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Alt 21-07-2003, 20:04   #1
cade
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rheinmetall-wird nach der tochter die mutter einkassiert?

Rheinmetall unter scharfer Beobachtung (EuramS)

Selbst den Politikern wird es langsam unheimlich: US-Firmen sichern sich die besten Stücke der europäischen Rüstungsindustrie. An der Börse wird jetzt der Kauf von Rheinmetall durch Carlyle gespielt.
von Joachim Spiering

Diplomatische Zurückhaltung gehört zum Job von Michele Alliot-Marie. Doch vor kurzem war es mit der Contenance fast vorbei. Es könne nicht sein, wetterte die französische Verteidigungsministerin, dass europäische Firmen auf dem amerikanischen Rüstungsmarkt keine Rolle spielten, während US-Konzerne sich die Filetstücke europäischer Rüstungstechnologie unter den Nagel reißen. Eine Untersuchung müsse her, forderte deshalb die resolute 56-Jährige.Madames Besorgnis ist verständlich. Die spanische Panzerschmiede Santa Barbara gehört inzwischen General Dynamics, der deutsche U-Boot-Bauer HDW ist seit 2001 in den Händen der Chicagoer Bank One. Jetzt sorgt die geheimnisumwobene Carlyle-Gruppe für neue Schlagzeilen. Anfang Juli übernahm die amerikanische Investoren-gruppe aus dem Dunstkreis des Weißen Hauses die Mehrheit an der italienischen Militärflugzeugfirma Fiat Avio. Gleichzeitig kündigte sie ihr Interesse an der zum Verkauf stehenden MTU Aero Engines an, einer Tochter des DaimlerChrysler-Konzerns.

Doch das ist noch nicht alles. Der börsennotierten Carlyle-Tochter United Defense gehört bereits der schwedische Waffensystemhersteller Bofors. Und seit März ist Carlyle in Großbritannien dank der Genehmigung von Premier Tony Blair zu 33 Prozent an Qinetiq beteiligt, einem bis dato rein staatlichen Rüstungslaboratorium.Kein Wunder also, dass Experten den Ausverkauf europäischer Wehrtechnologie befürchten und an der Börse schon heftig über ein mögliches weiteres Opfer spekuliert wird: Rheinmetall. Der deutsche Industriekonzern würde bestens in das Carlyle-Portfolio passen. Denn die 1987 in Washington gegründete Investmentgesellschaft ist nicht nur auf Rüstungstechnologie spezialisiert, viel Geld steckt auch in Firmen aus der Autozuliefererbranche (siehe Kasten). Diese Mischung gilt auch für Rheinmetall. Die Tochterfirma Kolbenschmidt-Pierburg, die unter anderem Kolben und Pumpen für BMW, VW oder Renault herstellt, machte 2002 mit 1,88 Milliarden Euro den Löwenanteil am Rheinmetall-Umsatz aus. 1,67 Milliarden erwirtschaftete die Rüstungssparte, weitere 775 Millionen kamen aus dem Elektronikbereich. "Aus dieser Sicht würde Rheinmetall sehr gut zu Carlyle passen", sagt Analyst Fredrik Westin von der WestLB.

Ohne die Familie Röchling geht für Carlyle allerdings gar nichts. Der schwerreiche Clan, dessen Imperium mit der Eröffnung eines Kohlehandels in Saarbrücken im Jahr 1822 begründet wurde und der heute 416 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften mit einem Gesamtumsatz von gut sechs Milliarden Euro besitzt, hält 73,3 Prozent der Rheinmetall-Stämme. Vor zwei Jahren, als die Familie den Sieben-Prozent-Anteil des US-Investors Guy Wyser-Pratt übernommen hatte, gab es bereits Spekulationen, dass ein Teil der Familie über einen Verkauf von Rheinmetall nachdenke. Damals war die Ertragslage bei Rheinmetall bei weitem nicht so gut wie heute. Zudem ging es der zweiten Tochter, dem Telekommunikations-Unternehmen DeTeWe, schlecht. Bereits damals wurden als mögliche Partner amerikanische Rüstungskonzerne wie General Dynamics genannt.Inzwischen hat sich das Blatt gewendet. Rheinmetall hat zu alter Stärke zurückgefunden. Glaubt man den Beteiligten, dann ist ein Verkauf kein Thema mehr - man kennt das ja: "An den Gerüchten ist überhaupt nichts dran", sagt Firmensprecher Peter Rücker. Ähnlich lautet das Statement aus dem Hause Röchling. Und Carlyle selbst will die Spekulationen "nicht kommentieren".

Auf jeden Fall würde ein Verkauf von Rheinmetall politische Unwetter erzeugen. Aufgeschreckt durch das Vorgehen der US-Firmen arbeitet die Bundesregierung an einer Novelle des Außenwirtschaftsrechts. Ziel ist es, per Gesetz eine Informations- und Genehmigungspflicht ausländischer Investoren einzuführen, wenn diese an einem deutschen Rüstungskonzern interessiert sind. "Die Bundesregierung will informiert sein und entscheiden, inwieweit rüstungstechnolgisches Know-how ins Ausland gehen soll", sagt Sabine Maass, Sprecherin im Verteidigungsministerium. Noch im Sommer soll der Gesetzentwurf fertig sein und zur Abstimmung vorgelegt werden.

Dass ausgerechnet die Carlyle-Gruppe mit besonderer Skepsis verfolgt wird, hat einen Grund. Im Unternehmen selbst oder als Berater findet sich das Who’s Who der US-Politik wieder: Ex-Verteidigungsminister Frank Carlucci, Ex-Außenminister James Baker, der jetzige Außenminister Colin Powell oder der frühere Präsident George Bush senior. Auch in Europa legt Carlyle Wert auf gute Kontakte. Der frühere britische Premier John Major sitzt genauso als Berater im Boot wie Infineon-Chef Ulrich Schumacher, BDI-Boss Michael Rogowski, Ex-BMW-Vorstand Eberhard von Kuenheim oder Ex-Bundesbanker Karl-Otto Pöhl.Auch wenn noch offen ist, ob an den Spekulationen rund um Rheinmetall überhaupt etwas dran ist: Die Aktie ist dennoch ein klarer Kauf. Ihr fairer Wert liegt inklusive eines Konglomeratsabschlags von 25 Prozent bei gut 20 Euro. Kursrückschläge sollten Anleger derzeit zum Einstieg nutzen.

Im Aufwärtstrend ist auch die Aktie der Carlyle-Tochter United Defense. Beim Börsengang im Dezember 2001 hatte das Unternehmen von einem kurz zuvor erteilten 470 Millionen Dollar-Auftrag des US-Verteidigungsministeriums profitiert, die Entwicklung der umstrittenen Crusader-Haubitzen voran zu treiben. Nach heftiger Kritik an dem viel zu schweren Panzerfahrzeug steht das Projekt inzwischen auf der Kippe.

Doch die Seilschaften funktionieren offenbar - jedenfalls soll für Ersatzaufträge aus dem Pentagon bereits gesorgt sein. In Zahlen ausgedrückt: Der Umsatz soll dieses Jahr um elf Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar wachsen, der Gewinn je Aktie sogar um 14 Prozent zulegen. Da lässt sich, zumindest bei United Defense, leicht die Contenance bewahren.
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viele grüsse

cade
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Alt 23-07-2003, 16:24   #2
OMI
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Schöne Grüße
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Alt 23-07-2003, 20:59   #3
cade
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die carlyle kennen wir ja schon von der edscha-übernahme. dann
könnten die ja edscha und kolbenschmidt fusionieren.
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cade
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