Zurück   Traderboersenboard > Allgemeiner Talk > Tradercafe

Antwort
 
Themen-Optionen
Alt 18-04-2004, 17:28   #1
Goldfisch
TBB Family
 
Benutzerbild von Goldfisch
 
Registriert seit: Mar 2004
Ort: NRW
Beiträge: 2.309
Welche Uhren die Chefs tragen

Luxus

Welche Uhren die Chefs tragen

Manager und Schmuck? Eine schwierige Kombination. Krawattennadeln sind nicht en vogue, Manschetten selten. Da bleibt nur das Handgelenk.


Nicolas G. Hayek macht es sich einfach. Der Verwaltungsratspräsident der Swatch-Group trägt bis zu vier Armbanduhren gleichzeitig, auf verschiedene Zeitzonen eingestellt. Alle anderen Manager bescheiden sich mit einer. Wie Hans Reich. Der KfW-Chef trug jahrelang eine von seinem Vater geerbte Omega. Reich blieb der Familientradition treu, als er sich neulich eine neue Uhr kaufte: eine Omega de Ville.

Für die meisten Manager ist die Armbanduhr außer dem Ehering der einzige Schmuck, je nach Modell verleiht sie ein sportliches oder elegantes Image.

Die komplexe Mechanik teurer Herrenuhren fasziniert seit jeher, sie weckt den Spiel- und Sammeltrieb. Noch ist allerdings an deutschen Handgelenken Raum für Verbesserungen. Während das Auto des deutschen Managers ruhig acht Zylinder haben darf und niemand von den Machern erwartet, dass sie mit einem Golf zur Vorstandssitzung fahren, binden sich einige gedankenlos einen japanischen Multifunktionstimer ums Handgelenk.

Diese ästhetische Selbstkasteiung lässt sich nur mit der Vorsicht der Bescheidenen erklären. Niemand hat große Lust, sich mit einer Uhr für 10.000 oder 100.000 Euro zu outen, wenn in der Boulevardpresse jeden Tag gegen exzessive Managerlöhne geschossen wird. Da trägt man die Schätze lieber am Wochenende, unter Freunden.

Eine Ausnahme sind die Manager aus der Modebranche. Brioni-Chef Umberto Angeloni hat eine Sammlung zusammengetragen, darunter drei Uhren des Schweizer Meisters für Komplikationen, Franck Muller (zwei mit der ovalen Form, die Muller bekannt gemacht hat). Die gelbgoldene Havana von Muller bevorzugt Angeloni zur Garnierung seines sportlichen Outfits. Seine weißgoldene Dual Time (zwei Zeitzonen) ist dagegen der bevorzugte Begleiter tagsüber für den formalen Dress. Auf die italienische Kultmarke Officine Panerai schwört Rainer Pichler, der Geschäftsführer des Schweizer Kleiderfabrikanten Strellson, und liegt damit im Trend für große, klobige Gehäuse.

Was die Chefs in anderen Wirtschaftszweigen tragen?

Der ehemalige Bayer-Vorstand Manfred Schneider bevorzugt eine hochelegante Tortue (Cartier Collection Privée), Linde-Chef Wolfgang Reitzle liebt ebenfalls seine Panerai in Weißgold aus der Reihe Radiomir. Sein Ingenieurskollege Ulrich Bez, den Reitzle während seiner Londoner Zeit an die Spitze von Aston Martin hievte, trägt schwäbisch-nüchtern eine Fliegeruhr Mark XV von IWC Schaffhausen. Bodo Buschmann, Chef des Autotuners Brabus (Mercedes-Benz) ist dagegen Sammler mit einer Präferenz für A. Lange & Söhne.

Der aus Ruinen auferstandene Stolz Sachsens profitierte zeitweise stark vom Wiedervereinigungspatriotismus in deutschen Chefetagen. Hilmar Kopper, Aufsichtsratschef von DaimlerChrysler, trug eine Lange, selbstverständlich auch der ehemalige Ministerpräsident Sachsens, Kurt Biedenkopf, der schon immer Uhrensammler war. Mit einer Lange 1 am Handgelenk wurde auch der Entertainer und Chef der Produktionsfirma Bonito TV, Harald Schmidt, gesehen.

