Begehrtes Öl in Sudan
Ein Ende des Bürgerkriegs ebnet den Weg für ein Milliardengeschäft
In Sudan beginnt der Wettlauf um die Ausbeutung reicher Öllagerstätten. Westliche Energiekonzerne wie BP, Shell oder TotalFinaElf stehen in den Startlöchern.
Frank Räther/Johannesburg
Unmittelbar nachdem zum Jahreswechsel Regierung und Rebellen der Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung (SPLA) die letzten Vereinbarungen für einen Frieden in Südsudan unterzeichneten, erhielt die nationale südafrikanische Ölgesellschaft Petro SA die exklusiven Ausbeutungsrechte für den Block 14 im Norden des Landes. Bei BP, Shell und TotalFinaElf schrillen die Alarmglocken. Niemand von ihnen will zu spät kommen. Denn Sudan fördert bereits 300 000 Fass Erdöl pro Tag. In diesem Jahr sollen es 500 000 und in zwei Jahren 1 Mio. Fass täglich sein. Experten sprechen von den wahrscheinlich grössten Lagerstätten ausserhalb des Mittleren Ostens. Und noch dazu findet sich hier das begehrte leichte, schwefelarme Rohöl.
Asiaten ohne Skrupel
Bisher hinderte der Bürgerkrieg im Süden mit 1,5 Mio. Toten und 4 Mio. Flüchtlingen in zwei Jahrzehnten die westlichen Konzerne, in Sudan zum Zug zu kommen. Denn der Missbrauch der Öleinnahmen der Regierung für ihre Kriegsführung und die Missachtung von Menschenrechten brachten die Öffentlichkeit auf. Die chinesischen, indischen und malaysischen Ölfirmen scherte das nicht. So sind sie die Nutzniesser der seit 1999 laufenden Ölexporte aus Sudan. Die staatliche China National Petroleum Corp. ist der grösste ausländische Investor in Sudan. Sie fördert Öl, baute eine 1600 km lange Pipeline von den Förderfeldern zur Hafenstadt Port Sudan, errichtete ein Ölterminal und erhielt die Konzession für den Ausbau der Raffinerie in der Hauptstadt Khartum. Chinesische Firmen bauen eine weitere Pipeline von einem neuen Ölfeld bei Malakal nach Port Sudan. Indien will für 1 Mrd. $ eine weitere Raffinerie in Port Sudan bauen und ist nach China, das 40% hält, mit 25% zweitgrösster Teilhaber am sudanesischen Ölförderer Greater Nile Petroleum Operating Co.
Sanktionen als Hindernis
All das ist erst der Anfang. Die schon erschlossenen Fördergebiete grenzen an den Süden Sudans, der bisher Kampfzone war. Fünf weitere Blöcke, die als vielversprechend gelten, liegen im Süden, Block 6 reicht weit nach Darfur hinein, wo andere Rebellen aktiv sind. Und in Nord- und West-Darfur wird im Block 12 ebenfalls Öl in rauen Mengen vermutet. Daher drängen vor allem die USA auf eine schnelle Befriedung des ganzen Sudan. Denn erst dann können die von Washington 1997 verhängten Sanktionen aufgehoben werden, die den westlichen Unternehmen den Zugang blockieren.
Auch Ausrüster profitieren
Jetzt stehen sie in den Startlöchern und erwarten nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens für Südsudan einen baldigen Start für ein Engagement in Sudan. Frankreichs TotalFinaElf hat eine bisher ruhende Konzession für den Block 5 in Südsudan. BP, Chevron und Shell, so heisst es, sollen genauso am Einstieg in Sudans Ölförderung interessiert sein wie Firmen aus Kanada, Japan und Irland. Auch die Ausrüster erwartet ein beträchtliches Geschäft. So hatten deutsche und britische Unternehmen die Rohre für die Pipeline geliefert. Wenn jetzt weitere Ölfelder erschlossen werden, brauchen sie ebenfalls Pipelines und Fördereinrichtungen.
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