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Alt 10-12-2008, 07:20   #1
PC-Oldie-Udo
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Wenn man von der Arbeit nicht Leben kann ?????

Derzeit ein hochgehandeltes wichtiges trauriges Thema, dieses Thema wird in Deutschland diskutiert und nicht in einem Entwicklungsland!!!

Wenn man von seiner täglichen Arbeit nicht leben kann, d.h.
Ausbeuter (einiger Unternehmer, gottlob nicht alle) zahlen
Menschen für 8 Std Arbeit so wenig Geld , das der Staat diese
Menschen unterstützen muß damit sie satt werden und ihre miete zahlen können.
Urlaub,Auto,Kino,mal Essen gehen,Geschenke zum Geburtstag/zu Weihnachten usw. das sind Träume für diese Menschen!

Es gibt Menschen die Müssen für 3 bis 5€ per Std arbeiten.
6 bis 8 € sind schon Spitzenlöhne wofür man natürlich auch noch nich nicht leben kann.


Klasse, diese Menschen werden natürlich in keiner Arbeitslosenstatistik erfast, weil, sie arbeiten ja.
Sie arbeiten als Sklaven in einer Ausbeutergesellschaft für einen Hungerlohn und werden vom Staat als "Aufstocker" unterstützt
damit sie nicht unter der Brücke schlöafen müssen und satt werden oder als H4 Empfänger super leben können.

Das alles passiert in einem der reichsten Industrieländer der Welt
, in Deutschland und nicht in armen unterentwickelten Ländern.
Das alles passiert wärend sich hier in Deutschland Manager skrupeöos die Taschen vollstopfen (nicht alle) und Spekulanten
eines der reichsten Länder in den Ruin treiben weil sie in ihrer unermeßlichen Gier den Hals nicht vollbekommen.

Wir sind ja so sozial, wir geben Menschen einen Arbeitzsplatz ( als Beispiel) bei der renomierten Autobaufirma VW und stellen diese neben VW Mitarbeiter ans Montageband (mit unterschiedlicher Arbeitskleidung damit man sie auch unterscheiden kann) lassen sie die gleiche Arbeit machen mit einem gravierendem Unterschied, Der VW Arbeiter bekommt 20€ stdlohn und der Leiharbeiter bekommt 8€ stdlohn.

Dann sagen wir dem Leiharbeiter , sei doch froh das du Arbeit hast! Nuir, leben kann der gute Mensch nicht davon.
Wärend sich VW kaputt lacht weil der Leiharbeiter so billig arbeitet muß der Steuerzahler diesen mit einigen hundert € subventionieren und das nennt sich dann "Aufstocker" und der gute Mensch fällt aus der Arbeitslosenstatistik.

Übrigens diese Gruppe Menschen dei eben genannten nennt sich
"Autovision" bei VW, tolle Wurst. Deutschland wir können stolz sein .

Klar in den armen unterentwickelten Ländern geht es den Leuten noch schölechter. Also nehemn wir uns ein Beispiel an diesen Armen Ländern und schauen auf zu den verantwortlichen die unser Land soweit herrunter gewirtschaftet haben.

Ach ja , es soll ja auch Kinderarmut geben bei uns aber darüber können wir ja schweigen, ist ja evtl peinlich,oder?
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Udo

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Alt 10-12-2008, 15:58   #2
romko
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Und was sagen die Politiker dazu: Gibts nicht!
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Alt 10-12-2008, 21:44   #3
Franki.49
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Ja Udo, die Politik schuf dieses Ungeheuer Leiharbeit und die Unternehmer bedienen sich dieses schamlosen Instruments, die Niedriglohnpolitik schaffe ja mehr Arbeitsplätze. Auf meinen Baustellen hatte ich Leute, die verdienten grad mal 7 Euro und bin beauftragt worden die niedrigsten Arbeiten denen zu deligieren.

Ich hatte einen jungen Russen der nur in der Woche Nahrung zu sich nimmt, an Wochenenden kann er es sich nicht leisten zu essen (weiss aber nicht ob er in Diskos geht).

Einer meines Alters war mal Filialeleiter eines SB`s, dieser machte zu. Dank seiner Agentur war er schnell in der Leiharbeit ( 9Euro), in Wiesbaden machte er für mich Umrüstarbeiten, von der dritten in die siebte Etage, am anderen Tag von der siebten in die elfte Etage, eine Knochenarbeit für 9 Euro!

