Alt 18-08-2004, 07:00   #1
Börsengeflüster
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Elliot Wave - Die Einführung

@simplify auf Anfrage , aber auch natürlich für alle hier an Board
Ich habe einmal die wichtigsten Grundlagen der Elliott-Wave-Theorie zusammengefasst. Deine Anfrage bezüglich des Triangels simplify, findest du ganz unten, eine denke ich ausreichende Beschreibung


Teil 1


Die Elliott-Wave-Theorie ist nicht frei von Problemen und Fehlinterpretationsfallen, die jedoch m.E. weniger systemimmanent sind wie bei den drei Klassikern, als vielmehr durch unzulässige Anwendung von Halbwissen und verfrühtes Handeln im Markt auf den bloßen Verdacht hin, die „richtige“ Wellenstruktur decodiert zu haben hervorgerufen werden. Elliott-Wave-Dilettanten in den Medien tragen oft das ihre zur Diskreditierung dieses faszinierenden Ansatzes bei.

Die größte Verwandtschaft weißt die Elliott-Wave-Theorie mit der Chartanalyse auf, geht aber in ihrer Tiefe und ihrer theoretischen Abgeschlossenheit um vieles weiter und wird zudem in einigen Aspekten von jüngsten Erkenntnissen der Chaosforschung bestätigt. Die Theorie sollte, und dies ist mein dringender Rat, nur mit Kapitaleinsatz angewendet werden, wenn man diese umfassend studiert und ihre Prinzipien verinnerlicht hat, was aufgrund der Komplexität der Theorie eine lange und harte Schule sein kann . Wer diesen Rat glaubt vernachlässigen zu können, der sollte ein großzügig bemessenes „Lehrgeldkonto“ in seiner Wertpapierbuchhaltung einrichten (der Autor weiß wovon er redet!) oder gute Kontakte zur Telebörse pflegen, um von Auftrittshonoraren leben zu können . Das Studium dieser Einführung reicht zur Wissensvervollkommnung unter keinen Umständen aus!

Stören mag den ein oder anderen nüchternen Börsianer, wie auch mir, der Odor von Esoterik, den mancher Elliott-Waver (und Elliott selbst) um die Theorie verbreiten und den vorhandenen wissenschaftlichen Gehalt unverdienterweise in die Nähe des Hokuspokus bringen. Ich versuche in dieser Einführung hiervon zu abstrahieren und mich auf die börsenrelevanten Fakten zu konzentrieren.

Die Elliott-Wave-Theorie stellt ein faszinierendes, komplexes und äußerst flexibles Analyse- und Prognoseinstrument dar, die denjenigen, den sie einmal gepackt hat, nur schwer wieder losläßt. Aber warum auch, der Erfolg der überlegten Anwendung gibt ihr recht.

Der besonderer Verdienst Elliotts ist in der Entdeckung zu suchen, daß sich Aktienmärkte in zyklischen, fraktalen (selbstähnlichen), auf verschiedenen Betrachtungsskalen verschachtelten Musterabfolgen im Zeitablauf entfalten. Akribische Arbeit leistete Elliott ferner in einer erschöpfenden Identifikation, Klassifikation und Beschreibungen der unterschiedlichen Wellenmuster, die er 1938 erstmals in seinem ersten Buch „The Wave Principle“ veröffentlichte. Eine Verfeinerung erfuhr seine Theorie durch seine Entdeckung der Relevanz der Fibonacci-Zahlenreihe für den Aktienmarkt. Eine Reihe erstaunlich punktgenauer Prognosen verhalfen dem schon siebenundsechzigjährigen zu einer schnellen Berühmtheit an Wallstreet.

