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Alt 04-05-2003, 10:09   #16
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04.05.2003, 10:28
Pfizer - Riese im Sonderangebot (EuramS)
Pfizer ist nach der Fusion mit Pharmacia der mit Abstand größte Pharmakonzern der Welt. Im Aktienkurs spiegelt sich diese Ausnahmestellung jedoch nicht wider. Warum Anleger die Situation zum Einstieg nutzen sollten.


Tatsache ist doch: Selbst wenn ein Glas sauberes Wasser am Tag Aids heilen würde, könnten wir die Krankheit im südlichen Afrika nicht ausrotten. Es gibt dort enorme Infrastrukturprobleme zu überwinden." Henry A. "Hank" McKinnell einmal von einer unbekannten Seite. Der Pfizer-Chef könnte stundenlang über das Thema "Medikamente für Entwicklungsländer" referieren. Wie Firmen Container voller gespendeter Arzneimittel verschicken und feststellen, dass diese den Flughafen Amsterdam nie verlassen haben, sondern gleich auf dem Schwarzmarkt gelandet sind. Wie er selbst zum damaligen Präsidenten Kenias, Daniel Arap Moi, sagte, er werde das Land nur in das Aids-Hilfsprogramm von Pfizer aufnehmen, wenn es keine Korruption gebe. Und wie Moi dann angestrengt die Wand anstarrte.Die Öffentlichkeit kennt den Boss des weltgrößten Pharmakonzerns anders: Als knallharten Kritiker europäischer Gesundheitspolitik. Als Boss eines höchst erfolgreichen, aggressiv expandierenden Unternehmens. Als der, der durch zwei Fusionen - im Jahr 2000 mit Warner-Lambert und jetzt mit Pharmacia - Pfizer zu dem gemacht hat, was es heute ist.


Und der Konzern kann sich durchaus sehen lassen: Gemessen am Börsenwert sind die Amerikaner locker doppelt so groß wie die Nummer 2 und 3 der Pharmabranche, Glaxo SmithKline und Merck & Co. Pfizer verfügt über zehn Blockbuster, also Arzneimittel, die mehr als eine Milliarde Dollar Umsatz im Jahr erzielen. Fünf kommen sogar auf über zwei Milliarden, drei auf über drei Milliarden und der Cholesterinsenker Lipitor - der in Deutschland Sortis heißt - schaffte 2002 mehr als sieben Milliarden Dollar Umsatz weltweit. Von den zehn meistverkauften Medikamenten der Welt vermarktet Pfizer vier.


Auch die Finanzen beeindrucken. Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz um zwölf Prozent auf 32,4 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn stieg um 17 Prozent auf 9,1 Milliarden Dollar. Im ersten Quartal 2003 verdoppelte sich der Gewinn auf Grund von Verkäufen, der Umsatz wuchs um zehn Prozent. Der Konzern hat die besten Bonitäts-Ratings und wird dieses Jahr für elf Milliarden Dollar eigene Aktien zurückkaufen.


Einen Ausblick will McKinnell im Juni geben: Nachdem sich der Vollzug der Pharmacia-Fusion wegen Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden um mehr als drei Monate verzögert hat, muss noch viel gerechnet werden. Die ältere Prognose, in den kommenden drei Jahren den Umsatz um jeweils zehn Prozent zu steigern, steht. Doch an den Börsen machte sich zuletzt Skepsis breit: Das Wachstum, insbesondere das des Megasellers Lipitor, werde sich verlangsamen, einigen Blockbustern drohe Konkurrenz durch Nachahmerprodukte, und überhaupt sei zweifelhaft, ob ein Konzern dieser Größe die anvisierten Steigerungsraten halten könne - so die Bedenken. Dementsprechend entwickelte sich der Aktienkurs: Seit Mitte Juli 2002, als der Zusammenschluss mit Pharmacia bekannt gegeben wurde, sank der Kurs um vier Prozent. Mit einem 04er-KGV von 14,7 gehört Pfizer zu den günstigeren Pharma-Aktien, obwohl der Konzern eindeutiger Weltmarktführer ist.


Zum jetzigen Zeitpunkt also keine schlechte Kaufgelegenheit. Denn vieles spricht dafür, dass der Pharmariese seine Versprechen einlösen kann. Bereits jetzt lässt sich in groben Zügen der neue Pfizer-Konzern erkennen: McKinnell konzentriert sich ganz auf Pharmazeutika, bereits verkauft wurden die Sparten Fischfutter, Süßigkeiten und Rasierer. Der Konzern soll verschlankt werden, auch Forschung und Entwicklung sind davon nicht ausgenommen.


Die Integration von Warner-Lambert war mustergültig: "Bereits 24 Stunden nach der offiziellen Übernahme von Warner-Lambert hatten sie bereits alle Anpassungen vollzogen - bis hin zu den Bildschirmschonern, auf denen dann Pfizer stand", meint ein amerikanischer Fondsmanager anerkennend. Es ist absehbar, dass es bei Pharmacia ähnlich rund läuft. Einige Experten erwarten, dass die Synergie-Effekte höher ausfallen könnten als angekündigt. Mit der Eingliederung von Warner-Lambert sparte Pfizer noch im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Dollar, 200 Millionen mehr als prognostiziert. Auch die Gefahr von Generika-Konkurrenz für die umsatzstärksten Medikamente ist bei Pfizer nicht so groß wie bei anderen in der Branche. Über Pharmacia kamen zwei weitere lukrative Arzneien - gegen Arthritis - ins Portfolio, deren Patentschutz noch lange läuft. Und die neuen Potenzpillen Cialis und Levitra der Konkurrenz dürften Pfizers Viagra-Umsatz (2002: 1,7 Milliarden Dollar) kaum ernsthaft schaden. Nicht einmal ein Viertel der betroffenen Männer lässt sich überhaupt behandeln. Der Markt ist also weit von einer Sättigung entfernt. Selbst Glaxo-SmithKline-Chef Jean-Pierre Garnier erklärte bereits, das Potenzial von Levitra, das wahrscheinlich noch dieses Jahr in den USA zugelassen wird, sehe er "vor allem bei Patienten, die Viagra nicht oder nur ein einziges Mal benutzt haben".


Pfizers eigene Forschung, aus der seit Jahren kein größeres Produkt mehr hervorgegangen ist, plant zudem 20 Zulassungsanträge in den kommenden fünf Jahren (siehe Interview). Zudem unterhält der Konzern mehr als 2000 Kooperationen mit Biotech- und anderen Pharma-Unternehmen. Nicht zuletzt dank der Größe und Schlagkraft seiner Vertriebsmannschaft gelang es dem Koloss in den vergangenen Jahren immer wieder, die Firmen mit den attraktivsten Produkten als Partner zu gewinnen - so zum Beispiel Serono mit dem Multiple- Sklerose-Mittel Rebif oder die Firma Neurocrine mit ihrem viel versprechenden Schlafmittel Indiplon, das in der letzten klinischen Testphase ist.Gute Voraussetzungen für eine Neubewertung der Aktie, die heute auf demselben Niveau wie 1998 notiert. Selbst beim knallharten Pfizer-Chef Hank McKinnell gibt es zweite Chancen: Mit Kenias neuem Präsident Mwai Kibaki verhandelt er wieder.


von Julia Groß / Euro am Sonntag
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Alt 04-05-2003, 10:10   #17
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04.05.2003, 10:18
Luftholen für die nächste Rallye (EuramS)

Trotz der trüben Konjunktur hat der DAX in den vergangenen Wochen deutlich zugelegt. Viele Anleger haben der Rally aber nur zugesehen. Doch noch ist es nicht zu spät: Die Gewinnerwartungen der Unternehmen steigen, der DAX kann sich über der Marke von 3000 Punkten festsetzen.


von Jens Castner

Regel Nummer 1: Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Regel Nummer 2: Sell in May and go away. Klingt recht simpel. Und zumindest die erste der beiden Uralt-Weisheiten wurde in den vergangenen Wochen eindrucksvoll bestätigt. Gut 30 Prozent hat der DAX seit dem ersten Bombardement auf Bagdad zugelegt. Ist nach drei Jahren Talfahrt im DAX damit endlich die Trendwende eingeläutet? Oder gilt jetzt die Verkaufe-im-Mai-Regel? Diese Handlungsanweisung resultiert aus der jahrzehntelangen Beobachtung, dass sich die Kurssteigerungen eines Jahres in schöner Regelmäßigkeit in den ersten vier bis fünf Monaten abspielen. Über den Sommer stagnieren die Märkte häufig, der Herbst wird nicht selten von heftigen Börsengewittern begleitet. Auch im vergangenen Jahr erreichten die Kurse ihren vorläufigen Tiefpunkt im Oktober, dem gefürchtetsten aller Börsenmonate. Erst im November und Dezember erholen sich die Märkte nach dem Jahreszeiten-Muster wieder.


Doch 2003 dürfte kein "normales" Börsenjahr werden. Denn vor dem Krieg waren die Aktienkurse im eigentlich Gewinn bringenden Frühjahr eingebrochen. Das jahreszeitliche Muster der Kursverläufe wurde durcheinander gewirbelt. Deshalb könnte sich die Erholung durchaus noch fortsetzen. Charttechnisch zumindest stehen die Ampeln weiter auf Grün.


"An unserem mittelfristig positiven Szenario hat sich nichts geändert", erklärt Uwe Wagner, Technischer Analyst der Deutschen Bank. Auch wenn er ein Nachlassen der Aufwärtsdynamik erwartet, weil die nach durch das Kriegsende ausgelösten Rally ins Stocken geraten ist, traut er dem DAX kurzfristig den Sprung über die 3000er-Marke zu. Zunächst könnte es allerdings zu einer kurzen Konsolidierungsphase kommen, die noch maximal ein bis zwei Wochen dauern dürfte.


Fundamental untermauert wird der mögliche Anstieg der Märkte nicht zuletzt durch den fallenden Ölpreis. Als das "gigantischste Konjunkturprogramm der Welt" apostrophierte Wagner kürzlich das Szenario rapide zurückgehender Energiekosten (vgl. EURO 13/03). Und genau das ist eingetreten.Dabei sprechen die tagesaktuellen Konjunkturdaten in Deutschland noch nicht für eine Trendwende. Der Ifo-Geschäftsklima-Index vom vergangenen Montag lag deutlich unter den Erwartungen, und auch der am Freitag veröffentlichte Reuters- Einkaufsmanager-Index deutet auf eine noch leicht schrumpfende Wirtschaftsleistung in Deutschland und der Eurozone hin.


Dennoch beurteilen Experten inzwischen die Zukunft und die Gewinnaussichten der meisten Unternehmen wieder positiver. Die Analysten der Landesbank Rheinland-Pfalz etwa überarbeiteten vergangene Woche ihre Gewinnprognosen für sämtliche DAX-Unternehmen für das Jahr 2004 - und hoben sie im Schnitt sogar um vier Prozent an. Seit dem Ende des Börsenbooms im März 2000 hat sich das kaum jemand getraut. Steffen Neumann, Marktstratege der Landesbank, ist überzeugt, "dass der Markt erst begonnen hat, das Gewinnerholungspotenzial in die Kurse einzuarbeiten".


Sollte sich diese Theorie bewahrheiten, könnten sich vor allem Frühzykliker wie Stahl- und Chemie-Werte als lohnende Investition erweisen. Die Aktie von ThyssenKrupp etwa nahm in der Vergangenheit konjunkturelle Erholungen stets vorweg. Für ein Engagement spricht auch, dass die Wandlung vom Stahlgiganten zum diversifizierten Technologiekonzern bisher von der Börse ignoriert wurde. Auch BASF dürfte schon beim ersten Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung zu den Favoriten der Fondsmanager zählen. Nach einem überraschend starken ersten Quartal enttäuschte das Unternehmen zwar mit einem relativ verhaltenen Ausblick, aber der war eben Folge der konjunkturellen Unwägbarkeiten. Sollte Licht am Ende des Tunnels sichtbar werden, wird auch das Management des Ludwigshafener Chemie-Konzerns wieder etwas optimistischer in die Zukunft blicken. Und bei BASF hat selbst der Sinkflug des Dollar Gewinn steigernde Effekte. Da Rohstoffe meist in Dollar abgerechnet werden, spart das Unternehmen beim Einkauf und kann so die Währungsverluste, die beim Export nach Übersee entstehen, abfedern.


