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Alt 18-09-2008, 18:00   #886
Starlight
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Forbes lobt Power-Frau Merkel
Mittwoch, 17. September 2008

Sarah Palin regiert die Schlagzeilen. Seit John McCain die bis dahin recht unbekannte Gouverneurin von Alaska als mögliche „VP“ vorstellte, ist die Frau von keiner Titelseite wegzudenken. Wirklich wichtig ist sie dehalb noch lange nicht, und unter den 100 wichtigsten Frauen der Welt sucht man ihren Namen vergeblich.

Dafür rangiert eine andere politische Powerfrau auf Platz 1 der Liste, die jedes Jahr vom amerikanischen Wirtschaftsmagazin Forbes ermittelt wird: Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin hat es als einzige Deutsche in die „Top 100“ geschafft und gleich auf den Spitzenplatz.

Die Begründung: „Mit einem Bruttoinlandsprodukt von 3,3 Billionen Dollar ist Deutschland die größte Konjunktur in Europa, und Merkels Reformen haben sie zu neuem Leben erweckt. Die Arbeitslosigkeit fällt (auch wenn das Verbrauchervertrauen jüngst auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen ist). Sie hat ein höheres Rentenalter durchgesetzt, mehr Frauen auf Top-Regierungsposten gesetzt und das Elterngeld erhöht.“

Soweit das Urteil der Wirtschaftsexperten, die dem noch respektvoll hinzufügen: „Sie prescht wie ein Bulldozer durch Kontroversen: Sie hat den Dalai Lama empfangen, Mugabe verurteilt und will die globale Bedeutung des Euro stärken, während der Dollar schwächelt. Sie will Deutschland mit höheren Abgas-Steuern umweltfreundlicher machen. Die Europäer haben sie zur einflussreichsten Politikerin gewählt.“

Hinter Merkel finden sich zunächst vor allem Frauen aus der Geschäftswelt. Auf Rang 2 steht etwa Sheila Bair, die der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt sein dürfte, die aber als Vorsitzende der FDIC eine Hauptrolle in der aktuellen Finanzkrise in den USA spielt. Über die FDIC sind die Spareinlagen der Amerikaner versichert, deren Sicherheit zuletzt oft angezweifelt wurde. Bair fällt im Moment eine Schlüsselrolle zu: Sie muss das Vertrauen der Bürger halten und einen Ansturm auf die Banken vermeiden, der noch manches US-Finanzhaus in Liquiditätsnöte treiben könnte.

Unter den Top-Frauen sind ferner Indra Nooyi, die Vorstandsvorsitzender des 39 Milliarden Dollar schweren PepsiCo-Konzerns, und ihre Kollegin beim Konkurrenten Kraft Foods, Irene Rosenfeld. Aus Corporate America hat es sonst noch Angela Braly geschafft, die den Krankenversicherer WellPoint mit immerhin 35 Millionen Mitgliedern leitet; ihr folgen Cynthia Carroll, die Chefin des Rohstoffriesen Anglo American, und Xerox-CEO Anne Mulcahy.

Abgerundet wird die Top 10 von der amerikanischen Außenministrerin Condoleezza Rice und zwei Frauen aus dem Ausland: Ho Ching aus Singapur hat die dortige Temasek Holding von einem auf Singapur konzentrierten Unternehmen zu einem der wichtigsten asiatischen Konzerne vergrößert. Im 100 Milliarden Dollar schweren Investmentportfolio der Holding liegen Beteiligungen an indischen und chinesischen Unternehmen – leider auch ein 15-prozentiger Anteil an Merrill Lynch.

Die Französin Anne Lauvergeon ist unterdessen Chefin des Kernkraftwerkriesen Areva, bei dem es in diesem Jahr bereits zwei Unfälle gegeben hat. Ihr fällt die Aufgabe zu, den Ruf der Kernkraft zu retten. Ob das gelingt oder nicht, wird angesichts der globalen Energiekrise Auswirkungen in allen Ländern haben.

Nennenswerte Power-Frauen, die unter den ersten 25 auf der Forbes-Liste auftauchen, sind die ukrainische Premierministerin Yulia Tymoshenko, Sonia Gandhi, die Vorsitzende der indischen National Congress Party, und die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet.

Die New Yorker Senatorin und frühere Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton rangiert auf Platz 28, knapp vor First Lady Laura Bush und Melinda Gates, der Frau von Bill Gates und Chefin der milliardenschweren Gates-Stiftung. Ebenfalls auf der Liste stehen Queen Elizabeth II. und sämtliche weiblichen Nachrichtensprecherinnen der großen US-Sender.
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Alt 23-09-2008, 17:17   #887
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Der 700-Milliarden-Dollar-Skandal
Montag, 22. September 2008

Die jüngsten Entwicklungen in Washington D.C. sind haarsträubend. Die amerikanische Regierung plant ein Rettungspaket für die Finanzriesen, das mit 700 Milliarden Dollar sogar den gigantischen US-Verteidigungsetat übersteigt – und das von einem einzigen Mann verwaltet werden soll. Ohne Abstimmung. Ohne jede Kontrolle.

Dass sich in den letzten Tagen mit Finanzminister Hank Paulson, Fed-Chef Ben Bernanke und einigen Leuten bei der SEC Befürworter für ein solches Paket gefunden haben, ist nicht das eigentlich Schlimme. Wirklich erschütternd ist, mit welcher Eile ausgerechnet der ahnungslose US-Präsident George W. Bush dieses Paket durch den Kongress drücken will.

Wenn man aus den Terrorattacken von 2001 eines gelernt habe, so Bush, dann doch wohl, dass die Regierung schnell handeln müsse, um Krisen zu bewältigen. Das ist absurd. Wenn man aus den Fehlern der letzten Jahre überhaupt etwas gelernt haben sollte, dann vor allem, dass man sich in schwierigen Zeiten nicht von einer korrupten Regierung zu panischen Entschlüssen treiben lassen sollte, die am Ende die Lage nur noch schlimmer machen.

