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Alt 09-03-2005, 16:22   #181
Starlight
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Die amerikanischen Aktien erreichen einen Meilenstein
Von Mark Arbeter, technischer Chefstratege bei S&P

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Alt 10-03-2005, 17:25   #182
Starlight
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Jubiläum: Vor fünf Jahren platzte die Hightech-Blase

Der Blick der Wall Street geht – das ist bekannt – immer nach vorne, schließlich wird an der Börse die Zukunft gehandelt. Ganz ohne Vergangenheit ist der Handel aber nicht, und am heutigen Donnerstag blickt so mancher Börsianer wehmütig zurück auf ein historisches Ereignis: Vor fünf Jahren schloss die Nasdaq bei 5 048 Punkten – dann platzte die Blase.

5 048 Punkte… diese Zahl wird so manchem Börsianer ein Leben lang im Kopf bleiben. Im Intraday-Handel hatte der Hightech-Index sogar 5 132 Punkte geschafft. So hoch dürfte die Nasdaq wohl auch in den nächsten Jahren nicht mehr klettern. Zur Erinnerung: Genau zweieinhalb Jahre nach Beginn des Bärenmarktes erreichte die Nasdaq einen Tiefstand von 1 108 Punkten und hatte damit fast 80 Prozent an Wert verloren. Weitere zweieinhalb Jahre später – also heute! – dümpelt der Index gerade mal bei 2000 Zählern, und zwar ohne Aussicht auf plötzlicht, deutliche Kursanstiege.

Fast alle, die heute im New Yorker Finanzviertel arbeiten, haben das Nasdaq-Hoch erlebt und noch gut in Erinnerung. Viele Börsianer sind seither gegangen, kaum welche dazugekommen. Damit ist das Thema heute der Renner auf dem Parkett. Man hat Geschichte erlebt, man hat Geschichte geschrieben. Und man fragt sich, ob sich die Geschichte etwa widerholen könnte.

Und da gehen die Meinungen auseinander. Eine gute Mehrheit der Börsianer glaubt heute, dass sich eine Blase wie damals heute gar nicht mehr entwickeln könnte. Und für diese Ansicht spricht vieles. Immerhin war mit der Erfindung und Kultivierung des Internets ein Marktsegment angeschnitten, das nicht nur neu und unbekannt, sondern auch extrem schwierig zu durchschauen war:

Niemand wusste seinerzeit, wieviel Geld die Internet-Riesen – damals Yahoo, AOL, Amazon und Ebay - wirklich verdienen könnten. Sicher, Anleger hätten stutzig werden können als Aktien der Online-Briefmarkenhändlers Stamps.com eines Tages mit einem Kgv von 83 handelten und Akamai Technologies mit einem Kgv von 509. Auch als Cisco Systems mit einem Börsenwert von 600 Milliarden Dollar die alten Schwergewichte ExxonMobil und General Electric weit abgehängt hatte, hätte sich mancher Geldbeutel schließen müssen.

Doch zeichnete sich der Markt seinerzeit durch einen Mangel an fundamentalem Wissen aus. Je weniger Anleger die Erfolgsaussichten einer Website und eines Netzwerk-Händlers einschätzen konnten, desto einfacher wurde es für Analysten wie Mary Meeker und Henry Blodget, einzelne Aktien zu hypen. Ob Anleger den Analysten gegenüber heute vorsichtiger geworden sind, ist schwer zu sagen. Sicher ist jedoch, dass sich Analysten in ihren Zahlenwerken nicht mehr völlig frei auf Wolke sieben schwingen und auch bei Rekordpreisen noch Kaufempfehlungen aussprechen können.

Andererseits stehen heute die Aktien von Google hoch im Kurs… und zwar sehr hoch. Laut war der Aufschrei, als die Suchmaschine ihre Papiere für 150 Dollar emittieren wollte. Nach einem Börsenstart bei 83 Dollar hat sich die Aktie mittlerweile aber doch auf über 200 Dollar geschwungen, obwohl sich vieles bei Google ganz so anhörte wie bei anderen Firmen vor fünf Jahren. Wachstumsstrategien erklären die Google-Boys nur schwammig, ein hohes Kgv hemmt die Kauflust der Anleger dennoch nur bedingt.

Und doch ist es unwahrscheinlich, dass sich der Hype an der Nasdaq je wiederholen wird. Nicht zuletzt zeigt das ein Blick auf die Branchenriesen, die das Feld dominieren. Unter den Online-Werten mit der höchsten Marktkapitalisierung finden sich mit Ebay, Amazon, Yahoo und der diversifizierten Interactice Corp. alle bewährten Namen der Branche, AOL ist über die Muttergesellschaft Time Warner kein unsicheres Investment, und MSN als eine der meist gefragten Seiten gehört zu Microsoft und damit als einziger Online-Wert sogar zu den Blue Chips.

Einige kritische Beobachter werden indes nicht müde, zu einem Jubiläum wie am heutigen Donnerstag den Mahner zu geben: Der Markt sei vor weiteren Blasen keineswegs gefeit, sagen sie – mit Recht. Man schaue doch nur auf den Ölpreis: Der lag jahrelang in den Dreißigern und schob sich dann gen 40 Dollar. Die Wall-Street-Gemeinde schrie laut auf und warnte vor einem Ölpreis von 50 Dollar. Der ist längst erreicht, jetzt stehen 60 oder gar 80 Dollar im Raum. Die Zahlen sind so willkürlich wie einst die Umsatz- und Gewinnprognosen der Hightechs, und die Gefahr einer Blasenbildung ist ungleich größer.

Immerhin: Die steil steigenden Preise für Hightech-Aktien schadeten seinerzeit keinem. Der weiter kletternde Ölpreis hingegen greift die Konjunktur und Corporate America an, für die sich der wichtigste Rohstoff verteuert. Diese Entwicklung kann und wird nicht lange gut gehen, und so wird eines Tages die Blase auf dem Öl-Markt platzen. Ähnliche Entwicklungen sind auf dem Immobilienmarkt zu beobachten.

