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Alt 21-02-2005, 08:16   #1
OMI
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Exclamation Die Indizes - enormes Rückschlagspotential?

ACHTUNG- TEMPORÄRE RÜCKSCHLAGSGEFAHREN IM DAX UND DOW JONES SEHR HOCH
Sonntag, 20. Februar 2005


Wie Sie sicher wissen, bin ich alles andere als ein Crashprophet. Ich bleibe nach wie vor bei der Auffassung, dass wir uns seit 2003 in einem dreijährigen Haussezyklus befinden. Deshalb ist es aus meiner Sicht weiterhin sehr wahrscheinlich, dass die Aktienmärkte bis zum Jahr 2006/07 deutliche Zuwachsraten erreichen werden. Für den Dow Jones sind Ziele bis März 2007 in Höhe von 12.000 Punkten, möglicherweise sogar bis 12.500 sehr naheliegend.

Selbst optimistische Erwartungen, die von über 13.000 Punkten ausgehen, halte ich nicht für absurd. Die Gründe hierfür sind vielfältiger Natur. Zum einen wächst die amerikanische Wirtschaft sehr robust. Selbst eine starke Zinserhöhungsspirale, die unabwendbar geworden ist, um Gefahren der Inflation in den Griff zu bekommen, wird erst zur Mitte des nächsten Jahres wohl überhaupt konjunkturdämpfend wirken können. Der neutrale Bereich liegt zwischen 4-5 %. Geht man davon aus, dass die Marktteilnehmer immer mit gewisser Verzögerung auf Zinsanhebungen- wie Zinssenkungen reagieren, kann man wohl ab Herbst 2007 mit deutlichen längerfristig negativen Folgen für die Aktiennotierungen rechnen. Momentan ist die Haussebewegung an den Börsen liquiditätsgetrieben- immerhin hatten wir ein ganzes Jahr lang einen unvernünftig niedrigen Zinssatz von 1% in den USA und selbst jetzt noch trotz einiger Zinsschritte nur ein Niveau von 2,5 % was im historischen Mittel äußerst gering ist. Die Zinswende allein also kann die Aktienmärkte (noch) nicht stoppen. Die Unternehmensgewinne steigen wieder, das M&A Business sowie das Emissionsgeschäft ziehen merklich an. Auch die Fundamentaldaten wie BIP, Industrieproduktion, Verbrauchervertrauen und Einkaufsmanagerindizes bieten kein schlechtes Bild. Allein der Arbeitsmarkt trübt das Tableau. Gleiches gilt für das besorgniserregend hohe Haushaltsbilanzdefizit.

Ölpreis und Naher Osten entscheiden über Wohl und Wehe

Sorgen machen auch die hohen Energiepreise, die dem anschwellenden Ölpreis geschuldet sind. Hier liegt ohnehin der Schlüssel für die weitere Entwicklung: Einem dauerhaft hohen Ölpreis werden sich die weltwirtschaftlichen Fundamentals nicht entziehen können. Sollte eine militärische Eskalation im Nahen Osten Realität werden, (und die Möglichkeit dafür besteht leider noch in diesem Jahr), wird die internationale Wirtschaft wohl mit Ölkursen über 50 US$ je Barrel. langfristig planen müssen. Diese Situation bremst auch zukünftig eine explosionsartige Rallye an den Aktienmärkten, die wir sicher ohne die politischen Imponderabilien längst gesehen hätten. An der insgesamt positiven Tendenz konnten aber auch die steigenden Rohstoffpreise und die Arbeitsmarktsorgen nichts ändern. So bleibt die Prognose für die nächsten beiden Jahre vorsichtig freundlich. Auch die Nasdaq dürfte bis 2007 auf über 3.000 Punkte steigen können, obwohl neue Alltime Highs (über 5.200) fürs erste unerreichbar bleiben werden. Der DAX schließt sich diesen durch die amerikanischen Leitindizes vorgegebenen börsenklimatischen Vorgaben selbstverständlich an und sollte, wie wir dies in den letzten beiden Kolumnen ja bereits ausführlich beschrieben haben, an innerer Stärke gegenüber Amerika weiter gewinnen. Dies könnte zu Kursen bis auf ein Niveau von 5.500 Punkten 2007 führen, im Falle eines euphorischen Überschießens sogar bis auf 6.000 Punkte. Tendenziell gibt es demnach auf Sicht der nächsten beiden Jahre keinen Grund, Aktieninvestments zu meiden. Die Steigerungspotenziale im DAX liegen also gemessen an den heutigen Kursen bei ungefähr 40 %, im Dow bei 20-25 % und in der Nasdaq bei 50 % im Zeitraum bis Mitte zur Mitte des Jahres 2007.