Denn das ist bisher geschehen und hat zum Einmarsch im Irak ebenso geführt wie zur illegalen Abhörung von privaten Telefongesprächen ohne jede richterliche Genehmigung.

Der aktuelle Plan der Bush-Regierung würde Finanzminister Paulson einen Blankoscheck über 700 Milliarden Dollar geben, für den er keine Rechenschaft schuldig wäre. Das Finanzministerium möchte mit dem Geld der Steuerzahler den Banken nicht nur die ursprünglich angepeilten „schlechten Hypotheken“ abkaufen, sondern plötzlich alle „schlechten Anlagen“. Man möchte das unbürokratisch und ohne Abstimmung tun und verlangt dafür auch Immunität. Kein Richter und kein Gericht soll Paulson und seinem Team an den Karren fahren können, wenn das Geld wirkungslos verbrannt wird.

In einem Land, dass sich regelmäßig auf seine Verfassung, Bürgerrechte und Demokratie beruft, und dessen Regierung für „weniger Macht für Washington und mehr Selbstbestimmung für den Bürger“ eintritt, ist das nicht weniger als schockierend. Eine Allmacht für Hank Paulson – der sicherlich ein begabter Finanzexperte ist – wäre in einer Diktatur besser angesiedelt; der Kongress mus sich mit Händen und Füßen dagegen wehren.

Zumindest müssen einige Details offen diskutiert und geklärt werden. So ist bisher etwa unklar, zu welchem Preis die Regierung die kaputten Anlagen der Finanzhäuser übernehmen soll. Zum aktuellen Marktwert? Dann hätte das ganze ja keinen Sinn für die Banken und den Markt. Zu einem überhöhten Preis? Dann würde der Steuerzahler den Banken direkt Geld zustecken und für deren Fehler büßen.

Die Demokraten haben zudem einen Gegenentwurf zur Paulson-Vorlage erarbeitet, der vorsieht, dass die Regierung für ihren Einsatz bei den Banken wenigstens jeweils Unternehmensanteile in entsprechender Höhe bekommt. Damit wäre sichergestellt, dass der Steuerzahler direkt davon profitiert, wenn der teure Plan gelingt.

Die Republikaner sperren sich gegen solche Details und wollen möglichst über Nach ein Gesetz ohne Haken und Ösen durchfechten. George W. Bush hat erklärt: „Die ganze Welt schaut auf uns und sieht zu, wie wir das Problem lösen.“ Im Moment sieht die ganze Welt Krisenmanagement durch einen Narren, der aus der Vergangenheit nichts gelernt hat. Oder – noch schlimmer – eine Regierung, die kurz vor dem möglichen Machtwechsel auf Kosten des Mittelstandes ihre Gönner ausbezahlen will.
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Alt 23-09-2008, 17:18   #888
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Super Bowl ohne GM-Spots
Dienstag, 23. September 2008

Die amerikanische Regierung hat hunderte von Banken bestimmt, deren Aktien nicht mehr leerverkauft werden dürfen. Damit will man die Papiere vor Spekulanten schützen, die mit weiter fallenden Kursen rechnen. Mitten auf der Liste fallen einige Unternehmen auf, die gar nicht so recht zu den anderen passen: die Auto-Hersteller.

General Motors zählt zu den Papiere, die von der Börsenaufsicht als schützenswert angesehen werden. Damit rangiert der einstige Industrieriese bereits zum zweiten Mal in kürzester Zeit mitten unter den Banken. Zuletzt hatte die Regierung bekanntlich milliardenschwere Rettungspakete für Bear Stearns, Fannie Mae, Freddie Mac und andere geschnürt – und GM und Ford hatten sich gleich mit angestellt.

Die beiden Konzerne, die einst hunderttausende Amerikaner beschäftigt haben, die aus der Industrialisierung des Landes nicht wegzudenken sind, und die nicht nur im Mittleren Westen die Kultur des Landes entscheidend mitgeprägt haben, rollen mit platten Reifen und gebrochenen Achsen vor sich hin… dem Schrottplatz entgegen. Zuletzt hatte man vergeblich auf 50 Milliarden Dollar von der Regierung gehofft, die man in die Erforschung alternativer Energien stecken wollte. Man bekommt „nur“ 25 Milliarden Dollar.

Selbst das ist zuviel, denn GM und Ford brauchen nicht mehr Geld, sondern einfach ein wenig Verantwortungsbewusstsein, vorausschauendes Managements und kreative Ideen. Wobei man letztere schon hin und wieder hatte. Ford hat es ja gerade geschafft, einen neuen Fiesta mit sparsamerer Technik auf den Markt zu bringen – allerdings nur in Europa. Für den heimischen Markt zwischen New York und Kalifornien hält man das Teil für ungeeignet.

Auch in Zeiten einer andauernden Ölkrise, hoher Arbeitslosigkeit und steigenden Umweltbewusstseins gehören große Schlitte eben zu Amerika wie die Freiheitsstatue, Apple Pie und der Super Bowl.

Von letztem allerdings hat sich nun zumindest General Motors verabschiedet. Um Kosten zu sparen will man in diesem Jahr zum ersten Mal keine Anzeigen während des Footballfestes schalten. So lässt sich in der Tat sparen, denn das ganze Jahr über ist Sendezeit nicht so teuer wie während des Endspiels, wenn das ganze Land vor dem Bildschirm sitzt und konsumgierig auf die Commercials wartet.

Satte 3 Millionen Dollar verlangt der ausstrahlende Sender NBC für einen 30 Sekunden langen Spot. Zwei davon hatte GM im letzten Jahr noch: einen für den Chevrolet Tahoe und einen für den GMC Yukon Hybrid. In diesem Jahr spart man sich die Ausgabe, von der man immerhin ein paar hundert Mitarbeiter ein Jahr lang beschäftigen könnte. Auch während der teuren Oscar- und und der Emmy-Awards hält sich GM zurück.