Grundidee und Grundprinzipien

Die Elliott-Wave-Theorie geht davon aus, daß der Kursentwicklung an Wertpapiermärkten eine Struktur fraktaler, selbstähnlicher Muster endlicher Anzahl zugrundeliegt, die sich im Zeitablauf in ihrer Grundstruktur zyklisch, ohne konstante Periodizität wiederholen. Dies heißt implizit, daß massenpsychologisches Verhalten, wie es auf Kapitalmärkten typischerweise anzutreffen ist, Mustern folgt und somit als teilweise determiniert betrachtet werden kann.
Von der Grundidee her ähneln sich demnach Chartanalyse, Technische Analyse und Elliott-Wave-Theorie. Allerdings ist nur die Elliott-Wave-Theorie in der Lage, künftige, auch langfristige Formationsabfolgen mit einem Horizont bis zu mehreren Jahrzehnten vorherzusagen, was einen entscheidenden Vorteil für den Anwender darstellt. Zahlreiche „Fetische“ der Chartanalyse, wie z.B. die Schulter-Kopf-Schulter-Formation, Wimpel und Flaggen oder das Doppeltop, wie auch Widerstands- und Unterstützungszonen sind kompatibel mit der Elliott-Wave-Theorie, werden von dieser allerdings besser erklärt. Insofern ist die Elliott-Wave-Theorie im Sinne des kritischen Rationalismus eines Karl Popper der klassischen Chartanalyse als Theorie überlegen.

Elliott unterscheidet Zyklen unterschiedlicher Ordnung, deren Länge von mehreren Jahrhunderten bis zu wenigen Minuten reichen und sich in Ihrer Struktur ähneln, ineinander verschachtelt sind.

Ein kompletter Grundzyklus (gleich welcher Betrachtungsordnung) besteht aus 2 Basiswellen, einer Impulswelle und einer Korrekturwelle. Die Impulswelle besteht - eine Stufe tiefer ins Detail gehend - aus fünf Wellen, von denen drei aufwärts, zwei abwärtsgerichtet sind, die Korrekturwelle aus drei Wellen, von denen zwei abwärts, eine aufwärts gerichtet ist.

Während Impulswellen (vor allem im Bullmarket) relativ problemlos zu handhaben sind, ergeben sich bei der Behandlung von Korrekturwellen zum Teil erhebliche Schwierigkeiten, da eine Vielzahl unterschiedlichster Korrekturformationen unterschieden werden, die sich zu Beginn ihrer Entwicklung zum Teil gleichen und so die wahre Natur einer Korrekturwelle nur schwer bzw. sehr spät fixiert werden kann. Fehlprognosen unter Verwendung der Elliott-Wave-Theorie entstehen zumeist durch Fehlinterpretationen von Korrekturwellen, Verluste durch zu frühes Einsteigen in den Markt, bevor eine Korrekturwelle eindeutig als abgeschlossen betrachtet werden kann.

Ein kompletter Zyklus besteht also aus insgesamt 8 untergeordneten Wellen. Die Zahlen 1 (ein Zyklus), 2 (Impuls- und Korrekturwelle), 3 (Grundstruktur der Korrekturwelle), 5 (Grundstruktur der Impulswelle) und 8 (Summe der Unterwellen der Impuls und Korrekturwelle) stellen Bestandteile der Fibonacci-Zahlenreihe dar, die resultiert, wenn man ausgehend von 0 und 1 das nächste Reihenglied durch Addition der beiden vorhergehenden bildet: 0,1,1,2,3,5,8,13,21,34, 55 usw. .

Bildet man jeweils den Quotienten einer Fibonacci-Zahl mit ihrem nachfolgenden Glied, so konvergiert dieser Quotient gegen den Wert 0,618, bildet man den Kehrwert, so resultiert die ebenfalls wichtige Fibonacci-Relation 1,618. Dividiert man eine Fibonacci-Zahl durch ihren übernächsten Nachfolger so konvergiert dieser Quotient gegen 0,382 (Kehrwert 2,618); eine Division durch den drittnächsten Nachfolger führt zum Quotienten 0,236.

Diese Fibonacci-Relationen stellen häufig hervorragende Hinweise für das Größenverhältnis einzelner Wellen zueinander zur Verfügung und erlauben so im sich fortschreitenden Entwickeln einer Welle Aussagen über voraussichtliche markante Wendepunkte im Kapitalmarkt, z.B. das Kursziel von Aufwärtsbewegungen und maximales Korrekturpotential bei Abwärtsbewegungen sowie das zu erwartende Niveau von unteren Wendepunkten in der Kursentwicklung.