Die Politik sagt, die kommen alle in den ersten Arbeitsmarkt, nein sie kommen es eben nicht und mit dieser Aussage gerechtfertigt man eben dieses schamlosen Sklavendaseins von Menschen, die hart arbeiten und mit ihrer Arbeit eben nicht leben können in Deutschland, dank der Politik und der schamlosen Unternehmer.

Ich könnte
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Gruss Franki
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Alt 11-12-2008, 07:28   #4
PC-Oldie-Udo
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Ja Udo, die Politik schuf dieses Ungeheuer Leiharbeit und die Unternehmer bedienen sich dieses schamlosen Instruments

Ja die Politiker (Theoretiker) haben gedacht, das sie auf diese Weise einiger Arbeitslose loswerden , ist ja auch so gekommen.
Leider verschwindend geringe Zahlen.

Die Arbeitgeber haben sich die Hände gerieben, bequemer und billiger konnten sie keine Produktionsspitzen bewältigen.
Und für Dreckarbeiten hatten sie eh keine Leute, die dann die Leiharbeiter machten.

Zitat:
Niedriglohnpolitik schaffe ja mehr Arbeitsplätze
klar, ist ja auch so!
In der Arbeitslosenstatistik.
Nur leben kann keiner davon.
Der Binnenkonjunktur hat es garnichts genützt.

Ich kann bis heute nicht verstehen wie studierte Leute die in unserer Gesellschaft Verantwortung tragen wie Politiker,Manager,wissenschaftler ,Berater usw so einen Mist machen und so weit von der Realität entfernt sind
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Alt 11-12-2008, 10:17   #5
simplify
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auch ein leidiges thema ist der unfug mit dem praktikum. da wird eine ganze generation von firma zu firma geschickt und bekommt dann doch nur selten einen arbeitsplatz. oft dann wieder nur bei personaldienstleistern.
auch das wird aber vom staat ausdrücklich gefördert und ist so gewollt. es soll ja keine jugendarbeitslosigkeit mehr geben. um das zu verhindern hat man sich das praktikum ausgedacht.
ein punkt am rande noch. wenn ein jugendlicher z.B. dieses jahr keinen ausbildungsplatz findet, dann wird er als praktikant in ein unternehmen vermittelt. dieses unternehmen bekommt im nächsten jahr, wenn sie ihn dann einstellt, einen ausbildungsbonus von 5.000 €, weil man ja einen auszubildenden genommen hat, der im letzten jahr keinen ausbildungsplatz gekommen hat.

somit braucht man sich über das anschwillen des praktikantentums auch wieder nicht wundern. denn wenn ein betrieb schon ausbildet, dann will er natürlich zu dem einen jahr was der zukünftige lehrling vorher umsonst arbeitet, noch die 5000 € einstreichen.
moralisch rechtfertigen kann man das übrigens, weil der betrieb ja oft nur für den späteren personaldienstleister ausbildet
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Alt 11-12-2008, 10:44   #6
Mustang
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Das ganze kann man dann als Moderne Sklaverei bezeichnen. Frag mich wirklich wo das den alles noch Enden soll.
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Alt 11-12-2008, 12:04   #7
simplify
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auch zuhälterei könnte ein passender ausdruck sein

einige "personaldienstleister" kommen auch so rüber. in meiner firma hatte ich dieses jahr oft mit diesen leuten zu tun. persönlich aber nur über das telefon. jetzt zu weihnachten kommen die aus ihren büros und bringen weihnachtsgeschänke. gerade heute rief meine frau mir ins büro zu:" da kommen 2 leute, die sehen mir nicht geheuer aus, mach da bloss nicht die tür auf."
nun als alter starlingradkämpfer kenne ich natürlich sowas wie angst nicht und öffnete.
es war personaldienstleister ........ mit einem schönen weihnachtsgeschenk gut, ein echter lipper betrachtet massanzüge, goldketten, rollexuhr und S-klasse mercedes sehr kritisch. bei anderen hätte ich das gleich mal dazu genutzt um über den künftigen preis zu verhandeln, hier habe ich es mir geschenkt. ich werde versuchen im kommenden jahr ohne diese leute mein geschäft zu führen.
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Alt 11-12-2008, 12:06   #8
simplify
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udo, bevor du die nase rümpfst. ich habe auch nicht vor, das weniger an leiharbeitern durch ein mehr von praktikanten auszugleichen.
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Alt 11-12-2008, 16:10   #9
PC-Oldie-Udo
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Ach Simp,