Ob sich das Unternehmen so sanieren lässt, kann wohl bezweifelt werden. Doch wenigstens hat man einmal eine Entscheidung gefällt, ohne auf Weisung aus Washington zu warten. Das ist ein guter Schritt.
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Alt 25-09-2008, 17:18   #889
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Ein Buffett macht noch keine Rallye
Donnerstag, 25. September 2008

Wenn Warren Buffett bis zu 10 Milliarden Dollar in die Märkte pumpt, dann sollte das eigentlich zu einer Rallye führen. Tut es aber nicht. Die Wall Street dümpelt am Mittwoch recht lustlos durch den Tag; die Bullen können von dem überraschenden Vertrauensbeweis durch das „Orakel von Omaha“ nicht profitieren.

Das könnte daran liegen, dass sich Buffett zwar für das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket von Bush, Bernanke, Paulson & Co. ausgesprochen hat – dass er aber nicht etwa darauf setzt, sondern auf Goldman Sachs.

Der einstige Investmentriese, die unumstrittene Nummer Eins der Branche mit dem besten Ruf an der Wall Street, ist zwar von der aktuellen Finanzkrise gebeutelt, steht aber immer noch viel besser da als die Konkurrenz. Dass das Unternehmen mitten im Subprime-Boom einen Hedge gegen die Billig-Kredite abgeschlossen hat, fand manch einer zwar verwerflich… doch darauf kommt es im New Yorker Finanzdistrikt längst nicht mehr an.

Vielmehr geht es um nackte Zahlen, und da steht Goldman Sachs einfach besser da als die anderen. Und das hat Warren Buffett inspiriert, in großem Stil einzusteigen. Schauen wir doch hinter den Milliarden-Deal: Die Aktien kosten zur Zeit rund 125 Dollar und damit halb soviel wie vor einem Jahr. Es ist vier Jahre her, dass Goldman Sachs so billig war. Und trotzdem hat sich Buffett noch einen Rabatt von 10 Prozent zusichern lassen, wenn er noch einmal für bis zu 5 Milliarden Dollar Anteile nachkaufen will.

Damit spricht Buffett zwar Goldman Sachs sein Vertrauen aus, und er hofft auf ein Rettungspaket aus Washington. Er sagt aber nicht, dass mit letzterem zu rechnen wäre. Der Markt hat das erkannt, was nach zweitägiger Diskussion vor dem Kongress auch nicht schwer ist. Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die anfangs von den Republikanern bedingungslos geforderten 700 Milliarden Dollar doch nicht so schnell fließen, sondern dass sie mit Haken und Ösen kommen werden.

So müssen die Firmen, denen staatliche Unterstützung zuteil wird, ihre CEO-Boni begrenzen. Sie müssen mehr Transparenz schaffen. Sie müssen Unternehmensanteile an den Staat abtreten. All das ist auch mehr als verständlich, wenn der Staat für zig Milliarden Anlage-Ramsch aus den Bilanzen kauft.

Doch selbst mit den besprochenen Einschränkungen sind Kosten und Nutzen des Rettungspaketes nicht klar. Selbst das Congressional Budget Office, die Bilanzprüfer in der Hauptstadt, kritisiert fehlenden Einblick in die Konzepte. Eine Schätzung der wirklichen Kosten für den Steuerzahler sei zur Zeit nicht möglich, heißt es von Insidern. Vor allem in einem umstrittenen Wahlkampf sind solche Aussagen unpopulär.

Insofern wird es wohl noch dauern, bis ein Retttunspaket aus Washington an der Wall Street eintrifft. Die ständigen Mahnungen von Henry Paulson, dass Eile geboten und ein Eingreifen binnen der nächsten Tage notwendig sei, erhöht das Vertrauen der Anleger nicht. Sie entfernen sich weiter aus dem Markt – und daran kann nicht einmal Warren Buffet etwas ändern.
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Alt 26-09-2008, 17:10   #890
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Deutsche Politiker schlagen Wellen
Donnerstag, 25. September 2008

Jedes Jahr gegen Ende September findet an der Wall Street ein internationales Schaulaufen statt. Anlässlich der Generalversammlung der Vereinten Nationen sind immerhin Staatsoberhäupter aller möglichen Länder in New York, und viele wollen sich ein medienwirksames Foto an der New York Stock Exchange nicht entgehen lassen.

NYSE CEO Duncan Niederauer hat also ein paar spannende Tage hinter sich. Am Montag führte er den Premierminister von Kuwait und den Präsidenten von Montenegro auf den kleinen Balkon, wo jeden Tag per Glockenschlag der Handel eröffnet und beendet wird. Am Dienstag kam der Präsident der Ukraine, am Mittwoch läuteten der Premierminister von Dänemark und der Präsident von Mexiko die Glocke, am Donnerstag war Portugal am Ruder, und zum Wochenschluss erwartet man noch das türkische Staatsoberhaupt.

Zwischen all den Staatschefs bleibt wenig Zeit für Gäste aus der zweiten Reihe, doch eine Ausnahme machte die Börse gerne: Für den deutschen Außenminister Frank-Walter Steinmeier nahm man sich am Mittwoch Zeit. Eine halbe Stunde lang diskutierte der Vize-Kanzler mit Niederauer in dessen Büro im sechsten Stock – über die Finanzkrise ebenso wie über die zurückliegende Steuben Parade; immerhin war Niederauer als Sohn deutscher Einwanderer mit von der Partie und Steinmeier ist als Unterstützer der deutsch-amerikanischen Kulturarbeit bekannt.

Doch das hektische Auf und Ab auf dem Parkett bestimmte natürlich das Gespräch der beiden, denn Deutschland sorgt sich ebenso über die instabile Lage an den US-Finanzmärkten wie der Rest der Welt. Das brachte zuletzt Steinmeiers Berliner Kollege, Finanzminister Per Steinbrück, auf den Punkt, dessen Kommentare vor dem Bundestag in den USA allerdings als wenig diplomatisch aufgenommen werden.

Der Fingerzeig auf Amerika als Urheber der Finanzkrise kam dabei zwar nicht überraschend, wurde aber ebenso mißmutig zur Kenntnis genommen wie Steinbrück’s Mahnung, dass sich die Vorherrschaft der Amerikaner als wirtschaftliche Weltmacht dem Ende neige.

