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Alt 30-10-2004, 08:41   #1
Börsengeflüster
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Von Bullen, Bären und dem rätselhaften Markt

Von Bullen, Bären und dem rätselhaften Markt
Von Sam Stovall, Chefstratege bei S&P


22. Oktober 2004 In der Börsengeschichte gab es immer wieder lange Phasen mit steigenden Kursen, oft auch dauerhafte Hausse genannt, auf die ausgedehnte Phasen mit Seitwärtsbewegungen und schwächeren Kursen folgten, welche als dauerhafte Baisse bezeichnet wurden.


erlebte Der Dow Jones Industrial Average (DJIA) erlebte mehrere derartige länger andauernde Hochphasen mit entsprechenden Unterbrechungen. Die bekannteste dauerhafte Baisse dauerte 24 Jahre bevor der DJIA zu einer Haussephase ansetzte, die schließlich sogar die unmittelbar vor dem großen Börsenkrach im Oktober 1929 gesetzte Höchstmarke durchbrach. Eine weitere oft zitierte Phase gab es zwischen 1966 und 1982, als der DJIA 16 Jahre lang mit der 1.000-Punkte-Marke flirtete.

Hausse und Baisse - immer auch eine Frage des Zeithorizontes
Heute, da der DJIA - nach einer 18 Jahre andauernden dauerhaften Hausse, die Anfang 2000 ein jähes Ende fand - um die 10.000-Punkte-Marke kreist, fragen sich die Anleger erneut, ob heute die 10.000 Punkte für den Dow eine vergleichbare Barriere darstellen, wie damals die 1.000 Punkte.

Bevor wir dieser Frage auf den Grund gehen, sollten wir zunächst einige Begriffe klären. Unserer Meinung nach ist die Zeitdauer der einzige Unterschied zwischen „zyklisch” und „dauerhaft”. Eine zyklische Hausse beginnt mit einem Kurssprung um mindestens 20 Prozent im Vergleich zum letzten Tiefstand der vorangegangenen Baisse. Eine dauerhafte Hausse entsteht, wenn die zyklische Hausse sich zu immer neuen Rekordhochs aufschwingt.


Der S&P 500 befindet sich derzeit in einem zyklischen Bullenmarkt. Die letzte Baissephase endete am 9. Oktober 2002, als der S&P 500 ein Schlußtief von 776,76 Punkten erreichte und die Kurse daraufhin wieder stiegen. Wir wußten natürlich nicht wirklich, daß wir uns in einer neuen Haussephase befanden, bis der S&P 500 am 6. Mai 2003 mit 934,39 Punkten mehr als 20 Prozent über dem Tief vom Oktober 2002 schloß.

Der Dow Jones Industrial dürfte zuerst ein neues Hoch markieren

Stehen wir also am Beginn einer neuen dauerhaften Hausse? Wir glauben, daß man das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen kann. Außerdem dürfte sich zunächst der DJIA mit einer dauerhaften Hausse schmücken bevor der S&P 500 oder der Nasdaq in den Genuß einer solchen Zierde kommen. Warum? Bei einer Gesamtjahresrendite von zehn Prozent könnte der DJIA in weniger als zwei Jahren seinen Höchststand von 11.722,98 Punkten übertreffen, während der S&P 500 für die Überschreitung seiner Höchstmarke von 1.527,46 Punkten weniger als vier Jahre und der Nasdaq mit einer Höchstmarke von 5.048,62 Punkten sogar mehr als zehn Jahre benötigen würde.


Laut Definition von S&P spricht man von einer Baisse bei einem Kursrückgang von 20 Prozent und mehr auf ein vorangegangenes Hoch. Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es zehn solcher Baissephasen mit einer Dauer von durchschnittlich 16 Monaten. Der S&P 500 müßte auf 926 Punkte fallen (das wäre ein Rückgang um 20 Prozent im Vergleich zum Höchststand der zyklischen Hausse vom Februar 2004 in Höhe von 1.157,76 Punkten) um offiziell in den Bereich einer Baisse zu kommen. Eine dauerhafte Baisse ist unserer Ansicht nach eine Reihe aufeinanderfolgender zyklischer Haussephasen, die durch zyklische Baissephasen unterbrochen werden.