Der Charme der Schering-Aktie hingegen liegt in der günstigen Bewertung. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14,2 für das Jahr 2004, ist das Pharma-Unternehmen kaum teurer als BASF (12,9). Da die Pharma-branche im Gegensatz zur Chemie aber nicht als zyklisch gilt, sehen Experten Aufschläge als gerechtfertigt an. Vergleichbare US-Unternehmen wie Johnson & Johnson und Eli Lilly werden mit KGVs um die 20 gehandelt, was für Schering langfristig rund 50 Prozent Aufholpotenzial bedeutete.


Aber die hohen US-Kurse könnten ein Risiko für die DAX-Kurse sein. Kommt es nämlich auf breiter Front zum Abbau von Überbewertungen bei US-Titeln, würde auch eine Kurserholung hier zu Lande dadurch gebremst werden. Denn deutsche Börsianer neigen dazu, den Richtungsvorgaben der Wall Street eng zu folgen. Obwohl die laufende Berichtsaison der US-Unternehmen fürs erste Quartal mehr positive als negative Überraschungen brachte, liegt das durchschnittliche Kurs/Gewinn-Verhältnis im marktbreiten S&P-500-Index immer noch bei stolzen 27. Im langfristigen Durchschnitt sind die Unternehmen aber nur mit dem 15Fachen ihres Jahresgewinns bewertet.


Das Ausmaß der Überbewertung ist auch durch die aktuell niedrigen Zinsen kaum zu rechtfertigen. Zwar erwarten Experten wegen der relativ hohen Dividendenrenditen nicht, dass es in nächster Zeit zu Einbrüchen des US-Marktes kommt, zumal auch der sonst eher pessimistische Notenbankchef Alan Greenspan vergangenen Mittwoch vor dem Repräsentantenhaus erklärte, er erwarte eine Erholung der Konjunktur. Aber das Gros der Analysten sieht das Aufwärtspotenzial als begrenzt an. "Wir haben US-Aktien deshalb derzeit deutlich untergewichtet", verrät Uwe Zöllner, Fondsmanager der Investmentgesellschaft Franklin Templeton. Auch sein Kollege Frank Lingohr von der Vermögensverwaltung Lingohr & Partner räumt europäischen Aktien derzeit mehr Chancen ein. Und weil Deutschland im europäischen Vergleich noch mal unterbewertet ist, können Anleger durchaus die Chancen der hiesigen Märkte nutzen.


Kurzfristig seien wegen der konjunkturellen Unsicherheit zwar noch Rückschläge drin, "wer einige Jahre Geduld mitbringt, dürfte aber belohnt werden", sagt Templeton-Fondsmanager Zöllner. Ein Problem, das den Aufschwung der Märkte hier zu Lande vorerst verhindern könnte, ist die Lungenseuche SARS. Die Krankheit droht sich zu einer echten Konjunkturbremse in Asien auszuweiten. Reihenweise senkten Investmentbanken in den vergangenen Wochen ihre Wachstumsprognosen für China und andere asiatische Märkte. In Deutschland sind davon nicht nur Unternehmen betroffen, die - wie etwa VW - große Hoffnungen auf den chinesischen Markt setzen, sondern auch Konzerne wie Lufthansa und TUI, die unter der gedämpften Reiselust in Richtung Asien leiden.


"Bleibt zu hoffen, dass SARS ein regional begrenztes Problem bleibt", sagt DWS-Fondsmanager Markus Kohlenbach, der den Optimismus vieler seiner Kollegen ohnehin nicht teilen will. "Asien war - abgesehen von Japan - die einzige Region, wo es konjunkturell gut lief. Mit SARS ist auch das nun ins Stocken geraten. Wir werden uns wohl mit einem weltweit geringen Wirtschaftswachstum abfinden müssen."


Und was bedeutet das für die Aktienmärkte? Können sie ohne Konjunkturaufschwung Fahrt aufnehmen? Zumindest für Deutschland und Europa gibt es Hoffnung. "Wenn der Dollar weiter schwächelt", sagt Tobias Klein, Chef der Frankfurter Investmentgesellschaft First Private, "wird die Europäische Zentralbank die Zinsen nochmals senken können. Wir sollten aber nicht vergessen, dass die deutsche und europäische Exportwirtschaft fast in den ganzen zehn Jahren vor der Euro-Einführung mit einem noch schwächeren Dollar zu leben hatte." Ein Zinsschritt der EZB würde Aktien nochmals attraktiver machen. Da mehr als drei Prozent Rendite auch mit Anleihen nur durch Risiko erkauft werden können, ist nicht ausgeschlossen, dass Anleger sich wegen der aktuell historisch hohen Ausschüttungssummen verstärkt den Dividendenpapieren zuwenden.


Geld zum Anlegen ist im Überfluss vorhanden. Klein sorgt sich beispielsweise um den hohen Liquiditätszufluss der Immobilienfonds, der der Situation der Aktienmärkte Ende der 90er-Jahre immer ähnlicher werde. Vor allem bei den Gewerbe-Immobilien gebe es als Folge der Wirtschaftsflaute "erschreckend viele Leerstände", die nur über niedrigere Mieten - und damit fallende Bewertungen für den Bestand der Immobilienfonds - abgebaut werden könnten. Nicht auszuschließen, dass Geld nicht nur vom Rentenmarkt, sondern auch vom Immobilienmarkt zurück in die Aktien fließt. Wobei eine Gefahr nicht ganz wegzudiskutieren ist: "Auch Banken und Versicherungen sind stark im Immobilienmarkt engagiert. Wenn hier die Preise fallen, stehen den Wertberichtigungen auf die Aktienbestände geringere Immobilienreserven gegenüber", so Klein. Die Titel aus der Finanzbranche sind also mit Vorsicht zu genießen. Mit einer Ausnahme: die Deutsche Börse selbst. Das Unternehmen hat kein Immobilienproblem - und in den vergangenen drei Jahren bewiesen, dass es auch in fallenden Märkten Geld verdient. Eine Erholung der Indizes könnte die ohnehin eindrucksvolle Gewinndynamik noch beschleunigen.

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Alt 04-05-2003, 10:11   #18
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Trotzdem sollten Anleger noch vorsichtig agieren. Denn langfristig gesehen befinden sich die Märkte trotz der jüngsten Erholung immer noch in einem Abwärtstrend. Und weil die Erfahrung der vergangenen drei Jahre gezeigt hat, "dass Trends länger dauern, als die meisten erwarten", so DWS-Fondsmanager Kohlenbach, kann von einer Wende noch keine Rede sein.


Der DAX müsste über 3300 Punkte steigen, um eine Wendeformation einzuleiten. Erst mit dem Überschreiten der Schwelle von 4000 Punkten wäre die Baisse endgültig überwunden. Wann das passieren wird, wagt aus heutiger Sicht kaum ein Experte zu prognostizieren. Für Charttechniker Uwe Wagner von der Deutschen Bank zum Beispiel sind zunächst 3150 Punkte eine realistische Marke. "Sollte dieser Widerstand überwunden werden, muss man weiter sehen. Darüber hinausgehende Prognosen wären unseriös", warnt der Experte.Um das Risko nach unten zu begrenzen, empfiehlt Wagner, die Marke von 2800 Punkten im Auge zu behalten: "Die kurzfristigen Aufwärtstrends im DAX verlaufen bei 2824 und 2814 Punkten. Ein Abrutschen unter die Marke von 2800 Punkten würde das Ende des aktuell gültigen Positiv-Szenarios bedeuten."

Quelle: finance-online
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Alt 18-05-2003, 12:02   #19
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18.05.2003, 09:26
Bericht: Euro Stärke - Dollar Schwäche (EuramS)

Von seinen Tiefstständen im März hat sich der DAX ein gutes Stück entfernt. Doch der starke Euro bedroht die Erholung. Welche Aktien unter dem Hoch der Währung leiden, welche profitieren


Langsam werden sie alle nervös: Politiker, Notenbanker, Investoren. Seit geraumer Zeit schauen sie gebannt zu, wie der Euro von einem Hoch zum nächsten klettert. Von wegen Weichwährung. Anfang vergangener Woche schien mit 1,1621 Dollar kurzzeitig sogar der Einführungskurs von 1,1747 vom Januar 1999 in Reichweite. Doch dann legte der Kurs eine Pause ein. Am Freitagabend wurde an den Devisenmärkten für einen Euro 1,153 Dollar bezahlt. Auch im Vergleich zum Yen gab die europäische Einheitswährung nach, notiert aber mit 133,83 Yen weiter auf hohem Niveau. Der Rückgang vermochte niemanden zu beruhigen: Fast alle Experten sind überzeugt, dass der Aufwärtstrend des Euro noch eine Weile anhält. Viele überrascht dabei weniger die Richtung als vielmehr die Geschwindigkeit des Anstiegs.


Über 25 Prozent hat der Euro innerhalb eines Jahres zugelegt. "Wir waren ja ohnehin schon bullish für den Euro, jetzt werden wir trotzdem noch rechts überholt", staunt Währungsexperte Nikolaus Keis von der HypoVereinsbank. Kurzfristig sei vorerst nichts in Sicht, was diese Entwicklung stoppen könne. "Wir werden die 1,18- oder 1,19-Marke zumindest testen", schätzt Keis. Seiner Meinung nach könnte es sogar noch heftiger kommen: "Wenn der Euro jetzt binnen weniger Wochen bis auf 1,30 Dollar durchstartet, würde ich das als Währungskrise bezeichnen. Das ist nicht mehr normal." Die Euro-Stärke hat weit reichende Folgen - und nicht für jeden sind sie so angenehm wie für Amerika-Reisende: Sie kommen derzeit deutlich billiger davon.


Am härtesten trifft es die Exportwirtschaft. Wirtschaftsvertreter warnen bereits vor einem Einbruch des Außenhandels. "Die Exporteure können die Schwankungen nicht einfach an die Kunden weitergeben. Das geht zu Lasten der Marge", sagt Anton Börner, Präsident des Bundesverbands des Deutschen Groß- und Außenhandels. Selbst die Politik ist alarmiert: Einer der ersten, der dieHoffnung auf einen schwächeren Euro zu spüren bekam, war Lucas Papademos, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB). Beim Treffen der zwölf EU-Finanzminister nahmen diese den Notenbanker kräftig in die Mangel. In einer vertraulichen Aussprache habe die Euro-Gruppe festgestellt, dass keine Inflationsgefahren mehr bestünden und es deshalb Spielraum für zinspolitische Maßnahmen gebe, ließ Finanzminister Hans Eichel wissen. Das Diplomaten-Kauderwelsch überdeckt notdürftig, wie ernst Europas Kassenwarte die Lage sehen: Nur eine kräftige Zinssenkung kann den weiteren Euro-Anstieg stoppen.


Das unterschiedliche Zinsniveau zwischen Euroland und den USA ist einer der Gründe, dass viele Investoren ihr Geld in Euro umschichten. Während die US-Notenbank Fed die Zinsen bis auf ein 40-Jahres-Tief von 1,25 Prozent gesenkt hat, liegt der Euro-Leitzins mit 2,5 Prozent doppelt so hoch. Die Russische Zentralbank hat daher den Euro-Anteil ihrer Devisenreserven von zehn auf über 20 Prozent gesteigert. Ähnliches gilt für Fernost. "Die asiatischen Zentralbanken wollen weg vom Dollar", weiß Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Bank of America.



Auch die Börsianer sehnen eine Zinssenkung der EZB herbei. Schließlich hat die Euro-Stärke in der Bilanz einiger Unternehmen schon jetzt deutliche Spuren hinterlassen. So musste etwa Volkswagen kürzlich einräumen, dass der hohe Euro im ersten Quartal einen Verlust vor Steuern von 400 Millionen Euro eingetragen habe. Vergangene Woche setzten der Kältetechnik-Produzent Linde, der Graphit-Hersteller SGL Carbon und der Baukonzern Hochtief diesen Reigen fort.


Rolf Elgeti, Europa-Stratege der Commerzbank, sieht schwere Zeiten auf Unternehmen und Aktionäre zukommen. Seiner Meinung nach impliziert der Verfall des Dollar-Kurses für viele Aktionäre eine Reduzierung der Gewinne um mehr als 20 Prozent. Und dieser Effekt sei in den Kursen noch keineswegs berücksichtigt, meint der Commerzbank-Experte.



Das Problem: Viele exportorientierte Unternehmen werden für ihre Waren und Dienstleistungen in Dollar bezahlt, die sie aus bilanztechnischen Gründen in Euro umrechnen müssen. So verkauften 2001 beispielsweise deutsche Firmen allein in die USA Waren und Dienstleistungen im Wert von rund 68 Milliarden Euro - gut ein Zehntel des gesamten deutschen Ausfuhrvolumens. Ein hohes Risiko: Bei sinkendem Dollar bringt ein Geschäft zum Zeitpunkt der Bezahlung nicht mehr das ein, was beim Vertragsabschluss eingeplant war.


