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Alt 01-12-2004, 17:56   #91
Starlight
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Anleger warten (vielleicht umsonst) auf eine Weihnachts-Rallye

Noch ein Monat, oder genauer: noch 22 Handelstage, bis zum Jahresende. Die Wall Street zieht schon einmal Bilanz, und sei es auch nur, um die Aufwärts- und Abwärtstrends für den noch ausstehenden Dezember besser einschätzen zu können. Anleger hoffen auf eine Weihnachts-Rallye – allzu gut sieht es aber nicht aus.

Dazu vorab eine historische Einordnung: In fünf der letzten sechs Jahre hat die Wall Street eine Weihnachts-Rallye gesehen. Vor einem Jahr kletterten allein die Blue Chips im Dezember um satte 5,5 Prozent, obwohl die Jahresbilanz ohnehin schon deutlich war: Nach drei Jahren im freien Fall hatte sich die Wall Street wieder gefangen. Über’s Jahr hatten zehn Monate dem Dow ein Plus beschert, nur zweimal färbte sich ein Kalenderblatt rot.

Für 2004 fällt die Bilanz nicht so gut aus – und vor allem nicht so klar. Vom ersten Handelstag an gerechnet fällt die Bilanz zwar positiv aus, doch sind vor allem die Blue Chips noch nicht gerettet. Das Standardbarometer der dreißig wichtigsten amerikanischen Industriewerte verzeichnet gerade einmal ein Plus von 0,9 Prozent. Etwas besser sieht es da für den breiten Markt aus: Der S&P-500-Index hat seit Jahresbeginn um 6,7 Prozent zugelegt, die überwiegend von Hightechs getriebene Nasdaq steht mit 6,1 Prozent im Plus.

Die Gründe für das stärkere Abschneiden von Nasdaq und S&P-500 sind klar: Der stärkste Wachstumssektor des Jahres – Öl- und Gaswerte haben um mehr als 50 Prozent zugelegt – ist im Dow unterrepräsentiert. Und das gilt auch für die Energieversorger und die Transportwerte mit einem Plus von 28 Prozent sowie die Internetwerte, deren Plus von fast 30 Prozent vor allem der Nasdaq gut tat. Unternehmen wie Yahoo und Ebay haben in diesem Sektor kräftig zugelegt, vom Börsen-Novizen und Shooting-Star Google einmal ganz zu schweigen.

Zurück aber zum Dow, denn der zeigt am deutlichsten die Problematik der Wall Street im Dezember. Auf eine Weihnachts-Rallye könne sich Anleger nämlich angesichts teurer Öl- und Gaspreise, schwacher Umsätze im Weihnachtsgeschäft und eines sinkenden Verbrauchervertrauens keineswegs verlassen. Da indes viele Fonds das Jahr gerne positiv beenden müssen – schon um 2003 nicht als „Ausrutscher nach oben“ abhaken zu müssen, sondern vielmehr eine Trendwende verbuchen zu können – haben viele die Bücher vorzeitig geschlossen.

Mit Recht, wie ein Blick auf den jüngsten Jahres-Chart zeigt: 2004 zeichnete sich nämlich kein zuverlässiger Trend ab. Auf zwei gute Monate zu Jahresbeginn folgten drei schwache Monate, der Juni war gut, der Juli schlecht, der August war besser und September und Oktober wieder schlechter… auf einen positiven November (Dow: +4 Prozent, Nasdaq: +6 Prozent) muss kein guter Dezember folgen.

Diese Angst vor einem labilen Markt und einem schwachen Jahresende könnte indes zu einer Prophezeihung werden, die sich am Ende selbst erfüllt. Wenn Anleger risikoscheu werden und nicht mehr kaufen, dann sind fallende Kurse vorprogrammiert – der Weihnachtsmann kann dann auch nicht mehr helfen.

Stellvertretend für die Unlust der Fonds, zum Jahresende noch einmal aktiv zu werden, äußert sich zum Monatsersten Bill Miller, der Manager des Legg Mason Value Trust Fonds. Der hat zuletzt dreizehn Jahre in Folde den S&P-500 geschlagen und gilt damit als Legende im Anlagegeschäft. Für 2004 liegt er erstmals zurück, und jetzt vertraut er sich dem Schicksal an: „Das Portfolio steht“, sagt er über seinen 14,8 Milliarden Dollar schweren Topf. „Jetzt warten wir einfach ab.“

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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Alt 02-12-2004, 17:50   #92
Starlight
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Schenkt sich die Börse ihre eigene Rallye?

„Juppheidi und Tralala“ ist dieser Tage das Motto der Wall Street. Die Bären haben sich zum Winterschlaf in ihre Höhlen verkrochen, und die Bullen laufen Sturm, dass dem Bürgermeister von Pamplona schwindlig werden könnte. Woher die Börse einen so gewaltigen Optimismus hat, ist unklar – allein, er steckt in jeder Faser des Marktes.

Den Stimmungswandel auf dem Parkett illustrieren zwei Umfragen von CNBC. Als der Dow vor ein paar Wochen – wieder einmal – die 10 000-Punkte-Hürde genommen hatte, fragte der Börsensender seine Zuschauer nach der nächsten Marke: Eine Mehrheit fürchtete damals noch, dass der Dow eher auf die 9000 als auf die 11 000 zuhalten würde.

An diesem Donnerstagmorgen ist das anders: 52 Prozent der Befragten sehen den Dow noch in diesem Jahr über 11 000 Punkte klettern, und der Rest zweifelt wohl auch nicht mehr am Trend, sondern allenfalls noch am Tempo.

Das Schöne an der Börse ist, dass Prophezeihungen normalerweise in Erfüllung gehen, wenn nur genügend Anleger daran glauben. Denn es ist ja der Optimismus, der Käufer schafft und den Markt anheizt. Angesichts zweier Studien zur Wochenmitte muss sich an der Wall Street keiner Sorgen um die rosarote Stimmung machen.

Der Business Roundtable, ein Manager-Gremium, das auch den US-Präsidenten berät, hat herausgefunden, dass die CEOs in Corporate America „sehr optimistisch gegenüber der Konjunktur“ sind. Zwar machen sich die Chefs Sorgen um steigende Kosten für Energie und Gesundheitsvorsorge, doch gibt man sich unter’m Strich gelassen: Mit einem Index-Stand von 98,9 im vierten und 101,7 im dritten Quartal herrscht eine Stimmung wie seit Beginn der Umfage vor mehr als zwei Jahren nicht.

