkt über Wasser gehalten. Die künstlich tiefen amerikanischen Zinsen sind also nicht nur eine Folge der Greenspan-Politik am Geldmarkt, sondern auch eine Folge der Dollarstützung am Bondmarkt.

Die extremen Aufkäufe (siehe Graphik Seite 10 rechts unten) lassen sich aber wahrscheinlich kaum auf die Dauer fortsetzen. Die große Frage ist, wie die Japaner reagieren, die das letzte Mal mit rund 350 Mrd. $ (nach wie vor die größte Stützungsaktion der Wirtschaftsgeschichte) am stärksten einen unkontrollierten Dollarverfall verhinderten. Die Japaner haben zwar vorsichtig wieder entsprechende Stützungen in jüngster Zeit in den Raum gestellt, allerdings ist dies keinesfalls eine Garantie für einen stabilen Dollar. Ein weiteres Positivum für die US-Währung könnten Rückführungen von amerikanischen Auslandsgewinnen sein.

Bekanntlich haben sich Manager beim Kauf von US-Vermögensgütern überwiegend als Versager (siehe Herr Schrempp) erwiesen, während Amerikaner im Ausland mit ihren um ein Drittel niedrigeren Investitionen (6.000 Mrd. $) wesentlich besser gearbeitet haben als die Nicht-Amerikaner, die rund 50% mehr (9.000 Mrd. $) in den USA investiert haben. Die in absoluten Zahlen höheren US-Auslandsgewinne sollen durch den "American Jobs Creation Act 2004" zurückgeholt werden, indem man diese ab 2005 nur noch mit 5,25% (statt bisher 35%) versteuern will. Die Gelder müssen allerdings investitionsmüßig zweckbedingt verwendet werden, um die hohe amerikanische Arbeitslosigkeit zu vermindern (auch die amerikanische Arbeitslosenquote ist nicht mit z.B. Deutschland vergleichbar, weil nur wenige Monate Arbeitslosenunterstützung gezahlt wird und die Arbeitslosen dann mangels neuen Anträgen oft schnell aus der Statistik verschwinden. Bush hatte die schlechteste Arbeitsplatzbilanz seit Anfang der 30er Jahre).

Forschungsinstitute schätzen, dass der Dollar um 25% fallen muss, um zwei Prozentpunkte in der US-Leistungsbilanz auszugleichen. Da das Defizit 2005 bei voraussichtlich ca. 6% liegen wird, würde ein Ausgleich der Leistungsbilanz je drei 25% Dollarabwertungsschritte bedeuten. Die Amerikaner könnten (im Gegensatz zu den Europäern) in diesem Falle auch von einer Anleihebaisse bzw. steigenden Zinsen (höchst gefährlich vor dem US-Verschuldungshintergrund) getroffen werden, während europäische Anleihen aufgrund von Währungszuströmen steigen könnten. Die Aussichten für amerikanische Vermögensgüter, von Aktien über Anleihen, bis hin zu Immobilien, erscheinen damit ungleich schlechter als vergleichbare Aussichten in Europa oder Asien - obwohl auch diese Märkte z.B. bei überbewerteten Aktien nachhaltig getroffen werden dürften. Im Gegensatz zu früheren Aktienbaissen, die durch Liquiditätsentzug der Notenbanken ausgelöst wurden (was diesmal wegen der schlechten internationalen Konjunktur kein Thema ist), dürften die Anlagegelder zukünftig eher international umdisponiert werden (was Teil-Baissen und Teil-Haussen auslöst), als daß generell alle Anlagekategorien und alle Aktienmärkte gleichförmig fallen. Angesichts der äußerst schwierigen Wirtschaftsprobleme, die international vor uns liegen, ist allerdings nirgendwo eine echte Hausse zu erwarten.
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Alt 04-11-2004, 16:19   #40
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Klasse Beitrag

Mir ist auch völlig unklar wie soviele Leute soooo blind sein können

Was solls , wir müssen mit diesem Wichtigtuer Bush weitere 4 Jahre leben und insbesondere auch leider die Amerikanische Bevölkerung, hoffentlich wachen sie in dieser Zeit auf denn Bush
wird dieses Land warscheinlich weiter in Grund und Boden wirtschaften

Übrigens, er muß jetzt erstmal zur OP, bekommt rechts ein neues Schultergelenk, ist verschlissen vom vielen Winken
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