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Alt 30-11-2007, 18:07   #781
Starlight
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Der Tannenbaum als Konjunkturfaktor

Als 1931 am Rockefeller Center erstmals ein Weihnachtsbaum aufgestellt wurde, war dieser gerade einmal sechs Meter hoch. Seither fällt der Baum jedes Jahr ein wenig mächtiger aus, in diesem Jahr misst die Fichte mehr als 25 Meter – sie wird zigtausende Besucher begeistern, die sich ihren eigenen Baum immer weniger leisten können.

Denn in Zeiten hoher Inflation werden eben nicht nur Sprit und Lebensmittel teurer. Auch der Weihnachtsbaum kann dem Preistrend nicht entgehen – schon gar nicht in Manhattan. Das allerdings hat gar nicht so sehr mit den steigenden Preisen in der Forstwirtschaft zu tun, als mit der Platzmiete, die die Verkäufer in den Straßen der Millionenstadt entrichten müssen.

Anders als im Rest der USA geht es für den Immobilienmarkt in New York nämlich nach wie vor steil nach oben, und das betrifft Kaufpreise und Mieten. Auch Gehweg-Mieten, wohlgemerkt. Scott Lechner, der seit 25 Jahren seine Bäume an einer der besten Kreuzungen im Künstlerviertel SoHo verkauft, zahlt in diesem Jahr das Fünffache dessen, was noch vor einigen Jahren fällig war: Von 2500 Dollar wurde die Standmiete kontinuierlich auf die aktuellen 12 500 Dollar geschraubt.

Was bleibt dem Mann anderes übrig, als die höheren Kosten zumindest teilsweise an die Kundschaft weiterzugeben. Dabei ist Lechner seiner Klientel gegenüber äußerst fair: Zunächst will er die Preise so niedrig wie möglich halten und die Mehrausgaben über höheres Verkaufsvolumen ausgleichen. Doch das dürfte nicht leicht sein, denn immer weniger New Yorker mühen sich mit Fichte und Tanne ab – sie steigen auf Plastik um.

Viele tun das der Natur zuliebe. Ihretwegen soll in den Wäldern Amerikas – die meisten Bäume kommen aus Oregon, North Carolina, Michigan, Pennsylvania, Wisconsin und Washington – kein Baum gefällt werden, auf dass er für vier hektische Wochen Weihnachtsfreude stifte. So standen im letzten Winter in 9,3 Millionen US-Haushalten künstliche Bäume, während echte Bäume noch in 28,6 Millionen Haushalten nadelten.

Die National Christmas Tree Organisation (NCTO) – in den USA gibt es für alles einen Branchenverband! – will diesen Trend umkehren. Aus gutem Grund: Unter allen Resourcen, die in Amerika ohne Reue verschleudert werden, ist ausgerechnet der Weihnachtsbaum eine schnell nachwachsende. Für jeden gefällten Baum werden im Schnitt drei neue Setzlinge gepflanzt. Zudem werden die meisten Bäume nach Weihnachten recyclet. Der Rockefeller-Baum wird traditionell zu Bauholz für „Habitat for Humanity“ geschnitten, einer wohltätigen Organisation, die Häuser für Bedürftige baut.

Plastikbäume hingegen, so die NCTO mögen zwar ein paar Jahre lang halten, sind aber nicht biologisch abbaubar und belasten die Natur damit langfristig.

Auch aus konjunktureller Sicht empfiehlt man den Amerikanern den echten Baum. Der kommt nämlich mit Sicherheit aus dem eigenen Land, wo mehr als 30 000 Farmen auf 180 000 Hektar Anbaufläche mehr als 100 000 Mitarbeiter beschäftigen. Der Plastikbaum wird hingegen aus China importiert und trägt damit seinen Teil zum hohen Handelsdefizit bei. Zudem genügen viele Kunstbäume nicht den amerikanischen Sicherheitsvorschriften: Sie sind oft mit bleihaltiger Farbe bearbeitet, wie sie zuletzt auch in zahlreichen Spielwaren aus China nachgewiesen wurde. Damit drohen nicht nur die Geschenke unter dem Baum zum Gesundheitsrisiko zu werden, sondern auch der Baum selbst.

Ganz wie bei den Spielwaren dürften viele amerikanische Verbraucher in der laufenden Weihnachtssaison wieder auf einheimische Produkte umstellen. Damit gibt es für die geplagten Baumverkäufer auf New Yorks teuren Gehwegen zumindest einen Hoffnungsschimmer.

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Alt 10-12-2007, 17:53   #782
Starlight
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Hank, Hillary und die Retter der Subprime-Loser

Mitten im Wahlkampf steckt Amerika in einer Kreditkrise. Nun spielen Republikaner und Demokraten Retter in der Not, springen dem kleinen Mann bei – im aktuellen Fall: Sie zwingen die Banken, die Zinsen für Hypotheken mit flexibler Verzinsung einzufrieren und Millionen von Amerikanern vor der Zwangversteigerung zu bewahren. Doch nicht alle Amerikaner jubeln den Rettern zu.

Dabei meinen die Politiker es zunächst gut. Angefangen von Finanzminister Hank Paulson, der nach tagelangen Verhandlungen mit den großen Kredithäusern einen Plan ausgeheckt hat:

Anstatt im nächsten Jahr planmäßig die Zinsen für bis zu zwei Millionen Subprime-Hypotheken anzuheben, was viele Hausbesitzer zahlungsunfähig und massenweise Zwangsversteigerungen herbeiführen würde, lassen die Institute die Sätze unverändert. Die Details wird Paulson am Donnerstagmittag bekannt geben. Es ist davon auszugehen, dass die Banken in irgendeiner Form vom Staat entschädigt werden und Rechtsschutz erhalten, falls sich die Investoren über entgangene Zinsgewinne beklagen.

Dass sich die Banken die höheren Zinsen entgehen lassen, kommt einem Schuldeingeständnis gleich. Die Unternehmen wissen, dass sie inmitten des Häuserbooms ganz tief in die Trickkiste gegriffen und bewusst Hypotheken verkauft haben, die den Schuldner binnen weniger Jahre überwältigen würden.

Dabei griff man nicht nur zu ungewöhnlichen Produkten, wie Hypotheken, an denen nur die Zinsen – und in manchen Fällen sogar weniger als die Zinsen – abgezahlt werden mussten. Manche Verkäufer ließen sich auch zu miesen Tricks im Verkaufsgespräch hinreißen, sprachen von möglichen Gehaltserhöhungen, dramatisch steigenden Häuserpreisen und der Möglichkeit einer lukrativen Refinanzierung… alles Dinge, die in einem gesunden Markt passieren können, den Investoren in der größten Immobilienblase der US-Geschichte aber vorenthalten blieben.

Millionen von Amerikanern hatten nun in den letzten Jahren eher das Traumhaus als eine mögliche Branchenkrise im Auge und unterschrieben naiv Hypotheken, die sie jetzt nicht mehr zahlen können. Die Deutsche Bank schätzt, dass 1,2 Millionen einzelne Darlehen in der Luft hängen. Die Bank of America rechnet damit, dass im nächsten Jahr pro Quartal 85 Milliarden Dollar an Krediten für ihre jeweiligen Schuldner zu teuer werden. Diesen zu helfen ist eine gute Sache, und die wollen die Demokraten im Wahlkampf natürlich nicht Hank Paulson und der Bush-Regierung überlassen.

So schaltete sich auf demokratischer Seite Hillary Clinton in die Debatte ein. Die New Yorker Senatorin stellte am Mittwoch ihren eigenen Maßnahmenkatalog zur Rettung der Subprime-Schuldner vor. Der geht etwas weiter als der Plan des Finanzministers und schließt einen Schutz für diejenigen Hausbesitzer ein, die bereits delinquent sind. Zudem will Clinton 5 Milliarden Dollar bereitstellen, mit denen die Kommunen Beratungszentren für verschuldete Hausbesitzer aufbauen sollen.

Das ist vermutlich die beste Idee in dem Konzept, über den Rest wird heftig gestritten. Denn wieder einmal – bei Paulson und Clinton – öffnet die Regierung all denen ein Hintertürchen, die sich verspekuliert und streng genommen selbst in die Krise manövriert haben. Werden denen die Zinsen eingefroren, werden alle anderen bestraft, die klug genug waren, ihre Häuser mit höher aber fest verzinsten Hypotheken zu finanzieren.

Andererseits wird dem Markt eine dringend notwendige Bereinigung vorenthalten. Der Häuserboom – ausgelöst, weil plötzlich auch Käufer im Markt waren, die sich kein Haus leisten konnten – haben die Immobilienpreise zwischen Florida und Los Angeles derart in die Höhe getrieben, dass sich viele seriös kalkulierende Amerikaner mit vernünftigen Hypotheken kein Heim mehr leisten konnten. Viele von ihnen bloggen nun um die Wette und bitten Clinton und die Regierung, nicht wieder auf Steuerkosten Abhilfe zu schaffen.