Nach dem robusten Wachstum im Jahr 2004, das natürlich vor allem aufgrund der schwachen Vergleichwerte glänzen konnte, rechnet man “weiterhin mit solidem Wachstum“. „Die Investitionen von Corporate America dürften das BIP-Wachstum noch über einige Monate hinweg antreiben“, erklärt Hank McKinnell, CEO des Pharnazeuten Pfizer und Vorsitzender am Business Roundtable.

Am Runden Tisch glauben 85 Prozent der CEOs an Umsatzwachstum bei ihren Firmen, während 13 Prozent eine flache Entwicklung sehen. Nur 2 Prozent der Top-Manager gehen von einem Umsatzrückgang aus. Etwas schwächer als der allgemeine Optimismus fällt interessanterweise der Tatendrang der Unternehmen aus: 43 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen erhöhen, 40 Prozent planen Neueinstellungen.

Ebenso rosarot wie die CEOs blickt der Einzelhandel in die Zukunft – das will jedenfalls der Branchenverband NRF glauben machen. Dabei stolpert man indes ein wenig durch die Argumentation. So lobt der Verband, dass der Performance-Index für November mit 54,6 Punkten notiert und damit stabil gegenüber dem Vormonat. Ein Blick auf den Jahreschart verrät allerdings, dass der Index zu Beginn des Jahres einmal bei 65 Punkten stand, und dass 54,6 die schwächste Notierung seit zwölf Monaten ist, von zwei Ausrutschern im Sommer einmal abgesehen.

Auch der Blick nach vorne fällt mit einer Einschätzung von 55 Punkten nur ein kleines bisschen besser aus als vor einem Monat, als die Branche die Aussichten mit 52,3 bewertete. Doch zeigt der Trend: Der Einzelhandel ist optimistisch, obwohl die jüngsten Zahlen zum Weihnachtsgeschäft nun wirklich nicht zu Freudentänzen animieren sollten.

Wie auch immer, die Wall Street hofft auf eine Weihnachts-Rallye. Man ist notfalls gerne bereit, sich eine solche selbst zu schenken. Danach sieht es dieser Tage aus.


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Alt 04-12-2004, 21:06   #93
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Wie Microsoft Börse und Verbraucher stärkt

An einem bescheidenen Plus von weniger als einem Prozent am Freitag oder gar einem Minus im Donnerstagshandel sieht man der Microsoft-Aktie gar nicht an, was für einen Anteil sie am grünen Trend der Hightechs hat. Und doch: Wenn Computer-, Chip- und Onlinewerte in den nächsten Tagen klettern, dann dank des Software-Riesen.

Ein Blick auf den November-Chart der Aktie offenbart auf einen Blick, dass Microsoft etwas besonderes ist – oder war, respektive hatte. Zur Monatsmitte nämlich verlor das Papier etwa zehn Prozent an Wert, was ganz genau drei Dollar entsprach. Was war geschehen? Microsoft hatte Aktionären eine Sonderdividende in eben dieser Höhe versprochen, deren Stichtag ausgelaufen war.

Mittlerweile sind die Schecks an die Aktionäre in der Post, und darüber freuen sich nicht nur Microsoft-Eigner. Sicher, die profitieren zunächst einmal von der Ausschüttung. Allen voran Firmengründer Bill Gates, der fast 3 Milliarden Dollar kassiert. Da der Multimillionär die Kohle aber vor Weihnachten nicht wirklich selbst braucht, hat er den ganzen Betrag ohne Umweg in seine Stiftung gesteckt.

Von anderen privaten Anteilseignern, darunter CEO Steve Ballmer, ist nicht bekannt, wie sie ihre Sonderdividende verwenden.

Umso mehr offenbart ein Blick auf die institutionellen Anleger. Ganze 1350 Anlagefonds haben Microsoft im Portfolio, darunter namhafte Großinvestoren wie Fidelity, Putnam Investors oder T. Rowe Price. Deren Manager dürften die Sonderausschüttung direkt wieder in den Markt stecken. Nun kann es durchaus sein, dass mancher Microsoft nachkaufen wird, die Regel ist das aber nicht.

„Unser Fond ist breit diversifiziert, und wir wollen neues Kapital ebenso breit streuen“ erklärt Kevin Divney, der Manager des New Opportunity Fund by Putnam. Und Tom McManus, der Aktienstratege der Bank of America, meint: „Andere Fonds dürften das neue Kapital sogar aus dem Hightech-Sektor heraus in andere Branchen verlegen.“

Damit spielt McManus zwar nur auf eine kleine Zahl von Fonds an, da die meisten Microsoft-Großaktionäre sehr wohl Hightech-orientiert sind. Doch ist eine Tendenz klar: Die Microsoft-Dividende wird größtenteils in Aktien anderer Software- und Hardwarefirmen fließen, in Aktien von Peoplesoft und Siebel Systems, beispielsweise, oder in Adobe Systems und BEA Systems.

Auch Online-Riesen wie Yahoo und Ebay, vor allem aber der trotz seines hohen Kurses immer noch interessante Börsenneuling Google rücken durch den Geldsegen wieder ins Blickfeld manches Anlegers.

Allerdings wird sich die Dividendenzahlung von Microsoft keineswegs nur auf den Aktienmarkt auswirken. Zwar halten Fonds den Löwenanteil der Papiere, doch entfallen von insgesamt 32 Milliarden Dollar immerhin ganze 9 Milliarden Dollar auf private Aktionäre. Diese Größenordnung verlangt einen politischen Vergleich: Das Kindergeld, das Präsident Bush im Wahlkampf als Segen für die US-Verbraucher dargestellt hat, macht 14 Milliarden Dollar aus.

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Alt 04-12-2004, 21:09   #94
OMI
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Der Größenvergleich zum Kindergeld ist heftig!
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Schöne Grüße
OMI
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Alt 07-12-2004, 07:14   #95
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Das Geschäft mit dem Weihnachtsmann

Vor Weihnachten rieselt nicht nur leise der Schnee, auch größere Batzen Geld scheinen Jahr für Jahr vom Himmel zu fallen – manche Unternehmen machen Millionen, und zwar völlig unabhängig davon, ob das Fest der Feste in einen guten oder schlechten Konjunkturzyklus fällt.

Das liegt zumindest zu einem guten Teil an dem typisch amerikanischen Hang zur Selbstdarstellung. Da mag es der christlichen Tradition widersprechen, doch rüsten Nachbarn in den ganzen USA jedes Jahr nach Thanksgiving zu einem fast schon unheimlichen Wettbewerb. Kaum steht in einem Neubaugebiet ein drei Meter hoher aufblasbarer Schneemann, setzt der Nachbar einen vier Meter hohen Weihnachtsmann dagegen. Dann kommt ein sechs Meter hoher Kollege flankiert von zwei Rentieren, letztere blinken aus hunderten kleiner Lichter und wackeln mit dem Kopf.

