Zurück   Traderboersenboard > Börse, Wirtschaft und Finanzen > Europa

Antwort
 
Themen-Optionen Thema bewerten
Alt 07-03-2004, 22:54   #1
OMI
Gründungsmitglied
 
Benutzerbild von OMI
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Bayern
Beiträge: 82.694
Euro am Sonntag zu Autoaktien!

07.03.2004 10:34


Auto-Aktien - Der Salon der Kostenkiller (EurAmS)

Von einem Konjunkturaufschwung kann in der Autobranche keine Rede sein. Jetzt sind Ideen und knallhartes Kostenmanagement gefragt. Für Anleger heißt das: Nur wenige Aktien bieten eine sichere Fahrt oder gar eine Aufholjagd

von Christiane Habrich-Böcker, Euro am Sonntag 10/04

Frühlingsbeginn in der Autobranche? Schon vorbei. Denn bei den Auto-herstellern weicht der Termin um Wochen vom kalendarischen Wechsel der Jahreszeiten ab. Am vergangenen Donnerstag wurde in Genf der diesjährige Autosalon eröffnet und der gilt traditionell als Beginn der neuen Verkaufssaison in der Automobilindustrie.

Die Modellpremieren des Salons steigerten in der Vergangenheit die Kaufbereitschaft. Doch dieses Mal bleiben die Frühlingsgefühle aus. Zumindest bei den Herstellern und Käufern der so genannten Volumenmodelle, also bei VW und Co. Massenware ist zurzeit nur über Null-Prozent-Finanzierung oder überhöhte Inzahlungnahme von Gebrauchtfahrzeugen zu bewegen.

Geld ist derzeit abseits vom Massenmarkt zu verdienen. Das beweisen die Bilanzen der Hersteller von geländegängigen Sportwagen, pfiffigen Roadstern oder auch der Limousinen im Premiumbereich. Porsche legte im nordamerikanischen Raum im Februar sogar gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahrs um 84 Prozent beim Absatz zu. Auch BMW verzeichnete ein Plus (weltweit) von 4,2 Prozent im vergangenen Monat. BMW-Vorstand Ernst Baumann gegenüber EURO: "Als Premiumhersteller sind wir in einer stabilen Ausgangssituation und gehen davon aus, auch 2004 bei allen Marken Zuwächse zu verzeichnen." Doch unterhalb der Oberklasse geht der Kampf erst richtig los. Der Januar war auf dem deutschen Markt eine mittlere Absatzkatastrophe. Die Zahl der Neuzulassungen sank gegenüber dem Januar des Vorjahrs um 12,4 Prozent auf 208215 Fahrzeuge. Die Jahresabsatzprognosen der Branche (plus drei Prozent) sind kaum zu halten. Und wenn, dann nur unter Einsatz von schon fast unanständigen Rabatten. Die Margen schmelzen wie der Schnee in der Frühjahrssonne. Nur wer seine Produktionskosten fest im Griff hat, wird die Krise unbeschadet überstehen.

Wie es jenen ergeht, die zu lange schlafen, lässt sich bei Fiat bestens studieren. Die Italiener hat es vor allen anderen erwischt, jetzt sind sie die heißeste Turnaround-Wette im Markt. Lange hatte man jede Marktanforderung aus den Augen verloren. Die alte Garde fuhr den früheren Vorzeigekonzern gegen die Wand. Seit dem 15. November 2003 sitzt in Turin ein neuer Mann am Steuer. Ein Deutscher. Der neue Chef, Herbert Demel, ist der erste nichtitalienische Manager auf der Top-Position und war früher bei Audi und Magna Steyr. Demel kämpft mit einer Zwei-Säulen-Strategie um Fiats Wiederaufstieg. Zum einen kümmert er sich intensiv um die betriebswirtschaftlichen Schwachstellen Qualität, Logistik, Kapazitäten. Demel muss aus dem panischen Sparkurs, der 1999 eingeleitet wurde, eine echte Effizienzstrategie machen. Waren 1999 noch weltweit 82 000 Mitarbeiter beschäftigt, sind es nun 44 500, die derzeit 1,78 Millionen Pkw verkaufen.

Doch Personalabbau reicht nicht. Worauf es jetzt ankommt, weiß Demel genau. Er gilt spätestens seit seiner Zeit bei Magna Steyr als Spezialist für effiziente und absolut marktgerechte Produktion. Das weiß auch BMW zu schätzen, die Münchner lassen den X3 bei Magna produzieren. BMW-Vorstand Baumann gegenüber EURO: "Kooperationspartner sind für uns vor allem deshalb wichtig, weil wir dadurch "atmen" können. Die Vergabe von Entwicklungsleistungen und der Produktion an Magna Steyr erfolgte zum Beispiel deswegen, weil damit der BMW X3 schneller produziert werden konnte und damit heute schon für Umsatz sorgt. Mit eigenen Kapazitäten wäre das nicht in diesem Zeitrahmen möglich gewesen." Dem Sparkurs bei Fiat kommt auch das Joint Venture mit Großaktionär General Motors beim gemeinsamen Einkauf und der Plattformstrategie entgegen. Erstes Ergebnis: der im kommenden September präsentierte Punto und der Opel Corsa.

Demels zweite Säule: Fiat startet eine Modelloffensive. 20 völlig neue Autos in vier Jahren sollen Fiat aus der Krise fahren. Mit dem Punto Allrad bringen die Italiener nach langer Abstinenz einen Geländewagen auf den Markt. 80 Prozent des Umsatzes will Fiat schon in den nächsten zwei Jahren mit den neuen Modellen machen.

Doch Demel muss ein irres Tempo vorlegen. Denn nicht nur die europäischen Wettbewerber sind, was Modellneuheiten betrifft, gut aufgestellt. So entwickelt der nach Börsenwert größte Hersteller, Toyota, bei hohen kostengünstigen Stückzahlen immer treffsichere Modelle ganz nach europäischem Geschmack. Das Gleiche gilt für Mazda und Nissan.

Aber auch die Premiummarken wie BMW räubern in den Volumensegmenten. Der 1er, der ab September für 19500 Euro an den Start geht, kann durchaus als Golf-Konkurrent bestehen. Und auch hier setzt BMW auf kurze Reaktionszeiten als Erfolgsfaktor. "Für uns ist zeitliche Flexibilität sehr wichtig, weil wir dadurch – vor allem im Produktionsbereich – schnell auf die Nachfragen unserer Kunden reagieren können. Die damit einhergehende bestmögliche Auslastung unserer Investitionen bringt natürlich Kosteneffekte", so Vorstandsmitglied Baumann.

Schnelle Reaktion auch bei VW. Überraschend stoppt über Ostern die Golf-Produktion. Galt der Golf bislang als unangefochtene Nummer 1 im Volumensektor, könnte sich das ändern. Es entwickelt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Opel Astra, der ab 19. März in den Autohäusern steht. Es gibt schon 30000 Bestellungen, der neue Golf hatte vor dem Start knapp 34000.

Analysten des Bankhauses Reuschel bewerten VW mit Untergewichten. Rabattaktionen könnten zwar kurzfristig den Absatz steigern, aber die kalkulierten Margen, die sich auch in den Gewinnschätzungen widerspiegelten, wären nicht mehr erreichbar. Da muss sich Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder trotz Frühling noch weiterhin warm anziehen.


Quelle: FINANZEN.NET
__________________
Schöne Grüße
OMI
OMI ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Es ist jetzt 14:43 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.