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Alt 05-12-2005, 20:06   #376
Starlight
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Weihnachtsrausch im Internet

Der „Black Friday“ ist vorbei und vergessen, der „Cyber Monday“ gibt ab sofort den Trend im amerikanischen Einzelhandel an. Nach frustrierenden Einkaufswochenenden in überfüllten Malls drängt es regelmäßig zum Wochenauftakt mehr und mehr Käufer ins Internet, wo die Umsätze rasant wachsen.

Der eigentliche „Cyber Monday“ – soviel muss klargestellt sein – liegt nun schon eine Woche zurück. Die Wall Street hatte den Begriff eigentlich für den Montag nach dem „Black Friday“ gewählt, jenen wichtigsten Einkaufstag des Jahres, an dem ganz Amerika nach dem Thanksgiving-Wochenende in das Weihnachtsgeschäft gestürmt war.

Die Theorie hinter „Cyber Monday“: In den überfüllten Malls und Einkaufszentren fühlen sich immer mehr Kunden überfordert und gestresst. Ein Wochenende im Gewühl, mit den spitzen Ellenbogen anderer Kunden in Gesicht und Magengrube, das ist für viele kein attraktives Bild. Einfacher und bequemer ist der Einkauf von zuhause aus, zumal es längst keinen Artikel mehr gibt, der nicht über das Internet bestellt werden kann.

Das ist allerdings soweit bekannt, dass mittlerweile jeder Montag vor Weihachten zum „Cyber Monday“ werden dürfte. Darauf jedenfalls lassen erste Umsaztzahlen schließen. Am Montag vergangener Woche sollen die Umsätze online gegenüber dem Vorjahr um satte 26 Prozent auf 485 Millionen Dollar gestiegen sein. Die Schätzungen über den Erfolg der traditionellen Einzelhändler gingen zunächst auseinander, man dürfte laut aktueller Schätzungen aber auf ein Umsatzwachstum von branchenweiten 11 Prozent blicken.

Wirklich überraschen dürfte das dicke Umsatzplus für die Dotcom-Händler niemanden. Wer den Internetsektor und das Verbraucherverhalten regelmäßig beobachtet, der weiß, dass längst nicht mehr nut Elektronikartikel, Bücher und CDs per Mausklick gekauft werden. Amerika hat sich mit dem Internet derart angefreundet, dass immer mehr große und teure Artikel am Computer ausgesucht und geordert werden, darunter Küchengeräte wie Kühlschränke und Mikrowellenherde, aber auch Autos und Wohnzimmermöbel, Uhren und Schmuck und natürlich Dienstleistungen.

Entsprechend optimistisch sind die Experten für den weiteren Verlauf des Weihnachtsgeschäfts: Bis zu 19 Milliarden Dollar sollen im November und Dezember ausgegeben werden, schätzen die Analysten von ComScore Networks, einem auf Internetkonsum spezialisierten Marktforscher. Im Vergleich zum Vorjahre sollen sich die Umsätze mit Möbeln und Küchengeräten verdoppeln, die Nachfrage nach Sport- und Fitnessgeräten sieht man gerade um 59 Prozent wachsen.

Dass sich die Stadt Santa im US-Bundesstaat Idaho vor zwei Wochen im Rahmen eines Werbegags in Secretsanta.com umbenannt hat und seither für eine Weihnachts-Website wirbt, gehört natürlich zu den dümmeren Geschichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dass sich Weihnachten aber immer mehr online abspielt und Santa Claus immer mehr Geschenke am Computer bestellt, ist eine Wahrheit, die auch die Börse interessiert.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 06-12-2005, 18:35   #377
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Die Märkte erreichen entscheidende Marken
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst von S&P

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Alt 08-12-2005, 20:23   #378
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Welcome to… the new Slogan

Corporate America grübelt über ein Paradoxon: Coca-Cola schmeckt prickelnd wie immer, doch ist die Aktie schal. In den letzten fünf Jahren hat der Dow-Jones-Wert gute 30 Prozent eingebüßt, Konkurrent PepsiCo hat etwa 30 Prozent gewonnen. Coke’s Marktführerschaft steht auf dem Spiel. Nun soll ein neuer Slogan helfen.

In den neuen Werbespots von Coca-Cola tritt die braune Brause nun nicht mehr einfach als „Real“ auf, sondern grüßt „Welcome to the Coke Side of Life!“ Ob man so freundlich winkend neue Trinker anlocken kann, ist natürlich fraglich. Morgan Stanley ist einen Tag nach der Vorstellung des neuen Marketing-Konzeptes jedenfalls skeptisch. Zu recht, denn weder Coca-Cola noch zahlreiche andere Firmen hatten zuletzt viel Glück mit ihren Sprüchen.

Dass McDonald’s seinen 1,5 Milliarden Dollar schweren Werbe-Etat seit zweieinhalb Jahren in ein Konzept hinter dem international übersetzten Slogan „I’m lovin’ it“ – in Deutschland: „Ich liebe es.“ – steckt, hat dem Fastfood-Riesen zwar eine globale Identität gegeben, doch kommt der Spruch unterschiedlich gut an. In den Blogs geben einige Burger-Fans vorsichtigen Zuspruch, die Lästermäuler zerreißen sich das Maul über den grammatikalisch zwar richtigen, aber sprachlich nicht unumstrittenen Einfall der deutschen Agentur Heye & Partners.

Viel mehr dürfte man sich indes bei McDonald’s darüber ärgern, dass der Spruch – gut oder schlecht – überhaupt nur einer Minderheit der Bevölkerung bekannt ist. Im Rahmen einer Umfrage von 2004 konnten nur 33 Prozent der Befragten das Motto zuordnen. Damit lag man weit hinter den Slogans zweier Versicherungen, deren jahrzehntelanges Festhalten an ein und demselben Spruch sich mit Erkennungsraten von bis zu 87 Prozent auszahlte.