da Du einen kleineren Betrieb hast, must Du ja auch sehen wie Du klar kommst.
Mich hat eher die Praktiken in den großen Betrieben geschockt.
Aber das ist Sache von Politik,Gewerkschaften und Managern,

Mich hat insbesondere geschockt ....... ach ich will mich nicht mehr aufregen
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Alt 11-12-2008, 16:32   #10
simplify
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hat dich vielleicht geschockt, dass arbeitsminister scholz (SPD) die praktikanten in seinem ministerium auch nicht bezahlt?
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Alt 11-12-2008, 17:08   #11
Mustang
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Zitat:
Original geschrieben von PC-Oldie-Udo
Ach Simp,

da Du einen kleineren Betrieb hast, must Du ja auch sehen wie Du klar kommst.
Mich hat eher die Praktiken in den großen Betrieben geschockt.
Aber das ist Sache von Politik,Gewerkschaften und Managern,

Mich hat insbesondere geschockt ....... ach ich will mich nicht mehr aufregen
Was für ein Käse als müßten die in den grossen Betrieben nicht drauf achten wie die Klar kommen. Schon aufgefallen die Zeiten der grossen Betriebe vorbei sind. Es wird doch nur durch die kleine Betriebe arbeitzplätze geschaffen.

Als müßten nur die kleine Betriebe zusehen wie Sie mit den Geld rund kommen. Ich will dir mal was sagen wir haben bei uns von der Hauptschule Jungs für ein Praktikum. Die Lehrer Wundern sich bei uns da wird den noch gezeigt und die müssen dafür was tun. Wenn du dann von den Lehrer höhrst das meist in den Kleinen Betrieben die dann nur für die Drecksarbeit genommen werden. Dann frag ich mich wo der Logik deiner Aussage ist.

Es gibt überall Schwarze schaffe bei den kleinen wie bei den grossen. Ich habe mal vor ein halben Jahr ein Artikle gelesen das Musem z.B. viel mit Praktikaten arbeiten und Sie dort Locken mit aussichten auf eine Festanstellung. Nur wenn dann eine Zeit rum ist bekommt der eine ein Tritt und der nächste ist an der Reihe nach dem selben art und Weise ausgenutz zu werden. So eine art und weise halte ich für viel schlimmer!
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Alt 11-12-2008, 18:44   #12
PC-Oldie-Udo
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Zitat:
Original geschrieben von simplify
hat dich vielleicht geschockt, dass arbeitsminister scholz (SPD) die praktikanten in seinem ministerium auch nicht bezahlt?
@Simp

diese Unart hat sich in den letzten Jahren leider verbreitet, ich haltet es für äußerst unsozial und unmoralisch.
Nicht einmal die Aufwendungen wie Fahrgeld usw werden erstattet

Wie du weist war ich vor einer Weile noch in einem Großbetrieb
beschäftigt. Bei uns bekamen Praktikanten, egal ob Studenten oder Schulpraktikum ein angemessenes Geld sowie die Aufwendungen bezahlt.

Unser Manager hat immer gesagt, wenn wir uns das nicht mehr leisten können, dann haben wir was falsch gemacht.
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Alt 11-12-2008, 18:50   #13
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@Mustang

jeder darf hier seine Meinung äußern und auch seine eigene Meinung haben, sie muß keinesfalls mit dem des anderen überein stimmen.
Wenn Du meine Meinung als "Käse" bezeichnest oder meine Meinung als unlogisch bezeichnest dann ist das deine Sache
dient aber nicht der sachlichen Diskusion ohne persönliche Angriffe Außerdem war es @simp gegenüber gemeint (seine persönliche Situation) die ich durchaus verstehe.
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Alt 12-12-2008, 13:54   #14
PC-Oldie-Udo
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Aufstocker
Existenzminimum trotz Schufterei
In Deutschland sind nach DGB-Angaben mittlerweile 1,3 Millionen Erwerbstätige arm.

