Eine kurze persoenliche Zwischenbilanz der Krise
von Dr. Bernd Niquet Die Krise hat heftig zugeschlagen, auch bei mir. Immerhin nicht ganz so schlimm wie die vergangenen Krisen, denn ich bin schon vorgewarnt in sie hinein gegangen. Und jetzt sitze ich vor meinem Portfolio und sinniere darueber, was ich rich- tig und was ich falsch gemacht habe. Im Februar 2007 habe ich zum ersten Mal in meinem Leben fast alle Aktien verkauft und nur noch ein paar Rohstoffaktien und Rohstoffzertifikate gehalten. Daneben Cash und Anleihen von Schuldnern bester Qualitaet, Nationalstaaten und oeffentli- chen Banken. Weil ich eine Krise erwartet habe. Da stand der Dax bei 7.000 Punkten. Anschliessend musste ich erleben, dass meine Aengste vor einer grossen Krise anscheinend unbegruen- det waren. Und musste mit ansehen, wie der Markt neue histo- rische Hoechststaende erreichte und ich nicht dabei war. Ab Mitte 2008 habe ich dann angefangen, Aktienpositionen auf- zubauen. Die Krise wird nicht mehr kommen, dachte ich. Und wenn Sie mein neues MADchester-Buch gelesen haben, wissen Sie ja auch, dass ich die wirkliche Krise erst fuer die Jahre nach 2010/2011 erwarte. (Daran hat sich im Uebrigen auch durch die jetzigen Kalamitaeten nichts geaendert.) Und dann sind da natuerlich die steuerlichen Aenderungen, die ein Engagement in 2008 unbedingt erforderlich machen. Insgeheim habe ich sogar auf einen Crash im Herbst gehofft, um mich dann richtig fett einzudecken. Denn das, was ich in 2008 kau- fe, gebe ich sowieso erst in fuenfzehn oder zwanzig Jahren wieder heraus, um mein Alter zu finanzieren. Natuerlich war ich etwas frueh, doch bei jedem Rutsch habe ich nachgekauft. Bei jedem! Erneut 10 % Kursverlust im Dax an einem Tag? Wunderbar, bei derartigen Sonderangeboten greife ich zu! Und das Ergebnis sieht gar nicht schlecht aus, finde ich. Wenn man weit in die Ferne schaut, kann man also auch ruhig ein fallendes Messer fangen. Faengt man es naemlich nicht, mag es sein, dass man anschliessend mit leeren Haenden da steht. Per letztem Wochenende, als der Dax bei 5.000 Punk- ten lag, besteht bei mir ein Minus von 16 % auf die in 2008 gekauften Aktien. Das geht. Herunter gerissen hat mich, dass ich sehr frueh angefangen habe, Banken zu kaufen. Gut hinge- gen war, dass ich auch am absoluten Low gekauft habe und mit Eon und BASF bereits ueber 30 % im Plus liege. Was mir meine Gesamtperformance verhagelt hat, sind die Roh- stoffaktien, die ich durchgehalten habe und auch durchhalten werde. Schlechteste Aktie ist Anglo American, die von 42 Euro zu Jahresbeginn auf 19 Euro gefallen ist. Da ich sie jedoch bereits im Jahr 1991 zu 3,80 Euro gekauft habe, bringt mich das nicht um. Groesste prozentuale Verlustposition ist der PEH Q-Goldminenfonds von Martin Siegel mit 55 % Verlust, der mich gleich doppelt aergert, weil hier naemlich dauernd mit einer Krise kokettiert und diese regelrecht herbeigesehnt wurde, dann aber niemand eine Vorsorge dafuer getroffen hat. Was mich natuerlich in meinem Urteil trefflich bestaetigt, den Urteilen der Goldlobby auch weiterhin keine Aufmerksam- keit zu schenken. Gold selbst habe ich gleich Anfang Januar dieses Jahres hef- tig aufgestockt. Einfach als Versicherung fuer den fall der Faelle. 