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Alt 16-06-2006, 21:10   #1
Starlight
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Wochenvorschau 19. bis 23.Juni -- Ausblick auf die Börse

Jetzt geht´s los!



Von Volker Tietz



Die Fußball-Weltmeisterschaft lässt auch den Autor dieser Kolumne nicht los und inspiriert ihn schon für die Überschrift. Diese bezieht sich aber auf den DAX, der zu einer Gegenbewegung ansetzt.





Ob diese eine Trendwende einleitet oder nur eine kurze Bärenmarktrally darstellt, ist noch nicht abzusehen. Ich hatte in der vergangenen Woche eine Seitwärtsphase mit einem unteren Ende bei maximal 5200 Punkten erwartet. Dieser näherten wir uns auch an, aber dann traten die Bullen auf den Plan. Die Aussagekraft wird allerdings durch den Hexensabbat gemindert. Der dreifache Verfallstag sorgt zumeist für starke Kursschwankungen und der wahre Trend zeigt sich erst zu Beginn der kommenden Woche.

Aber es gibt Hoffnung für den Markt: Am gestrigen Donnerstag (15. Juni) hat US-Notenbankchef Ben Bernanke in Chicago eine Rede gehalten. Soweit noch unspektakulär, aber er hat weniger stark vor den Inflationsgefahren gewarnt als noch vor wenigen Tagen. Anfang des Monats sah sich dagegen noch fast jeder Notenbanker berufen, vor den Gefahren einer ausufernden Teuerungsrate zu warnen.




Und heute? Wenn die Inflation zum Großteil durch die steigenden Rohstoffkosten getrieben wird, dann sollte doch bald eine Milderung eintreten. Der Einbruch in diesem Segment bricht eine eindeutige Sprache. Gut, der Ölpreis steigt wieder etwas, aber Gold, Silber und die anderen üblichen Verdächtigen wurden regelrecht heruntergeprügelt. Das war schon keine normale Konsolidierung mehr.

Das Wunschkonzert der Bullen ist nun folgendes: Die US-Wirtschaft schwächt sich, auch bedingt durch die erhöhten Leitzinsen, ab. Ende des Monats folgt vielleicht noch ein Zinsschritt der amerikanischen Fed und zugleich der Hinweis, dass nun eine Zinserhöhungspause einsetzt. Oder am 28. Juni wird erst gar nicht an der Zinsschraube gedreht. Die Inflation ist unter Kontrolle, weil der Druck seitens der Rohstoffpreise abnimmt. Da man den Markt niemals einseitig betrachten sollte, sei auch auf die Gefahren hingewiesen: Bernanke erhöht die Zinsen munter weiter und stellt auch keine Pause in Aussicht. Dann kommen den Unterstützungen bei den Indizes besondere Bedeutung zu.

Trotzdem noch eine weitere Theorie für ein positives Szenario: Im Herbst stehen die US-Kongresswahlen an. George W. Bush möchte gerne die Wahl gewinnen und deshalb werden im Vorfeld Bonbons an diejenigen verteilt, die ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen sollen. Dazu könnte ein niedriger Ölpreis beitragen: Immerhin war es auffällig, dass die USA auf die jüngsten Drohgebärden des Iran deutlich gemäßigter reagiert hat als noch vor wenigen Wochen. Aber auch hier kann ein „Waffenstillstand“ schnell trügerisch sein – ein solides Fundament sieht anders aus.

Mein Fazit: Die jüngsten Kursgewinne waren Balsam auf die Seelen der geplagten Anleger. Und die Aussichten sind gestiegen, dass der Aufwärtstrend Bestand haben könnte. Jetzt kommt es wieder einmal auf die US-Notenbank an. Signalisiert sie ein Ende der Zinserhöhungen, könnten die Bullen wieder ins Rennen kommen. Dazu wäre es beim DAX wichtig, die Hürde bei 5480 Zählern (200-Tage-Linie) zu überspringen und auch noch den Widerstand bei 5600 Punkten. Auf der Unterseite sind insbesondere die Marken bei 5150 Stellen und der starke Aufwärtstrendkanal bei der magischen „5000“ von Bedeutung. Wenngleich ein erneuter Rückschlag nicht auszuschließen ist, sehe ich etwas positiver in die Zukunft.

