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Starlight 09-11-2005 18:52

Die Öl-Bosse stellen sich stur

Am Mittwoch fällt der Ölpreis weiter, nach dem die Lagerbestände an Öl und Benzin deutlich zugenommen haben. Mit dem Ölpreis fallen meist die Aktien der Branche, doch das ist nicht die Hauptsorge der Öl-CEOs. Vielmehr müssen sie sich in Washington vom Senat befragen lassen und sehen sich verärgerten Verbrauchern gegenüber.

Verärgerte Verbraucher sind keine guten Wähler, das wissen die Senatoren. Entsprechend sind es ausnahmsweise auch nicht nur die Demokraten, die sich seit Wochen gegen die Rekordgewinne der Öl-Industrie auflehnen und eine Sondersteuer fordern. Auch einige Republikaner haben sich dem Protest angeschlossen, wenngleich nicht alle.

Zumindest einen treuen Unterstützer haben die großen Ölkonzerne in Ted Stevens. Der Senator und Vorsitzende des Energieausschusses ist nicht nur Republikaner, sondern vertritt zudem den Öl-Staat Alaska, in dem mit der Suche und Förderung des Schwarzen Goldes die Konjunktur steht und fällt. Stevens ist wie die Mehrheit seiner Wähler für die Öl-Produktion im arktischen Naturschutzgebiet, und er ist dafür, dass man die Konzerne von politischer Seite nicht allzu hart angeht.

Da tut Stevens was er kann, und so begann die Anhörung von fünf Öl-Bossen am Mittwochmorgen in Washington mit einem Streit. Die Demokraten wollten die Vorgeladenen unter Eid stellen, was Stevens denen keinesfalls zumuten wollte. Sie seien gesetzlich ohnehin verpflichtet, die Wahrheit zu sagen, rechtfertigte der Chairman, warum die Herren von Exxon & Co. schließlich ohne Eid aussagen durften.

Denen schien ein Einwand von Daniel Inouye, dem demokratischen Senator von Hawaii, entgangen zu sein. Inouye hatte erklärt, als Zeuge würde er selbst darauf bestehen, einen Eid leisten zu dürfen. Schließlich wolle er seinen Willen bekräftigen, die Wahrheit zu sagen. Die Öl-Bosse hingegen wollten lieber gar nichts sagen.

Da saßen sie in einer Reihe: CEO Lee Raymond von ExxonMobil, CEO David O’Reilly von ChevronTexaco, CEO James Mulca von ConocoPhilips und die US-Chefs der Übersee-Größen BP und Shell – und versuchten, nichts zu sagen. Raymond begann damit, nicht einmal die Preisfindung in der Branche erklären zu wollen. Auf wiederholte Nachfrage erklärte er nur, dass Öl „von den Saudis“ zu einem bestimmten Preis angeboten würde, und dass der Rest von „willigen Verkäufern und willigen Käufern“ nach den Gesetzen des Marktes festgelegt würden.

Interessantes Detail: Auf die Nachfrage von Pete Domenici, dem Republikaner aus New Mexiko, ob die Preise künstlich hoch gehalten würden und von wem, gab keiner der fünf Öl-Riesen ein klares „Nein“.

Auch sonst gab es keine klaren Aussagen. An den hohen Benzinpreisen seien die Tankstellenbetreiber schuld, meinte Lee Raymond. Und John Hofmeister, der US-Chef von Shell Oil wehrte sich mit freundlichen Floskeln gegen die Vorwürfe der kalifornischen Abgeordneten Barabara Boxer, die Industrie halte die Nachfrage künstlich gering um die Margen höher schrauben zu können. Pikant: Shell wurde in Kalifornien zim Zusammenhang mit der versuchten Schließung der Raffinerie Bakersfield bei mehreren Lügen ertappt. Hofmeister wich näheren Erklärungen dazu aus, warum man die Profitabilität des Werkes abgestritten und mögliche interessierte Käufer verleugnet habe.

Den Abgeordneten wird es nach Abschluss der noch laufenden Anhörung nicht leicht fallen, politische von wahren Aussagen zu trennen. In manchen Fällen könnte das dem Senat in die Tasche spielen. Denn zahlreiche Politiker beider Parteien sprechen sich für eine Sondersteuer auf die gigantischen Gewinne der Branche aus, die nach Schätzungen in diesem Jahr einen Profit von etwa 96 Milliarden Dollar einfahren soll.

Als ersten Ansatz einer Steuer drohte beispielsweise der Demokrat Byron Dawson aus North Dakota, dass die Branche ihre Steuervergünstigungen wieder abgeben müsse, die das Weiße Haus im Rahmen eines neuen Energiegesetzes erst vor wenigen Monaten beschlossen hatte. Für ExxonMobil mache das „keinen Unterschied“, beteuerte CEO Raymond wiederholt. Man habe von der neuen Gesetzgebung keine Vorteile.

Ob Präsident George W. Bush unter diesen Umständen eine drohende Senatsvorlage zur Rückerstattung der Subventionen mit einem Veto verhindern würde, ist nicht klar. Zumal das Weiße Haus zumindest teilweise für die Niederlage der Republikaner in zahlreichen wichtigen Wahlen am Dienstag verantwortlich ist und vor den Senatswahlen im nächsten Jahr unbedingt die Richtung ändern muss.

Unklar wäre hingegen aoch, ob derlei politische Aktionen dem Verbraucher nutzen. Sehr wahrscheinlich ist, dass höhere Steuern für die Öl-Konzerne den Rohstoff künftig weiter verteuern dürften. Viel mehr Sinn würde es daher machen, die Forderungen an die Konzerne zweckgebunden in einen Sozialfond zu stecken, mit dem – wie von zahlreichen Politikern gefordert – die Heizrechnungen von Konsumenten beglichen würden, die ihre Rechnungen sonst nicht mehr bezahlen könnten.

Ob und wann so ein Schritt stattfinden würde, ist offen. Dem Verbraucher hilft es unterdessen, dass zumindest die aktuelle Auflage des „Farmers Almanach“ von einem sehr milden Winter spricht. Die Heizkosten dürften also verhältnismäßig niedrig ausfallen, da die Anzahl der kalten Tage deutlich unter dem Mittel liegen soll.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 10-11-2005 20:46

Kriegs-Portfolio: Tod, Elend und hohe Gewinne

Wenn die Kanonen donnern, dann läuft die Börse. Das ist weitgehend bekannt. Und auch dass es sich durchaus lohnt, moralische Bedenken in den Wind zu schlagen und sich an den Gewinnen von Rüstungs- und Wiederaufbau-Unternehmen zu beteiligen, ist nicht neu. Ein Blick auf die Börsendaten zum Irak-Krieg fällt trotzdem überraschend aus.

Überraschend positiv, bilanziert ein Analysten-Team von CNN, sei der Irak-Krieg für die US-Börsen verlaufen. Die Experten hatten mit Kriegsbeginn vor etwas mehr als zweieinhalb Jahren ein Musterportfolio eröffnet und geben nun Einblick. Wichtigste Eckdaten: Ein Investment von 23 00 Dollar – das sind jeweils 1000 Dollar in Aktien von 23 ausgesuchten Unternehmen – hätte heute einen Wert von 40 000 Dollar. Damit blickt man auf ein Plus von 78 Prozent, verglichen mit 39 Prozent für den marktbreiten S&P-500-Index.

Auffallend dabei ist, dass zwar der größte Prozentgewinner aus dem Rüstungsbereich kommt, die beste Branche für Kriegs-Anleger waren bis dato aber die Experten für Wiederaufbau. Halliburton, der ehemalige Arbeitgeber von Vize-Präsident Dick Cheney und ganz offensichtliche Liebling der Regierung, hat seine Aktie nach zahlreichen Aufträgen im Irak um 173,3 Prozent klettern sehen. Fluor und die Washington International Group haben sich um 104,6 beziehungsweise 182,1 Prozent verbessert. Beide Unternehmen bewerben sich um den mit 600 Millionen Dollar höchst dotierten Einzelauftrag der Regierung zum Wiederaufbau der Infrastruktur im Irak.

Doch zurück zu den Rüstungsaktien. Spitzenreiter mit einem Plus von 239,1 Prozent ist United Defense Industries. Der Hersteller der M2- und M3-Panzer gehört mittlerweile zu BAE Systems. Auf den Plätzen folgen der Hersteller der Abache Helikopter und Lancer Jets, Boeing, mit einem Plus von 134,4 Prozent, und General Dynamics, der Hersteller der M1-Panzer, mit einem Plus von 101,1 Prozent.

Die anderen Rüstungsriesen im Portfolio – der Munitionsmacher Alliant Technologies, der Simulatorenbauer CACI, der Überwachungs- und Kommunikationsspezialist L-3 Communications, der Nighthawk-Bauer Lockheed Martin, und Raytheon, der Hersteller der Tomahawk Cruise Missiles – haben sich um jeweils 20 bis 80 Prozent verbessert. Nur zwei Rüstungs-Aktien notieren schwächer als zu Beginn des Krieges: Der Kampfjet-Hersteller Northrop Grumman hat 36,6 Prozent verloren, der Dow-notierte Black-Hawk-Bauer United Technologies 15,2 Prozent.

Die Experten hatten vor zweieinhalb Jahren indes auch andere Bereiche bedacht – mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen. Im Sicherheits-Sektor hat sich allein Invision Technologies deutlich verbessert. Die Aktie des Herstellers von Bomben-Detektoren hat um 117 Prozent zugelegt, seit die Maschinen an sämtlichen amerikanischen Flughäfen Pflicht sind. Viisage Technologies, der Hersteller von Gesichts-Erkennungssystemen hat indes nur um 1,0 Prozent zugelegt. Der Fingerabdruck-Experte Identix hat um 16,8 Prozent nachgegeben, CompuDyne um 12,8 Prozent. Letzteres Unternehmen stellt schusssichere Verkleidungen für Flughäfen und Flugzeuge her.

Größter Gewinner im Biotech-Sektor – seit den Anthrax-Drohungen unter besondrer Beobachtung – ist der deutsche Pharmazeut Bayer. Der Hersteller des Anthrax-Mittels Cipro klettert seit Kriegsbeginn um 155,7 Prozent. Der Konkurrent Vaxgen, der auf Mittel gegen Anthrax- und Pocken spezialisiert ist, hat sich um 146,4 Prozent verbessert, der Pocken-Experte Baxter International um 82,6 Prozent. Ein weiterer Konkurrent in dem Feld, Human Genome Sciences, bilanziert hingegen nur ein Plus von 0,7 Prozent, während zwei Biotech-Aktien im roten Bereich handeln. Dem Strahlenschutz-Experten Hollis-Eden fehlen 1,4 Prozent, dem Pharmazeuten Acambis ganze 79,4 Prozent. Das Unternehmen ist auf Impfungen gegen Pocken und Immunschwäche spezialisiert.

Die Aktienexperten bei CNN halten sich mit einer moralischen Bewertung des Portfolios zurück. Mit hohen Aktiengewinnen sei einerseits das Ende der Diktatur im Irak gekommen – andererseits habe der Krieg Tod und Elend gebracht. Mehr als 2000 amerikanische Soldaten sind mittlerweile gefallen, die Zahl der toten irakischen Kämpfer ist um ein Vielfaches höher.

Nur eine Bitte haben die Portfolio-Betreuer: Wer einen Teil seiner Rente in eine der Kriegsunternehmen investiert hat, solle doch am morgigen Freitag noch ein wenig dankbarer sein als sonst. Zum Wochenausklang begeht Amerika „Veteran’s Day“ und gedenkt der Soldaten in unzähligen zurückliegenden Kriegen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 11-11-2005 23:44

Sexy Elfen helfen dem Weihnachtsgeschäft

Jetzt ist es raus: Weihnachten fällt aus! Schuld daran ist Victoria’s Secret, wo man dem guten Santa Claus eine Reihe „Sexy Santa’s Helpers“ zur Seite stellte. Doch mit knapp bekleideten Elfen wie Gisele Bündchen und Karolina Kurkova an seiner Seite wird sich der Weihnachtsmann kaum auf sein Geschäft konzentrieren können.

Bei Victoria’s Secret scheint man nun darauf zu bauen, dass ohne Santa’s Hilfe wohl die Herren der Schöpfung den Weihnachtseinkauf erledigen. Appetit-Happen gab es jedenfalls genug in einer etwa dreiviertelstündigen Show in dieser Woche in New York, die einem breiteren als dem handverlesenen Publikum Anfang Dezember im US-Fernsehen präsentiert wird – gerade rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft.

Bei der Live-Show durften nur wenige hundert Gäste zuschauen, darunter neben dem Management von Victorias Mutterkonzern Limited Brands vor allem Prominente. HipHop-Mogul Russell Simmons war da und der Sänger Usher, Nicky Hilton und Marcus Schenkenberg, Lenny Kravitz und Promoter Tommy Mottola. Sie sahen neben der Winterkollektion für das Schlafzimmer Live-Gigs von Ricky Martin und Seal. Letzterer sang „Love is Divine“ zunächst exklusiv für seine Frau und Mutter seines Sohnes. Heidi Klum derweil sah man die Schwangerschaft nicht an – kein Pfund zuviel hatte das deutsche Supermodel am Leib.

„Sauerkrautsuppe“ sei ihr Geheimnis, so Klum hinter der Bühne gegenüber Reportern ausgesprochen un-sexy. Doch macht Limited Brands ja auch nicht in Konserven. Nein, um die Wäsche ging es, um Heidis Very Sexy Luminiscent Light up Bra und Thong, der für die Show mit edlen Swarovski-Steinen besetzt war. Und um Gisele Bündchens Angels Sparkling Rose Unlined Bustier, um Tyra Banks’ Smooth Push-Up Bra und um Naomi Campbells Satin-Bustier mit Fleur-de-Les-Bändern.

Insgesamt sechzig Outfits führte Vicoria’s Secret im Rahmen der diesjährigen Schau vor; sie sollen das Wintergeschäft anheizen. Das dürfte gelingen, denn mit der Rückkehr der Marke auf den Bildschirm gewinnt das Unternehmen zurück, was zuletzt als einziges fehlte: das sensationelle Image. Das war ein wenig verblasst, da man die viel beachtete Show im vergangenen Jahr nicht ausstrahlen durfte: Kurz vorher nämlich hatte Janet Jackson beim Super-Bowl ihren Busen entblößt und einen Skandal ausgelöst, dem in der Folge sämtliche halbwegs erotischen TV-Spektakel zum Opfer fielen.

Jetzt ist die Marke wieder in aller Munde. Dabei ist Victoria’s Secret sowieso die Vorzeige-Gruppe im Konzern. Das „peinlich schwache Quartal“, über das CEO Leslie Wexler zuletzt berichten musste, hat mit Unterwäsche ebenso wenig zu tun wie mit den Pflege-und Kosmetikartikeln bei Bath & Body Works. Die Modeketten Limited und Express bereiten dem Konzern Sorge. Allerdings rechnen einige Experten – zuletzt die Bank of America – damit, dass die Verlustbringer geschlossen oder verkauft werden dürften.

Limited Brands baut hingegen den Kosmetik-Bereich aus, zumal der sich gut mit Wäsche verbinden lässt. Ausgewählte Journalisten bekamen deshalb vor der Show in New York einen Einblick in die Garderobe gewährt, wo sämtliche Models mit hauseigenen Produkten geschminkt wurden. Den verwendeten „Make Me Gorgeous“ Supermodel-Makeup-Kit mit Lidschatten, Mascara und anderen Produkten will man für 45 Dollar in die Läden bringen – rechtzeitig zur TV-Ausstrahlung der Modenschau.