Unter den weiteren Weihnachtsgästen in amerikanischen Vorgängen: Der allseits beliebte Pinguin – schließlich wohnt Santa am Nordpol! – oder Pooh-Bär als Weihnachtsmann, Minnie Maus als Elfe und natürlich Rudolf, das Rentier mit der roten Nase, das mal alleine im Garten leuchtet und mal von den acht Kollegen (Donner, Blitzen, Cupid…) begleitet wird.

An den Häusern hängen dazu hunderte und tausender kleiner Lichter, und die Weihnachtsschmuck-Industrie lacht sich ins Fäustchen. Die Wachstumsraten für die Industrie lassen sich höchstens mit dem einstigen Erfolg der Internet-Startups vergleichen. Wenngleich Weihnachten ein sehr altes Fest ist, so ist der Drang zum Lichterprotz nämlich eher neu. Der kleine Weihnachtsschmuck-Hersteller Christmas Decor aus Texas hat seinen Kundenstamm zuletzt von 300 vor acht Jahren auf mittlerweile 32 000 anwachsen sehen. Christmas Done Bright, ein Unternehmen aus Tennessee, schätzt den diesjährigen Umsatz auf mehr als eine Million Dollar, vor zehn Jahren kamen gerade einmal 42 000 Dollar rein.

Über solche Zahlen vergisst der Unternehmer gerne einmal, dass die aufwändigen Dekorationen US-weit für mehr Streit als Weihnachtsfreude sorgen: In Kalifornien musste ein Ehepaar seine 150 000 Dollar teure Deko auf Drängen der Nachbarn abstellen, denen der Touri-Verkehr zuviel wurde. In Arkansas setzte sich sogar der Supreme Court dafür ein, dass ein Weihnachts-Fan eine Beleuchtung mit mehr als drei Millionen kleinen Lichtern entfernen musste – auch hier hatten Nachbarn geklagt, die in tagheller Nacht keinen Schlaf mehr finden konnten.

Weihnachtsgeld lässt sich indes nicht nur mit beleuchteten Weihnachtsmännern machen, der echte Santa bringt ja viel mehr. Zwischen neun und dreißig Dollar nämlich zahlen stolze Eltern, um ihre Kids auf dem Schoß des Bärtigen fotografiert zu haben – keine Einkaufsmeile in Amerika lässt sich diesen lukrativen Spaß entgehen. Anhand von Zahlen aus dem letzten Jahr schätzt der Einzelhandelsverband ISCS, dass in 1800 Malls in den USA jeweils 7720 Kinder den Weihnachtsmann besuchen – satte 35 Millionen Dollar kommen so pro Saison zusammen.

Auswirkungen hat das natürlich auch auf den Arbeitsmarkt. Cherry Hill, einer der größten Santa-Vermittler im Land, hält 75 ganzjährig angestellte und hat in dieser Saison mehr als tausend Zeitarbeiter in den roten Anzug gesteckt. Die machen jeweils zwischen 15 000 und 20 000 Dollar – und wo sie schon den ganzen Tag in der Mall sitzen, werden sie auch ein wenig davon wieder in den Einzelhandel pumpen.

Darüber freuen sich Mall-Betreiber ebenso wie die eingemieteten Einzelhändler von Macy’s über Best Buy bis hin zu Victoria’s Secret, dem Walt-Disney-Store und Barnes & Noble. Deren Wunsch nach einem starken Geschäft in den nächsten drei Wochen kann ihnen indes auch der fotogenste Weihnachtsmann nicht erfüllen.

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Alt 07-12-2004, 21:21   #96
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Der Schrecken der Wall Street will nach Albany

Was sind die fünf schlimmsten Worte an der Wall Street? – „Elliot Spitzer auf Leitung eins.“ Dieser recht aktuelle Wall-Street-Witz lässt längst nur noch ein paar wenige Komiker schmunzeln, denn bei den meisten Brokern, Händlern, Analysten, Konzernlenkern und Börsenchefs weckst der Name Spitzer schlimme Erinnerungen.

Da mag es mancher gerne hören, dass Spitzer nun langsam mit Wall Street abgeschlossen zu haben scheint. Am Dienstagmorgen hat der New Yorker Generalstaatsanwalt offiziell gemacht, was viele längst erwartet hatten: Spitzer wird 2006 als Gouverneur für den Bundesstaats New York kandidieren. Der resolute Demokrat will den seit zwölf Jahren amtierenden Republikaner George E. Pataki aus der Amtsvilla in der Hauptstadt Albany vertreiben.

Seine Chancen dafür stehen gut. Das zeigt einerseits die Geschichte, denn vor nicht allzu langer Zeit schaffte schon einmal ein Generalstaatsanwalt den Sprung aus seinem nicht allzu illustren Job auf die ganz große Bühne: Rudy Giuliani, der seinerzeit ebenfalls an der Wall Street aufgeräumt und Investmentbanker verfolgt hatte, wurde alsbald Bürgermeister von New York City. Und er kehrte mit weiter mit eisernem Besen: Binnen weniger Monate waren die gefürchteten „Scheibenwischer“-Bettler von New Yorks Straßen verschwunden, während seiner achtjährigen Amtszeit sank die Verbrachensrate drastisch und New York wandelte sich zu einer der sichersten Städte Amerikas.

Während Giuliani nun – seit den Terror-Attackeb des 11. September ein Volksheld für ganz Amerika – seine Lehre in die Welt trägt und höhere Ämter bis hin zum Präsidenten nach George W. Bush anstrebt, tritt nun Spitzer in dessen Fußstapfen.

Und bisher hat er alles richtig gemacht. Spitzer ist es gelungen, ein weitgehend unbekanntes und vor allem bisher eher verbraucherorientiertes Amt auszuweiten und Unrecht allerorten prominent zu bekämpfen. Spätestens seit Spitzers erstem Schlag gegen betrügerische Analysten, deren Interessenskonflikte mit dem angeschlossenen Investmentbanking Anleger Millionen kosteten, gerieten Pressekonferenzen in der Generalstaatsanwaltschaft zu den heißesten Events für New Yorker Journalisten.