Von der Grundidee her ist die Elliott-Wave-Theorie erst in zweiter Linie als Prognoseinstrument, sondern vielmehr als Theorie zur Analyse massenpsychologischer Phänomene konzipiert. Dies kommt auch in der wichtigen Aussage zum Ausdruck, daß sich die Wellenstruktur nicht in einer linear-konstanten zeitlichen Dimension entfaltet. Dies bedeutet für den Anwender, daß zwar hervorragende Prognosen für das Punkteausmaß einer Bewegung erstellt werden können, Prognosen über den Zeitpunkt des Eintreffens eines bestimmten Punktestandes aber nur unter Vorbehalt und mit sehr großer Vorsicht zu befolgen sind.

Der Anwender sollte nicht den Fehler begehen, exakte Punktprognosen, schon gar nicht in Intraday-Betrachtung erstellen zu wollen. Ebenso setzt die Elliott-Wave-Theorie eine große Marktbreite mit entsprechendem Umsatzvolumen im zugrundeliegenden Titel voraus (siehe auch "Datenbasis"), da sich sonst keine massenpsychologischen Effekte darstellen können. Die Stärke der Elliott-Wave-Theorie liegt im Aufdecken des möglichen Bevorstehens markanter mittel- bis langfristiger Wendepunkte im Markt und der Eingrenzung möglicher künftiger Kursentwicklungen auf eine überschaubare Zahl. Weisen sämtliche antizipierte Wellenzählungen in eine Richtung, so kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit, ein adäquates Investment vorausgesetzt, mit Gewinnen rechnen. Kaum zu unterschätzen ist auch das gute, beruhigende Gefühl, daß aus dem „Wissen“ um die potentiellen künftigen Marktentwicklungen entsteht, während die Anhänger der Random-Walk-Hypothese mit der Stange im Nebel des Zufalls stochern.

Summa summarum ist die Elliott-Wave-Theorie m.E. kein perfektes, völlig fehlerfrei funktionierendes Werkzeug zur Kapitalmarktanalyse und -prognose, aber das beste, die derzeit existiert. Das größte Problem für den Novizen der Elliott-Wave-Theorie besteht m.E. darin, für wahr zu nehmen, was sich vor seinen Augen auftut, wenn er historische Kursentwicklungen unter dem Blickwinkel Elliotts analysiert, die größte intellektuelle Hürde besteht in der Fähigkeit, in Szenarien denken zu können. Wer, nach dem Vorbild technischer Indikatorensysteme, auf narrensichere Handlungsanweisungen hofft, der sollte sich gar nicht weiter mit der EWT beschäftigen. Ohne geistige und analytische Flexibilität im Abwägen von Szenarien wird man dem Handwerkszeug nicht Herr. Nicht verschwiegen werden sollte auch, daß eine Prise Glück nicht fehlen darf, will man frühzeitig das “richtige” Szenario erwischen.

Teil 2 folgt direkt im Anschluss von dieser Post!!
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Alt 18-08-2004, 07:03   #2
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Elliot Wave Teil 2

Basisschema eines Elliott-Zyklus

Ein kompletter Zyklus besteht aus 2 Basiswellen, einer Impulswelle und einer Korrekturwelle. Klassischerweise wird die Impulswelle des Grundzyklus außerhalb der Elliott-Wave-Nomenklatur als „Bullmarket“, die Korrekturwelle als „Bearmarket“ bezeichnet. Bitte beachten Sie, daß die folgenden Grafiken als “idealisierende” Beispiele zu verstehen sind.

Fraktale Struktur der Subzyklen:
Die Impulswelle besteht - eine Stufe tiefer ins Detail gehend - aus fünf Wellen, von denen drei aufwärts, zwei abwärtsgerichtet sind, die Korrekturwelle aus drei Wellen, von denen zwei abwärts, eine aufwärts gerichtet ist.






Ist der Haupttrend der übergeordneten Kursbewegung aufwärts gerichtet, so folgen Impulswellen der Richtung des Haupttrends nach oben, Korrekturwellen im Bullmarket nach unten. Ist der Haupttrend (im Bearmarket) nach unten gerichtet, so zeigen die Impulswellen ebenfalls in Richtung des Haupttrends nach unten, Korrekturwellen nach oben („Bearmarket-Rallye“).


Das Prinzip der Selbstähnlichkeit setzt sich bei einer Verlagerung der Betrachtungsebene auf jeweils eine Impuls- und eine Korrekturwelle im fünfgliedrigen Impulswellenzyklus fort (man blickt quasi mit einer Lupe auf eine Impuls- und Korrekturwelle, im nächsten Schritt mit einem Mikroskop), wie die linksstehende Grafik illustrieren soll.