Parallel baut der Konzern neue Marken auf. So kaufte man den New Yorker Edel-Apotheker Bigelow und entwickelte unter dessen Namen neue Produkte, weitere Erfolgsreihen sind Bendel’s, Pink und Beauty Avenues. Der Analyst John Morris vom kleinen Brokerhaus Harris Nesbitt findet die neuen Geschäftszweige „aufregend“. Und wenn das TV-Publikum in wenigen Wochen dasselbe über die Victoria’s Secret Fashion Show sagt, dann dürfte auch die von Limited und Express gedrückte Aktie wieder durchstarten.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 14-11-2005 17:05

Gelingt dem Dow der Befreiungsschlag?
Von Amey Stone, BusinessWeek Online

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...g-1280726.html

Starlight 15-11-2005 10:09

Die einfachen Gewinne sind eingefahren
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst von S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1282101.html

Starlight 15-11-2005 18:08

Bushs persönliche Asien-Krise

Für George W. Bush wird die Luft in Washington dünn. Laut einer aktuellen Umfrage ist die Beliebtheit des US-Präsidenten auf ein neues Allzeit-Tief von 37 Prozent gefallen. Die Mehrheit seiner Untertanen hält Bush für unglaubwürdig, und erstmals sind auch in Sachen Terror-Abwehr die Kritiker in der Überzahl.

Gut, dass Bush in diesen Tagen zumindest nicht in der Hauptstadt weilen muss. Seit heute hält sich der Präsident in Asien auf – doch ist der Trip mit First Lady Laura alles andere als eine Urlaubsreise. Im Gegenteil: Bush steht in den nächsten Tagen vor der vielleicht größten politischen Herausforderung seiner Karriere.

In Asien freut man sich nämlich nicht vorbehaltlos über den Besuch aus Washington. Die Beziehungen zwischen den USA und Fernost sind eingeschlafen, während sich Bush in den letzten Jahren an ein einziges außenpolitisches Thema klammerte: den Irakkrieg mit dem Hintergrund der Terrorabwehr.

Vor vier Jahren ließ man Bush das noch durchgehen. Sein bisher einziger Asien-Trip fand gerade zwei Monate nach den Terrorangriffen auf das World Trade Center und das Pentagon statt. Im damaligen geopolitischen Umfeld konnten die Gastgeber leicht nachvollziehen, dass es für den US-Präsidenten wichtigeres gab als Globalisierung und transpazifische Handelsabkommen.

Doch ist über dieses Thema – Bushs Lieblings- und einziges Thema überhaupt in den letzten Jahren – der Dialog mit Asien stehen geblieben. Mit China wird nur mit geringem Erfolg über die Yuan-Politik verhandelt. Das Land weigert sich, die eigene Währung ernsthaft neu zu bewerten, was Waren teurer und auf dem US-Markt weniger konkurrenzfähig machen würde. Genau das muss Bush aber erreichen, wenn er seine Versprechen an die eigenen Wähler einhalten will. Diese fordern Bushs Einsatz für amerikanische Arbeitsplätze, die angesichts der immer höheren Einfuhren aus China alles andere als stabil sind.

Auf der anderen Seite muss Bush in China für freie Märkte eintreten, was ihn in eine arge Zwickmühle bringt. Es ist nicht die einzige. Während er in China diplomatisch auftreten muss, um seine Verhandlungspartner nicht gänzlich zu verlieren, muss er auch seine Forderungen auf Einhaltung der Menschenrechte aufrecht erhalten. Und die asiatischen Nachbarn beruhigen, die sich durch das immer schneller wachsende China zunehmend bedroht fühlen.

Die politisch prekäre Lage wird Bush dadurch noch erschwert, dass ihm auf seinem Asien-Trip nicht die Herzen der Bevölkerung zufliegen werden, wie das sonst bei Staatsbesuchen meist üblich ist. Wie schon vor zwei Wochen in Südamerika muss Bush mit Massenprotesten und Demonstrationen rechnen. Der Anti-Amerikanismus in Asien ist stark und zu einen großen Teil auf Bush persönlich gemünzt.

Am leichtesten dürfte es Bush noch in der Mongolei haben. Als erster US-Präsident bereist er den Kleinstaat, um sich für die Mitgliedschaft des Landes in der US-geführten Koalition für den Irakkrieg zu revanchieren. Die war von vorneherein ein Witz: Außer Großbritannien waren kaum ernstzunehmende Partner mit von der Partie. Die Mongolei entsandte 160 Soldaten in den Irak. Für einen Fototermin wird das nun ausreichen, was den unruhigen Amerikanern indes nicht genug sein wird.

Experten sind sich zu Beginn der Reise einig, dass Bush mit handfesten politischen Erfolgen aus Asien heimkehren muss. Schafft er das nicht, verliert er weiter an Glaubwürdigkeit und dürfte in den Umfragen zuhause noch weiter absacken.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 15-11-2005 18:09

Kritische Fragen an Ben Bernanke

Dass Ben Bernanke der nächste Chef der US-Notenbank wird, ist für die Wall Street eigentlich keine Frage mehr. Vom Präsidenten nominiert und mit viel Erfahrung in der Zinspolitik gilt Bernanke als fast unangreifbar. Doch muss er sich am Dienstag im Finanzausschuss einem anstrengenden Verhör mit kritischen Fragen stellen.

Vor allem ein Punkt dürfte Bernanke dabei Schwierigkeiten machen: sein letzter – und aktueller – Posten. Schon vor anderthalb Jahren waren nicht alle Insider begeistert, als George W. Bush den damaligen Greenspan-Vize zum obersten Wirtschaftsberater im Weißen Haus machte. Der angesehene Theoretiker und Zinspolitiker Bernanke war damit plötzlich ein enger Vertrauer des Präsidenten, seine bis dato unangefochtene politische Neutralität schien dahin.

Vor allem die demokratischen Senatoren im Finanzausschuss werden Bernanke daher näher auf den Zahn fühlen. Wie sehr, wollen sie von ihm wissen, solle sich die Notenbank in die Finanzpolitik der Regierung einmischen. Die theoretisch richtige Antwort wäre: gar nicht. Denn die Fiskalpolitik fällt unter die Kompetenz von Weißem Haus und Kongress. Die Notenbank hat damit verfassungsgemäß nichts zu tun.

Doch mischte sich schon Alan Greenspan regelmäßig in aktuelle politische Debatten ein – zuletzt sehr zum Ärger der Demokraten. So unterstützte der noch amtierende Fed-Chef lautstark die Steuersenkungen von George W. Bush. Zunächst mit dem Argument, die USA laufe Gefahr, zu hohe Haushaltsüberschüsse anzuhäufen. Später mit dem Argument, weitere Steuersenkungen sorgten für Wachstum. Letzteres mag sein, ist aber nur eine Seite der Medaille. Auf der anderern Seite stehen ein Rekord-Defizit im Haushalt und die immer tiefere Kluft zwischen John und Jane Doe und den oberen Zehntausend, deren Steuerbelastung stärker sinkt als die der Unter- und Mittelschicht.

Bernankes Sicht der Dinge ist indes auch vor der Anhörung am Dienstag bekannt: Bereits vor zwei Wochen sprach er sich – wenn auch vorsichtig – für die Steuersenkungen aus, die maßgeblich zum Wirtschaftswachstum im Lande beitrügen.

Wie gut Bernanke mit politischen Fragen umzugehen weiß, wird aber nur geringe Auswirkungen auf seine Berufung an die Fed-Spitze haben. Eigentlich hängt davon nur ab, mit welcher Mehrheit Republikaner und Demokraten hinter dem Kandidaten stehen werden.

Der Markt wird folglich andere Details beobachten. Im Mittelpunkt des Interesses steht natürlich die Frage nach der weiteren Zinspolitik. Doch ist vorab fest damit zu rechnen, dass die Zinsanhebungen, die den Leisatz bislang in zwölf Schritten von 1,0 auf 4,0 Prozent haben steigen lassen, weiter gehen werden. Das ist schon deshalb klar, weil Bernanke bereits erklärt hat, dass er nach der Ära Greenspan zunächst für Kontinuität und nicht etwa für einen drastischen Richtungswechsel sorgen wolle.

Langfristig aber könnte die Fed durchaus neue Wege gehen, und auch das dürfte die Wall Street am Dienstag interessieren. So dürfte sich Bernanke erneut für die Einrichtung eines Inflationszieles aussprechen. Ein solches, so die Meinung des designierten Fed-Chefs, werde die Zinspolitik transparenter und die Märkte effizienter machen. Immerhin werden die Inflationsdaten regelmäßig veröffentlich und würden einfache Schlüsse zulassen: Steigt die Inflation über den bekannten Zielwert, gäbe es Zinsanhebungen. Sinkt die Inflation unter den Zielwert, würden die Zinsen gesenkt.

Dass ein solches System funktioniert, zeigt die Politik anderer Notenbanken: Die EZB, die Bank of England und die Zentralbanken von Kanada, Australien und Neuseeland arbeiten längst nach dem Schema.

Kritiker in den USA fürchten jedoch, dass die Zinspolitik mit einem Inflationsziel zu mechanisch werde und die Fed nicht mehr flexibel auf Krisen reagieren könne. Dem widerspricht Bernanke, der sich das System einer „gebundenen Flexibilität“ wünscht. Danach wäre die Fed durchaus an ihr Inflationsziel gebunden, an dem auch neben zurückliegenden Daten vor allem auch Prognosen gemessen würden, hätte aber die Möglichkeit, bei kurzfristigen Engpässen über oder unter das Ziel hinaus zu schießen.

Andere Kritiker werfen Bernanke vor, dass die Fed vor lauter Inflations-Hörigkeit ihr zweites Ziel vernachlässigen könne: den Arbeitsmarkt zu stärken. Auch dem widerspricht Bernanke – unterstützt übrigens von Notenbankern wie Greenspan und Paul Volcker. Schon die hatten in der Preisstabilität nämlich die wichtigste Vorraussetzung für einen stabilen Arbeitsmarkt gesehen. Zur Verteidigung seines Kurses kann sich Bernanke also auf starke Verbündete berufen.

Doch wird sich der designierte Fed-Chef vor der Befragung in Washington ohnehin keine zu großen Sorgen machen: Denn erstens hat Bernanke schon zwei solcher Termine hinter sich – vor seiner Ernennung zum Fed-Mitglied 2002 und vor seinem Einzug ins Weiße Haus 2004 –, und zum anderen steht seine Berufung ohnehin beinahe fest. Trotz eventueller politischer Fragen von demokratischer Seite, auf die Bernanke sicherlich vorbereitet sein wird.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-11-2005 21:11

Die Lüge der Öl-Bosse

Nicht dass die Öl-Konzerne je zu den beliebten Firmen in Amerika gehört hätten. Doch nachdem die Washington Post ein Dokument aufgedeckt hat, dass die größten Unternehmen der Branche einer dreisten Lüge überführt, verlieren diese weiter Punkte. Auch das Weiße Haus gerät unter Druck, vor allem Vize-Präsident Dick Cheney.

Dabei ist keineswegs überraschend, was die Washington Post da aufgedeckt hat. Ein Dokument aus dem Weißen Haus soll belegen, dass die großen Konzerne an der „Energy Task Force“ beteiligt waren, einer recht geheimnisvollen Arbeitsgruppe, die unter der Leitung von Dick Cheney im Jahr 2001 die Grundlagen für die künftige Energiepolitik der USA festlegen sollte – und deren Empfehlungen das Gerüst zum jüngst verabschiedeten Energiegesetz gebildet hatten.

Lange war der Verdacht gehegt worden, dass sich Cheney und seine Task Force in erster Linie auf Empfehlungen aus der Industrie stützen würden, die sowohl dem Ex-Halliburton-Chef als auch dem Präsidenten selbst sehr nahesteht und zu den größten Wahlkampfspendern gehört. Bush und Cheney hingegen traten erfolgreich dafür ein, dass die Namen der an der Task Force beteiligten Experten geheim gehalten würden. Offiziell klar war lediglich, dass keine Umweltschutzgruppen gehört wurden. Eine davon, der Sierra Club, und die Wächterorganisation Judicial Watch hatten später auf Einsicht in Dokumente geklagt – ohne Erfolg.

Die anhaltenden Verdächtigungen gegen die Öl-Branche – die im neuen Energiegesetz als der große Gewinner wegkommt, während Konzepte zur Förderung alternativer Energien gering ausfallen und Ideen zum Energiesparen gänzlich fehlen – haben erst vor einer Woche dazu geführt, dass das Thema vor dem Kongress erneut zur Sprache kam. In einer Anhörung der Bosse der fünf größten Energiekonzerne fragte der demokratische Abgeordnete Frank Lautenberg aus New Jersey die Anwesenden explizit: „War Ihr Unternehmen oder waren Vertreter Ihres Unternehmens an Vize-Präsident Cheneys Energy Task Force beteiligt?“

Die Vertreter der Konzerne beantworteten die Frage der Reihe nach: Ein klares „Nein“ gab es von ExxonMobil-Chef Lee Raymond, von Chevron-Chairman David O’Reilly und von James Mulva, dem Chef von ConocoPhilips. „Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht“, sagte Ross Pillari, der seinen Posten als US-Chef von BP erst im August 2001 antrat, und auch der US-Chef von Shell Oil, John Hofmeister, erklärte: „Meines Wissens nicht.“

Während Chevron in dem jetzt aufgetauchten Dokument nicht genannt wird, kann sich auch ConocoPhilips-Chef Mulva rechtfertigen. Er war vor dem Merger mit Conoco im Jahre 2002 CEO von Philips und mit diesem Unternehmen an der Task Force tatsächlich nicht beteiligt. Für Conoco wiederum war zum fraglichen Zeitpunkt Alan Huffman zuständig, der Gespräche mit Cheneys Leuten zugibt.

Die anderen Konzerne sind aber in Erklärungsnot, allen voran ExxonMobil. An dem klaren „Nein“ von CEO Lee Raymond hält man fest. Und in einem Telefon-Interview mit der Washington Post erklärte der frühere Exxon-Vize James Rouse, ein Treffen habe nie stattgefunden. Rouse selbst ist jedoch in dem offiziellen Dokument aus dem Weißen Haus genannt, demzufoge er sich am 14. Februar 2001 mit Mitarbeitern der Task Force getroffen haben soll.

Laut dem Dokument hat die Task Force am 21. März Archie Dunham von Conoco gehört und am 12. April den geständigen Huffman gemeinsam mit zwei Managern des Branchenverbandes der Öl- und Gas-Produzenten. Für den 22. März ist ein Treffen mit BP-Manager Bob Malone notiert, und am 17. April scheint man sich mit Sir Mark Moody-Stuart und Steven Miller, den Köpfen von Shell Oil, getroffen zu haben.

Senator Lautenberg hat sich jetzt an das Justizministerium gewandt und bittet um Aufklärung. „Das Weiße Haus bemüht sich über das normale Maß hinaus, seine Treffen geheim zu halten, und jetzt scheinen auch noch die Öl-Bosse den Kongress zu belügen“, zürnt er. Aus dem Weißen Haus kommt zunächst eine erwartungsgemäß arrogante Antwort. Es gebe ein verfassungsmäßiges Recht für den Präsidenten und den Vize-Präsidenten, sich Informationen vertraulich zu besorgen, kommentiert Lea Anne McBride, eine Sprecherin von Dick Cheney.