Denen wurde einiges geboten: Spitzer legte sich nach den Analysten mit Fond-Managern an, die er zu Schadenersatzzahlungen von mehr als 800 Millionen Dollar verdonnerte. Er nahm sich die Versicherungen vor, die hinter dem Rücken der Kunden ihr profitables Spielchen betrieben. Und er legte sich mit der größten Reizfigur im Finanzdistrikt an: Von dem ehemaligen NYSE-Chef Dick Grasso verlangt Spitzer bis heute, dass er den größten Teil seiner Millionen-Abfindung zurückzahlt.

Da die meisten von Spitzers Angeklagten ihr Geld auf Kosten des kleinen Mannes machten, haftete Elliott Spitzer schon bald der Ruf eines edlen Ritters an. Und das ist die beste Basis, auf der er nun seinen Wahlkampf um das höchste Amt im Staate New York aufbauen kann.

Wie lange der aufstrebende Jurist in Albany bleiben will, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass sich Spitzer mit der Pataki-Nachfolge ein Amt ausgesucht hat, das wiederum historisch als gutes Sprungbrett gilt: Die Erfahrung zeigt, dass Präsidentschaftskandidaten überwiegend aus den Reihen der Gouverneure gewählt werden. Die aktuelle Wahl war nur ein weiteres Kapitel in einer langen Serie von Niederlagen für Senatoren (Kerry), die im direkten Rennen gegen einen ehemaligen Landes-Chef (Bush) den kürzeren zogen.

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Alt 07-12-2004, 21:26   #97
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Rohstoffe
Kohleaktien gehören in Amerika zu den großen Gewinnern

...

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Alt 10-12-2004, 07:21   #98
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Volle Öl-Lager könnten die Opec auf den Plan rufen

Wochenlang war die Börse der Diktatur des Ölpreises unterworfen – verteuerte sich das Schwarze Gold, ging es mit den Aktien bergab. Seit wenigen Tagen scheint der Bann gebrochen: Die US-Lager sind voll, und Corporate America macht sich keine Sorgen mehr. Eine Opec-Sitzung an diesem Freitag könnte das wieder ändern.

Das Problem der Amerikaner mit dem Öl ist ein altes: Die Vereinigten Staaten verbrauchen soviel des wichtigsten Rohstoffs wie kein anderes Land der Erde. Die eigenen Vorräte oder Förderkapazitäten reichen längst nicht aus. Ein paar Ölfelder in Texas, dazu die – hoffentlich für immer versiegelten – Vorräte im Naturschutzgebiet von Alaska würden weder die Maschinen in Corporate America betreiben noch die Millionen Autos und SUVs auf US-Straßen.

Die Industrie verarbeitet Rohöl zudem zu allen möglichen Chemikalien und Materialien, die Computerindustrie hätte ohne Öl weder Chips noch Gehäuse, die Plastikpuppen in amerikanischen Kinderzimmern keine Körper und das Gemüse in den Supermärkten wäre weder eingeschweißt noch ließe es sich in Plastiktüten nach Hause tragen.

Amerika lebt vom Öl, und eine solche Abhängigkeit kam das Land zuletzt teuer zu stehen. Konflikte in den Fördernationen Saudi-Arabien und Irak, Venezuela und Nigeria, eine Riesenpleite in Russland und ein Streik im ansonsten recht friedlichen Norwegen haben die tägliche Produktion belastet – wer Öl wollte, der musste tief in die Tasche greifen.

Zuletzt hat sich der Ölmarkt nun wieder entspannt. Dass US-Präsident George W. Bush die Lager trotz hoher Preise stetig aufgefüllt hat, hat zwar vor allem seinen Freunden in der Öl-Industrie Millionen zugeführt. Gleichzeitig hat die Taktik des Texaners aber auch dazu geführt, dass die Lagerbestände zu Winterbeginn so hoch sind wie schon lange nicht mehr, und das sorgt für eine gewisse Beruhigung an der Rohstoff- und an der Aktienbörse.

Dazu kommt, dass der Winter in weiten Teilen des Landes bislang nicht so merklich begonnen hat, wie das für Anfang Dezember zu befürchten gewesen wäre. Die Heizkosten der Amerikaner sind zurzeit unerwartet niedrig.

Nun ändert sich der Wert des Rohstoffes auf einem hoch spekulativen Markt mit der allgemeinen Einschätzung des Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage. Das deutet nicht mehr direkt auf eine bevorstehende Krise hin, und entsprechend hat der Preis für ein Fass des Schwarzen Goldes zuletzt um fast 20 Prozent auf nur noch 42 Dollar verloren. Im historischen Vergleich ist das zwar immer noch hoch, doch sieht der Markt den Ölpreis auf dem niedrigsten Stand sei vier Monaten.

Wie lange der jüngste Trend anhält, ist indes offen – schon am Freitag könnte alles wieder vorbei sein. Dann treten in Kairo die Vertreter der Opec-Staaten zusammen, um über ihre künftige Strategie zu beraten. Und da alle Mitgliedsländer zurzeit an der obersten Kapazitätsgrenze arbeiten, ist eine Senkung der Förderquoten mehr als wahrscheinlich. Da können einzelne Öl-Minister noch so lange abwinken. „So lange ihr Öl braucht, werden wir es fördern“, erklärte einer erst an diesem Mittwochmorgen.

Doch da könnten Worte nichts sein als Schall und Rauch. Die Opec ist kein gemeinnütziger Verein, der die Welt mit günstigem Öl versorgt. Und die zuletzt hohen Preise haben den Förderstaaten deutlich gezeigt, was die Welt für den Rohstoff zu zahlen bereit ist. Eine anhaltende Knappheit ist also im Interesse des Kartells – und der Markt bezieht diese Lesart in die aktuelle Preisfindung mit ein:




Der Schneemann ist fast geschmolzen


Es ist Mitte Dezember, doch in den USA fällt noch kein Schnee – und auch kein Snow. Der Finanzminister, denn Wall Street und Presse längst in Rente vermutet hatten, darf in Präsident George W. Bushs zweitem Kabinett noch einmal mitspielen. Doch geht John Snow aus den Diskussionen der letzten Wochen geschwächt hervor. Und das drückt auch den Dollar.

Die Diskussionen um John Snow über die vergangenen Wochen waren ein bizarres Theater. Während in Washington ein Kabinettsmitglied nach dem anderen den Hut nahm – prominenteste Opfer waren Außenminister Colin Powell und Heimatschutz-Minister Tom Ridge – widmeten sich Beobachter fast ausschließlich dem Finanz-Chef. Wen interessierte auch, ob ein Landwirtschaftsminister ausgewechselt oder der Chefposten im Ministerium für Veteranen-Angelegenheiten neu besetzt würde.