Das hört man nicht gerne in den USA, und kaum ging die Meldung aus Berlin über die Ticker, meldeten sich die Blooger zu Wort. Viel Munition hatten sie allerdings nicht. Der Kommentator „Griffiths“ wirft Deutschland vor allem Neid vor; schließlich sei das Land „nur ein Viertel so groß wie Amerika“ und dazu eine „Bürokratie“, die „technisch nicht auf der Höhe der Zeit“ sei. Der Blogger „Freedomman“ fragt, wie der Deutsche sich solche Töne überhaupt erlauben könne… schließlich habe Amerika das Land nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf die Beine gebracht.

Doch anerkennende Kommentare sind in der Überzahl: „Traderjoeny“ gibt zu, dass eine historische Konsumsucht Amerika in Schwierigkeiten gebracht hat, ein anderer Blogger anerkennt, dass das Land „konkurs“ sei, und „kelcuk“ freut sich geradezu „darauf, nicht mehr Supermacht sein zu müssen“. Dieser Status habe die USA jehrzehnteland Geld gekostet und „Hybris und Arroganz“ in die politische Führung gebracht.

Inmitten der Finanzkrise schlagen die Wellen auf beiden Seiten hoch, doch darf sich Finanzminister Steinbrück wohl Hoffnung machen, an der Wall Street doch noch empfangen zu werden, wenn er wieder einmal New York einen Besuch abstatten wird.
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Alt 27-09-2008, 23:31   #891
Benjamin
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27. September 2008, 20:33 Uhr

MILLIARDENPOKER IN WASHINGTON
Die Nacht, die Amerikas Banken retten soll


Den Unterhändlern von Republikanern und Demokraten im US-Kongress steht eine lange Nacht bevor. Denn bisher zeichnet sich bei den Gesprächen über das 700 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket zur Bekämpfung der US-Bankenkrise kein Durchbruch ab. Doch die Zeit drängt.

...

http://www.spiegel.de/wirtschaft/mil...-a-580911.html
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Alt 27-09-2008, 23:44   #892
Benjamin
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http://www.nytimes.com/
Consensus on Wall Street Rescue Plan Is Said to Be Near
By DAVID M. HERSZENHORN and CARL HULSE 3:43 PM ET

Officials said that the core of the proposal put forward by the Treasury secretary remained intact, and that a deal might be announced on Sunday evening before the markets open in Asia.

The spending plan, passed by a vote of 78 to 12, totals more than $630 billion. It includes nearly $23 billion in disaster aid for storm-ravaged parts of the country and also allows the expiration of a quarter-century-old ban on new oil drilling off the Atlantic and Pacific Coasts, handing Republicans a political victory. It also provides $25 billion in loan guarantees for the auto industry.
#################

"Traders will probably trade small with the high drama in Washington going on. If we finally do get an agreement, the market will get the lift but it won't last more than a day before the reality of the poor economic backdrop and the upcoming earnings season comes into focus," said Elliot Spar, option-market strategist at Stifel, Nicolaus & Co.
http://www.marketwatch.com/news/stor...5E2208E800F%7D

Geändert von Benjamin (27-09-2008 um 23:54 Uhr)
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Alt 28-09-2008, 18:47   #893
Benjamin
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Finanzmarktkrise in den USA

Einigung auf Rettungsplan für Banken


...

http://www.tagesschau.de/wirtschaft/...gsplan104.html


US-Kongress gewährt günstige Kredite
25 Milliarden Dollar für US-Autohersteller


Nach der Finanzbranche erhalten auch die kriselnden US-Autobauer staatliche Milliarden-Hilfen. Der US-Kongress verabschiedete ein Paket mit zinsgünstigen Krediten im Umfang von 25 Milliarden Dollar für die Hersteller. Die Darlehen sollen Unternehmen wie der Opel-Mutter General Motors, Ford und Chrysler LLC dabei helfen, benzinsparende Fahrzeuge und Lastwagen zu bauen und damit den Spritverbrauch wie geplant bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Zur Absicherung der Kredite will die Regierung 7,5 Milliarden Dollar an Steuergeldern einsetzen.

Die Hilfen sind der erste staatliche Eingriff in die US-Autoindustrie seit der Rettung von Chrysler 1980. Deutsche Hersteller haben die Finanzspritze als wettbewerbsverzerrend kritisiert. Zulieferer hoffen dagegen auf neue Aufträge.

Kredite Teil eines ganzen Finanzpakets

Die Subventionen für die US-Autoindustrie sind Teil eines umfangreichen Ausgabengesetzes über 634 Milliarden Dollar, das der Senat mit 78 zu 12 Stimmen verabschiedete. US-Präsident George W. Bush hatte bereits angekündigt, das entsprechende Gesetz nach der Zustimmung des Kongresses schnell unterschreiben zu wollen. Mit den nun beschlossenen Ausgaben soll die Finanzierung der Regierung über die Zeit der bevorstehenden Präsidenten- und Kongresswahlen hinaus sichergestellt werden.

Kriegskasse und Ölbohrungen

In dem Paket sind auch 488 Milliarden Dollar für das Verteidigungsministerium enthalten. Die Summe sichert den Pentagon-Haushalt bis Ende September 2009.
Die Kosten der Kriege in Afghanistan und dem Irak sind in anderen Gesetzen abgedeckt. Die Gesetzesvorlage wurde vom Kongress aber auch dazu genutzt, ausstehende Vorhaben der Bush-Regierung noch umzusetzen. Es sieht auch die Aufhebung des Verbots von Ölbohrungen vor der Atlantik- und der Pazifikküste vor.

Quelle: Tagesschau.de

##############

Still, Republican House members are waiting to see the compromise proposal written into legislation before making a final decision to support it, said Representative Eric Cantor of Virginia.

``We're waiting to see what this looks like on paper to see if we have an agreement,'' Cantor said.

The proposal immediately provides $250 billion, and another $100 billion could be used at the request of the president. Congress would have to review the expenditure of the remaining $350 billion, according to an outline distributed to reporters.