Ein Verfassungsrecht den Kongress zu belügen gibt es hingegen nicht, und so könnten die Öl-Bosse in Schwierigkeiten kommen. Dabei könnten ihnen die guten Beziehungen zum republikanischen Senator Ted Stevens aus Alaska noch nutzen. Als Vorsitzender des Ausschusses hatte der sich nämlich in der vergangenen Woche strikt dagegen verwahrt, die fünf Vorgeladenen unter Eid zu nehmen. Sie seien gesetzlich ohnehin verpflichtet, die Wahrheit zu sagen, rechtfertigte der Chairman seine Haltung.

Das stimmt, und deswegen würden die Top-Manager wohl auch nicht straffrei ausgehen, wenn ihnen eine Falschaussage nachgewiesen werden kann. Wenngleich Meineid nicht zur Debatte steht, sieht die Verfassung Geldstrafen und Haftstrafen von bis zu fünf Jahren vor für den Fall, dass jemand gegenüber dem Kongress „sachlich falsche, erfundene oder betrügerische Aussagen“ macht.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 18-11-2005 19:36

Der Ölpreis fällt… aber nicht für immer

Quartalzahlen hin, Milliarden-Deals her… wenn an der Wall Street eines für Kauflaune sorgt, dann ist es der weiter sinkende Ölpreis. Der notiert mittlerweile unter 56 Dollar pro Fass, und die Horror-Szenarien von mehr als 100 Dollar pro Fass scheinen vergessen. Doch ist die Gefahr keineswegs gebannt, wie manche Rohstoff-Experten warnen.

„Ein Ölpreis von 100 Dollar pro Fass war nie ein kurzfristiges Szenario“, erklärt Jason Schenker, der Rohstoff-Experte von Wacovia. Ein so drastischer Preisanstieg sei vielmehr eine langfristige Gefahr, die dem Markt vor allem dann drohen dürfte, wenn unvorhersehbare Katastrophen die Öl-Versorgung gefährden und eine Knappheit droht.

Solche Katastrophen sind nicht vom Tisch. Sicher, Katrina und Rita liegen nun hinter dem Markt, wenngleich ein Großteil der Bohrtürme im Golf von Mexiko noch immer nicht in Betrieb ist und zahlreiche Raffinerien von hundertprozentiger Kapazitätsauslastung weit entfernt sind. Doch ist zweifelsfrei klar, dass der nächste – oder der übernächste – Sommer weitere Hurrikans bringen wird. Auch dürfte sich die geopolitische Lage auf absehbare Zeit nicht derart stabilisieren, als dass plötzliche Liefer-Ausfälle und rapide Preisanstiege auszuschließen seien.

Überhaupt ist die geopolitische Lage das Hauptproblem für den Öl-Markt. Von den global nachgewiesenen Reserven liegen nun einmal nur 3 Prozent in den USA. Die 31 Milliarden Fass, auf die Uncle Sam also selbständig zurückgreifen könnte – und die den Öl-Bedarf der Amerikaner nie und nimmer decken könnten – sind bei der aktuellen Förderrate in 11 Jahren ausgebeutet.

Danach – also vorraussichtlich ab 2016 – werden die USA noch mehr von Öl-Importen abhängig sein als bisher. Der größte Teil der Importe wird weiterhin aus Saudi-Arabien kommen, wo 263 Milliarden Fass und damit 23 Prozent der weltweiten Reserven lagern. Weitere 30 Prozent lagern in Irak, Iran und den Vereinigten Arabischen Emirate. Kuwait dazugenommen lagern fast zwei Drittel der weltweiten Öl-Vorräte im Nahen Osten, der politisch alles andere als stabil und zuverlässig ist.

Dass sich das übrige Drittel der Reserven auf ebenso instabile Länder wie Venezuela, Russland, Nigeria und China verteilt, macht die Lage nicht besser.

Instabilität in einem dieser Länder – ein Krieg zum Beispiel, nationale Unruhen oder Streiks – würden das globale Öl-Angebot, von dem die USA ein gutes Viertel in Anspruch nimmt, sofort verknappen. Ein Engpass wiederum würde die Preise steigen lassen.

Und: Selbst ohne jede Krise könnten die Öl-Importe bald teurer werden. Denn wenn die USA ihre eigenen Reserven aufgebraucht hat, steigt automatisch die Preiskraft der Opec und anderer produzierender Staaten. Die werden den Preis indes nicht aus purer Nächstenliebe auf einem niedrigen Niveau halten.

Dass der Ölpreis seinen Höchstpreis von 71 Dollar pro Fass nach Katrina und Rita wieder verlassen hat und mittlerweile fast 25 Prozent niedriger handelt, ist schön und gut. Die 100 Dollar oder das Gipfel-Szenario von 105 Dollar, vor dem Goldman Sachs vor drei Monaten gewarnt hat, sind aber nicht vom Tisch.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 21-11-2005 18:41

Rally an der Nasdaq droht die Puste auszugehen

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1258789.html

Starlight 21-11-2005 18:44

Bush kommt mit leeren Händen aus China

Seit einer Woche weilt US-Präsident George W. Bush in Asien, am Wochenende besuchte er den Handelspartner China. Auf dem New Yorker Parkett ist das kein Thema, denn Bush hat so gut wie nichts vorzuweisen. Seine Gespräche mit der chinesischen Regierung seien „freundlich“ gewesen, Ergebnisse gibt es aber nicht.

Am deutlichsten wird die klägliche Bilanz von Bushs Asienreise mit Blick auf die Yuan-Politik in China. Das Thema ist an der Wall Street und in Washington von immenser Wichtigkeit, denn die unterbewerte Währung verschafft chinesischen Waren international einen Preisvorteil. Folge: Das amerikanische Handelsdefizit mit China ist auf 200 Milliarden Dollar gestiegen und hat damit längst das Defizit überstiegen, dass der erste Präsident Bush in den Achtzigerjahren mit Japan zu bewältigen hatte.

Bush Junior scheint das aktuelle Handelsproblem nicht bewältigen zu können. Mit dem chinesischen Präsidenten Hu hat Bush zwar über die Währungspolitik gesprochen. Dass dieser aber großspurig zusicherte, man werde „unnachgiebig am Kurs festhalten“ und den Yuan neu bewerten, bedeutet rein gar nichts. Denn einen Kurs, an dem man „unnachgiebig“ festhalten könnte, haben Bush und Hu gar nicht abgesteckt. Seit China vor einem halben Jahr den Yuan vom Dollar abgekoppelt hat, sind keine Schritte mehr unternommen worden, einen Zeitplan für weitere Neubewertungen gibt es nicht.

Da nutzt es nichts, dass Bush-freundliche Experten bereits erklären, die China-Reise sei eine „mission accomplished“ – ein erfolgreich beendetes Unterfangen. Schon die Wortwahl des Politik-Professors und Asien-Experten Xiaobo Hu von der Clemson University in South Carolina erinnert an ein früheres Bush-Desaster. Vor zweieinhalb Jahren hatte Bush den Irakkonflikt zu einer „mission accomplished“ erklärt, obwohl der Krieg gerade erst begonnen hatte und seither weitere fast 2000 US-Soldaten gefallen sind.

Ein zweiter Hauptpunkt der Bush-Reise nach China waren die ständigen Copyright-Verletzungen der in China beheimateten Raubkopierer gegen US-Medienkonzerne. In bezug auf dieses Problem sei man einen guten Schritt weiter gekommen, erklärte Außenministerin Concoleeza Rice nach Gesprächen mit den asiatischen Kollegen. Konkretes wollte indes auch sie nicht sagen. Nur: Statt die Probleme nur anzuerkennen habe man auch erklärt, dass man sich dieser annehmen wolle.

Nach China mitgereiste Reporter der New York Times konnten indes einige aktuelle US-Filme auf DVD und eine voll funktionsfähige Version von Microsofts Windows Office für ein paar Dollar erstehen.

Andere politische Themen scheinen Bush und Hu in „freundlicher aber angespannter Atmosphäre“ ebenso ergebnislos abgehakt zu haben. So scheint kein einziger Fall von Menschenrechtsverletzungen einen Schritt weiter zu sein, die der US-Präsident mit Hu diskutierten wollte. Im Gegenteil: Während Bushs Besuch in Peking gab es neue Berichte über politischen Druck auf Dissidenten, mehrere politische Führer waren bereits vor Bushs Anreise unter Hausarrest gestellt worden und durften kein Telefon benutzen.

In Sachen Religionsfreiheit schien sich Bush damit zufrieden zu geben, dass man ihn selbst einen christlichen Gottesdienst feiern ließ. Zwar richtete der Präsident nachher mahnende Worte an seine Gastgeber, in denen er die Unterdrückung von Religionen verurteilte, doch beeindruckte das in China niemanden. Im Gegenteil: Mehrere chinesische Christen, die mit Bush in den Gottesdienst nahe des Platzes des Himmlischen Friedens wollten, waren von Ordnungskräften abgewiesen worden.

Ganz ohne Erfolge wird George W. Bush die Heimreise aber nicht antreten müssen. Bei Boeing wird man sich darüber freuen, dass China wohl 70 Flugzeuge für 4 Milliarden Dollar kaufen soll. Das würde das Handelsbilanzdefizit etwas abbauen, doch sind Einzelheiten zu dem Deal noch sehr unsicher. Seine Kritiker in Washington werden entsprechend nicht sehr zufrieden sein, wenn Bush außer Absprachen über Boeing-Lieferungen mit leeren Händen zurück kommt.

Des Präsidenten Erfolg beim Radfahren – am Sonntag war Bush mit der chinesischen Auswahl per Mountainbike unterwegs – dürften ihm in Washington jedenfalls wenig bringen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 23-11-2005 18:53

Reise-Stress zum Truthahn-Fest

Wohl dem, der am Wochenende nicht zur Verwandtschaft durchs halbe Land fliegen muss. Oder auch nur zum Truthahn-Essen ein paar Meilen über die Autobahn. Denn zu Thanksgiving sind Straßen und Luftwege verstopft wie das ganze Jahr über nicht. Zumindest für einige Branchen ist das gut.

Zu den Tagessiegern im Mittwochshandel – einen Tag vor dem Fest und zeitgleich mit Beginn der Reisewelle – gehören die Fluggesellschaften. Angeführt von Continental und US Airways verbessert sich der ganze Sektor. Das ist umso beeindruckender, als die Branche schon seit Wochen eine erstaunlich stablie Rallye zeigt. Seit Mitte September hat sich der Branchenindex um 30 Prozent verbessert.

Während einige Analysten bereits glauben, dass die Airline-Aktien schon einen Schritt zu weit seien und eine Korrektur bevorstehe, scheint zumindest vor dem Fest alles in Ordnung zu sein. Klar: Wer will schon Airline-Aktien verkaufen, wenn der Branche das profitträchtigste Wochenende des Jahres bevorsteht?

Immerhin 21,7 Millionen Passagiere sollen über Thanksgiving in die Luft gehen, damit wird der Rekordwert vom Vorjahr noch einmal leicht geschlagen. Das Truthahn-Fest ist das Familienereignis Nummer Eins in den USA, nicht einmal zu Weihnachten fliegen annähernd so viele Amerikaner zu ihren Familien. Nun sind die Maschinen restlos ausgebucht. Wer seinen Flug verpasst, hat so gut wie keine Chance, auf einen anderen Flug umgebucht zu werden.

Einen Flug zu verpassen dürfte indes nicht das Hauptproblem der meisten Passagiere sein. Im Gegenteil: Angesichts langer Warteschlangen an den Eincheck-Schaltern machen sich die meisten schon viele Stunden vor Abflug auf den Weg zum Flughafen. Wohl dem, der sich schon kurz vor dem Feiertag frei genommen hat, um dem Ansturm zu entfliehen. Die US-Flughäfen haben schon am Dienstag durchschnittlich 2 Prozent mehr Passagiere eingecheckt als an normalen Tagen, obwohl John und Jane Doe eigentlich noch bis Mittwochnachmittag arbeiten müssen.

Für die Airlines indes lohnt sich der Stress. Nicht nur, weil die Tickets ausverkauft sind, sondern weil man auch noch höhere Preise verlangen konnte. Nach neun Preisanstiegen im vergangenen Jahr ist der durchschnittliche Inlandsflug in diesem Jahr 40 Dollar teurer als im Vorjahr, zudem sind die Feiertagspreise ohnehin deutlich höher als die Tarife an normalen Wochenenden. Dass Flugbenzin wieder billiger geworden ist, hilft den Airlines zusätzlich, zumindest einen Teil der jüngsten Verluste abzufangen.

Vom sinkenden Ölpreis profitieren indes auch all diejenigen, die mit dem Auto auf Verwandtschaftsbesuch gehen. Der Automobilverband AAA schätzt, dass über das Wochenende 37 Millionen Amerikaner auf den Straßen unterwegs sind. Dass die Gallone Normalsprit von zeitweise über 3 Dollar auf aktuell nur noch knapp über 2 Dollar gefallen ist, entlastet dabei so manchen Geldbeutel – das wiederm kommt nach Thanksgiving dem Einzelhandel zugute, der am Freitag offiziell in das Weihnachtsgeschäft startet.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 24-11-2005 17:51

Wall Street: Mehr Stärke wahrscheinlich
Von Mark Arbeter

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...h-1280327.html

Starlight 25-11-2005 17:41

Weihnachtsaktien


Die einen feiern, die anderen verdienen

Während der traditionelle Einzelhandel dem ersten Advents-Shopping-Wochenende mit gemischten Gefühlen entgegen sieht, hören Online-Händler wieder die Kassen klingeln. Die frohe Botschaft kommt auch an der Börse an.


Rosig sind die Voraussetzungen für das diesjährige Weihnachtsgeschäft nicht gerade. Zum vierten Mal in Folge steuert der Einzelhandel einem Minusjahr entgegen. Grund ist weiterhin die fehlende Konsumfreude der Verbraucher. Einer Studie der Unternehmensberatung Deloitte & Touche zufolge wollen diese gut neun Prozent weniger ausgeben als 2004.

Die Ursachen für den Konsumfrust sind bei den Handelsverbänden schnell gefunden: Die Furcht vor Arbeitslosigkeit und die radikale Kürzung des Weihnachtsgeld für Beamte, würden den Klammergriff ums Portemonnaie verstärken. Auf den "Merkel-Effekt" mag im Einzelhandel niemand setzen: Es sei zwar positiv, dass es endlich zu einer Regierungsbildung unter Bundeskanzlerin Angela Merkel gekommen sei, heißt es. Die Auswirkungen seien aber nicht groß. Lediglich, dass die Mehrwertsteuererhöhung erst für 2007 droht, sei eine Erleichterung.




Shoppen bei Lebkuchen und Zimttee
Doch während sich KarstadtQuelle oder Metro sich auf ein maues Weihnachtsgeschäft einstellen, singen Online-Händler ein ganz anderes Lied. Hier wird ein 20-prozentiges Umsatzwachstum erwartet. Und da die per Mausklick erworbenen Geschenke nicht immer vom Weihnachtsmann persönlich vorbeigebracht werden können, profitiert noch jemand von diesem Trend: Die Logistik-Konzerne. Deutsche Post, Fedex und UPS haben bis zu Heiligabend alle Hände voll zu tun, um die Pakete pünktlich zu liefern.

Für die Aktien dieser Unternehmen fällt entsprechend viel Glanz ab. Schon seit Tagen stimmen Analysten wieder die Lobeshymnen an und der Markt fällt mit ein. Obwohl man meinen könnte, dass das Weihnachtsfest nicht völlig überraschend kommt und entsprechende Effekte auf die Unternehmen bereits eingepreist sein müssten, lassen sich Jahr für Jahr dennoch Kursbewegungen beobachten. Denn die Diskussionen um das Weihnachtsgeschäft bringen die fraglichen Unternehmen wieder ins Bewusstsein. Gleichzeitig können die Kursbewegungen auch das veränderte Konsumverhalten widerspiegeln.

