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Alt 23-02-2006, 08:32   #1
Jörg Meyer
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Exclamation Augen auf Deutschland! So leicht lässt DU dir wichtiges Know-how klauen!

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

es ist eine Sauerei! Da gelingt dem Exportweltmeister Deutschland der Durchbruch mit dem Transrapid und schon bahnt sich das erste Debakel an. Durch die Entwicklung und Fertigung wurde bewiesen, dass Deutschland über wichtiges Know-how im internationalen Vergleich verfügt. Jedoch ist es jedes Mal das Gleiche. Wenn innovative Unternehmen oder Volkswirtschaften ein Produkt auf den Markt bringen, so dauert es meistens nicht lange und die ersten Imitatoren fluten mit ihren abgekupferten Produkten den Markt und vernichten die zwischenzeitliche Monopolstellung der Innovatoren. Der Transrapid „made in germany“ wurde aufgrund von angeblicher Unwirtschaftlichkeit bisher nicht in Deutschland eingeführt. Da schlägt es einem förmlich die Sicherung heraus, wenn man bedenkt, dass das eigens entwickelte innovative Produkt nicht im eigenen Land zum Einsatz kommt und vermarkte wird. Stattdessen wurde mit chinesischen Vertretern der Bau einer 30km langen Teststrecke zwischen Shanghai und Pudong vereinbart und realisiert.

Es kam wie es kommen musste! Mittlerweile haben die Chinesen, welche wohl die Hauptimitatoren schlecht hin sind, ein Konkurrenzprodukt entwickelt. Die ersten Tests stehen für die Jahresmitte an. Trotz Beteuerungen seitens China keine deutsche Technologie zu nutzen, sind diese Aussagen meiner Meinung nach mehr als purer Schwindel. Chinesische Ingenieure waren am Bau der Teststrecke beteiligt, wodurch ein Teil des Know-hows angelernt wurde. Ich bin mir recht sicher, dass chinesische Unternehmen entsprechende Abwerbversuche unternommen haben, um an das Know-how zu kommen. Eine einfachere Methode, um den Markteintritt zu schaffen, gibt es nicht.

Das deutsche Konsortium verhandelt außerdem über eine Verlängerung der Teststrecke. Verlaufen die hauseigenen Tests der Chinesen jedoch erfolgreich, dann können wir fast sicher davon ausgehen, dass die Verlängerung mit deutschem Know-how nicht zustande kommt. Denn es wird schon jetzt propagiert, dass der chinesische Transrapid viel leichter und vom Design fortschrittlicher sei. Und warum soll man auch ausländische Unternehmen beauftragen, wenn es inländische besser und günstiger realisieren. Hinzu kommt noch eine Spur Patriotismus, das Kapital im eigenen Lande umzuverteilen, und nicht in die westlichen Länder.

Ich kann mich aus diesen Gründen nur Herrn Stoiber anschließen, der den beschleunigten Bau der Transrapidstrecke zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und Flughafen fordert. Denn es gibt keine bessere Möglichkeit, als Know-how im eigenen Lande zu demonstrieren, um es dann reichlich geschützt in andere westliche Länder zu exportieren und die führende Stellung zu behaupten.

Übrigens: Dabei gleicht die Aussage von Siemens-Aufsichtsratchef Heinrich von Pierer zum Engagement in China – „Das Risiko, nicht dabei zu sein, ist größer als das Risiko, dabei zu sein.“ – fast schon purer Ironie!

Viel Erfolg wünscht
Ihr Jörg Meyer
Kontakt: joerg.meyer@trader-legenden.de
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Alt 24-02-2006, 11:12   #2
Tester32
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Ach Jörg,

Du hast genauso Äpfel mit Birnen verwechselt, wie unser Edi S.

1. Die Industrieländer über gang bewußt in der Frage des Know-How-Transfers keinen Druck auf die Schwellenländer aus, auch wenn dieser oft mit illegalen Methoden durchgeführt wird.

Mich persönlich stört der illegale Transfer ziemlich, weil der Wissensaufbau in Deutschland in einem nicht geringen Ausmas von unseren Steuergeldern in den vergangenen Jahrzehnten finanziert wurde. Und jetzt werden diese Investitionen für uns nutzlos, weil sie keine Arbeitsplätze mehr hier erhalten können.

Aber das ist meine persönliche Meinung und wenn alle Industrieländer eine andere Politik berteiben, dann ist es ihre Sache. Zu glauben, daß Deutschland da eine Ausnahme sei, ist allerdings ein Irrtum.

2. Der Bau des Transrapides in D. ist eine finanzielle Entscheidung. Warum man ihn trotz seiner Unwirtschaftlichkeit bauen soll und wie sein Bau das oben geschilderte Problem lösen soll, ist mir genauso schleierhaft, wie der Zusammenhang zwischen Äpfeln und Birnen.