In den nächsten Monaten drohen immense Rückschlagsgefahren:

Wie aber sieht es im kurzfristigen Zeitfenster der nächsten 6 Monate aus? Während der mittelfristig engagierte Anleger also durchaus investiert bleiben sollte, stellen sich dem Trader andere Fragen und Probleme. Und die sind erheblicher als viele Auguren und Börsenbeobachter momentan glauben zu machen versuchen. Formulieren wir es ganz klar: Die Zeichen für die nächste Zeit stehen auf Sturm, vielleicht sogar auf Orkan. Ohne zu übertreiben muss hier unbedingt auf die Gefahr von tatsächlich partiell crashartigen Einbruchsszenarien innerhalb weniger Wochen und Tage hingewiesen werden. Augenblicklich tanzen die Indizes auf dem Vulkan. Wir halten das Gerede von neuen Alltime Highs im Dow noch in den nächsten Monaten für unverantwortlich und sehen ernste unmittelbare Rückschlagsgefahren, die den wichtigsten Index der Welt bis auf 9800 Punkte auf Distanz von drei Monaten stürzen lassen könnten. Dies ist noch die optimistischste und moderateste Variante. Kommt es zu einem temporären Sell-Out sind Abstürze auf 9400 nicht zu vermeiden, was ein sehr gravierendes Problem für den dreijährigen Haussetrend darstellen würde. Ich glaube an eine solche Dramatik erst einmal nicht und unterstelle wie schon gesagt auch über das Jahr 2005 hinaus eine intakte Haussebewegung. Dennoch wäre es absolut unseriös, mit Blick auf die jetzt anstehende traditionell schwächere Börsenphase von März-Oktober eine kontinuierliche Fortschreibung der bisherigen Aufwärtsbewegung propagieren zu wollen, selbst wenn die Markttechnik und auch charttechnische Formationen scheinbar Hinweise darauf geben. Vielmehr gilt das, was wir schon in der letzten Kolumne geschrieben haben: „Entscheidend für den mittelfristigen Haussetrend, den wir auf drei Jahre bis 2006/07 als gültig betrachten, wird es dann im weiteren sein, ob die Indizes in der üblicherweise schwächeren Börsenphase zwischen April und Oktober nicht mehr auf die jeweiligen Tiefstände von 2004 fallen, dies heißt: Die Nasdaq muss unbedingt während des gesamten Jahresverlaufs über 1751 notieren, idealerweise nicht unter 1800. Beim Dow liegt die kritische Marke bei 9751, so dass sich als Sicherheitsabstand ein Bereich um 9.900 Punkte errechnet, der nicht unterschritten werden sollte. Wird dies unerfreulicherweise doch der Fall sein, ist auch der dreijährige Haussezyklus in allerhöchster Gefahr. Dies muss aber keineswegs geschehen.“