Die Lange 1 ist trotz ihrer dezenten Aufmachung ein gutes Beispiel für dezente Qualität. Von weitem wirkt sie weit weniger protzig als eine Reihe dicker Chronometer, die dennoch nur einen Bruchteil wert sind. Eingeweihten offenbart sich der Lange-1-Träger als Connaisseur: Die silbrig-metallische Version mit dem normalen schwarzen Zifferblatt sieht auch bei näherem Hinschauen nach der einfachen Weißgoldvariante aus. Kenner des Lange-Katalogs wissen jedoch, dass nur die 25 700 Euro teure Platinversion mit diesem Zifferblatt ausgeliefert wird.

Als Alternative zu Lange & Söhne haben sich in aller Stille die Uhren von Glashütte Original gemausert. Außenminister Joschka Fischer trägt eine Glashütte. Als er noch nicht Staatsmann, sondern Parteimanager war, griff er zur Rolex. Kanzler Gerhard Schröder hingegen fand Gefallen an einem Produkt der Nachbarn aus Glashütte: Nomos. Schröder besitzt eine auf 2000 Stück limitierte Sonderausgabe der erfolgreichen Tangente, die Nomos anlässlich der Expo 2000 herausgab. Eine Nomos trägt auch Ruhrkohle-Chef und Exminister Werner Müller, zudem ist die Marke bei Frauen beliebt: Verbraucherministerin Renate Künast und Feministin Alice Schwarzer tragen gerne ihre viereckige Tetra.

Auf einen Klassiker der Uhrenbranche schwört Stephan Winkelmann, Deutschlandchef von Fiat. Er pflegt seit 1995 eine Rolex Daytona mit schwarzem Zifferblatt in Edelstahl. Nissan-Chef Carlos Ghosn hingegen trägt eine Rarität der auch Kennern kaum geläufigen Edelschmiede Lalique, die in Deutschland mit gerade mal zwei Läden vertreten ist.

Eine reiche Kollektion bunkert auch Ferrari-Chef Luca di Montezemolo, der sich im Moment auf Girard-Perregaux versteift. Ermenegildo Zegna aus der gleichnamigen Kleiderdynastie gibt öffentlich Patek Philippe den Vorzug, hütet aber auch die IWC-Fliegeruhren. Giorgio Armani hat in seinem Imperium auch seine eigenen Uhren. Das hindert ihn aber nicht, derzeit eine Uhr der kleinen, feinen Marke Parmigiani zu bevorzugen. Unerwartet bescheiden dagegen Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi: Er begnügt sich mit einer extraflachen Portofino 2010 von IWC Schaffhausen. Georg Riedel, der Chef der gleichnamigen Glasfabrik, bevorzugt dagegen Audemars Piguet – so wie der Zürcher Bankier Hans J. Bär.

Dass Porsche-Chef Wendelin Wiedeking auch für Uhren eine Schwäche hat, ist kein Geheimnis. Seine Privatkollektion hat Format, aber er hüllt sich in Schweigen über Umfang und Ausstattung. Bekannt ist nur, dass er auch der Schaffhauser Uhrenmanufaktur IWC schon einen Besuch abgestattet und sich die Herstellung angeschaut hatte. Beim Nachbarn in Stuttgart engt sich die Wahl auf die Zeitmesser des Richemont-Konzerns ein (von Piaget über Cartier bis Vacheron Constantin) – DaimlerChrysler und Richemont stiften miteinander den Laureus World Sports Award. Jürgen Schrempp und Richemont-Chef Johann Rupert kennen sich seit ihrer gemeinsamen Zeit in Südafrika.

Auch im Sportmanagement wird gesammelt, etwa vom Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, und von Clubmanager Uli Hoeneß. Ihr früherer Angestellter und heutiger italienischer Nationalcoach Giovanni Trapattoni profitierte davon: Er bekam vom Präsidium eine tonneauförmige Uhr von Franck Muller geschenkt – zum Abschied.

Treue gibt es auch unter Managern. Robert A. Lutz, Europachef von General Motors, Opel-Aufsichtsrat und Vizepräsident von General Motors, ist seiner Uhr treuer als seinen Frauen: Seit 30 Jahren trägt der zweifach Geschiedene denselben Porsche-Chronographen in Titan.

IGNAZ MILLER

14.04.2004

Eine Story aus der WirtschaftsWoche 17/2004.

__________________
"Es gibt tausende Möglichkeiten, sein Geld auszugeben, aber nur zwei, es zu erwerben: Entweder wir arbeiten für Geld oder das Geld arbeitet für uns."

Bernhard Baruch

Geändert von Goldfisch (18-04-2004 um 17:31 Uhr)
Goldfisch ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Es ist jetzt 14:50 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.