„Genug ist genug“, schimpft ein gewisser „Peter“ auf dem Immobilienblog des Finanzsenders CNBC und spielt damit auf die zahlreichen früheren Fälle an, in denen die Regierung Spekulanten geholfen hat. Das beginnt bei den Millionenzahlungen an die Fluggesellschaften und geht über die Rentenhilfe für die Automobilhersteller bis zu jeder weiteren Zinssenkung, mit der die Fed Liquidität in einen überschuldeten Markt treibt.

Mit Blick auf den hohen Schuldenstand will Blogger „Karl“ die Subprime-Krise samt der zu erwartenden Zwangsversteigerungen gar als „wake-up call“ verstanden wissen. Als ein endgültiges Signal an die Amerikaner, nicht dauernd über ihre Verhältnisse zu leben.

Solche Signale wären angebracht, zumal nach der Hypotheken- schon die Kreditkartenkrise mit einem weitgehend ungesicherten Volumen von weiteren 900 Milliarden Dollar lauert. Die kann nur abgewendet werden, wenn sich die Amerikaner zusammenreißen, auch wenn das angesichts der Sonderangebote für Navigationssysteme und Flachbildschirme vor Weihnachten schwer fällt.

Doch über den „wake-up call“ lachen Wirtschaftsexperten nur, und manche scheinen ihn gar nicht zu wollen. Denn wenn die Amerikaner weniger Geld ausgeben, spüren das die Unternehmen. Insofern hat sich das Land in seiner unersättlichen Konsumgier verrannt. Genau deshalb ist wiederum nötig, was am Donnerstag in Washington verkündet werden soll: Dass die Schuldner erlöst, dass ihre Zinssätze eingefroren werden.

Das kleine Übel – die Ungerechtigkeit gegenüber seriöseren Hausbesitzern – verhindert ein viel größeres Übel, nämlich eine Rezession. Der könne der Markt ohne Hilfe aus der Hauptstadt garantiert nicht entgehen, fürchtet Ron Insana, Chef-Analyst beim Finanzsender CNBC.

Alle die sich ungerecht behandelt fühlen und mit ihrem Schicksal hadern, mögen im Geist der Vorweihnachtszeit Trost finden. Die Zwangsversteigerung für Millionen von Immobilien-Zockern würde in den nächsten Jahren unzählige Familien obdachlos machen. Eine solche Krise zu verhindern gehört mindestens genau so zu Amerika wie die Gier und das gedankenlose Spekulieren, die zu der Krise geführt haben.


Setzt Citigroup auf Vikram Pandit?

Ob die Fed die Zinsen senkt, ein Saudi-Scheich Geld zuschießt oder ein Staat in Fernost Milliarden investiert… es scheint, dass irgendjemand immer bereit ist, den Großbanken zu helfen, die sich in eine Kreditkrise spekuliert haben. Die meisten Häuser erholen sich daher von ihren Kursverlusten – nur die Citigroup hinkt hinterher.

Von allen Bank-Aktien hat sich das Papier der weltgrößten Bank in den letzten Wochen am wenigsten von den Tiefschlägen auf dem New Yorker Parkett erholt. Und das hat einen guten Grund: Während auch andere Banken Milliarden-Abschreibungen und Rekordverluste einräumen mussten, hat die Citigroup ein viel größeres Problem: Inmitten der schwersten Krise ist das Unternehmen führungslos.

Seit man vor fünf Wochen den glücklosen Chuck Prince gefeuert hat, hat sich noch kein neuer CEO gefunden. Den heftig umworbenen John Thain, vormals Chef der New York Stock Exchange, hatte man verloren, als der sich für den CEO-Posten bei Merrill Lynch entschieden hatte. Der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, war einige Zeit lang im Gespräch, doch bleibt der lieber in Frankfurt. Im eigenen Haus traute man keinem die Rolle zu, und die Chefs anderer Finanzhäuser fragten zurecht, warum sie denn beim Sorgenkind der Branche anheuern sollten. Der Reiz, den größten Finanzkonzern der Welt zu lenken, konnte es schließlich nicht sein, denn zu den ersten Aufgaben des neuen Lenkers dürfte eine Zerschlagung des Branchenmultis gehören.

Keine leichte Aufgabe, aber eine dringend notwendige. Chuck Princes Vorgänger Sandy Weill hat Citigroup durch aggressive Merger zu dem globalen Konglomerat gemacht, dass Anlegern während der Wachstumszeit Traumrenditen beschert hat – und das danach nicht mehr zu steuern war. Einzelne Sparten ließen sich nicht sauber integrieren, der Citigroup mangelte es an Unternehmenskultur. Die muss der neue Chef mitbringen, und entsprechend will der gut gewählt sein.

Schon in den nächsten Tagen könnte sich der Vorstand für Vikram Pandit entscheiden, munkeln Insider an der Wall Street. Der aus Indien stammende Top-Banker war jahrelang Chef der Investmentgruppe bei Morgan Stanley, bevor er 2005 im Streit mit dem damaligen CEO Phil Purcell das Unternehmen verließ. Purcell wurde kurz darauf gefeuert. Pandit gründete einen Hedgefond, der im vergangenen Sommer für 800 Millionen Dollar von der Citigroup übernommen wurde – und der Pandit in das Unternehmen brachte, das er jetzt führen soll.

Dass Pandit selbst an dem Job höchst interessiert ist, zeigt schon die Tatsache, dass er sämtliche Artikel, die ihn als Kandidaten sehen, seit Wochen auf seinem Blog präsentiert. Dass er den Job noch nicht hat, zeigt, wie viele Zweifler er noch besiegen muss. Die werfen ihm vor, zu wenig Erfahrung im Unternehmen zu haben. Damit wäre dann aber die Hälfte der einstigen Wunschkandidaten zu streichen, denn die kamen von außerhalb der Citigroup. Andere fürchten, Pandit sei im Umgang mit einem Finanzkoloss wie der Citigroup nicht erfahren genug. Doch wer ist das schon? Der geschasste Chuck Prince war es offensichtlich nicht. Und quer durch die Finanzbranche rechnet man ohnehin mit Entlassungen und Teilverkäufen bei Citi, wodurch der Koloss möglicherweise bald einfacher zu steuern wäre.

Zudem muss Pandit ja nicht alleine ans Ruder. Entgegen dem üblichen System, CEO und Chairman in Personalunion zu setzen, könnte man dem Vorstandschef einen Chairman zur Seite geben. Damit wäre die Führungsverantwortung auf zwei paar Schultern verteilt – so wie es auch bei anderen Konzernen besser wäre. Als Chairman haben Insider zur Zeit Robert Willumstad vom Dow-notierten Versicherer AIG im Auge. Zudem steht Richard Parsons zum Jahreswechsel zur Verfügung. Der ausscheidende Time-Warner-Chef sitzt im Aufsichtsrat der Citigroup und gehört zu der Direktorengruppe, die über die künftige Führung der Bank entscheiden soll.


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Alt 14-12-2007, 19:08   #783
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Millionäre im Wahlkampf

Der US-Vorwahlkampf wird immer enger. Drei Wochen vor den ersten Stichwahlen tauchen jeden Tag neue Umfragen auf, die mal Hillary Clinton und mal Barack Obama vorne sehen, auf republikanischer Seite meist Rudy Giuliani und manchmal Mike Huckabee. Alle Kandidaten werden genau unter die Lupe genommen – bis hin zu ihrem Kontostand.

Nicht dass das persönliche Vermögen eines Kandidaten direkten Einfluss auf die Wahl hat oder haben sollte, doch lässt sich über einen Blick auf die Finanzen doch manchmal Interessantes herausfinden. Vor allem eines: Wenn die Politiker mit Anekdoten aus ihrem früheren Berufsleben Sympathien gewinnen wollen, tun sie das aus einer Perspektive, die entrückter nicht sein könnte:

So erinnert John Edwards gerne daran, wie er einst in einer Getreidemühle die Steine schrubben musste – ein Knochenjob. Schrubben musste auch Mike Huckabee, und zwar Fingerabdrücke auf den Glastüren des örtlichen Supermarktes. Im Einzelhandel diente auch der Republikaner Fred Thompson, der einst Kinderschuhe verkaufen musste. Hillary Clinton brüstet sich damit, in Alaska Fische ausgenommen zu haben, und Barack Obama hat seine Karriere wie jeder gute Amerikaner gewonnen – am Fastfood-Grill.

Obama mag gute Chancen haben, der nächste Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, ein Blick auf sein Konto zeigt ihn aber noch am nächsten an der Friteuse. Sein Nettowert: Knappe 1,3 Millionen Dollar. An seinem Haus in Illinois gehören dem Senator schlappe 600 000 Dollar, der Rest liegt bei der Bank. Knappe 400 000 Dollar hat Obama in Mutual Funds investiert, und etwa 250 000 hält er in Cash. Eine äußerst konservative Geldanlage, finden Analysten – aber vielleicht angemessen für den „ärmsten“ unter den Kandidaten.

