Alt 14-08-2016, 11:38   #1
Benjamin
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Der Gebert-Indikator

Beschreibung:

Der Gebert Indikator wurde vom Physiker Thomas Gebert Anfang der neunziger Jahre entwickelt. Der Indikator setzt sich aus vier Komponenten (Inflation, Zinsen, Dollar und Jahreszeit) zusammen:

Folgende Fragen sind am Ende eines Monats zu beantworten:

1)
Inflationsrate in der Eurozone niedriger als vor 12 Monaten?
Falls ja: 1 Punkt
Falls nein: null Punkte
Datenbasis: Inflationsrate von Eurostat http://ec.europa.eu/eurostat/statist..._the_euro_area
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI; englisch Harmonised Index of Consumer Prices, HICP), ist ein in der Europäischen Union von der Eurostat erhobener Verbraucherpreisindex, der nach EU-weit einheitlichen Regeln berechnet wird. Ihm liegt ein EU-weit einheitlicher Warenkorb zugrunde. Der HVPI ist die Kennzahl, mit der in der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) die Preisniveauentwicklung gemessen wird.
http://ec.europa.eu/eurostat/web/hicp
http://ec.europa.eu/eurostat/statist..._the_euro_area
http://appsso.eurostat.ec.europa.eu/...3%23.%23%23%23



2)
Letzte Zinsschritt der EZB eine Senkung?
Falls ja: 1 Punkt
Falls nein: null Punkte
Datenbasis: Leitzins der EZB http://www.ecb.europa.eu/home/html/index.en.html
The interest rate on the Eurosystem's marginal lending facility which banks may use for overnight credit from a national central bank: https://www.ecb.europa.eu/mopo/imple.../index.en.html

Quelle Chart: http://www.boerse.de/

3)
Dollar zum EURO höher als vor 12 Monaten?
Falls ja: 1 Punkt
Falls nein: null Punkte
Datenbasis: Schlusskurs EUR/USD


4)
Handelt es sich um den Jahreszeitraum November – April?
Falls ja: 1 Punkt
Falls nein: null Punkte
Bei diesem Kriterium ist der folgende Chart relevant, Quelle https://www.wellenreiter-invest.de/:


In Summe kann der Indikator logischerweise Werte zwischen 0 und 4 Punkten annehmen. Bewertung der Werte:

Kaufsignal:
Werte = 3 oder 4
Folge: Das Kapital wird in den DAX investiert.

Neutral: 2 Punkte
Folge: Keine Veränderung bei der aktuellen Anlage.

Verkaufssignal: 0 und 1 Punkt
Folge: Das Anlagekapital wird umgehend (1. Handelstag des Folgemonats) am Geldmarkt angelegt.


Kommentierung:

a)
Bei einer rund 50 jährigen Historie hat der Indikator den deutschen Aktienmarkt weit hinter sich gelassen. In der Vergangenheit war der Indikator sehr treffsicher.

b)
Kriterium Nr. 2 - Zinssenkung - ist in Zeiten von Zinsen praktisch =0 kein wirklich relevanter Aspekt mehr, das war früher mal relevant, jetzt nicht mehr.
Heute haben Zinssenkungen (monetary policy) praktisch keine Wirkung mehr. Die Zinssätze werden noch ganz lange sehr niedrig (= praktisch 0) bleiben, weil sie es müssen. Stattdessen verlangen die großen Investoren jetzt, dass die Staaten viel mehr Schulden machen und das Geld für Investitionen ausgeben (fiscal policy). Die ultra lockere Geldpolitik kann den Indikator bzw. dessen Treffsicherheit beeinflussen.
Damit wird eine von 4 Komponenten nahezu bedeutungslos, der früher einmal Bedeutung hatte.

c)
Das ist ein verdammt langfristiges System, mit Zeiträume von ggf. mehreren Jahren zwischen den Signalen. Bei Fehlsignalen oder wenn der Markt viel besser läuft als die "Gebert-Anlage" dürften bein Gebert-Benutzer Zweifel aufkommen, ob das wirklich so eine gute Idee war....

d)
Steuern, Gebühren und sonstige individuelle Umstände werden bei dieser Strategie nicht berücksichtigt.

e)
Die ultra lockere Geldpolitik kann eine andere Bedeutung der EUR/USD Relation bringen - und damit den Indikator bzw. dessen Treffsicherheit in der Zukunft beeinflussen.

f)
Beim unteren Chartvergleich mit dem DAX fällt auf, dass in den letzten 3 Jahren von den beiden o.g. Dritten nur in 2 Monaten offenbar in den Geldmarkt gewechselt wurde (Mai und Juni 2016). In der gesamten übrigen Zeit waren die normal investiert. Man hätte mit einem simplen Hebel-Etf auf den DAX (mit relativ geringem Hebel, z. B. Hebel 2) einen ähnlichen (evtl. sogar besseren) Erfolg gehabt - bei geringem Emittentenrisiko.
Vor allem das Merryl Lynch-Zertifikat WKN ML0RR6 hat in den letzten 3 Jahren (vom 13.08.2016 aus betrachtet) keine Wertschöpfung zum reinen DAX gebracht, das kann man also wohl getrost ignorieren.