Companies that sell debt to the government will issue stock warrants to the government so that taxpayers ``can gain as companies recover'' from economic difficulties.

Republican leadership aides said that provisions favored by unions that own significant stakes in companies through pension plans were dropped. That includes a requirement for shareholder votes on executive-compensation issues.


##############

Paulson and Bernanke have tried one thing after another to stimulate lending and restore confidence since the markets blew up in the summer of 2007, but nothing has worked for more than a brief period.

The two amigos had to ask Congress to fund the bailout, which comes directly from taxpayer money. But for the past 14 months they've thrown hundreds of billions of dollars of fed assets into the market, and lenders still won't lend. Recent figures show that the Fed has used recently created programs to put about $400 billion of cash and Treasury securities (which are the same as cash) into the credit markets, much of it as loans against hard-to-value securities. Despite that, debt markets are still glopped up (though things might be far worse, absent these programs).

What I find especially disturbing is that the Fed's post-Bear-Stearns-collapse program to lend to investment banks didn't forestall runs on investment banks, and Paulson's guarantee of Fannie Mae and Freddie Mac debt didn't settle those markets, forcing the Treasury to take the companies over. I thought both those programs would work.

It's going to take quite a while to see whether the debt markets' depression is lifted by the bailout - I wouldn't place much faith in early reports.

And let's not forget that there's a long-term psychological cost to this fix: It has enraged ordinary taxpayers-and rightly so. Don't be surprised if they lose faith in the supposed miracle of free markets, and in the financial system, and in the Fed and Treasury, which - unlike Washington pols - have been generally revered. That loss, in fact, may be the bailout's biggest cost of all.
############

Finanzspritze
Washington hilft Autobauern mit Milliarden


Nach der Finanzbranche erhalten auch die kriselnden US-Autobauer Milliardenhilfen: Der Senat hat ein Paket mit zinsgünstigen Krediten für die Produktion benzinsparender Fahrzeuge verabschiedet. Auch Ölbohrungen vor US-Küsten sind nun erlaubt.

...

http://www.ftd.de/unternehmen/indust...en/419273.html

Geändert von Benjamin (28-09-2008 um 19:25 Uhr)
Benjamin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 28-09-2008, 20:38   #894
Benjamin
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Godmode sieht zunächst eine positive Marktreaktion, die dann später durch "weitere Ereignisse" gedreht würde und zu einem tieferen Tief führen sollte (Kapitulation?).

Danach dann Bullentraum. Das würde - alles in allem - in etwa mit dem oben gesagten übereinstimmen.



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Alt 29-09-2008, 18:08   #895
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Angst vor dem Weihnachts-Schock
Freitag, 26. September 2008

Die Wall Street zerfällt, das Vertrauen der Anleger ist dahin… dabei ging es in den letzten Tagen fast nur um den Finanzsektor – eine einzige Branche unter vielen, die zur Zeit leiden. Aus zahlreichen anderen Branchen stehen weitere schlechte Nachrichten an, die den Dow Jones weiterhin belasten dürften.

Außer der Finanzbranche steht der Automobilsektor regelmäßig unter Beobachtung, damit hat es sich aber schon. Selbst der sonst viel beachtete Energie- und Ölsektor hat seine jünsten Kursverluste fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit weggesteckt, und die Warnungen aus dem Hightech-Sektor, wo man mit deutlich sinkenden IT-Investitionen der amerikanischen Unternehmen rechnet, machen keine großen Schlagzeilen mehr.

Und dann gibt es noch eine ganze Reihe von Unternehmen, die den größten Teil der US-Konjunktur stemmen und doch aus dem Blickfeld vieler Investoren verschwunden sind: die Einzelhändler. Die haben gerade das Geschäft zum Schulanfang mehr schlecht als recht hinter sich gebracht und arbeiten jetzt auf Weihnachten zu – die Aussichten sind trübe.

Die Experten von Deloitte & Touche gehen davon aus, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr nur 2,5 bis 3 Prozent über dem Vorjahresvolumen liegen dürfte. Das wäre das schwächste Wachstum seit 17 Jahren.

Ganz überraschend wäre das nicht. Dass der amerikanische Verbraucher unter der Finanz- und Immobilienkrise leidet, kaum mehr Kredite aufnehmen kann und unter Inflationsdruck leidet, ist weithin bekannt. Und dass Inflation trotz der jüngst fallenden Energiepreise ein Problem ist, weiß man auch; schließlich sind auch die Lebensmittelkosten dramatisch angestiegen.

Dazu kommen die Sorgen um einen immer schwächeren Arbeitsmarkt mit einer historisch hohen Arbeitslosenquote, und all diese Faktoren führen dazu, dass Verbraucher zur Zeit weniger frei verfügbares Geld haben – entsprechend wird Weihnachten bei amerikanischen Familien etwas sparsamer ausfallen. Da aber die USA ebenso wie die Börse weitgehend konsumabhängig sind, bahnen sich hier weitere Kurseinbrüche an.
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Alt 29-09-2008, 18:08   #896
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Rettungspaket lässt Börsen kalt
Montag, 29. September 2008

Sie haben es geschafft. Republikaner und Demokraten haben sich in Washington zusammengerauft und ein 700 Milliarden Dollar schweres Hilfspaket für die Wall Street gepackt, das ganze auch noch rechtzeitig vor Handelsbeginn an den Weltbörsen. Und trotzem brechen die Märkte am Montag ein… kein Wunder.

Denn um das Hilfspaket aus Washington ranken sich – in den USA und auch an den Handelsplätzen in Asien und Europa – viele Fragen. Kommt das Paket überhaupt durch den Kongress? Kann der Zuschuss aus der Hauptstadt Vertrauen in die Märkte bringen? Und die ungeheuerlichste Frage: Sind 700 Milliarden Dollar genug?

Letztere Frage wird am Montag überall aufgeworfen, und damit zeigt sich eigentlich schon, dass mit dem Rettungspaket längst nicht alle Sorgen vom Tisch sind. Obwohl nun der amerikanische Steuerzahler bluten muss, obwohl pro Haushalt mehr als 6000 Dollar gezahlt werden, fürchten manche Insider, dass zu wenig zu spät kommt.