Es gibt überhaupt keinen Grund, weshalb der Dow Jones jetzt bis März/April noch auf seine obere Kanalbegrenzung bei 11.500 Punkten geführt werden sollte, was automatisch auch eine Diskussion der Alltime Highs bei 11.800 (März 2000) zur Folge hätte. Dies wäre nur dann realistisch gewesen, wenn die Nasdaq im Januar nicht in den alten Kanal unter 2.100 Punkten signifikant zurückgefallen wäre. Da dies aber bedauerlicherweise geschah und zugleich kein Anhaltspunkt für ein neuerliches Überschreiten dieser Marke bis zum Herbst gegeben ist, kann es nur einen Schluß geben: Der Dow Jones ist kurzfristig am Limit angelangt, das Restpotenzial bis März liegt bei allerhöchstens 11.000 Punkten. Dann droht eine überaus schnelle und scharfe Korrektur. Die Nasdaq könnte bis März zwar noch einmal den Angriff auf die Kanalbegrenzung bei 2.100 Punkten wagen, doch ein drittes Scheitern an dieser Marke seit Anfang Februar würde unwiderruflich den Weg zur 2.000er Marke frei machen und wahrscheinlich einen schnellen Fall auf 1900 Punkte noch im April auslösen. Der DAX wird wohl kaum die 4.400 signifikant knacken können, allenfalls bis auf 4460 laufen um anschließend auf mindestens 4.000 Punkte zu korrigieren. Wie in der letzten Kolumne beschrieben, ist um die 4.400 Punkte fürs erste im DAX finish, bei 2.100 in der Nasdaq ohnehin und der Dow lief zwar noch etwas weiter als von uns erwartet, aber keineswegs über die wichtigen 1o.860.

Alles spricht für schwache Märkte zwischen März und Oktober

Was ist in 2004 geschehen? In diesem Jahr haben wir einen typischen Zyklus erlebt, wie er in 80 % aller Fälle eintritt: Nach dem Erreichen der Jahreshochs im Februar/März von 4.175 DAX, 10751 Dow und 2157 Nasdaq gab es einen tendenziellen Einbruch in der schlechten Börsenphase bis August/September mit Jahrestiefs bei 3623 DAX, 9751 Dow und 1751 Nasdaq. Hierbei fiel auf, dass trotz aller negativen Verläufe in dieser Periode die Kanäle in den amerikanischen Indizes intakt geblieben sind. Mit Beginn der guten Börsensaison gab es einen deutlichen Anstieg in allen Indizes: 10.860 Dow, 4407 DAX und 2.190 in der Nasdaq waren die jeweiligen Höchststände. Wie bereits erwähnt stand ein Abrutschen der Nasdaq in den alten Kanal von 1700-2100 Punkten Anfang Januar einer deutlicheren Rallye im Wege. Dies war zunächst sehr enttäuschend, zumal jetzt erst einmal keine Zeit mehr bleibt, neue Kraftakte anzugehen. Dies muss aber nicht schlecht gewesen sein, bleibt der Börse auf diese Weise eine Überhitzung erspart und das ist gut für einen kontinuierlichen Aufwärtstrend bis 2007. Worauf es mir ankommt: Bis auf das Ausnahmejahr 2003, in dem wegen des Irakkriegs der übliche Börsenzyklus auf den Kopf gestellt wurde und die Rallye im März einsetzte (gleichsam als Initialzündung für den neuen Haussezyklus), kann man mit großer Sicherheit von der historischen Korrektheit der These von einer starken und einer schwachen Börsensaison ausgehen. Untersucht man diesbezüglich die letzten Börsenjahrzehnte, stellt man immer wieder mit erstaunlicher Frappanz fest, dass zwar mit jeweils unterschiedlicher Dimensionierung aber strukturell doch mit immer gleicher Tendenz die Phasen von Mitte März- Anfang Oktober in besten Fällen zu einer Seitwärtsbewegung führten, mehrheitlich aber zu deutlich fallenden Kursen. Diese Regel wird nur in ganz außergewöhnlichen Zeiten und dann mit guten Argumenten gebrochen, wie eben 2003, als die Unsicherheit über den Irakkrieg zu einer drastischen Verzögerung einer Aufwärtsbewegung Ende 2002 führte und dann gewissermaßen in einem Befreiungsschlag im März mündete. Vergleichbares steht in diesem Jahr nicht an, im Gegenteil: Bislang ist die jahreszeitliche Zyklik seit Anfang 2004 geradezu mustergültig, weshalb sollte dies auf einmal anders sein, zumal sich fundamentale Gründe für Auf/Abstieg (Arbeitsmarkt/Ölpreis/Verschuldungsfalle vs Konjunkturdaten/Unternehmensdaten) die Waage halten? Der DAX hat sich übrigens seit März 2003 (2200) mit 4400 Punkten exakt verdoppelt. Dies ist ein guter Moment, um erst einmal innezuhalten und angefallene Gewinne mitzunehmen. Die Nasdaq ist seit dem Fall in den alten Kanal unter 2.100 Punkten kurzfristig immens angeschlagen und der Test der 1900 Punkte Marke geradezu notwendig, um zu einer gesunden Konsolidierung zu gelangen und dann gegebenenfalls eine neue Haussebewegung zu starten. Der Dow scheint bei 10860 Punkten ein Doppeltop auszubilden und das mit gutem Grund: Notierungen über 11.000 würden zwangsläufig Überhitzungen bis 11.800 nach sich ziehen- wer kann dies zum jetzigen Zeitpunkt aber wirklich wollen? Den Rallyefanatikern, die zur Zeit aus allen Löchern gekrochen kommen, sei gesagt: Seit Februar sind wir nicht in einer Rallye, sondern in einer Kompensationsphase. Im Dow wurden die Verluste vom Januar (bis 10360 intraday) aufgeholt- nicht mehr und nicht weniger. Die Nasdaq ist sehr weit von den Jahreshochs entfernt und der DAX bei 4400 an einer heftigen Marke. Deswegen sehen wir auch keine Rallyelogik oder eine Möglichkeit des Überschießens in den nächsten Wochen, denn wir befinden uns zwar in einer langfristigen stabilen Aufwärtsbewegung aber eben nicht in einer Rallye, dieses Thema ist leider seit Anfang Januar passe.