Etwas besser geht es da schon Fred Thompson. Der Mann, der als rechtlicher Berater in den Watergate-Ermittlungen einen Frühstart in Sachen Politik hatte, stand nicht sein ganzes Leben lang im Dienste der Wähler. Als Lobbyist verdiente er fast zwanzig Jahre lang deutlich besser, später machte er als Hollywood-Star Karriere – heute ist er über 8 Millionen Dollar wert, wovon die Hälfte in Immobilien stecken.

Das Mittelfeld der Kandidaten ist recht eng besetzt: Mit einem Privatvermögen von 34,9 Millionen Dollar fällt Hillary Clinton nicht groß auf. Der größte Teil ihres Guthabens kommt aus den Tantiemen für das First-Lady-Memoir „Living History“ und aus den Einnahmen ihre Gatten Bill. Der Ex-Präsident hat für sein Buch mehr als 12 Millionen Dollar kassiert, zudem nimmt er rund 150 000 Dollar pro Vortrag. Viel Geld, das man besser investieren könnte. Die Clinton halten ein paar Aktien – von A wie Abbott Labs bis Y wie Yahoo – aber satte 30 Millionen Dollar in bar. Analysten empfehlen, mindestens die Hälfte davon in Aktien zu stecken, vor allem in inflationären Zeiten.

So wie das John McCain macht. Fast 25 von insgesamt 40 Millionen Dollar stecken in Aktien und Fonds. Die laufen allerdings größtenteils auf den Namen seiner Frau, die als Bier-Erbin hinter dem größten Teil des Familienvermögens steht. Anders als Rudy Giuliani. Der macht sein Geld selbst, investiert aber offensichtlich auch nach seinem Gusto – und nicht unbedingt mit Expertise. So hält er einige Finds, die bei den Ratingagenturen nur als drittklassig gelten.

An der oberen Grenze des Mittelfelds rangiert John Edwards. Der ehemalige Verteidiger hat sich seine Plädoyers teuer bezahlen lassen und hat heute ein Vermögen von fast 55 Millionen Dollar. Mehr als die Hälfte steckt in Aktien und Fixed Income, weitere 10 Millionen Dollar in Immobilien.

Bleibt der Blick an die Spitze: Mit Abstand reichster Kandidat ist der – bei den Wählern mittlerweile leicht abgeschlagene – Republikaner Mitt Romney. Der frühere Gouverneur von Massachussetts sitzt auf knapp über 200 Millionen Dollar, wovon etwa 150 Millionen in Wertpapieren angelegt sind. Weitere 18 Millionen stecken in Immobilien, weitere 18 Millionen in Cash. Die Anlage ist clever gewählt – kein Wunder: Romney ist Gründer von Bain Capital, einem Private-Equity-Unternehmen aus Boston.

Für Romney ist sein persönlicher Reichtum mehr als für alle anderen ein Politikum. In der aktuell heißen Diskussion um die Erbschaftssteuer ist seine Stellung klar: Schafft der Kongress die Erbschaftssteuer nicht ab, werden seine Kinder einmal mit bis zu 90 Millionen Dollar zur Kasse gebeten. Die Romneys sorgen jedoch vor und verteilen ihr Geld großzügig: Laut Gesetz dürfen sie Enkelkindern jährlich 24 000 Dollar schenken, und das summiert sich, schließlich ist Romney Mormone und hat bereits 12 Enkel.

Brisantes Detail: Vor dem Wahlkampf haben Romneys Berater einige Aktien aus seinem Portfolio verkauft, die politisch problematisch gewesen wären. Darunter einige Kasino-Aktien (bei den Mormonen ist Spielen verboten), und die Papiere einiger Konzerne, die geschäftliche Beziehungen zum Iran unterhalten.

Ob ihm der Verkauf nützt ist unklar, doch zur Zeit gehört Romney nicht zu den heißesten Anwärtern auf das Weiße Haus. In den Umfragen führen zur Zeit Hillary Clinton und Barack Obama, Rudy Giuliani und Mike Huckabee.










Zahlen mit Spongebob und Bambi


Andere Länder, andere Sitten: Die Amerikaner kennen ein Ritual, dass den meisten Europäern völlig fremd sein dürfte. Einmal die Woche setzen sich John und Jane Doe an ihren knarzigen Schreibtisch und bezahlen ihre Rechnungen – per Scheck. Den Kugelschreiber in der Hand werden Miete, Telefon und das Zeitungs-Abo beglichen. Das dauert.

Noch schlimmer ist es wohlgemerkt, wenn die mühsame Scheckschreiberei den Zahlungsverkehr nicht nur in den eigenen vier Wänden verzögert, sondern in der Öffentlichkeit. Es kommt nicht selten vor, dass Kunden im Supermarkt per Scheck bezahlen. Je nach Schreibtempo lässt das eine Schlange vor der Kasse noch länger warten als sonst.

Doch die Amerikaner nehmen´s gelassen; sie mögen ihre Schecks. Sie nutzen den auf 7 mal 15 Zentimeter genormten Schein nicht nur zum Zahlen, sondern auch als Spiegel in die Seele. Per Scheck lässt man die Mitmenschen erkennen, ob man lieber jagen oder fischen geht, welches Football-Team man unterstützt und ob Kinder im Haus sind. Die Banken drucken je nach Vorliebe des Kunden Hirsche und Heilbutt, Yankees und Red Sox, Spongebob und Bambi auf die Scheinchen.

Und dennoch: Jahrzehnte nach dem Aussterben des Schecks in Europa stellen auch die Amerikaner zumindest schrittweise auf elektronische Zahlungsmittel um. Aktuelle Daten der Fed zeigen, dass die Zahl der Scheck-Transaktionen im letzten Jahr um fast 7 Prozent gefallen ist, während die elektronischen Überweisungen um 12 Prozent zugelegt haben.

Experten beobachten diesen Trend seit einigen Jahren und loben die Effizienz der modernen Systeme. Die haben mittlerweile einen Anteil von zwei Dritteln des nicht baren Zahlungsverkehrs, während der Scheck auf ein Drittel zurückgefallen ist. Noch 2003 wurde jede zweite Rechnung mit dem Kugelschreiber beglichen.

Ganz aussterben wird der Scheck indes nicht. Etwa 30 Milliarden werden pro Jahr noch verschickt, notiert die Fed. Die stapeln sich so hoch wie der Mount Everest, der seinerseits so manches Scheck-Design ziert.


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Alt 19-12-2007, 20:30   #784
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Tasche statt Tüte

Die Weihnachtsstimmung in New York ist nicht zu übersehen: Die Türsteher vor dem Spielzeugimperium FAO Schwarz tragen rote Mützchen, die Schaufenster sind festlich dekoriert, die kristallne Schneeflocke über der Fifth Avenue erhellt das Einkaufsparadies der Wohlbetuchten – doch die Kunden schauen mehr als dass sie kaufen.

An der Wall Street werden die Analysten immer pessimistischer für das laufende Weihnachtsgeschäft. Die Trendbeobachter in New York glauben hingegen, dass es längst nicht mehr darum geht, was in die Einkaufstaschen der Kunden kommt – wichtig ist die Tasche selbst. Die Edelboutiquen in Manhatten gestalten immer schickere Accessoires und nutzen die Tasche damit als ein letztes Werbeinstrument, das noch Kunden anziehen soll. Mit Erfolg, wie das Beispiel von Lord & Taylor zeigt:

Das traditionsreiche Modehaus hat ein ganzes Jahr an seinem Konzept für eine neue Tragetasche gefeilt und diese letztlich von Designer David Lipman gestalten lassen. Außen strahlend weiß und innen leuchtend orange ist das Teil ein Blickfang, der Name Lord & Taylor erscheint beidseitig im aufwändigen Reliefdruck, und eine anspruchsvoll geknotete Kordel liegt als Griff besser in der Hand als die Plastikriemen, die die frühere Wegwerf-Tüte verunstaltet hatten.

Die Tasche von Lord & Taylor ist in New York der letzte Schrei – doch kommt der nicht umsonst. Ganze 80 Cent lässt sich das Unternehmen jede Tasche kosten, das ist doppelt so viel wie der Branchendurchschnitt. Schlagzeilen inklusive, wohlgemerkt. Die New York Times berichtete jüngst auf der Titelseite über den Taschenkult.

Dem Beispiel von Lord & Taylor folgen nun andere Einzelhändler: Das Luxushaus Bergdorf Goodman, dessen Tasche mit einem modischen Silhouettendruck auf Lavendel legendär ist, arbeitet gerade an einem neuen Design, das im Herbst 2008 – rechtzeitig zum nächsten Weihnachtsgeschäft – vorgestellt werden soll. Eines ist vorab klar: Aus dem aktuell recht lapprigen Papier wird das neue Modell nicht sein. Insider rechnen mit einem Vinyl-verstärkten Körper, der das Teil für modebewusste Frauen zur zweiten Handtasche werden lässt.