Welche Aktien derzeit in vielen Depots ein gemütliches Plätzchen finden und welche draußen bleiben müssen, sehen Sie in unserer Chart-Serie.



Amazon
Klassischere Geschenke gibt es kaum: Gemütlich unterm Weihnachtsbaum lesen geht besonders bequem mit Amazon. Auch wenn sich der neue "Harry Potter" bisher hier nicht ganz so gut verkaufte - vielleicht wird's ja noch was zu Weihnachten.

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=2&land=276






Ebay
Tausche Lego-Mobil gegen Tokio-Hotel-CD - die Online-Börse profitiert nicht nur von den Geschenken vor Weihnachten, sondern vor allem auch vom Umtausch danach. Mit der EBay-Aktie kann man dagegen nichts falsch machen, finden derzeit die Analysten von Morgan Stanley und der Citigroup.

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=2&land=276






Microsoft
Die XBox 360 dürfte auf vielen Wunschzetteln ganz oben stehen und macht Microsoft zur Weihnachtsaktie für viele Analysten. Im Internet wird die neue Konsole bereits deutlich über dem Verkaufspreis gehandelt. Verkaufsstart in Europa ist am 2. Dezember.

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=2&land=276





Apple
Wer ihn noch nicht hat, wünscht ihn sich spätestens zu Weihnachten: Den iPod von Apple - "white christmas" klingen über weiße Ohrstöpsel einfach doppelt so schön. Auch die Analysten hören bei der Aktie Musik.

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=2&land=276





Deutsche Post
Wenn erstmal alle Geschenke im Netz ausgewählt wurde, rückt die Deutsche Post aus, um die Geschenke auch rechtzeitig zu liefern. Dafür gibts von Analysten das Prädikat "Outperformer".

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=2&land=276





Federal Express
Weil die Deutsche Post die Rentiere aber nicht alleine entlasten kann, gibt es auch genug zu tun für die Branchenkollegen FedEx und UPS.

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=9&land=276





Karstadt-Quelle
Die Zeiten, wo man sich mit dicken Karstadt-Tüten durch die matschige Innenstadt quälte, sind vorbei. Der Einzelhandelsriese rechnet mit einem mauen Weihnachtsgeschäft. Auf eine fast ruinöse Rabattschlacht wie vor zwei Jahren will sich KarstadtQuelle jedoch nicht wieder einlassen.

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=9&land=276





Douglas
Die Parfümerie-Kette setzt dagegen große Hoffnungen in das Weihnachtsgeschäft. Selten zuvor habe man sich in den Filialen und in der Werbung so gut darauf vorbereitet, heißt es.

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=9&land=276





Tiffany
Gut vorbereitet sind natürlich auch Luxusgüterkonzerne wie Tiffany oder LVMH. Schließlich ist die Adventszeit für sie die wichtigste Zeit des Jahres - denn wo machen sich die kleinen samtenen Schachteln besser, als unter dem Weihnachtsbaum?

http://gfx.finanztreff.de/charts/cc_...rse=2&land=276


Quelle: ARD online

Starlight 29-11-2005 21:28

Expertenstreit über den „Black Friday“

Seit gestern weiß die Wall Street, dass das Weihnachtsgeschäft für den amerikanischen Einzelhandel großartig werden soll. Darauf ließ der Kundenansturm am „Black Friday“ schließen. Jedenfalls auf den ersten Blick. Jetzt kommen neue Daten aus der Branche, die plötzlich nicht mehr alles so rosig sieht.

Es hatte auch alles viel zu schön ausgesehen: Der Branchenverband NRF hatte zunächst von einem Umsatz von 27,8 Milliarden Dollar berichtet, was einer Steigerung von satten 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprochen hätte. Da hatte mancher Anleger schon das Glas zum Toast auf steigende Kurse erhoben, als die Zahlen des Umfragedienstes ShopperTrak eintrafen. Die dortigen Einzelhandelsexperten sagen, dass die Umsätze in den Malls von 13,8 Milliarden auf 13,4 Milliarden leicht zurückgegangen seien.

Wer hat Recht? – „Nehmen wir die beiden Zahlen und suchen die Mitte“, rät Michael Niemira, der Chef-Volkswirt des International Council of Shopping Centers, einem weiteren Branchenverband.

Das dürfte hinkommen, nicht zuletzt weil die beiden Zahlen nach Meinung der Analysten recht akkurat sein dürften. Sie drückten nur unterschiedliches aus. Die NRF hat Kunden darüber ausgefragt, ob sie am langen Thanksgiving-Wochenende einkaufen waren und wie viel Geld sie ausgegeben haben. In den Umfrage-Ergebnissen sind folglich alle Läden in ganz Amerika enthalten, darunter die Filialen in den Malls, die Supermärkte, Kaufhäuser und einige spezialisierte Einzelhändler.

Die Experten von ShopperTrak hingegen bekommen ihre Daten aus 45 000 Läden im ganzen Land und decken damit doch nur ein Segment ab. An ihren Umfragen nehmen zwar einige der größten Einzelhandelsketten, darunter Target und JC Penney teil, nicht aber der Branchenriese Wal-Mart und auch nicht die großen Elektronik-Ketten Best Buy und Circuit City. Ausgerechnet die haben aber mit teilweise völlig wahnsinnigen Sonderangeboten (Laptops zum halben Preis, etc...) für einen nie gesehenen Kundenansturm gesorgt.

Doch erste Zahlen hin und her, der riesige Ansturm ist es, der Analysten eine zuverlässige Einschätzung der Lage noch einmal erschwert. Da viele Sonderangebote zeitlich begrenzt und die besten traditionell schon binnen weniger Minuten vergriffen sind, prügeln sich viele Kunden in den frühen Freitagsstunden durch die Läden, die sie danach für drei Wochen meiden. Je weiter der massiv gehypte „Black Friday“ wegrückt, desto mehr Analysten geben zu, dass der „wichtigste Einkaufstag des Jahres“ wohl keine Rückschlüsse auf das Weihnachtsgeschäft zulassen dürfte.

Im Gegenteil: Je stärker die Umsätze am ersten Tag der Saison ausfallen, desto mehr könnten sie in den nächsten Tagen und Wochen einbrechen. Das sei ohnehin schon seit Jahren der Fall, wirft Scott Krugman von der NRF ein. Es sei völlig unmöglich, die Umsätze von „Black Friday“ über mehrere Wochen zu halten. Nach dem Kampf um Sonderangebote in den ersten Stunden lege sich der Trubel schnell, bis zum letzten Wochenende vor Weihnachten sehe man dann wenig.

Die Börse nimmt daraus einen wertvollen (?) Hinweis mit: Nach dem Hype um den Freitag nach Thanksgiving steht ein neues angebliches Schlüssel-Datum im Raum. Das letzte Vorweihnachts-Wochenende dürfte scharf beäugt werden, erneut dürften Einzelhandlesaktien um diesen Termin herum sehr volatil sein. Mehr ist vorab nicht zu sagen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 05-12-2005 20:06

Weihnachtsrausch im Internet

Der „Black Friday“ ist vorbei und vergessen, der „Cyber Monday“ gibt ab sofort den Trend im amerikanischen Einzelhandel an. Nach frustrierenden Einkaufswochenenden in überfüllten Malls drängt es regelmäßig zum Wochenauftakt mehr und mehr Käufer ins Internet, wo die Umsätze rasant wachsen.

Der eigentliche „Cyber Monday“ – soviel muss klargestellt sein – liegt nun schon eine Woche zurück. Die Wall Street hatte den Begriff eigentlich für den Montag nach dem „Black Friday“ gewählt, jenen wichtigsten Einkaufstag des Jahres, an dem ganz Amerika nach dem Thanksgiving-Wochenende in das Weihnachtsgeschäft gestürmt war.

Die Theorie hinter „Cyber Monday“: In den überfüllten Malls und Einkaufszentren fühlen sich immer mehr Kunden überfordert und gestresst. Ein Wochenende im Gewühl, mit den spitzen Ellenbogen anderer Kunden in Gesicht und Magengrube, das ist für viele kein attraktives Bild. Einfacher und bequemer ist der Einkauf von zuhause aus, zumal es längst keinen Artikel mehr gibt, der nicht über das Internet bestellt werden kann.

Das ist allerdings soweit bekannt, dass mittlerweile jeder Montag vor Weihachten zum „Cyber Monday“ werden dürfte. Darauf jedenfalls lassen erste Umsaztzahlen schließen. Am Montag vergangener Woche sollen die Umsätze online gegenüber dem Vorjahr um satte 26 Prozent auf 485 Millionen Dollar gestiegen sein. Die Schätzungen über den Erfolg der traditionellen Einzelhändler gingen zunächst auseinander, man dürfte laut aktueller Schätzungen aber auf ein Umsatzwachstum von branchenweiten 11 Prozent blicken.

Wirklich überraschen dürfte das dicke Umsatzplus für die Dotcom-Händler niemanden. Wer den Internetsektor und das Verbraucherverhalten regelmäßig beobachtet, der weiß, dass längst nicht mehr nut Elektronikartikel, Bücher und CDs per Mausklick gekauft werden. Amerika hat sich mit dem Internet derart angefreundet, dass immer mehr große und teure Artikel am Computer ausgesucht und geordert werden, darunter Küchengeräte wie Kühlschränke und Mikrowellenherde, aber auch Autos und Wohnzimmermöbel, Uhren und Schmuck und natürlich Dienstleistungen.

Entsprechend optimistisch sind die Experten für den weiteren Verlauf des Weihnachtsgeschäfts: Bis zu 19 Milliarden Dollar sollen im November und Dezember ausgegeben werden, schätzen die Analysten von ComScore Networks, einem auf Internetkonsum spezialisierten Marktforscher. Im Vergleich zum Vorjahre sollen sich die Umsätze mit Möbeln und Küchengeräten verdoppeln, die Nachfrage nach Sport- und Fitnessgeräten sieht man gerade um 59 Prozent wachsen.

Dass sich die Stadt Santa im US-Bundesstaat Idaho vor zwei Wochen im Rahmen eines Werbegags in Secretsanta.com umbenannt hat und seither für eine Weihnachts-Website wirbt, gehört natürlich zu den dümmeren Geschichten aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Dass sich Weihnachten aber immer mehr online abspielt und Santa Claus immer mehr Geschenke am Computer bestellt, ist eine Wahrheit, die auch die Börse interessiert.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 06-12-2005 18:35

Die Märkte erreichen entscheidende Marken
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst von S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1277912.html

Starlight 08-12-2005 20:23

Welcome to… the new Slogan

Corporate America grübelt über ein Paradoxon: Coca-Cola schmeckt prickelnd wie immer, doch ist die Aktie schal. In den letzten fünf Jahren hat der Dow-Jones-Wert gute 30 Prozent eingebüßt, Konkurrent PepsiCo hat etwa 30 Prozent gewonnen. Coke’s Marktführerschaft steht auf dem Spiel. Nun soll ein neuer Slogan helfen.

In den neuen Werbespots von Coca-Cola tritt die braune Brause nun nicht mehr einfach als „Real“ auf, sondern grüßt „Welcome to the Coke Side of Life!“ Ob man so freundlich winkend neue Trinker anlocken kann, ist natürlich fraglich. Morgan Stanley ist einen Tag nach der Vorstellung des neuen Marketing-Konzeptes jedenfalls skeptisch. Zu recht, denn weder Coca-Cola noch zahlreiche andere Firmen hatten zuletzt viel Glück mit ihren Sprüchen.

Dass McDonald’s seinen 1,5 Milliarden Dollar schweren Werbe-Etat seit zweieinhalb Jahren in ein Konzept hinter dem international übersetzten Slogan „I’m lovin’ it“ – in Deutschland: „Ich liebe es.“ – steckt, hat dem Fastfood-Riesen zwar eine globale Identität gegeben, doch kommt der Spruch unterschiedlich gut an. In den Blogs geben einige Burger-Fans vorsichtigen Zuspruch, die Lästermäuler zerreißen sich das Maul über den grammatikalisch zwar richtigen, aber sprachlich nicht unumstrittenen Einfall der deutschen Agentur Heye & Partners.

Viel mehr dürfte man sich indes bei McDonald’s darüber ärgern, dass der Spruch – gut oder schlecht – überhaupt nur einer Minderheit der Bevölkerung bekannt ist. Im Rahmen einer Umfrage von 2004 konnten nur 33 Prozent der Befragten das Motto zuordnen. Damit lag man weit hinter den Slogans zweier Versicherungen, deren jahrzehntelanges Festhalten an ein und demselben Spruch sich mit Erkennungsraten von bis zu 87 Prozent auszahlte.

Allerdings war McDonald’s immer noch besser als Coca-Cola. Nur 5 Prozent konnten das Wörtchen „Real“ dem Brausekonzern aus Atlanta zuordnen. Ein solches Schicksal dürfte dem Unternehmen künftig erspart bleiben, immerhin kommt der Firmenname im Slogan vor. Werbeexperten kritisieren aber das völlige Abdriften vom „Real“-Image, das seinerzeit den legendären Slogan „Drink Coca-Cola“ ersetzt hatte. Der hatte das Unternehmen seit 1886 begleitet, war im Zeitalter aggressiverer Kampagnen aber zu flach geworden.

Kritikern scheint es zunehmend, als würden Slogans zu oft ausgetauscht, weil sich ein zuständiger Ressortleiter ein Vermächtnis aufbauen möchte. Mit der aktuellen Umsatzentwicklung habe die Umgestaltung von Kampagnen oft zu wenig zu tun – verbessern lasse sie sich auch nicht so leicht. „Die Unternehmen schmeißen Millionen für einprägsame Slogans raus“, kritisiert Kelly O'Keefe, CEO des Marketing-Experten Emergence. „Irgendwann werden sie merken, dass das nichts bringt und die Botschaft beim Kunden meist nicht ankommt.

Beruhigend ist im Falle von Coca-Cola natürlich, dass sich das Unternehmen nicht nur auf eine neue Kampagne und neue Medien stützt. Auch die Produktpalette soll ausgebaut werden, zunächst um den Cola-Kaffee-Drink „Blak“ und den Energie-Trunk „Vault“ nebst der kalorienfreien Variante „Vault Zero“. Wirklich abenteuerlich sind diese Ideen indes auch nicht, weshalb Anleger auch nach einer Einführung in die Zukunft Coca-Colas die Aktie links liegen lassen. Auch neue Getränke bringen es nicht immer, wie man noch von „Cherry Coke“ weiß. Den Energie-Markt ist man wiederum zu spät angegangen, andere Segmente wie Snacks und Säfte sind auch nicht so gut entwickelt wie beispielsweise beim Konkurrenten PepsiCo.

Ob „Welcome to the Coke Side of Life” ein Flop wird, bleibt abzuwarten. Der erste wäre es nicht, und vermutlich auch nicht der schlagzeilenträchtigste. Den lieferte sich vor wenigen Monaten der US-Bundesstaat New Jersey, der nicht zu den beliebtesten der fünfzig US-Staaten gehört. Ganze 260 000 Dollar schmiss Interims-Gouverneur Richard Codey raus, für die eine lokale Agentur den Spruch „We’ll win you over“ formte – auf deutsch: „Wir werden Sie überzeugen!“ Das klinge von vorneherein als müsse sich New Jersey beweisen, kritisierte Codey und sagte die groß geplante Präsentation des neuen Mottos ab. Jetzt hat man einen Wettbewerb ausgerufen, bei dem NJ-Bürger ihre Ideen einsenden können. Die Idee dahinter. Eine Botschaft aus dem Volk kommt beim Volk vielleicht besser an.