Die Grafik macht die Relevanz der Fibonacci-Zahlenreihe im Zyklenaufbau deutlich: Die Anzahl der ineinander verschachtelten Zyklen folgt streng den Fibonacci-Zahlen.



Nomenklatur der Zyklenbezeichnung

Je nach Betrachtungsebene der Zyklen unterscheidet man verschiedene Zyklenkategorien:

Grand Supercycle (höchste Kategorie, Dauer im Jahrhundertbereich)
Supercycle
Cycle
Primary
Intermediate
Minor
Minute
Minuette
Subminuette (kleinste Kategorie, Tages- bis Intradaybereich)
Impulswellen werden zur Orientierung üblicherweise mit Zahlen, Korrekturwellen mit Buchstaben beschriftet.

Impulswellen

Hinweis: Sämtliche Grafiken sind als idealtypische Skizzen zu interpretieren!

Unter Impulswellen, manchmal auch als „motive waves“ bezeichnet, versteht man in der Elliott-Wave-Theorie Wellen, die in Richtung des vorherrschenden Haupttrends laufen: Im Bullmarket aufwärts, im Bearmarket abwärts.

Impulswellen im Bullmarket:


Die Impulswelle eines Grundzyklus gliedert sich in fünf Wellen, drei aufwärts (Welle 1, 3 und 5), unterbrochen von zwei Korrekturwellen (Wellen 2 und 4).

Die Impulswelle im Bullmarket ist von allen Elliott-Formationen am wenigsten problematisch, d.h. Fehlprognosen sind auch für den geübten Anwendervermeidbar. Einzig das unten zu beschreibende Phänomen der Extensions und Double Retracements stellt eine gewisse Fehlinterpretationsquelle dar, insbesondere, wenn Welle 5 hiervon betroffen ist.

Drei zentrale Regeln sind bei der Indentifikation und korrekten Zählung eines Impulszyklus strengstens zu beachten:

Welle 2, die Welle 1 korrigiert, endet immer über dem Startniveau von Welle 1!
Welle 3 ist niemals die kürzeste Welle eines Impulszyklus, oft aber die längste!
Welle 4 unterschreitet niemals das Top der Welle 1
Sollte bei der Zählung der Wellen eine oder mehrere dieser Regeln verletzt sein, so ist die Zählung zu verwerfen und ein alternativer Zählansatz zu wählen.

Von Regel 3 existiert nur eine Ausnahme: Das Leading Diagonal Triangle, das als Welle 1 eines Impulses (und alls A einer A-B-C-Korrektur) auftreten kann. In diesem Falle stoppt Welle 4 im Kursbereich der Welle 2.

Die Rule of Alternation legt nahe, daß Welle 4 im Regelfall nicht dem gleichen Korrekturwellentypus wie Welle 2 entspricht.

Failures:

Unter einem Failure versteht man, daß Welle 5 unterhalb oder am des Top der Welle 3 schließt. Ein Failure kann sowohl im Bull- als auch im Bearmarket auftreten und ist im Bullmarket sehr bearish, im Bearmarket bullish zu werten. Failures sind häufig Ursache von falschen Wellenzählungen, da Welle 4 dann als Teil der Welle A des Bearmarkets interpretiert werden könnte.

Extensions:

Jede der Impulswellen (1,3, und 5) kann Objekt einer Extension sein. D.h. die Impulswelle ist auf der jeweils niedrigeren Betrachtungsebene nicht fünfgliedrig, sondern neungliedrig, und entsprechend ungewöhnlich lang, was zu Fehleinschätzungen führen kann.


Schließt sich an eine fünfte untergeordnete Welle eine nur kurze Korrekturwelle (Welle 6) und anschließend eine weitere Aufwärtswelle (Welle 7) an, so ist eine Extension der betreffenden Impulswelle im Gange, die zwei weitere Wellen nach sich zieht.

Regelmäßig ist, wenn überhaupt, nur eine Impulswelle Gegenstand einer Extension. Sollte Welle 1 extensieren, so kann man davon ausgehen, daß Welle 3 und 5 normal fünfgliedrig verlaufen werden.