Allerdings war McDonald’s immer noch besser als Coca-Cola. Nur 5 Prozent konnten das Wörtchen „Real“ dem Brausekonzern aus Atlanta zuordnen. Ein solches Schicksal dürfte dem Unternehmen künftig erspart bleiben, immerhin kommt der Firmenname im Slogan vor. Werbeexperten kritisieren aber das völlige Abdriften vom „Real“-Image, das seinerzeit den legendären Slogan „Drink Coca-Cola“ ersetzt hatte. Der hatte das Unternehmen seit 1886 begleitet, war im Zeitalter aggressiverer Kampagnen aber zu flach geworden.

Kritikern scheint es zunehmend, als würden Slogans zu oft ausgetauscht, weil sich ein zuständiger Ressortleiter ein Vermächtnis aufbauen möchte. Mit der aktuellen Umsatzentwicklung habe die Umgestaltung von Kampagnen oft zu wenig zu tun – verbessern lasse sie sich auch nicht so leicht. „Die Unternehmen schmeißen Millionen für einprägsame Slogans raus“, kritisiert Kelly O'Keefe, CEO des Marketing-Experten Emergence. „Irgendwann werden sie merken, dass das nichts bringt und die Botschaft beim Kunden meist nicht ankommt.

Beruhigend ist im Falle von Coca-Cola natürlich, dass sich das Unternehmen nicht nur auf eine neue Kampagne und neue Medien stützt. Auch die Produktpalette soll ausgebaut werden, zunächst um den Cola-Kaffee-Drink „Blak“ und den Energie-Trunk „Vault“ nebst der kalorienfreien Variante „Vault Zero“. Wirklich abenteuerlich sind diese Ideen indes auch nicht, weshalb Anleger auch nach einer Einführung in die Zukunft Coca-Colas die Aktie links liegen lassen. Auch neue Getränke bringen es nicht immer, wie man noch von „Cherry Coke“ weiß. Den Energie-Markt ist man wiederum zu spät angegangen, andere Segmente wie Snacks und Säfte sind auch nicht so gut entwickelt wie beispielsweise beim Konkurrenten PepsiCo.

Ob „Welcome to the Coke Side of Life” ein Flop wird, bleibt abzuwarten. Der erste wäre es nicht, und vermutlich auch nicht der schlagzeilenträchtigste. Den lieferte sich vor wenigen Monaten der US-Bundesstaat New Jersey, der nicht zu den beliebtesten der fünfzig US-Staaten gehört. Ganze 260 000 Dollar schmiss Interims-Gouverneur Richard Codey raus, für die eine lokale Agentur den Spruch „We’ll win you over“ formte – auf deutsch: „Wir werden Sie überzeugen!“ Das klinge von vorneherein als müsse sich New Jersey beweisen, kritisierte Codey und sagte die groß geplante Präsentation des neuen Mottos ab. Jetzt hat man einen Wettbewerb ausgerufen, bei dem NJ-Bürger ihre Ideen einsenden können. Die Idee dahinter. Eine Botschaft aus dem Volk kommt beim Volk vielleicht besser an.

Darauf sollten künftig vielleicht auch die Unternehmen hören.

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Alt 12-12-2005, 17:41   #379
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Die verflixten 11.000 Punkte des Dow

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Alt 12-12-2005, 17:57   #380
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Weihnachtsmann oder Grinch?

In Amerika kennt jedes Kind den Grinch, der Weihnachten stiehlt. In Deutschland ist der grüne Geselle weniger bekannt, man kann ihn sich aber in etwa so vorstellen wie Alan Greenspan: lang, hager, faltiges Gesicht. In der nächsten Woche könnte Alan Greenspan für die Wall Street zum Grinch werden – oder zum Weihnachtsmann.

Wie die Börse den Fed-Chef künftig charakterisieren wird, dürfte nach Ansicht der Experten von einem einzigen Wörtchen abhängen: „measured“. Seit die Fed nämlich vor anderthalb Jahren damit begonnen hat, die Zinsen zu erhöhen, sprach man regelmäßig nach jeder Sitzung davon, dass die unterstützende Niedrigzinspolitik in einem immer stärkeren konjunkturellen Umfeld „schrittweise“ zurückgenommen werden könnte.

Das war bis zuletzt so, und so rechnet die Wall Street zu 96 Prozent damit, dass Greenspan & Co. bei ihrer Dezember-Sitzung am nächsten Tag noch einmal einen Viertelpunkt aufschlagen und den Leitzins mit 4,25 Prozent festschreiben werden. Einzelne Epxerten rechnen mit einem halben Punkt. Auch für die Januar-Sitzung – die letzte, bevor Greenspan das Ruder an Ben Bernanke übergibt – ist ein Viertelpunkt eingerechnet.

Bei 4,25 Prozent aber sehen zahlreiche Experten den „neutralen“ Zinssatz, der die Konjunktur risikoneutral wachsen lässt und keine Inflation heraufgeschwört. Damit wäre es eigentlich an der Zeit, die Anhebungsrunde einzustellen. Zumindest dürfte sich die Notenbank eine Pause gönnen, um die Reaktion der Märkte und der Wirtschaft auf einen „neutralen“ Zinssatz zu beobachten. Erst nach einigen Wochen oder Monaten wäre es an der Zeit, über weitere Schritte nachzudenken.