10% meines Portfolios habe ich seitdem in Gold, in Form eines waehrungsgesicherten Zertifikats und einem ETF. Und konnte so den Durchbruch durch die 1.000er Marke mit vol- len Taschen geniessen. Der ETF steht jetzt etwa plus minus null, da der Goldpreisverfall durch die Dollarsteigerung wettgemacht wurde. Das Quantozertifikat hingegen, das ich vorher als ueberlegen betrachtet hatte, ist zweistellig im Minus. So kann man sich irren. Aber auch hier bleibe ich dabei. Duemmste Fehler meinerseits waren, im Bondbereich auf kleine Waehrungen gesetzt zu haben. Islaendisches Pfund, Schwedische Krone und Neuseelaendischer Dollar. Ich habe erwartet, dass es Waehrungskrisen gibt und die Investoren dann die kleinen Waehrungen aufsuchen, die besser knapp gehalten werden koen- nen als die grossen, die jetzt gnadenlos entknappt werden, wie der Dollar oder der Euro. In dieser theoretischen Ver- blendung habe ich jedoch nicht gesehen, dass in der Krise das Vertrauen nur in die Grossen bestehen bleibt. Ein Fehler, der viel Geld gekostet hat. Aufgefangen werden diese Verluste allerdings durch eine grosse Position an Yen-Bonds, in der ich meine Erloese aus den Aktienverkaeufen 2007 angelegt ha- be, und die seitdem waehrungsbedingt 30 % zugelegt hat. Und jetzt? Jetzt weise ich in diesem Jahr ueber alles gerech- net knapp 12 % Verlust aus. Angesichts dieser epochalen Krise geht das eigentlich. Obwohl dadurch natuerlich die gesamten Zugewinne der letzten zwei Jahre vor der Krise verzehrt wor- den sind. Ich stehe also wieder da, wo ich Anfang 2006 stand. Nun gut. Meine Akteinquote liegt derzeit bei 40 %. Geht es weiter herauf mit den Aktien, gebe ich etwas. Sehen wir hin- gegen neue Tiefs, nehme ich noch etwas. Meine Cashquote liegt derzeit immer noch bei 10 %. Und zu Guter Letzt: Im Bondbereich habe ich alle Kurzlaeufer des Bundes verkauft, die saemtlichst wunderbar ueber pari standen, und dafuer eine extrem langlaufende Bundesanleihe gekauft - als Schutz gegen einen weiteren Crash sowie die Wirtschaftsabschwaechung - sowie 10 % meines Portfolios in diverse Bankschuldverschreibungen und Pfandbriefe investiert, die Renditen von 10 % bis 30 % p.a. bringen. Auch eine Ukrai- ne-Anleihe habe ich gekauft. Dass die Rueckzahlungen hier nicht erfolgen werden, davor habe ich keine Angst. Speziell bei Bankschuldverschreibungen, die in 2009 faellig werden. Kann man nun aus diesem Erfahrungsbericht etwas lernen? Ich habe in jedem Fall etwas gelernt, alleine dadurch, dass ich es aufgeschrieben habe. Aber vielleicht sehen Sie hieraus, dass man mit guter Diversifikation und unaufgeregtem kontinu- ierlichen Agieren auch in schwerster See zwar Schlagseite bekommt, aber dennoch nicht untergeht. ++++++ Bernd Niquet ist Boersenkolumnist und Buchautor. |
hallo paul,
wenn ich das von dem niquet so lese, dann erinnere ich mich daran, dass wir ja im eigenen haus mal einen experten hatten. http://www.highperformance-aktien.de/ :rolleyes: eigentlich könnte der jörg uns mal ein paar exclusiv tipps geben oder? http://www.mastertraders.de/trader-l...ergmeyer21.jpg |
Hi Simplify,
entweder ist Jörg aufgestiegen oder wie müssen ihn einmal unter einer Brücke besuchen, weil man so gar nichts mehr von ihm hört. Ob er es aber besser weiß wie wir? Da bin ich mir nicht ganz sicher. Vielleicht muss er ja davon leben, von dem was er verkauft und das sind bekanntlich immer die eigenen Empfehlungen. Gruß 621Paul |
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