Double Retracements:

Im Regelfall wird eine Extension durch ein Double Retracement korrigiert, was im Falle einer Extension der Welle 5 mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist und zur Ausbildung eines irregulären Tops führen kann.


Das Ende der fünften Welle wird dann als „Orthodoxes Hoch“ bezeichnet, das durch das zweite Retracement hervorgerufene, oft über dem orthodoxen Hoch liegende Top als „Irreguläres Top“.

Im Falle einer Extension der Wellen 1 oder 3 wird das erste Retracement zur Korrekturwelle (2 bzw. 4) und das zweite Retracement zur Impulswelle 1 der Wellen 3 bzw. 5. Da dies selten zu Zählfehlern führt, ist lediglich ein Double Retracement der Welle 5 problematisch.

Sollten weder Welle 1 noch Welle 3 Gegenstand einer Extension gewesen sein, so ist bei der Bestimmung des Endes der Welle 5, und damit dem optimalen Zeitpunkt short zu gehen, große Vorsicht geboten, da eine Extension der Welle 5 mit einem anschließenden Double Retracement und der Herausbildung eines Irregulären Top nicht auszuschließen ist.

Impulswellen im Bearmarket:

Impulswellen im Bearmarket (im Falle einer dreiwelligen Korrekturformation die Wellen A und C) sind nicht so unproblematisch wie im Bullmarket, da unterschiedliche Korrekturformationen existieren. Im Falle einer fünfwelligen Unterwelle eines Bearmarkets gelten die Ausführungen für den Bullmarket vice versa mit der Ausnahme, daß Impulswellen im Bearmarket selten bis nie Gegenstand einer Extension und eines Double Retracements sind. Diese Ausnahmen sind dem Bullmarket vorbehalten. Ansonsten sei auf das Kapitel „Korrekturwellen" verwiesen.

Teil 3 folgt im direkten Anschluss an diese post!
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Alt 18-08-2004, 07:04   #3
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Elliot Wave Teil 3


Korrekturwellen



Korrekturwellen, ob im Bullmarket (gegen den Haupttrend nach unten gerichtet) oder Bearmarket (nach oben gerichtet), existieren in vielfältiger Gestalt, die im weiteren in einfache, komplexe und gemischte Typen kategorisiert werden sollen. Die hier dargestellten Korrekturtypen sind nicht erschöpfend, es existieren weitere verfeinerte Varianten. Ich verweise auf die Fachliteratur!

Da zu Beginn einer Korrekturwelle nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, welcher Typus sich entwickeln wird, meist erst kurz vor Abschluß der Korrektur, oder erst in einer neuen Impulswelle Sicherheit besteht, sind Fehlprognosen und Fehlinvestitionen hier besonders häufig und die Erstellung alternativer Wellenszenarien sind für den vorsichtigen Investor Pflicht.

Einfache Korrekturwellen im Bull- und Bearmarket

Einfache Korrekturwellen bestehen aus drei Wellen, die mit A, B und C benannt werden.


Zigzag

Ein Zigzag besteht aus drei untergeordneten Wellen, von denen im Bullmarket die Wellen A und C fünfgliedrig und abwärtsgerichtet sind und Welle B dreigliedrig und aufwärtsgerichtet ist. Ein Zigzag weißt also eine 5-3-5-Struktur auf. Im Bearmarket gelten die Wellenrichtungen vice versa.

Zigzags treten oft als Welle 2 eines Bullmarkets auf und korrigieren nicht selten nahezu die gesamte Aufwärtsbewegung der Welle 1, häufiger auch 61,8% derselben als Anhaltspunkt. Zigzags können auch als Bestandteil einer gemischten Korrekturformation auftreten (siehe dort). Beginnt eine Korrektur mit einer fünfgliedrigen untergeordneten Welle, dann steht fest, daß die Korrektur sich als Zigzag weiterentwickelt (sofern keine langwierige gemischte Formation entsteht, die mit einem Zigzag beginnt).



Flat

Ein Flat im Bullmarket als Welle 2 oder 4 weißt eine 3-3-5-Struktur auf. Auf eine abwärtsgerichtete dreigliedrige Welle A folgt eine ebenfalls dreigliedrige Welle B, die nahe an das Top der vorangehenden Impulswelle (1 oder 3) herangeht und schließt mit einer abwärtsgerichteten, fünfgliedrigen Welle C ab, die in der Nähe des Tiefs der Welle A endet.