Wenn die Fed aber plant, mit den Zinsanhebungen aufzuhören, dann müsste der Hinweis auf die „schrittweise“ Politik am Dienstag aus der Presseerklärung verschwinden. Den Markt würde das freuen, und man würde dem werdenden Renter zum Abschied eine rote Mütze aufsetzen. Hält Greenspan indes an dem Wort „measured“ fest, müsste sich der Markt erneut auf steigende Raten einstellen, und das würde die Börse hemmen. Greenspan würde als Grinch in den Ruhestand gehen.

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Alt 13-12-2005, 18:25   #381
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Übernahme-Thriller in Hollywood
Steven Spielberg selbst hätte den Plot nicht spannender schreiben können. Seine Filmschmiede DreamWorks SKG wird für 1,6 Milliarden Dollar an Viacom’s Paramount verkauft. Das Studio hat am Wochenende einen atemberaubenden Wettlauf gegen General Electric und NBC Universal um Sekunden gewonnen.

Rückblickend liest sich das Protokoll der Übernahmeverhandlungen um DreamWorks wie das Drehbuch für einen neuen Streifen. Selbst die Location stimmt: Der Wettlauf zweier Großkonzerne um eines der kreativsten Studios in Hollywood wurde in einer Villa mit Meeresblick entscheiden, mitten in der Promi-Siedlung Pacific Palisades. Dort saßen die Vertreter von DreamWorks und Paramount an Steven Spielbergs Wohnzimmertisch und schlossen einen Pakt.

Laut diesem Pakt zahlt Viacom nun 775 Millionen an die DreamWorks-Köpfe – jeweils 172 Millionen an Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen, sowie 258 Millionen Dollar an den Großinvestor und Microsoft-Milliardär Paul G. Allen –, dazu 500 Millionen in ausstehenden Schulden und 225 Millionen in Nebenkosten, unter anderem im Zusammenhang mit Auszahlungen an Universal. Dort hatte man DreamWorks in der Vergangenheit Kredite gewährt, die im Falle einer Übernahme gestunden worden wären. Doch zögerte Universal zu lange, der Mutterkonzern General Electric kam nicht auf Trab.

Dabei war man sich eigentlich schon einmal einig. Im Sommer hatte man 1,5 Milliarden für DreamWorks geboten, was den Herren S und K und G auch reichte. Nach zwei Kinoflops in den letzten Monaten wollte Universal den Kaufpreis dann aber auf 1,4 Milliarden drücken und enttäuschte damit den Partner schwer. Vor allem David Geffen schien nun von GE abgeturnt zu sein, und das öffnete Paramount die Tür. Dort hatte man schon einmal im Herbst Interesse an DreamWorks gezeigt, den Deal aber in der Viacom-Zentrale nicht genehmigt bekommen.

Jetzt aber, mit GE im Nacken, handelte man schneller. Viacom gewährte Paramount grünes Licht, zumal das Traditionsstudio nach einigen schlappen Jahren mit dem Neuzugang zu neuen Ufern aufbrechen will. Unterstützung von Spielberg und Geffen, die für DreamWorks und den neuen Partner weiter produzieren sollen, kann dabei nicht schaden.

Außerdem bringt DreamWorks wertvolle Asstes mit ein: Zu den sechzig Filmen in der Bibliothek des erst elf Jahre alten Studios gehören Oscar-Erfolge wie „American Beauty“ und „Gladiator“ oder das Soldatendrama „Saving Private Ryan“.

Dach zurück zum Wettlauf zwischen Paramount und Universal. Am Wohnzimmertisch in Pacific Palisades hatten SKG und die Antragsteller von Viacom ihre Vertragsdetails ausgearbeitet. Doch wollte DreamWorks GE nicht ganz vor den Kopf stoßen. Per Telefon sagte Geffen seinem Verhandlungspartner bei GE zu, gegen eine sofortige Anzahlung von 100 Millionen Dollar die Papiere von Paramount zurückzuhalten. Einen solchen Scheck wollte GE indes nicht ausgeben. Die letzte Tür fiel ins Schloss.

Da war es Universal-Chef Bob Wright, der noch einmal persönlich Druck machte. Um die Übernahme des Spielberg-Ladens nicht komplett zu verpassen überzeugte er seine Chefs, doch wieder zu den ursprünglich verhandelten 1,5 Milliarden Dollar zu stehen. Das klappte – doch kam Wrights Anruf in Hollywood zu spät an. Als das Telefon in Pacific Palisades klingelte, hielten S und K und G und die Vertreter von Paramount bereits die Gläser in der Hand. Die Tinte unter dem Vertrag war getrocknet.

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Alt 14-12-2005, 20:15   #382
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Time Warner verkauft „Braves“

Darauf hatten Aktionäre schon lange gewartet: Time Warner trennt sich von einem Unternehmensteil, den mancher schon lange abgestoßen sehen wollte. Doch nein, man verkauft nicht etwa die Internet-Tochter AOL. Vielmehr will man die Atlanta Braves loswerden, das letzte Sport-Team des Medien- und Internetkonzerns.

Dass die Baseballer in Atlanta bald für einen neuen Herrn pitchen müssen, haben sie vermutlich Carl Icahn zu verdanken. Der Großinvestor, der seit Monaten mit Time Warner im Clinch liegt und eine Verbesserung des Shareholder Value fordert, hat sich zuletzt nicht nur für den Austausch mehrerer Vorstände und Aufsichtsräte ausgesprochen, sondern auch für eine Aufteilung des Medienkonglomerates in vier Teile.