Die Geschichte wiederholt sich also doch, denn nicht immer wird man aus Schaden kluf. Auch fünf Jahre nach dem Allzeit-Hoch der Nasdaq und nach schmerzlichen Verlusten für Anleger in aller Welt lassen sich Investoren zu unsinnig hohen Käufen verführen. Manche von ihnen machen damit das Geschäft ihres Lebens, andere werden den Ausstieg verpassen und Kursverluste einfahren, wie man sie zuvor eben nur an der Nasdaq erlebt hatte.

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Alt 11-03-2005, 23:05   #183
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Wo Geld, Öl und gutes Bier fließen

Neidisch blickt die Wall Street über den Tellerrand und über die Grenzen. Denn der heimische Markt bietet dem Anleger nicht, was er sich erhofft. Seit Wochen ziehen die US-Indizes nahezu unkontrolliert auf und ab, doch haben sie sich seit Jahresbeginn nicht wirklich bewegt. Anders im Ausland, wo Milch und Honig fließen.

Nun, Milch und Honig sind es vielleicht nicht einmal, wonach der US-Anleger lechzt. Im Gegenteil: Der köstliche Trunk hat dem Ami viel zu viel Fett, und auch dem Honigtopf wird zwischen all den Syrup-Flaschen auf dem Frühstückstisch nur eine Nebenrolle zuteil. Vielleicht ist es gar nicht das legendäre Schlaraffenland, wohin der sehnsüchtige Blick zieht.

Vielleicht ist es vielmehr der ganze asiatische und europäische Raum, in dem zumindest massenhaft Geld fließt. Amerikanische Investoren haben in der vergangenen Woche gute drei Milliarden Dollar in Aktienfonds gepumpt – achtzig Prozent davon allerdings in Fonds mit nicht-amerikanischem Portfolio. Ähnlich verhielt sich das schon in den vergangenen Wochen. Trotz – oder gerade wegen – der steilen Rallye der US-Aktien in den vergangenen Monaten ist das Vertrauen der Anleger in den eigenen Markt nicht sehr hoch.

Schuld daran ist natürlich der hohe Ölpreis. Ach, wie gut geht es da doch den Saudis, in deren Land zwar auch nicht Milch und Honig, aber zumindest das Schwarze Gold fließt. Und zwar in Unmengen. Die Scheichs und die übrigen Mitglieder der Opec haben die US-Börsen zurzeit fest im Griff. Auch vor dem nächsten Treffen des Kartells im Iran in wenigen Tagen findet der Markt keine Orientierung. Wie sehr wünscht sich Amerika mehr Unabhängigkeit von Import-Öl.

Mehr eigene Öl-Vorräte wären wünschenswert, doch wird man in dieser Hinsicht nicht allzu bald weiterkommen. Präsident und Öl-Fan George W. Bush mag zwar weiter im Amt sein, in den Naturschutzgebieten Alaskas wird dennoch noch lange nicht gebohrt werden. Zwar sind entsprechende Initiativen seit Jahren geplant und in allen möglichen Gesetzesvorlagen eingearbeitet, doch gibt es massiven Widerstand von Bürgergruppen und politischer Seite.

Zu guter letzt müssen die Amerikaner am Freitag noch ertragen, dass nicht nur im Ausland das Geld und in der Wüste das Öl fließen, sondern in Europa auch noch der bessere Gerstensaft. Heineken hat sich auf dem internationalen Biermarkt immer wieder hervorgetan, und mit einem neuen Leicht-Bier sagt der holländische Konzern nun erneut Anheuser-Busch und Coors den Kampf an.

Dem Großbrauer dürfte das nicht allzu schwer fallen. Erstens sind die Biere der beiden großen amerikanischen Hersteller schal und geschmacksschwach, und zweitens bekriegen sich die beiden Unternehmen lieber gegenseitig mit Werbemillionen als sich auf einen neuen Markteindringling vorzubereiten.

Heineken will das „Premium Light“ noch im laufenden Jahr in regionalen US-Märkten testen, und man hat hohe Erwartungen. Immerhin wächst der Light-Markt stetig: Hatten sich im Jahr 2000 noch 44 Prozent der US-Verbraucher für den entschärften Genuss entschieden, waren es nach Branchenangaben im letzten Jahr bereits 47 Prozent. Amstel Light, das erste leichte Heineken-Produkt auf dem US-Markt, hat seinen Umsatz in den letzten zwölf Monaten um 2 Prozent ausgeweitet.

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Alt 15-03-2005, 21:07   #184
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Die Broker geben den Ton an

Die Wall Street steht in dieser Woche ganz im Zeichen… eben, der Wall Street. Das ist nicht narzisstisch gemeint, obschon sich mancher im New Yorker Finanzzirkus gerne im eigenen Glanze sonnt. Doch melden in dieser Woche ein paar Brokerhäuser, allesamt Wall-Street-Legenden, die viel über das aktuelle Geschäft am Markt aussagen könnten.

Nach Lehman Brothers an diesem Mittwochmorgen erwartet die Wall Street für Mittwoch die Quartalsdaten von Bear Stearns und Morgan Stanley. Am Donnerstag legt Goldman Sachs nach. Die Erwartungen sind ausgesprochen hoch. Immerhin: Im letzten halben Jahr haben alle vier Aktien deutlich besser abgeschnitten als der breite Markt. Lehmann, Bear Stearns und Goldman Sachs haben um etwa 18 Prozent zugelegt, Morgan Stanley verbucht ein Plus von immerhin 12 Prozent.

Was dürfen Anleger aus solchen Kursbewegungen schließen? Nun, zunächst deutet alles auf sensationelle Zahlen hin, zumal sich die Brokerhäuser im Vorfeld der Ergebniswoche gegenseitig aufgestuft haben. Ein Blick auf die Bücher von Lehman, wo man besonders im Anleihen-Geschäft abkassierte, bestätigt den Optimismus auch noch.

Und doch: Zahlreiche Analysten geben sich sehr zurückhaltend. Nicht zu unrecht, ist Morgan Stanley doch das einzige Unternehmen, für das der Markt vorab mit einen Gewinnwachstum für das abgelaufene Vierteljahr rechnet.