Umso erstaunlicher scheint rückblickend, wie schlecht informiert sämtliche Medien waren – und wie zögerlich das Weiße Haus kommunizierte. Ausgerechnet von George W. Bush, für den es nichts wichtigeres geben soll als bedingungslose Loyalität, hätte man erwartet, dass er einen Finanzminister nicht zwei Wochen lang zappeln lassen würde. Auf wiederholte Fragen von Reportern nach der Zukunft von Snow dementierten weder Bush noch dessen Sprecher Scott McClellan die Abschiedgerüchte.

Experten zwischen New York und Washington ziehen am Donnerstag einen gemeinsamen Schluss: Bush wollte Snow los werden, konnte aber keinen angemessenen Ersatzmann finden. Bush soll sich eine härtere Hand gewünscht, aber Absagen aus der Finanzbranche kassiert haben. Eine besonders gute Empfehlung für den Finanzminister ist das nicht – Branchenkenner Dan Mitchell, Ökonom bei der Heritage Foundation in Washington, sieht Snow „mit einem blauen Auge“ in die zweite Amtszeit starten.

Das ist umso dramatischer als die Regierung Snow vor zwei immense Aufgaben stellt. Der Finanzminister muss sich in den nächsten Jahren für eine umstrittene Teil-Privatisierung der bisher staatlichen Sozialversicherungen einsetzen, zudem muss er die noch viel umstrittenere Steuerreform kommunizieren. Experte Mitchell sieht Snow schon zu stark gehandicapt, allein ein persönlicher Einsatz von Bush könne den Projekten eine überzeugende Mehrheit bringen.

Andere Experten sehen die Situation indes noch nicht verloren: So dicke Projekte wie die beiden geplanten hätten einen persönlichen Einsatz des Präsidenten ohnehin erfordert, meinen sie – und ob der Präsident sich durch den Fast-Abbau eines Alliierten die Sache wirklich erschwert hat, sei nicht sicher.

Erleichtert hat sich Bush den Weg indes mit Sicherheit nicht, auf ihn und Snow kommen vier harte Jahre zu – wenn es für letzteren denn vier Jahre werden.


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Alt 13-12-2004, 07:21   #99
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Zinskurven und Rezessionen
Von Robert Rethfeld

In der nächsten Woche wird Alan Greenspan – der im Januar 2006 als Fed-Chairman zurücktreten wird – eine weitere Zinserhöhung verkünden, die voraussichtlich 25 Basispunkte betragen wird. Es wäre die fünfte Erhöhung in diesem Jahr; sie würde den kurzfristigen Zinssatz („Fed Funds Target Rate“) auf 2,25% festlegen.
Der Zinssatz der 10jährigen US-Staatsanleihen befindet sich aktuell bei 4,16%. Die Differenz zwischen dem kurz- und langfristigen Zinssatz beträgt somit ab der kommenden Woche voraussichtlich weniger als 2 Prozentpunkte.

Auf dem folgenden Chart lässt sich erkennen, warum diese Zinsdifferenz in der Branche als wichtiger Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen wird.





Befindet sich die Spanne unterhalb von null, so steigt die Gefahr einer Rezession rapide. Man spricht in diesem Fall auch von einer „invertierten“ (umgedrehten) Zinskurve. Das bedeutet, dass der Zinssatz der Fed-Funds-Target-Rate höher ist als derjenige der 10-jährigen Staatsanleihen. In den letzten 15 Jahren folgte invertierten Zinskurven in zwei von drei Fällen eine Rezession (1991 und 2001). Im Jahr 1998 reagierte Greenspan auf die Asienkrise schnell und erfolgreich mit einer Zinssenkung und rettete damit auch die Börsen.

Ein Kerngeschäft der Geschäftsbanken ist es, sich bei den Zentralbanken kurzfristiges Geld zu besorgen und es langfristig an ihre Kunden auszuleihen. Je höher die Spanne zwischen beiden Zinssätzen, desto profitabler das Geschäft. Falls die Spanne null oder sogar mit einem Minuszeichen behaftet ist, verspüren Banken wenig Lust, Kredite zu vergeben. Wenn die Banken dies nicht tun, stockt die Wirtschaft und das hat negative Auswirkungen auf Unternehmensgewinne und Aktienmärkte.

Wie wahrscheinlich ist es, dass sich die Zinskurve in der nächsten Zeit invertiert? Gegenwärtig scheint sich die Spanne noch komfortabel oberhalb von Null zu bewegen. Dennoch: Mit einem Wert von unter 2 Basispunkten hat sie sich seit Mitte des Jahres bereits halbiert.

Hebt die Fed die kurzfristigen Zinsen Anfang Februar um weitere 0,25 Prozent-punkte an – was die Fed Funds Futures signalisieren –, so würde sich die Differenz bei angenommenem konstanten 10jährigen Zins nochmals verringern. Doch für eine tatsächlich invertierte Yield-Kurve – also eine Spanne von unter null Prozentpunkten – müssten die kurzfristigen Zinsen sehr viel deutlicher steigen, wie der historische Verlauf der beiden Zinssätze auf dem folgenden Chart verdeutlicht.





In der Regel ist es nicht der fallende Langfristzins, der zu einer invertierten Zinskurve führt, sondern der „überfallartig“ steigende Kurzfristzins, der den trägen Langfristzins überholt (siehe Pfeile).

Ein solches Szenario könnte dann eintreten, wenn der Ölpreis im nächsten Jahr an Fahrt gewinnt und den Preisdruck erhöht. Ein Vergleich mit dem Jahr 1969 drängt sich auf, als der Ölpreis einen Sprung machte und die Inflation von 2,5 auf 6 Prozent anstieg: Es folgte eine Rezession. Die Fed war damals gezwungen, die kurzfristigen Zinsen zu erhöhen, um der Inflation die Schärfe zu nehmen.

Noch erscheint die aktuelle Differenz zwischen kurz- und langfristiger Rate historisch betrachtet zu groß, um einen unmittelbaren Rezessionsalarm aufkommen zu lassen. Die Entwicklung des Ölpreises wird auch im kommenden Jahr eine der wichtigsten Rollen auf der Schaubühne der Ökonomie spielen.

Quelle: Instock
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Alt 13-12-2004, 20:58   #100
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CEO-Rangliste: Kaffee top, Donut flop

Eigentlich sind die Beiden ein gutes Paar: Wenn sie sich treffen, bringt der eine Kaffee mit und der andere Donuts. Es dürfte indes kein freundliches Meeting sein: Denn während Starbucks-Chef Howard Schultz von CBS Marketwatch zum besten CEO des Jahres gekürt worden ist, gilt Scott Livengood von Krispy Kreme als der schlechteste.