Ein Flat stellt also per saldo eine Seitwärtsbewegung des Marktes dar. Von einem „Irregular Flat“ (manchmal auch „Running Flat“) spricht man, wenn Welle B über das Top der vorangehenden Impulswelle (1 oder 3) hinausgeht und Welle C deutlich oberhalb des Tiefs der Welle A abschließt. In solche Irregualr Flats (der Name Flat ist hier eigentlich irreführend) kann die c durchaus bis zu 2,618 mal so lang sein, wie die a!

Im Bearmarket gelten die Richtungsaussagen vice versa. Klassische Flats korrigieren oftmals 38,2% der vorangehenden Impulswelle und können, wie Zigzags, Bestandteil gemischter Korrekturwellen sein.

Von einer dreigliedrigen Welle A kann nicht eindeutig auf ein Flat geschlossen werden! Erst wenn Welle C sich fünfgliedrig gestaltet, also sehr spät im Verlauf der Korrekturwelle, kann man sicher sein, daß sich ein Flat im Abschluß befindet.



Komplexe Korrekturwellen im Bull- und Bearmarket

Triangles
Triangles treten in vielfältiger Gestalt, fast ausschließlich als Welle 4 auf und sind im Gegensatz zu den meisten Korrekturformationen fünfgliedrig (A-B-C-D-E). Jede untergeordnete Welle ist dreigliedrig, so daß eine 3-3-3-3-3-Struktur vorliegt.






Sobald und erst wenn Welle C sich als dreigliedrig herausstellt, kann ein Flat ausgeschlossen und auf ein sich entwickelndes Triangle gesetzt werden. Triangles können auch Element einer gemischten Korrekturformation sein.


Im Bearmarket sind Triangles ebenso als Welle 4 fünfgliedriger Impulswellen (z.B. in Welle A oder C eines Zigzag oder Welle C eines Flat) möglich. Ergibt die Wellenzählung ein Triangle als Welle 2, so ist großes Mißtrauen in die Zählung angebracht, obwohl dies nicht auszuschließen ist. Triangles werden in der Chartanalyse als Wimpel oder Flaggen mit der Aussage eingestuft, daß sich der vorangehende Trend fortsetzen wird. Dies ist dem Elliott-Waver selbstverständlich.

Eine Besonderheit unter den Triangles ist das Ending Diagonal Triangle, das als 5 eines Impulses (!) oder C einer Korrekturformation auftrten kann. Tritt ein Ending Diagonal als 5 eines Impulses auf, so hat diese 5 statt der regulären 5-3-5-3-5-Struktur, die triangletypische 3-3-3-3-3-Struktur.







Double Zigzag

Ein Double Zigzag besteht aus zwei kompletten Zigzags (Wellen A und C), die im Bullmarket abwärtsgerichtet sind und mit einem Zigzag als Welle B (aufwärtsgerichtet) verbunden werden. Im Bearmarket gilt die Richtungsangabe wie bei allen weiteren Korrekturen vice versa.



















Double Flat

Ein Double Flat besteht aus zwei Flats, (Wellen A und C), die durch ein Zigzag als Welle B verbunden werden. Es resultiert also eine siebenwellige Seitwärtsbewegung mit einer 3-3-3-3-3-3-3-Struktur.

Triple Flat

Ein Triple Flat besteht aus drei Flats, die durch zwei Zigzags verbunden werden. Es resultiert also eine elfwellige Seitwärtsbewegung mit einer 3-3-3-3-3-3-3-3-3-3-3-Struktur.

Gemischte Korrekturformationen

Gemischte Korrekturformationen entstehen aus der Kombination mehrerer einfacher Korrekturwellen, wobei das dreiwellige A-B-C-Prinzip erhalten bleibt. Zwei Beispiele sollen dies illustrieren:







Gemische Korrekturformationen treten häufiger auf der Ebene langer Zyklen, meist als Welle 4 im Bullmarket auf. Wann immer der Eindruck aufkommt, daß sich der Markt nicht elliottschematisch zählen läßt, und tendenziell seitwärts läuft, sind die Chancen hoch, in einer komplexen gemischten Korrekturformation zu stecken.