Status vom 02.06.07

Für viele Erwerbstätige gilt: Viel Arbeit, kaum GeldDarunter sind fast eine halbe Million Vollzeitbeschäftigte, teilte der Gewerkschaftsbund am Samstag in Berlin mit. Die Betroffenen „erreichen zum Teil trotz eines Zehn-Stunden-Arbeitstages und mehrerer paralleler Jobs nicht einmal das gesellschaftliche Existenzminimum,“ sagte der DGB-Arbeitsmarktexperte Wilhelm Adamy. Mittlerweile seien 21 Prozent aller ALG-II-Empfänger erwerbstätig. Die Zahl dieser so genannten Aufstocker habe sich von Dezember 2004 bis Oktober 2006 verdreifacht, sagte Adamy.

Täglich aktuelle StellenangeboteNach einer Studie von Adamy zu den Auswirkungen von Hartz IV geht die Zahl der Arbeitslosen zwar zurück, dafür nimmt der Anteil der abhängig Beschäftigten, die zusätzlich zum niedrigen Verdienst aufstockendes Arbeitslosengeld (ALG) II benötigen, erheblich zu. Adamy forderte existenzsichernde Mindestlöhne und ein Ende der Lohnsenkungspolitik durch staatliche Hartz-IV-Subventionen in Dumpinglohn-Branchen.

Quelle:Focus Money
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Alt 12-12-2008, 14:03   #15
PC-Oldie-Udo
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exakt vom 10.04.2007

Arm trotz Arbeit - Leiharbeiter
Manuskript des Beitrages

von Kristina Ehrlich, Manuela Eilers, Annett Glatz, Christine Nobereit-Siegel

Jeder achte Leiharbeiter verdient so wenig, dass er seinen Lebensunterhalt davon allein nicht bestreiten kann und zusätzlich auf staatliche Leistungen angewiesen ist.

O-Ton: Bernd Große, ehem. Leiharbeiter
"Das kann doch nicht wahr sein. Hier sollst Du schlafen, auf dem Fußboden! Da habe ich mir gedacht, das ist doch schlimmer wie ein Hund."

Jahrelang war Bernd Große einer im Heer der Zeitarbeiter. Immer wieder woanders hin - nicht gerade das, was er sich für sein Berufsleben vorgestellt hatte. Doch einen festen Job konnte er nicht finden. Und dann kam der Auftrag, der für ihn das Fass zum Überlaufen brachte. Eine Woche lang sollte er in München als Elektriker aushelfen. Die Unterkunft würde vor Ort gestellt, so die Auskunft der Zeitarbeitsfirma. Noch am gleichen Abend macht er sich auf den Weg.



O-Ton: Bernd Große, ehem. Leiharbeiter
"Ich habe dann noch einen Kollegen mitgenommen, und der kam dann und hatte zwei Schlafsäcke mit. Da habe ich mich schon ein bisschen gewundert. Ich sage, was soll denn das werden? Da sagt er: die brauchen wir. Ich sage: wollen wir überhaupt erst losfahren, wenn das schon so losgeht?"

Was ihn dann am Arbeitsort in München erwartet, das bewegt ihn bis heute.


O-Ton: Bernd Große, ehem. Leiharbeiter
"Haben dann ein Zimmer zugewiesen gekriegt, wo nichts drin war, weder Stuhl, Bett, Tisch, Schrank, gar nichts. Der blanke Fußboden. Und da hat man gesagt, hier könnt ihr euch hinhauen, schlafen morgen früh um sieben geht’s los."

Bernd Große beißt die Zähne zusammen und hält die Woche durch. Zurück in Leipzig beschwert er sich zwar bei der Zeitarbeitsfirma, doch die schiebt den schwarzen Peter dem Münchner Unternehmen zu.

Mittlerweile hat der 45-Jährige den Absprung geschafft. Er ist jetzt befristet als Haustechniker beim DRK angestellt und hofft, dass sein Vertrag verlängert wird. Mit Zeitarbeit hat er abgeschlossen.

"Also ich würde alles dran setzen, um nicht über eine Zeitarbeitsfirma in Beschäftigung zu kommen."