Die Aufstellung der jeweiligen Ranglisten ist Teil des alljährlichen Rückblicks, der die Wall Street genau so im Griff hat wie jeden anderen Teil der Gesellschaft. Doch sind die Experten beim Börsendienst bei ihrer Beurteilung auch über die letzten zwölf Monate hinausgegangen und beurteilen kompetent Führungsstil und Erfolg aller möglichen Legenden aus Corporate America.

Unter diesen sind Disney-Chef Michael Eisner und Merck-CEO Ray Gilmartin, die Scott Livengood um ein Haar den Titel des schlechtesten Chefs streitig gemacht hätten. Unter ihnen sind aber auch Computer-Guru Michael Dell und Apple-Chef Steve Jobs, die mit dem Kaffeeröster Schultz um die Krone des besten CEO kämpften.

Über die Rangfolge entschieden zuletzt nackte Zahlen – und die sind eindeutig: Starbucks steht mit einem Umsatzwachstum von zuletzt 29,9 Prozent besser da als jede andere Restaurantkette in der Geschichte. Die Margen sind mit 53,2 Prozent so hoch wie bei keinem Konkurrenten. In acht von zwölf Quartalen hat man zuletzt die Erwartungen der Analysten geschlagen.

In letzterem sieht CBS-Juror Herb Greenberg den Schlüssel zum Erfolg: „Schultz hat Entscheidungen getroffen, weil sie gut für das Geschäft waren und nicht weil sie gut für die Aktie waren.“ Diese Konzentration auf das Wesentliche habe dazu geführt, dass Starbucks seit dem Börsengang vor mehr als zehn Jahren nicht nur auf dem Parkett immer mehr gefragt war. „Die Läden sind schöner geworden, das Personal freundlicher“, fasst Greenberg zusammen. Starbucks als das perfekt geführte Unternehmen.

Der Donut-Bäcker Krispy Kreme steht dazu in krassem Widerspruch. Analyst Greenberg sieht in der krisengeplagten Kette einen klassischen Fall von Missmanagement im Namen der Aktie. CEO Livengoods Versuche, das Unternehmen allein mit Blick auf eine gute Aktien-Performance zu führen, habe zur größten Kapitalvernichtung in diesem Jahr geführt. Offensichtliche Ignoranz und Betriebsblindheit trugen ein übriges dazu bei.

Man erinnert sich: Den Umsatzverlust der vergangenen Monate begründete Krispy Kreme stets mit dem Diät-Wahn der Amerikaner, die sich in den vergangenen zwei Jahren ganz dem Zählen böser Kohlenhydrate verschrieben hatten. Auffallend dabei war indes, dass die Konkurrenz dieselben Einbußen ganze sechs Monate vor Krispy Kreme erkannte – und keinen entsprechenden Schaden nahm.

Auch das Management der Firma kritisieren die Experten. So habe der CEO ganz offensichtlich kaum Einblick in die eigenen Finanzen gehabt, wie ein Interview nach dem Rausschmiss des Finanzchefs zeigte. Er habe erst spät gemerkt, so Livengood verschlafen, dass sich höhere Umsätze nicht mehr auf die Gewinne umlegen würden. Die vielen Filialen seien eben nicht so leicht zu kontrollieren.

Genau da kann Livengood vom Kollegen Schultz lernen: Denn während der Donut-Bäcker magere 387 Häuser managt, prangt der Name Starbucks unlängst über 4500 Filialen – die allesamt straff organisiert sind. Vielleicht greift Livengood doch demnächst einmal zum Telefon, denn eine Preisverleihung mit den Geehrten will CBS nicht organisieren.

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Alt 14-12-2004, 23:29   #101
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Der Dow spiegelt die Börsenstimmung nicht wider

Dass die Indizes an den amerikanischen Börsen im Dienstagshandel nicht in die Gänge kommen, hat nichts zu bedeuten. Die Stimmung auf dem Parkett ist fantastisch, wozu vor allem die zahlreichen Übernahmen der letzten Wochen beitragen. Analysten jubeln, dass sich das Umfeld für Corporate America deutlich gebessert hat.

Die allgemein gute Laune ist angesichts weniger Zahlen recht einfach nachzuvollziehen. Die Mobilfunk-Spezialisten Sprint und Nextel wollen für 36 Milliarden Dollar zusammengehen, die lange Schlacht zwischen Oracle und PeopleSoft führte in einen 10,3 Milliarden Dollar schweren Merger. Johnson & Johnson will Guidant für 24 Milliarden Dollar übernehmen, und die Ehe von Symantec und Veritas im Software-Sektor soll für 13 Millionen Dollar geschlossen werden.

Unvergessen – weil auch in zahlreichen Jahresrückblicken erwähnt – sind zudem die 41 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Cingular und AT&T Wireless im Mobilfunk-Sektor sowie die beiden großen Banken-Hochzeiten zwischen J.P. Morgan und Bank One für 58 Milliarden Dollar sowie Bank of America und Fleet Boston für 48 Milliarden Dollar.

Zusammen haben alleine diese sieben Übernahmen ein Volumen von fast einer viertel Billion Dollar. Dazu kommen zahlreiche kleinere Merger und unzählige IPOs – allein in dieser Woche gehen acht Unternehmen an der NYSE an den Start.

Erstaunlich simpel klingt die Begründung einiger Experten auf dem Parkett für den neuen Boom, der eine dreijährige Durststrecke zu einem Ende bringt. Eine Rezession und zwei Kriege waren nur der Anfang, eine allgemein schwache Börse, zahlreiche Bilanzskandale… wer mochte da groß investieren. Mit einer immer stabiler werdenden Konjunktur, höheren Aktienkursen und zuletzt sogar sinkenden Energiepreisen scheint für viele Manager der richtige Zeitpunkt zur Expansion gekommen zu sein.

Wie gut das Jahr wirklich lief – vor allem die letzten paar Wochen – wird in wenigen Tagen beleuchtet, wenn sich die Experten über die großen Indizes beugen und Jahresveränderungen ausrechnen. Sie werden eine Überraschung erleben. Denn statt der sechs oder sieben Prozent Wachstum, die der marktbreite S&P-500-Index oder auch die Hightech-lastige Nasdaq gemessen haben, weist gerade der Leitindex ein geradezu mickriges Plus auf: Lediglich um anderthalb Prozent hat sich der Dow in (fast) zwölf Monaten verbessert.