Interpretationshilfen

Beginnte eine Korrekturwelle mit einer fünfteiligen Welle A, ist diese immer als Teil eines sich entwickelnden Zigzags, oder einer übergeordneten Impulswelle zu werten. Alle anderen Korrekturformationen beginnen dreigliedrig.

Korrekturwellen im Bearmarket (aufwärtsgerichtet), die ungewöhnlich schwach ausfallen, deuten auf eine massive folgende Impulswelle nach unten hin (vice versa im Bullmarket) Eine Korrektur eines mehrmonatigen oder gar mehrjährigen Bullmarkets geschieht nicht in wenigen Tagen oder Wochen! Sollte daher eine A-B-C-Korrektur in einer im Verhältnis zum zeitlichen Ausmaß des Bullmarkets auffällig kurzer Zeit beendet sein, so deutet dies eher darauf hin, daß diese dreigliedrige Korrektur die Welle A einer übergeordneten, ausgedehnteren A-B-C-Korrektur darstellt und eine Fortsetzung des Bearmarkets zu erwarten ist. Hilfestellung können hier Fibonacci-Zeitrelationen geben. Auf ein Triangle - im Bull- und Bearmarket - folgt in der Regel ein massiver Ausbruch in die Richtung, die vor dem Triangle den Trend bestimmte.

Na dann lasst es mal brechen, wohin es brechen wird werden wir mit Sicherheit bald erfahren. Noch ist nichts entschieden!
Viele Grüße euer Dieter (Börsengeflüster)
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Alt 18-08-2004, 17:25   #4
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Ich habe vor am Wochenende eine Analyse mit aktuellen Chartbeispiel vom DAX zum jetzigen Bullmarkt seit März 2003 und anschliessendem Triangel mit genauer Erklärung und Zeichnung hier zu posten! Wenn es natürlich von Interesse ist.
Gruss Börsengeflüster
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Alt 18-08-2004, 19:52   #5
Sofix
hab das Jodeldiplom
 
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Original geschrieben von Börsengeflüster
Wenn es natürlich von Interesse ist.
Sowas ist immer interessant , vor allem die genaue Erklärung. Freue mich schon!
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Gruß Sofix
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Alt 19-08-2004, 13:33   #6
OMI
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Immer ran damit!
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Schöne Grüße
OMI
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Alt 21-08-2004, 00:33   #7
Catano
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Sehr gute Idee !
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Alt 21-08-2004, 10:14   #8
Börsengeflüster
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Hier also nun die versprochene Ausarbeitung der aktuellen Situation beim DAX anhand der Elliot Wave Theorie.

Zur besseren Anschaung betrachten wir als erstes einmal den gesamten Zyklus, beginnend von der Trendwende und Bodenbildung des Bearmarket, hin zu dem Bullmarket (blau), der im März 2003 seinen Anfang nahm und sein anhängendes Flat sowie das Triangel (rot).


Als nächstes betrachten wir uns nur mal den Bullmarketzyklus mit seinen 5 Wellen.
Die Impulswelle besteht - eine Stufe tiefer ins Detail gehend - aus fünf Wellen, von denen drei aufwärts, zwei abwärtsgerichtet sind. Zunächst die 2 abwärtsgerichteten Wellen mit einem Pfeil versehen, Welle 2 und 4


Und hier die 5 Wellen komplett eingezeichnet.


Die Impulswelle eines Grundzyklus gliedert sich in fünf Wellen, drei aufwärts (Welle 1, 3 und 5), unterbrochen von zwei Korrekturwellen (Wellen 2 und 4).

Zigzags treten oft als Welle 2 eines Bullmarkets auf und korrigieren nicht selten nahezu die gesamte Aufwärtsbewegung der Welle 1, häufiger auch 61,8% derselben als Anhaltspunkt. Auch bei unserem DAX ist dies bei unserem jetzigen Bullmarket also der Fall!

Unter Impulswellen, manchmal auch als „motive waves“ bezeichnet, versteht man in der Elliott-Wave-Theorie Wellen, die in Richtung des vorherrschenden Haupttrends laufen: Im Bullmarket aufwärts, im Bearmarket abwärts.