Während Bernd Große hofft, dass sein Abschied von der Zeitarbeit einer für immer ist, sucht Simone K. noch nach einem Ausweg - über den Stellenmarkt der Tageszeitung.


O-Ton: Simone K., Leiharbeiterin
"Morgen. Eine Zeitung bitte."
"Ein Euro bitte."

Aus Angst um ihren Arbeitsplatz möchte die 52-Jährige unerkannt bleiben. Simone K. ist Leiharbeiterin - ausgeliehen als Kassiererin an einen Supermarkt.

"Den Kunden ist nicht klar, wer vor ihnen sitzt. Die meisten denken, wir gehören zum Unternehmen. Die haben´s gut, die haben nen Job. Mensch, die müssen glücklich sein. Aber zu welchen Bedingungen."

4,60 Euro verdient sie pro Stunde. Schon die knapp 40 Euro für die Handtasche im Schaufenster sind da fast unerschwinglich.

"Die Tasche wären knapp acht Stunden, also ein voller Arbeitstag. Na, das rechnen Sie doch automatisch um."

Als Teilzeitkraft verdient Simone K. knapp 400 Euro im Monat. 86 Stunden arbeitet sie dafür - zumindest offiziell. Inoffiziell sind es regelmäßig mehr, denn Krankheit oder Urlaub muss sie reinarbeiten.


O-Ton: Simone K., Leiharbeiterin
"Krankheit, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld darüber reden wir nicht. Gibt’s nicht. Wenn wir Urlaub machen wollen, wir arbeiten ja meistens mehr wie 86 Stunden, die schreiben wir uns gut, die Stunden und schreiben dann wenn wir Urlaubszeit haben die Stunden ein, also wir arbeiten den Urlaub raus und Krankheit, das ist null Punkte. Ohne Krankenschein, Sie können den abgeben, aber da passiert nichts."

Innerhalb von vier Jahren war Simone K. eine einzige Woche krank. Bezahlt wurde nichts. Wir haben ihren Arbeitsvertrag, die Krankmeldung und die Lohnabrechnungen dem Arbeitsrechtler Bernhard Ulrici vorgelegt. Sein Fazit: Hier wird geltendes Recht verletzt.

O-Ton: Bernhard Ulrici, Universität Leipzig
"Eine Praxis, dass der Arbeitgeber erwartet, dass Arbeitnehmer ihre krankheitsbedingten Fehlzeiten nacharbeiten, verstößt gegen das Gesetz und Arbeitgeber, die so verfahren nutzen sicher die Angst der Arbeitnehmer um den Verlust ihres Arbeitsplatzes aus."

Die Sache mit dem Krankengeld, kein Hinweis auf Urlaubsanspruch und eine Menge anderer Punkte. Eigentlich ist der ganze Vertrag eine Zumutung. Bleibt die Frage, warum Simone K. so etwas überhaupt unterschrieben hat. Tatsächlich arbeiten die meisten wochenlang ohne etwas Schriftliches gesehen zu haben.


O-Ton: Simone K., Leiharbeiterin
"Sie kriegen einen Vertrag - irgendwann nach Wochen. Eigentlich wissen Sie gar nicht wochenlang zu was für Konditionen und was im Vertrag steht, und dann kommt der Vertrag und da zeigen Sie mir jemanden, der sagt, das unterschreib ich nicht."

Sicherlich drastische Beispiele. Doch was die meisten Leiharbeiter eint - sie sind häufig wesentlich schlechter gestellt als die Stammbelegschaft. Ein Schicksal, das in Deutschland immer mehr Menschen teilen, quer durch alle Branchen. In den vergangenen sechs Jahren hat sich die Zahl der Leiharbeiter fast verdoppelt - auf knapp 600.000.

Selbst Konzerne mit Rekordgewinnen wie BMW und deren Zulieferer setzen auf Leiharbeit und das sogar im ganz normalen Regelbetrieb. Laut Gewerkschaft arbeitet bei BMW in Leipzig in der Produktion jeder zweite als Leiharbeiter und verdient aufs Jahr gerechnet durchschnittlich nur halb soviel wie ein Stamm-Mitarbeiter. Eine gefährliche Entwicklung, sagt der Sozialwissenschaftler Professor Klaus Dörre.


