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Starlight 04-01-2007 20:43

Google-Kunden wehren sich

2007 droht für die Wall Street das Jahr der Wahrheit zu werden. Darauf lassen schon die Entwicklungen der ersten Tage schließen. Die Notenbank hat die Bären auf den Plan gerufen, die Umsätze in Einzelhandel und Automobilbranche sind schwach, der Arbeitsmarkt auch, und jetzt geht es sogar einem Hightech-Überflieger an den Kragen.

Keine Aktie hat in den letzten Jahren eine derart starke Performance gezeigt wie Google. Überhaupt ist die Suchmaschine wohl die größte Erfolgsgeschichte des neuen Millenniums. Das einstige Start-Up ist binnen weniger Jahre zur Weltmarke geworden, die Sprachschöpfung „googeln“ hat es als Verb in die Wörterbücher und den Alltag gebracht. Und für geschickt platzierte Werbung zahlten Anzeigenkunden immer höhere Preise – in umkämpften Kategorien wie Immobilien und Autos boteten sich Konkurrenten gar in Versteigerungen aus.

Den Umsatz mit Online-Werbung bezifferte Google zuletzt auf 7 Milliarden Dollar für das abgelaufene Jahr, damit verbucht man für 2006 ein Wachstum von 80 Prozent.

Doch nun scheint eine Grenze erreicht zu sein. Im laufenden Jahr soll das Wachstum auf unter 50 Prozent zurückgehen. Und wenngleich das noch immer eine beeindruckende Zahl ist, zeichnen sich weitere Rückgänge ab. Denn zahlreiche Firmen wollen ihre Ausgaben für Werbung im neuen Jahr zurückschrauben, und am allermeisten will man bei Google sparen.

Vor allem mittelgroße Händler wie der Handtaschenversand eBags.com dürften künftig kürzer treten. eBags.com-Gründer Peter Cobb erklärt warum: In seinem Geschäftsfeld und dem damit verbundenen Suchbegriff (eben: Handtaschen) seien die Kosten für Google-Werbung fast halb so hoch wie der Preis des beworbenen Produkts. Einen solchen Margenfresser will man sich nicht länger leisten. Die Ausgaben für Google-Werbung – bisher 75 Prozent des etwa 8 Millionen Dollar starken Budgets – sollen sinken.

Im Management von Google dürfte das einigen Leuten Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Auf ein paar Millionen Dollar eines Handtaschenhändlers kann man zwar verzichten, doch scheinen mittlerweile zahlreiche Unternehmen ähnlich zu fühlen wie Peter Cobb. Der amerikanische Nachrichtendienst Marketwatch hat in einer Blitzumfrage gleich sechs Unternehmen gefunden, deren bisherige Google-Kosten von 4 bis 10 Millionen Dollar künftig deutlich sinken sollen.

Damit wiederum ist Googles bisheriges Erfolgsrezept direkt in Gefahr. Denn obwohl das Unternehmen in jüngster Zeit immer wieder neue Produkte vorstellte – darunter Suche in Büchern, den Karten- und Satelliten-Dienst Google World oder den Email-Provider Gmail –, hatte doch alles immer nur ein Ziel: Bezahlte Anzeigen besser zu platzieren und immer höhere Preise für jeden Quadratzentimeter zu erzielen.

Nun scheint – zumindest bei einigen Kunden – eine Schmerzgrenze erreicht zu sein, Google ist zu teuer. Denn interessanterweise wollen die Unternehmen nicht allgemein an den Werbekosten sparen, sondern nur den Google-Anteil senken. Mehr Geld soll künftig in einen Sektor fließen, den die Suchmaschine bestimmt nicht auf der Liste gefährlicher Konkurrenten hatte: Zeitungen, in klassisch gedruckter Form.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 05-01-2007 20:47

Die Comeback-Kandidaten 2007

Von Marc Hogan


05. Januar 2007


http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...7-1253595.html

Starlight 05-01-2007 20:49

Mildes Wetter setzt Preis für Rohöl unter Druck


Ölaktien stehen im Abseits: Dies gilt für die Wertentwicklung im Börsenjahr 2006, aber auch für die ersten Handelstage dieses Jahres. Denn ein kräftiger Preisrutsch bei Rohöl setzt die Aktien der Ölgesellschaften seit Mitte der Woche erheblich unter Druck.


http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...k-1409595.html

Starlight 08-01-2007 20:01

Gas und Öl werden im Dow Jones-AIG höher gewichtet


08. Januar 2007

Bei der Preisentwicklung von Rohstoffen kam es in den vergangenen Wochen nicht nur zu deutlichen Korrekturen, sondern weitere Bewegungen könnten auch durch eine Indexumstellung ausgelöst werden.


http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1256377.html

Starlight 08-01-2007 22:00

Die Woche der Rohstoffe

Dass die erste Handelswoche traditionell den Trend für den Januar vorgibt und der Januar den Trend für das ganze Jahr, das will an der Wall Street dieser Tage keiner hören. Eigentlich sollte man ja nicht einmal von einer ersten Handelswoche reden, denn die dauerte ja nur drei Tage lang. Und doch setzte sie einen Trend: Auf absehbare Zeit dürften Rohstoffe das Geschehen an den Märkten bestimmen.

In der neuen Woche dürfte das stärker als sonst der Fall sein. Nach den Preiseinbrüchen bei allen möglichen Industriemetallen – Kupfer hat binnen eines Monats fast 30 Prozent abgegeben, auch Alu, Platin, Silber und Palladium ziehen nach unten – rechnen viele Experten mit einer konjunkturellen Abkühlung.