Darauf sollten künftig vielleicht auch die Unternehmen hören.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 12-12-2005 17:41

Die verflixten 11.000 Punkte des Dow

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...w-1282553.html

Starlight 12-12-2005 17:57

Weihnachtsmann oder Grinch?

In Amerika kennt jedes Kind den Grinch, der Weihnachten stiehlt. In Deutschland ist der grüne Geselle weniger bekannt, man kann ihn sich aber in etwa so vorstellen wie Alan Greenspan: lang, hager, faltiges Gesicht. In der nächsten Woche könnte Alan Greenspan für die Wall Street zum Grinch werden – oder zum Weihnachtsmann.

Wie die Börse den Fed-Chef künftig charakterisieren wird, dürfte nach Ansicht der Experten von einem einzigen Wörtchen abhängen: „measured“. Seit die Fed nämlich vor anderthalb Jahren damit begonnen hat, die Zinsen zu erhöhen, sprach man regelmäßig nach jeder Sitzung davon, dass die unterstützende Niedrigzinspolitik in einem immer stärkeren konjunkturellen Umfeld „schrittweise“ zurückgenommen werden könnte.

Das war bis zuletzt so, und so rechnet die Wall Street zu 96 Prozent damit, dass Greenspan & Co. bei ihrer Dezember-Sitzung am nächsten Tag noch einmal einen Viertelpunkt aufschlagen und den Leitzins mit 4,25 Prozent festschreiben werden. Einzelne Epxerten rechnen mit einem halben Punkt. Auch für die Januar-Sitzung – die letzte, bevor Greenspan das Ruder an Ben Bernanke übergibt – ist ein Viertelpunkt eingerechnet.

Bei 4,25 Prozent aber sehen zahlreiche Experten den „neutralen“ Zinssatz, der die Konjunktur risikoneutral wachsen lässt und keine Inflation heraufgeschwört. Damit wäre es eigentlich an der Zeit, die Anhebungsrunde einzustellen. Zumindest dürfte sich die Notenbank eine Pause gönnen, um die Reaktion der Märkte und der Wirtschaft auf einen „neutralen“ Zinssatz zu beobachten. Erst nach einigen Wochen oder Monaten wäre es an der Zeit, über weitere Schritte nachzudenken.

Wenn die Fed aber plant, mit den Zinsanhebungen aufzuhören, dann müsste der Hinweis auf die „schrittweise“ Politik am Dienstag aus der Presseerklärung verschwinden. Den Markt würde das freuen, und man würde dem werdenden Renter zum Abschied eine rote Mütze aufsetzen. Hält Greenspan indes an dem Wort „measured“ fest, müsste sich der Markt erneut auf steigende Raten einstellen, und das würde die Börse hemmen. Greenspan würde als Grinch in den Ruhestand gehen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 13-12-2005 18:25

Übernahme-Thriller in Hollywood
Steven Spielberg selbst hätte den Plot nicht spannender schreiben können. Seine Filmschmiede DreamWorks SKG wird für 1,6 Milliarden Dollar an Viacom’s Paramount verkauft. Das Studio hat am Wochenende einen atemberaubenden Wettlauf gegen General Electric und NBC Universal um Sekunden gewonnen.

Rückblickend liest sich das Protokoll der Übernahmeverhandlungen um DreamWorks wie das Drehbuch für einen neuen Streifen. Selbst die Location stimmt: Der Wettlauf zweier Großkonzerne um eines der kreativsten Studios in Hollywood wurde in einer Villa mit Meeresblick entscheiden, mitten in der Promi-Siedlung Pacific Palisades. Dort saßen die Vertreter von DreamWorks und Paramount an Steven Spielbergs Wohnzimmertisch und schlossen einen Pakt.

Laut diesem Pakt zahlt Viacom nun 775 Millionen an die DreamWorks-Köpfe – jeweils 172 Millionen an Spielberg, Jeffrey Katzenberg und David Geffen, sowie 258 Millionen Dollar an den Großinvestor und Microsoft-Milliardär Paul G. Allen –, dazu 500 Millionen in ausstehenden Schulden und 225 Millionen in Nebenkosten, unter anderem im Zusammenhang mit Auszahlungen an Universal. Dort hatte man DreamWorks in der Vergangenheit Kredite gewährt, die im Falle einer Übernahme gestunden worden wären. Doch zögerte Universal zu lange, der Mutterkonzern General Electric kam nicht auf Trab.

Dabei war man sich eigentlich schon einmal einig. Im Sommer hatte man 1,5 Milliarden für DreamWorks geboten, was den Herren S und K und G auch reichte. Nach zwei Kinoflops in den letzten Monaten wollte Universal den Kaufpreis dann aber auf 1,4 Milliarden drücken und enttäuschte damit den Partner schwer. Vor allem David Geffen schien nun von GE abgeturnt zu sein, und das öffnete Paramount die Tür. Dort hatte man schon einmal im Herbst Interesse an DreamWorks gezeigt, den Deal aber in der Viacom-Zentrale nicht genehmigt bekommen.

Jetzt aber, mit GE im Nacken, handelte man schneller. Viacom gewährte Paramount grünes Licht, zumal das Traditionsstudio nach einigen schlappen Jahren mit dem Neuzugang zu neuen Ufern aufbrechen will. Unterstützung von Spielberg und Geffen, die für DreamWorks und den neuen Partner weiter produzieren sollen, kann dabei nicht schaden.

Außerdem bringt DreamWorks wertvolle Asstes mit ein: Zu den sechzig Filmen in der Bibliothek des erst elf Jahre alten Studios gehören Oscar-Erfolge wie „American Beauty“ und „Gladiator“ oder das Soldatendrama „Saving Private Ryan“.

Dach zurück zum Wettlauf zwischen Paramount und Universal. Am Wohnzimmertisch in Pacific Palisades hatten SKG und die Antragsteller von Viacom ihre Vertragsdetails ausgearbeitet. Doch wollte DreamWorks GE nicht ganz vor den Kopf stoßen. Per Telefon sagte Geffen seinem Verhandlungspartner bei GE zu, gegen eine sofortige Anzahlung von 100 Millionen Dollar die Papiere von Paramount zurückzuhalten. Einen solchen Scheck wollte GE indes nicht ausgeben. Die letzte Tür fiel ins Schloss.

Da war es Universal-Chef Bob Wright, der noch einmal persönlich Druck machte. Um die Übernahme des Spielberg-Ladens nicht komplett zu verpassen überzeugte er seine Chefs, doch wieder zu den ursprünglich verhandelten 1,5 Milliarden Dollar zu stehen. Das klappte – doch kam Wrights Anruf in Hollywood zu spät an. Als das Telefon in Pacific Palisades klingelte, hielten S und K und G und die Vertreter von Paramount bereits die Gläser in der Hand. Die Tinte unter dem Vertrag war getrocknet.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 14-12-2005 20:15

Time Warner verkauft „Braves“

Darauf hatten Aktionäre schon lange gewartet: Time Warner trennt sich von einem Unternehmensteil, den mancher schon lange abgestoßen sehen wollte. Doch nein, man verkauft nicht etwa die Internet-Tochter AOL. Vielmehr will man die Atlanta Braves loswerden, das letzte Sport-Team des Medien- und Internetkonzerns.

Dass die Baseballer in Atlanta bald für einen neuen Herrn pitchen müssen, haben sie vermutlich Carl Icahn zu verdanken. Der Großinvestor, der seit Monaten mit Time Warner im Clinch liegt und eine Verbesserung des Shareholder Value fordert, hat sich zuletzt nicht nur für den Austausch mehrerer Vorstände und Aufsichtsräte ausgesprochen, sondern auch für eine Aufteilung des Medienkonglomerates in vier Teile.

Dass soll vorerst laut den Plänen von CEO Dick Parsons nicht geschehen. Noch bleiben Internet, Kabelfernsehen, Printmedien und die übrigen TWX-Töchter unter einem Dach. Doch mit dem anstehenden Verkauf des Sportteams samt des Fernsehsenders Turner South, auf dem die Spiele der Braves übertragen werden, bewegt man sich zumindest ein wenig auf Icahn und dessen Forderungen zu.

Dabei ist der Verkauf der Braves durchaus von Vorteil für das Unternehmen. Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt den Wert des Teams auf 382 Millionen Dollar, womit die Mannschaft das achtteuerste Team in der Liga wäre. In Sachen Profitabilität liegt man auf Rang sieben. Und weil die Braves sportlich zu den besseren Namen gehören, könnte der Preis durchaus noch steigen.

So hat die Mannschaft zuletzt 14 mal den in Folge den Titel in der regionalen Liga geholt, wenngleich man nur einen einzigen Sieg in der World Series verbuchen kann. Die Playoff-Bilanz ist ernächternd: Fünf vod sechs Teilnahmen an der Endrunde endeten nach der ersten Partie.

Dennoch weisen die Braves zahlreiche beeindruckende Siege auf, und dass trotz einer Kostensenkung um 20 Millionen Dollar oder 19 Prozent in den letzten beiden Jahren. Allein dieser Aspekt könnte potenzielle Käufer interessieren, glauben Experten. So wird allgemein erwartet, dass die eben erst gegründeten Washington Nationals demnächst für etwa 400 Millionen Dollar verkauft werden dürften, obwohl die Baseball-Experten bei Forbes den wahren Wert der Mannschaft auf nur 310 Millionen Dollar taxieren.

Time Warner dürfte mit dem Verkauf der Braves also deutlich besser fahren als mit dem Verkauf zweier anderer Teams: Vor drei Jahren stieß das Unternehmen auf der Suche nach Liquidität die Atlanta Hawks (Basketball) und die Atlanta Thrashers (Eishockey) ab. Bei einem Verkaufspreis von 250 Millionen Dollar blieb das Unternehmen auf Abschreibungen von 178 Millionen Dollar sitzen. Allerdings war der Sportmarkt damals schlechter: In der Eishockey-Liga kriselte es, was letztlich zu einem ganzjährigen Streik und dem Ausfall der letztjährigen Saison führte. Und dass die Medienriesen Walt Disney und Fox Entertainment Group zu der Zeit ebenfalls ihre Sportteams verkauften, hatte den Markt endgültig überflutet.

Dieser Tage sind die Preise für Sportteams gestiegen, vor allem für die Profi-Baseballer. Denen wurde jüngst neues Medieninteresse zuteil, unter anderem vom Sportsender ESPN und einem Baseball-Kanal auf XM Satllite Radio. Dazu kommen höhere Einnahmen aus der Internet- und Videospiel-Verwertung.

Time Warner kann mit seinen Braves nun also Kasse machen. Ob sich für das Team in der nächsten Saison etwas ändern wird, sei dahingestellt. Beruhigen könnte sich indes der Kampf zwischen Carl Icahn und den TWX-Bossen. Und das alleine interessiert die Anleger.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 14-12-2005 20:26

Signalisieren Insiderverkäufe das Ende der Aktienrally?

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...y-1280420.html

Starlight 15-12-2005 17:46

Ein Streik könnte New York lahm legen

Wer an der Wall Street wirklich wichtig ist, kommt am Freitag in einen besonderen Genuss: Siebzehn Firmen – darunter die New York Stock Exchange und die wichtigsten Brokerhäuser – haben eine Flotte von Privatbussen angeheuert, die Mitarbeiter zu Hause abholen und zur Arbeit bringen. Anders geht es vielleicht auch nicht, denn ein Streik im öffentlichen Nahverkehr könnte die Metropole zum Wochenende lahm legen.

New York bereitet sich auf ein Horror-Szenario vor. Wenn die 33 700 Mitarbeiter in U-Bahnen und Bussen tatsächlich die Arbeit niederlegen, fehlen der 8-Millionen-Stadt die wichtigsten Verkehrsmittel. Während sich manche New Yorker trotz eines angekündigten Schneesturms notfalls zu Fuß zur Arbeit durchschlagen könnten, ist unklar, wie rund eine Million Pendler nach Manhattan kommen sollen, die täglich in den Stadtteilen Brooklyn und Queens und in den Vororten auf Long Island in die Bahn steigen.

Der wirtschaftlich versierte New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg nennt erschreckende Zahlen: Der Streik der Nahverkehrs-Arbeiter würde der Stadt einen Schaden von etwa 400 Millionen Dollar pro Tag zufügen. Der größte Teil des Schadens entstünde in der Tourismusbranche und den Restaurants, eingerechnet sind aber auch Produktivitätseinbußen in Corporate New York. Zudem entgingen der Stadt während eines Streiks 22 Millionen Dollar Steuern pro Tag.

Entsprechend drastisch sind die Maßnahmen, die New York City im Falle eines Streikes ergreifen will. Laut einem staatlichen Gesetz ist es den strategisch wichtigen Mitarbeitern der U-Bahnen und Busse nicht erlaubt zu streiken. Tun sie es doch, droht jedem streikenden Arbeiter eine Buße von 25 000 Dollar. Die Gewerkschaft TWU muss sich auf ein Strafgeld von 1 Million Dollar am ersten Streiktag gefasst machen, dass sich dann täglich verdoppeln wird.

Bisher hat sich die Gewerkschaft indes nicht einschüchtern lassen. Um Mitternacht läuft der Vertrag der Mitarbeiter aus, bis zur letzten Minute wird um die Details des nächsten Abkommens gefeilscht. Die Gewerkschaft fordert einen Drei-Jahres-Vertrag mit einer jährlichen Lohnerhöhung um 8 Prozent. Der Arbeitgeber MTA bietet einen Zwei-Jahres-Vertrag mit Lohnerhöhungen um jeweils 3 Prozent. Außerdem will man das Rentenalter von zur Zeit 55 Jahren auf 63 Jahre heraufsetzen, was den Arbeitern nicht passt.

Die Sympathien der New Yorker fallen überraschenderweise den Arbeitern zu, obwohl viele wie schon beim letzten Verkehrsstreik vor 25 Jahren viele eine mögliche Gehaltserhöhung mit einer Tariferhöhung gleichsetzen. Diesmal aber findet eine Mehrheit, dass die MTA ihren unerwartet hohen Jahresgewinn von 1 Milliarde Dollar zumindest zum Teil auch auf die Mitarbeiter umlegen sollte. Die MTA hält dagegen, dass der hohe Gewinn mit dem rasant steigenden Immobilienmarkt zu tun habe und einmalig sei. In den nächsten Jahren sei mit Defiziten zu rechnen, denen man vorbeugen will. Da passt nicht ganz ins Bild, dass man ganze 100 Millionen Dollar bereitstellt, um den New Yorkern über Weihnachten freie Fahrten zu schenken.

Darauf würde mancher sicher gerne verzichten, fiele nur der drohende Streik am Freitag aus. New York hofft auf eine Einigung der zerstrittenen Parteien und bereitet sich unterdessen auf einen Notfall-Plan von Bürgermeister Bloomberg vor. Danach werden zahlreiche zentrale Straßen in Manhattan für den Privatverkehr komplett gesperrt, unter anderem um private Pendlerbusse sowie Feuerwehr und Krankenwagen ein Durchkommen in der ansonsten wohl völlig verstopften Stadt zu sichern. In die Stadt reinlassen will Bloomberg am Freitag nur Autos, in denen mindestens vier Leute sitzen – der New Yorker Durchschnitt liegt sonst nur knapp über einer Person pro Auto.