Bei Bear Stearns und Goldman Sachs dürfte es bergab gegangen sein. Auf dem Parkett spiegelt sich diese Ansicht wieder: Bear Stearns wird unter Analysten mit einem „hohen Risiko“ bewertet, für Goldman Sachs liegen die inoffiziellen Flüsterschätzungen an der Wall Street um drei Cent unter den offiziellen Prognosen – auch das zeugt nicht gerade von Optimismus.

Dass die Aktien des Sektors zuletzt so gut liefen, dürften nicht zuletzt die Spätfolgen eines starken Trends sein, den die Branche im letzten Jahr erlebt hat, als eine breite Erholung des Fixed-Income-Geschäfts für Auftrieb gesorgt hatte. Die aktuellen Vergleichszahlen hingegen – eben mit dem starken Vorjahr – dürften überwiegend negativ ausfallen.

Dass die Brokerhäuser an der Börse keine massiven Gewinne eingefahren haben, dürfte jedem Anleger einleuchten. Die großen US-Indizes notieren seit Jahrebeginn nahezu unverändert. Geld war zuletzt nur noch im M&A-Markt zu holen: Goldman Sachs spielte eine Schlüsselrolle beim Zusammenschluss von Procter & Gamble und Gillette, und Morgan Stanley war bei der Übernahme von Guidant durch Johnson & Johnson federführend.

Unterm Strich ergibt sich damit für viele Beobachter höchstens „ein gemischtes Quartal“. Ein solches sieht zum Beispiel Richard Bove vom Brokerhaus Punk Ziegel. Vor allem die M&A-starken Unternehmen dürten die Nase vorn haben, so der Experte, der mit den starken Zahlen von Lehman jedoch nicht gerechnet hatte.

Alte Zahlen hin oder her, ob sich zurzeit eine Anlage in Brokeraktien lohnt, wird heftig debattiert. Mit einem durchschnittlichen KGV von 12 handeln die Papiere der großen Vier sicher nicht auf einem unangemessenen Niveau. Und doch rechnet die Wall Street erst auf lange Sicht mit wirklich attraktiven Renditen. In diesem Jahr sieht man die Gewinne bei Bear Stearns, Lehman Brothers und Goldman Sachs um 6 Prozent sinken.

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Alt 15-03-2005, 21:17   #185
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S&P-Chartanalyse
Aktienmarkt vor totalem Sturm
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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Alt 28-03-2005, 20:58   #186
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Die Gefahr eines starken Arbeitsmarktes

Manche Börsenwochen werden am Freitag entschieden. Die laufende gehört dank des bevorstehenden Arbeitsmarktberichts dazu. Der Markt wartet auf einen der wichtigsten Konjunktur-Indikatoren, doch hat man diesmal andere Daten im Blick als die Arbeitslosenquote und die Zahl der neu geschaffenen Stellen.

In Zeichen steigender Inflation hat sich der Fokus gedreht: Ein starker Arbeitsmarkt – einst das Fundament einer gesunden Volkswirtschaft – könnte plötzlich gefährlich für den Markt sein.

Zur Erklärung: Seit Wochen steigen die Erzeuger- und die Verbraucherpreise deutlich, was vor allem mit den höheren Ausgaben für Rohstoffe und besonders Öl zu tun hat. Steigende Personalkosten hingegen haben bislang kaum eine Rolle gespielt. Der bisher wichtigste Faktor im Zusammenhang mit dem Inflationsdruck ist dank eines außerordentlich schwachen Arbeitsmarktes in den Hintergrund getreten.

Seit kurzem bessert sich aber die Lage am Arbeitsmarkt. Eine anziehende Nachfrage nach Arbeitskraft bringt höhere Lohnkosten mit sich. Ein Beispiel: Die Stundenlöhne sind im letzten Jahr nur um 2,5 Prozent gestiegen und damit unterhalb der Inflationsmarke. Für den März erwarten Analysten nun einen Anstieg der Stundenlöhne um 0,3 statt der bisher durchschnittlichen 0,2 Prozent.

Unternehmen dürften versuchen, die höheren Kosten umgehend an den Verbraucher weiterzugeben… eher früher als später müsste sich die Fed einschalten und stärker als bisher an der Zinsschraube drehen.

Vor nichts aber fürchtet sich die Wall Street derzeit mehr. Die Fed hat in ihrer letzten Zinserklärung an der Formulierung festgehalten, die Zinsen weiterhin „in einem schrittweisen Tempo“ anzuheben. Die Sorge, dass der Leitzins im April um satte 50 statt der offiziell erwarteten 25 Basispunkte steigen könnte, hat das nicht vom Parkett gefegt.

Auch eine Statistik, auf die ein Moderator beim Börsensender CNBC am Morgen verwies, taugt nicht eben zur Beruhigung. Danach habe die Notenbank bisher 55 Mal die Zinsen angehoben, allerdings nur 16 Mal um 50 Basispunkte. Damit fällt nur ein Drittel der Zinsschritte so drastisch aus. Bedenkt man aber nun, dass die Fed den Leitzins zuletzt sieben Mal in Folge – eben „schrittweise“ – um einen Viertelpunkt angehoben hat, dann wäre ein größerer Schritt, zumindest statistisch, überfällig.

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Alt 29-03-2005, 22:19   #187
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Benzinpreis drückt auf die Stimmung

Amerika ist ein großes Land, so groß, dass sich ohne Auto nicht viel erreichen lässt. Väter pendeln meilenweit mit dem Auto, während die Mütter mit dem Zweitwagen ihre Kids zum Sport fahren. Am Nachmittag geht es mit dem geräumigen Geländewagen einkaufen… und dabei wird so manche Gallone Benzin verbrannt.

Seit der anhaltend hohe Ölpreis erst richtig auf das Benzin durchgeschlagen ist, machen sich die Amerikaner noch größere Sorgen um ihre wirtschaftliche Zukunft. Sicher, ganz so hoch wie in Europa sind die US-Preise noch lange nicht, doch notiert der Sprit in allen Klassen auf einem historischen Hoch.