Der Aktienmarkt leider darunter gleich doppelt: Indirekt, weil in einer schwachen Konjunktur auch die Unternehmen kürzer treten und Anleger aus dem Markt drängen. Und direkt, weil ausgerechnet die Rohstoff-Unternehmen, also Ölförderer, Minen und Metallverarbeiter unter Druck kommen und deren Aktien satte 45 Prozent des marktbreiten S&P-500-Index ausmachen.

Ein Unternehmen steht in den nächsten Tagen mehr als sonst im Mittelpunkt: Alcoa. Der größte amerikanische Alu-Konzern wird am Dienstag Quartalszahlen und einen Ausblick vorlegen. Analysten rechnen vorab mit einem Umsatz von 7,6 Milliarden Dollar, was einem Wachstum von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspräche. Der Gewinn soll bei 66 Cent pro Aktie liegen, fast doppelt so hoch wie im Vergleichszeitraum.

Dieses satte Wachstum wäre fast ausschließlich dem Aluminiumpreis zuzuschreiben, der im Jahr 2006 rasant zugelegt hat. Doch das Metall, das in Flugzeugrümpfen ebenso Verwendung findet wie in Felgen und Cola-Dosen, scheint die höchsten Preise hinter sich zu haben. Sinkende Nachfrage aus der Industrie hat zu einem Preissturz geführt, und keiner kann darüber besser berichten als Alcoa, weshalb die Wall Street am Dienstag sehr genau hinhören wird.

Der andere wichtige Rohstoff der neuen Woche wird Öl bleiben. Das schwarze Gold ist ohnehin stets von Interesse für den Markt, weil es nicht nur eine der mächtigsten Industrien finanziert, sondern auch als Rohstoff von allen anderen Branchen ebenso gebraucht wird wie vom Konsumenten. Vor allem der freut sich normalerweise über einen sinkenden Ölpreis. Doch hat sich der zuletzt rapide Verfall am Öl-Markt keineswegs auf die Heizöl- oder Benzinpreise umgeschlagen. Insofern sind niedrige Ölpreise – auch hier ist die Nachfrage eingebrochen, am Wochenende wurden in manchen Teilen der USA mehr als 20 Grad Celsius gemessen – plötzlich auch eher ein negativer als ein positiver Faktor.

Die neue Woche, in der das Handelsvolumen gegenüber den ersten Tagen des Jahres noch einmal deutlich zulegen wird, dürfte noch einmal schwierig werden für die Wall Street. Vor allem, weil die Indizes weiter auf Höchstständen notieren, auf denen sie für konjunkturelle Unsicherheit wenig Toleranz zeigen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-01-2007 20:28

Gewinndynamik in Amerika lässt nach

http://www.faz.net/m/%7B16A31BCF-262...7Dpicture.jpeg
10. Januar 2007


http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...h-1255880.html

Starlight 10-01-2007 20:42

„Chinese Correction“ der Aktienmärkte?

Von Mark Arbeter

http://www.faz.net/m/%7BA3FE97ED-2CA...%7Dpicture.gif
10. Januar 2007


http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1260312.html

Starlight 18-01-2007 20:44

Football-Fieber an der Börse

Es dauert noch gut zwei Wochen, bis im Dolphin-Stadion von Miami die beiden besten amerikanischen Football-Teams zum Super Bowl antreten. Doch Amerika fiebert dem Endspiel jetzt schon entgegen, obwohl noch nicht einmal die Teilnehmer feststehen. Auch an der Wall Street verfolgt man die ersten Details.

Dass sich Anleger für den Super Bowl interessieren, liegt nur bedingt am viel zitierten Super-Bowl-Indikator. Jener nicht ganz ernst zu nehmende Indikator besagt, dass ein Sieg des Teams aus der American League ein schwaches Börsenjahr vorraussagt, während ein Sieg des Teams aus der National League einen Bullenmarkt garantiert. Interessanterweise stimmt das in 80 Prozent aller Fälle – doch ist Anlegern ihr Geld zu wichtig, als dass sie ihre Vermögensplanung tatsächlich von Sportwetten abhängig machen würden.

Interessant ist der Super Bowl dennoch, weil er in Amerika das meist gesehene Fernseh-Spektakel ist, und sich anhand der geschaltenen Werbung einiges über den Einsatz und die Hoffnungen mancher Unternehmen erkennen lässt:

Hauptsponsoren des bei der GE-Tochter NBC übertragenen Spiels sind in diesem Jahr Pepsi und die GM-Marke Cadillac. Was die beiden Konzerne an den Football-Verband und den Fernsehsender zahlen, ist nicht offiziell bekannt. Der normale Sponsor-Satz liegt allerdings bei 2,4 Millionen Dollar pro 30-Sekunden-Spot.

Damit ist NBC auf jeden Fall ein Gewinner beim Super Bowl, denn die Werbepausen sind so gut wie ausverkauft. Die Spots gehen jedes Jahr trotz der ungeheuren Preise weg, denn anders als an normalen TV-Abenden genießt die Werbung beim Football-Finale Kult-Status und erhöhte Aufmerksamkeit bei den Verbrauchern. Zigtausende schauen sich das Spiel sogar allein wegen der Werbung an.

