Sell in May...
Von Volker Tietz
Das ist schon so eine Sache mit den Börsensprüchen. Jahrelang war es nicht angebracht, im Mai zu verkaufen, aber 2006 wäre es genau die richtige Entscheidung gewesen - zumindest bis jetzt. Aus aktuellem Anlass erfolgt die Kolumne schon einen Tag früher als gewöhnlich. Ein Kursrutsch von zwischenzeitlich mehr als 500 Punkten ist Grund genug.
Vor genau einer Woche markierte der Deutsche Blue-Chip-Index ein neues Jahreshoch bei 6162 Punkten. Seitdem ging es nur noch abwärts und heute durchbrach der Index sogar kurzzeitig die 5600er-Barriere und testete das obere Ende einer soliden Unterstützung.
Hoch, runter, hoch, runter - die Volatilität ist extrem angestiegen. Das zehrt an den Nerven aller Beteiligten und gerade, wer erst vor wenigen Tagen und Wochen wieder den Weg zurück an die Börse gefunden hat, wird bitter enttäuscht sein und seine Entscheidung bereuen. Dennoch hilft es nicht, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Es gilt, mit Hilfe des seit Jahren propagierten Money-Management Gewinne bei begrenztem Risiko zu erwirtschaften.
Aus Sicht der Charttechnik ist noch nicht viel passiert, wenngleich die Gefahren deutlich zugenommen haben. Kaum einer hatte damit gerechnet, dass der DAX so eine Abwärtsdynamik an den Tag legt. Spätestens bei 5860 Zählern sollte eine massive Gegenbewegung einsetzen, die den Leitindex wieder in die 6000er-Region befördert. Da wurde nichts daraus, der DAX entwickelte sich zum Leidindex.
Jetzt befinden sich zwischen 5550 und 5580 Stellen solide Haltezonen, dazu kommt eine weitere Barriere bei rund 5500 Punkten. Der Aufwärtstrendkanal gilt als starke Unterstützung. Und darunter wartet auch noch die 200-Tage-Linie bei rund 5400 Punkten. Erst wenn der DAX diese signifikant unterschreitet, besteht die Gefahr, dass der Trend dreht. Man muss sich halt auch vor Augen führen, dass der DAX innerhalb des vergangenen zwölf Monaten 1800 Zähler zugelegt hat.
Fazit: Der Markt ist angeschlagen, aber eigentlich reif für eine Gegenbewegung. Danach muss man nach Anzeichen eines tragfähigen Bodens suchen. Aus fundamentaler Sicht bergen hohe Ölpreise, ein starker Dollar und Inflationsgefahren die größte Gefahr. Zurzeit dominiert aber die psychologische Komponente: Anleger vergessen schnell, dass es auch zu Rückschlägen kommen kann. In dieser Situation sind wird zurzeit. Jetzt gilt es, nicht alles hinzuschmeißen - Panik ist ein schlechter Ratgeber. Ein Rat zum Schluss: Führen Sie konsequentes Money Management ein. Beim Kauf einer Aktie sollte man sich in erster Linie überlegen, wie viel Geld man zu verlieren bereit ist und nicht blind Kurszielen in dicken Lettern folgen
Ein kurzer Ausblick auf die bedeutendsten Termine der Woche:
Unternehmen:
Dienstag, 23. Mai: Dexia QZ
Dienstag, 23. Mai: EM.TV QZ
Dienstag, 23. Mai: Geneart Erstnotiz
Dienstag, 23. Mai: Marks & Spencer QZ
Dienstag, 23. Mai: Sanochemia Pharmaceutica QZ
Mittwoch, 24. Mai: Deutz QZ
Mittwoch, 24. Mai: D. Logistics QZ
Mittwoch, 24. Mai: Schöller-Bleckmann QZ
Mittwoch, 24. Mai: Schmack Biogas Erstnotiz
Donnerstag, 25. Mai: Cable & Wireless QZ
Konjunktur:
Mittwoch, 24. Mai (10.00 Uhr): ifo-Geschäftsklimaindex für Mai
Mittwoch, 24. Mai (14.30 Uhr): USA: Auftragseingang langlebiger Güter für April
Mittwoch, 24. Mai (16.00 Uhr): USA: Verkauf neuer Eigenheime für April
Mittwoch, 24. Mai (16.30 Uhr): USA: Rohöl- und Benzinlagerbestände
Donnerstag, 25. Mai (14.30 Uhr): USA: BIP Q1 2. Schätzung
Donnerstag, 25. Mai (14.30 Uhr): USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung
Donnerstag, 25. Mai (16.00 Uhr): USA: Verkauf bestehender Eigenheime für April
Freitag, 26. Mai (14.30 Uhr): USA: Persönliche Einkommen und Verbrauch für April
Freitag, 26. Mai (15.45 Uhr): USA: Verbrauchervertrauen der Uni Michigan für Mai
Sonstiges:
Donnerstag: 25. Mai: Feiertag in Deutschland ("Christi Himmelfahrt") - Börse geöffnet
Ich wünsche Ihnen erfolgreiche zwei Wochen, denn ich melde mich urlaubsbedingt erst wieder am 2. Juni!
Volker.Tietz
@boerse-online.de