Alarmierende Signale kommen von den Volatilitätsindizes VIX und VDAX
Die große Sorglosigkeit der Investoren, die unter anderem von den vielbeachteten Volatilitätsindizes VIX (DOW JONES) und VDAX (DAX) gemessen wird, ist exorbitant und verschlägt einem den Atem. Der VDAX notiert nahe 10 und damit beinahe auf historischem Tief. Auch wenn ich selbst diese Indikatoren für nur bedingt prognosetauglich halte, weil sie nichts über den Zeitpunkt einer zu erwartenden Gegenbewegung aussagen, so bleibt doch zumindest festzuhalten, dass eine Gegenbewegung, wenn sie denn einsetzt, sehr heftig ausfallen dürfte. Selbst wenn der VDAX wieder bei 18/19 notieren sollte, was immer noch vergleichsweise wenig ist, müsste dies mit einem steilen temporären Fall des DAX koinzidieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine solche Reaktion nach oben im VDAX, aber auch im ähnlich situierten VIX bald bevorstehen könnte, ist schon aus technischer Sicht sehr hoch. Dies meine ich mit temporär crashartigen Szenarien. Der DAX/Dow könnte innerhalb weniger Tage um 10-15% nach unten korrigieren. Dazu reichen einige negative Meldungen über eine Zuspitzung im Syrienkonflikt, im Iran, Nordkorea, einige unerwartet schlecht ausfallende Konjunkturmeldungen oder ein Attentat in den USA/Europa. Die temporären Rückschlagsgefahren sind ungleich größer als die Aussicht, ungebremst bis Mitte des Jahres nach oben zu laufen. Wir gehen davon aus, dass auch diesmal die Logik der schlechten Börsensaison ab März gültig ist. Es ist viel gewonnen, wenn die Jahrestiefs von 2004 in den Indizes dabei nicht unterschritten werden- dann bleibt der Haussezyklus bis 2007 intakt und damit rechen wir fest. Auf Dreimonatssicht aber sollten die Anleger eher auf Short setzen. Spätestens im Herbst dürften neue attraktive Einstiegsniveaus für strategische Aktienkäufe vorhanden sein. Doch sollte man stets auf die weltpolitische Lage und den Ölpreis achten.

Bei Ihren Anlageentscheidungen wünschen wir Ihnen wie immer eine glückliche Hand.

Bis dahin verbleibe ich wie immer als Ihr

Carsten Schmider
Chefredaktion
www.Schmider-Investments.de
__________________
Schöne Grüße
OMI
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