Entspechend legen sich die Unternehmen und Werbeagenturen ins Zeug und produzieren Filmchen, die jeden Cineasten beeindrucken. Derweil organisiert NBC eine Musikshow für die Halbzeitpause, in der sich Amerikas Stars und Sternchen die Klinke in die Hand geben sollen. Fans steht also ein grandioser Fernseh-Abend bevor.

Dafür dürfte das private Rahmenprogramm für manchen Fan etwas kleiner ausfallen als sonst. Bei vielen privaten Super-Bowl-Parties dürfte auf dem Buffet die allseits beliebte Guacamole fehlen. Der Grund findet sich an den Rohstoff-Märkten, wo bekanntlich nicht nur Öl und Metalle gehandelt werden:

Die Preise für Avocados und Zitrusfrüchte dürften in den nächsten Tagen dramatisch anziehen und sich nach Meinung einiger Experten sogar verdreifachen. Nächtlicher Frost in den Hauptanbaugebieten in Kalifornien, wo 40 Prozent des amerikanischen Obstes herkommt, droht die Ernte zu dezimieren. Mancher Football-Fan wird sich überlegen, ob das traditionelle Football-Bier Corona dann wirklich einen Limonenschnitz braucht, oder ob es auch ohne geht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 19-01-2007 20:41

Äpfel statt BigMacs

Der Big Mac schmeckt der ganzen Welt, das wissen nicht nur Fastfood-Fans. Auch Volkswirtschaftler kennen und schätzen die globale Verbreitung des Viertelpfünders, und sie nutzen diese seit zwei Jahrzehnten für den internationalen Währungsvergleich – mit Erfolg: Der Big-Mac-Index hat Währungsschwankungen bisher erstaunlich genau vorhergesagt. Das ändert nichts daran, dass das Kalorien-Monster ungesund ist.

Viel gesünder ist Obst. Ein Apfel zum Beispiel. Der Apfel der Börsenwelt heißt Apple, und seit Apple mit dem iPod ein globales Massenprodukt auf dem Markt hat, ist auch dieses für Volkswirtschaftler interessant geworden. Die australische Commonwealth Bank hat nun erstmals den iPod-Index veröffentlicht, und an der Wall Street schaut man sich die Zahlen sehr genau an, denn sie sollen vereinfacht zeigen, welche Währung über- und welche Währung unterbewertet ist.

Die Theorie dahinter ist einfach: Wenn der iPod – in diesem Fall der Nano mit 2 Gigabyte – in Deutschland zum Tageskurs weniger kostet als in den USA, dann ist der Euro nach dem Prinzip der Kaufkraft-Parität überbewertet.

Ein Blick auf die Erstausgabe des Index zeigt, dass der brasilianische Real gegenüber dem US-Dollar deutlich überbewertet ist, der kanadische Dollar hingegen um 3 Prozent unterbewertet. Für den Euro herrscht etwa Parität.

Die Commonwealth Bank hat im ersten Monat des iPod-Index die Daten für 27 Länder ermittelt. Deutschland steht im Mittelfeld.

Nach einem Blick auf den iPod-Index umgehend Devisen umzuschichten, empfehlen die Index-Verwalter übrigens nicht. Im Gegenteil: Ganz wie auch der Big-Max-Index basiert die neue Statistik zwar auf unumstößlichen volkswirtschaftlichen Regeln und Prinzipien. Ganz ernst zu nehmen ist er aber nicht, weil er natürlich sehr vereinfacht.

Speziell gegenüber dem Big-Mac-Index hinkt der Blick auf den iPod beispielsweise schon deshalb, weil die Geräte fast ausschließlich in China gefertigt werden, und weil folglich der Import, verschiedene Zölle und Steuern den Produktpreis mit beeinflussen. Ganz anders ist das bei McDonald´s erfolgreichstem Burger: Der Big Mac wird natürlich in allen Ländern, in denen er verkauft wird, auch vor Ort hergestellt. Der Index reflektiert also nicht nur den Verkaufspreis, sondern auch Arbeits- und Nebenkosten.

Die Commonwealth Bank lässt sich nun zumindest darauf ein, dem Dollar eine Aufholjagd gegenüber zahlreichen Währungen vom Euro über das Pfund bis zum Franken zu prophezeihen. Viele Analysten rechneten damit in nächster Zeit nicht, geben die Australier zu, doch möchte man zumindest einmal abwarten und dem iPod-Index eine Chance geben, sich zu behaupten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 23-01-2007 20:09

US-Konzerne denken grün

Amerika steht am Dienstag vor einem der größten Fernseh-Abende des Jahres. Doch dürfte kaum einer Salsa angerührt und Bowle kaltgestellt haben, denn zum Feiern ist niemandem zumute. Die Rede ist schließlich nicht von Super Bowl – der wird erst in anderthalb Wochen ausgetragen –, sondern von Präsident Bushs Rede zur Lage der Nation.

Diese Nation hat sich in den letzten Monaten immer mehr von ihrem Präsidenten abgewendet. Den Irak-Krieg nennen immer mehr Kritiker ganz offen ein „Desaster“, dass die Sozial- und Steuer-Politik der Republikaner zu nichts anderem geführt hat als einer Umschichtung von noch mehr Milliarden von Arm zu Reich, ist auch bekannt. George W. Bush kommt in der jüngsten Umfrage auf eine Beliebtheit von 35 Prozent, das ist ein historisch niedriger Wert.