Das hat Folgen: Das Verbrauchervertrauen ist nun zum zweiten Mal in Folge deutlich gefallen. Sechzig Prozent der befragten Bürger rechnen mit anhaltenden Schwierigkeiten und einem konjunkturellen Umfeld, in dem es vor allem in eine Richtung geht: nach unten.

Die Zahlen in der neuesten Studie vom Umfrageinstitut Gallup geben zu denken, denn sie sind so schlecht wie seit der Zeit vor dem Irakkrieg nicht mehr. Den hat die Regierung Bush vor allem wegen der immensen Öl-Vorräte im arabischen Wüstensand geführt – doch lief bislang nicht alles nach Plan. Weder scheinen die aktuellen und künftigen Öl-Exporte die Kosten von Krieg und Wiederaufbau decken zu können, noch kamen die USA an billigeres Öl. Im Gegenteil: Das schwarze Gold wird teurer und teurer.

Dazu kommt, dass die Nachfrage weltweit und in den USA weiter steigt. Für die Autofahrer ist dieser Umstand noch schlimmer als der hohe Rohstoffpreis, denn die Raffinerie-Kapazitäten zwischen New York und Los Angeles sind erschöpft. Per Schiff und Pipeline kann Öl schicken wer will, es kann einfach nicht schnell genug in Benzin oder andere Destillate wie Heizöl umgesetzt werden.

Dass am Karfreitag eine Explosion auf einer BP-Anlage in Texas die drittgrößte Raffinerie teilweise stillgelegt hat, verschärft die Situation kurzfristig. Langfristig ist aber auch keine Besserung in Sicht, denn Baupläne für neue Raffinerien sind derzeit nicht bekannt und dürften wohl auch in den nächsten Jahren nicht genehmigt oder gar umgesetzt werden.

Die Öl-Lager können sich folglich lange füllen, die Benzinlager bleiben knapp. An der Zapfsäule greifen John und Jane Doe immer tiefer in die Tasche, und das drückt nicht nur auf die Stimmung, sondern indirekt auch auf Konjunktur und Börse.

Denn einerseits sorgen die immer höheren Lebenshaltungskosten – und das Auto samt Benzin gehört dazu – dafür, dass für andere Anschaffungen immer weniger Geld zur Verfügung steht. Und andererseits investiert Otto Normalanleger nicht mehr so gerne wie sonst an der Börse, wenn ihm zuhause das Geld zum Volltanken fehlt. Es überrascht nicht, dass vor allem Investoren mit einem Anlagevolumen zwischen 10 000 und 100 000 Dollar über den hohen Benzinpreis klagen. Folglich dürfte sich aber auch keiner wundern, wenn genau dieser Investorenkreis seine Mittel bald ganz aus dem Markt zieht.


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Alt 31-03-2005, 21:12   #188
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Eine bittere Quartalsbilanz

Die Stimmung an der Wall Street ist gedrückt. In wenigen Stunden ist das erste Quartal zu Ende, und die Bilanz fällt alles andere als gut aus. Die großen Indizes notieren komplett im roten Bereich, Inflation droht, Manager fliegen, der Ölpreis steigt… und statistisch gesehen soll es für den Rest des Jahres auch noch bergab gehen.

Laut dem Börsen-Almanach ist zwar der April der beste Monat für die US-Börsen. In den letzten 55 Jahren hat der Dow im April durchschnittlich um 1,8 Prozent zugelegt, und im April 1999 war es, dass der Dow zum ersten und einzigen Mal überhaupt einen Monatszuwachs von mehr als tausend Punkten einfahren konnte.

Ob die nächste, gerade einmal 21 Tage lange Handelsetappe die Wall Street aber weit nach oben bringen dürfte, ist äußerst unklar. Vieles spricht dagegen, und gerade das bedrückt Anleger. Denn mit dem April geht statistisch die bessere Hälfte des Jahres zu Ende. Ebenfalls laut dem Börsen-Almanach hat sich über das letzte halbe Jahrhundert ein Aktieninvestment zwischen Oktober und April fett bezahlt gemacht, während es die Indizes zwischen Mai und September eher in den Keller zog.

Dass auf solcherlei Statistiken allgemein nicht viel zu geben ist, ist kritischen Beobachtern bekannt. Dass sie nicht als strategische Grundlage für die Portfolioverwaltung herangezogen werden sollten, sowieso. Allerdings ist auch bekannt, wie abergläubisch die Wall Street ist – immerhin vebeißen sich auch durchaus ernst zu nehmende Analysten alljährlich wieder in den statistisch belanglosen Januar-Indikator oder Witz-Barometer wie der Rocksaum- oder den Superbowl-Indikator.

Entprechend bangend wartet man nun auf den April, der nach einem schwachen ersten Quartal einiges wieder gut machen müsste, um die Börse einigermaßen auf die richtige Spur für den Sommer zu bringen. Klappen dürfte das nicht, denn selten war so viel Unsicherheit im Markt wie dieser Tage.

Ein steigender Ölpreis – und ein Horror-Szenario von Goldman Sachs mit einem Barrel-Preis von 105 Dollar – lastet schwer nicht nur auf den Fluggesellschaften, sondern auf der gesamten Börse. Transportkosten steigen und verteuern Konsumgüter, Verbraucher müssen an der Tankstelle tiefer in die Tasche greifen. Dazu kommt, dass der durchschnittliche Amerikaner ohnehin seit Monaten mehr ausgibt als er an Einkommen frei verfügbar hat. So steigt die Verbraucherverschuldung auf historische Höhen.

Die Notenbank beobachtet derweil inflationäre Tendenzen in einem Markt, der sich auf weiter steigenden Zinsen einstellen muss. Das könnte die Bau-Blase zum Platzen bringen, die in regelmäßigen Abständen immer wieder Kauflust an die Börse gebracht hatte.

Dass bei den größten Unternehmen in Corporate America die Köpfe rollen – im ersten Quartal gingen Carly Fiorina bei Hewlett-Packard, Harry Stonecipher bei Boeing, Hank Greenberg bei AIG, Michael Eisner bei Walt Disney, und Morgan Stanley stellt sich gegen Phil Purcell – bringt weitere Unsicherheit an die Börse, ebenso die Ermittlungen der SEC gegen den Versicherer AIG.