Die Idee, die Tragetasche damit zum dauerhaften Accessoire zu machen, haben in New York zuletzt auch der Aerobic-Spezialist Lululemon und das Modehaus Scoop umgesetzt. Einzelhandels-Analysten hat das zunächst verwirrt, denn in den letzten Jahren ist der Umsatz mit teuren Lederhandtaschen so stark gestiegen wie nie zuvor. Elegante Handtaschen von Coach, die bis zu 1200 Dollar kosten, haben dem NYSE-notierte Unternehmen in den letzten fünf Jahren zeitweise zu einem Kursgewinn von 500 Prozent verholfen. Seit einigen Monaten hingegen verliert das Coach-Papier deutlich. Das könnte daran liegen, dass die kostenlose Coach-Einkaufstasche dem eigentlichen Produkt langsam den Rang abläuft.

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Alt 20-12-2007, 18:39   #785
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Fed-Gebote: Du sollst nicht lügen und betrügen

Den Leitzins zu senken mag an den US-Börsen das beliebteste Mittel sein, mit dem die Notenbank der Kreditkrise zuleibe rücken kann. Doch es gibt noch andere Wege: Die Fed kann den Banken billigere Kredit geben, über Bond-Auktionen Liquidität schaffen oder – wie jetzt geschehen – die künftigen Spielregeln für die Kreditinstitute ändern.

Die Notenbank hat in dieser Woche ein neues Regelwerk beschlossen, mit dem Hypothekenkrisen wie die laufende zumindest in Zukunft verhindert werden können. Dabei fällt vor allem eines auf: Die Regeln sind keineswegs revolutionär; sie verbieten den Kreditgebern lediglich Praktiken, die nicht nur dem gesunden Menschenverstand widersprechen, sondern in einzelnen Fällen direkt kriminiell sind.

So ist es Banken künftig nicht mehr erlaubt, Hypotheken mit „verlogenen Raten“ zu bewerben. In den letzten Jahren fiel mancher Hauskäufer auf Angebote herein, in denen ein „festgelegter Zinssatz“ Sicherheit bot – für zwei Jahre, wie sich dann im Kleingedruckten fand. Hinter dem Schlagwort „Festzins“ verbarg sich also ganz genau das Gegenteil: ein Kredit mit flexiblen Raten.

Es ist Banken künftig auch verboten, einem Kunden eine Hypothek zu geben, die sich dieser nicht leisten kann. Statt traumtänzerischen Leuten vorzurechnen, unter welchen fantastischen Umständen – Gehaltserhöhung, Erbschaft, etc. – sich künftig steigende Zinsen eventuell ertragen ließen, müssen Kreditgeber nun die Notbremse ziehen und illiquiden Kunden einen Kredit verweigern.

Ferner werden künftig illegitime Strafzinsen verboten, mit denen mancher Kreditgeber seinen Kunden heimlich Fesseln anlegte. In vielen Hypothekenverträgen steht, dass der Kredit zwar früher abbezahlt werden kann, aber nur gegen hohe Strafgebühren. Darüber waren sich hunderttausende Amerikaner zuletzt nicht im Klaren. Viele zahlten mehr als ihre vertragliche Monatsrate – statt sich damit früher zu entschulden, tappten sie in die Falle. In einigen Fällen konnten Hausbesitzer ihre Strafen nicht zahlen und verloren ihre Häuser.

Dass die Kreditgeber in den letzten Jahren überhaupt mit solchen Mitteln gearbeitet haben, beweist was 86 Prozent der vom Nachrichtensender CNN befragten Amerikaner ohnehin glaubten: Die Schuld für die Kreditkrise liegt bei den Banken. Einige Unternehmen der Branche haben mit betrügerischen Mitteln Hypotheken vergeben und müssen dringend an neue Regeln gebunden werden.

Einige Maßnahmen im Fed-Katalog richten sich indes nicht nur an die Subprime-Leiher, sondern an alle Hypothekengeber. Denen sind beispielsweise Bonus-Systeme verboten, die Maklern eine Umsatzbeteiligung zuschacherten, wenn diese dem Kunden eine Hypothek teurer als nötig andrehen konnten. Auch will die Notenbank künftig verstärkt darauf achten, dass Banken die Immobiliengutachter nicht mehr unter Druck setzen, Häuser über ihrem Marktwert auszuweisen. Dass solche Regeln überhaupt festgesetzt werden müssen, ist nicht weniger als ein Skandal – und doch nicht mehr als ein erster Schritt aus der Krise.

Wie tief Amerika im Subprime-Desaster steckt, ist indes noch lange nicht bekannt. Dass nach jüngsten Informationen selbst das bislang wackere Powerhaus Goldman Sachs im laufenden Quartal mit Problemen rechnet, deutet an, dass der Boden noch lange nicht erreicht ist.

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Alt 06-01-2008, 22:31   #786
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2007 – Die Gewinner des Jahres

Das Jahr hatte so gut begonnen – mit einer steilen Rallye bis Mitte Juli. Danach hatten es die Börsen schwer. Inmitten einer massiven Immobilien- und Kreditkrise verloren die Banken Milliarden und mancher Anleger das Vertrauen in den Markt. Jetzt ist das Jahr vorbei, in dem es aber auch manchen Gewinner gab – ein Überblick.


Als größten Gewinner des Jahres darf sich wohl Carlos Slim Helu feiern. Der mexikanische Telekom-Modul hat es in diesem Jahr ganz an die Spitze geschafft: Laut Fortune ist er mit einem Vermögen von 59 Milliarden Dollar der reichste Mann der Welt und hat Bill Gates und Warren Buffet abgelöst.

Dicht auf den Fersen ist Mukeah Ambani, der Chairman des Industriekonglomerats Reliance Industries. Der indische Öl-Gas-Raffinerie-Chemie-Textil- und Einzelhandelsmulti hat eine starke Performance hinter sich, und der Chef ist mittlerweile 55 Milliarden Dollar schwer und damit einer der fünf reichsten Menschen der Welt. Ambanis persönlicher Erfolg des letzten Jahres: der Spatenstich für sein neues Eigenheim, das 60 Stockwerke hoch und 1 Milliarde Dollar teuer wird.

Ebenfalls aus Indien, aber nicht ganz so reich ist Indra Nooyi, die beim Wirtschaftsmagazin Forbes als mächtigste Frau in der Unternehmenswelt gilt. Nooyi ist CEO von PepsiCo und hat den Börsenwert ihres Konzerns in den letzten zwölf Monaten um 25 Prozent steigen sehen.

Um gut 40 Prozent eingebrochen ist hingegen der Börsenwert der Blackstone Group, die im vergangenen Juni als erste „Heuschrecke“ an die Börse ging. Das heißt nicht, dass an dem IPO alle verloren hätten – im Gegenteil: Blackstone-Chef Stephen Schwarzman kassierte zum Börsengang mehrere hundert Millionen Dollar und stieg nun mit einem Gesamtvermögen von 7,8 Milliarden Dollar auf Platz 40 der Krösus-Liste.

Den Titel des besten CEO muss er aber andere überlassen. Lloyd Blankfein, zum Beispiel, dem hoch geschätzten Chef von Goldman Sachs. Der hat sein Haus sicher durch die Subprime-Krise gesteuert und steht unter allen Wall-Street-Bossen am besten da. Mehr oder wenig gerechter Lohn: eine Gehaltserhöhung um 30 Prozent – auf 70 Millionen Dollar.

Mit 15 Millionen Dollar muss sich Mark Hurd zufrieden geben, der im letzten Jahr die siechende Hightech-Schmiede Hewlett-Packard gerettet hat. Seit Hurd am Rude ist, hat HP Marktanteile ausgebaut und den Konkurrenten Dell überholt, die Aktie klettert. Ebebso natürlich das Papier des Hightech-Kollegen Steve Jobs, der unter allen CEOs in Amerika am meisten Spaß zu haben scheint. Zwischen iPod, iPhone und riesigen Zeichentrick-Erfolgen bei Walt Disney dürfte Jobs kaum mehr Zeit haben, sein Geld zu zählen. Wenn er bei Fortune nachschaut, sieht er sein Vermögen dort auf 5,6 Milliarden Dollar geschätzt.

Auf dem besten Weg zu solchen Summen ist auch Mark Zuckerberg. Der 23-Jährige, der Harvard abgebrochen hat um die Social-Website Facebook.com zu wntwickeln, hat in diesem Jahr dick Kasse gemacht. Nachdem er ein Angebot von Yahoo über 1 Milliarde Dollar ausschlug, ließ er Microsoft einsteigen. Der Konzern zahlte 210 Millionen Dollar für einen Anteil von 1,6 Prozent – damit bewertet man Facebook mit rund 12 Milliarden Dollar.