Das soll aber niemanden erschrecken, der Dow hatte im letzten Jahr wirklich Pech. Ein näherer Blick auf die Komponenten bestätigt das: Die größten Verlierer unter den Blue Chips litten nämlich nicht an struktureller Schwäche, sondern vielmehr am eigenen Management. Der Pharmazeut Merck belastet die Statistik mit einem Minus von 35 Prozent, nachdem man mit Vioxx gepatzt und sonst nicht viel entwickelt hat. Pfizer rutschte dem Kollegen auf ein Minus von 23 Prozent hinterher. Steil abwärts fährt der völlig fehlgeleitete Wagen von General Motors, der zurzeit ein Jahresminus von 27 Prozent ausweist und damit mit Intel auf einer Stufe steht. Um 18 Prozent verschlechterte sich Coca-Cola, wo ein zielloses Management kein Mittel findet, die Umsatzeinbußen der braunen Brause durch Innovation und Diversifikation wieder wett zu machen.

Durchweg konjunkturell bedingt sind unterdessen die Erfolge der Dow-Gewinner – abgesehen vielleicht von McDonald’s, wo ein starkes Management eine vor einem Jahr strauchelnde Marke auf den rechten Weg zurückbrachte. Doch Boeing, ExxonMobil, General Electric und Home Depot stehen mit Gewinnen von jeweils mehr als 20 Prozent da und haben eine marktbreite allgemeine Erholung angeführt.

So empfiehlt es sich zum Jahresschluss, einmal nicht so sehr auf den Standardindex zu achten, der sonst die US-Börsen so gerne vertritt. Der S&P-500-Index erklärt die Erholung besser, deren Auswirkungen – eben die Merger und IPOs der letzten Zeit – für gute Stimmung zum Jahresausklang sorgen.

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Alt 15-12-2004, 20:18   #102
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US-Dollar: Greenback unter Beschuss

Der US-Dollar gerät zur Wochenmitte gleich an mehreren Fronten unter Beschuss. Das ausländische Interesse an US-Wertpapieren hat im Oktober merklich nachgelassen.

Statt den erwarteten Käufe von 63 bis 65 Milliarden Dollar wurden lediglich Anleihen und Aktien im Wert von 48 Milliarden Dollar durch ausländische Investoren aufgesammelt. Die Quote liegt damit weit unter den 67 Milliarden Dollar vom Vormonat und erreicht das niedrigeste Niveau seit Oktober letzen Jahres.
Und damit nicht genug der schlechten Nachrichten.

Wie bereits am Dienstag verkündet wurde, expandierte das Handelsbilanzdefizit im Oktober auf ein Rekordniveau von 55,5 Milliarden Dollar. Da Importe im Oktober überraschend stark zugelegt haben, reduziert Morgan Stanley die Erwartungen für das BIP. Statt 4,4 Prozent sei im laufenden Quartal nur noch mit einer Wachstumsrate von 3,9 Prozent zu rechnen. Weitaus wichtiger ist jedoch ein ganz anderer Faktor: Ausländische Investoren haben nicht genügend Staatsanleihen gekauft, um das Defizit vollends zu finanzieren. Eine für den Dollar schlechte Nachricht.

Für den Greenback kündigt sich schon der nächste Schlag in die Magengrube an. An der Wall Street warten Marktteilnehmer auf die Bekanntgabe des Leistungsbilanz-Defizits. Die Finanzlücke soll im dritten Quartal auf knapp 170 Milliarden Dollar gewachsen sein.

Bleibt es bei diesem Tempo im vierten Quartal, erreicht die Schieflage in der Leistungsbilanz in diesem Jahr etwa 700 Milliarden Dollar. Sollen ausländische Investoren das Defizit weiter finanzieren, müssen täglich über 2 Milliarden Dollar aus Übersee angekarrt werden. Die USA absorbieren mittlerweile fast 80 Prozent der jährlich bei Seite gelegten Ersparnisse.

US Finanzminister John Snow entpuppt sich für den Dollar auch nicht als sonderlich große Hilfe. Laut Snow liege es in der Natur der Währungsmärkte, sich selbst zu korrigieren. Damit gibt anscheinend auch die amerikanische Regierung grünes Licht für eine voranschreitende Abwertung des Dollar.

Die Europäer und Japaner halten die Turbulenzen an den Währungsmärkten zwar für nachteilig, können den Trend aber ohne Unterstützung der USA nicht stoppen. Presseberichten zu Folge ist die Bush Regierung erst bei einem Dollar von unter 1,45 zum Euro bereit zu intervenieren.


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Alt 15-12-2004, 21:01   #103
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Der Aufwärstrend an der Wall Street erweist sich als stur
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei Standard & Poor's

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...r-1197072.html
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Alt 16-12-2004, 20:14   #104
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Das Zeitalter des Durchwurstelns

Zwischen zwei Stühlen zu sitzen, ist bekanntlich unbequem. So betrachtet geht für die Bullen und Bären an der Wall Street ein gleichermaßen frustrierendes Börsenjahr zu Ende. Weder die Schwarzmaler noch die Sonnenanbeter sollten Recht bekommen. Trotz rückläufiger Sparrate und hoher Benzinpreise liess sich der Konsum kaum bremsen, geschweige denn der Immobilienmarkt. Wie geschmiert lief er, der Wirtschaftsmotor USA.

Im ewigen Wettlauf zwischen Gut und Böse wurde unlängst auch so manch schwer zu nehmende Hürde aus dem Weg geräumt: der klare Wahlsieg der Bush Regierung, der sich aufhellende Arbeitsmarkt oder der rasante Rückgang des Ölpreises. Corporate Amerika darf sich wiederum am schwachen Dollar und den verbesserten Exportaussichten erfreuen.
Bleibt der Sinkflug des Greenback unter Kontrolle, ohne zu merklich höheren Zinsen zu führen, wäre dies ein durchaus begrüßenswerter Trend. So stellt sich zwangsläufig die Frage, warum der S&P 500 Index trotz der auf allen Zylindern feuernden Konjunktur kaum profitieren konnte.

Stets auf der Suche nach Antworten führen die Denker der Wall Street ein ganzes Arsenal an Gründen auf. Ob falsch oder richtig ist zweitrangig. Man denke nur an den Strumpfversuch der Psychologen Nisbett und Wilson. Die Versuchspersonen sollten zahlreiche Strümpfe auf ihre Unterschiede prüfen und dann entscheiden, welche ihnen am besten gefielen -- eine Auswahl, die mit den wundersamsten Erklärungen einhergingen: die Strümpfe fühlten sich gut an, sie seien hauchdünn, urteilten sie. Die Damen wussten nicht, dass alle von der gleichen Machart waren.