Die Aktie von AIG hat im ersten Quartal übrigens 13 Prozent an Wert verloren, getoppt wird dieser Verlust nur durch General Motors. Der Autobauer hat nach einer substanziellen Warnung 26 Prozent abgegeben. Gemeinsam sind die beiden Aktien für gut die Hälfte der Dow-Verluste im ersten Quartal verantwortlich, zu den weiteren großen Verlierern gehören aber Verizon, Home Depot, JP Morgan und Microsoft mit Einbrüchen im jeweils zweistelligen Prozentbereich.

Der Dow notiert am letzten Handelstag von Q1 nahe am Quartalstief, für Nasdaq und S&P 500 gilt dasselbe. Die Hoffnungen der Anleger ruhen auf dem April, der Startschuss – respektive: Glockenschlag – für die nächste Etappe fällt am frühen Freitagmorgen.

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Alt 01-04-2005, 16:54   #189
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Finanzmärkte
Schwacher Arbeitsmarkt schwächt Zinssorgen nur kurz

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Alt 01-04-2005, 19:56   #190
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Die Vor- und Nachteile eines schwachen Arbeitsmarktes

Jede Medaille hat zwei Seiten, und die Wall Street hat das am Freitag anhand des Arbeitsmarktberichts auch wieder einmal gelernt. Der Arbeitsmarkt hat sich im März deutlich schwächer entwickelt als erwartet – das veranlasste zunächst eine Rallye an den US-Börsen, und dann einen ziemlich steilen Einbruch.

Für beide Kursbewegungen gibt es triftige Gründe. Ein schwacher Arbeitsmarkt, so die Lesart der Insider direkt nach Bekanntgabe der Daten, lässt die zunehmende Angst vor Inflation zunächst einmal sinken. Die Fed dürfte sich von den März-Daten sicher nicht zu unerwartet starken Zinsscritten gedrängt sehen. Den Markt freut das, denn nach sieben Zinsanhebungen um jeweils einen Viertelpunkt hatten viele Experten angesichts der aufziehenden Inflations-Wölkchen einen größeren Sprung um einen halben Punkt im April befürchtet.

Diese Sorge war durchaus berechtigt. Der Zusammenhang gestaltet sich dabei wie folgt: Ein starker Arbeitsmarkt – also ein geringeres Angebot an qualifizierten Bewerbern – könnte zu unerwartet hohen Lohnforderungen führen. Mit den Löhnen steigen die Produktionskosten der Unternehmen, die in einem Umfeld steigender Preiskraft – das hat die Notenbank bereits diagnostiziert – schnell an die Kunden weitergegeben würden. Die Inflationsschraube wäre eine Runde weiter gedreht.

Nun ist das Schreckensszenario erst einmal vom Tisch. Einzelhandel und Produzierendes Gewerbe haben zusammen gut zwanzigtausend Arbeiter entlassen, und auch in anderen Sektoren fielen die März-Zahlen schwächer aus als erwartet. Mit 110 000 neuen Stellen hat die US-Konjunktur nicht einmal die Hälfte dessen erreicht, was erwartet worden war. Und dass die Arbeitslosenquote mit 5,2 Prozent so niedrig ausfällt wie seit September 2001 nicht mehr, beunruhigt wirklich keinen – die Zahl gilt als eine der unzuverlässigsten im Statistikdschungel.

Erst Stunden nach dem Report, nach dem Jubel über sinkendes Inflationsrisiko und einer damit einhergehenden Rallye an den Aktienmärkten fiel der Wall Street auf, wie schlecht der Arbeitsmarkt wirklich dasteht – und welche negativen Folgen das hat. In der Tat fielen die Zahlen nun bereits in acht der letzten zehn Monate schwächer aus als erwartet. Und diesmal wurden nicht einmal die 150 000 Jobs geschaffen, die statistisch als notwendig gelten, um angesichts des Bevölkerungswachstums zumindest Stabilität zu gewähren.

Das gibt zu denken. Ein stabiler Arbeitsmarkt ist schließlich viel weniger das Fundament einer schrecklichen Inflation als vielmehr einer stabilen Volkswirtschaft. Weniger Jobs bedeutet weniger Geld in den Taschen der Verbraucher. Die Nachfrage nach langlebigen Gütern sinkt seit geraumer Zeit, und die Fabrikbestellungen reflektieren den negativen Trend. Die Autoabsätze sind am Boden, und dass Öl und Benzin weiter nahe ihren historischen Höchstständen handeln, verschärft die Situation. Das wiederum lässt sich nicht zuletzt am erneut schwachen Verbrauchervertrauen ablesen.

Völlig klar, also, dass die Börse zum Start des zweiten Quartals im roten Bereich handelt. Ein klarer Indikator für das laufende Quartal mag der Auftakt nicht sein, doch sind die Probleme dieses ersten April-Tages symptomatisch für den aktuellen Markt. Für Kursgewinne fehlt der Börse zurzeit jede Voraussetzung, der statistisch beste Monat für Dow und Co. dürfte diesmal manchen Anleger enttäuschen.

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Alt 04-04-2005, 18:10   #191
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Die Berufung von Bruder Ben

Wenn in zwei Wochen die Kardinäle zur Konklave in die Sixtinische Kapelle ziehen, dann werden sie sehen wie schwierig es ist, einen so erfahrenen und weisen Hirten zu ersetzen, wie Papst Johannes Paul II. einer war. Vor ähnliche Schwierigkeiten sieht sich die US-Regierung gestellt, die im nächsten Jahr einen Nachfolger für Alan Greenspan finden muss.

Für die Banker an der Wall Street ist Alan Greenspan durchaus was Johannes Paul II. für die Gläubigen im Rest der Welt war. Wann immer Greenspan spricht – in dieser Woche wird das am Dienstag und Freitag vor verschiedenen Gremien sein – hört der Markt gebannt hin. Interessanterweise sind die faktenreichen Analysen des 79-Jährigen oft weniger verständlich als die religiös-philosophischen Ausführungen des Papstes. Die richtige Zinspolitik scheint eben schwieriger zu finden zu sein als der Weg ins Himmelreich, das aber laut Matthäus 19,24 zumindest den erfolgreichen Spekulanten ohnehin verschlossen bleiben dürfte.