Dass soll vorerst laut den Plänen von CEO Dick Parsons nicht geschehen. Noch bleiben Internet, Kabelfernsehen, Printmedien und die übrigen TWX-Töchter unter einem Dach. Doch mit dem anstehenden Verkauf des Sportteams samt des Fernsehsenders Turner South, auf dem die Spiele der Braves übertragen werden, bewegt man sich zumindest ein wenig auf Icahn und dessen Forderungen zu.

Dabei ist der Verkauf der Braves durchaus von Vorteil für das Unternehmen. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt den Wert des Teams auf 382 Millionen Dollar, womit die Mannschaft das achtteuerste Team in der Liga wäre. In Sachen Profitabilität liegt man auf Rang sieben. Und weil die Braves sportlich zu den besseren Namen gehören, könnte der Preis durchaus noch steigen.

So hat die Mannschaft zuletzt 14 mal den in Folge den Titel in der regionalen Liga geholt, wenngleich man nur einen einzigen Sieg in der World Series verbuchen kann. Die Playoff-Bilanz ist ernächternd: Fünf vod sechs Teilnahmen an der Endrunde endeten nach der ersten Partie.

Dennoch weisen die Braves zahlreiche beeindruckende Siege auf, und dass trotz einer Kostensenkung um 20 Millionen Dollar oder 19 Prozent in den letzten beiden Jahren. Allein dieser Aspekt könnte potenzielle Käufer interessieren, glauben Experten. So wird allgemein erwartet, dass die eben erst gegründeten Washington Nationals demnächst für etwa 400 Millionen Dollar verkauft werden dürften, obwohl die Baseball-Experten bei Forbes den wahren Wert der Mannschaft auf nur 310 Millionen Dollar taxieren.

Time Warner dürfte mit dem Verkauf der Braves also deutlich besser fahren als mit dem Verkauf zweier anderer Teams: Vor drei Jahren stieß das Unternehmen auf der Suche nach Liquidität die Atlanta Hawks (Basketball) und die Atlanta Thrashers (Eishockey) ab. Bei einem Verkaufspreis von 250 Millionen Dollar blieb das Unternehmen auf Abschreibungen von 178 Millionen Dollar sitzen. Allerdings war der Sportmarkt damals schlechter: In der Eishockey-Liga kriselte es, was letztlich zu einem ganzjährigen Streik und dem Ausfall der letztjährigen Saison führte. Und dass die Medienriesen Walt Disney und Fox Entertainment Group zu der Zeit ebenfalls ihre Sportteams verkauften, hatte den Markt endgültig überflutet.

Dieser Tage sind die Preise für Sportteams gestiegen, vor allem für die Profi-Baseballer. Denen wurde jüngst neues Medieninteresse zuteil, unter anderem vom Sportsender ESPN und einem Baseball-Kanal auf XM Satllite Radio. Dazu kommen höhere Einnahmen aus der Internet- und Videospiel-Verwertung.

Time Warner kann mit seinen Braves nun also Kasse machen. Ob sich für das Team in der nächsten Saison etwas ändern wird, sei dahingestellt. Beruhigen könnte sich indes der Kampf zwischen Carl Icahn und den TWX-Bossen. Und das alleine interessiert die Anleger.

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Alt 14-12-2005, 20:26   #383
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Signalisieren Insiderverkäufe das Ende der Aktienrally?

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Alt 15-12-2005, 17:46   #384
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Ein Streik könnte New York lahm legen

Wer an der Wall Street wirklich wichtig ist, kommt am Freitag in einen besonderen Genuss: Siebzehn Firmen – darunter die New York Stock Exchange und die wichtigsten Brokerhäuser – haben eine Flotte von Privatbussen angeheuert, die Mitarbeiter zu Hause abholen und zur Arbeit bringen. Anders geht es vielleicht auch nicht, denn ein Streik im öffentlichen Nahverkehr könnte die Metropole zum Wochenende lahm legen.

New York bereitet sich auf ein Horror-Szenario vor. Wenn die 33 700 Mitarbeiter in U-Bahnen und Bussen tatsächlich die Arbeit niederlegen, fehlen der 8-Millionen-Stadt die wichtigsten Verkehrsmittel. Während sich manche New Yorker trotz eines angekündigten Schneesturms notfalls zu Fuß zur Arbeit durchschlagen könnten, ist unklar, wie rund eine Million Pendler nach Manhattan kommen sollen, die täglich in den Stadtteilen Brooklyn und Queens und in den Vororten auf Long Island in die Bahn steigen.

Der wirtschaftlich versierte New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg nennt erschreckende Zahlen: Der Streik der Nahverkehrs-Arbeiter würde der Stadt einen Schaden von etwa 400 Millionen Dollar pro Tag zufügen. Der größte Teil des Schadens entstünde in der Tourismusbranche und den Restaurants, eingerechnet sind aber auch Produktivitätseinbußen in Corporate New York. Zudem entgingen der Stadt während eines Streiks 22 Millionen Dollar Steuern pro Tag.

Entsprechend drastisch sind die Maßnahmen, die New York City im Falle eines Streikes ergreifen will. Laut einem staatlichen Gesetz ist es den strategisch wichtigen Mitarbeitern der U-Bahnen und Busse nicht erlaubt zu streiken. Tun sie es doch, droht jedem streikenden Arbeiter eine Buße von 25 000 Dollar. Die Gewerkschaft TWU muss sich auf ein Strafgeld von 1 Million Dollar am ersten Streiktag gefasst machen, dass sich dann täglich verdoppeln wird.