Interessanterweise gibt es auch Sieger, die eigentlich gar nichts geleistet haben. Robert Nardelli ist das beste Beispiel. Anfang 2007 trat der glücklose CEO von Home Depot zurück, nachdem die Baumarktkette unter seiner Führung Marktanteile verloren und ihren Börsenwert um 40 Prozent abgebaut hatte. Zum Abschied kassierte Nardelli 210 Millionen Dollar – und einen neuen Job gab´s auch gleich: Seit August steht Nardelli bei Chrysler an der Spitze.

Doch nicht nur CEOs machen Geld in Corporate America, auch der geschickte Anleger kassierte im vergangenen Jahr gut ab. Prominentestes Beispiel ist der Rapper 50 Cent. Der hatte vor einigen Jahren in den Getränkehersteller Glaceau investiert, der im Mai für 4,2 Milliarden Dollar an Coca-Cola ging. Der Musiker strich bei dem Verkauf 400 Millionen Dollar ein – mehr als mir seinen besten Platten.

Immer gut im Geschäft war Madonna, die sich im vergangenen Jahr von ihrem Plattenlabel Warner Music getrennt hat, um danach als erster Künstler beim Konzertveranstalter Live Nation zu unterschreiben. Der Vertrag läuft über zehn Jahre und bringt Madonna 120 Millionen Dollar ein. Zu Weihnachten gab es für das Material Girl noch einen schönen Bonus: Die Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame.

Weitere Gewinner des Jahres finden sich im Sportsektor: Tiger Woods strich 2007 einen neuen Vertrag mit Gatorade ein, der ihm für die Namensrechte für eine Sportdrink-Reihe satte 100 Millionen Dollar einbringt. David Beckham lässt sich seinen Wechsel nach Los Angeles derweil mit 250 Millionen Dollar bezahlen, und der Baseball-Gott Alex Rodriguez, besser bekannt als A-Rod, unterschrieb gerade für weitere zehn Jahre beim Rekordmeister New York Yankees. Der Lohn für den Pitcher: 275 Millionen Dollar.

Fast genausoviel streicht Talkmasterin Oprah Winfrey wohlgemerkt in einem einzigen Jahr ein. Die Powerfrau, die nicht nur ihrer TV-Sendung, sondern dem Medienriesen Harpo vorsteht, kommt für 2007 auf ein Einkommen von 260 Millionen Dollar und ist seit neuestem sogar noch politisch bedeutend: Winfrey ist die wichtigste Wahlhelferin von Barack Obama, der für die Demokraten in das Rennen um die Präsidentschaft ziehen will.

Weitere TV-Stars an der Spitze der Erfolgsleiter. Die Koch-Königin Rachel Ray, die im Fernsehen brutzelt und dabei eigene Produktketten bei Nabisco und Dunkin Donuts vertreibt. Und ferner Miley Cyrus, die gerade einmal 15 Jahre alt ist. Die Tochter von Countrystar Billie Ray Cyrus ist als Hannah Montana der Aufsteiger in Teenie-Amerika, hat ausverkaufte Tourneen bestritten und im letzten Jahr 3,5 Millionen Dollar eingenommen.

Das ist wiederum deutlich weniger als die Summe, die Trouble im letzten Jahr einstreichen durfte. Die betagte Malteser-Dame mit einem Gewicht von knapp vier Kilo war der Schoßhund der New Yorker Immobilien-Diva Leona Helmsley. Die stark jüngst und vermachte dem Tier die stolze Summe von 12 Millionen Dollar. Trouble wohnt nun in Florida, wo sie von einem Privat-Koch versorgt wird und mehrere Bodyguards beschäftigt – das Vieh bekommt nämlich Morddrohungen und ist damit vielleicht der tragischste Gewinner des Jahres.

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Bernankes Ohrfeige für Präsident Bush

Ben Bernanke bemühte sich am Donnerstag vor dem Kongress redlich, keine Parteipolitik zu betreiben. Doch seine Kommentare zu einem möglichen Hilfspaket der US-Regierung für die strauchelnde Wirtschaft waren am Ende doch eine Ohrfeige für George W. Bush, von dessen Steuersenkungen der Fed-Chef offensichtlich nichts hält.

Die von der Bush-Regierung angestrebten dauerhaften Steuersenkungen hält Ben Bernanke nicht für eine wirksame Maßnahme, um das Wirtschaftswachstum in den USA wieder anzutreiben. Im Gegenteil: Der Chef der Notenbank sprach sich ausdrücklich für ein „schnelles, effizienties und zeitlich begrenztes“ Eingreifen in den Markt aus.

Von der zeitlichen Begrenzung dürfte man im Weißen Haus nicht viel halten. Seit Monaten kämpfen Bush und seine Republikaner darum, die vor fünf Jahren befristet beschlossenen Steuersenkungen fest und für immer im Gesetz zu verankern. Dabei waren diese Steuersenkungen von Beginn an höchst umstritten, denn sie kamen zum allergrößten Teil den Unternehmen und Spitzenverdienern zugute.

Um jetzt das schwache Wirtschaftswachstum effizient anzustacheln, müsse die Regierung weiter unten anpacken, stellte Bernanke in Washington klar. Ein wirksames Paket würde sich direkt an die Unter- und Mittelschicht wenden, die unter anderem durch stagnierende Löhne und den hohen Inflationsdruck am stärksten belastet sei. Mehrere Abgeordnete scheinen nun mehr Arbeitslosenhilfe oder die verstärkte Ausgabe von Lebensmittelmarken zu favorisieren, mit denen die Amerikaner mit den geringsten Einkommen unterstützt würden.

Die wiederholte Frage mehrerer republikanisches Abgeordneter, ob nicht Steuersenkungen für die Unternehmen stärkere Auswirkungen für die Wirtschaft hätten, beantwortete Bernanke mehrfach sehr betont mit einem klaren „Nein“. Allein wirtschaftliche Hilfe für die Unterschicht – eben über Lebensmittelmarkten – würde direkt in den Markt reinvestiert.

Steuersenkungen für Unternehmen würden sich hingegen eher langfristig und einseitig auswirken. Angesichts der Höhe eines Hilfspakets, das zwischen 100 und 150 Milliarden Dollar schwer sein könnte, sei im Falle einer ineffektiven Verteilung des Geldes der wirtschaftliche Schaden für die USA höher als der mögliche Nutzen. Der Schaden ließe sich vor allem an einer dramatisch steigenden Staatsverschuldung ablesen. Die beträgt heute bereits 9,2 Billionen Dollar, wobei die Kosten für das kaputte staatliche Gesundheitssystem noch nicht eingerechnet sind.

Abgesehen vom direkten Schaden eines langfristigen Hilfspaketes im Defizit fürchtet Bernanke auch, dass den Amerikanern durch weitere Steuersenkungen endgültig auch noch der letzte Rest von finanzieller und haushalterischer Disziplin verloren gehen würde.

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Alt 17-01-2008, 20:17   #788
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Hilfeschreie an die Fed

Milliardenverluste bei den Banken, der Verbraucher schwächelt, die Arbeitslosigkeit steigt, die Industrie berichtet über rückläufige Umsätze… die Wall Street kämpft seit geraumer Zeit mit allen möglichen schlechten Nachrichten. Zur Lösung aller Probleme fällt den Experten aber immer nur eines ein: Man fordert Zinssenkungen.

Nun hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass die Notenbank der Wall Street bei ihrem nächsten Treffen Ende Januar noch einmal zu Hilfe kommen wird. Ben Bernanke hat das klar gemacht, und eine Zinssenkung um 50 Basispunkte ist fest eingepreist. Damit würde die Fed dem Markt seit September zum vierten Mal entgegenkommen – der Leitzins würde von anfangs 5,25 Prozent auf 3,75 Prozent fallen, die Diskontrate der Banken läge bei 4,75 Prozent.

Doch das ist der Wall Street nicht genug. Nachdem Dow und Co. mittlerweile um 15 Prozent unter ihre historischen Höchstmarken gerutscht sind, werden die Hilferufe nach Washington immer lauter. Am Montag forderten Anleger eine „Emergency-Sitzung“ mit einer Zinssenkung noch vor dem bisher anberaumten Termin. Am Dienstag steht plötzlich eine Zinssenkung um 75 Basispunkte im Raum. Beide Forderungen sind unverschämt und dürften sich nicht erfüllen – zum langfristigen Besten des Marktes.

Dabei geht es nicht einmal darum, dass ein derart dramatischer Eingriff der Fed in die Märkte Panik signalisieren könnte. Das würde ja höchstens Kleinanleger vergraulen und den Profis weitere Schnäppchen in die Hände spülen – kaum ein Problem für die Wall Street. Nein, vielmehr geht es darum, dass dramatische Zinssenkungen letztlich nicht mehr tun würden als die gigantische Kreditblase am Leben zu erhalten und den großen Knall noch einmal zu verschieben.