Durch weitere Bankenpleiten zum Wochenstart wird dieser Eindruck verstärkt. Die amerikanische Großbank Wachovia geht an die Citigroup, und jenseits der Grenzen gibt es weitere Opfer: In Benelux stürzt Fortis, in Großbritannien wird die Hypothekenbank Bradford & Bingley verstaatlicht, und in Deutschland steht die Hypo Real Estate vor dem Kollaps.

Damit ist nun endgültig klar, wie dramatisch die globalen Folgen der US-Finanzkrise sein können. Naiv wer glaubt, dass es bei den drei Banken bleibt, die am Montag Schlagzeilen machen. Schon jetzt sorgen sich Anleger um die Commerzbank, der Haushaltsausschuss in Berlin trifft sich zu einer Krisensitzung… und die Wall Street bekommt das alles mit und weiß: Die Sache ist noch lange nicht vom Tisch.

Zumal man sich in Washington noch lange nicht auf den besten Weg aus der Krise geeinigt hat. In beiden Parteien gibt es Gegenstimmen, die das 700 Milliarden Dollar schwere Paket stoppen wollen. Der texanische Abgeordnete Jeb Hensarling stimmt mit Sicherheit gegen die Maßnahme, da die USA „über dieses Paket langsam in den Sozialismus“ abrutsche. Finanzminister Paulson bezeichnet er schon einmal als „King Henry“ – und auf eine Finanz-Monarchie will zumindest er sich nicht einlassen.

Auch die Demokraten sind nicht happy: In ihren Augen hilft das Paket zuwenig den Hausbesitzern, die von den Banken mit unfairen Hypotheken abgezockt wurden. Denen wollten sie die Gelegenheit geben, ihre Kredite neu zu verhandeln, doch dieser Aspekt ist aus dem mittlerweile 150 Seiten dicken Gesetzvoschlag herausgefallen.

Was den Fortschritt in Washington ebenfalls erschwert: Der Wall Street schlagen in ihrer Not nicht gerade Wellen der Sympathie entgegen. Den Wählern ist klar, dass die Gier und Hybris der Banker die Krise herbeigeführt hat – und dass deren Spiel noch lange nicht zu Ende ist. Erst am Freitag kam heraus, dass der letzte CEO von Washington Mutual mit einem Bonus von 20 Millionen Dollar verabschiedet wird. Dabei war er nur drei Monate an der Spitze gestanden. Dass er eingestellt wurde, um eine Pleite zu verhindern, und dass er genau das nicht geschafft hat, schlägt sich auf die großzügige Entlohnung nicht durch.

Angesichts solcher Fälle überlegen sich zahlreiche Abgeordnete, ob die der Wall Street mit einem Rekordbetrag zur Seite springen sollen. Solange aber solche Zweifel im Raume stehen, kann sich die Börse nicht erholen… ob sie es später schafft, wenn das Paket beschlossen ist, bleibt abzuwarten.
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Alt 01-10-2008, 17:58   #897
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Schon wieder ein „Bailout“
Mittwoch, 1. Oktober 2008

Wenn die Amerikaner 2008 nicht nur einen Präsidenten, sondern auch ein „Wort des Jahres“ wählen müssten, es gäbe einen klaren Sieger: „Bailout“. Als Verb steht „to bail out“ für „auslösen“ oder „freikaufen“, und es bezeichnet was die US-Regierung seit geraumer Zeit tut: Sie schießt kaputten Unternehmen Geld zu, um sie vor einer Pleite zu retten.

Der größte Bailout, ein 700 Milliarden Dollar schweres Geldpaket für die Finanzbranche, ist wohlgemerkt noch immer umstritten; eine erste Absage des Kongresses hat die Wall Street auf eine historische Achterbahnfahrt geschickt. Doch vor dem richtig dicken Brummer, um den Republikaner und Demokraten zur Zeit in Washington kämpfen, gab es schon eine ganze Reihe kleinerer Aktionen.

So kaufte die Regierung jüngst Fannie Mae und Freddie Mac auf, man schoss dem illiquiden Versicherungsriesen AIG 85 Milliarden Dollar zu, man sprang auch dem Investmenthaus Bear Stearns zur Seite – dem Konkurrenten Lehman Brothers allerdings nicht. Und auch außerhalb der Finanzbranche hat man Geld verteilt, unter anderem an die Autofirmen. Satte 25 Milliarden Dollar fließen dieser Tage nach Detroit; dort ist man damit nicht einmal zufrieden, denn zuletzt hatten General Motors und Ford 50 Milliarden Dollar gefordert.

Hinter dem Auto-Bailout steht ein ungeheuerliche Denkweise. Die Unternehmen scheinen endlich erkannt zu haben, dass man mit den alten Spritschleudern und ineffizienten Motoren in Zeiten hoher Öl- und Benzinpreise und eines stärkeren Umweltbewusstseins nicht mehr bestehen kann. Sie scheinen auch erkannt zu haben, dass man darauf schon viel früher hätte kommen können, und dass die Konkurrenz in Asien und Europa zur Zeit einen Vorsprung hat, den sie kaum einholen können.

Dass das alles selbstverschuldet ist, sieht man natürlich nicht. Vielmehr bemüht man sich plötzlich um die Erforschung alternativer Konzepte und energiesparender Motoren, und genau diese Forschungsarbeit will man sich vom Staat bezahlen lassen… davon, dass die Steuerzahler nachher an den Gewinnen der Unternehmen beteiligt werden, findet sich in der Vorlage wohlgemerkt nichts.

Das ist ebenso ungeheuerlich wie die Tatsache, dass die großen Automobilhersteller die neuen Technologien längst besitzen. GM hat den „Volt“ auf der Basis von Lithium-Ionen-Batterien bereits vorgestellt und für 2010 in Serie angekündigt. Ford hat effiziente und spritsparende Wagen in Europa auf dem Markt, bringt sie aber wegen zu geringer Margen nicht auf amerikanische Straßen.