Auch im DAX sind die Verlierer in der Mehrzahl. Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat in einer Studie die Auswirkungen der Euro-Stärke auf die deutschen Blue Chips im DAX untersucht. Danach trifft es neben den Automobilherstellern vor allem den Technikriesen Siemens, den Halbleiterproduzenten Infineon sowie den Software-Konzern SAP. Die sonst als defensiv beurteilten Pharmawerte bleiben ebenfalls nicht verschont. Roland Ziegler, Aktienstratege bei der ING BHF-Bank, weist daraufhin, dass Unternehmen wie Bayer, Altana oder Schering in den vergangenen Jahren einen Großteil ihres Geschäfts in die USA verlegt haben. "Die Pharmaunternehmen sind heute deutlich währungssensibler als noch vor zehn Jahren", betont Ziegler.


Nicht alle trifft die Dollar-Schwäche mit gleicher Wucht. Viele exportlastigen Unternehmen haben vorgesorgt und sich am Devisenmarkt mit so genannten Hedging-Geschäften gegen Währungsrisiken abgesichert (siehe Kasten). Beispiel BMW: Die Münchner haben nach eigenen Angaben ihr Währungsrisiko für 2003 zu 100 Prozent abgesichert und für 2004 immerhin zu 66 Prozent. Konkurrent DaimlerChrysler ist für das laufende Jahr zu 80 Prozent abgesichert. Für 2004 liegt der Wert bei 60 Prozent, für 2005 bei 40 Prozent. Doch so vorsichtig sind die Finanzvorstände nicht überall. Zum einen, weil sie sich die Chance auf Währungsgewinne nicht verbauen wollen. Und zum anderen, weil Kurssicherungsgeschäfte natürlich auch Kosten verursachen.


Außerdem wirkt auch die klügste Hedging-Strategie nicht ewig, sondern verschafft den Unternehmen lediglich einen Aufschub: Sicherungsgeschäfte sind immer zeitlich begrenzt - die meisten Kontrakte haben nur eine Laufzeit von einem halben Jahr. ING BHF-Stratege Ziegler warnt deshalb: "Sicherung hin oder her - wenn die Euro-Stärke anhält, trifft es irgendwann jeden." Während in Europa die Exporteure über den starken Euro stöhnen, freuen sich viele US-Unternehmen über verbesserte Ausfuhrchancen und zu erwartende Währungsgewinne. So konnte der amerikanische Handelsriese Wal-Mart sein schwaches US-Geschäft dank der Auslandstöchter mehr als ausgleichen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.


Für Aktionäre lohnt es sich dennoch nicht, auf potenzielle Dollar-Profiteure zu setzen. Das Problem: Sofern der Euro weiter steigt - wofür derzeit vieles spricht -, werden die daraus resultierenden Kursgewinne durch Währungsverluste umgehend wieder zunichte gemacht.


Währungsgewinner gibt es natürlich auch in Deutschland - wenngleich sie in der Minderheit sind. Nach der Studie der LBBW profitieren nur vier Werte aus dem DAX von einem starken Euro: Adidas-Salomon, Fresenius Medical Care, Lufthansa und TUI. "Am stärksten macht sich der Währungseffekt bei Adidas-Salomon bemerkbar", sagt LBBW-Analyst Schallenberger. Denn der Sportartikelhersteller lasse gut 75 Prozent seiner Produkte im Dollarraum fertigen und verkaufe über 50 Prozent in der Eurozone. "Unterm Strich bedeutet das eine deutliche Entlastung auf der Kostenseite", sagt Schallenberger. Aus einem ganz anderen Grund zählt auch Fresenius Medical Care zu Gewinnern einer starken EU-Gemeinschaftswährung: Das Unternehmen bilanziert als einziger DAX-Konzern in Dollar.


Investoren tun freilich gut daran, nicht ausschließlich auf die Währungseffekte zu achten: "Bei Lufthansa und TUI wird der positive Einfluss des starken Euro von anderen Sondereffekten wie den Folgen des Irak-Kriegs und der Lungenkrankheit SARS überlagert", warnt der LBBW-Experte.


Zumindest bei Anlegern besteht also kein Grund zur Nervosität. Wer sich richtig positioniert hat, kann von der Euro-Stärke sogar doppelt profitieren: Indem er seine Gewinne in einen derzeit besonders günstigen Urlaub investiert - in den USA.


von Stefan Beste / Euro am Sonntag
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18.05.2003, 09:29
Deutsche Telekom - Eine gute Verbindung (EuramS)

Zum ersten Mal nach sechs Minus-Quartalen in Folge schreibt die Telekom wieder schwarze Zahlen. Mit dem guten Ergebnis hat VorstandKai-Uwe Ricke auch die Analysten überrascht. Jetzt muss er aufpassen, dass er den Konzern nicht lahm spart


Sauber hat er das gemacht. Wenn Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke sich übermorgen in der Köln-Arena den Fragen der versammelten T-Aktionäre stellt, wird einiger Unmut über zurückliegende Kursverluste verraucht sein. Denn die Zahlen, die Ricke vergangene Woche vorgelegt hatte, waren nicht nur sauber, sondern rein: Die Telekom hat nach sechs Quartalen mit Nettoverlusten und nach dem Katastrophenjahr 2002 mit Sonderabschreibungen über 24,6 Milliarden Euro endlich wieder echte Gewinne eingefahren. Nach Steuern blieb den Bonnern von Januar bis März ein Plus von 100 Millionen. Rechnet man Veräußerungserlöse hinzu, sind es gar 853 Millionen.


"Das erste Quartal zeigt, dass wir den Turnaround eingeleitet haben", stellte sich Ricke stolz der Öffentlichkeit. Die Zahlen überraschten auch Experten: Analysten hatten im Schnitt mit 550 bis 600 Millionen Euro Verlust gerechnet. Den neuen Glanz übertrug der Telekom-Boss dann auch gleich auf den Ausblick für das Gesamtjahr: "Ich hoffe, am Jahresende sagen zu können, dass die Telekom trotz des schwierigen Umfelds wieder schwarze Zahlen schreibt." Experten gingen bislang davon aus, dass das Unternehmen nicht vor 2004 in die Gewinnzone zurückkehren werde.


Was die in der Vergangenheit arg gebeutelten T-Aktionäre (siehe Kasten rechts) besonders beruhigt: Ricke ist auf dem besten Weg, die Schulden des Konzerns bis zum Jahresende wie versprochen auf 50 bis 53 Milliarden Euro zu senken. Im abgelaufenen Quartal kam er zusammen mit Finanzchef Karl-Gerhard Eick diesem Ziel ein großes Stück näher. Beachtliche 4,8 Milliarden Euro Schulden fegte das Team aus der Konzernbilanz. 56,3 Milliarden sind nun noch übrig. Auch der starke Euro half: Allein 400 Millionen Schulden in US-Dollar und britischen Pfund wurden die Bonner durch die Stärke der Einheitswährung los.


Letztlich entscheidend aber waren weitere zwei Milliarden, die der Konzern an freiem Cash im Vierteljahr verdiente. Im Vorjahresquartal blieben Rickes geschasstem Vorgänger Ron Sommer nur 300 Millionen Euro an freien Mitteln zum Schuldenabbau. Neben der Wachstumssparte T-Mobile (operatives Wachstum 25 Prozent) stützte auch das im Vorjahr schwache Festnetzgeschäft T-Com den Konzern mit einem operativen Gewinnsprung von 18 Prozent.


Gute Karten hat Ricke damit auch bei den Bonitätsprüfern. Spätestens im kommenden Jahr, stellte Standard-&-Poor’s-Direktor Guy Deslondes kürzlich in Aussicht, dürfte die Bonitätseinstufung der Telekom wieder steigen. Nach den exzellenten Zahlen hat der Konzern sogar Chancen, bereits früher ein Upgrade zu erhalten. "Wenn das zweite Quartal gut läuft, dann ist eine Verbesserung sehr gut möglich", sagte ein Analyst zu EURO.


Der im November 2002 angetretene Ricke hat sich jetzt endgültig als knallharter Sparmeister bewährt. Die Direktive des Chefs ist auch in puncto Investitionen eisern: Im ersten Quartal investierte der Konzern nur bescheidene 909 Millionen Euro. Rickes Befürchtung: Im zweiten Halbjahr könnte die Konjunktur weiter schwächeln, das jetzt noch reichlich fließende Cash möglicherweise zum Teil wieder versiegen.


Doch bei einem Investitions/Umsatz-Verhältnis von sechs Prozent kann der 41-Jährige kaum bleiben. "Nötig sind etwa zehn Prozent, um konkurrenzfähig zu bleiben", sagt ein Analyst. Sprich: Ricke muss aufpassen, dass er das Sparprogramm nicht überdreht.Noch aber gefällt der aufräumende Telekom-Chef den Aktionären: Der Kurs der T-Aktie kletterte allein vergangenen Donnerstag um 5,6 Prozent. Rickes große Premiere in der Köln-Arena am Dienstag sollte eine rundum saubere Sache werden.


GEWINNE IM NETZ Bald schwarze ZahlenEr hat schon eine erstaunliche Serie hingelegt: Seit Anfang 2001, mit Beginn seiner Vorstandstätigkeit bei dem Internet-Provider, weist T-Online-Chef Thomas Holtrop steigende operative Ergebnisse aus. In den ersten drei Monaten 2003 fuhr er 76 Millionen Euro ein und lag damit deutlich über den Analysten-Schätzungen.Zwar sanken im ersten Quartal die Werbeeinnahmen der Telekom-Tochter. Längere Online-Zeiten während des Irak-Kriegs und ein starkes Geschäft mit dem breitbandigen Internet-Service DSL glichen die Anzeigenschwäche aber mehr als aus. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der DSL-Kunden von 2,1 auf etwas über drei Millionen. Folge: Die Margen von T-Online steigen.


Noch allerdings schreibt Holtrop keine schwarzen Zahlen. Nach Steuern stehen im abgelaufenen Quartal 30 Millionen Euro Miese in den Büchern. Vor Steuern jedoch blieb bereits ein Gewinn von zwei Millionen Euro. Noch in diesem Jahr dürfte T-Online nach Schätzungen von Analysten zumindest in einem Quartal echte Gewinne schreiben. Und spätestens im kommenden Jahr, sagt Finanz-Vorstand Rainer Beaujean, werde das Unternehmen Nettogewinne an die Telekom (T-Online-Anteil: rund 72 Prozent) liefern. Die Bilanz ist kerngesund: Im ersten Quartal flossen rund 120 Millionen Euro Cash in die Kasse. Inzwischen hat der Internet-Provider rund 3,8 Milliarden Euro auf der hohen Kante.


IM VISIER VON JUSTITIA Die Telekom und der Verdacht, Aktionäre über den Tisch gezogen zu habenSeit nunmehr drei Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn wegen "Kapitalanlagebetrug und Bilanzfälschung" gegen die Telekom: Im Verkaufsprospekt des Konzerns zur dritten Tranche der T-Aktie sollen Immobilienbestände mit überhöhtem Wert angesetzt worden sein. Vergangenen Montag hat die Wiesbadener Kanzlei Doerr, Kühn, Plück & Thoeren beim Landgericht Frankfurt die mit 1500 Klägern bislang größte Sammelklage in Deutschland angestrengt. Inzwischen haben sich laut Rechtsanwalt Ralf Plück weitere 1400 Kleinanleger angeschlossen. Die Zeit drängt: Am 26. Mai verjährt die Prospekthaftung der Telekom.


"Wir wollen das eingesetzte Kapital samt Gebühren zurück", sagt Plück. Die Kosten des Zivilverfahrens: "Bei 10000 Euro eingesetztem Kapital fallen für den Kläger bei einer Niederlage etwa 600 Euro Gerichts- und Anwaltskosten an", rechnet der Jurist vor.Damit ist die Sammelklage deutlich günstiger als eine Einzelklage. Die Erfolgsaussichten steigen freilich damit nicht. Denn selbst den Staatsanwälten ist es bisher offensichtlich nicht gelungen, handfeste Beweise für Mauscheleien der Bonner zu finden. Zur Anklage kam es jedenfalls nicht. "Eine Zivilklage ist derzeit nicht sinnvoll", meint Stefan Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Anlegern, denen das Kostenrisiko zu hoch ist, die aber die Verjährungsfrist nicht verstreichen lassen wollen, rät die DSW zu einem Güteverfahren bei der Öffentlichen Rechtsauskunft- und Vergleichsstelle (ÖRA). "Die Frist für eine Prospekthaftungsklage verlängert sich mit einem Güteantrag um zirka sechs bis acht Monate. Sollte die Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich Anklage erheben, würden wohl Fakten bekannt, die auch die Zivilklagen voranbringen könnten", sagt Kurz.


von Stephan Bauer / Euro am Sonntag
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18.05.2003, 09:22
US-Banken: Das Wachstum aus der Filiale (EuramS)

Die anhaltende Flaute im Investmentbanking stecken Citigroup und Bank of America locker weg. Mit ihrem starkem Privatkundengeschäft wurden sie zu riesigen Geldmaschinen. Starke Europäer wie die Royal Bank of Scotland versuchen jetzt aufzuholen. Welche Chancen die Aktien der Global Player bieten.