Bisher hat sich die Gewerkschaft indes nicht einschüchtern lassen. Um Mitternacht läuft der Vertrag der Mitarbeiter aus, bis zur letzten Minute wird um die Details des nächsten Abkommens gefeilscht. Die Gewerkschaft fordert einen Drei-Jahres-Vertrag mit einer jährlichen Lohnerhöhung um 8 Prozent. Der Arbeitgeber MTA bietet einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Lohnerhöhungen um jeweils 3 Prozent. Außerdem will man das Rentenalter von zur Zeit 55 Jahren auf 63 Jahre heraufsetzen, was den Arbeitern nicht passt.

Die Sympathien der New Yorker fallen überraschenderweise den Arbeitern zu, obwohl viele wie schon beim letzten Verkehrsstreik vor 25 Jahren viele eine mögliche Gehaltserhöhung mit einer Tariferhöhung gleichsetzen. Diesmal aber findet eine Mehrheit, dass die MTA ihren unerwartet hohen Jahresgewinn von 1 Milliarde Dollar zumindest zum Teil auch auf die Mitarbeiter umlegen sollte. Die MTA hält dagegen, dass der hohe Gewinn mit dem rasant steigenden Immobilienmarkt zu tun habe und einmalig sei. In den nächsten Jahren sei mit Defiziten zu rechnen, denen man vorbeugen will. Da passt nicht ganz ins Bild, dass man ganze 100 Millionen Dollar bereitstellt, um den New Yorkern über Weihnachten freie Fahrten zu schenken.

Darauf würde mancher sicher gerne verzichten, fiele nur der drohende Streik am Freitag aus. New York hofft auf eine Einigung der zerstrittenen Parteien und bereitet sich unterdessen auf einen Notfall-Plan von Bürgermeister Bloomberg vor. Danach werden zahlreiche zentrale Straßen in Manhattan für den Privatverkehr komplett gesperrt, unter anderem um private Pendlerbusse sowie Feuerwehr und Krankenwagen ein Durchkommen in der ansonsten wohl völlig verstopften Stadt zu sichern. In die Stadt reinlassen will Bloomberg am Freitag nur Autos, in denen mindestens vier Leute sitzen – der New Yorker Durchschnitt liegt sonst nur knapp über einer Person pro Auto.

Das wiederum ist schon aus ökonomischer und ökologischer Sicht zu verurteilen. So bleibt zu hoffen, dass die New Yorker im Falle eines Streikes aus der Not eine Tugend machen und auch künftig mehr auf Fahrgemeinschaften setzen. Oder auf Tele-Commuting. Vor dem drohenden Streik bitten viele Firmen ihre Mitarbeiter, von zu Hause aus per Internet zu arbeiten. Auch das ließe sich in normalen Zeiten durchsetzen – New York könnte davon langfristig profitieren.

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Alt 16-12-2005, 21:12   #385
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Weihnachten auf Pump

Freue dich, s’Christkind kommt bald… und es dürfte Geschenke in Hülle und Fülle dabei haben. Denn der amerikanische Einzelhandel lässt sich allerhand einfallen, um die nicht allzu starken Umsätze vor dem Fest noch einmal anzukurbeln. Die Kunden fallen reihenweise darauf herein, doch für manchen dürfte es ein böses Erwachen geben.

Zum Fest jedoch dürfte erst einmal alles in Ordnung sein. Unter den Weihnachtsbäumen zwischen New York und Los Angeles dürften keineswegs nur Kleinigkeiten liegen, wie das dem Budget des durchschnittlichen Amerikaners eigentlich entsprechen würde. Nein, in den letzten Adventstagen scheint die Nachfrage nach Haushaltsgeräten anzuziehen, Waschmaschinen werden gekauft und Plasma-Fernseher und Computer…

Dass die Nachfrage nach so teuren Artikeln plötzlich steigt, hat einen guten Grund: Best Buy, Circuit City, Sears und andere Händler haben erneut ihre Finanzierungsangebote ausgeweitet. Immer mehr große Geräte scheinen dank ganzjähriger Null-Prozent-Finanzierungsangebote auch für die klamme Unterschicht erschwinglich. Der neue Fernseher wird jetzt gekauft und muss erst in zwölf Monaten bezahlt werden – ohne Zinsaufschlag.

Dass solche Verkaufstricks auf die Margen drücken, macht den Einzelhändlern wenig aus. Einerseits sind günstige Finanzierungen noch immer erträglicher als klassische Rabatte, die sonst den Warenpreis um Weihnachten oft halbieren. Und andererseits haben in den letzten fünf Jahren zahlreiche Händler ihre Kreditkarten-Töchter an Großbanken verkauft. Die können Geld billiger ausleihen als es Sears & Co in den letzten Jahren möglich war.

Natürlich haben die Banken ein Eigeninteresse: In den Zentralen der großen Kreditgeber HSBC, Citigroup oder GE Consumer Finance weiß man genau wie viele Kunden sich regelmäßig übernehmen und ihre Schulden nicht in den vorgegebenen zwölf Monaten begleichen können. Die werden dann mit Wucherzinsen zwischen 18 und 24 Prozent belegt. „So ein Kunde kann sehr schnell sehr profitabel werden“, urteilt David Robertson von verbraucherorientierten Nilson-Report.

John und Jane Doe werden folglich zwar ein schönes Weihnachten haben und sich teuer beschenken können. Der wahre Gewinner nach dem Konsumfest sind aber die Banken, die mit der kurzsichtigen Schnäppchensucht ihrer Kunden ein Vermögen verdienen werden.

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Alt 19-12-2005, 20:41   #386
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Zwei-Klassen-Weihnacht

Sechs mal werden wir noch wach… dann ist nicht nur Weihnachtstag, sondern auch die Einkaufssaison vorbei. Noch bis Samstag legen sich die amerikanischen Einzelhändler ins Zeug, um ihre Ware an den (Weihnachts-)Mann zu bringen – dann wird abgerechnet. Bis dato sieht es nicht gut aus, abgesehen von einigen unglaublichen Ausnahmen.