Branchenanalysten gehen davon aus, dass GM und Ford das Geld aus Washington gar nicht in die weitere Forschung, sondern in die Produktion stecken. Doch selbst das garantiert noch nicht einmal, dass die bereits entwickelten Konzepte künftig en masse verwendet werden. Für den „Volt“ von GM sind im ersten Produktionsjahr etwa magere 25 000 Einheiten geplant, später will das Unternehmen bis zu 60 000 Wagen pro Jahr herstellen. Warum dafür zig Millionen aus den Steuerkassen fließen sollen, ist den meisten Amerikanern unklar.

Wahrscheinlich wird „Bailout“ deshalb auch nicht zum „Wort des Jahres“ gekürt werden – eher zum „Unwort“.
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Alt 03-10-2008, 18:21   #898
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Der Frust der Volkswirte
Freitag, 3. Oktober 2008

Dass Amerika auf einem steilen Weg bergab ist, bestreitet längst keiner mehr. Und die jüngsten Arbeitsmarktzahlen bestätigen, dass die Rezessionsängste, die Skeptiker seit langem hegen. Umso dringender bemüht sich Washington, noch vor Wochenschluss das viel diskutierte Rettungspaket für die Wall Street zu verabschieden. Ob es hilft?

Das Rettungspaket für die Wall Street, das zunächst auf 700 Milliarden Dollar taxiert war und dann mit völlig überflüssigen und von Steuerzahlerverbänden massiv kritisierten Zusätzen auf 850 Milliarden Dollar aufgebläht wurde, dürfte am Freitagmittag vom Repräsentantenhaus verabschiedet werden. Daran ändern auch unzählige Demonstrationen nichts, bei denen tausende von Bürgern gefordert haben, dem Spuk ein Ende zu machen und nicht mit Steuergeldern die Banken freizukaufen.

Die Abstimmung im Senat, wo das Rettungspaket mit einer Dreiviertel-Mehrheit abgesegnet wurde, hat gezeigt, dass US-Politiker auch unter dem großgeschriebenen Motto „Change“ zu eben diesem Wechsel doch nicht bereit sind. Zu mächtig sind die Banken, als dass man ihnen diesmal Hilfe aus Washington verweigert hätte. Dabei hätte man das durchaus tun und das Rettungspaket ablehnen können, meinen zumindest führende Volkswirte. Die kaufen das Argument nicht, dass Washington sich gerade zum kleineren Übel durchringe und keine andere Chance habe. Im Gegenteil: Viele - darunter einige aus dem Obama- oder McCain-Lager sowie politisch unabhängige – halten die 451 Seiten starke Vorlage für wirkungslos.

Jonathan Berk, Finanzprofessor an der renommierten Stanford University, war „noch nie so frustriert. (…) Die Politiker wissen nicht was sie tun, sie kennen sich in der Materia überhaupt nicht aus.“

Für einige Volkswirte beginnt es damit, dass Washington die Situation nicht richtig einschätze und das Rettungspaket zu groß und zu weitläufig gemacht habe. „Einige Boote sinken“, erklärt John Cochrane von der University of Chicago Business School. „Statt diese Boote zu retten, sprengt man den Damm und flutet den ganzen See.“

Auch Robert Hansen von der Tuck School of Business am Dartmouth College meint, das ein Eingreifen der Regierung wohl nötig ware. „Aber ein Eingreifen in dieser Höhe? Nein.“ Der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel McFadden, Professor in Berkeley, sieht die USA mittlerweile da, “wo die Sowjetunion 1988 war”, nämlich ein Jahr vor ihrem Zusammenbruch.” McFadden sieht dringenden Handlungsbedarf, sagt aber: „Ich glaube nicht, dass das (aktuelle Paket) ein gutes Paket ist.

Die Mängelliste der Experten ist lang, doch in einigen Punkten sind sich die meisten Experten einig: Sie glauben, dass das Paket nicht nur zu groß und zu teuer ist, sondern dass es auch am falschen Ort einsetzt. Sie halten zudem die zahlreichen Einschübe für überflüssig, mit denen sich Kritiker Steuervergünstigungen für alle möglichen Sonderprojekte und einzelne Branchen gesichert haben. Diese haben mit dem eigentlichen Paket nichts zu tun und scheinen nur ihren Weg in das Gesetz gefunden zu haben, um skeptischen Abgeordneten eine Ja-Stimme abzutrotzen.

Unterm Strich ist das Rettungspaket für die Wall Street also für Wirtschaftsexperten und für die Mehrheit des Volkes eine Katastrophe. Durchkommen dürfte es dennoch, und in bezug auf die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen wirft das zumindest eine Frage auf: Während sich das Stimmenverhältnis zwischen Barack Obama und John McCain – beide stimmten im Senat für das Paket – nicht verändert hat, fragt sich, ob Wähler ihren Frust anderweitig zeigen und am Ende etwa die mühsam erarbeitete Wahlbeteiligung leidet.
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Alt 23-10-2008, 18:33   #899
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Warren Buffett: Jetzt Aktien kaufen!


Warren Buffett gibt es zu: „Die Finanzwelt ist ein einziges Chaos, sowohl in den USA als auch im Ausland. Die Probleme haben auf die Konjunktur übergegriffen (…) bald wird die Arbeitslosigkeit steigen, die Geschäftsaktivitäten werden sinken und Schlagzeilen schlecht bleiben“. Was macht der Mann? – Er kauft Aktien.

Sein ganzes persönliches Portfolio habe er in den letzten Tagen von Anleihen auf Aktien umgestellt, erklärte der reichste Mann der Welt in einem Gastbeitrag für die New York Times. Und zwar nicht in irgendwelche Aktien, sondern in amerikanische. Das liegt allerdings nicht an einem hingebungsvollen Patriotismus, den Buffett zur Schau stellen will, sondern an einer einfachen Überlegung: Die amerikanischen Aktien hat es in den letzten Monaten am schlimmsten getroffen – also sind sie auch am billigsten.