Seine Gedanken behält Sandy vorerst für sich. Obwohl für die Rechte an seiner Autobiografie angeblich schon drei Millionen Dollar geboten wurden. Dabei hätte Sanford Weill, alias Sandy, der 70-jährige Chef der Citigroup, viel zu erzählen. Zum Beispiel wie man den weltweit größten und profitabelsten Finanzkonzern aufbaut. Anfang Mai jedoch zog Weill seine vorläufige Zusage für die Veröffentlichung seiner Memoiren zurück. Denn ein spannendes, neues Kapitel in seinem Leben hat gerade erst begonnen. Die US-Börsenaufsicht SEC hat gegen zehn der renommiertesten Banken der Wall Street im April die erste Kollektivstrafe verhängt, 1,4 Milliarden Dollar. Weitere Untersuchungen werden folgen. Die Banken, unter ihnen die Citigroup, sollen in Börsen-Boomzeiten mit geschönten Unternehmensanalysen und Empfehlungen Anleger und Mandanten getäuscht und damit Milliarden verdient haben.Dabei hätte gerade die Citigroup derartige Praktiken eigentlich nicht nötig gehabt. Denn die Bank ist stark, wo die anderen schwach sind: im Geschäft mit Privatkunden. Stinknormale Konsumkredite, Baudarlehen und Versicherungsprodukte bringen den Gewinn. Zwar zählen die Citibanker auch zu den Großen im Investmentbanking. Aber der Citigroup-Chef machte nicht den Fehler vieler anderere Banker, für alle Zukunft auf die traumhaften Erträge aus Unternehmens-Deals und Börsengängen zu setzen.


Und Weills Gespür für den Markt funktioniert weiterhin. Das zeigen die Zahlen für das erste Quartal. Mit 4,1 Milliarden Dollar Gewinn - plus 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr - hat Citigroup die Schätzungen der Analysten übertroffen. Mehr Geld verdiente der Konzern vor allem im Bereich Globale Privatkunden - dazu gehört auch die deutsche Citibank-Tochter. Das Segment schaffte ein Plus von 26 Prozent.


Im Gegensatz zu Deutschland, wo die drei großen Universalbanken gerade mal 13 Prozent der Privatkredite kontrollieren (siehe Kasten), schöpfen in den USA die Großen wie Citigroup und Bank of America durch Übernahmen jetzt den Rahm ab. Die Citigroup hat im November die Golden State Bancorp gekauft und damit die Anzahl ihrer US-Filialen mehr als verdoppelt.


Trotz Konjunkturflaute wächst die Nachfrage der US-Amerikaner nach Baudarlehen und Kreditkarten noch. Der Finanzriese Citigroup, der sich bei Privatkunden auf Konsumentenkredite und das Kreditkartengeschäft, wo er ohnehin weltweit Nummer 1 ist, spezialisiert hat, profitiert überdurchschnittlich. Der Konzern ist in mehr als 100 Ländern präsent. Rund um den Globus wird auf eine technologisch einheitliche Plattform gesetzt. Bei der Geschäftsabwicklung ist der Konzern wegen seiner schieren Größe konkurrenzlos effizient. Wie gut die Plattform in schwierigen Märkten funktioniert, zeigt die Düsseldorfer Citibank Privatkunden AG, die bei der Profitabilität hier zu Lande die Maßstäbe setzt. Einen Gewinnschub brachte die Fusion mit Travellers. 1998 verschmolz Weill die Citigroup mit dem Versicherer und versprach allen Aktionären eine Verdopplung des Gewinns bis 2002. Weill hielt sein Versprechen. Geholfen haben klug eingefädelte Akquisitionen, die nach Einschätzung von Michael Mayo, Banken-Analyst bei Prudential Securieties, ein Viertel des Gewinnwachstums beigesteuert haben. Dazu kommt eine effiziente Organisation. Im Vergleich zu 2000 wird in der Verwaltung jährlich mehr als eine Milliarde Dollar eingespart.


Der Motor der Geldmaschine Citigroup läuft rund. An der Börse jedoch ist der psychologische Druck durch die Untersuchungen von Börsenaufsicht und Staatsanwaltschaft weiterhin stark. Die finanziellen Folgen für die Institute sind auch nach der ersten Geldstrafe schwer abzuschätzen. Citigroup hat Ende 2002 angekündigt, Rückstellungen von 1,3 Milliarden Dollar nach Steuern zu bilden. Nach Einschätzung von Experten des Georgetown University Law Center könnte sich die Belastung der Branche in den kommenden Jahre auf 20 bis 25 Milliarden Dollar summieren.



Bei Schwergewichten wie der Citigroup schätzt Prudential-Analyst Mayo die Belastung auf das Vier- bis Fünffache der heutigen Rückstellungen. Trotz des überdurchschnittlich erfolgreichen Geschäftsmodells der Nummer 1 sollten Anleger Kursrückschläge abwarten, um Positionen im Depot auszubauen. Mayo glaubt, dass der Aktienkurs auf umgerechnet 29 Euro fallen könnte. Über den Wert von Sandy Weill für den weiteren Erfolg der Citigroup sagt der Branchenkenner jedoch: "Jede Veränderung an der Spitze wäre ein Rückschlag".


An der Börse profitieren derzeit Papiere großer Banken, die auf ein starkes Privatkundengeschäft bauen. Die Bank of America konnte im Vergleich zum Vorjahr im ersten Quartal den Nettogewinn um mehr als das Doppelte auf 405 Millionen Dollar steigern. Stark liefen im ersten Quartal - neben dem Privatkundengeschäft - vor allem Hypothekenkredite. Die Niedrigzinspolitik der Regierung führte bei den Zinsen zu einem 40-Jahres-Tief. Das nutzen viele, um Baukredite aufzunehmen oder umzuschulden.


Was fehlt, sind jedoch weiterhin klare Zeichen für eine Erholung der Konjunktur - auch in den USA. Bank- of-America-Finanzchef James Hance geht davon aus, daß sein Konzern beim Kreditvolumen Schwierigkeiten haben wird, das Ziel von sechs bis sieben Prozent Plus zu erreichen. Der Konzern werde dennoch wie versprochen 6,18 Dollar Gewinn pro Aktie schaffen - ein Plus von sieben Prozent. "Wir würden das Geschäft gerne ausweiten, wir sind davon nicht abhängig", strotzt Hance vor Selbstbewusstsein.


Die Bank reduzierte ihre Kreditgeschäfte in den gefährdeten Branchen Telekommunikation und Luftfahrt um 32 beziehungsweise 16 Prozent. Das Engagement in Brasilien wurde halbiert. Dennoch rechnet Hance mit Kreditausfällen zwischen 800 und 900 Millionen Dollar pro Quartal. Das ist jeweils mehr als während der ersten drei Quartale des vergangenen Jahres. Der Profitzuwachs aus dem Geschäft mit Privat- und Firmenkunden werde die Kreditausfälle jedoch trotzdem übertreffen, ist sich Hance sicher: "Es ist ja nicht so, dass wir uns das nicht leisten könnten."



Abseits vom Rampenlicht der Wall Street, aber mitten drin im lukrativen US-Geschäft mit Privatkunden sind aber auch Europäer. Frank Goodwinn, Chef der Royal Bank of Scotland, ist es gelungen, die US-Tochter Citizens aus dem Bundesstaat Rhode Island seit der Akquisiton 1988 im Ranking nach Vermögenswerten unter die Top 20 zu hieven. 17 kleinere Institute schluckte Citizens auf dem Weg nach oben. Im US-Geschäft erwirtschaftet die schottische Bank inzwischen mehr als elf Prozent ihres gesamten Gewinns. "Mit guten Wachstums-Chancen durch weitere Akquisitionen", sagt Merrill-Lynch-Analyst John Crutchley. Allein im heutigen geographischen Einzugsgebiet von Citizens sind über 300 Banken aktiv.


Ab 2004 werden der Royal Bank umgerechnet mehr als 3,5 Milliarden Euro Cash für Firmenkäufe in den USA zur Verfügung stehen. Auf der britischen Insel gibt es für die Schotten inzwischen nichts mehr zu holen, Übernahmen im restlichen Europa sind wenig attrativ, bleibt also nur Amerika. Dass Goodwinn das Geschäft mit Übernahmen beherrscht, hat er bewiesen. Die heute profitabelste europäische Bank entstand im Jahr 2000 mit der Übernahme der damals doppelt so großen britischen Rivalin National Westminster Bank.


von Klaus Schachinger / Euro am Sonntag
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25.05.2003, 10:57
Comroad - Der nächste Hammer? (EurAmS)

Endlich gibt es ein Urteil, mit dem geprellte Comroad-Aktionäre auf Schadenersatz hoffen dürfen. Doch jetzt fürchten Anleger, dass bei der Firma bald nichts mehr zu holen ist.


von Carl Batisweiler, Euro am Sonntag 21/03


Er gilt als der größte Betrugsfall am Neuen Markt: Über Jahre hinweg hatte die Telematik-Firma Comroad fast alle Umsätze erfunden, Zahlen gefälscht und so den Aktienkurs in die Höhe getrieben. Als der Schwindel aufkam, stürzten die Kurse, die Anleger sitzen noch immer auf ihren Verlusten. Bei Comroad selbst aber blieb eine Menge hängen - rund 20 Millionen Euro waren es Ende 2002. Doch ob geschädigte Aktionäre auf dieses Geld noch jemals zugreifen können, ist fraglich: Die Firma ist gerade dabei, große Summen des Kapitals auszulagern.


"Bis wir mit unseren Ansprüchen bei Gericht durchkommen, ist wahrscheinlich nichts mehr da", fürchtet etwa der Herborner Anwalt Frank Pletka, der mit anderen Comroad-Opfern in München auf Schadenersatz klagt. Das Frankfurter Urteil (siehe Kasten) macht ihm zwar ein wenig Hoffnung. "Doch bei den Umsätzen, die Comroad wirklich gemacht hat, kann sich jeder ausrechnen, dass das übrige Geld bald verbrannt sein müsste."


Für Unruhe sorgt bei Comroad-Geschädigten derzeit besonders, dass Vorstand Hartmut Schwamm den Vertrieb in die eigens gegründete Firma Phoenix auslagert und diese mit 1,7 Millionen Euro Startkapital ausstatten will. Eine stolze Summe angesichts der gerade mal 1,3 Millionen Euro, die Comroad 2001 tatsächlich erlöste.


"Wenn fast alle Geschäfte erfunden waren, wozu braucht es dann so einen üppig ausgestatteten Vertrieb", fragt Jurist Pletka. Auch bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die für geprellte Anleger unter anderem auch eine Schadenersatzklage gegen Schwamm betreibt, sorgt die Geldverschiebung für Unruhe. "Wir betrachten das mit Entsetzen", sagt DSW-Sprecherin Daniela Bergdolt, "auch wenn ich Herrn Schwamm natürlich nichts Ungesetzliches unterstellen will."


Besonders pikant am Phoenix-Deal: Geschäftsführer der Ausgliederung ist ausgerechnet Manfred Braß, Aufsichtsrat von Comroad. Anleger fragen sich nun, wie Braß die Geschäfte des Unternehmens kontrollieren will und gleichzeitig von deren Tochterfirma Gehalt bezieht.


Die Versorgung mit Posten - und damit auch den restlichen Comroad-Geldern - im engen Kreis um Vorstand Schwamm geht aber noch weiter. Braß ist nämlich auch Vorstand der Euracontact Consulting AG, die für Comroad als Berater tätig ist. Im Kontrollgremium der Euracontact wiederum saß auch mal Achim Walk, Chef des Comroad-Aufsichtsrats.


