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Alt 03-12-2003, 13:50   #1
OMI
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Lightbulb 2004 - Kein Platz für Superbären

03.12.2003 13:24

4investors-Kolumne: 2004 - Kein Platz für Superbären

Drei Jahre Baisse sind 2003 zu Ende gegangen - endlich aus der Sicht vieler Börsianer. Von seinen Tiefs im März hat der DAX in der Spitze etwa 73 Prozent gewonnen, der MDAX rund 70 Prozent, der SDAX ist mit 62 Prozent der schlechteste Performer seit den Jahrestiefs und der TecDAX mit fast 90 Prozent der stärkste Kursgewinner.

Und das, obwohl das Jahr 2003 auch mit Problemen gespickt waren. Der Krieg im Irak, der offiziell zwar beendet ist, in der Realität aber längst ein Guerilla-Untergrundkrieg gegen die US-Truppen und ihre Verbündeten geworden ist. Bilanzskandale und lokale, vielleicht überschätzte Krisen wie die SARS-Welle in Asien waren weitere Negativpunkte, die das ablaufende Jahr verzeichnet hat.

Dagegen stand Anfang 2003 eine große Hoffnung, die sich im Laufe des Jahres immer weiter konkretisiert hat: Die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung. Der bisherige Höhepunkt dieses Optimismus, der teilweise schon in Euphorie ausartete, war Zweifels ohne das Wirtschaftswachstum in den USA im dritten Quartal, das annualisiert 8,2 Prozent erreichte. Warnungen, diese Zahlen nicht ernst zu nehmen, verhallten weitgehend ungehört: Zahlreiche fiskalische Sondereffekte verzerren das Bild, vor allem Rüstungsausgaben und die US-Steuerschecks für die Bürger haben für einen Nachfrageschub gesorgt, der einmalig bleiben wird und dessen Auswirkungen wahrscheinlich verpuffen werden - nichts desto trotz aber US-Präsident George Bush jn. sicherlich nicht um Wähler gebracht hat. "Nur" die Finanzierung des Haushaltsdefizits in den kommenden Jahren ist noch offen.

Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Da das Wachstum des Steueraufkommens zur Deckung des Finanzloches kaum reichen wird, muss die US-Regierung den Finanzmarkt anpumpen. Massiv wird Liquidität abgezogen werden und in US-Staatsanleihen wandern. Das steigende Angebot am Rentenmarkt dürfte von allein für steigende Zinsen sorgen. Das Schielen auf mögliche Zinserhöhungen seitens der Zentralbanken ist somit ein Medienspektakel, das Nonsens ist: Der Rentenmarkt hat die Zinswende längst vollzogen. In den USA ist die Rendite zehnjähriger Anleihen vom Tief bei 3,09 Prozent auf aktuell 4,33 Prozent angestiegen - ein Plus von immerhin rund 40 Prozent. Kaum anders beim Referenzmarkt für europäische Anleihen, den zehnjährigen deutschen Anleihen: Hier ist die Rendite von 3,47 Prozent auf aktuell 4,44 Prozent angestiegen. Ein Plus von immerhin 28 Prozent. Dass die Zinsen in den USA deutlicher steigen als in Europa ist Ausdruck des stärkeren Wirtschaftswachstums. Und angesichts der damit einhergehenden Rentenmarkt-Schwäche auch einer der Gründe für den Rückgang.

Die steigenden Zinsen scheint man an der Aktienbörse noch nicht so richtig registriert zu haben. Und wenn doch, kommen weiche Argumente: So sei das Anleihe-KGV trotz des Zinsanstiegs mit 22,5 immer noch deutlich über dem durchschnittlichen Aktien-KGV im DAX. Dass beide Märkte und damit beide KGVs allein aus Gründen der Berücksichtigung von Risikoaspekten nicht vergleichbar sind, wird meistens bewusst verschwiegen.

Die Aussichten für 2004 sind gut. Auch wenn an dem beginnenden Wirtschaftsaufschwung noch einige Pessimisten zweifeln: Er ist da, vielleicht nicht in der Wucht, mit dem ihn die jüngsten US-BIP-Daten ankündigen, aber er ist da. Und allen Unkenrufen zum Trotz wird der Konjunkturzyklus auch in Europa greifen und die Wachstumsraten wieder klettern lassen. Wie stark sich dies auf die Gewinne der Unternehmen auswirkt bleibt abzuwarten. Die Kosten wurden durch alle Branchen hindurch stark gesenkt, was sich vor allem an dem Anstieg der Arbeitslosendaten sehen lässt. Diese Kostensenkungen führen bei Umsatzsteigerungen zu überproportionalen Gewinnsteigerungen - zumindest in der Theorie. In Einzelfällen wird dies zu überdenken sein: So locken zum Beispiel US-Einzelhändler ihre Shopping-Kunden mit nie da gewesenen Sonderangeboten in die Läden. Dass man mit DVD-Playern für 35 Dollar Gewinn erzielen kann, halten wir nicht unbedingt für möglich. Margensteigerungen im Einzelhandel werden daher vor allem auf Kostensenkungen basieren, im produzierenden Gewerbe vor allem auf einer verbesserten Auslastung der Produktionsstätten. Preissteigerungen sind angesichts der zunehmenden Konkurrenzsituation auf dem Weltmarkt und der immer noch schwachen Auslastung der Kapazitäten dagegen nur schwer oder lediglich in Nischenmärkten durchsetzbar. Nicht zuletzt deshalb werden zur Margenverbesserung verstärkt Produktionslinien in Billiglohnländer verfrachtet. China gilt schon heute als zukünftige Werkbank der Welt, wobei sich bislang kaum jemand Gedanken über die Auswirkungen auf die heimischen Gesellschaften macht.

Dass der beginnende Aufschwung schon komplett in den Kursen eingepreist ist, erscheint kaum vorstellbar, sodass die mittel- und langfristigen Aussichten weiterhin positiv sind. Auch für 2004 sind Aktiengewinne zu erwarten: Unsere Favoriten nennen wir Ihnen in der aktuellen Ausgabe unseres Börsenbriefes 4investors weekly, der ganz dem Thema "Geldanlage 2004 gewidmet ist. Gegen die Aufwärtskräfte steht, dass der Anstieg der Börsenindizes seit März 2003 eigentlich ohne größere Abwärts-Konsolidierung vonstatten ging. Zeitweise Rückschläge größerer Art sind daher keine Schnäppchen-Gelegenheiten mehr, aber dafür solide Kaufgelegenheiten.

Michael Barck ist Chefredakteur des Börsenbriefs "4investors weekly", der tägliche Analysen, Kommentare und Nachrichten zu den weltweiten Aktienmärkten bietet. Weitere Informationen unter www.4investors.de.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.


Quelle: FINANZEN.NET
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Schöne Grüße
OMI
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