Insofern steht Bush am Dienstag vor keiner leichten Aufgabe. Erstmals sitzen ihm bei seiner Rede im Kongress mehr Demokraten als Republikaner gegenüber, schließlich hat seine Partei bei den letzten Wahlen im November die Mehrheit in beiden Kammern verloren. Von den verblieben Republikanern haben sich auch einige von ihrem Führer abgewendet. Ganz offen kritisieren auch Mitglieder der Parteispitze den Kurs des Weißen Hauses. Die geplante Entsendung weiterer 20 000 Soldaten in den Irak ist umstritten, und als in der vergangenen Woche die Demokraten die Steuervergünstigungen für die Öl-Industrie zurüchnahmen, votierten auch einige Republikaner für diesen Schritt.

Überhaupt dürfte die Öl-Branche weiter unter Beschuss bleiben, ebenso wie andere Unternehmen. Immer lauter verlangen die Amerikaner nach einer verbesserten Umweltpolitik. Kurz vor der Rede zur Lage der Nation haben sich jetzt einige der größten Konzerne zusammengeschlossen und ein Umdenken gefordert, darunter General Electric, der Alu-Riese Alcoa, der Öl-Multi BP und die Investmentbank Lehman Brothers.

Gemeinsam mit vier Umweltverbänden machen sie sich stark für die Einführung von Abgas-Grenzwerten. Einen Heiligenschein muss man ihnen dafür nicht verleihen, denn die Unternehmen gönnen sich Zeit für eine längst überfällige Umstellung – bis 2050 wollen sie den Schadstoffausstoß um 60 bis 80 Prozent gesenkt haben –, und sie lassen sich Hintertürchen offen, falls der ein oder andere zurückfällt.

So fordern die Unternehmen kein radikal neues Konzept, sondern vielmehr die Einführung von Abgas-Quoten für Unternehmen, die frei gehandelt werden dürften. Bleibt ein Konzern unter dem berechneten Grenzwert, darf ein anderer umso mehr Luft verpesten, der Schadstoff-Ausstoß wird zum handelbaren Gut.

Eine solche Regelung ist indes noch immer besser als gar keine Initiative. Zudem steckt in jeder Innovation eine Chance für die Wirtschaft. Wird Amerika gezwungen, weniger Schadstoffe auszustoßen, und werden Vergehen teuer geahndet, treibt das die Entwicklung alternativer Energien voran.

Das schafft Wachstum und Arbeitsplätze. Und könnte die Handelsbilanz der USA langfristig verbessern. Schließlich ist der größte Umweltverschmutzer der Welt bei weitem nicht der einzige. China holt auf und dürfte die USA in den nächsten Jahren als größter Emmitent von CO2 abgelöst haben. Obwohl das Land ebensowenig wie China irgendwelche internationalen Bemühungen um Umweltschutz unterstützt, dürfte auch dirt die Nachfrage nach alternativen Energien irgendwann entstehen – amerikanische Firmen hätten dann die Technologien und könnten exportieren.

Die US-Konzerne zeigen mit ihrer neuen Initiative einmal mehr, dass sich Unternehmensgeist und Umweltschutz gegenseitig nicht vollkommen ausschließen, sondern sich auch ergänzen können. Ob George W. Bush das Konzept aufgreift, wird sich am Dienstagabend zeigen, eine Kurskorrektur könnte ihm die letzten beiden Jahre im Amt nur ewleichtern.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 24-01-2007 20:46

Qualvolle Bush-Show im Kongress
Die Rede zur Lage der Nation ist eine Qual. Nicht dass einen das Zeremoniell im Kongress nicht mitreißen würde. Die feierliche Präsentation, die Einmarschmusik… doch steht da letztlich eine gute Stunde lang ein Präsident ohne Mehrheit, der Tatsachen verdreht und dem Volk das Blaue vom Himmel verspricht. Das ist schwer zu ertragen.

So finden sich an der Wall Street auch nicht allzuviele, die die ganze Rede tatsächlich gesehen haben. Wer sich aber der Bush-Show ausgesetzt haben, dürfte spätestens nach drei Minuten die Fernbedienung wieder in der Hand gehabt haben. Da nämlich lobte Bush zunächst einmal das bisher Erreichte, vor allem in bezug auf die Wirtschaft. „Die Arbeitslosigkeit ist niedrig“, mag ja statistisch noch stimmen, wenngleich die offiziellen Zahlen von Insidern immer mehr angezweifelt werden.

„Die Inflation ist niedrig“ ist hingegen eine völlig absurde Aussage, die so ziemlich allem widerspricht, was die Notenbank in den letzten Monaten von sich gegeben hat. Sicher, die Inflation ist nicht derart hoch, dass sich weitere Zinsanhebungen aufdrängen – doch hat der anhaltende Zinsdruck auf Erzeuger- und Verbraucherseit immerhin die Hoffnung auf eine baldige Zinssenkung zerstört.

Bush weiter: „Wir müssen das Haushaltsdefizit abbauen – und zwar ohne die Steuern zu erhöhen.“ Das an sich ist schwierig, hat doch gerade die Steuerpolitik der Bush-Regierung überhaupt dazu geführt, dass aus einem Rekord-Überschuss binnen kürzester Zeit ein Rekord-Defizit wurde. Bushs Konzept von Steuersenkungen während eines teuren Krieges ist in der Geschichte der USA einmalig, in der Vergangenheit wurden in Kriegszeiten stets die Steuern erhöht.