Rund 2,6 Millionen Euro betrugen die Kosten für Rechtsberatung, Consulting und Prüfung im Jahr 2002 bei Comroad. In welchem Maß die Aufsichtsräte von solchen Mandaten profitierten, mag Manfred Braß nicht kommentieren und sieht "keinerlei Konfliktsituation mit meinen sonstigen Funktionen". Bei der Hauptversammlung am 11. Juni, auf der der Millionentransfer zu Phoenix abgesegnet werden soll, tritt Braß nicht mehr als Aufsichtsrat an, sein Kollege Achim Walk aber wohl. Der soll noch ein besonderes Schmankerl für seine aufwendige Kontrolltätigkeit 2002 bekommen: 50000 Euro stehen auf der Tagesordnung.


Ob die Vorschläge durchgehen, hängt von den Mehrheiten auf der Hauptversammlung ab. 47 Prozent der Stimmrechte sind im Streubesitz, vier Prozent hält Schwamms Frau Brigitte. 37 Prozent der Aktien sind auf Bodo Schnabel eingetragen - Ex-Comroad-Vorstand und wegen Betrugs zu sieben Jahren Haft verurteilt.


"Wer jetzt Eigentümer der Aktien ist, ist offen", sagt der Leitende Oberstaatsanwalt Christian Schmidt-Sommerfeld aus München. Das Gericht hatte zwar Schnabels Vermögen als verfallen und damit den Freistaat Bayern zum Nutznießer erklärt. "Wir haben aber nur einen Titel auf das Vermögen, welche Auswirkungen das auf die Stimmrechte hat, weiß ich noch nicht", so Schmidt-Sommerfeld. Ein Anwalt prüfe derzeit die Möglichkeiten, die das Zivilrecht biete. Letztlich könnten die zwölf Prozent der Stimmen, die Schnabels Frau Ingrid noch immer hält, über die Zukunft der Firma entscheiden.


Vorstand Schwamm und seine beiden Aufsichtsräte haben ein Comroad-Motto jedenfalls schon umgesetzt: "Gemeinsam Geld verdienen". Die geprellten Kleinaktionäre sind damit wohl eher nicht gemeint.





Neues Urteil


Schadenersatz für geprellte Aktionäre: Zum ersten Mal hat ein Gericht ehemaligen Comroad-Aktionären Entschädigung für ihre Verluste zugesprochen. Das Langericht Frankfurt am Main entschied jüngst in erster Instanz, dass die Firma Comroad dem Stuttgarter Rechtsanwalt Guido Veit seine Verluste nebst fünf Prozent Zinsen ersetzen muss, ebenso einem von Veit vertretenen Mandanten (Az. 3-7 O 43/02, 3-7 O 47/02, siehe auch EURO 20/03).


Überraschend anlegerfreundlich liest sich dabei die Urteilsbegründung der 7. Kammer für Handelssachen: "Es steht fest, dass das damalige Vorstandsmitglied der Beklagten, Bodo Schnabel, durch Bilanzfälschungen, häufige falsche Ad-hoc-Meldungen und sonstige falsche Informationen positive Berurteilungen des Unternehmens hervorgerufen und dadurch eine Kaufstimmung erzeugt hat, die den Kläger dazu brachte, Geld für den Kauf ihrer Aktien auszugeben." Bei bisherigen Schadenersatz-Prozessen musste der Kläger den schwierigen Beweis antreten, dass er die Aktien nur auf Grund einer konkreten Meldung - die sich dann später als falsch erwies - gekauft hatte.

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25.05.2003, 11:01
Deutsche Börse - Besser als ein Monopol (EurAmS)
Hektik gehört auf dem Frankfurter Börsenparkett längst der Vergangenheit an. Doch die Ruhe trügt: Das Geschäft der Deutschen Börse läuft trotz der Baisse besser denn je


von Jens Castner, Euro am Sonntag 21/03


Nichts lieben Value-Investoren mehr als Monopolisten. Mangels Konkurrenz können diese nach Belieben die Preise diktieren, ohne Zeitdruck neue Produkte entwickeln und in Ruhe Cash anhäufen, um den Firmenwert zu steigern.


Das einzige Problem der Monopolisten: Sie sind entweder nicht börsennotiert oder in Staatsbesitz. Also müssen Anleger auf Unternehmen ausweichen, die eine monopolähnliche Marktstellung besitzen, aber trotzdem frei von staatlichen Zwängen agieren können.


Unter den DAX-Unternehmen kommt allein die Deutsche Börse dieser Idealvorstellung sehr nahe. Zumal sie in der glücklichen Lage ist, nicht in Konflikt mit den Kartellbehörden, dem natürlichen Feind eines jeden Monopolisten, zu geraten. Trotz ihrer Position als Nummer 1 weltweit haben die Frankfurter hier zu Lande nicht zu wenige Wettbewerber, sondern zu viele: Sechs andere Börsenplätze wollen ebenfalls am Geschäft mit Aktien, Anleihen, Optionsscheinen und Zertifikaten verdienen. Von einer Monopolstellung kann also keine Rede sein - oder doch?


Rund 98 Prozent aller in Deutschland gehandelten Aktien werden auf dem Parkett oder über das elektronische Handelssystem Xetra gehandelt. Obwohl die Wettbewerber in Berlin, Düsseldorf, München oder Stuttgart neue Konzepte entwickelt haben, um der Deutschen Börse wenigstens die Privatanleger abspenstig zu machen, bleiben Frankfurt und Xetra die Börsen, nach denen sich alle richten. "Die fairsten Kurse gibt’s eben am Handelsplatz mit der höchsten Liquidität", so der Sprecher der Frankfurter, Walter Allwicher.


Die Nadelstiche der anderen Börsen kontert der Platzhirsch in Frankfurt mit einem Gegenangriff im Derivate-Handel. Das Geschäft mit Optionsscheinen, bei dem die Stuttgarter Euwax mit 90 Prozent Marktanteil die Nase vorn hat, will die Deutsche Börse im dritten Quartal dieses Jahres ebenso wie den Zertifikate-Handel signifikant ausbauen - möglicherweise eine Überlebens-Chance für den Parketthandel, der alles andere als spektakulär verläuft, seit das elektronische Xetra-System auch für Privatanleger fast uneingeschränkt nutzbar ist.


Mittlerweile läuft 77 Prozent des Ordervolumens über Xetra. Besucher zeigen sich enttäuscht über die wenigen einsamen Händler auf dem Parkett der alten Börse in der Frankfurter City. Sterben lassen will die Deutsche Börse diese Form des Handels aber nicht: "So lange Nachfrage besteht und es ökonomisch sinnvoll ist, wird die Präsenzbörse weitergeführt", betont Allwicher.


Für die Geschäftsentwicklung spielt es nur eine geringe Rolle, ob die anderen Handelsplätze bei den Orders von Privatanlegern ein paar Prozent an Volumen dazugewinnen oder ob das eine oder andere Geschäft außerbörslich abgewickelt wird. Denn der eigentliche Wachstumstreiber der Frankfurter ist die Eurex, die 1996 gemeinsam mit der Schweizer Börse gegründet wurde. An dieser weltgrößten Terminbörse handeln institutionelle Anleger Futures und Optionen auf Indizes und Einzelwerte.


Der Grund für das stramme Wachstum der Eurex gegen den schwachen Börsentrend liegt zum einen darin, dass sich Versicherungen und Investmentfonds zunehmend über die Terminmärkte gegen Verluste absichern, zum anderen an etlichen neuen Produkten. So waren es in den vergangenen Jahren vor allem Kontrakte auf die neuen europäischen Indizes Stoxx und Euro Stoxx, die der Terminbörse zu ihrem Aufschwung verhalfen.


Nun folgt der Frontalangriff auf die europäische Konkurrenz. Dabei kann die Eurex einen großen Vorteil ausspielen: günstige Gebühren. Da die Investitionen in die Technik abgeschlossen sind, geht es nun darum, mehr Geschäft an die Terminbörse zu locken, um die Gewinne sprudeln zu lassen. "Jeder zusätzliche Euro schlägt zu rund 90 Prozent aufs Ergebnis vor Steuern durch", erklärt Jörn Kissenkötter von M.M. Warburg.


Weiterer Wettbewerbsvorteil der Frankfurter: Mit der Übernahme von Clearstream ist das Unternehmen zum Komplettanbieter rund um den Börsenhandel geworden. Und auch bei der vorgeschalteten Abwicklung der Transaktionen wird die Deutsche Börse noch stärker mitmischen. Gemeinsam mit Deutscher und Dresdner Bank beabsichtigt man die Gründung einer europäischen Transaktionsbank.


Durch das konkurrenzlos günstige Gebührensystem gräbt die Eurex ihrem Hauptkonkurrenten Euronext, einem Zusammenschluss der Börsen Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon, langsam das Wasser ab. Mit der Einführung von Optionen auf niederländische Aktien hat die Eurex bereits erfolgreich im Euronext-Revier gewildert. Weitere Aktionen werden folgen - und auch vom Handel mit US-Futures und -Optionen verspricht sich Börsenchef Werner G. Seifert in Zukunft zusätzliches Geschäft. Ein erster Schritt in Richtung US-Börsenlizenz war die am Donnerstag unterzeichnete Vereinbarung mit der Board of Trade Clearing Corporation (BOTCC). Viele Experten erwarten nun die Übernahme einer kleineren Börse in den USA.


Die Übernahme der London Stock Exchange ist wohl vom Tisch - zumindest vorerst. Da die Londoner Börse höher bewertet ist als die Deutsche, stießen Gerüchte um den Zukauf in Großbritannien bei Analysten nicht gerade auf Begeisterung. Börsenchef Seifert wiegelte allerdings ab: "Wir lassen uns nicht dazu verleiten, überhöhte Preise zu bezahlen." Doch Zukäufe stehen weiter ganz oben auf der Agenda. Nach Begebung einer Anleihe im Wert von 500 Millionen Euro und der auf der Hauptversammlung am 14. Mai genehmigten Erhöhung des Grundkapitals um bis zu 13 Prozent ist die Kriegskasse ist prall gefüllt, und die nächsten Akquisitionen sind nur noch eine Frage der Zeit.


Die Deutsche Börse hat gezeigt, wie man trotz mieser Stimmung an den Finanzmärkten wachsen kann. Das Unternehmen, das mitten in der schlimmsten Baisse der Nachkriegsgeschichte im Februar 2001 den Gang an die Börse wagte, steigerte ungeachtet des Börsen-Crashs kontinuierlich Umsatz und Ertrag. Im ersten Quartal 2003 wurde der Umsatz um 71 Prozent auf 350,5 Millionen Euro erhöht. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen verbesserte sich um 44 Prozent auf 126,1 Millionen Euro.


Was passiert, wenn Kurse und Handelsvolumina wieder zulegen? Das Management der Deutschen Börse schweigt sich hierzu aus, fest steht aber: Wird die Börse wieder zum Wachstumsmarkt, sind die Gewinnschätzungen der Analysten schnell Makulatur und das ohnehin günstige KGV um 15 noch niedriger. Dann ist die Aktie der Deutschen Börse nicht nur für Value-Anleger interessant, sondern auch für Investoren, die auf Wachstum setzen.


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Das Geschäft


Mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro rangierten die Frankfurter 2002 auf Platz 1 in Europa, gefolgt von Euronext mit einer Milliarde Euro. Im ersten Quartal 2003 steigerte die Deutsche Börse den Umsatz um 71 Prozent auf 350,5 Millionen Euro. Während der Xetra-Handel um 17 Prozent zurückging, legten der Eurex-Umsatz um 42 Prozent auf 104,4 Millionen Euro und das Kontrakt-Volumen um 43 Prozent auf 265 Millionen Stück zu. Das Clearstream-Segment (zentrale Verwahrung von Aktien, Anleihen und Fondsanteilen im Wert von 7,5 Billionen Euro sowie Clearing) kam auf 135,5 Millionen Euro. Da alle relevanten nationalen Indizes von der Deutschen Börse berechnet werden, kassiert diese neben An- und Verkaufs- auch Lizenzgebühren. Das Index-Geschäft gilt als "Lizenz zum Gelddrucken".


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Alt 26-05-2003, 08:27   #24
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26.05.2003, 09:20
Neues Krisenszenario - Streit um des Kaisers Bart? (EurAmS)
Nach Reformstau und Dollarschwäche nun das neueste Schlagwort zum Fürchten: Deflation. Anleger sollten sich davon allerdings nicht verunsichern lassen. Warum die Börse weiter Chancen bietet


von Stephan Bauer und Stefan Beste, Euro am Sonntag 21/03


Alan Greenspan schaffte es mal wieder, alle zu verwirren: Ja, er rechne mit einer baldigen wirtschaftlichen Erholung in den USA. Nein, genaueres könne er nicht sagen. Zeitpunkt und Ausmaß der Verbesserung blieben weiter ungewiss. Ja, das Problem einer drohenden Deflation sei sehr ernst. Nein, es gebe keine unmittelbare Deflationsgefahr in den USA.


