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Alt 14-03-2006, 09:05   #1
Starlight
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"Bild" und die Billig-Aktien

Quelle: Bild Online

"Bild" und die Billig-Aktien

http://www.bild.t-online.de/BTO/tips...rKomplett.html


Börsianer reiben sich die Augen – die Bild-Zeitung hat die 1-Euro-Aktie entdeckt. Doch Aktionärsschützer warnen, und es gibt noch eine andere Merkwürdigkeit.
"Das sind die 1-Euro-Aktien!" Unter dieser marktschreierischen Überschrift preist das Internet-Portal bild.t-online.de seit Montag Penny-Stocks an und versucht so, den Lesern wieder Lust auf Börse zu machen. Doch wer meint, die Redaktion habe sich auf eine zeitraubende Suche nach echten Schnäppchen gemacht, der irrt vermutlich: Die Empfehlungen stammen sämtlich von der Anlegerzeitschrift "Der Aktionär", deren Chefredakteur Olaf Hordenbach im Artikel ausführlich zu Wort kommt.

Bei den fünf angepriesenen Aktien handelt es sich um den Gerichtsprozess-Finanzierer Foris, die IT-Firma Comtrade, das US-Biotechnik-Untrernehmen Cytrx, die chinesische Firma Genesis sowie der Medizintechnik-Hersteller MIV Therapeutics. Bei allen sieht die Anlegerzeitschrift hohes Kurspotenzial.

Allerdings auch Risiken - Zitat: "Bevor Sie in Aktien investieren, sollten Sie sich Grenzen setzen. Legen Sie fest, bei welchem Minimal- bzw. Maximalkurs Sie verkaufen wollen. So können Sie mögliche Verluste eingrenzen bzw. realistische Gewinne mitnehmen."

Was genau mögliche Verluste oder realistische Gewinne bei den vorgeschlagenen Papieren wären, erfahren Börsenanfänger nicht. Auch der Hinweis, dass die extrem knappen Informationen im Artikel zu den einzelnen Aktien noch lange nicht ausreichen, um eine souveräne Kaufentscheidung zu treffen, bleibt Interessenten vorenthalten.

Dafür fand sich den gesamten Montag über eine Aussage von prognostischer Kraft in einer Fußnote unter dem eigentlichen Text: "*Börse Frankfurt/Main, Stand 13. März 2006, 19.30 Uhr" hieß es da als Quellenangabe für einen im Text genannten Kurs. Das Problem: Montag war der 13.3., und den Kurs von 19:30 Uhr hätte so mancher Investor gerne vorher gewusst...

Kopfschütteln bei Aktionärsschützer
"Aktionär"-Chefredakteur Hordenbach empfiehlt darüber hinaus Anlegern, erst ab rund 1000 Euro Billig-Aktien zu kaufen. "Sonst fressen die Kosten für Kauf und Verkauf den Gewinn der Aktie wieder auf oder liegen sogar höher als die Rendite." Die Empfehlung finden Aktionärsschützer im Zusammenhang mit "Billig-Aktien" "bedenklich". "Da beißt sich die Katze in den Schwanz", kritisiert Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). "Wer so viel Geld in die Hand nehmen soll, kann auch gleich in Qualitätsaktien investieren", meint Tüngler.

Einen "Preisvergleich" bei Aktien hält der DSW-Experte durchaus für lohnenswert. "Das Anlegen in Billig-Aktien kann für sich genommen aber keine selbständige
Anlagestrategie darstellen", erklärt er gegenüber boerse.ARD.de. Für den Kauf oder das Halten einer Aktien solle vielmehr entscheidend sein, dass fundamentale Gründe eine baldige Kurserholung rechfertigen, ganz unabhängig davon, ob der aktuelle Kurs bei einem, zehn oder 100 Euro liegt. Neben der fundamentalen Analyse sollten auch Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis eine Rolle spielen.

Hinzu kommt, dass Penny-Stocks sehr schwankungsanfällig sind. Eine Empfehlung in Börsenbriefen kann binnen kurzer Zeit für heftige Kurssprünge sorgen. In diesen Werten sind oft Spekulanten und Day-Trader engagiert, ohne dass es fundamentale Gründe für Kursbewegungen gibt.

Verdeckte Werbung für Flatex?
Die Experten von "Der Aktionär" nutzen die Bild-Zeitung als Plattform, um für den neuen Online-Broker Flatex zu werben. Chefredakteur Hordenbach: "Am günstigen kaufen Sie die Aktien bei Online-Brokern. Einige Händler wie zum Beispiel Flatex bieten sogar eine Flatrate." - "Hier verwischt die Grenze zwischen unabhängiger Empfehlung und Werbung. Fast alle Broker bieten heute Flatrates an", kritisiert Anlegerschützer Tüngler von der DSW.

Was der normale Bild-Zeitungs-Leser kaum wissen mag: Flatex gehört wie "Der Aktionär" nach eigenen Angaben zur Förtsch-Unternehmensgruppe. Beide Unternehmen haben ihren Sitz im bayerischen Kulmbach. Und: Die Agentur, die die Pressearbeit von Flatex erledigt, ist dieselbe wie bei "Der Aktionär".

Flatex sieht sich als "Deutschlands günstigster Online-Broker". Er bietet eine einheitliche Ordergebühr von 5 Euro (zuzüglich Börsengebühren) an. Kontoführungs-, Depot- oder Limitgebühren fallen nicht an. Darüber hinaus wirbt Flatex mit einem Rabatt auf den Ausgabeaufschlag bei Investmentfonds. Bei fast allen angebotenen Fonds erhalten die Kunden 50 Prozent Nachlass auf die Ausgabeaufschläge.

Nicht ohne Haken
Allerdings fällt die Gebühr von fünf Euro bei jeder Teilausführung an, was gerade beim Handel auf der populären Xetra-Plattform mächtig ins Geld gehen kann. Das ist ein Nachteil gegenüber anderen Online-Brokern. Außerdem bleibt unklar, wie groß die Palette der Fonds ist, die die Kulmbacher anbieten. Offiziell ist die Rede von 3000 Investmentfonds. Auf der Internet-Seite von Flatex gab es dazu jedoch bis zum Dienstagmorgen keine Angaben – dabei ist gerade bei langlaufenden Fondssparplänen extrem wichtig, für welchen Fonds sich der Sparer entscheidet.

Der "Aktionär" war in der Vergangenheit mit Kursempfehlungen immer wieder ins Gerede gekommen. Für Aufsehen sorgte die juristische Auseinandersetzung um Sascha Opel: Der ehemalige stellvertretende Chefredakteur wurde zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung wegen verbotenen Insiderhandels verurteilt.

Heute zeichnet Opel für den Börsenbrief "Pennystockraketen.de" verantwortlich, in dessen Impressum sich übrigens ein wertvoller Hinweis für alle potenziellen Käufer von 1-Euro-Aktien findet: "Smallcaps und Pennystocks, sowie alle börsennotierten Wertpapiere sind zum Teil erheblichen Schwankungen und Risiken unterworfen. Deshalb ist auch die Haftung für Vermögensschäden, die aus der Heranziehung der Ausführungen für die eigene Anlageentscheidung möglicherweise resultieren können, kategorisch ausgeschlossen."

Im Establishment angekommen?
Zuletzt hatte sich "Der Aktionär", das einstige "Enfant terrible" der Finanz-Szene, jedoch an die etablierten Häuser angenähert. So wurden in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank schon zwei Zertifikate herausgegeben, die auf einer Handelsstrategie der Zeitschrift beruhen.

Quelle: ARD online
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