Der Wall Street geht es oft ähnlich. In Erklärungsnot geratend wird fieberhaft nach einem Grund für den schwachen Dollar gesucht. In diesem Fall ist das US-Handelsbilanzdefizit der Lückenbüßer. Doch warum schenkte man dem wachsenden Defizit nicht schon zu Beginn des Jahrtausends mehr Beachtung? Womöglich, weil sich der Dollar zwischen 1995 und 2000 trotzdem verteuerte. Das Argument mit dem Defizit zog damals noch nicht. So ändern sich also die Zeiten, und mit ihr die Auffassung von dem was richtig oder falsch ist. Die Interpretation von Fakten passt sich stets den aktuellen Bedürfnissen an.

Die Börsianer müssen sich womöglich auf magere Zeiten vorbereiten. Denn der Trend zur Niedriginflation, der Anfang der 80er Jahre durch Notenbanker Paul Volcker eingeleitet wurde, hat sein Ende gefunden. Nun, wo das Ziel erreicht und die Zinsen auf Tiefstniveau gefallen sind, fehlt dem Aktienmarkt der nötige Rückenwind. Erschwerend kommt hinzu, dass das Ertragswachstum fortan an Schwung verlieren dürfte. Corporate Amerika geniesst die höchste Profitabilität der letzten vierzig Jahre und die niedrigste Steuerlast der Nachkriegszeit. Laut den aktuellen Schätzungen sollen die operativen Gewinne der Firmen im S&P 500 Index in 2005 um 11 Prozent zulegen -- eine Messlatte, die trotz des schwachen Dollars unrealistisch hoch hängt. Um kaum mehr als sieben Prozent dürften die Gewinne expandieren.

Corporate Amerika steckt in der Zwickmühle: Gewinnt der Arbeitsmarkt an Schwung, und die Löhne ziehen an, leiden die Gewinnmargen. Bleiben Neueinstellungen aber aus, droht der Verbaucher auf die Konsumbremse zu treten. Nicht zuletzt wegen des schleppenden Aktienmarktes steigt die Notwendigkeit, die Sparrate von mageren 0,2 Prozent auszuweiten. Über die Hälfte der zwischen 1982 und 2000 gestiegenen Netto-Vermögen gingen schliesslich auf das Konto der boomenden Wall Street.

Kühlt zudem noch der Immobilienmarkt ab, und auch diese Geldquelle versiegt, muss ein größerer Anteil der Einkommen auf die hohe Kante gelegt werden. Solange das Exportwachstum durch den schwachen Dollar angespornt wird, wäre dies für die US-Konjunktur kein Beinbruch. Und doch wird sich die Wirtschaft binnen der nächsten 12 Monate abkühlen, mit einem BIP von vorraussichtlich 3 bis 3,5 Prozent. Leicht über dem Wachstumspotential, mehr aber auch nicht. Man wurstelt sich so durch in den USA. Nicht zu heiss, und nicht zu kalt. Uncle Sam steht weder eine Rezession, noch ein Crash ins Haus.

Gerade wir Europäer tendieren dazu die amerikanische Wirtschaft zu unterschätzen. Sollte die Produktivität an Schwung gewinnen und das Inflationsrisiko sinken, könnte die Profitabilität der Unternehmenswelt auf dem hohem Niveau verharren. Das Handelsbilanzdefizit könnte im Fall einer anhaltenden Dollarschwäche durchaus schneller als erwartet schrumpfen. Langer Rede, kurzer Sinn: So robust die Konjunktur auch ausfallen mag, sind die Chancen der Wall Street doch begrenzt. Im Bestfall bleibt der moderate Aufwärtstrend in Takt.


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Alt 17-12-2004, 22:03   #105
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An der Wall Street heisst es Deja-Vu!

Das Jahr 2004 wird mit einigen unbeantworteten Fragen verlassen. Fragen, die bereits Ende 2003 gestellt wurden. Was die klaffenden Defizite in den USA betrifft, wurden keinerlei Erfolge erzielt. Mit Ausnahme von den Vereinigten Staaten fiel die Verbrauchernachfrage in vielen Teilen dieser Welt enttäuschend aus. Obwohl die Zinsen global entweder die Wende eingeleitet haben oder kurz davor stehen, verharren die Renditen an den globalen Anleihemärkten auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau.

So wird wohl auch das Jahr 2005 ganz im Zeichen längst bekannter Fragen stehen: Werden die US-Verbraucher mehr sparen und weniger konsumieren? Kann George W. Bush die versprochene Reduzierung der Defizite realisieren? Wird der Dollar seine Talfahrt fortsetzen?

Gerade weil die Defizite in den USA keinen Boden gefunden haben, liegt mehr Last auf den Schultern des Auslands. Während Europa die Binnennachfrage anfachen muss, wird sich China im Versuch einer weichen Wirtschaftslandung üben. Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass das dortige BIP auch in 2005 um mindestens 9 Prozent expandieren wird.

Ganz unabhängig von all den wirtschaftlichen Fragen, gibt es eine noch ganz andere Form von „Deja-Vu“. Ende 2003 geriet der Dollar verstärkt unter Druck, begleitet von einer kräftigen Erholung des Aktienmarktes. Die Renditen der US-Staatsanleihen verharrten auf einem erstaunlich niedrigen Niveau. Was die internationalen Aktienmärkte betrifft, schneidet Europa besser ab als der japanische Nikkei Index.

Allesamt Entwicklungen, die sich auch Ende letzten Jahres abzeichneten. Wäre da ein großer Unterschied: Das globale Wirtschaftsumfeld ist aktuell zwar recht gesund, aber bei weitem nicht so robust wie im Vorjahr.

Die leitenden Konjunkturindikatoren haben an Schwung verloren, vor allem was das Wachstum außerhalb der USA betrifft. Gleichzeitig ziehen viele Notenbanken zunehmend die Daumenschrauben bei der Zinspolitik an. Wie Mark Twain einst sagte: „Die Vergangenheit wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“. Die Erwartungshaltung schiesst nicht zuletzt wegen der unlängst robusten Wall Street über das Ziel hinaus.

Das Maß an Optimismus der amerikanischen Privatinvestoren ist mittlerweile auf dem höchsten Niveau seit Anfang 1987. Je höher die Erwartungshaltung, desto wackliger dürfte das Frühjahr verlaufen.


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