Es ist das alte Spiel: Die Äußerungen, die der einflussreiche Chef der Fed vor dem US-Kongress zum Besten gab, ließen viel Raum für Deutungen. Wird die US-Notenbank auf ihrer nächsten Sitzung am 25. Juni die Zinsen erneut senken? Oder wird sie diese auf dem gegenwärtigen Satz von 1,25 Prozent belassen, dem ohnehin schon niedrigsten Stand seit 40 Jahren?


Viel hängt von dieser Frage ab. Nicht nur in den USA. Auch die europäischen Märkte blicken dieser Tage - wie so oft - gebannt nach Amerika. Von dort, so hoffen die Investoren, soll erneut der entscheidende Impuls kommen, der Konjunktur und Aktienmärkte auch hier zu Lande in Fahrt bringt.


Denn dass Europa dazu allein nicht in der Lage sein wird, das haben die vergangenen Tage mal wieder eindrucksvoll bewiesen. Die Reihe der schlechten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik setzte sich fort. Und ausgerechnet die größte Volkswirtschaft des alten Kontinents ging erneut mit schlechtem Beispiel voran.


So ist inzwischen amtlich, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal um 0,2 Prozent geschrumpft ist. Immer lauter werden daher die Stimmen, die vor einem drastischen ökonomischen Niedergang Deutschlands warnen - wenn die Regierung nicht endlich durchgreifende Reformen auf den Weg bringt. "Jeden Tag ein neuer Vorschlag für Steuererhöhungen, das macht alles Vertrauen in die Zukunft kaputt", schimpft der unabhängige Anlageexperte Robert Halver. Die Folgen seien verheerend: Unternehmen verschieben ihre Investitionen in die Zukunft, Bürger halten sich beim Einkaufen zurück und legen das Geld lieber auf die hohe Kante. "Die Regierung muss endlich dafür sorgen, dass die Zuversicht zurückkehrt", fordert Halver.


Davon ist vorerst wenig zu spüren. Stattdessen schickte der Internationale Währungsfonds (IWF) mit einer pessimistischen Prognose den DAX zu Beginn der Woche erst einmal wieder auf Talfahrt. Sollte es bei dem für dieses Jahr erwarteten Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent bleiben oder das Wachstum gar noch schwächer ausfallen, drohe "mit erheblicher Wahrscheinlichkeit" eine Deflation, so die IWF-Volkswirte.



Deflation - das klingt nach Demontage, Desillusionierung, Depression. Ist es wirklich so schrecklich? "Wenn wir wirklich in eine Deflation rutschen, dann ja", sagt der Chefvolkswirt der Dresdner Bank, Michael Heise. Deflation, also der dauerhafte Verfall des Preisniveaus, würde unweigerlich eine Nachfrageschwäche nach sich ziehen - es droht eine Abwärtsspirale, die nur schwer zu durchbrechen ist (siehe rechts).


Doch so weit ist es nach Ansicht Heises noch lange nicht: "Wenn wir drei oder vier Jahre lang Stagnation in Europa hätten, würde die Gefahr einer Deflation sicherlich steigen", sagt er. "Doch daran glaube ich nicht." Gottfried Heller, Chef der Fiduka Depotverwaltung und einst Partner von André Kostolany, hält auch den Einfluss etwaiger Deflationsängste auf die Börsenkurse für überzogen: "Das Thema wird genauso aufgebauscht wie damals die Aufregung um den Jahrtausendwechsel. Was ist am Ende passiert? Gar nichts."


Trotzdem: Die Verunsicherung an den Börsen wächst. Zumal der anhaltend starke Euro Wirtschaft und Märkte zusätzlich belastet. Am Freitag erreichte das Euro/Dollar-Verhältnis mit 1,1819 vorübergehend ein neues Hoch. Der Rekordstand (1,1885 Dollar) stammte aus den ersten Handelstagen der Einheitswährung vom Januar 1999. Doch auch hier gilt: Auf den zweiten Blick sieht vieles gar nicht mehr so schlimm aus: "Ein Eurokurs zwischen 1,10 und 1,20 Dollar ist völlig normal", findet Dresdner-Volkswirt Heise. "Die Wirtschaft wird damit leben müssen."


Für einzelne Unternehmen freilich können die Folgen auch jetzt schon unangenehm sein. "Im Falle eines weiteren Anstiegs des Euro drohen Gewinneinbußen bei einer Vielzahl von Unternehmen", warnt etwa Stefan Schiesser, Leiter der Aktienstrategie bei der DZ Bank. Die Liste derer, die wegen des starken Euros einen Gewinnrückgang meldeten, wird immer länger: In der vergangenen Woche gaben unter anderem Philips, SGL Carbon und Epcos sinkende Erträge als Folge des schwachen Greenbacks bekannt. Es könnte noch schlimmer kommen: "Ich fürchte, dass es wegen des schwachen Dollars bei den Ergebnissen des zweiten Quartals zu einigen negativen Überraschungen kommen wird", so Analyst Schiesser.


Für Anleger lohnt es sich also durchaus, die Währungseffekte nicht zu unterschätzen. Laut Schiesser dürften vor allem exportstarke Pharma- und Chemiewerte sowie Maschinenbau- und Autotitel zu den Verlierern der Entwicklung zählen. Allerdings gibt es auch Profiteure - allen voran die Deutsche Telekom. Das Unternehmen hat rund 20 Milliarden Verbindlichkeiten in Dollar. Eine Abwertung um zehn Prozent bedeutet somit, dass die Tilgungs- und Zinsverpflichtungen der Bonner sich um zwei Milliarden Euro verringern werden. Dazu kommt, dass die Verluste der US-Tochter Voicestream durch die Umrechnung in Euro weniger stark zu Buche schlagen. Auf ähnliche Weise, wenn auch nicht so stark, dürften nach Einschätzung Schiessers auch Unternehmen profitieren, die viel im Dollarraum einkaufen oder produzieren und in Euroland verkaufen. Aktien wie BASF und Bayer, Sportartikel-Hersteller Adidas oder Halbleiterproduzent Infineon gehören dazu.


Wie das Euro-Risiko können Anleger auch das Deflations-Risiko umgehen. Es sind vor allem defensive Titel, die in Zeiten flauer Konjunktur die größten Chancen bergen. Beispiel Deutsche Post: Deflations-Gespenst und Euro-Gefahr können der Aktie Gelb wenig anhaben. Der Konzern macht das Gros seines Gewinns im Briefverkehr, und der ist unsensibel gegenüber den Unbilden der Konjunktur. Auch der starke Euro ist für die Post keine Gefahr: "Der Hauptgewinnbringer, die Briefsparte, ist absolut unabhängig vom Euro", sagt Analyst Nils Machemehl von M. M. Warburg.


Die Beispiele zeigen: Attraktive Anlagemöglichkeiten gibt es zuhauf. Anleger sollten sich von der Flut der tagesaktuellen Meldungen nicht zu sehr schrecken lassen, meint DZ-Stratege Schiesser. Gerade an Tagen, an denen die Kurse wegen vermeintlich schlechter Nachrichten ins Rutschen geraten, böten sich gute Einstiegs-Chancen. "Aktien sind gegenüber Renten noch immer massiv unterbewertet. Das wird sich mittelfristig ausgleichen."


Fondsmanager Heller ist ähnlicher Auffassung: "Es gibt gute Gründe, um jetzt in Aktien zu investieren: Die Zinsen sind niedrig, der Ölpreis wieder gefallen, die Unsicherheit über den Irak-Krieg beseitigt, und Aktien sind im Vergleich zu Renten immer noch sehr billig." Heller sieht in der Kursschwäche der vergangenen Tage eine logische Erholung nach dem starken Anstieg. "Das ist ganz normal und ändert nichts daran, dass man jetzt Aktien kaufen sollte."


Heller setzt vor allem auf eine hohe Dividendenrendite: "Bayer, VW-Vorzüge oder RWE sind mit einer Dividendenrendite von fünf Prozent und mehr schon jetzt deutlich attraktiver als Anleihen. Dazu kommt die Chance, dass die Unternehmen ihre Dividenden in den kommenden Jahren erhöhen."


Fehlt nur, dass die Mehrzahl der Investoren wieder Zuversicht schöpft. In den USA ist es schon so weit: Dort haben Aktienfonds dem Fondstracker Lipper Inc zufolge im April Mittelzuflüsse von netto 14 Milliarden Dollar verzeichnet und damit den höchsten Absatz seit April 2002 erreicht. Wenn sich US-Notenbankchef Alan Greenspan zu einer kräftigen Zinssenkung entschließt, dürfte es mit der Verwirrung der Investoren vorbei sein. Auch in Europa.


Deflation

Grund für das sinkende Preisniveau ist eine Situation, in der das Angebot an Waren und Dienstleistungen die Nachfrage übersteigt. Dieses Überangebot drückt die Preise. Der Begriff Deflation kommt vom lateinischen deflare ( = wegblasen, im Sinn von: die Luft aus den Preisen herausnehmen). Das Sinken der Inflationsrate bedeutet allein noch keine Deflation, solange die Preissteigerungsrate über null liegt.

Die Abwärtsspirale: Gelingt es bei stetig sinkendem Preisniveau nicht, die Nachfrage anzuheizen, besteht die Gefahr einer sich selbst verstärkenden Abwärtsbewegung. Die Verbraucher rechnen mit weiter fallenden Preisen und warten mit Käufen. Die Unternehmen müssen die Preise senken. Dadurch schrumpfen ihre Gewinne. Hält die Situation an, müssen Firmen die Produktion drosseln, Kapazitäten verringern und Mitarbeiter entlassen. Es kommt zu Konkursen. Die niedrigeren Gewinne drosseln die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und das Preisniveau sinken weiter.

Besonders gefährlich: Bei fallenden Preisen steigt die reale Last für Schuldner. Sie tun sich schwerer, Kredite zurückzuzahlen. Die Zahl fauler Kredite nimmt zu, weshalb auch Banken vom Zusammenbruch bedroht sind.


DAX UND DEFLATION

Deflationsängste drückten den DAX am Montag aus seinem Aufwärtstrend. Nach den Marktforschern von Cognitrend ist die Stimmung der Anleger derzeit so schlecht wie lange nicht - 34 Prozent Bullen stehen 41 Prozent Bären gegenüber. Dies könnte sogar positiv sein. Cognitrend-Direktor Gianni Hirschmüller: "Der DAX blieb nach dem Einbruch für viele Pessimisten überraschend stabil. Setzt sich dies fort, könnte bald eine Eindeckungswelle folgen."

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Tech-Aktien: Signale des Aufbruchs (EurAmS)
Die Nasdaq hat es geschafft: Seit vergangener Woche ist die Dauer-Baisse an der Techno-Börse besiegt – zumindest charttechnisch. Der Grund: In einigen Hightech-Branchen gibt es zartes Wachstum. Wo jetzt der Einstieg lohnt

von Stephan Bauer
Euro am Sonntag 22/03


Wie ein Leuchtturm steht der Tower der Computerbörse Nasdaq mitten in New York. An der Kreuzung Broadway und 43.Straße verkündet eine sieben Stockwerke hohe Anzeigetafel 24 Stunden täglich das Wichtigste in Sachen Börsenkurse, Charts, Ergebnisse.


Die Nasdaq gilt als Leitindex für Hightech-Titel und Wachstumswerte. Oracle, Dell, Ebay, Amazon und Amgen sind dort gelistet. Und seit einiger Zeit können die Botschaften der Techno-Börse wieder begeistern: Trotz immer noch andauernder Absatzflaute in vielen Bereichen der Hightech-Industrie haben einige Werte in den vergangenen Monaten stark zugelegt: Der Kurs von Juniper Networks etwa, Konkurrent von Netzwerk-Hersteller Cisco, legte seit Anfang des Jahres um mehr als 100 Prozent zu. Nvidia, Halbleiter-Spezialist mit Schwerpunkt Grafik-Chips, machte 89 Prozent Plus. Der Kurs von Amazon hat sich seit dem Tiefststand im Herbst 2001 vervierfacht.


Wichtiger jedoch als spektakuläre Kursgewinne bei einzelnen Titeln war das Signal, das der Leuchtturm in der vergangenen Woche aussandte: Die Nasdaq hat – als erster Index mit Weltgeltung– dank des dreiprozentigen Kursschubs vom vergangenen Dienstag den im März 2000 einsetzenden Abwärtstrend verlassen (siehe Chart). Zum Vergleich: Der DAX steckt aus Sicht der Charttechniker noch immer tief in der seit über drei Jahren andauernden Baisse. Ungefähr bei 4300 Punkten verläuft hier die magische Linie, die den deutschen Leitindex vom Ende der Dauer-Baisse trennt.