Das wiederum ist schon aus ökonomischer und ökologischer Sicht zu verurteilen. So bleibt zu hoffen, dass die New Yorker im Falle eines Streikes aus der Not eine Tugend machen und auch künftig mehr auf Fahrgemeinschaften setzen. Oder auf Tele-Commuting. Vor dem drohenden Streik bitten viele Firmen ihre Mitarbeiter, von zu Hause aus per Internet zu arbeiten. Auch das ließe sich in normalen Zeiten durchsetzen – New York könnte davon langfristig profitieren.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-12-2005 21:12

Weihnachten auf Pump

Freue dich, s’Christkind kommt bald… und es dürfte Geschenke in Hülle und Fülle dabei haben. Denn der amerikanische Einzelhandel lässt sich allerhand einfallen, um die nicht allzu starken Umsätze vor dem Fest noch einmal anzukurbeln. Die Kunden fallen reihenweise darauf herein, doch für manchen dürfte es ein böses Erwachen geben.

Zum Fest jedoch dürfte erst einmal alles in Ordnung sein. Unter den Weihnachtsbäumen zwischen New York und Los Angeles dürften keineswegs nur Kleinigkeiten liegen, wie das dem Budget des durchschnittlichen Amerikaners eigentlich entsprechen würde. Nein, in den letzten Adventstagen scheint die Nachfrage nach Haushaltsgeräten anzuziehen, Waschmaschinen werden gekauft und Plasma-Fernseher und Computer…

Dass die Nachfrage nach so teuren Artikeln plötzlich steigt, hat einen guten Grund: Best Buy, Circuit City, Sears und andere Händler haben erneut ihre Finanzierungsangebote ausgeweitet. Immer mehr große Geräte scheinen dank ganzjähriger Null-Prozent-Finanzierungsangebote auch für die klamme Unterschicht erschwinglich. Der neue Fernseher wird jetzt gekauft und muss erst in zwölf Monaten bezahlt werden – ohne Zinsaufschlag.

Dass solche Verkaufstricks auf die Margen drücken, macht den Einzelhändlern wenig aus. Einerseits sind günstige Finanzierungen noch immer erträglicher als klassische Rabatte, die sonst den Warenpreis um Weihnachten oft halbieren. Und andererseits haben in den letzten fünf Jahren zahlreiche Händler ihre Kreditkarten-Töchter an Großbanken verkauft. Die können Geld billiger ausleihen als es Sears & Co in den letzten Jahren möglich war.

Natürlich haben die Banken ein Eigeninteresse: In den Zentralen der großen Kreditgeber HSBC, Citigroup oder GE Consumer Finance weiß man genau wie viele Kunden sich regelmäßig übernehmen und ihre Schulden nicht in den vorgegebenen zwölf Monaten begleichen können. Die werden dann mit Wucherzinsen zwischen 18 und 24 Prozent belegt. „So ein Kunde kann sehr schnell sehr profitabel werden“, urteilt David Robertson von verbraucherorientierten Nilson-Report.

John und Jane Doe werden folglich zwar ein schönes Weihnachten haben und sich teuer beschenken können. Der wahre Gewinner nach dem Konsumfest sind aber die Banken, die mit der kurzsichtigen Schnäppchensucht ihrer Kunden ein Vermögen verdienen werden.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 19-12-2005 20:41

Zwei-Klassen-Weihnacht

Sechs mal werden wir noch wach… dann ist nicht nur Weihnachtstag, sondern auch die Einkaufssaison vorbei. Noch bis Samstag legen sich die amerikanischen Einzelhändler ins Zeug, um ihre Ware an den (Weihnachts-)Mann zu bringen – dann wird abgerechnet. Bis dato sieht es nicht gut aus, abgesehen von einigen unglaublichen Ausnahmen.

So ist nicht wirklich überraschend, dass die Umsätze im Luxussektor weiter klettern. Das Segment des Einzelhandels, dass sich auf die Oberschicht spezialisiert hat, muss sich wieder einmal keine Sorgen machen. Doch dass es der Branche in diesem Jahr noch besser geht als je zuvor, liegt an dicken Weihnachtsboni, die vor allem einigen New Yorker Läden unerwartete Rekordumsätze bescheren.

Vor allem an der Wall Street reiben sich Manager die Hände, nachdem sie Boni in siebenstelliger Höhe eingesackt haben. Der Weihnachtswahn geht mittlerweile so weit, dass mancher mit einem Bonus unter einer Million Dollar nicht einmal mehr zufrieden ist. Die hohen Zahlungen an der Wall Street sind der atemberaubenden Volatilität eines Jahres zu verdanken, dass doch unterm Strich flach verlief. Auch die unerwartet starke Aktivität im Bereich der Merger und Übernahmen hat die Umsätze und Gewinne so mancher Investmentbank steil ansteigen lassen.

Den dicken Bonus in der Hand gehen viele Wall Streetler auf Konsum-Tour. Paul Simon von BMW of Manhattan freut sich über erhöhte Nachfrage nach den teuersten Limousinen, und auch im Büro der Corcoran Group ist die Stimmung fantastisch. Der Immobilienmakler hat einen ganzen Stall voll Kunden, die dieser Tage nach Wohnungen für mehrere Millionen Dollar suchen – der Bonus macht’s möglich.

Recht gut läuft in diesem Jahr auch die Nachfrage nach anderen Luxusgütern wie Schmuck und hochpreisigen Elektronikartikeln. Vergleichsweise stark sind auch die beiden wichtigsten Wachstumssegmente der Saison: der Online-Handel und der Umsatz an Geschenkgutscheinen, deren Umsätze wohlgemerkt erst im nächsten Jahr verbucht werden können, sobald die Karten eingelöst sind.

Für den großen Rest der Branche indes, für die Einzelhändler von Wal-Mart bis Target, von Federated bis zu den Malls, von Kosmetik- zu Musikhändlern, läuft es schlecht. „An diesem letzten Wochenende hätte es passieren müssen“, meint der Einzelhandelsanalyst Howard Davidowitz am Montagmorgen. Immerhin: Am nächsten Wochenende ist bereits Weihnachten, die letzten Einkäufe müssten dann erledigt sein. Doch: „Nichts ist passiert“, so Davidowitz, der in den nächsten Tagen mit dramatischen Preissenkungen rechnet, die den Einzelhändlern die Umsätze retten, aber die Margen verhageln dürfen.

Überraschen tut Davidowitz das alles nicht. „Der Verbraucher ist hoch verschuldet“, begründet der Experte den Trend. Steigende Zinsen, ein schwächerer Immobilien- und Arbeitsmarkt, sinkende Einkommen, all dies seien Gründe für die vergleichsweise schwache Weihnachtssaison – und mit allen habe man rechnen können. Davidowitz weiter: „Nie zuvor haben so viele Verbraucher ihre Kredite überzogen und leiden jetzt unter Rekordzinsen.“ Das schwache Weihnachtsgeschäft sei damit auch nur der Anfang eines schwachen Jahres 2006, in denen ein völlig überforderter Verbraucher die US-Konjunktur durchaus in eine Rezession ziehen könnte.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 19-12-2005 20:51

Amerikas Autoaktien gehören auch 2006 zu den großen Verlierern
Von Sam Stovall

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1227915.html

Starlight 21-12-2005 20:31

Ein Streik und seine Folgen

Weihnachts-Shopping an der Fifth Avenue, der verschneite Central Park, der Christbaum am Rockefeller Center, die Aussicht vom Empire State Building auf die Metropole im Winter… New York zieht im Dezember Touristen aus aller Welt an. Doch in dieser Woche ist alles anders: Der Nahverkehrs-Streik behindert auch die Besucher.

Der Tourismus ist für New York ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Immerhin 40 Millionen Besucher aus aller Welt fielen im letzten Jahr über die Weltstadt ein, sie ließen 24 Milliarden Dollar zurück, verteilt auh Hotels und Restaurants, die Theater am Broadway und geführte Stadtrundfahrten. Letztere stehen auch dieser Tage hoch im Kurs, denn die roten Doppeldeckerbusse der Marketingfirma NYC & Company werden ja nicht bestreikt und dienen längst nicht nur Touristen, sondern auch dem ein oder anderen verzweifelten Pendler als gute Alternative zum kilometerlangen Fußmarsch.

Überhaupt tut die Tourismus-Behörde alles, um den Streik vot Weihnachten nicht ganz so katastrophal erscheinen zu lassen. Der Streik biete Touristen eine Chance, die New Yorker in einer außergewöhnlichen Situation zu beobachten und zu sehen, wie sie die Krise meistern, wirbt Cristyne Nicholas von NYC & Company. „Viele turnt das geradezu an“, meint sie.

Und noch einen Sektor findet die New Yorker Touri-Chefin, der vom Streik vielleicht profitiert. Einige Hotels haben spezielle Pendler-Deals angeboten. Zahlreiche höhere Angestellte, die sonst Probleme hätten, aus New Jersey oder Connecticut ins Büro zu kommen, mieten sich für ein paar Tage ein, zum Beispiel im Westin Hotel am Times Square, wo man sich über erste Besucherzahlen freut.

Ein paar Gewinner täuschen jedoch nicht über die wahren Kosten hinweg, die der Streik der U-Bahnen und Busse in New York kostet. Zwischen 440 und 660 Millionen Dollar könne man pro Tag abschreiben, schätzt Bürgermeister Michael Bloomberg. In seiner Rechnung enthalten sind entgangene Gewinne für Unternehmen, die mit weniger Angestellten weniger produktiv sind. Oder die seit Dienstag gar nicht mehr geöffnet sind, weil die Mitarbeiter nicht kommen könne und die Kundschaft ausbleibt. Viele kleine Läden und Restaurants lassen die Türen geschlossen.

Wenn der Streik länger andauert, könnte das für manchen kleinen Unternehmer dramatische Folgen haben. Bürgermeister Bloomberg rechnet mit einigen Konkursen, wo Geschäfte für einige Tage geschlossen bleiben aber hohe Mieten und Nebenkosten weitergezahlt werden müssen. Jeder Konkurs wiederum könnte Arbeitsplätze vernichten.

Ganz so dramatisch sieht es bei den großen Kaufhäusern nicht aus. Doch sind es die, über deren Verluste man später am meisten lesen – und nachrechnen – wird. Der Nobel-Juwelier Tiffany’, das Kaufhaus Saks und die beiden Federated-Töchter Macy’s und Bloomingdale’s machen bis zu 10 Prozent ihrer US-weiten Umsätze in den berühmten Läden in Manhattan. In denen herrscht zur Zeit gähnende Leere, vor allem weil Amerikaner aus dem weiteren Einzugsgebiet von New York auf ihre vorweihnachtlichen Tages-Ausflüge verzichten und ihre Einkäufe lieber in den Malls zuhause erledigen.

Michael Niemira vom Branchendienst der Kaufhäuser rechnet damit, dass manches Unternehmen nach dem Streik die Quartalsprognosen nach unten revidieren dürfte. Branchenweit allerdings dürfte sich nicht viel ändern, da Kunden ihr Geld zwar nicht in die New Yorker Läden, sondern eben woanders hin tragen dürften. Auch der Online-Handel dürfte wett machen, was der Branche durch den schwächeren Kundenstrom in den Geschäften entgeht.

Wie teuer der Streik die Stadt New York letztlich zu stehen kommt, wird von der Dauer abhängen. Am Mittwochmittag gehen die Verhandlungen der Nahverkehrs-Gewerkschaft TWU mit dem Arbeitgeber MTA weiter. Eine Einigung zeichnet sich noch nicht ab, obwohl die MTA bereits einem Drei-Jahres-Vertrag mit Gehaltserhöhungen von bis zu vier Prozent zugestimmt hat. Lediglich an der Selbstbeteiligung an der Krankenkasse für Neuangestellte und an der Erhöhung des Rentenalters auf 62 Jahre will man festhalten.

Dagegen erscheinen die Forderungen der Gewerkschaft unverschämt. Man fordert Gehatserhöhungen von bis zu 8 Prozent, was kaum ein Mittelständler in der Stadt nachvollziehen kann. Zumal die Arbeiter unter Grund und in den städtischen Bussen ohnehin durchschnittlich rund 60 000 Dollar verdienen und damit keineswegs so schlecht dastehen wie allgemein befürchtet worden war.

Nach jüngstem Stand wäre es an der Gewerkschaft, den Streik zu beenden. Und eine Millionenstrafe zu zahlen, zu der ein New Yorker Gericht die TWU am Dienstag verurteilt hat, denn die hat die Arbeit trotz eines gesetzlichen Streikverbots für Angestellte im öffentlichen Dienst niedergelegt. Ob und wann sich die TWU besinnt, wird auch über die Weihnachtsstimmung in New York bestimen, wo manchem Pendler zur Zeit abends weniger nach Baumschmücken zumute ist als nach einem warmen Fußbad.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 22-12-2005 20:30

Anruf vom Nordpol

Einer der ältesten Tricks amerikanischer Malls, vor Weihnachten Kunden anzuziehen, ist das Weihnachts-Dorf. Inmitten weißer Winterlandschaft und leckerer Lebkuchenhäuser sitzt auf einem Thron Santa Claus, und ihn zu sehen stehen Kinder mit ihren Eltern Schlange. Doch sind die Besucherzahlen rückläufig, seit Santa neue Kommunikationsmethoden entdeckt hat.

Zugegeben, das Telefon ist nicht gerade eine neue Erfindung. Und ein Anruf wird im Zeitalter von iPod-Handy und Internet-Telefonie nicht gerade als der letzte Schrei gewertet. Doch war ja Santa Claus auch nie ein Trendsetter, und dass der Mann vom Nordpol – so der Glaube amerikanischer Kids – mal eben anruft, ist also doch sensationell.

Und es erspart geplagten Eltern im Vorweihnachtsstress manches Theater. Der Trip zur Mall kostet eine Stunde, das Anstehen in der Schlange gut und gerne doppelt so lange. Dabei ist viel zu tun: Weihnachtspost schreiben, Plätzchen backen… wie schön, dass der Weihnachtsmann seinen Dienstleistungsbetrieb ausgebaut hat und nun auf Wunsch einfach durchklingelt.

Amerikanische Eltern bestellen einen Anruf bei Internet-Startups wie Santa Calls Kids oder Santa Speaking. Für 10 bis 40 Dollar gibt es einen persönlichen Anruf vom Nordpol, der Kindern nicht nur Spaß macht, sondern auch den Glauben an den Bärtigen stärkt. Denn der weiß Bescheid. Über Geschwister und Hobbies, über Sorgen und Nöte. Er erinnert kleine Jungs nach Hinweis der Eltern, das Zimmer aufzuräumen, und bittet auf jeden Fall Wasser für die Rentiere bereitzustellen.

Über etwaige Tragödien des letzten Jahres ist Santa informiert: Von Kindern, die vom Hurrikan vertrieben wurde, weiß er, dass die Weihnachten bei den Großeltern in Florida verbringen. Das beruhigt die Kleinen ungemein, denn die Geschenke dürften ankommen.

Das Geschäft mit dem Telefon-Santa floriert für manche Anbieter. Anne Gaskell, die Santa Speaking in Iowa gegründet hat, hat mittlerweile eine ganze Reihe von Weihnachtsmännern eingestellt, darunter auch Jugendliche. „Am Telefon ist das Alter kein Problem“, meint die Chefin. „Die jungen Weihnachtsmänner kennen sich mit Sport, Comics und Videospielen besser aus.“ Das gefällt den Kids, auf deren Wunschliste heutzutage meist Handy und XBox stehen.