Ich bin ein entschlossener Gegner des Transrapides genauso wie ich gegen alle verschwenderische Staatsprojekte bin. Die Chinesen können sich den Transrapid bei ihren Grundstückspreisen und ihrer Grundstückspolitk sehr gut leisten, den TRP zu bauen. Wie sieht es aber bei uns aus? Etwa so:

1. es wird beschlossen, das Ding zu bauen. Die Fahrt damit vom münchner HBhf zum Flughaven soll ja nur 30 statt 50 min. dauern.

2. Den ganzen Grundstücksbesitzern, die ihe Grundstücke zwischen HBhf und dem ziemlich weit entfernten Flughafen haben, werden horrende Preise gezahlt. Das ist die Folge der verfehlten Wohnungspolitik in unserem Land und speziell in der münchner Region: ich bin gerade auf der Wohnungssuche und trotz der Grundstückspreise von 1000 EUR/qm und der seit mehreren Jahren stagnierenden Bevölkerung gibt es nicht genug Wohnungen.

3. Dieses Geld (wohl einige Mrd) wird den Bürgern aus der Tasche über die Seuern gezogen und an "befreundete" Unternehmen vergeben (siehe den Korruptionsskandal um die Allianz-Arena, dem letzten münchner Großprojekt).

4. Der praktische Nutzen bleibt aus. Die TRP-Fahrt soll zwar 20 Min. schneller sein, aber wohl durchgehend HBh->Flughafen und nicht an meiner S-Bahn-Station haltend. Deswegen werden diese 20 Minuten bei mir allein schon für die Anreise zum HBhf draufgehen. Zeitersparnis: Null. Dazu soll das Ticket für den TRP mehr kosten, als das für die S-Bahn. Also soll ich mehr bezahlen und am HBhf (häufig mit schwerem Gepäck) umsteigen zu müssen, nur um mit dem TRP zu fahren?


Jörg, ich weiß natürlich, daß Steuern notwendig sind, um Gemeinschaftsprojekte unserer Gesellschaft zu finanzieren. Aber mir tut es weh, wenn ich sehe, wie die Grundstücksbesitzer den Wert ihres Bodesn über die Nacht verhundertfachen und "befreundete" Unternehmer Milliarden verdienen werden, und das auf Kosten der Bürger, für die noch nicht mal der minimale Nutzen rausspringt.

PS: Und hör nicht so auf unseren Edi: er will natürlich Bundesgelder hierher holen, auch wenn sich das nicht rentiert. Bei uns hört man auf ihn schließlich auch nicht so sehr. vielleicht hört man Stoibers Stimme am besten in dem von ihm persölich "sensibilisierten" Osten?

@Alle: ich habe auf meiner Festplatte eine MP3-Datei mit der Aussage von E.Stoiber zum Transrapid, über die ganz Bayern gelacht hat. Wer sie haben will, der sende mir bitte per PN seine e-mail. Die Datei ist 0,5 MB groß.
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Alt 25-02-2006, 22:00   #3
Tester32
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Beiträge: 2.210
Heute habe ich im Radio gehört, daß der deutsche Industrieverband die Produktpiraterie stärker bekämpfen will. Und damit will er an die Politik gehen, damit sie Druck auf Länder macht, wo die Produktpiraterie blüht. 2/3 aller Produktfälschungen auf dem Weltmarkt kämen aus China, von Arzneimitteln über Luxus-Damentaschen bis zu Flugzeugersatzteilen.

Ich finde es nicht uninteressant, daß die Industrie in dieser Frage endlich ihre Stimme erheben will.
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Alt 25-02-2006, 22:23   #4
simplify
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das produktpiraterie ein grosses problem ist wird für die industrie wohl so sein. auf der anderen seite, wer kann es den chinesen und anderen asiaten verdenken, wenn die industrie der "alten welt" ihre produkte bei ihnen fertigen lässt? schließlich arbeiten die asiaten so gut, dass man nicht unterscheiden kann, ob es sich um "made in germany" oder halt "made in china" handelt.

es dürfte aber für die westlichen konzerne noch schlimmer kommen. so wie anfang der 70er die japaner wg. ihrer autos belächelt wurden, so dürften schon in ein paar jahren die chinesen mit eigenen modellen auf den europäischen u. us-amerikanischen markt drängen.
diese autos sehen dann zwar am anfang sehr nach daimler o. BMW aus, die technik und verarbeitung dürfte aber stimmen.
noch ein paar jahre weiter und die chinesen sind auf dem stand der südkoreaner und bauen autos, die den deutschen gleichwertig sind.
zur not zeichnet die karosserie dann halt mal pinnaferini, denn von design haben asiaten leider keine ahnung.
__________________


Der ideale Bürger: händefalten, köpfchensenken und immer an Frau Merkel denken
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