So ist nicht wirklich überraschend, dass die Umsätze im Luxussektor weiter klettern. Das Segment des Einzelhandels, dass sich auf die Oberschicht spezialisiert hat, muss sich wieder einmal keine Sorgen machen. Doch dass es der Branche in diesem Jahr noch besser geht als je zuvor, liegt an dicken Weihnachtsboni, die vor allem einigen New Yorker Läden unerwartete Rekordumsätze bescheren.

Vor allem an der Wall Street reiben sich Manager die Hände, nachdem sie Boni in siebenstelliger Höhe eingesackt haben. Der Weihnachtswahn geht mittlerweile so weit, dass mancher mit einem Bonus unter einer Million Dollar nicht einmal mehr zufrieden ist. Die hohen Zahlungen an der Wall Street sind der atemberaubenden Volatilität eines Jahres zu verdanken, dass doch unterm Strich flach verlief. Auch die unerwartet starke Aktivität im Bereich der Merger und Übernahmen hat die Umsätze und Gewinne so mancher Investmentbank steil ansteigen lassen.

Den dicken Bonus in der Hand gehen viele Wall Streetler auf Konsum-Tour. Paul Simon von BMW of Manhattan freut sich über erhöhte Nachfrage nach den teuersten Limousinen, und auch im Büro der Corcoran Group ist die Stimmung fantastisch. Der Immobilienmakler hat einen ganzen Stall voll Kunden, die dieser Tage nach Wohnungen für mehrere Millionen Dollar suchen – der Bonus macht’s möglich.

Recht gut läuft in diesem Jahr auch die Nachfrage nach anderen Luxusgütern wie Schmuck und hochpreisigen Elektronikartikeln. Vergleichsweise stark sind auch die beiden wichtigsten Wachstumssegmente der Saison: der Online-Handel und der Umsatz an Geschenkgutscheinen, deren Umsätze wohlgemerkt erst im nächsten Jahr verbucht werden können, sobald die Karten eingelöst sind.

Für den großen Rest der Branche indes, für die Einzelhändler von Wal-Mart bis Target, von Federated bis zu den Malls, von Kosmetik- zu Musikhändlern, läuft es schlecht. „An diesem letzten Wochenende hätte es passieren müssen“, meint der Einzelhandelsanalyst Howard Davidowitz am Montagmorgen. Immerhin: Am nächsten Wochenende ist bereits Weihnachten, die letzten Einkäufe müssten dann erledigt sein. Doch: „Nichts ist passiert“, so Davidowitz, der in den nächsten Tagen mit dramatischen Preissenkungen rechnet, die den Einzelhändlern die Umsätze retten, aber die Margen verhageln dürfen.

Überraschen tut Davidowitz das alles nicht. „Der Verbraucher ist hoch verschuldet“, begründet der Experte den Trend. Steigende Zinsen, ein schwächerer Immobilien- und Arbeitsmarkt, sinkende Einkommen, all dies seien Gründe für die vergleichsweise schwache Weihnachtssaison – und mit allen habe man rechnen können. Davidowitz weiter: „Nie zuvor haben so viele Verbraucher ihre Kredite überzogen und leiden jetzt unter Rekordzinsen.“ Das schwache Weihnachtsgeschäft sei damit auch nur der Anfang eines schwachen Jahres 2006, in denen ein völlig überforderter Verbraucher die US-Konjunktur durchaus in eine Rezession ziehen könnte.

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Alt 19-12-2005, 20:51   #387
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Amerikas Autoaktien gehören auch 2006 zu den großen Verlierern
Von Sam Stovall

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Alt 21-12-2005, 20:31   #388
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Ein Streik und seine Folgen

Weihnachts-Shopping an der Fifth Avenue, der verschneite Central Park, der Christbaum am Rockefeller Center, die Aussicht vom Empire State Building auf die Metropole im Winter… New York zieht im Dezember Touristen aus aller Welt an. Doch in dieser Woche ist alles anders: Der Nahverkehrs-Streik behindert auch die Besucher.

Der Tourismus ist für New York ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Immerhin 40 Millionen Besucher aus aller Welt fielen im letzten Jahr über die Weltstadt ein, sie ließen 24 Milliarden Dollar zurück, verteilt auh Hotels und Restaurants, die Theater am Broadway und geführte Stadtrundfahrten. Letztere stehen auch dieser Tage hoch im Kurs, denn die roten Doppeldeckerbusse der Marketingfirma NYC & Company werden ja nicht bestreikt und dienen längst nicht nur Touristen, sondern auch dem ein oder anderen verzweifelten Pendler als gute Alternative zum kilometerlangen Fußmarsch.

Überhaupt tut die Tourismus-Behörde alles, um den Streik vot Weihnachten nicht ganz so katastrophal erscheinen zu lassen. Der Streik biete Touristen eine Chance, die New Yorker in einer außergewöhnlichen Situation zu beobachten und zu sehen, wie sie die Krise meistern, wirbt Cristyne Nicholas von NYC & Company. „Viele turnt das geradezu an“, meint sie.

Und noch einen Sektor findet die New Yorker Touri-Chefin, der vom Streik vielleicht profitiert. Einige Hotels haben spezielle Pendler-Deals angeboten. Zahlreiche höhere Angestellte, die sonst Probleme hätten, aus New Jersey oder Connecticut ins Büro zu kommen, mieten sich für ein paar Tage ein, zum Beispiel im Westin Hotel am Times Square, wo man sich über erste Besucherzahlen freut.