Bedarf für weitere Telefon-Weihnachtsmänner scheint es zu geben. Denn die Besucherzahlen in den traditionellen Weihnachtsdörfern sind zuletzt dramatisch eingebrochen, in den letzten zwei Jahren von durchschnittlich 10 100 auf nur noch 6000 Besucher pro Laden.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 23-12-2005 20:36

Weihnachtssorgen in Camp David

An der Wall Street wird noch gehandelt, die Banken sind geöffnet, die Geschäfte sowieso, und selbst die U-Bahnen fahren wieder. Nur einer hat sich wieder früher freigenommen, um noch schnell den Baum schmücken und ein Schläfchen halten zu können: US-Präsident Bush weilt schon seit Donnerstag in Camp David.

Dem Präsidenten ist sein Weihnachtsurlaub diesmal aber auch wirklich zu gönnen. Das auslaufende Jahr war kein gutes für ihn, seine Regierung und die ganze republikanische Partei. Bush ist so wenig gelungen, dass seine Beliebtheit in den letzten Wochen auf ein historisches Teif eingebrochen ist, doch halten die Redenschreiber im Weißen Haus krampfhaft an guter Laune, Selbstgefälligkeit und Optimismus fest.

Es sei ein gutes Jahr gewesen, phantasierte George W. deshalb am Donnerstagmittag vor Abflug in sein Winter-Domizil. Man habe drei Wahlen im Irak gesehen, was durchaus ein bewegender Moment „in der Geschichte der Freiheit“ sei. Darüberhinaus sei man einen guten Schritt weiter, so der Präsident, Amerika und die Welt zu einem sicheren Platz gemacht zu haben.

Soweit das Weihnachtsmärchen nach George W. Bush, der sich in den nächsten Tagen auf seinen Lorbeeren und im Kreise seiner Familie ausruhen wird.

Derweil fallen seine Gegner über ihn her. Bei den Demokraten könnte die Stimmung zu Weihnachten eigentlich nicht besser sein. Denn nachdem sich die Regierung im ablaufenden Jahr so viele Patzer geleistet hat wie nie zuvor, stehen die Chancen gut, dass man bei den Kongresswahlen im nächsten Jahr ein paar wichtige Sitze ergattern und vielleicht die Mehrheit holen kann.

Fassen wir zusammen in willkürlicher Reihenfolge: Die Sozialreform von Präsident Bush ist gescheitert. Im Irak ist man keinen Schritt weiter, bei den jüngsten Wahlen zeichnet sich ein Sieg der Schiiten ab, die dem Iran nahe stehen und alles andere als Amerika-freundlich sind. Vize-Präsident Dick Cheneys Stabschef, Scooter Libby, steht wegen Meineids vor Gerich. Der Fraktionssprecher der Republikaner, Tom DeLay, wegen Geldwäsche. Gegen Bushs heimliches Gehirn, Karl Rove, wird ermittelt. Gegen diverse republikanische Lobbyisten auch, und auch gegen Bill Frist, eine der mächtigsten Stimmen in der Partei.

Damit nicht genug: Der Hurrikan Katrina hat nicht nur die halbe Golfküste verwüstet, sondern auch soziale Missstände in Amerika aufgedeckt und das mangelnde Interesse der Regierung, dem unterpriviligierten Teil der Bevölkerung zu helfen. Bushs Nominierung seiner persönlichen Anwältin für den Supreme Court brachte die Basis der Partei in Aufruhr. Seine zweite Wahl, Sam Alito, gerät wegen früherer Äußerungen gegen das Abtreibungsverbot immer mehr unter Beschuss. Bush selbst wird von allen Seiten wegen seines Lauschangriffs kritisiert. Die CIA darf nach breitem Protest im Kongress Gefangene nicht foltern, obwohl Bush und Cheney dafür waren. In Alaskas Naturschutzgebiet darf weiterhin nicht gebohrt werden. Bushs Patriot Act wurde am Donnerstag nur um einen Monat verlängern und dürfte im Januar auseinandergenommen werden.

Da ist es für Bush nur allzu bitter, dass er jetzt nicht einmal in bezug auf Weihnachten selbst in Ruhe gelassen wird. Denn selbst seine Festtagswünsche kamen bei der Partei nicht an. Auf der offiziellen Karte des Weißen Hauses heißt es statt „Frohe Weihnachten“ nämlich in politischer Neutralität „Frohe Festtage“ – und damit stolpert Bush mitten in die Diskussion um christliche Werte, die Bindung zwischen Religion und Politik und verliert obendrein wieder ein Stück seiner Glaubwürdigkeit als Christenmensch.

Frohe Weihnachten, Mr. President.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 03-01-2006 20:40

Börsen-Raketen zu Neujahr

Traurig aber wahr: Der Handel am ersten Tag des neuen Jahres könnte den Jahresverlauf in der Tat vorwegnehmen. Die Wall Street ist voller Optimismus und Feuereifer gestartet, wurde aber schon am Vormittag von der düsteren Realität eingeholt. Gleiches könnte den amerikanischen Börsen in den nächsten Monaten in großem Stil drohen.

Wir fassen zusammen, was sich an diesem ersten Handelstag in 2006 bereits ereignet hat. Vor der Glocke hatten die Futures weit ins Grüne gezeigt und dem Dow ein Plus von mehr als 50 Punkten prophezeiht. Dazu kam es schon nicht, doch ging es für die Blue Chips dank einer Aufstufung für Johnson & Johnson immerhin nach oben.

Ein rosarotes Kursziel von 600 Dollar für Google machte Anleger ebenfalls glücklich. Fast könnte man meinen, die Neujahrsvorsätze der Analysten rankten sich allein darum, Optimismus in den Markt zu pumpen und Kurse steigten zu lassen.

Doch Optimismus allein reicht nicht aus. Schon früh verhagelten die Diskussionen um die Zukunft von General Motors die Stimmung, dann berichtete Wal-Mart über schwache Dezember-Umsätze und ein unerwartet schwacher ISM-Index drückte den Markt endgültig ins Minus. Dass das Produzierende Gewerbe nach drei starken Monaten plötzlich unter den Erwartungen zurückbleiben würde, hatten die Optimisten nicht erwartet.

Doch dürfte auf Jahressicht so manches passieren, was die dauer-bullischen Experten bisher nicht erkennen wollen. Da wären weiter steigende Zinsen – vor allem Hypotheken-Zinsen –, aber auch sinkende Hauspreise und weniger frivol vegebene Kredite. Diese drei Faktoren dürften den Verbraucher einknicken lassen. Denn der hat im gesamten letzten Jahr erneut weit mehr ausgegeben als verdient, was allein wegen der genannten Rahmenbedingungen möglich war.

Wenn damit aber Schluss ist und der Verbraucher schwächelt, dann dürfte es die Börse in 2006 wirklich schwer haben. Denn Corporate America, von vielen schon zu Jahresnebginn als der neue Messias verehrt, wird nicht viel ausgleichen können. Immerhin haben Verbraucher und Immobilienmarkt im vergangenen Jahr 75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestemmt – die Unternehmen kamen nur auf magere 11 Prozent.

Außerdem dürften die Unternehmen auf absehbare Zeit kaum mit Geld um sich werden. Der Volkswirtschaftsexperte Irwin Kellner von der New Yorker Hofstra-Universität rechnet damit, dass Corporate America vor allem in Technologie investieren wird. Das dürfte einerseits nicht etwa neue Jobs schaffen, sondern eher welche kosten, und nutzt andererseits auch dem BIP nichts – denn Hightech kommt größtenteils aus dem Ausland.

Wenn aber ein anhaltend schwacher Arbeitsmarkt, ein unter der Schuldenlast einbrechender Verbraucher und ein nachlassender Immobilienmarkt das neue Jahr beherrschen, dann ist jetzt schon klar, dass die frühen Gewinne am ersten Handelstag nicht mehr sind als verspätete Silvester-Raketen: Sie steigend zischend in die Höhe, ziehen einen spektakulären, bunten Schweif – und stürzen dann kalt und erloschen in die Nacht.

Na dann: Prost Neujahr!

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 04-01-2006 20:43

Spekulationen treiben Apple und Google

Zwei Hightech-Raketen des abgelaufenen Jahres haben über Neujahr nichts von ihrem Schwung eingebüßt. Kaum hat 2006 begonnen, setzen die Papiere von Google und Apple ihren Siegeszug fort. Beide treibt ihr innovativer Geist an und die Tatsache, dass über neue Produkte lange im Vorfeld heiß spekuliert wird.

Bear Stearns lobt am Mittwochmorgen die grenzenlosen Möglichkeiten eines „Ökosystems Google“, und ist damit noch nicht einmal das erste Brokerhaus mit einer Aufstufung für die Suchmaschine im neuen Jahr. Bereits am allerersten Handelstag hatte Piper Jaffray dem Papier mit einer Erhöhung des Kursziels auf sagenhafte 600 Dollar zu einem Sprung um fast 5 Prozent verholfen. Die 550 Dollar, auf die Bear Stearns setzt, klingen da schon fast wieder halbherzig.

Doch immerhin: Google legt auch am Mittwoch wieder zu, das Jahr hätte besser nicht beginnen können. Das mag einerseits an neuen Online-Plänen und Konzepten im Zusammenhang mit Anzeigenumsätzen liegen, andererseits aber vor allem daran, dass über den Markteinstieg von Google im Hardware-Sektor spekuliert wird. Schon in dieser Woche, so hieß es in der Gerüchteküche, soll ein 200-Dollar-Computer ohne Windows-Software bei Wal-Mart in die Regale kommen. Ein solcher Schritt würde dem Innovationsgeist von Google die Krone aufsetzen, wenn es ihn denn gäbe – Google und Wal-Mart dementieren.

Kein Google-Computer also, doch das dämpft die Kauflust der Anleger nicht.

Auch bei Apple schlagen Investoren weiter zu, während über neue Produkte nur spekuliert wird. Eine Woche vor Beginn der Apple-Messe MacWorld überschlagen sich Experten und Blog-Schreiber mit Ideen. Um es vorwegzunehmen: Mit so sensationellen Innovationen wie dem Video-iPod oder dem Nano wird diesmal nicht gerechnet. Steve Jobs dürfte überwiegend Verbesserungen an bekannten Modellen präsentieren, beispielsweise einen größeren Bildschirm für das Videomodell.

Auch der iPod-Shuffle könnte mit einem Bildschirm ausgestattet werden, um Hörern künftig das laufende und das nächste Lied anzuzeigen. Eine höhere Speicherkapazität für das bisher auf ein Gigabyte beschränkte Gerät wird indes ausgeschlossen, damit nämlich liefe Apple Gefahr, die Nano-Käufe zu kannibalisieren. Der Nano-iPod hat Kapazitäten von zwei und vier Gigabyte.

Spannender wäre wiederum ein kabelloser Anschluss der iPods an den Computer zur bequemeren Datenübertragung. Ein iPod mit eingebautem Handy taucht ebenfalls in den Blogs auf. Allerdings gibt es bereits ein Handy mit eingebautem iPod, nämlich das ROKR von Motorola.

Im bezug auf Desktops und Laptops erwarten Apple-Fans die ersten Produkte mit Intel-Chips. Im letzten Jahr unterschrieben Jobs & Co. beim weltgrößten Chiphersteller und setzen IBM und Freescale Semi vor die Türe. Welche Auswirkungen das für Apple-Kunden hat, wird erst Jobs selbst erläutern können, wenn er in wenigen Tagen in San Francisco auf die Bühne geht.

Vorab dürften Investoren bei Laune bleiben. Denn nach ajhrelanger Beobachtung sind vor der MacWorld nur zwei Dinge klar: Zu seiner Präsentation wird Steve Jobs Jeans und einen schwarzen Rollkragen-Pulli tragen. Und was immer er vorstellt, es wird fantastisch sein, in der Aple-Community gefeiert werden und an der Börse für Nachkäufe sorgen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 04-01-2006 20:50

S&P-Analyse - Amerikanische Aktien
Zusammenbruch steht kurz bevor

Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst von S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...r-1280670.html

Starlight 05-01-2006 20:39

New York blickt nach Israel

Knapp über zehn Jahre ist es her, dass der damalige israelische Premierminister Jizchak Rabin ermordet wurde und der Friedensprozess im Nahen Osten in arge Gefahr geriet. Jetzt wiederholt sich die Geschichte. In einem sehr wahrscheinlichen Israel ohne Ariel Sharon ist der Frieden erneut in Gefahr. Das beunruhigt auch die Börse.

Während sich die Wall Street in bestem Neujahrsvertrauen weiter im Grünen hält und sich auch einigen Abstufungen tapfer widersetzt, fallen vor dem Hintergrund der Nachrichten aus Israel einige Papiere doch ab – die israelischen allen voran.

Während die Börse in Tel Aviv am Donnerstag gleich 6 Prozent verloren hat, ging es für die drei in New York notierten Aktien aus dem Gelobten Land ebenfalls bergab. Größter Verlierer unter den Israel-Aktien war die Supermarktkette Blue Square Israel Ltd. Mit einem Minus von 7 Prozent. Für das Unternehmen, das mit etwa 170 Läden in Israel direkt vom Verbraucher abhängig ist, stehen mit dem Friedensprozess auch sämtliche Umsatz- und Gewinnprognosen auf dem Spiel.

Weniger direkt betroffen sind der Pharmazeut Teva und der Software-Hersteller Check Point, doch ging es auch für die beiden Nasdaq-Papiere in den roten Bereich.

Druck aus Israel verspürte indes auch der Ölmarkt. Im frühen New Yorker Handel gab der Ölpreis zwar um einige Cent nach, das aber hing mit den unerwartet hohen Lagerbeständen zusammen und spiegelte nur die kurzfristige Stimmung wider. Langfristige Unsicherheit zeigt sich wohl eher in einem Preisanstieg über Nacht, der das schwarze Gold wieder deutlich über 63 Dollar pro Fass schob.

Die Rohstoff- und Aktienhändler an der Wall Street unterschätzen das Risiko nicht, dass mit dem verfrühten Ausscheiden von Sharon aus der israelischen Politik einhergeht. Dem Likud-Aussteiger und Kadima-Gründer dürfte unter Umständen kein Gleichgesinnter ins Amt folgen – keiner ist profiliert genug. Vielmehr dürfte der Rechtsaußen Netanjahu profitieren, der den versöhnlichen Kurs seiner Vorgänger Rabin und Sharon wohl stoppen dürfte. Seine Politik gegen die Palästinenser ist bekannt und gefürchtet, sie könnte die außenpolitischen Bemühungen nicht zuletzt der USA untergraben.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 05-01-2006 20:50

Eher auf „Top-Aktien” setzen als auf Flops
Von Sam Stovall, Chef-Aktienstratege von S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...s-1281336.html

Starlight 06-01-2006 16:12

Tech-Aktien im Vegas-Fieber
von Tilo Barz

Börse und Glücksspiel sind manchmal nicht weit auseinander, aber dieser Tage schauen Investoren weltweit aus anderen Gründen nach Las Vegas: Auf der Consumer Electronics Show fallen Vorentscheidungen für künftige Kursbewegungen.


Die Messe für Unterhaltungselektronik ist der weltweit wichtigste Branchentreff, und so ist es kein Wunder, dass nahezu alle Konzernlenker persönlich erscheinen, um Neuheiten und Zukunftspläne zu präsentieren. Dabei stehen nicht mehr die Auftritte klassischer "Unterhaltungselektroniker" wie Sony oder Philips im Mittelpunkt. Der Siegeszug der Digitaltechnologie hat nämlich dazu geführt, dass die Medienwelt der Zukunft eine Computerwelt sein wird und demzufolge Intel, Microsoft & Co. die aus Börsensicht spannendsten Vegas-Schlagzeilen produzieren.