Doch scheint Bush die Lösung zum Haushalts-Problem zu kennen: Disziplin. Der Kongress müsse aufhören, kurz vor Verabschiedung eines Gesetzes – oft über Nacht – alle möglichen Sonderparagraphen einzuschieben, mit denen Einzelprojekte nach dem Gusto der Senatoren und Repräsentanten bezuschusst würden. Mehr als 13 000 solcher Projekte fanden sich 2005 im Haushalt, sie beliefen sich auf 183 Milliarden Dollar. Was Bushs guten Vorsatz nun unglaubwürdig macht: Die allermeisten kamen von Republikanern und begünstigten deren Lieblingsbranchen.

Schon nach diesen ersten wirtschaftlichen Ausführungen des Präsidenten dürften alle Zuschauer umgeschaltet haben, die sich nicht aus Leidenschaft mit politischem Zwist beschäftigen. Für die übrigen wurde der Fernsehabend nicht erträglicher.

Bushs Ausführungen zur Schul- und Bildungsreform sind seit Jahren dieselben. Was nichts daran ändert, dass das eigentlich gut durchdachte Projekt „No child left behind“ mit höheren Anforderungen für Schulen bis heute nicht finanziert worden ist.

Bushs Ausführungen zur Gesundheitsreform sind ebenfalls nur Schall und Rauch. Dass Amerikaner künftig Steuervergünstigungen bekommen, wenn sie sich privat krankenversichern, ist schön und gut. Allerdings müssen sie dafür die vom Arbeitgeber bezahlten Anteile als Einkommen versteuern, was den Anreiz einer solchen Maßnahme deutlich senken dürfte. Ein Branchenexperte schätzt, dass die „Reform“ höchstens fünf Millionen Amerikaner neu dazu bringen dürfte, sich zu versichern – weitere 40 Millionen blieben unversichert.

Ebenso wirkungslse scheint Bushs Energiekonzept zu sein. Den Benzinverbrauch in den nächsten zehn Jahren um 20 Prozent zu senken, halten die Berater vom Council on Foreign Relations für „weit hergeholt“. Ethanol ließe sich bei niedrigen Benzinpreisen nicht in großem Umfang einführen, und so dürfte „die Einfuhr von Öl aus dem Nahen Osten weiter steigen“, wie das CFR meint.

Wer Bushs Rede bis zum Ende mitverfolgte, der durfte sich wenigstens über ein kleines Bonbon freuen. Vor einem Kongress mit demokratischer Mehrheit um breite Zustimmung bemüht, dankte der Präsident vier amerikanischen Helden, darunter einem New Yorker, der sich vor einem Monat auf U-Bahn-Gleis geworfen hat, um einen Passagier zu retten, der nach einem epileptischen Anfall gestürzt war. Ein solcher Held darf sich in Wahsington und auch sonstwo zwischen Atlantik und Pazifik ungeteilter Bewunderung erfreuen. Präsident Bush hätte sicher gerne mit ihm getauscht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 25-01-2007 20:36

Skandal im Kaminzimmer

Dass Maria Bartiromo für den amerikanischen Börsensender CNBC die größten Konzernlenker in Corporate America interviewt, hat sie zu einer der wichtigsten Journalistinnen auf dem Parkett gemacht. Dass sie ihre enge Beziehung mit dem Journalismus direkt verknüpft haben soll, könnte sie jetzt aber vom Thron stürzen.

Maria Bartiromo, deren attraktives Äußeres ihr den Beinamen „Money Honey“ und Prominenz auch über Börsenkreise hinaus eingebracht hat, ist in einen Skandal verwickelt, der mitten in die Zentrale der Citigroup führt, dem größten amerikanischen Finanzhaus. Dort saß bis vor kurzem Todd Thompson als Chef der Vermögensvewaltung. Er hielt engen Kontakt zu Bartiromo – offensichtlich zu engen Kontakt.

Nach Vermittlung von Thompson flog die Journalistin im Citigroup-Firmenjet zu einer Veranstaltung nach China – und zurück. Letzteres blieb den ordentlichen Mitgliedern der Citigroup-Delegation verwehrt, sie mussten sich um ihren Rückflug selbst kümmern und kosteten den Arbeitgeber so eine Menge Geld.

Außerdem sponserte die Bank mit 5 Millionen Dollar das Konzept einer Fernsehsendung auf dem Sundance Channel, die vom „Money Honey“ moderiert werden sollte. Dazu wird es nicht kommen. Bartiromo ist aus der Sundance-Planung verschwunden, ebenso wie Thompson aus dem Management der Citigroup.

Bartiromo stolperte über ihre zu engen Verbindungen, die in den Augen vieler Beobachter den journalistischen Ehrenkodex verletzt haben. „Die genaue Beziehung zwischen Bartiromo und Thompson muss aufgeklärt werden“, fordert Bob Steele, ein Ethik-Spezialist vom Poynter Institute für Journalismus. Und auch Deni Elliott, Medien-Ethiker der Universität von St. Petersburg/Florida, glaubt, dass Flüge im Citigroup-Jet – obwohl von CNBC bezahlt – zu weit gehen. „Journalisten haben auch zu anderen Gelegenheiten Zugang zu CEOs.“

CNBC hat bisher zu der Affäre keine Stellungnahme abgegeben. Maria Bartiromo ist zur Zeit weiter auf dem Sender und berichtet in dieser Woche aus Davos.