Ein paar Gewinner täuschen jedoch nicht über die wahren Kosten hinweg, die der Streik der U-Bahnen und Busse in New York kostet. Zwischen 440 und 660 Millionen Dollar könne man pro Tag abschreiben, schätzt Bürgermeister Michael Bloomberg. In seiner Rechnung enthalten sind entgangene Gewinne für Unternehmen, die mit weniger Angestellten weniger produktiv sind. Oder die seit Dienstag gar nicht mehr geöffnet sind, weil die Mitarbeiter nicht kommen könne und die Kundschaft ausbleibt. Viele kleine Läden und Restaurants lassen die Türen geschlossen.

Wenn der Streik länger andauert, könnte das für manchen kleinen Unternehmer dramatische Folgen haben. Bürgermeister Bloomberg rechnet mit einigen Konkursen, wo Geschäfte für einige Tage geschlossen bleiben aber hohe Mieten und Nebenkosten weitergezahlt werden müssen. Jeder Konkurs wiederum könnte Arbeitsplätze vernichten.

Ganz so dramatisch sieht es bei den großen Kaufhäusern nicht aus. Doch sind es die, über deren Verluste man später am meisten lesen – und nachrechnen – wird. Der Nobel-Juwelier Tiffany’, das Kaufhaus Saks und die beiden Federated-Töchter Macy’s und Bloomingdale’s machen bis zu 10 Prozent ihrer US-weiten Umsätze in den berühmten Läden in Manhattan. In denen herrscht zur Zeit gähnende Leere, vor allem weil Amerikaner aus dem weiteren Einzugsgebiet von New York auf ihre vorweihnachtlichen Tages-Ausflüge verzichten und ihre Einkäufe lieber in den Malls zuhause erledigen.

Michael Niemira vom Branchendienst der Kaufhäuser rechnet damit, dass manches Unternehmen nach dem Streik die Quartalsprognosen nach unten revidieren dürfte. Branchenweit allerdings dürfte sich nicht viel ändern, da Kunden ihr Geld zwar nicht in die New Yorker Läden, sondern eben woanders hin tragen dürften. Auch der Online-Handel dürfte wett machen, was der Branche durch den schwächeren Kundenstrom in den Geschäften entgeht.

Wie teuer der Streik die Stadt New York letztlich zu stehen kommt, wird von der Dauer abhängen. Am Mittwochmittag gehen die Verhandlungen der Nahverkehrs-Gewerkschaft TWU mit dem Arbeitgeber MTA weiter. Eine Einigung zeichnet sich noch nicht ab, obwohl die MTA bereits einem Drei-Jahres-Vertrag mit Gehaltserhöhungen von bis zu vier Prozent zugestimmt hat. Lediglich an der Selbstbeteiligung an der Krankenkasse für Neuangestellte und an der Erhöhung des Rentenalters auf 62 Jahre will man festhalten.

Dagegen erscheinen die Forderungen der Gewerkschaft unverschämt. Man fordert Gehatserhöhungen von bis zu 8 Prozent, was kaum ein Mittelständler in der Stadt nachvollziehen kann. Zumal die Arbeiter unter Grund und in den städtischen Bussen ohnehin durchschnittlich rund 60 000 Dollar verdienen und damit keineswegs so schlecht dastehen wie allgemein befürchtet worden war.

Nach jüngstem Stand wäre es an der Gewerkschaft, den Streik zu beenden. Und eine Millionenstrafe zu zahlen, zu der ein New Yorker Gericht die TWU am Dienstag verurteilt hat, denn die hat die Arbeit trotz eines gesetzlichen Streikverbots für Angestellte im öffentlichen Dienst niedergelegt. Ob und wann sich die TWU besinnt, wird auch über die Weihnachtsstimmung in New York bestimen, wo manchem Pendler zur Zeit abends weniger nach Baumschmücken zumute ist als nach einem warmen Fußbad.

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Alt 22-12-2005, 20:30   #389
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Anruf vom Nordpol

Einer der ältesten Tricks amerikanischer Malls, vor Weihnachten Kunden anzuziehen, ist das Weihnachts-Dorf. Inmitten weißer Winterlandschaft und leckerer Lebkuchenhäuser sitzt auf einem Thron Santa Claus, und ihn zu sehen stehen Kinder mit ihren Eltern Schlange. Doch sind die Besucherzahlen rückläufig, seit Santa neue Kommunikationsmethoden entdeckt hat.

Zugegeben, das Telefon ist nicht gerade eine neue Erfindung. Und ein Anruf wird im Zeitalter von iPod-Handy und Internet-Telefonie nicht gerade als der letzte Schrei gewertet. Doch war ja Santa Claus auch nie ein Trendsetter, und dass der Mann vom Nordpol – so der Glaube amerikanischer Kids – mal eben anruft, ist also doch sensationell.

Und es erspart geplagten Eltern im Vorweihnachtsstress manches Theater. Der Trip zur Mall kostet eine Stunde, das Anstehen in der Schlange gut und gerne doppelt so lange. Dabei ist viel zu tun: Weihnachtspost schreiben, Plätzchen backen… wie schön, dass der Weihnachtsmann seinen Dienstleistungsbetrieb ausgebaut hat und nun auf Wunsch einfach durchklingelt.

Amerikanische Eltern bestellen einen Anruf bei Internet-Startups wie Santa Calls Kids oder Santa Speaking. Für 10 bis 40 Dollar gibt es einen persönlichen Anruf vom Nordpol, der Kindern nicht nur Spaß macht, sondern auch den Glauben an den Bärtigen stärkt. Denn der weiß Bescheid. Über Geschwister und Hobbies, über Sorgen und Nöte. Er erinnert kleine Jungs nach Hinweis der Eltern, das Zimmer aufzuräumen, und bittet auf jeden Fall Wasser für die Rentiere bereitzustellen.