Wie dem auch sei: Das Pontifikat Johannes Paul II. ist zu Ende, und die Konklave muss einen Nachfolger bestimmen. Nach 26 Jahren steht die Kirche vor keiner leichten Aufgabe, länger als der Pole Karol Woityla haben schließlich nur Petrus selbst und Pius IX gedient.

Die Amtszeit von Alan Greenspan geht im Januar nächsten Jahres zu Ende – länger als er hat überhaupt niemand gedient. Greenspan steht der Fed seit 1987 vor und beriet in seiner Funktion als oberster Qährungshüter die Präsidenten Reagan, Bush I, Clinton und Bush II. Was die Personalpolitik in Washington leichter machen dürfte als im Vatikan: Der Fed-Chef wird nicht auf Lebenszeit verpflichtet.

Dennoch ist eine sorgfältige Auswahl angebracht. Als potenziellen Nachfolger für Greenspan nannten Experten in den letzten Jahren immer wieder Ben Bernanke, der seit drei Jahren im Vorstand der Notenbank sitzt. Am Montag macht Bernanke Schlagzeilen, und stellt die Wall Street vor ein Rätsel. Präsident George W. Bush, so heißt es aus dem Weißen Haus, wolle Bernanke zum Vorsitzenden seines wirtschaftspolitischen Beratergremiums CEA machen.

Das ist eine zweifelhafte Ehre für Bernanke. Denn einerseits kann sich niemand vorstellen, dass der Notenbanker einen so angesehenen Posten im Weißen Haus nur als Sprungbrett nutzen und sich nach acht Monaten an die Spitze der Fed verabschieden würde. Andere, wie der New Yorker Volkswirtschaftsprofessor Dr. Irwin Kellner, sehen durch ein Amt in der Bush-Regierung sogar Bernankes zukünftige Glaubwürdigkeit beschädigt. Immerhin ist die Fed nicht der Regierung oder gar einer politischen Partei verpflichtet, sondern streng unabhängig.

Andererseits stellt sich die Frage, welchen Einfluss der angesehene Fed-Mann in einem Gremium hätte, das zuletzt wenig Einfluss auf Präsident Bushs tatsächliche Wirtschafts- und Fiskalpolitik hatte. Regelmäßig wurden die Empfehlungen des CEA nämlich von anderen Beratern in Bushs Gremium übergangen. Bernkanke hingegen dürfte wenig Interesse an einem Posten haben, der ihn von einem der wichtigsten Entscheidungsträger der Fed zu einem Verkäufer für die nicht unumstrittene Politik des Präsidenten degradieren würde.

Dass Bernanke den Job beim CEA aber annehmen will, ließe natürlich auch einen Umkehrschluss zu. Unter einem so prominenten Sprecher könnte der Einfluss der Gruppe steigen.

Ob Bernanke den Posten erhält, wird in den nächsten Wochen von Senat entschieden. Ob Bernanke den Posten annehmen sollte, könnte sich unter Umständen erst viel später erweisen. Für eine Rückkehr zur Fed muss es dann nicht zwingend zu spät sein. Immerhin setzt bei der Notenbank niemand Unfehlbarkeit voraus und, wie gesagt, kein Posten in der amerikanischen Politik- und Finanzwelt wird auf Lebenszeit vergeben.

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Alt 05-04-2005, 20:27   #192
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Phil Purcells Chefsessel wackelt

Der Bulle Wall Street kämpft und tritt und schlägt um sich. Wer je bei einem Rodeo war, weiß, dass es nicht leicht ist, eine solche Bestie zu kontrollieren. Mancher Reiter wird abgeworfen, bemerkenswert ist eigentlich nur, wie lange sich mancher in Fell und Lederriemen verbeißen und seinen Fall herauszögern kann.

Philip Purcell ist dieser Tage einer der hartnäckigsten Reiter. Der CEO von Morgan Stanley sieht sich von allen Seiten Angriffen ausgesetzt, am lautesten von einer selbst ernannten „Achtergruppe“, in der sich frühere Vorstandsmitglieder und Großaktionäre vereinigt haben, die zusammen 11 Millionen Aktien und damit etwa 1 Prozent des legendären Investmenthauses kontrollieren.

Die Achtergruppe hat CEO Purcell Anfang März einen Brief geschrieben. Man sei um die Performance der Firma besorgt, heißt es darin, und flugs werden die wichtigsten Parameter abgehakt – Widerspruch scheint danach eigentlich zwecklos.

Auf Sicht der letzten fünf Jahre hinke Morgan Stanley dem S&P-Branchenindex für Investmentbanken um 40 Prozent hinterher. Über die letzten vier Jahre hat die Aktie von Morgan Stanley 27 Prozent an Wert eingebüßt, während die namhaften Kollegen Goldman Sachs, Lehman Brothers und Merrill Lynch allesamt Gewinne aufweisen können. Die Volatilität der Aktie notiert weit über dem Branchendurchschnitt.

Die „Achtergruppe“ nennt auch gleich die Gründe für das schwache Abschneiden von Morgan Stanley. Das Management sei nicht ausreichend auf Verbesserung der Margen aus, das Ertragswachstum sei vor allem im Brokergeschäft schwach und der Vorstand falsch besetzt. Letzteres ist der Punkt, der an der Wall Street hohe Wellen schlägt. Einerseits, so heißt es im Brief an CEO Purcell, sei dieser selbst fehl am Platz. Der ehemalige Chef von Dean Witter, der nach dem Merger die Führung bei Morgan Stanley übernahm, fokussiere zu sehr auf das Broker- und Kreditkartengeschäft und vernachlässige das hoch profitable Investmentbanking.