Damit sitzt sie offensichtlich fester im Sattel als Todd Thompson, der seinen Stuhl bei der Citigroup bereits räumen musste. Dafür wiederum ist nicht nur seine unsaubere Beziehung zu den Medien verantwortlich, sondern Thompsons allgemeiner Mangel an gesundem Menschenverstand. Dass er sich beispielsweise einen offenen Kamin in sein Büro in der New Yorker Zentrale einbauen ließ, wollte Citigroup-CEO Chuck Prince keineswegs als Kleinigkeit durchgehen lassen.

Das kann er auch nicht, unabhängig davon wie winzig der Kostenaufwand im Vergleich mit dem Milliarden-Umsatz der Bank ist. Denn Prince übernahm die Citigroup von seinem Vorgänger Sandy Weill nicht weil dieser nach getaner Arbeit seinen Ruhestand genießen wollte. Sondern vielmehr, weil Weill in zahlreiche Wall-Street-Skandale verwickelt war, von geschönten Analysten-Empfehlungen bei der damaligen Tochterfirma Solomon Smith Barney bis hin zu Enron.

Chuck Princes Hauptaufgabe war es also, nicht nur den größten Bankenriesen des Landes nach dem Motto „business as usual“ weiterzuführen, sondern vielmehr dessen Image wieder herzustellen. Charakterfehler wie die von Todd Thompson kann man sich da nicht leisten, zumal Prince sich nicht auf Zahlen berufen kann, die seine Amtsführung über alle Zweifel erheben würden.

Im Gegenteil: Seit seinem Amtsantritt vor drei Jahren hat die Dow-notierte Citigroup-Aktie zwar um 30 Prozent zugelegt. Die Konkurrenz steht aber besser da: J.P. Morgan, die Bank of America und HSBC blicken im gleichen Zeitraum auf Kursgewinne von 55 Prozent, die Deutsche Bank auf 121 Prozent und Goldman Sachs gar auf 155 Prozent.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 25-01-2007 20:43

Alarmzeichen für den Nasdaq Composite

Von Mark Arbeter

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24. Januar 2007


http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1258964.html

Starlight 26-01-2007 20:50

Spiel und Spaß beim Rüstungsriesen

Auf ihrer aktuellen US-Tour spielen die Red Hot Chili Peppers im BankAtlantic Center in Sunrise, Florida, in der Allstate Arena in Rosemont, Illinois und im AT&T Center in San Antonio, Texas. Eric Clapton spielt im Ford Center (Oklahoma City) und im Pepsi Center (Denver), im Staples Center (Los Angeles) und im Hewlett-Packard Pavillon (San Jose), und die Emo-Schotten von Snow Patrol treten in der Verizon Wireless Arena (Houston) und im Northrop Auditorium (Minneapolis) auf.

Immer mehr Unternehmen – von Konsumartiklern über Versicherer bis hin zu Hightech-Schmieden – investieren Millionen-Beträge, um Stadien und Konzerthallen benennen zu dürfen. Auf hunderte Millionen Dollar summieren sich drei Deals, die in den letzten Monaten allein in New York City abgeschlossen wurden, und der größte steht noch aus: Das gemeinsame Stadion der Footballs-Teams Giants und Jets dürfte seine Namensrechte nicht für unter 25 Millionen Dollar pro Jahr vergeben, eine Laufzeit von mindestens 20 bis 30 Jahren ist zu erwaten.

Zuletzt sind sogar einige Firmen in den Markt für Namensrechte eingestiegen, die gar nicht so sehr an den durchschnittlichen Fan verkaufen, sondern an andere Unternehmen, deren Entscheidungsträger sich kaum von Werbung auf Baseball-Tickets beeindrucken lassen dürften.

Jüngste Beispiele: Der Software-Programmierer Oracle hat seine Basketball-Arena, und das Cisco-Stadion in Oakland, Kalifornien ist noch im Bau. In New York City hat gerade der britische Finanzriese Barclay´s für 66 Millionen Dollar die Namensrechte eines neuen Stadions ersteigert, in dem in den nächsten Jahren die Nets Basketball spielen sollen. Auch Barclay´s ist in den USA nicht im Filialbanking aktiv, spricht also nicht direkt den Sportfan – und Verbraucher – an.

Noch nicht, glaubt Dean Bonham, ein Marketing-Experte, der zahlreiche Stadion-Deals vermittelt hat. „Barclay´s schafft sich mit dem neuen Stadion einen hohen Bekanntheitsgrad“, meint er. „Es würde mich nicht wundern, wenn die Bank demnächst das Filialgeschäft eines Konkurrenten übernehmen würde und dann selbst am Markt wäre.“

Doch selbst ohne direkten Zugang zum Verbraucher dürfte Stadion-Sponsering für die Unternehmen lukrativ sein. Wenn ein obskurer Hightech-Hersteller wie Cisco Systems einen hohen Bekanntheitsgrad auch außerhalb der IT-Branche genießt, dann gilt er umso mehr als führend und Branchen dominierend.