Kurz noch zu einem anderen Ereignis, dass in dieser Woche hohe Wellen schlug: Der Poker zwischen Bayer und Merck um die Schering-Anteile. Merck kann man dabei ruhig Hedge-Fonds-Absichten unterstellen, denn der außerordentliche Ertrag von satten 400 Millionen Euro ist doch nicht zu verachten. Zum Vergleich: Im ersten Quartal hat der Darmstädter Konzern ein operatives Ergebnis von 288 Millionen Euro ausgewiesen. Zudem dürften sie aus der Position der Stärke noch weitere Absprachen getroffen haben, denn Merck und Bayer kündigten an, Kooperationen zu prüfen.

Last not least ein netter Aspekt: Die Herausnahme Scherings aus dem Blue-Chip-Index ist nach der Übernahme nur noch eine Frage der Zeit. Am 19. September erfolgt die turnusmäßige Überprüfung der DAX-Zusammensetzung und als aussichtsreichster Kandidat für den freien Platz gelten ausgerechnet die Merck-Papiere.

Bevor ich mich in den Urlaub verabschiede, noch ein Thema, über das ich mich schon lange ärgere: der Feiertagshandel in Deutschland. Es ist schon ungewöhnlich, dass beispielsweise am Tag der Deutschen Einheit (3. Oktober) an der Börse gehandelt wird. An der Wall Street wäre dies am 4. Juli undenkbar. Aber es zeichnet sich ab, dass künftig an Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, Fronleichnam und eben dem 3. Oktober die Börsenpforten geschlossen bleiben. Das wäre ein vernünftiger Schritt, denn ich glaube nicht, dass Kosten und Nutzen in einer vernünftigen Relation stehen.

Ein kurzer Ausblick auf die bedeutendsten Termine der Woche:

Unternehmen:


Montag: 19. Juni: AUA Verkehrszahlen Mai


Dienstag, 20. Juni: Barclays QZ
Dienstag, 20. Juni: Demag Cranes (Erstnotiz im Prime Standard)
Dienstag, 20. Juni: Danisco QZ


Mittwoch, 21. Juni: Ahold QZ
Mittwoch, 21. Juni: Arcelor a.o. HV
Mittwoch, 21. Juni: FedEx QZ
Mittwoch, 21. Juni: Hennes & Mauritz QZ
Mittwoch, 21. Juni: Morgan Stanley QZ


Donnerstag, 22. Juni: BEA Systems QZ
Donnerstag, 22. Juni: Boll AG (Erstnotiz im Entry Standard)
Donnerstag, 22. Juni: ItN Nanovation (Erstnotiz im Prime Standard)
Donnerstag, 22. Juni: Oracle QZ





Konjunktur:


Dienstag, 20. Juni (14.30 Uhr): USA: Baubeginne und Baugenehmigungen für Mai


Mittwoch, 21. Juni (16.30 Uhr): USA: Rohöl- und Benzinlagerbestände


Donnerstag, 22. Juni (14.30 Uhr): USA: Wöchentliche Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung
Donnerstag, 22. Juni (16.00 Uhr): USA: Index Frühindikatoren für Mai


Freitag, 23. Juni (14.30 Uhr): USA: Aufträge langlebiger Güter für Mai






Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Zeit. Urlaubsbedingt erscheint die nächste Kolumne erst in der Woche nach dem Fußball-WM-Endspiel. Ich bin schon gespannt, wer am 9. Juli Grund zum Jubeln hatte.


Volker.Tietz

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