Über etwaige Tragödien des letzten Jahres ist Santa informiert: Von Kindern, die vom Hurrikan vertrieben wurde, weiß er, dass die Weihnachten bei den Großeltern in Florida verbringen. Das beruhigt die Kleinen ungemein, denn die Geschenke dürften ankommen.

Das Geschäft mit dem Telefon-Santa floriert für manche Anbieter. Anne Gaskell, die Santa Speaking in Iowa gegründet hat, hat mittlerweile eine ganze Reihe von Weihnachtsmännern eingestellt, darunter auch Jugendliche. „Am Telefon ist das Alter kein Problem“, meint die Chefin. „Die jungen Weihnachtsmänner kennen sich mit Sport, Comics und Videospielen besser aus.“ Das gefällt den Kids, auf deren Wunschliste heutzutage meist Handy und XBox stehen.

Bedarf für weitere Telefon-Weihnachtsmänner scheint es zu geben. Denn die Besucherzahlen in den traditionellen Weihnachtsdörfern sind zuletzt dramatisch eingebrochen, in den letzten zwei Jahren von durchschnittlich 10 100 auf nur noch 6000 Besucher pro Laden.

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Alt 23-12-2005, 20:36   #390
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Weihnachtssorgen in Camp David

An der Wall Street wird noch gehandelt, die Banken sind geöffnet, die Geschäfte sowieso, und selbst die U-Bahnen fahren wieder. Nur einer hat sich wieder früher freigenommen, um noch schnell den Baum schmücken und ein Schläfchen halten zu können: US-Präsident Bush weilt schon seit Donnerstag in Camp David.

Dem Präsidenten ist sein Weihnachtsurlaub diesmal aber auch wirklich zu gönnen. Das auslaufende Jahr war kein gutes für ihn, seine Regierung und die ganze republikanische Partei. Bush ist so wenig gelungen, dass seine Beliebtheit in den letzten Wochen auf ein historisches Teif eingebrochen ist, doch halten die Redenschreiber im Weißen Haus krampfhaft an guter Laune, Selbstgefälligkeit und Optimismus fest.

Es sei ein gutes Jahr gewesen, phantasierte George W. deshalb am Donnerstagmittag vor Abflug in sein Winter-Domizil. Man habe drei Wahlen im Irak gesehen, was durchaus ein bewegender Moment „in der Geschichte der Freiheit“ sei. Darüberhinaus sei man einen guten Schritt weiter, so der Präsident, Amerika und die Welt zu einem sicheren Platz gemacht zu haben.

Soweit das Weihnachtsmärchen nach George W. Bush, der sich in den nächsten Tagen auf seinen Lorbeeren und im Kreise seiner Familie ausruhen wird.

Derweil fallen seine Gegner über ihn her. Bei den Demokraten könnte die Stimmung zu Weihnachten eigentlich nicht besser sein. Denn nachdem sich die Regierung im ablaufenden Jahr so viele Patzer geleistet hat wie nie zuvor, stehen die Chancen gut, dass man bei den Kongresswahlen im nächsten Jahr ein paar wichtige Sitze ergattern und vielleicht die Mehrheit holen kann.

Fassen wir zusammen in willkürlicher Reihenfolge: Die Sozialreform von Präsident Bush ist gescheitert. Im Irak ist man keinen Schritt weiter, bei den jüngsten Wahlen zeichnet sich ein Sieg der Schiiten ab, die dem Iran nahe stehen und alles andere als Amerika-freundlich sind. Vize-Präsident Dick Cheneys Stabschef, Scooter Libby, steht wegen Meineids vor Gerich. Der Fraktionssprecher der Republikaner, Tom DeLay, wegen Geldwäsche. Gegen Bushs heimliches Gehirn, Karl Rove, wird ermittelt. Gegen diverse republikanische Lobbyisten auch, und auch gegen Bill Frist, eine der mächtigsten Stimmen in der Partei.

Damit nicht genug: Der Hurrikan Katrina hat nicht nur die halbe Golfküste verwüstet, sondern auch soziale Missstände in Amerika aufgedeckt und das mangelnde Interesse der Regierung, dem unterpriviligierten Teil der Bevölkerung zu helfen. Bushs Nominierung seiner persönlichen Anwältin für den Supreme Court brachte die Basis der Partei in Aufruhr. Seine zweite Wahl, Sam Alito, gerät wegen früherer Äußerungen gegen das Abtreibungsverbot immer mehr unter Beschuss. Bush selbst wird von allen Seiten wegen seines Lauschangriffs kritisiert. Die CIA darf nach breitem Protest im Kongress Gefangene nicht foltern, obwohl Bush und Cheney dafür waren. In Alaskas Naturschutzgebiet darf weiterhin nicht gebohrt werden. Bushs Patriot Act wurde am Donnerstag nur um einen Monat verlängern und dürfte im Januar auseinandergenommen werden.

Da ist es für Bush nur allzu bitter, dass er jetzt nicht einmal in bezug auf Weihnachten selbst in Ruhe gelassen wird. Denn selbst seine Festtagswünsche kamen bei der Partei nicht an. Auf der offiziellen Karte des Weißen Hauses heißt es statt „Frohe Weihnachten“ nämlich in politischer Neutralität „Frohe Festtage“ – und damit stolpert Bush mitten in die Diskussion um christliche Werte, die Bindung zwischen Religion und Politik und verliert obendrein wieder ein Stück seiner Glaubwürdigkeit als Christenmensch.

Frohe Weihnachten, Mr. President.

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