Apple in der Schmollecke
Die Ironie der Geschichte will es, dass ausgerechnet der Pionier der Medien-Digitalisierung nicht dabei ist. Denn der Apple-Konzern hat seine eigene Messe, die Mac World, und verzichtet bewusst auf das direkte Kräftemessen. Noch kann er sich das auch leisten – Apple genießt bei Fans und Analysten eine Sonderstellung, die der Aktie in den letzten zwölf Monaten rund 130 Prozent Kursgewinn beschert hat. Die große Frage ist, ob iPod-Manie und Mac-Kult auch in den nächsten Jahren die immer größer werdende Konkurrenz auf Abstand halten können. So hat Samsung schon vor geraumer Zeit angekündigt, in Asien die Rolle von Apple als Nadelöhr für den elektronischen Musikverkauf übernehmen zu wollen.

Bill Gates zieht alle Register
Der nächste Angriff zielt sogar mitten ins Herz der Apple-Dominanz: Mit einer neuen Musikplattform namens "URGE" hofft Erzrivale Microsoft, viele Nutzer der Apple-Musikplattform iTunes auf seine Seite ziehen zu können. Wie so oft in der Microsoft-Geschichte dürfte das weniger durch technische Überlegenheit als nur durch die Marktmacht und technische Kniffe möglich sein. Der Schlüssel sind die mit der "MediaCenter"-Software ausgestatteten PCs, mit denen sich Microsoft gern in jedem Wohnzimmer festsetzen würde. In Las Vegas präsentierte Konzerngründer Bill Gates ein weiteres Puzzleteil für diesen Plan, nämlich das neue Betriebssystem "Vista" zur Ablösung von Windows XP. Es soll viel sicherer und leichter zu bedienen sein – beides notwendige Bedingungen, damit die Verbraucher sich wirklich mit der Idee eines Media-PCs für Fernsehen, Musik und Video anfreunden können.

Die Microsoft-Aktie kann Erfolgsnachrichten gut gebrauchen. Denn nach wie vor schuldet der Konzern noch den Beweis, dass er die erodierenden Software-Monopolgewinne durch profitable neue Aktivitäten kompensieren kann. Die Spielkonsole X-Box hat das bisher nicht ansatzweise geschafft.

Intel - die wahre Spinne im Netz
Auch für den anderen PC-Dinosaurier, den Chip-Weltmarktführer Intel, brechen mit der digitalen Wohnzimmer-Revolution neue Zeiten an. Die Aktie scheint nach mehrjähriger Seitwärtsbewegung in einen neuen Aufwärtstrend einbiegen zu können, wobei die Nachrichten aus Las Vegas kräftig unterstützen.

Denn Intels Rechnung mit der neuen Unterhaltungselektronik-Plattform "Viiv" scheint aufzugehen. Wie schon beim Centrino-Mobilchip hat der Konzern hier Hardware, Software, Standards und Zertifizierungsangebote zu einem offenbar unwiderstehlichen Gesamtpaket gebündelt. Im Stundentakt werden nun neue Kooperationen mit Herstellern von Geräten, Komponenten und Inhalten verkündet - und alles, was Rang und Namen hat, setzt anscheinend auf "Viiv inside".

In Las Vegas machte zuletzt eine Kooperation mit Google Schlagzeilen: Die Videosuche des Unternehmens soll so in die Viiv-Plattform integriert werden, dass Nutzer sie automatisch zur Verfügung haben.

Google macht mobil
Google selbst wiederum trägt sich nach Medienberichten mit Plänen für einen Billig-Internet-PC ohne Windows. Während der Suchmaschinenbetreiber das noch dementiert, ist eine Kooperation mit Motorola schon hochoffiziell: Auf den Handys des derzeit vor Kraft strotzenden Herstellers werden künftig die Google-Dienste für mobile Internet-Anwendungen installiert sein. Die Aktie, jüngst von mehreren Analysten mit neuen, höheren Kurszielen ausgestattet, eilt derweil von einem Allzeithoch zum nächsten. Sollte es Google tatsächlich gelingen, mit der Politik der vielseitigen Kooperationen Microsoft das Wasser abzugraben, wären die aktuellen Kurse von über 450 Dollar noch nicht einmal hoch gegriffen.

Yahoo steht nicht nach
Dass auch der andere Internet-Highflyer Yahoo da nicht nachstehen will, ist klar – und eine Kooperation mit Motorola-Konkurrent Nokia ist unter den gegebenen Umständen mehr als naheliegend. Also werden zunächst Nokia-Handys mit Yahoos "Go Mobile"-Diensten versehen, weitere Hersteller sollen folgen. Auch die Yahoo-Aktie hat derzeit viele Freunde. Die alten Höchststände aus dem Jahr 2000 sind allerdings hier noch weit entfernt.

Das Internet-Duell soll heute in Las Vegas einen vorläufigen Höhepunkt erleben, wenn Google-Mitgründer Larry Page und Yahoo-Chef Terry Semel ihre Präsentationsfeuerwerke zünden. Weitere Kursausschläge sind also garantiert, und etwas Spielglück können Anleger dabei durchaus gebrauchen.

Quelle: ARD online

Starlight 06-01-2006 20:46

Wal-Marts Fehlstart ins neue Jahr

Was für ein Jahresauftakt: Die Blue Chips arbeiten an ihrem vierten grünen Tag in Folge, Google hat schon dreimal das Kursziel erhöht bekommen, und selbst ein schwacher Arbeitsmarkt macht Laune, weil nun weitere Zinsanhebungen unwahrscheinlicher werden. Doch es gibt auch Verlierer zu Jahresbeginn, allen voran Wal-Mart.

Der weltgrößte Einzalhändler hat zum Jahresbeginn eigentlich nur schlechte Nachrichten zu vermelden. Da wäre einmal das Weihnachtsgeschäft, das mit einem Umsatzzuwachs von 2,2 Prozent ziemlich daneben ging. Da wäre die Quartalswarnung, die nicht zuletzt aus dem schwachen Weihnachtsgeschäft resultiert. Dass Wal-Mart für Q4 nur noch mit einem Profit am unteren Ende der Erwartungen rechnet und damit die Prognosen der Wall Street verfehlen wird, hat Anleger verscheucht.

Während die Blue Chips in diesem jungen Jahr vier grüne Handelstage am Stück feiert, stolperte Wal-Mart vier Tage in Folge durch den roten Bereich.

Am Freitag liegt das unter anderem daran, dass man schon wieder Leute vergrätzt hat. Zum einen die Analysten, denen das Management des Einzelhändlers in einer Telefonansage auf Band ziemlich misslungenen Humor präsentierte. Analysten können wöchentlich bei Wal-Mart anrufen, um in einer automatisierten Ansage die aktuellen Umsatzdaten zu hören. Die letzte Durchsage für 2005 fiel ungewohnt fröhlich aus: Wal-Mart hatte sich in einer Weihnachtslied-Persiflage über die eigenen schlechten Ergebnisse lustig gemacht.

„Anleger haben Gefühle“, erinnert der Analyst Christopher Atkins vom Brokerhaus Ogilvy. „Wenn es um ihr Geld geht, vergeht manchem ganz schnell das Lachen.“ In der Tat: Der stete Sturz der Aktie liefert den Beweis.

Doch auch Kunden gegenüber lag Wal-Mart mal wieder gründlich daneben. Wer auf der Website des Einzelhändlers Videos der Schoko-Komödie „Charlie and the Chocolate Factory“ oder vom „Planet der Affen“ bestellte, dem wurden ergänzend Videos mit afro-amerikanischen Themen empfohlen. Wer die Links derart unglücklich programmiert hat, weiß zur Zeit keiner, den Bürgerrechtlern in den USA ist es aber auch egal: Es droht ein neuer Boykott, und das ist ein neuer Hieb gegen die Aktie.

Umso schwerer wiegt der Affront gegen den Kunden als es nicht der einzige ist. Im Weihnachtsgeschäft warb Wal-Mart mit einem Billig-Laptop von Hewlett-Packard für unter 400 Dollar. Kunden standen lange an, um später jedoch zu erfahren, dass es pro Laden gerade einmal eine Handvoll Geräte gab. Aus Kauflust wurde Weihnachtsfrust.

Welche Vorsätze sich das Management für das neue Jahr gesetzt hat, macht Wal-Mart nicht öffentlich. Den Start auf jeden Fall hat man sich wohl besser vorgestellt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-01-2006 12:05

Eine Verschnaufpause für den Bullen?
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1294427.html

Starlight 11-01-2006 20:45

Yahoos und WaMulians

Die reichsten Amerikaner, die größten Konzerne, die besten Manager… amerikanische Wirtschaftsmagazine veröffentlichen fast monatlich Listen, gerne auch über die „reichsten toten Entertainer“ (Elvis) und die „reichsten erfundenen Charaktere“ (der Weihnachtsmann gewinnt deutlich vor Dagobert Duck). Die aktuelle Ausgabe von „Fortune“ ändert nun die Perspektive und präsentiert die 100 freundlichsten US-Unternehmen – aus Sicht der Angestellten.

Eines vorweg: Wal-Mart findet sich nirgends auf der Liste. Dafür rangiert ein anderer Einzelhändler ganz vorne. Auf Platz Zwei – und im letzten Jahr auf Platz Eins – steht die Supermarktkette Wegman’s. Neben großzügigen Gehalts-, Renten- und Versicherungspaketen zeichnet sich Wegman’s durch einen besonders angenehmen Umgang mit dem einzelnen Mitarbeiter aus. Das beginnt beim Eintritt in das Unternehmen: Neu eingestellte Vollzeitkräfte werden in die Zentrale im Bundesstaat New York geflogen. Das dortige Einführungsgespräch hält CEO Danny Wegman selbst.

Überhaupt scheint es eine Reihe Unternehmen zu geben, die neue Mitarbeiter ganz besonders freundlich willkommen heißen. Die Philosophie hinter all den Mühen: Je netter der neue Angestellte empfangen wird, desto einfacher fügt er sich ins Team ein. Und je besser sich der Neue zurechtfindet, so Edie Hunt von Goldman Sachs, desto eher trägt er zur Profitabilität des Unternehmens bei. Die Investmentbank begleitet neue Mitarbeiter ein ganzes Jahr lang mit hilfreichen Emails und Seminaren.

Das Konzept haben zahlreiche Unternehmen aus allen möglichen Branchen erkannt. Der Hausbauer Weekley Homes fliegt Neuankömmlinge in die Zentrale nach Dallas, Texas, wo sie von jubelnden Mitarbeitern begrüßt werden. In das Spalier vor der Eingangshalle reihen sich zahlreiche Top-Manager mit ein. Microsoft-Chef Bill Gates führt häufig höchstpersönlich durch die Fragestunde beim Willkommensempfang für seine neuen Programmierer und Verkäufer, und Cisco-CEO John Chambers lädt neue Mitarbeiter zu einem „Chat with Chambers“ ins Intranet ein.

Apropos „Mitarbeiter“. Die heißen längst nicht mehr so, und schon gar nicht „Angestellte“. Für manches Unternehmen klingt das nach hohen Hierarchien, die man doch so leicht überbrücken kann. Beim Lebensmittelriesen Whole Foods arbeiten „Team Members“, bei der Hotelkette Marriott „Gesellschafter“, bei Starbucks „Partner“. Bei Yahoo arbeiten „Yahoos“ und bei Washington Mutual trifft der Kunde auf glückliche „WaMulians“, was sich aus der branchenbekannten Abkürzung „WaMu“ ableitet.

Ein Wort allein scheint für manchen Mitarbeiter einen großen Unterschied zu machen. Für manchen anderen, für den Worte dann doch nur Schall und Rauch sind, mögen es andere Vorteile sein, die den ein oder anderen Arbeitgeber interessant machen. Bei der Investmentbank Robert Baird bekommen Neue einen Blumenstrauß nach Hause geschickt, beim Optik-Zulieferer VSP einen silbernen Bilderrahmen.

Bei Genentech wiederum gibt es Aktien. 95 Prozent der Mitarbeiter sind direkt an dem Biotech-Riesen beteiligt. Dass sich die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppelt hat, trägt dazu bei, dass Genentech die Liste der freundlichen Unternehmen in diesem Jahr anführt.

© Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 11-01-2006 20:46

Naturkost und Wind-Energie

Aus steigenden Ölpreisen, immer mehr Hurrikans und zunehmender Sorge um eine globale Klimakrise ziehen verschiedene Menschen unterschiedliche Schlüsse. Ein amerikanischer Lebensmittelhändler geht einen revolutionären, neuen Weg.

US-Präsident George W. Bush beispielsweise setzt für Öl- und Chemieriesen noch mehr Umweltauflagen außer Kraft, um schnelleres Industriewachstum in einer Region anzufachen, die gerade von zwei verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht worden ist.

Auch General Motors stemmt sich trotzig gegen alle Ideen zum Energiesparen. Statt sich den sprit-effizienten Autos der asiatischen Konkurrenz anzunähern, stellte man dieser Tage in Detroit den neuen Camaro vor, eine Spritschleuder im Stile der frühen Siebzigerjahre. Als hätte es seither keine Ölkrise gegeben, schluckt der „Muscle Car“ auch heute noch 14 Liter auf 100 Kilometer – doppelt so viel wie die neuen Modelle von Toyota, Honda & Co.

Doch es geht auch anders: Die Lebensmittelkette Whole Foods, die mit 160 Läden vor allem in amerikanischen Großstädten der Markführer für organische Lebensmittel und Naturprodukte ist, macht sich ab sofort ausschließlich von Windenergie abhängig. Das Unternehmen mit Sitz in Texas hat dem Windenergie-Erzeuger Boulder aus Colorade 480 Megawattstunden abgekauft.

Es ist der größte Einzelkauf von alternativer Energie in den USA, und Whole Foods deckt damit den gesamten Strombedarf für alle Läden, die Unternehmenszentrale und den Vertrieb ab. Whole Foods ist damit das erste Unternehmen in der erlesenen Gruppe der „Fortune 500“, dass komplett auf Windenergie umstellt.

Den gesamten Energieverbrauch des Konzerns alternativ zu decken, spart allein in diesem Jahr 350 000 Tonnen Kohlenmonoxid ein.

Der Energietransfer zwischen Boulder und Whole Foods besteht allerdings nur auf dem Papier. Da eine direkte Einspeisung der Energie aus den Windrädern in die Läden technisch nicht möglich, kauft Whole Foods Gutscheine über die gesamte Menge. Während das Unternehmen selbst weiter von herkömmlichen Energieerzeugern beliefert wird, speist Boulder die vereinbarte Menge in das lokale Netz um die jeweiligen Windräder ein.

Kunden von Whole Foods dürfte dieser Schritt zusagen. Denn auch in Amerika steigt das Umweltbewusstsein, wenn auch nicht auf breiter Front. Ein Blick auf die Whole-Food-Aktie beweist das. Deren Kurs ist in den letzten fünf Jahren von 10 auf 80 Dollar geklettert. Der Chart zeigt stetig nach oben, nicht einmal kurzzeitige Einbrüche sind zu erkennen.

Offensichtliche Schlussfolgerung: Dass Umweltschutz nur auf Kosten des Wachstums geht, wie US-Präsident Bush stets betont, stimmt nicht.

© Wall Street Correspondents Inc.


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