Je mehr Firmen hinter diese Logik kommen, desto schwieriger dürfte es Sportteams und Rockstars in Zukunft fallen, in Stadien ohne kommerzielle Namen aufzutreten. Einen Ausweg gibt es – in New York: Ausgerechnet das kommerziellste aller Teams, die Baseball-Stars der New York Yankees, werden das gerade im Bau befindliche neue Stadion nicht nach irgendwelchen Konzernen benennen. Die Arena im Stadtteil Bronx wird immer Yankee Stadium heißen, heißt es aus dem Management. Die Bindung der Fans an das Team und den Namen sei einfach zu stark, man riskiere einen riesigen Image-Verlust bei den Fans, ließe man den Rekordmeister künftig auf dem Rasen eines Rüstungsriesen oder einer Großbank auflaufen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 29-01-2007 20:18

Spiel und Spaß beim Rüstungsriesen

Auf ihrer aktuellen US-Tour spielen die Red Hot Chili Peppers im BankAtlantic Center in Sunrise, Florida, in der Allstate Arena in Rosemont, Illinois und im AT&T Center in San Antonio, Texas. Eric Clapton spielt im Ford Center (Oklahoma City) und im Pepsi Center (Denver), im Staples Center (Los Angeles) und im Hewlett-Packard Pavillon (San Jose), und die Emo-Schotten von Snow Patrol treten in der Verizon Wireless Arena (Houston) und im Northrop Auditorium (Minneapolis) auf.

Immer mehr Unternehmen – von Konsumartiklern über Versicherer bis hin zu Hightech-Schmieden – investieren Millionen-Beträge, um Stadien und Konzerthallen benennen zu dürfen. Auf hunderte Millionen Dollar summieren sich drei Deals, die in den letzten Monaten allein in New York City abgeschlossen wurden, und der größte steht noch aus: Das gemeinsame Stadion der Footballs-Teams Giants und Jets dürfte seine Namensrechte nicht für unter 25 Millionen Dollar pro Jahr vergeben, eine Laufzeit von mindestens 20 bis 30 Jahren ist zu erwaten.

Zuletzt sind sogar einige Firmen in den Markt für Namensrechte eingestiegen, die gar nicht so sehr an den durchschnittlichen Fan verkaufen, sondern an andere Unternehmen, deren Entscheidungsträger sich kaum von Werbung auf Baseball-Tickets beeindrucken lassen dürften.

Jüngste Beispiele: Der Software-Programmierer Oracle hat seine Basketball-Arena, und das Cisco-Stadion in Oakland, Kalifornien ist noch im Bau. In New York City hat gerade der britische Finanzriese Barclay´s für 66 Millionen Dollar die Namensrechte eines neuen Stadions ersteigert, in dem in den nächsten Jahren die Nets Basketball spielen sollen. Auch Barclay´s ist in den USA nicht im Filialbanking aktiv, spricht also nicht direkt den Sportfan – und Verbraucher – an.

Noch nicht, glaubt Dean Bonham, ein Marketing-Experte, der zahlreiche Stadion-Deals vermittelt hat. „Barclay´s schafft sich mit dem neuen Stadion einen hohen Bekanntheitsgrad“, meint er. „Es würde mich nicht wundern, wenn die Bank demnächst das Filialgeschäft eines Konkurrenten übernehmen würde und dann selbst am Markt wäre.“

Doch selbst ohne direkten Zugang zum Verbraucher dürfte Stadion-Sponsering für die Unternehmen lukrativ sein. Wenn ein obskurer Hightech-Hersteller wie Cisco Systems einen hohen Bekanntheitsgrad auch außerhalb der IT-Branche genießt, dann gilt er umso mehr als führend und Branchen dominierend.

Je mehr Firmen hinter diese Logik kommen, desto schwieriger dürfte es Sportteams und Rockstars in Zukunft fallen, in Stadien ohne kommerzielle Namen aufzutreten. Einen Ausweg gibt es – in New York: Ausgerechnet das kommerziellste aller Teams, die Baseball-Stars der New York Yankees, werden das gerade im Bau befindliche neue Stadion nicht nach irgendwelchen Konzernen benennen. Die Arena im Stadtteil Bronx wird immer Yankee Stadium heißen, heißt es aus dem Management. Die Bindung der Fans an das Team und den Namen sei einfach zu stark, man riskiere einen riesigen Image-Verlust bei den Fans, ließe man den Rekordmeister künftig auf dem Rasen eines Rüstungsriesen oder einer Großbank auflaufen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 02-02-2007 21:08

Google glänzt, und verliert

„Google räumt ab“, hieß es in ersten Schlagzeilen nach der Quartalskonferenz der Suchmaschine. „Google verdreifacht den Gewinn“, hieß es und „Google schlägt alle Erwartungen“. Da drängt sich eine Frage auf? Warum gibt das Online-Papier im Handel mehr als 10 Dollar ab?

Anleger erkennen am Donnerstag wieder einmal, wie komplex ein Quartalsbericht sein kann und wie viele Erwartungen er im Detail erfüllen muss. Denn es kommt eben nicht nur auf die Eckdaten an. Mit Umsatz und Gewinn liegt Google für die vergangenen drei Monate besser als erwartet, die Marktanteile gegenüber anderen Internet-Portalen sind stabil und es sieht ganz und gar nicht danach aus, als würde Corporate America die Ausgaben für Online-Werbung bald zurückfahren.

Im Gegenteil: Die Branche wächst, und so stellt sich bei Google eigentlich nur eine Frage: Reicht Wachstum auf einer Schiene langfristig aus, oder steht der farbenfrohe Googleplex mit seinem geradlinigen Geschäftsmodell auf einem wackligen Fundament. Denn außer Einnahmen durch Werbung hat das Unternehmen nichts vorzuweisen.

Das besorgt einige Anleger, zudem scheint nicht ganz klar zu sein, wie kontrolliert Google sein Geld ausgibt. Die Akquisition der Video-Seite Youtube.com war im vergangenen Jahr eine der größten Schlagzeilen im Hightech-Geschäft. Im Gespräch mit Analysten konnte (oder wollte) Google-CEO Eric Schmidt aber nicht konkretisieren, wie genau Google Geld bringen könnte.