Auch in zyklischen Märkten läßt sich Geld verdienen

Wenn wir uns im Moment mitten in einem dauerhaften Bärenmarkt befinden, was sollten die Anleger dann tun? Es ist für sie nicht empfehlenswert, ihre Aktien zu verkaufen und das Geld unter die Matratze zu legen. Warum? Wenn man aus der historischen Entwicklung Empfehlungen für die Zukunft ableiten kann (man sollte diese zumindest niemals unmittelbar für bare Münze nehmen), dann ist auch in zyklischen Haussephasen innerhalb einer dauerhaften Baisse noch Geld zu verdienen.




Wir erkennen daraus, daß einige Marktbereiche während der durchschnittlichen Haussephasen in diesem Zeitraum (von denen es vier mit Kurssteigerungen von 48 bis 74 Prozent gab) mit ihrer Performance den S&P 500 und die durchschnittliche Performance aller 61 in dieser Studie erfaßten Branchen übertrafen. Im Allgemeinen lagen wirtschaftlich anfällige Branchen an der Spitze. Im Besonderen fielen zehn Branchen (erfaßt in absteigender Reihenfolge der durchschnittlichen Kursänderung) in allen vier zyklischen Haussephasen durch die höchste Häufigkeit überdurchschnittlicher Marktperformance (75 Prozent) auf.

Zyklischen Baissephasen kann man kaum entrinnen


Für die zyklischen Baissephasen sollte dem Leser eine Sache sofort auffallen: Es gab kaum ein Entrinnen. Im Durchschnitt hatte keine Branche einen Kursanstieg zu verzeichnen. Es konnte darüber hinaus nur eine der 51 an allen fünf Baissemärkten beteiligten Branchen - Aktien aus dem Bereich Abbau von Gold und Edelmetallen - mit einem Kursanstieg von durchschnittlich 16,3 Prozent zulegen (was hauptsächlich auf den Kurssprung um 144 Prozent während der Baissephase von 1973 bis 74 zurückzuführen war).

Und schließlich verzeichneten selbst die traditionell risikoarmen Bereiche Konsumgüter (Lebensmittel, Getränke und Haushaltswaren), Gesundheitswesen und Versorgungsunternehmen trotz ihrer überdurchschnittlichen Performance im Vergleich zum S&P 500 im Durchschnitt Kursrückgänge. Diese Branchen gelten traditionell als „sichere Häfen”, und zwar nicht, weil sie zulegen, wenn die Börse nachgibt, sondern weil die Kursverluste in diesen Bereichen in der Regel unter dem Durchschnitt liegen.

Und wie wir wissen ist die historische Performance keine Garantie für die zukünftige Entwicklung. Was bedeutet das also für die Anleger im kommenden Jahr? S&P glaubt, daß der zyklische Bullenmarkt stabil bleiben wird. Wir gehen davon aus, daß die amerikanische Wirtschaft die eher laue Phase in diesem Sommer hinter sich lassen und echtes Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,5 Prozent 2004 und 3,5 Prozent 2005 verzeichnen wird.

Dividendentitel dürften gefragt bleiben

Obwohl erwartet wird, daß die Verbraucher das Wirtschaftswachstum auch weiterhin ankurbeln werden, gelten die Investitionsausgaben als der wichtigste wachstumsfördernde Faktor. Man geht von in der Tendenz niedrigerer Inflation aus, da der Ölpreis sich gegen Ende 2005 bei 40 Dollar einpendeln dürfte. Für die kommenden Quartale wird ein Anstieg der Unternehmensgewinne bei allerdings rückläufiger Wachstumsrate erwartet. Man geht von einem Anstieg der Betriebsgewinne im S&P 500 um 22 Prozent 2004 und neun Prozent 2005 aus.

S&P ist der Meinung, daß der S&P 500 zumindest bis Mitte 2005 in der Hausse bleiben wird. Das Investment Policy Committee von S&P erwartet nach dem für 2004 prognostizierten gemäßigten Zuwachs von zwei Prozent nun einen Kursanstieg von etwa fünf Prozent in den ersten sechs Monaten des kommenden Jahres.

S&P favorisiert derzeit den Bereich Energie- und Telekommunikationsdienstleistungen, räumt jedoch ein, daß die Anleger in einem schwierigen Anlageklima, in dem ihre Sorge in der Hauptsache den steigenden Zinsen, den hohen Ölpreisen und einem zukünftig möglicherweise rückläufigen Gewinnwachstum gilt, wahrscheinlich eher zu erstklassigen Aktien mit höherer Marktkapitalisierung greifen werden, für die Dividenden gezahlt werden, sodaß sie ein bißchen Geld verdienen können während sie auf bessere Zeiten warten.
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Zitat:
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Die Börse ist keine Wissenschaft, sondern eine Kunst.

André Kostolany


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