Die Folge: Die Männer der „Achtergruppe“ „verlangen einen neuen CEO“. Umso lauter seit letzter Woche, als Purcell zwei auch über Morgan Stanley hinaus anerkannte Top-Manager gehen ließ, um zwei Günstlinge zu Vizepräsidenten zu befördern, die ihm zuvor Loyalität geschworen hatten. Ein solches Vorgehen sei „eine Schande“, heißt es im Brief, allein der „sofortige Abschied“ von CEO Purcell selbst könne die aktuelle Situation noch retten und die verlorenen Manager vielleicht wieder zurückbringen.

Purcell hat sich auf die Vorwürfe der „Achtergruppe“ bislang nicht offen geäußert. Selbst auf wiederholte Bitte wichtiger Branchenmedien gewährte der umstrittene CEO kein Interview, was die weitere Berichterstattung entsprechend einseitig machte und die Situation eher eskalieren als heilen ließ.

Zum Wochenbeginn nun reagiert Purcell, und zwar mit einer eigenwilligen Entscheidung. Ohne große Vorwarnung soll sich Morgan Stanley von der Kreditkartenabteilung Discover trennen, deren Ausgliederung zwischen 9 und 11 Milliarden Dollar bringen könnte. Abgesehen davon, dass diese Reaktion auf ziemlich konkrete Vorwürfe der „Achtergruppe“ ziemlich spät kommt, ist sich die Wall Street nicht einig über den wirklichen Nutzen einer solchen Aktion. Ein Analyst bei Punk Ziegel glaubt nicht, dass die beiden Firmenteile getrennt mehr wert wären als zusammen. Auch die Credit Suisse sieht einen Verkauf von Discover nicht als Gewinn für Morgan Stanley, und die Kredit-Expeten von Moody’s setzen das Unternehmen sogleich auf die Watchlist.

Philip Purcell ist also kein Befreiungsschlag gelungen, im Gegenteil: Der umstrittene CEO ist noch ein wenig umstrittener geworden. Oder anders gesagt: Der Bulle, auf dem er reitet, ist noch ein wenig böser geworden. Vielleicht kommt ja doch bald der Rodeo-Clown angestapft und beruhigt die Bestie. Aus London kamen bereits am Montag Gerüchte an die Wall Street, nach denen der Finanzriese HSBC ein 75 Milliarden Dollar schweres Übernahmeangebot an Morgan Stanley erwäge. Von Purcell gab es darauf keine Reaktion, von der „Achtergruppe“ auch nicht.

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Alt 06-04-2005, 19:31   #193
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Gewinnprognosen der Wall-Street-Analysten sind gestiegen

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Alt 07-04-2005, 20:53   #194
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Pharmazeuten haben erneut Ärger mit COX2-Stoppern

Erst zwei Tage ist es her, dass Pfizer seine Prognosen für das laufende Jahr deutlich zurücknehmen musste und die Aktie abstürzen sah. Dabei hatte es bei einem Analystentreffen auch gute Nachrichten gegeben: Für die umstrittenen Präparate Celebrex und Bextra sah man keine Gefahr. Zwei Tage später sieht sich der Pharmazeut widerlegt – und einen Schritt tiefer in der Krise.

Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA, die neue Medikamente prüft und den Markt überwacht, hat Pfizer am Morgen aufgefordert, das Schmerz- und Arthritismittel Bextra vom Markt zu nehmen. Die Risiken und Nebenwirkungen des Medikaments überstiegen bei weitem den Nutzen des Mittels. Darüber hinaus habe Bextra keine Wirkung, die nicht auch andere verwandte Präparate hätten.

Die FDA hat ihre Anweisung übrigens in aller Ruhe übermittelt, und ohne Panik zu säen. Dass die Behandlung von Patienten mit Bextra gefährliche Nebenwirkungen haben und sogar eine tödliche Hautkrankheit auslösen könnte, sei bislang nur durch wenige Fälle dokumentiert. Nur sechs von einer Million Patienten hätten entsprechend auf Bextra reagiert.

Pfizer distanziert sich vom Urteil der FDA, hat Bextra aber mit sofortiger Wirkung in USA und Europa zurückgerufen.

Nicht ganz so drastisch ist der Befund der Ärzte für Celebrex, den zweiten COX2-Stopper. Bei dem seien die Nebenwirkungen nicht so krass, meint das Expertengremium. Celebrex darf weiter verkauft werden, bekommt künftig aber einen schwarz umrandeten Warnhinweis, ähnlich den erschreckenden, aber wenig wirksamen Killer-Aufdrucken auf Zigarettenschachteln.

Obwohl dem Management bei Pfizer am Donnerstagmorgen folglich kaum zum Feiern zumute ist, hätte vieles schlimmer sein können. Der Pharma-Analyst bei Lehman Brothers meint gar, dass Pfizer künftig höhere Umsätze bei Celebrex einfahren könne, da Bextra-Patienten – und die bereits vor einem halben Jahr betroffenen Vioxx-Nutzer – neue Behandlungen suchten. Der dicke Warnhinweis dürfe dabei kein wirklicher Marktnachteil sein, heißt es, denn den trügen bald sämtliche COX2-Stopper.

Lehman Brothers rechnet dennoch damit, dass Pfizer die gerade erst auf 2 Dollar pro Aktie gesenkten Ertragsprognosen noch einmal um bis zu 7 Cent senken muss. Dass das im Donnerstagshandel nicht für größere Verluste sorgt, hat zwei Gründe. Zum einen hat der Markt eben erst vernommen, wie Pfizer über die nächsten drei Jahre restrukturieren und ab 2008 etwa doppelt soviel Kosten sparen will wie bisher angenommen. Die langfristigen Aussichten sind also nicht so schlecht.

Zum anderen kamenm die schlechten Nachrichten für Celebrex und Bextra alles andere als aus heiterem Himmel. Als der Dow-Konkurrent Merck im Oktober letzten Jahres sein Medikament Vioxx vom Markt nehmen musste, standen die beiden Pfizer-Mittel sofort mit in dn Schlagzeilen – immerhin ist die Struktur aller drei Medikamente sehr ähnlich. Die Aktie von Pfizer hat seit dem Aus für Vioxx auch zwischen zehn und zwanzig Prozent an Wert verloren – das Potenzial eines Rückzugs für die eigenen Schmer- und Arthritismittel war also zumindest teilweise eingepreist.

