Zurück   Traderboersenboard > Börse, Wirtschaft und Finanzen > Europa

Antwort
 
Themen-Optionen Thema bewerten
Alt 25-03-2004, 21:51   #1
Vogtlandsiggi
TBB Family
 
Benutzerbild von Vogtlandsiggi
 
Registriert seit: Sep 2000
Ort: Plauen im Vogtland
Beiträge: 6.540
Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter …

Na unser lieber Herr leuschel hat auch wieder was zum Besten gegeben In seinen letzten Beitrag ( Eine kräftige Kurskorrektur steht unmittelbar bevor! ) lag er ja völlig daneben. Werd mal diesen wieder nach oben holen.
Der neue Beitrag mahnt zwar etwas zur Vorsicht, denn momentan scheinen die Bullen doch etwas nachdenklich zu werden, aber so schlimm wie es uns leuschel immer eintrichtern will wirds wohl hoffentlich nicht kommen, oder?
--------------------------------------------------------------------------------


Roland Leuschel
03.03.2004
Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter …

Und so scheinen die Bullen unter den Anlegern sich ruhig zurückzulegen, unbeeindruckt von dem Geschrei der Bären (Wirtschaftsflaute, wilde Devisenkursausschläge, wachsende Ungleichgewichte, Deflations- und Inflationsgeschrei) und warten geduldig auf die nächsten angekündigten Kursziele von 4.500 bzw. über 5.000 des Daxes.

Es sind übrigens dieselben Bullen, die Anfang März 2.000, als der Dax über die 8.000er Marke (Nemax 8.559) sprang, sich ebenfalls in die Frühjahrssonne legten und geduldig auf das Erreichen der 9.000 bzw. 10.000er Grenzen warteten. Auch damals störte sie das Warngeschrei der Realisten von der irrationalen Überschwenglichkeit nicht. Tatsache aber ist, dass der Dax heute bei 4.100 liegt, und damit seit seinem Tiefstpunkt vom März 2003 (2.200) 86% zugelegt hat.

Wer zu diesen Bullen gehört, sollte die folgenden Zeilen nicht lesen .

Platzt demnächst die Echo - Blase am Aktienmarkt?

Vieles deutet darauf hin, dass 2004 wieder ein dramatisches Aktienjahr werden könnte, und das obwohl der Optimismus der Marktteilnehmer alle bisherigen Rekorde schlägt, und die sogenannten Sentimentsfaktoren heute erheblich höher liegen als im Frühjahr 2000 oder im September 1987, als wir vor den größten Aktiencrashs standen. Kurzum die Euphorie scheint keine Grenzen zu kennen.

Vermon Smith, der einen Nobelpreis für seine Arbeiten über « Behavioural Finance » bekommen hat, konnte auf Grund geschichtlicher Erfahrungen darlegen : Dem Platzen einer Blase folgt in der Regel eine ausgeprägte Kurserholung (Rallye) eine sogenannte Echo-Blase. Die Marktpsychologie bleibt in dieser Periode dieselbe wie auf dem Höhepunkt der vorherigen Blase, deren schmerzliche Folgen einfach vergessen wurden. Vermon Smith konnte nachweisen, dass erst nach dem Platzen dieser Echo-Blase, bzw. einer zweiten weiteren Echo-Blase, die Marktpsychologie sich grundlegend ändert, und die Marktteilnehmer sich wieder rational verhalten. Dieses ist für die Anleger, die mit der Elliott-Wave-Theorie vertraut sind, eine altbekannte Sache.

Übrigens nach der Elliott-Wave-Theorie sind wir im Jahre 2001 in eine Phase der Depression eingetreten, und wenn wir es noch nicht gemerkt haben sollten, es handelt sich um das Frühstadium einer solchen Periode. Vergessen wir nicht, dass erst im Jahre 1933 die Ökonomen offiziell feststellten, dass die Wirtschaft in den USA sich in einer Depression befand, obwohl sie, wie man heute weiß, bereits 1929 bzw. Anfang 1930 begonnen hatte.

Ich halte die seit einiger Zeit aufgestellte These einer Weltwirtschaftskrise II (Beginn 2005) nach wie vor für realistisch und befürchte, dass der mit allen Mitteln herbeigezauberte (negative reale Zinsen, gigantisches Leistungsbilanz- und Staatsdefizit, heißlaufende Notenbankgeldpresse, Währungsmanipulationen etc.) Wirtschaftsaufschwung in Amerika auf höchst wackeligen Füssen steht, bzw. nur in der Statistik mit fragwürdigen, manipulierten Zahlen (hedonisches Preissystem) stattfindet.

Ausserdem hat die Gesamtverschuldung in Amerika alle Rekorde gebrochen und die Grenze von 300% des BIP des letzten Jahres überschritten. Wie wir alle wissen, beweisen die Mehrheit der Aktienfondsmanager ihren Hang zum Herdenverhalten. Inzwischen ist der Cash-Anteil bei amerikanischen Aktienfonds, auf unter 5 Prozent des Gesamtvermögens gefallen – etwa die selbe Größe wie im Frühjahr 2000 vor dem Aktiencrash. Die Fondsmanager verhalten sich damit genauso wie in den 70er Jahren, also am Anfang des letzten sekulären Abwärtstrendes (1968 bis 1982). Auch damals schien ihnen Liquidität verpönt, und sie hielten nur 4,5% in Cash. Erst nach der verheerenden Baisse des Jahres 1974 änderten sie ihr Anlageverhalten und erhöhten ihren Cash-Anteil auf 12%. Als 10 Jahre später die sekuläre Hausse (1982 bis 2000) begann, hielten die Manager stur an ihrem Cash-Anteil von 10% des Vermögens fest und das während den ersten 10 Jahren.

Ich wiederhole meine Vorschläge: Legen Sie 15 bis 25% in Gold und Rohstoffe (Zertifikate), 30% in inflationsgesicherte Staatsanleihen (TIPS) oder entsprechende Fonds, und managen Sie aktiv den Rest mit Aktien und versuchen eine erfolgreiche Trading-Strategie. Vergessen Sie nicht, 10 bis 15% in Cash zu halten, um Aktienopportunitäten wahrnehmen zu können.

Der Dax könnte durchaus seine Tiefstpunkte vom März2003 wieder testen, bevor er zu einer weiteren Echo-Blase ansetzt. Das Buch «Das Greenspan Dossier», das ich zusammen mit Claus Vogt geschrieben habe, ist jetzt im Handel verfügbar. Amazon hat am 1. März eine lange Rezension darüber im Internet geschrieben, deren Schlussfolgerung ich Ihnen nicht vorenthalten möchte:

« Kritiker und Mahner haben es in einer Zeit des durchaus auch politisch bestimmten Schönredens schwer, Gehör zu finden. Deshalb ist dieses Buch ein wichtiges Werk. Nicht nur weil es gangbare Sicherungsstrategien für das Ersparte offenbart, sondern weil es zum Nachdenken zwingt und längst (über-)fällige Korrekturen anmahnt. Dieses Buch dürfte so manchem Leser und Aktienbesitzer ein bis zwei schlaflose Nächte bereiten. Dennoch, oder gerade deshalb: sehr empfehlenswert.»

Ich wünsche Ihnen anregende und unterhaltsame Lektüre!

Roland Leuschel, 3. März 2004
__________________
Grüße von SIGGI
Vogtlandsiggi ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Es ist jetzt 15:36 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.