Ausverkauf beim DAX
Von Volker Tietz
Die Märkte kommen einfach nicht zur Ruhe: Kaum sieht die Lage ein wenig besser aus, folgen neue Hiobsbotschaften, die die Indizes wieder unter Druck bringen. Diese Woche gab es gleich zwei von der Sorte.
Für den ersten Paukenschlag sorgte Ajatollah Ali Chamenei, der geistliche Führer des Irans. Sollte der Atomstreit eskalieren, könnte es zu einer Ölkrise kommen, ließ er verlauten. Denn der Iran sei bereit, die Lieferungen aus dem Persischen Golf zu unterbrechen. Das ist starker Tobak, denn bisher hatte es derart deutliche Worte nicht gegeben. Der Ölpreis kletterte in Folge dieser Drohung deutlich. Da nützt es nur wenig, wenn sich die Lage im Lauf der Woche etwas normalisierte. Die Drohgebärde bleibt in den Köpfen der Investoren haften.
Aufreger Nummer zwei lieferte US-Notenbankchef Ben Bernanke. Einerseits sieht er die Gefahr, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA abschwächt. Das spricht für sich alleine erst einmal gegen eine weitere Zinserhöhung am 28. Juni. Andererseits seien die Inflationsrisiken nicht zu unterschätzen, betonte er. Zu den Risiken zählen unter anderem sich weiter drastisch verteuernden Energiepreise, was eher für weitere Zinsschritte sprechen würde. Das Dilemma wird offensichtlich: Dieses Szenario, in der Fachsprache auch Stagflation genannt, gehört zu den unangenehmsten Gegebenheiten, die die Wirtschaft zu bieten hat.
Fazit: Auch die 200-Tage-Linie hat den Fall des DAX nicht stoppen können, das stimmt schon bedenklich. Als nächste Marke für ein Ende des Ausverkaufs ist jetzt das Jahrestief bei 5290 Zählern ins Spiel gekommen. Sollten auch dort die Bären noch Oberwasser haben, dann steht neben dem Fibonacci-Retracement bei 5160 Stellen sogar die „magische 5000“ wieder auf dem Prüfstand. Ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass wir eine Gegenbewegung sehen. Aber die oben beschriebenen Ereignisse haben diese Überlegung zunichte gemacht. Jetzt geht langsam die Angst um – ich rechne aber eher mit einer volatilen Seitwärtsphase, wobei wir dem unteren Ende dieser Range (aus meiner Sicht zwischen 5200 und 5800 Punkten) näher sind als dem oberen. Es macht daher Sinn, mit begrenztem Einsatz nach guten Kaufgelegenheiten Ausschau zu halten.
Noch eine Anmerkung am Rande: Heute beginnt die Fußball-WM und das Statistische Bundesamt hat ganz nette Details zu den Gruppengegnern der Deutschen veröffentlicht. In der Rangliste der wichtigsten deutschen Handelspartner liegt Polen vor Ecuador und Costa Rica. Während der Außenhandel mit Polen einen Ausfuhrüberschuss aufweist, wurde von den lateinamerikanischen Staaten mehr im- als exportiert, weil sie uns in erster Linie Agrarprodukte verkaufen. In der FIFA-Weltrangliste rangiert dagegen Costa Rica (Platz 26) vor Polen (29) und Ecuador (39). Deutschland ist zwar auch nur 19., aber alles andere als ein Sieg im Eröffnungsspiel wäre doch ein arger Dämpfer für das Team, das einen Traum am 9. Juli verwirklichen will.
Ein kurzer Ausblick auf die bedeutendsten Termine der Woche:
Unternehmen:
Dienstag, 13. Juni: Goldman Sachs QZ
Dienstag, 13. Juni: Fraport Verkehrszahlen für Mai
Mittwoch, 14. Juni: Deutsche Beteiligungs AG QZ
Mittwoch, 14. Juni: Lehman Brothers QZ
Donnerstag, 15. Juni: BEA Systems QZ
Freitag, 16. Juni: Sanofi-Aventis QZ
Konjunktur:
Montag, 12. Juni: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Konjunkturbarometer für Juni
Dienstag, 13. Juni (11.00 Uhr): ZEW: Konjunkturerwartungen für Juni
Dienstag, 13. Juni (14.30 Uhr): USA: Erzeugerpreisindex für Mai
Dienstag, 13. Juni (14.30 Uhr): USA: Einzelhandelsumsatz für Mai
Dienstag, 13. Juni (16.00 Uhr): USA: Lagerbestände für April
Mittwoch, 14. Juni (14.30 Uhr): USA: Verbraucherpreisindex für Mai
Mittwoch, 14. Juni (14.30 Uhr): USA: Realeinkommen für Mai
Mittwoch, 14. Juni (16.30 Uhr): USA: Rohöl- und Benzinlagerbestände
Mittwoch, 20. Juni (20.00 Uhr): USA: Beige Book der Fed
Donnerstag, 15. Juni (14.30 Uhr): USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung
Donnerstag, 15. Juni (15.15 Uhr): USA: Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung für Mai
Donnerstag, 15. Juni (18.00 Uhr): USA: Phili-Fed-Index für Juni
Freitag, 16. Juni (14.30 Uhr): USA: Leistungsbilanz für das erste Quartal
Freitag, 16. Juni (15.45 Uhr): USA: Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan für Juni
Sonstiges:
Donnerstag, 15. Juni: Feiertag in Deutschland ("Fronleichnam") – Börse geöffnet
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!
Volker.Tietz@
boerse-online.de