Denn hinter der Forderung nach Zinssenkungen steht nicht mehr als die Hoffnung der Experten, dass sich Verbraucher und Unternehmen wieder verstärkt Geld leihen und dann investieren würden. Diese Logik geht aber bestenfalls bei den Konzernen auf, während sich John und Jane Doe immer tiefer in ihr Schuldenloch graben würden. Es waren ja überhaupt erst die Zinssenkungen unter Alan Greenspan, die 2001 Geld historisch billig gemacht und dafür gesorgt hatten, dass die Verbraucher auf Pump einkauften was das Zeug hielt.

Abgesehen von den langfristigen Folgen für die Wirtschaft ist auch mit Blick auf den täglichen Aktienhandel nicht davon auszugehen, dass eine Mega-Zinssenkung eine Trendwende einläuten könnte. Im Gegenteil: Fällt der Leitzins um 25 oder 50 Basispunkte, würden die Indizes wohl enttäuscht abschmieren – fällt der Leitzins um 75 Punkte wäre damit nicht mehr als eine Forderung erfüllt. Für die Börse würde es wohl kurzzeitig aufwärts gehen, danach würde der Fed-Effekt aber genauso verhallen wie jeweils nach den letzten drei Zinssenkungen. Denn Anleger wissen: Die Fed allein kann die Konjunktur zur Zeit nicht retten – der US-Wirtschaft steht eine bereinigende Korrektur bevor, die bis in eine Rezession führen kann.

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Alt 23-01-2008, 17:37   #789
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Verwirrung um Ben Bernanke

Für Ben Bernanke wäre es dieser Tage am besten, sich in eine dunkle Höhle zurückzuziehen und jede Kommunikation nach außen abzubrechen. Denn dem Fed-Chairman schlägt allerhand entgegen: Dank, Vorwürfe, Beschimpfungen, Forderungen, Ratschläge… einen einfachen Schluss wird der oberste Notenbanker daraus nicht ziehen können.

Nun sitzt Bernanke aber nicht in einer Höhe, sondern – meistens – in seinem Büro im Gebäude der Federal Reserve in Washington. Da laufen die Fernseher, klingeln die Telefone, liegen die Zeitungen aus, und sie sagen:

„Ben Bernanke ist der Narr unter der Dusche – mal stellt er das Wasser zu kalt, mal zu heiß.“ So höhnte ein Insider am Dienstag über den Wirtschaftssender CNBC und warf Bernanke damit vor, recht ziellos die Zinsen zu hoch geschraubt und jetzt zu dramatisch gesenk zu haben. Implizierte Forderung: eine ruhige Hand und weniger volatile Ausschläge in der Zinskurve.

„Ben Bernanke ist verwirrt.“ Das meint Art Cashin, der Parkettchef der UBS an der New Yorker Börse und ein Urgestein der Wall Street. Bernanke habe mit seiner Zinssenkung auf die Kursverluste in Asien und Europa reagiert, stellt Cashin fest. Das hat dem Markt zwar letzten Endes geholfen, geht aber an der eigentlichen Aufgabe der Notenbank vorbei, die sich ja um die Situation im eigenen Land kümmern soll. Übrigens: Cashin ist nicht der einzige, der diesen Punkt anbringt. William Poole, der Chef der regionalen Notenbank von St. Louis, hat gegen die Zinssenkung eine Woche vor der geplanten Fed-Sitzung gestimmt.

„Ben Bernanke muss die Zinsen am Dienstag weiter senken.“ Das ist die vorherrschende Meinung auf dem Parkett, wobei die Höhe weiterer Zinsschritte heftig diskutiert wird. Nachdem ursprünglich von einem Nachschlag von 25 Basispunkten die Rede war, sprechen die Fed-Futures am Mittwoch eine ganz andere Sprache: Eine überwältigende Mehrheit der Spekulanten geht davon aus, dass der Leitzins um 50 oder sogar weitere 75 Basispunkte gesenkt wird.

„Ben Bernanke darf die Zinsen am Dienstag nicht weiter senken.“ Das sagt Oscar Gonzales, der Volkswirt von John Hancock Financial. Nach der Eilentscheidung in dieser Woche würde ein weiterer Zinsschritt durch die Fed dem Markt ein falsches Zeichen geben. Bernanke & Co. sollten erst einmal abwarten, wie sich der Markt mittelfristig in Reaktion auf den jüngsten Abschlag entwickelten.

„Ben Bernanke ist der Retter der Wall Street.“ Das ist vermutlich die am seltensten gehörte Meinung an der Wall Street, doch hat der Fed-Chef auf dem Parkett auch vereinzelt Fans. Die sagen, Bernanke habe mit seiner Eilentscheidung die Spielregeln für eine Konjunktur in der Krise geändert und durch diese historische Liquiditätsspritze nicht nur billiges Geld, sondern auch Vertrauen injiziert. Den Vorwurf, Bernanke sei der langsamste Fed-Chef in der Geschichte und renne der Entwicklung der Börsen hinterher bestätigt oder entkräftet das wohlgemerkt nicht.

Für Verwirrung ist an den US-Börsen also ausreichend gesorgt. Bis Dienstag dürfte das noch schlimmer werden, denn alle Augen sind auf Bernanke gerichtet, von dem jedes Wort, jedes Handzeichen und jede Mine interpretiert werden.

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Alt 25-01-2008, 20:27   #790
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Bono und Bill Gates starten Agrar-Initiative

Als der Chef der New Yorker Börse, Duncan Niederauer, und die CEOs einiger NYSE-notierter Unternehmen am Freitagmorgen im Schnee von Davos standen und mit Kuhglöckchen per Satellitenleitung den Handel eröffneten, war klar, warum das „World Economic Forum“ den Ruf eines selbstgefälligen Großkapitalisten-Clubs hat.

Doch ist das kein gerechtes Bild, denn in Davos läuft viel mehr. Sicher, für die Chefs der wichtigsten globalen Konzerne ist das Treffen Pflichtprogramm, und hinter den Kulissen werden Milliarden-Deals in allen Branchen geschlossen. Doch hat man sich in den letzten Jahren zunehmend bemüht, das Scheinwerferlicht von den Größten und Reichsten auch ein wenig abzulenken und internationale Probleme anzugehen.

Zum zweiten Mal in Folge hat sich daher etwa Bono in das Schweizer Ski-Städtchen bemüht. Der Vorreiter im internationalen Kampf gegen Armut und Krankheit hat in den letzten Jahren viele Top-Unternehmer inspiriert und ist daher in Davos unter Freunden. Gemeinsam mit besonders engen Vertrauten, dem Microsoft-Milliardär Bill Gates und Computerbauer Michael Dell, kündigte Bono jetzt ein neues Projekt an: den Kampf gegen den Hunger in der Dritten Welt.

Der wird – wie vieles andere – von der Bill und Melinda Gates Foundation finanziert, die zunächst 306 Millionen Dollar für Agrarprogramme zur Verfügung stellt. Für Gates ist es ein erster Schritt in ein neues Feld, denn seine Stiftung war bisher vor allem im Gesundheitssektor tätig. Mit den Millionen sollen nun vor allem Kleinbauern unterstützt werden, darunter größtenteils Frauen.

Denen sollen Möglichkeiten gegeben werden, ihre Farmen nicht nur effizienter, sondern auch profitabel zu führen. Der Kapitalismus habe der westlichen Welt – und besonders ihm – gute Dienste geleistet, erklärte Gates in Davos, und er sei auch das richtige System für die Entwicklungsländer. Zumal Wohltätigkeit eine Grundidee des Kapitalismus sei. In Werken vor „Wohlstand der Nationen“ habe schon Adam Smith erklärt, dass der Mensch ein Interesse – auch ein finanzielles – am Wohlstand und Wohlergehen der Anderen habe.

Gates’ Interesse am Wohlergehen der Anderen ging jüngst so weit, dass er seinen Posten bei Microsoft abgab. Der Firmengründer sitzt mittlerweile vollzeitlich bei seiner Foundation und nur noch nebenbei in der Software-Zentrale. Nach Davos wird er wohl dennoch auch in den nächsten Jahren kommen. Denn er hat erkannt, dass sich bei einem Treffen der mächtigsten Manager der Welt mehr erreichen lässt als interne Deals.

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Alt 28-01-2008, 20:22   #791
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Hershey’s im Schneegestöber

Bei der Quartalskonferenz hatte Hershey-CEO David West eine unangenehme Überraschung für die Analysten. Nicht nur lagen Umsatz und Gewinn unter den Erwartungen, man musste auch ein Produkt komplett einstellen: die „Ice Breaker Packs“ – und zwar auf Druck von Polizei und Sicherheitsbehörden.