Technisch steht die Erholung der US-Techs auf stabilem Fundament. „Die Nasdaq hat eine saubere Bodenbildung hinter sich“, sagt Darius-Reza Montasser, Charttechniker des Bankhauses Reuschel. Nach dem Kurssprung der vergangenen Woche wittern Analysten jetzt weiteres Potenzial: „Wenn der Index den Widerstandsbereich um 1550 Punkte dauerhaft knackt, ergeben sich neue Kurs-Chancen“, so Montasser.


Die Bäume wachsen indes noch nicht in den Himmel. Hohe zweistellige Wachstumsraten wie zu Ende der 90er-Jahre wird die Hightech-Branche zwar so schnell nicht wieder sehen. Aber immerhin: Das Kerngeschäft mit Computern, von dem vor allem die Halbleitersparte als Zulieferer abhängt, wächst wieder spürbar. Die optimistischste Einschätzung für die Entwicklung des PC-Marktes kommt von den renommierten Forschern der Gartner Group. Sie gehen für 2003 von rund acht Prozent Wachstum aus. Im Vorjahr schaffte die PC-Branche nur 2,7 Prozent. Das Schlimmste, so viel steht fest, ist vorbei. „Der Markt hat im Jahr 2002 die Talsohle durchschritten“, sagen auch die Experten der amerikanischen IDC.


Einigermaßen stabile Absätze in ihrer Heimat verdanken die US-Techs vor allem der Nachfrage der privaten Haushalte. Die US-Wirtschaftspolitik tut alles, um den privaten Konsum zu stützen: Kreditzinsen auf Rekordtief und während der nächsten zehn Jahre Steuererleichterungen in Höhe von 350 Milliarden Dollar.


Jetzt hofft die Hightech-Branche, dass auch die Unternehmen endlich wieder mehr Geld für ihre IT-Infrastruktur ausgeben. Doch bei den Investitionen hat der Funke noch nicht gezündet, noch dümpelt die Tech-Konjunktur vor sich hin. Wann der Aufschwung kommt? Experten bleiben vorsichtig: „Ich rechne Mitte nächsten Jahres mit einer deutlichen Erholung“, sagt etwa Pia Hellbach, Tech-Fondsmanagerin bei Union Investment.


Die Konjunkturschwäche hatte auch ihr Gutes. Die harten Zeiten haben die Überlebenden gestählt, in weiten Teilen der Industrie kam es zu drastischen Einsparungen. „Der gesamte Sektor hat eine massive Restrukturierung hinter sich“, erläutert Martino Perkmann, Fondsmanager für Tech-Werte bei der Gesellschaft Deka Investment. Telekom-Ausrüster Lucent etwa, 2002 noch vor dem Aus, reduzierte seine Belegschaft von 120000 Mitarbeitern im September 2000 auf 38500. Software-Produzent Siebel verkleinerte die Belegschaft um 1500 Leute auf rund 6000. Entsprechend wurden die Fertigungspotenziale verringert. „Die Überkapazitäten sind weitgehend abgebaut“, sagt der Fondsmanager.


Dass die meisten Techs sich fit gespart haben, zeigten die Zahlen des ersten Quartals. „Die Umsätze haben sich stabilisiert, nahezu alle Unternehmen haben auf der Gewinnseite die Erwartungen übertroffen“, lobt Perkmann. Auch die US-Anlageprofis hat das überzeugt: Nach einer Umfrage der Investmentbank Merrill Lynch gewichtete ein Fünftel aller US-Fondsmanager im Mai die Tech-Werte überdurchschnittlich, im April taten dies nur acht Prozent. Von den Techies versprechen sich die US-Profis damit neben Pharma-Aktien am meisten.


Unterstützung erhalten die US-Techs vom starken Euro: Die Unternehmen profitieren davon, dass etwa die Euroumsätze, in Dollar umgerechnet, an Wert gewinnen. Seit Jahresbeginn allein um 15 Prozent. So zeigten sich bereits im abgelaufenen Quartal die Auswirkungen in den Zahlenwerken von Dow-Schwergewicht IBM, dessen Umsatz durch den Dollareffekt um rund acht Prozent stieg. Auch die Profite wachsen: „Oft entstehen den US-Techs nur Marketing- und Vertriebskosten in Euro, die restlichen Kosten fallen meist in Dollar an. Entsprechend steigen die Gewinne der US-Firmen“, erklärt Andreas Kraft, Fondsmanager für Tech-Werte bei der DWS.



Für deutsche Anleger hatte der Euroanstieg seine Schattenseiten. Gut 30 Prozent Währungsverluste seit Mitte vergangenen Jahres mussten durch die Kursgewinne ihrer US-Titel kompensiert werden. Experten gehen indes davon aus, dass das Anstiegspotenzial des Euro inzwischen geringer wird.


Ganz vorne bei den Eurogewinnern sind große Techs wie IBM, die Software-Unternehmen Oracle und BEA sowie Computer- und Druckerhersteller Hewlett-Packard. „Alle mit Umsatzanteilen in Europa, die größer sind als 30 Prozent“, sagt Kraft. Insbesondere Hewlett-Packard gefällt zurzeit vielen Anlageprofis. Umsatz und Gewinn lagen im ersten Quartal auch dank Dollarschwäche über den Erwartungen. Chefin Carly Fiorina erklärte, dass sie weitere Kostensenkungen realisieren werde. „Eine gelungene Turnaround-Story“, findet auch Deka-Experte Perkmann.


Aus dem harten Wettbewerb gingen die Großen als Sieger hervor. PC-Hersteller Dell hat die kürzesten Durchlaufzeiten der Branche vom Bestelleingang bis zur Lieferung. Die Texaner gewinnen so in dem extrem preisintensiven Wettbewerb ständig Marktanteile – laut Boss Michael Dell rund drei Prozent pro Jahr. Auch Cisco, ein Hersteller von Netzwerktechnik, ist so ein Hecht im Karpfenteich, der in der Krise der Konkurrenz Anteile abjagt. Diese Stärke zieht an: „Wir setzen auf Marktanteilsgewinner“, erläutert Deka-Fondsmanager Martino Perkmann.



Ein weiteres Argument, das für große US-Techs spricht: Bei ihren Hightech-Bestellungen bevorzugen Unternehmen starke Lieferanten. Partner, die mit Sicherheit auch in fünf oder zehn Jahren noch Service bieten. „Unternehmen konzentrieren ihre Investitionen zunehmend auf einige wenige Ausrüster“, sagt DWS-Mann Kraft. Echtes Wachstum über Marktanteilsgewinne hinaus verzeichnen hingegen die Internet-Werte. Die Auslese war am härtesten, die Zahl der Pleiten am höchsten. Entsprechend gut aufgestellt sind die Unternehmen, die den für viele tödlichen Abwärtssog überlebten. Und: Das Web gewinnt als Vertriebs- und Informationskanal ständig an Bedeutung.


Mit einem wachstumsträchtigen Geschäftsmodell glänzt etwa das weltgrößte Internet-Auktionshaus Ebay: Der Gewinn im ersten Quartal verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr, beim Umsatz legten die Kalifornier um stolze 94 Prozent zu. Inzwischen hat die Aktie allerdings wieder ein Niveau wie zu den Boomzeiten des Jahres 2000 erreicht. Zudem belastet ein Patentstreit um eine Web-Technik, die rund 26 Prozent des Ebay-Handelsvolumens trägt. Die Kalifornier wurden deshalb jüngst zu 35 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt.


Das Internet-Portal Yahoo profitiert unterdessen von steigenden Werbeeinnahmen im Web. Chef Terry Semel schaffte das vierte Quartal in Folge mit steigendem Gewinn. Der Umsatz stieg um beinahe 50 Prozent, es blieb ein Gewinn von rund 47 Millionen Dollar – im Vorjahr waren noch 54 Millionen Verlust angefallen.


Doch Web-Werte sind wieder extrem teuer: Amazon kommt auf ein 2004er-KGV von über 50, bei Yahoo beträgt es gar 60. Fragt sich, wie lange die zweite Internet-Hausse dauert. „Das Interesse wird anhalten, bis in anderen Sektoren Wachstum spürbar wird“, glaubt Tech-Kenner Carsten Jansing von Hornblower Fischer. Anleger sollten deshalb nur vorsichtig einsteigen.


Hersteller von Web- und Telekom-Equipment sind besonders stark unter die Räder gekommen. „Irgendwann müssen auch die Telekoms wieder mehr investieren, sonst veraltet die Technik“, ist Jansing überzeugt. Springt der Markt an, dürfte etwa Nortel Networks profitieren. Die Kanadier bauten ihre Belegschaft von in der Spitze 95000 auf 36000 Mitarbeiter ab. Inzwischen stabilisiert sich der Umsatz, die Radikalkur trägt Früchte: Im ersten Quartal schrieb Nortel wieder einen Gewinn. Mit rund vier Milliarden Dollar in der Kasse stehen die Kanadier solide da.


Auch das Beispiel Nortel zeigt: In vielen Bereichen sind die Untiefen der Tech-Baisse umschifft. Und der Nasdaq-Leuchtturm strahlt so hell wie seit Jahren nicht.

Quelle: finance-online
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02.06.2003, 08:10
Biotechnologie - Starkes Comeback (EurAmS)

Biotechs vermelden Forschungserfolge, und die US-GesundheitsbehördeFDA beschleunigt die Prüfungsverfahren. Neue Wachstums-Phantasien treiben Aktien und Fonds.

von Jörg Billina und Julia Groß, Euro am Sonntag 22/03

Zwei Jahre lang schien nichts den Kursverfall bei Biotech-Aktien zu stoppen. Die Bilanzfälschungen und Insidergeschäfte des ehemaligen Imclone-Chefs Samuel Waksal belasteten die ganze Branche. Zudem verschleppte eine führungslose amerikanische Gesundheitsbehörde die Zulassung neuer Medikamente und behinderte so die Gewinnchancen vieler Unternehmen. Als sich dann auch noch Fehlschläge und Enttäuschungen in der Forschung häuften, zweifelten viele Anleger an einer gesunden Entwicklung ihrer Biotech-Titel.


Doch jetzt gibt es immer mehr Zeichen für ein starkes Comeback. Biotechnische Verfahren, also die Produktion von Arzneien oder Wirkstoffen mit Hilfe von lebenden Zellen oder Enzymen, werden immer schneller und immer häufiger profitabel. Und das macht sich auch an der Börse bemerkbar. So legte der Amex-Biotech-Index seit Anfang Januar um 29,4 Prozent zu. Dagegen bringt es der S&P 500, der alle Branchen abdeckt, nur auf ein Plus 7,9 von Prozent.


Einige Biotech-Titel legen eine atemberaubende Rally hin. Wie zum Beispiel der Hersteller des Schmerzmittels Avinza, Ligand Pharmaceuticals. Die Aktie verbesserte sich seit Jahresanfang um 91 Prozent. Noch stärker stieg der Kurs von Ilex Oncologys. Dieser Titel gewann mehr als 130 Prozent.


Seit Monaten liefern die Biotechs fast nur positive Nachrichten: „Im ersten Quartal haben zwölf der bereits 19 profitablen Biotech-Unternehmen die Erwartungen der Analysten übertroffen“, sagt Harald Schwarz von der Fondsberatungsfirma Medical Strategy.


Gut möglich, dass 2003 weitere hinzukommen. Denn Mark McClellan, seit November vergangenen Jahres an der Spitze der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA), sorgt für frischen Wind. Die Behörde genehmigte im laufenden Jahr bereits zahlreiche Biotech-Medikamente, etwa Biogens Amevive gegen Schuppenflechte. Auch die in den Labors von Biomarin entwickelten Medikamente Aldurazyme (zur Behandlung der Stoffwechselerkrankung Mucopolysacharidose) und Fabrazyme (einsetzbar gegen die Erbkrankheit Morbus Fabry) von Genzyme erhielten von der FDA grünes Licht. „Bei seinem Amtsantritt hatte McClellan versprochen, die Zulassungszeiten um drei Monate zu verkürzen. Der FDA-Chef hält sein Wort“, lobt Medizinexperte Schwarz.


So auch bei dem Krebsmittel Velcade. Die FDA erteilte dem Hersteller Millennium Pharmaceuticals die Vermarktungsgenehmigung nach einer Begutachtungszeit von nur vier Monaten. In der Regel dauert ein Zulassungsverfahren zwei bis drei Jahre. Experten schätzen, dass Velcade bereits im nächsten Jahr einen Umsatz von 45 Millionen Dollar bringt.