Entsprechend rät Buffett anderen Investoren, ebenfalls einzusteigen. Anleger sollten sich, wie er selbst, an einem einfachen Grundsatz orientieren: „Sei vorsichtig, wenn andere zu gierig werden. Sei gierig, wenn andere zu vorsichtig werden.“

Zur Zeit seien Anleger an den amerikanischen Aktienmärkten nicht nur vorsichtig, sondern geradezu panisch. Sie haben quer durch die Branchen hindurch alle möglichen Papiere verkauft… und damit die Kurse auf unglaublich attraktive Niveaus geknüppelt. Das heiße nun nicht, dass Anleger wahllos zugreifen sollten. Denn einige Unternehmen seien ja völlig zurecht unter Druck geraten. Doch erinnert Buffett an die vielen amerikanischen Konzerne, deren Geschäfte solide laufen, und die nach ein paar möglicherweise schwachen Quartalszahlen langfristig wieder deutlich anziehen dürften.

Dabei ist „langfristig“ das wichtigste Wort. Buffett ist als Investor mit weitem Horizont bekannt geworden; auf kurzfristig hohe Renditen setzt er nicht. Viel interessanter: Wo steht ein Unternehmen – und damit eine Aktie – in fünf, zehn oder zwanzig Jahren?

Zur Zeit sei diese Frage ganz einfach zu beantworten: Besser als heute. Das dürfte zumindest für die überwältigende Mehrheit gelten, und daher solle der Investor jetzt in den Markt gehen. Die Geschichte gibt Buffett übrigens recht: Ob während der Weltkriege oder während der Weltwirtschaftskrise: Aktien fanden immer einen Boden, bevor sich die eigentlichen Probleme hinter dem ursprünglichen Abschwung erledigt hatten.

Ob die Anleger auf Warren Buffett hören werden, ist natürlich offen. Historisch gesehen tun sie das nicht. In Krisenzeiten haben vor allem private Kleinanleger oft genug von der Börse und steigen mit hohen Verlusten ein. Sie ziehen sich in andere Anlagen zurück, zur Zeit vor allem in Cash – in Inflationszeiten wohlgemerkt die schlechteste Idee.

Lust auf Aktien bekommen Durchschnittsanleger dan erst wieder, wenn die Börsen schon lange in einer Boom-Phase sind; den größten Teil der Gewinne haben sie dann verpasst. Sie steigen dann teuer ein und haben damit den nächsten Frust vorprogrammiert: Kommt es erneut zu einer Baisse, sing ihre Verluste erneut höher als die der Profis, die viel früher – und viel billiger – eingestiegen waren.

In seinem Tip an Anleger, sich jetzt ungeachtet der letzten Wochen günstig zu positionieren, beruft sich Warren Buffett in der New York Times zuletzt auf ein Zitat von Wayne Gretzky: Der legendäre Eishockey-Star hat einmal erklärt: „Ich skate dorthin wo der Puck sein wird – nicht dorthin, wo er gerade war.“
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Alt 23-10-2008, 18:34   #900
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Amerika entlässt en masse
Mittwoch, 22. Oktober 2008

Die amerikanischen Börsen haben seit Jahresbeginn etwa ein Drittel an Wert verloren; in den letzten Wochen waren die Indizes im freien Fall. Doch ein Boden ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Inmitten der Finanzkrise sorgt man sich um immer neue Probleme, nicht zuletzt um den Arbeitsmarkt.

Der Arbeitsmarkt, der seit Jahresbeginn jeden Monat schwächer geworden ist, leidet massiv unter den Schwierigkeiten bei den Banken. Die haben nämlich nicht nur an der Wall Street zu Massenentlassungen geführt. Im Gegenteil: Es gibt kaum eine Branche, in der zur Zeit nicht entlassen wird – in den Finanzschluchten von New York, wo gerade 150 Mitarbeiter der Rohstoffbörse Nymex entlassen wurden und tausende Leute bei Merrill Lynch ihre Schreibtische räumen, hat das ganze lediglich begonnen.

Bis zu 40 000 Stellen dürften gestrichen werden, wenn General Motos und Chrysler mergen. Der Deal ist zwar keineswegs sicher, doch auch alternative Überlegungen – etwa ein Einstieg von Renault-Nissan – dürften nicht ohne Kostensenkungen abgehen. Außerhalb der Großindustrie gibt es Entlassungen etwa bei Yahoo, wo sich in kurzer Zeit jeder zehnte Mitarbeiter verabschieden muss. Mehr als 7000 Stellen will der Pharmazeut Merck streichen, wie viele Angestellte bei Boeing gehen müssen ist noch unklar.

Unter den Einzelhändlern hat zunächt der Elektronikspezialist Ciscuit City Entlassungen angekündigt. Weitere Unternehmen dürften nachziehen, denn für das vierte Quartal zeichnet sich ein schwaches Weinachtsgeschäft ab. Wenig Kundenandrang in den Läden wird manchen CEO dazu bringen, Personal einzusparen.

Die aktuelle Statistik des Arbeitsministeriums in Washinton ist entsprechend beunruhigend. Die Zahl der Massenentlassungen – also der Entlassung von jeweils mehr als 50 Angestellten auf einen Schlag – hat sich im vergangenen Monat von 497 auf 2269 mehr als vervierfacht. Damit ist die Situation so dramatisch wie seit den Terroranschlägen vor sieben Jahren nicht mehr.

„Die großen Unternehmen gehen mit der Machete vor“, meint Paul Sarvadi von der Arbeitsagentur Administaff. „Wenn die Umsätze einbrechen, wird berechnet, wie weit die Kosten gesenkt werden müssen, um die gesteckten Quartalsziele noch zu erreichen.“ Diese Kosten würden dann schnell auf Personen umgelegt, wobei das Schlimmste noch bevorstehe.

Experten rechnen nämlich damit, dass nicht nur weitere Stellen gestrichen werden, sondern dass gekündigte Mitarbeiter langfristig nicht mehr eingestellt werden. Vielmehr würden die Unternehmen in Hightech investieren und die Arbeit auf Maschinen und effizientere Systeme verteilen. Wer im Unternehmen nicht dringend gebraucht wird, müsse sich warm anziehen, heißt es.
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