Mit denen hat Hershey sonst wenig zu tun, schließlich stellt man nicht Waffen und Handschellen her, sondern Schokolade und anderen süßen Papp wie Lakritzstreifen oder Bonbons. Oder eben Minz- und Mentholprodukte, wie die „Ice Breaker Packs“ für frischen Atem. Deren Problem: Sie sahen aus wie Drogen und mißfielen den Behörden im Kampf gegen Straßenkriminalität.

Unklar ist, was sich die Kreativen bei Hershey bei der Entwicklung der Minz-Päckchen gedacht haben. Die bestehen nämlich aus feinem, weißen Minz-Pulver, dass portionsweise in kleine durchsichtige Tütchen eingearbeitet ist, die auf der Zunge zergehen. Der Vergleich mit Kokain in kleinen Plastiktütchen ist nicht nur naheliegend, sondern drängt sich auf den ersten Blick auf.

Unter den ersten Kunden, die sich den Atem innovativ erfrischen wollten, war Linda Wagner, eine Polizistin aus Philadelphia. Deren Tochter starb vor sieben Jahren an einer Überdosis Heroin, was die Mutter offensichtlich für das Thema empfindlich gemacht hat. Wagner schrieb umgehend an Hershey und die Behörden und ging gegen den weiteren Verkauf der Eisbrecher-Päckchen vor. Etwas rüde vielleicht, zumal sie drohte, nie mehr irgendein Produkt der unsensiblen Firma zu verzehren.

Frau Wagners Drohung mag Hershey nicht in Bedrängnis bringen, man lenkte aber dennoch ein. Immerhin zeigten Drogenfahnder dem Management zwei unschöne Folgen einer möglichen Verwechslung von Atemfrisch und Droge:

Zum einen hätten Fahnder keine Möglichkeit, Koks sicherzustellen, das clevere Dealer in Hershey-Dosen umhertragen könnten. Zum anderen könnte es Tote geben, wenn beispielsweise ein „Ice-Breaker“-Kunde einmal ein Päckchen Koks fände… und äße.

Kaum vorstellbar welche Schadenersatzforderungen in einem solchen Exremfall auf Hershey zugekommen wären. Der Schoko-Riese will das auch gar nicht herausfinden und macht das einzig richtige: Die Eisbrecher kommen vom Markt.

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Alt 31-01-2008, 19:36   #792
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Super Bowl: Millionen für TV und Werbung

Amerika ist im Super-Bowl-Fieber. Wenn sich am Sonntag im Universitäts-Stadion in Phoenix die New York Giants und die New England Patriots gegenüberstehen, sitzt das ganze Land vor dem Fernseher. Millionen kaufen extra einen neuen – größer, lauter, HiDef… und so ist das Football-Endspiel ein ernst zu nehmender Konjunkturfaktor.

Vor allem der amerikanische Einzelhandel kann das Spiel kaum erwarten. Nach einem eher schwachen Weihnachtsgeschäft hofft die Branche, jetzt doch noch ein paar Kunden in die Läden zu locken. Erste Umfragen des Branchenverbandes NRF stimmen optimistisch: Allein 3,9 Millionen Amerikaner wollen extra für das Spiel einen neuen Fernseher kaufen; das wären 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Angesichts der jüngsten Sorgen um den Verbraucher mag dies seltsam anmuten, aber König Football lässt seine Untertanen monetäre Engpässe eben vergessen. So kommt es, dass vor dem Super Bowl zusätzlich zu den TV-Geräten etwa 1,8 Millionen Möbelstücke verkauft werden sollen, immerhin muss der neue Schirm auf dem passenden Tisch oder Schrank präsentiert werden, wenn Freunde und Familie vorbeikommen.

Die wenigsten Amerikaner werden das Finale nämlich alleine sehen. Die meisten Fans treffen sich in Bars und Kneipen oder geben zuhause Parties. Darüber freuen sich die Lebensmittel- und Getränkehändler, die mit Bier und Chips und Popcorn Rekordumsätze erwarten.

In Feierlaune sind zudem die Sport- und Kleidungshändler. Um für den Super Bowl richtig ausgestattet zu sein, wollen die Fans durchschnittlich 60 Dollar pro Person für Trikots, Mützen und andere Artikel mit Team-Logo ausgeben. Unter’m Strich rechnen die Experten der NRF damit, dass der Super Bowl einen Gesamtumsatz von 9,5 Milliarden Dollar bringen wird.

Die Aktivitäten von Corporate America in bezug auf Werbung und ähnliche Aktionen sind da noch nicht einmal einbegriffen. Das ist ein Konjunkturfaktor für sich. Immerhin werden während des Matchs 63 Werbespots geschaltet – für jeweils 2,7 Millionen Dollar pro 30 Sekunden. Mit acht Spots ist der Budweiser-Konzern Anheuser-Busch bester Werbekunde für den Super-Bowl-Sender Fox, dicht gefolgt von PepsiCo und General Motors.

Insgesamt zehn Spots haben sich diverse Filmstudios in Hollywood gekauft, um auf neue Produktionen hinzuweisen. Doch wird nicht nur für das Kino geworben. Vielmehr sind die 30 bis 60 Sekunden langen Clips an und für sich große Kunst – mit teuren Schauspielern. In diesem Jahr sollen in den Streifen unter anderem Justin Timberlake, Madonna, Gene Simmons, Shakira und Alice Cooper auftreten, dazu jede Menge Spezialeffekte und eine gute Prise Humor. Der Softdrink-Riese Pepsi strahlt einen Stummfilm aus, der auf einem alten Gehörlosen-Witz basiert. Ob danach auch Fans mit optimalem Hörsinn zur Flasche greifen, bleibt abzuwarten.

Dass die amerikanischen Konzerne selbst in konjunkturell schwierigen Zeiten derart tief in die Tasche greifen, um einen kleinen Spot zu zeigen, liegt an der Strahlkraft des TV-Events. Während schon in den letzten Jahren regelmäßig mehr als 90 Millionen Zuschauer den Super Bowl verfolgten, sollen es in diesem Jahr laut Medienforschern mehr als 100 Millionen werden.

Offen ist, ob beim Super Bowl erstmals Politik und Sport kollidieren werden. Zwei Tage nach dem Endspiel gehen die Amerikaner in 15 Bundesstaaten für Vorwahlen zur Urne, und die Kandidaten beider Parteien könnten das größte Fernseh-Event des Jahres nutzen, so viele Wähler wie nie zuvor anzusprechen. Das Problem: Nicht jeder kann sich das leisten. Schaltkosten von 2,7 Millionen Dollar dürften die Wahlkampfkassen von Mike Huckabee und John McCain sprengen, während die demokratischen Spitzenreiter Hillary Clinton und Barack Obama über den teuersten und größten Wahlwerbespot aller Zeiten ernsthaft nachdenken dürften.

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Alt 01-02-2008, 20:39   #793
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Bringen die Giants eine Rallye?

Fünf Dollar kostet die blaue Strickmütze mit dem Logo der New York Giants bei den Straßenhändlern. Im Finanzdistrikt, an Verkaufstischen rund um die Börse, gehen die Mützen am schnellsten über den Tisch. Denn die Trader sind große Giants-Fan – weil sie sich von deren Sieg beim Super Bowl eine positive Reaktion der Märkte erhoffen.

Der Super-Bowl-Indikator gehört zu den unsinnigeren Spielereien an der Börse. Doch sorgt er Jahr für Jahr für Gesprächsstoff, wenn im Endspiel um die Football-Meisterschaft die Champions der beiden amerikanischen Ligen – der American Football League (AFL) und der National Football League (NFL) – aufeinandertreffen. Gewinnt das Team aus der NFL, so besagt der Indikator, geht es für die Börsen bergauf. Gewinnt die Mannschaft aus der AFL, gehen die Kurse auf Talfahrt.

Wer zwischen dem Ausgang eines Football-Spiels und dem Handel an der Börse keinen logischen Zusammenhang erkennen kann, hat einerseits recht. Und dürfte andererseits überrascht sein, dass der Super-Bowl-Indikator mit einer Trefferquote von rund 80 Prozent in den letzten vierzig Jahren zu den zuverlässigsten Indikatoren an der Wall Street gehört.

So stellt sich die Frage: Hat das wichtigste Football-Spiel des Jahres vielleicht doch Auswirlungen auf die Börse?

Einige Analysten glauben fest daran; sie halten den Super-Bowl-Indikator nämlich für eine „self-fulfilling prophecy“, also eine Prophezeihung, die sich selbst erfüllt. Da ist etwas dran. Immerhin sind die meisten Trader fanatische Football-Anhänger, die das Spiel verfolgen und den Indikator kennen. Gut möglich, dass sie nach einem Sieg des NFL-Teams am Morgen gut gelaunt Aktien kaufen – wohl wissend, dass viele andere Trader das gleiche tun und damit die Kurse nach oben treiben werden.