Doch nicht nur die Schnelligkeit der FDA sorgte im Fall Velcade für Aufsehen. Das Medikament, das Enzyme in von Krebs befallenen Zellen blockiert und so ein Anwachsen des Tumors verhindert, gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bekämpfung von Knochenmarkkrebs. Darüber hinaus hofft das Unternehmen aus Cambridge, Massachuessetts, Velcade bald gegen andere Erscheinungsformen von Krebs einsetzen zu können.


Auch Genentech aus San Francisco verstärkte den Aufwärtstrend der Biotech-Aktien. Das zweitgrößte amerikanische Unternehmen der Branche meldete beim Einsatz des Krebsmittels Avastin in der entscheidenden klinischen Phase drei positive Testresultate. Das Präparat verlängerte in Kombination mit einer Chemotherapie das Leben von Patienten mit einem Dickdarmtumor um mehrere Monate. Die mit dem Medikament Avastin zu erzielenden Umsätze werden von Branchenexperten auf mehr als zwei Milliarden Dollar geschätzt.


Bei der Krebsbekämpfung zeigen sich die Stärken der Biotechs. Biotech-Unternehmen sind in der Lage, Präparate zu entwickeln, die nur die vom Krebs befallenen Zellen angreifen. Die bei herkömmlichen Therapien schädlichen Nebenwirkungen treten vermindert auf“, sagt Schwarz.


Wie stark der Bedarf nach gezielt wirkenden Krebsmedikamenten ist, aber uch welches Wachstumspotenzial sich daraus für die Biotech-Unternehmen ergibt, zeigen Zahlen der Weltgesundheitsbehörde WHO. Demnach erkranken jedes Jahr 15 Millionen Menschen an Krebs. In den kommenden 30 bis 40 Jahren rechnen Mediziner nicht zuletzt wegen der zunehmenden Veralterung der Gesellschaft mit einer Verdoppelung der Krankheitsfälle.


Bedarf an Medikamenten, die den Forschungslabors der Biotechs entstammen, besteht aber nicht nur bei Krebs. So eröffnet das von Roche und Trimeris entwickelte Fuzeon neue Wege in der Behandlung von Aids. Einen weiteren Beweis für die wachsende Bedeutung der Biotechnologie lieferte vor kurzem Avi Biopharma. Dem Unternehmen gelang es innerhalb kürzester Zeit, eine Therapie gegen den mutmaßlichen Auslöser von SARS, das Corona-Virus, zu entwicklen. Erste Tests lieferten bereits gute Ergebnisse.


Trotz der jüngsten Erfolge müssen sich Biotech-Investoren bewusst sein, dass nicht aus jeder Forschungsarbeit ein marktfähiges Produkt entsteht. Und: Rückschläge sind oft Auslöser für anhaltende Kurskorrekturen. Zu den jüngsten Enttäuschungen zählt unter anderem die Firma Transkaryotic Therapies. Das von ihr entwickelte Medikament gegen die Fabry-Krankheit beschädigte Herz und Lungen der Patienten und erhielt keine Marktzulassung.


Das heißt: Für den Anleger sind die von den Unternehmen in Angriff genommenen Forschungsprojekte und die damit verbundenen Marktchancen in der Regel schwer einzuschätzen. Es ist ratsam, das Risiko durch den Kauf von Fondsanteilen zu streuen und auf die Kompetenz der Manager zu vertrauen.


Im Fall des DG Lux Apo Lacuna Biotech trifft beispielsweise ein vierköpfiges Team von Medical Strategy die Anlageentscheidungen. Die Mediziner, Biologen und Pharma-Experten meiden die Dickschiffe der Branche. Sie investieren lieber in Small und Mid Caps. „Bei den Werten aus der zweiten Reihe ist das Bewertungsniveau deutlich attraktiver als bei den Großen“, sagt Schwarz. Bevorzugt werden Unternehmen, deren neue Arzneimittel im letzten Stadium der klinischen Entwicklung sind oder deren Produkte gerade die Zulassungsphase abgeschlossen haben. „Bei diesen Unternehmen, die in etwa zwei bis drei Jahren profitabel werden können, sind die Bewertungssprünge am höchsten“, erklärt Schwarz die Anlagestrategie.


Um Aktien mit derartigem Potenzial zu finden, nutzt Medical Strategy eine hauseigene Datenbank, die sowohl die wissenschaftlichen Berichte der Unternehmen als auch quantitative Fakten, wie zum Beispiel den Liquiditätsstatus, dokumentiert. Dazu besucht das Team die relevanten Investmentkongresse und nutzt die Chance zu Einzelgesprächen mit den Firmenchefs.


Die Manager des Fonds Oyster Biotechnology A suchen Marktführer. Dazu gehört zum Beispiel Amgen. „Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als fünf Milliarden Dollar machen in der Regel über 30 Prozent unseres Portfolios aus“, sagt Kurt Emster von MPM Capital. Emster, seit elf Jahren im Geschäft, verantwortet für den von der Banque Syz & Co. aufgelegten Oyster-Fonds die Transaktionen. Mehr als die Hälfte der 60 Titel in seinem Portfolio versteht der Experte als Langfristinvestition, die übrigen Positionen nutzt er für kurzfristig sich ergebende Chancen.


„Im Augenblick fließt viel Geld aus Bond- und Geldmarktprodukten in die Biotech-Fonds“, sagt Emster. Der schwache Dollar spiele dabei eine wichtige Rolle. Institutionelle Investoren aus Europa würden sich auf der Suche nach Rendite zunehmend für die derzeit günstig bewerteten Biotech-Aktien entscheiden. Die Angst, wegen des schwachen Greenbacks an Performance einzubüßen, ist beim Oyster Biotech A unbegründet. Der Fonds ist zu 100 Prozent währungsgesichert.


Zusätzliche Impulse für die Branche erwartet Emster durch den an diesem Wochenende in Chicago stattfindenden Fachkongress der American Society of Clinical Oncology. Die dabei von Unternehmen wie Osi Pharmaceuticals oder Abgenix vorgestellen Forschungsberichte dürften seiner Meinung nach weitere Analysten veranlassen, Kaufempfehlungen auszusprechen. Emster schätzt, dass der Aufwärtstrend bei den Biotechs das ganze Jahr anhalten wird. Im Sommer sei allerdings eine moderate Korrektur möglich. Für die kapitalstarken Werte in seinem Depot rechnet er mit einem Plus von 20 Prozent am Jahresende, einen Return von insgesamt 30 Prozent erwartet er durch Investitionen in Alteon oder Elan.


Noch scheint der Biotech-Sektor nicht überkauft zu sein. Ralph Acampora von Prudential geht davon aus, dass der Amex-Biotech-Index noch auf 550 Punkte steigen kann. Aktuell notiert er bei 438 Punkten. So sind immer noch gut 27 Prozent drin.

Quelle: finance-online
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Alt 08-06-2003, 09:59   #27
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08.06.2003, 09:12
Übernahmekampf im Softwaresektor (EuramS)
Oracle gegen Peoplesoft – in der US-Software-Branche tobt ein gnadenloser Kampf um Macht und Marktanteile. Profitieren könnte davon Branchenprimus SAP


Oracle-Chef Larry Ellison lässt sich selten lange bitten. Am Montag erst hatte Peoplesoft-Boss Craig Conway angekündigt, den kleineren Wettbewerber JD Edwards für 1,7 Milliarden Dollar in Aktien zu übernehmen. Am Freitagmorgen hatte Ellison eine Antwort parat: Man wolle seinerseits Peoplesoft übernehmen, verkündete er völlig überraschend.


5,1 Milliarden Dollar in bar will sich das Unternehmen aus dem kalifornischen Ort Redwood Shores den Nachbarn aus dem 50 Kilometer entfernten Pleasanton kosten lassen. „Wir haben dem Aufsichtsrat von Peoplesoft ein entsprechendes Angebot vorgelegt“, sagte Ellison in einer hastig einberufenen Telefonkonferenz am Freitag 14.30 Uhr deutscher Zeit.


Der Gegenangriff des zweitgrößten Software-Unternehmens der Welt dürfte Peoplesoft-Chef Craig Conway seine zuletzt blendende Laune gründlich verdorben haben. Noch am Donnerstagabend war er bei einem Gespräch mit EURO bestens aufgelegt (siehe auch Interview). Wegen der geplanten Übernahme von JD Edwards sei er noch „ganz aufgeregt“, sagte Conway aufgekratzt.


Das Angebot von Oracle ist der vorläufige Höhepunkt einer anhaltenden Konsolidierung in der Branche. „Wir sind mitten drin“, sagt Knut Woller, Software-Analyst bei der HypoVereinsbank (HVB). Der ganze Sektor ist nach Jahren des ungebremsten Wachstums arg unter Druck gekommen. Weil die Unternehmensgewinne weltweit auf Talfahrt gegangen sind, haben die meisten Firmen ihr Budget für Informationstechnologie radikal zusammengestrichen. Das traf auch die Hersteller von so genannten ERP-Programmen. Damit können Unternehmen ihre gesamten internen Prozesse von der Finanzbuchhaltung über die Produktion bis hin zur Logistik steuern. Und dann war da auch noch der Software-Weltmarktführer Microsoft. Vor knapp drei Jahren setzte Firmengründer Bill Gates zum Sturm auf den Markt für Unternehmens-Software an. Anfang 2001 übernahm Microsoft Great Plains, Mitte 2002 folgte dann auch Navision. Beide Unternehmen haben sich auf ERP-Software für den Mittelstand spezialisiert.


Der Einstieg des Konzerns „hat viele wachgerüttelt“, so ein Analyst. Offenbar auch Peoplesoft. Vor rund einem Jahr habe Craig Conway schon mal angefragt, ob man das Geschäft nicht zusammenlegen wolle, sagte Oracle-Chef Ellison am Freitag. „Wir konnten uns damals aber nicht einigen.“


Jetzt wird Peoplesoft wohl selbst zum Übernahmeopfer. Schließlich ist Ellisons Angebot ausgebufft: Anders als Conway, der mit eigenen Aktien bezahlen wollte, bietet Oracle den Peoplesoft-Aktionären Cash. Zudem sollen Kunden, die das Programmpaket Peoplesoft7 nutzen, künftig unterstützt werden. Peoplesoft selbst will laut Oracle diese ältere Version nur bis Jahresende unterstützen und Kunden so zum Umstieg auf die aktuelle Version 8 bewegen. Auch das bringt Conway gegenüber den eigenen Kunden in Zugzwang.


Ellison musste reagieren. „Oracle und Siebel trifft der geplante Deal von Peoplesoft am meisten“, hatte noch am Dienstag Jean-Christian Jung, Industrie-Analyst bei der IT-Beratung PAC, diagnostiziert. Würde die Übernahme von JD Edwards klappen, fiele Oracle beim Umsatz mit Software-Lizenzen auf Rang 3 zurück (siehe Grafik). Der Datenbank-Spezialist, der im Vorjahr 9,7 Milliarden Dollar umsetzte, tut sich mit seinem ERP-Angebot ohnehin ziemlich schwer. Im Ende Februar beendeten dritten Quartal setzten die Kalifornier 140 Millionen Dollar mit Unternehmens-Software um, fünf Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Und ausgerechnet im Stammgeschäft mit Datenbanken setzt Konkurrent IBM Oracle arg unter Druck.


Über die Auswirkungen auf SAP waren sich Analysten am Freitag uneins. Kurzfristig dürften die Walldorfer die Entwicklung eher entspannt sehen. „Als Marktführer könnte SAP von dem Oracle-Vorstoß sogar noch stärker profitieren als vom Zusammenschluss von Peoplesoft und JD Edwards“, urteilt HVB-Analyst Woller. SAP selbst gibt sich betont gelassen. „Selbst wenn der Oracle-Peoplesoft-Deal klappen sollte, wäre SAP, gemessen am Marktanteil für Betriebs-Software, weiterhin doppelt so groß“, so Konzernsprecher Markus Berner. Kunden reagierten auf solche Zusammenschlüsse oft mit Zurückhaltung, für etablierte Wettbewerber sei das die Chance, ihre Produkte zu verkaufen, so Nils Niehörster von RAAD Consult. Bei seinem Angebot muss Oracle wohl noch nachbessern: Am Freitag war die Peoplesoft-Aktie auf über 18 Dollar gestiegen, Oracle hatte 16 Dollar geboten. Wie’s aussieht, wird der Adrenalin-Spiegel von Peoplesoft-Chef Conway auf hohem Niveau bleiben.


von Thomas Schmidtutz / Euro am Sonntag
Quelle: finance-online
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