Falls man dem Indikator weiterhin glaubt, dann kann man das leicht umsetzen:

Entweder man macht das komplett alles selber, wobei man den o.g. Indikator noch mit anderen Entscheidungshilfen individuell selber kombinieren kann. Ich würde z.B. im Auge behalten wollen, wie in den USA das Dept-to GDP-Verhältnis sich weiter entwickelt, siehe Chart angehängt und siehe Federal Debt: Total Public Debt as Percent of Gross Domestic Product (Seasonally Adjusted, Frequency: Quarterly) (GFDEGDQ188S) https://fred.stlouisfed.org/series/GFDEGDQ188S Allmählich kritischer für Aktien würde es werden, wenn dieses Verhältnis schnell steigt. Das wäre der Fall, wenn
  • der Zähler des Bruchs immer größer wird (die öffentlichen Schulden steigen, insbesondere durch ein über Neuschulden finanziertes Konjunkturprogramm; das haben beide Präsidentschaftskandidaten im Prinzip angekündigt, vor allem Clinton) und
  • der Nenner des Bruchs immer kleiner wird (das GDP - trotz des o.g. Konjunkturprogramm - bleibt gleich oder fällt sogar).
Wenn der Verlauf dieser Kennzahl stark und schnell steigt, dann wird es bald kritisch für Aktien, weil dann weder Geldpolitik (Fed) noch Fiskalpolitik (US-Regierung) zu wirken scheinen. Seit Q3 2015 steigt das Verhältnis bereits recht stark an - obwohl noch gar kein schuldenfinanziertes Konjunkturprogramm gezündet wurde. Der Anstieg der Kurve wird also noch viel steiler werden...


Oder man nutzt eine "halbautomatische" Option, nämlich den Gebertbrief dar (vom o.g. Entwickler des Indikators, dem Physiker Thomas Gebert): Der liefert mit dem Brief die (wöchentlich erstellten!) Signale, die er gewinnt aus dem Indikator selbst und dessen Kombination mit Zyklenbetrachtungen (Methodik: "Gebert-Weise" ). Umsetzen kann man dann wohl selber (?): https://www.gebertbrief.de/start.htm Von dem Briefherausgeber wird diese Performance behauptet:

(Quelle: Artikel im http://www.deraktionaer.de vom 21.06.2016, http://www.deraktionaer.de/aktie/dax...ung-250700.htm )

Geändert von Benjamin (08-07-2020 um 22:46 Uhr)
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Alt 01-11-2018, 21:31   #2
Benjamin
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Donnerstag, 01.11.2018 - 18:00 Uhr

Gebert-Indikator liefert großes DAX-Kaufsignal

von Oliver Baron, Finanzredakteur und Experte für Anlagestrategien, https://www.godmode-trader.de/artike...ignal,6564089#

Zitat:
Einer der am besten funktionierenden Signalgeber für den deutschen Aktienmarkt liefert heute ein frisches Kaufsignal. Und es kommt noch besser: Anleger sollten mindestens bis Ende April investiert bleiben!
Zitat:
Mit jeweils einem Punkt für Leitzins, Euro/Dollar-Wechselkurs und Saisonalität ergibt sich für den Gebert-Indikator im November ein Punktestand von drei Punkten, womit ein frisches Kaufsignal generiert wird. Zuvor hatte der Indikator mit zwei Punkten signalisiert, dass die bisherige Positionierung (nicht im DAX investiert) beibehalten wird.
Zitat:
Wir werden die einzelnen Punkte nun berechnet? Um die Punkte zu vergeben oder nicht zu vergeben muss der Anleger nur vier einfache Fragen beantworten:
  • Leitzins: War die letzte Leitzinsänderung der EZB eine Zinssenkung? Falls ja, dann gibt es einen Punkt. Wenn die letzte Zinsveränderung durch die EZB eine Erhöhung war, gibt es null Punkte. Da die letzte Zinsveränderung der EZB eine Leitzinssenkung war (bereits im Jahr 2016), gibt es für dieses Kriterium aktuell weiterhin einen Punkt.
  • Inflationsrate: Ist die von Eurostat ermittelte Inflationsrate für die Eurozone (HCPI, harmonisierter Verbraucherpreisindex) tiefer als im entsprechenden Monat des Vorjahres? Wenn die Frage mit "ja" beantwortet werden muss, gibt es einen Punkt, sonst null Punkte. Vorläufige Inflationsdaten werden nicht berücksichtigt, sondern nur die endgültigen Daten. Da die Inflationsrate in der Eurozone zuletzt deutlich höher lag als vor einem Jahr, gibt es für dieses Kriterium aktuell keinen Punkt.
  • Euro/Dollar-Wechselkurs: Steht der Euro/Dollar-Kurs heute tiefer als vor einem Jahr? Wenn er tiefer steht, gibt es einen Punkt, sonst null Punkte. Auf Basis des Euro-Referenzkurses der EZB stand der EUR/USD-Wechselkurs Ende Oktober mit 1,1318 niedriger als ein Jahr zuvor (1,1638), weshalb es für dieses Kriterium einen Punkt gib.
  • Saisonalität: Befinden wir uns aktuell im Zeitraum zwischen 1. November und 30. April? Falls ja, gibt es einen Punkt, sonst null Punkte. Für die Saisonalität gibt es nun im November erstmals wieder einen Punkt, weshalb der Gebert-Indikator nun auch das Kaufsignal liefert.
Zitat:
Der Punktestand wird jeweils zum Monatsanfang überprüft.
Das korreliert mit dem, was Rocco Gräfe heute gepostet hat, siehe angehängter Chart unten.

DAX:

DAX mit Indikatoren, monthly, weekly, daily etc: https://www.ftor.de/tbb/showpost.php...&postcount=393

DAX weekly:



DAX-daily:


DAX-Stand in ca. 2 Monaten zu Silvester 2018 (nach 2019):[LIST][*]Rocco Gräfe: 11.866 / 11.755[*]Ich selber (angelehnt an Rocco Gräfe, und weil die längeren Indikatoren "rauf wollen"): 11.820[/LIST
Ob das bis mindestens April 2019 rauf gehen wird (und nicht nur bis Silvester 2018 (nach 2019)) wird man abwarten müssen.

Geändert von Benjamin (08-07-2020 um 22:49 Uhr)
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