In diesem Jahr kommt noch dazu ein wichtiger Lokalfaktor ins Spiel: Für die NFL gehen ausgerechnet die New York Giants ins Spiel, die mit einer fantastischen Siegesstrecke in den letzten Wochen die Stadt und die Wall Street begeistert haben. Wenn sich die Giants gegen die favorisierten New England Patriots – die Sieger in drei der letzten sechs Super Bowls – durchsetzen können, dann knallen in der Finanzmetropole die Korken, und vielleicht starten die Kurse durch.

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Alt 04-02-2008, 20:19   #794
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Fußball oder Football, Adidas spielt mit

Bodenständig, sportlich und sehr erfolgreich sind Eigenschaften, die Herbert Hainer beschreiben. Natürlich ist er Sportfan, aber das muss er ja auch sein, als Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Sportartikelherstellers Adidas. Bei einem Abendessen in New York plauderte Hainer jetzt Fußball und Football, Reebok und das Wachstumspotential in den USA.

Der Abend mit einem der wichtigsten Wirtschaftsbosse Deutschlands beginnt mit einer Sport-Notiz: „Weiß jemand, wie die Pokalspiele ausgegangen sind?“ Fußball ist immer noch der Sport Nummer eins für Adidas, und als Aufsichtsratsmitglied bei Bayern München freut sich Herbert Hainer sichtlich über den Sieg der Mannschaft.

Doch Fußball ist nicht mehr die alles beherrschende Sportart für Adidas. Hainer sieht den Sport eher als gesunde Basis, denn „schwarz-weiße Fußballschuhe kann man immer verkaufen“. Aber um, wie Adidas, im zweistelligen Prozentbereich zu wachsen, muss man auch in anderen Sportarten präsent sein. Das ist durch die Akquise von Reebok vor zwei Jahren gut gelungen, allerdings nicht ohne Schwierigkeiten. Die Integration der Marke hat nicht nur für billigere Einkaufspreise gesorgt, sondern auch die Türen zum amerikanischen Markt geöffnet.

Mittlerweile ist eine der beiden Marken fast jede Woche Sponsor bei einem sportlichen Großevent in den USA. Beim Superbowl ist Reebok Ausstatter beider Teams, beim NBA-All-Star-Spiel werden die drei Streifen auf beiden Bänken zu sehen sein, und auch im Eishockey und dem am schnellsten wachsenden Sport, Lacrosse, sind Reebok und Adidas stark vertreten.

Doch zunächst hatten die schwachen Zahlen von Reebok für heftige Kritik gesorgt, und „Aufräumarbeiten“ waren nötig. Zu billig sei die Marke gewesen, und zu sehr auf die Modebranche fixiert. Außerdem habe der Markenkern gefehlt. Um dies zu ändern waren harte Einschnitte nötig, die noch bis 2009 dafür sorgen werden, dass Reebok in den USA nicht wachse. Allerdings gleiche starkes Wachstum in Europa und Asien dies aus.

Die Einschnitte spüren auch die Verbraucher. Man findet Reebok nicht mehr in jedem Supermarkt, und in der neuen Kollektion soll es keine Sportschuhe für 29 Dollar mehr geben. Doch Angst vor der Kreditkrise hat Hainer deswegen nicht. Im laufenden Jahr soll „Smooth-Fit“ eingeführt werden, ein Schuh ohne Nähte im Oberteil. Der sei superbequem, so Hainer, und ab 80 Dollar zu haben. Damit werde dann ab 2009 auch wieder Wachstum erreicht.

Zusätzlich soll Reebok ein neues Profil als Breitensportmarke erhalten. Mit dieser Ausrichtung spiele auch der Zeitgeist der Marke in die Hände, schließlich werden Themen wie Gesundheit und Fitness immer wichtiger. In den nächsten 15 bis 20 Jahren werde so ein natürliches Wachstum entstehen, allein durch Sportler, die sich über eine Marathonzeit von fünf Stunden freuen, oder einfach nur im Park eine Runde laufen wollen, um etwas für die Gesundheit zu tun.

Auch Herbert Hainer genießt es, so seine Freizeit zu verbringen. In einer kurzen Pause während seines New-York-Besuchs war der Central Park erste AnLAUFstelle. Dort kamen ihm die Läufer und Walker aus allen Richtungen entgegen. Doch zum Glück hätten die nicht alle Adidas-Schuhe angehabt: „Sonst gäbe es ja kein Wachstumspotential mehr“, lacht er.

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Alt 07-02-2008, 17:12   #795
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Hausbesitzer setzen auf Zwangsräumung

Die Immobilienkrise in Amerika hat es längst an den Tag gebracht: Nachdem die Banken mit verlockenden Niedrigzinsen Kunden ködern wollten, um denen nachher die Monatszahlungen sukzessive hochzuschrauben, sind jetzt gar nicht die Hausbesitzer die Gelackmeierten – sondern die Finanzhäuser selbst. Umso mehr, als auch die Kunden anfangen zu tricksen.

In Kalifornien hat eine Welle begonnen, mit der die Banken nicht gerechnet haben. Immer mehr Hausbesitzer, deren Immobilien im Wert gesunken sind und deren Hypotheken in den nächsten Monaten wegen flexibler Verzinsung teurer werden, schicken einfach keine Schecks mehr. Sie geraten absichtlich in Verzug und warten auf die Räumungsklage.

Sie können sich das leisten, ausgerechnet dank der miesen Tricks der Hypothekengeber. Die haben bekanntlich Millionen von Kunden mit Krediten gelockt, für die zunächst keine oder nur eine minimale Anzahlung nötig war und die dank künstlich gedrückter Zinsen in den ersten zwei oder drei Jahren auch monatlich keine nennenswerten Beträge abzahlen mussten. Vor allem für Haus-Flipper waren diese Hypotheken reizvoll; für Investoren also, die vernachlässigte Immobilien zum Schnäppchenpreis erstanden und dann zum schnellen Weiterverkauf renoviert haben. Wegen der dramatisch sinkenden Immobilien-Nachfrage ist ein Verkauf nun oft nicht möglich – es gibt keine Käufer, die Preise sind im Keller.

Schnellster Ausweg: die „Jingle Mail“. So nennt es die Branche, wenn Hausbesitzer ihre Hypothek absichtlich nicht mehr bezahlen. Denn gleichermaßen könnten sie direkt die Hausschlüssel zur Bank schicken – in deren Briefkasten dürfte es mittlerweile klingeln, oder eben „jingeln“, wie der Amerikaner sagt.

Davis, ein Investor aus Los Angeles, der seinen Nachnamen nicht nennen will, reitet auf der Säumnis-Welle. Er hat vor zwei Jahren für 1 Million Dollar zwei Häuser gekauft, dabei keinen Dollar anbezahlt und nur geringe Monatsraten abgestottert. Seine Zahlungen werden aber demnächst um mehrere hundert Dollar pro Monat angehoben werden, während der Wert für beide Investment-Immobilien bereits um mehr als 100 000 Dollar gesunken ist. David sieht keinen Reiz weiterzuzahlen – zumal er angesichts seines minimalen bisherigen Einsatzes so gut wie nichts zu verlieren hat.

Selbst die langfristigen Folgen schocken den Investor nicht: Ihm droht höchstens ein Verlust seiner Kreditwürdigkeit. Damit ist in Amerika zwar nicht zu spaßen, weil sich ohne den richtigen „credit score“ nicht einmal ein Handy-Vertrag abschließen lässt. Doch kann man mit zuverlässigen Zahlungen an andere Schuldner – etwa Stromversorger oder Kreditkartenbanken – den eigenen Wert schnell wieder steigern. Schneller jedenfalls als nach einem persönlichen Konkurs, der vielen Investoren drohen würde, wenn sie sich nicht auf „Jingle Mail“ einließen.

Kreditexperten gehen davon aus, dass ein Investor wie David seine Kreditwürdigkeit schon in zwei Jahren so hochschrauben kann, dass er als Hauskäufer wieder in Frage kommt. Nach einem Konkurs dauert das mindestens drei Jahre.

Interessanterweise lassen sich nicht nur Investoren auf die Säumnis-Taktik ein. Für die ist es zwar am einfachsten, doch deuten Statistiken der Hypotheken-Beoabchter Experian darauf hin, dass auch immer mehr Familien eine Räumungsklage provozieren. Das hängt damit zusammen, dass sie meist nicht nur Hypotheken- sondern auch andere Schulden haben – meistens auf Kreditkarten. Da sind die Zinsen höher und die Schulden müssen daher schneller getilgt werden.

Auf die Banken kommt nun ein neues Problem zu: Nicht nur fehlen die Rückzahlungen und Zinseinkünfte im Hypothekengeschäft, es entstehen auch noch hohe Kosten für die Abwicklung der Zwangsräumungen. Und dann stellt sich die Frage: Wohin mit den geräumten Immobilien? Kaufen will sie ja keiner, und der Wert verfällt von Woche zu Woche. Damit ist eines klar: Bei der Immobilienkrise in den USA ist kein Ende in Sicht.

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