In den nächsten Tagen könnte die Pfizer-Aktie laut Analystenmeinung durchaus nach oben ausschlagen. Dem hohen Verkaufsfdruck am Donnerstag stehen nämlich trotz der schlechten Nachrichten zahlreiche Käufer gegenüber, weshalb die Kursverluste auch im Rahmen bleiben. Technische Experten diagnostizieren damit einen Boden für Pfizer. Zudem gibt es durchaus die Chance, dass Bextra nach weiteren Tests wieder auf den Markt gebracht werden darf – und das ist beim aktuellen Kurs nun bestimmt nicht eingerechnet.

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Alt 12-04-2005, 07:09   #195
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Schwerer Blechschaden bei Ford und GM

„Wir haben die automobile Zukunft gesehen, und sie ist wunderbar“, freute sich jüngst ein Kritiker nach der New York Auto Show. In seinem Bericht hebt er auch zwei futuristische Ford-Modelle hervor, doch hat der Konzern zurzeit andere Sorgen als die Zukunft: In der Gegenwart nämlich bleiben Umsätze und Gewinne aus.

Solche Probleme erschließen sich dem Messebesucher im größten Autosalon der Welt natürlich nicht. Der Ford Shelby GR-1 ist ein heißer Schlitten mit 605 PS, den Körper aus poliertem Aluminium zieren Flügeltüren wie Engelsschwingen, und es ist wohl keine Übertreibung, dass – wie der beeindruckte Kritiker schreibt – die Besucher sich lechzend über die Brüstung lehnten und die Speicherkarten ihrer Digitalkameras mit dem GR-1 vollknipsten.

Beeindruckt seien die Massen auch vom GT500 gewesen, „dem heißesten Mustang, den das Ford-Werk je gebar“. Der 450 PS starke 5,4-Liter-V8-Motor treibt einen feuerroten Wagen an mit weißen Rennstreifen und dem Cobra-Logo vorneweg. GT500 und GR-1 sind Fords Vision der Zukunft – doch bis dahin ist es ein weiter Weg.

Am Wochenende hat Ford eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Statt 1,75 bis 1,95 Dollar pro Aktie rechnet man für das laufende Jahr nur noch mit einem Gewinn von 1,25 bis 1,50 Dollar. Damit werden die Prognosen um etwa 25 Prozent gesenkt, und zwar nur drei Wochen nachdem das Management selbige bestätigt hatte, um nicht in den Abwärtsstrudel einer Gewinnwarnung von General Motors zu kommen.

Schuld an den schlechten Aussichten sind, laut Ford-Management, anhaltend hohe Stahlpreise und hohe Sozialversicherungskosten, die vom Ölpreis gedrückte Nachfrage und niedrige Gewinnmargen. Die dürften in der Tat weiterhin leiden, denn die Unternehmen – das befürchtet nicht nur Merrill Lynch – setzen ihre margenerschütternden Sonderangebot fort. Allen voran General Motors: Der Branchenführer verschenkt dieser Tage in seinen Filialen wieder 1000 Wagen im Rahmen einer pressewirksamen Glücksspiel-Aktion. Ford muss bei solchen Spielchen mitziehen, sonst drohen die Marktanteile der strauchelnden Industrielegende weiter zu schwinden.

Apropos Presse: Alles andere als ein geschickter Schachzug ist die Aktion, die sich GM zurzeit mit der Los Angeles Times leistet. Im Ärger über negative Schlagzeilen und die Forderung eines Kolumnisten, CEO Rick Wagoner zu feuern, hat das Unternehmen sämtliche Anzeigen aus dem Blatt zurückgezogen. Das ist ärgerlich für die Los Angeles Times, für die Analysten einen Ausfall von bis zu 1,6 Prozent der Gewinne berechnet haben. Schlimmer könnte die Aktion aber für GM werden: Die Los Angeles Times ist nämlich die größte Zeitung im größten regionalen Automarkt der USA – dort sollte das Unternehmen eigentlich stark repräsentiert sein, auch wenn man sich über eine schlechte Autokritik ärgert.

Analysten und Markenstrategen wie Kelly O’Keefe von O’Keefe Brands nennen GMs Rückzug aus der Los Angeles Times einen „beachtlich dämlichen Schachzug“ und kritisieren das Management des Autoriesen.

Kritik wiederum wird sich auch das Management von Ford anhören müssen. Denn wenn schon Gewinnwarnung Anlass zum Ärger gibt, dann doch umso mehr die Tatsache, dass sich die Chefetage erst vor wenigen Tagen eine satte Gehaltserhöhung genehmigt hat. Für den CEO und Gründerenkel Bill Ford fallen danach für das abgelaufene Jahr 22 Millionen Dollar ab, dem erst vor wenigen Wochen ernannten Präsidenten Jim Padilla überreicht man für dei Zeit vor seiner Berufung ein Paket im Wert von mehr als 6 Millionen Dollar.

So scheint es weniger am hohen Ölpreis zu liegen, dass sich die Wagen von GM und Ford nicht mehr so gut verkaufen wie dereinst. Vielmehr ist die Schuld im Management beider Konzerne zu suchen. In beiden Chefetagen ist in den letzten Jahren unglaublich schlecht gearbeitet und noch viel schlechter für die Zukunft geplant worden:

Der Herausforderung aus Asien, von wo benzinsparende Autos den US-Markt überrollen, hat man sich nie wirklich gestellt. Wozu auch? Die Entwicklung sparsamer Modelle hätte ja Geld gekostet und wahr aus Washington nicht verlangt. Insofern kämpft man heute sehr wohl mit dem hohen Ölpreis, zumal GM und Ford das meiste Geld mit einer Reihe unverschämt durstiger SUV machen wollten. Doch ist das Problem mit dem hohen Ölpreis nicht mehr als die Folge eines internen Problems.

Anleger durchschauen die Situation, und so fahren die Aktien beider Autohersteller auch am Montag auf der Verliererstraße. Für Ford geht es um 6 Prozent bergab, für GM um 2 Prozent. Hoffnung auf Besserung gibt es kurzfristig nicht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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