O-Ton: Prof. Dr. Klaus Dörre, Friedrich-Schiller-Universität Jena
"Reguläre Vollzeitbeschäftigung wird ersetzt durch Leiharbeit. Das halte ich für eine problematische Entwicklung auch mit Blick auf die Innovationsfähigkeit von Betrieben. Die Loyalität der Belegschaften gegenüber ihren Betrieben. Das wird langfristig, denke ich, problematische Auswirkungen haben und es verfestigt einen Trend zur Herausbildung von Arbeitnehmern zweiter Klasse."

Als Arbeitnehmer zweiter Klasse, so fühlen sich auch Leiharbeiter von BMW und dessen Zulieferer, mit denen wir uns treffen. Offen reden wollen nur wenige, aus Angst, den Job zu verlieren. Doch der Frust bei Rene und seinen Kollegen ist groß.

In der Automobilindustrie verdienen Leiharbeiter weniger für gleiche ArbeitO-Töne: Zeitarbeiter bei BMW
"Also ich kriege so raus zwischen 700 und 800 Euro, das schwankt immer mal ein bisschen und die Festangestellten die kriegen dann schon raus 1.100, 1.200. Das ist schon ein ganz dickes Ding. Was da fehlt und für die gleiche Arbeit und ja."
"Ich bin als Helfer eingestellt gewesen und hab gefragt, warum bin ich hier als Helfer eingestellt. Ich hab meinen Facharbeiter in der Fachrichtung."
"Wenn ich den Sprit abziehe, die 200 Euro im Monat, dann komme ich auf das Hartz IV, was ich dann kriegen würde. Damit könnt ich mich zu Hause noch mal in Ruhe rum legen."
"Es ist sinnlos. Aber ich bin nicht der Typ der heeme sitzt. Die drei Monate, in denen ich arbeitslos war, bin ich durchgedreht."
"Und man geht auf Arbeit, um zu hoffen, dass sie einen einstellen."
"Man will och auch mal weiter kommen im Leben."

Zwischen 750 und 900 Euro netto pro Monat. Möglich, weil die Zeitarbeitsunternehmen eigene Tarifverträge haben, mit viel geringeren Stundenlöhnen als beispielsweise die Tarife der IG Metall. Und wie gesagt, so arbeitet mitunter ein Arbeiter neben dem anderen am Band - für die Hälfte. Für BMW-Betriebsrat Jens Köhler unhaltbare Zustände.

O-Ton: Jens Köhler, Betriebsrat BMW Leipzig
"Auf Dauer ist das bei uns ein Zündstoff in der Belegschaft. Das stellen wir jetzt schon fest. Dass es da in den Gruppen immer wieder Diskussionen gibt. Insbesondere dann, wenn Zahltag ist. Und der eine sagt, ich hab das gekriegt, nämlich das wenige und der andere sagt, ich hab das gekriegt, was mir ja auch zusteht. Dass da immer wieder drüber gesprochen wird, ich kann mir das leisten am Wochenende. Ich kann mir nichts leisten am Wochenende."

BMW ist das durchaus bewusst. Doch der Stundenlohn sei eben Sache der Entleihbetriebe. Dass der Automobilhersteller einfach mehr Arbeiter fest einstellt, ist laut BMW-Sprecher Michael Janssen nicht geplant - im Gegenteil.


O-Ton: Michael Janssen, Pressesprecher BMW Leipzig
"Ich glaube, wir werden nicht nur bei BMW, sondern insgesamt in Deutschland die Branche Zeitarbeit eher sich weiter entwickeln sehen und es kommt jetzt darauf an, die dort geltenden Bedingungen weiter zu entwickeln, so dass sie allgemein sozial akzeptabel sind und die entsprechende Akzeptanz dann auch finden."

Als die jungen Männer die Zusage in der Hand hielten, für BMW arbeiten zu dürfen, glaubten sie noch an einen Sechser im Lotto. Von dieser Euphorie ist nichts mehr übrig. Im Gegenteil.

O-Ton: Zeitarbeiter
"Moderne Sklaverei - was anderes ist nicht."


Zuletzt aktualisiert: 11. April 2007, 00:33 Uhr

http://www.mdr.de/exakt/4344708.html
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