Impulswellen im Bullmarket:

Drei zentrale Regeln sind bei der Indentifikation und korrekten Zählung eines Impulszyklus strengstens zu beachten:

Welle 2, die Welle 1 korrigiert, endet immer über dem Startniveau von Welle 1!
Welle 3 ist niemals die kürzeste Welle eines Impulszyklus, oft aber die längste!
Welle 4 unterschreitet niemals das Top der Welle 1

Wir können also deutlich erkennen, das Welle 3 nicht die kürzeste ist und auch die anderen Vorgaben passend sind!
Dieser Trend der 5 Wellen im Bullmarket endete also Anfang 2004!

Korrekturwellen, ob im Bullmarket (gegen den Haupttrend nach unten gerichtet) oder Bearmarket (nach oben gerichtet), existieren in vielfältiger Gestalt, die im weiteren in einfache, komplexe und gemischte Typen kategorisiert werden sollen.
Da zu Beginn einer Korrekturwelle nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, welcher Typus sich entwickeln wird, meist erst kurz vor Abschluß der Korrektur, oder erst in einer neuen Impulswelle Sicherheit besteht, sind Fehlprognosen und Fehlinvestitionen hier besonders häufig und die Erstellung alternativer Wellenszenarien sind für den vorsichtigen Investor Pflicht.
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Triangles

Wir kommen also zu unserem heutigen, weiterhin intaktem Triangle. Hier nochmals das Schema eines Triangles.

Im Bullmarket kommt der Trend also von unten und im Bearmarket von oben! In unserem jetzigen Fall beim DAX kommt der Trend von unten und konsolidiert im Triangle wie anhand des aktuellen Charts sehr schön zu sehen ist.


Nun schneiden wir einmal unsere entstandenes Triangle aus und betrachten es uns einmal genauer.



Gemischte Korrekturformationen entstehen aus der Kombination mehrerer einfacher Korrekturwellen, wobei das dreiwellige A-B-C-Prinzip erhalten bleibt. Zwei Beispiele sollen dies illustrieren:
Bevor es also zu unserer Triangleausbildung kam, setzte sich noch eine 3 wellige Formation davor. Es handelt sich hierbei um ein Flat. Auch das "any three" ist sehr schön zu erkennen!



"Auf ein Triangle - im Bull- und Bearmarket - folgt in der Regel ein massiver Ausbruch in die Richtung, die vor dem Triangle den Trend bestimmte. "
Anmerkung:
Und welcher Trend herrschte vor Ausbildung unseres jetzigen Triangles ?


Wenn noch Fragen auftreten sollten, so teilt es mir bitte mit, ich werde versuchen dann so gut wie möglich euch zu antworten!
Viele Grüße euer Dieter (Börsengeflüster)

Ps. Es kann sich alternativ auch um ein sehr ähnlich aussehendes "Zickzack" handeln, welches aber im Endeffekt den gleichen Richtungsausbruch an seinem Ende hat.
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Geändert von Börsengeflüster (21-08-2004 um 16:57 Uhr)
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Alt 01-04-2009, 13:37   #9
OMI
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auch diese "Schulung" wieder ins Gedächtnis geholt ....
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Schöne Grüße
OMI
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Alt 01-04-2009, 19:23   #10
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Na, wenn man sich das genau anschaut (ich wusste ja damals nicht wie es weiter geht ) hat das doch ganz prima hingehauen Omi, oder?!
Es ist dann tatsächlich weiter nach oben durchgebrochen, bis 8000 Punkte! Ist schon eine sehr schöne und interessante Sache...Elliot Wave!
Aber diese Marktanalyse alleine würde ich nicht anwenden, das Umfeld muss stimmen (sehr schlechte Stimung allgemein, zumindest noch vor geraumer Zeit) Pfarrer Uwe Langs Signale müssen positiv sein, es sollte wenig Alternativen für die Aktienanlage geben, und vieles, vieles mehr. Aber in den Wellen spiegelt sich nichts anderes wieder, als die Gedanken und das Handeln der Menschheit...wahnsinnig Interessant, so wie ich finde!
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Alt 07-09-2011, 07:58   #11
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Zitat von OMI Beitrag anzeigen
auch diese "Schulung" wieder ins Gedächtnis geholt ....
Dann machen wir das mal wieder
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