Sicher, das Management dürfte wohl Ideen haben und einfach keine Lust, streng nach Kalender vierteljährlich darüber zu plaudern. Und angesichts des Umsatzwachstums, das der Überflieger seit seinem Börsenstart vorweisen kann, sind allzu harsche Zweifel nicht einmal angebracht. Und doch: Angesichts der Performance der Aktie und des Preises – immerhin ist Google zuletzt auf über 500 Dollar pro Papier geklettert – sind Anleger eben auf Perfektion aus. Jede Unsicherheit, jede offene Frage kann das Papier belasten, auch wenn sich dahinter vielleicht nur Taktik verbirgt.

Google gehört also am Donnerstag zu den Verlierern im Handel, im Googleplex im sonnigen Silicon Valley dürfte das aber keinem Sorgenfalten in die Stirn treiben. Anleger erkennen am Beispiel der Suchmaschine lediglich einmal mehr, dass nackte Zahlen bei einer Quartalskonferenz längst nicht alles sind.





Saudis beenden ein Öl-Missverständnis

Die Wall Street hat ein eingebautes Kommunikationsproblem. Langfristig operierende Unternehmen wünschen sich einen ruhigen, stetig wachsenden Markt. Händler indes profitieren von täglichen Kursschwankungen – und leben von den Informationshäppchen der Unternehmen. Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Zu einem solchen Missverständis kam es in den letzten Tagen in den Öl-Pits. Die Aufregung war groß, als vor einer Woche der saudi-arabische Öl-Minister Ali al-Naimi mit der Auffassung zitiert wurde, er sehe zur Zeit für die Opec keine Notwendigkeit, die Förderquoten zu senken. Nachdem der Ölpreis zuletzt von 70 auf 50 Dollar eingebrochen war, war das ein merkwürdiges Statement – und doch ein wegweisendes. Denn Saudi-Arabien als größter Förder-Staat hat Gewicht in der Opec.

Wo al-Naimi hingeht, marschieren die übrigen Staaten hinterher. Nicht ohne aufzumucken, vor allem nicht in den letzten Tagen. Venezuela und der Iran hatten eben erst eine Kürzung der Förderquoten beantragt, um die fallenden Rohstoffpreise aufzufangen. Doch mittlerweile scheint klar: Al-Naimi wollte ihnen keinen Strich durch die Rechnung machen – im Gegenteil: Der Markt hatte den Minister falsch verstanden, und eine Woche später ist das bewiesen.

Saudi-Arabien wird ab Donnerstag seine Förderquoten um weitere 158 000 Fass pro Tag senken. Insgesamt wird der Wüstenstaat damit seine Förderung in den vergangenen sechs Monaten um eine Million Fass zurückgeschraubt haben und damit doppelt so stark wie von der Opec beschlossen. Das Land setzt damit ein Zeichen, zumal die Opec bislang dafür bekannt war, dass Förderquoten zwar großzügig beschlossen, aber nachher nicht umgesetzt werden.

Die Erklärung dafür ist naheliegend: So sehr den Mitgliedstaaten an einem hohen Ölpreis und stattlichen Margen gelegen ist, so sehr kommt es die Länder kurzfristig teuer zu stehen, unter ihren Kapazitäten zu fördern. Die Margen sind höher, die Gesamterlöse aber niedriger – oftmals war die Unterschrift der Öl-Minister das Papier nicht wert, auf das die Quotenkürzungen geschrieben waren.

Ganz anders könnte dies nun werden, wenn sich andere Opec-Staaten an die Förderpolitik Saudi-Arabiens halten. Dort will man den Ölpreis über 55 Dollar pro Fass halten – und ist fest entschlossen, zugunsten der Margen kurzfristig auf höhere Gewinne zu verzichten. Allzu hoch dürfte der Ölpreis trotzdem nicht gehen, wie die Rohstoff-Experten von PFC Energy vermuten. „Die Saudis fürchten, mit zu hohen Ölpreisen das Wirtschaftswachstum zu bremsen und langfristig für eine sinkende Nachfrage zu sorgen“, meint PFC-Analyst Roger Diwan.





Football-Indikator im Abseits

Die Sport-Nation USA steht vor ihrem größten Wochenende: Am Sonntag treten die Chicago Bears und die Indianapolis Colts in Florida zum Super Bowl an. Das Finale der Football-Meisterschaft hält nicht nur die Fans in Atem, sondern auch die Wall Street – wenngleich kaum einer den legendären Super-Bowl-Indikator ernst nimmt.

In diesem Jahr schon gar nicht, denn eine Umstellung der amerikanischen Football-Liga hat das alte System ins Wanken gebracht, an dem sich die Wall Street so lange erfreut hatte. Das hatte nämlich im Super-Bowl jeweils den Sieger der American League (AFL) und den Sieger der National League (NFL) zusammengebracht. Eine Laune des Weltgeists wollte es, dass nach einem Sieg des NFL-Teams die Börse bis Jahresende kletterte und nach einem Sieg des AFL-Teams nachgab. Die Trefferquote des Index liegt bei 80 Prozent und damit höher als bei manchem konjunkturell begründeten Index.

Das Problem in diesem Jahr: Nach einer Restrukturierung der Liga stehen sich am Sonntag zwei Mannschaften gegenüber, die beide ihre Wurzeln in der National League haben. Das wäre so weit so gut, denn damit hat der Aktienmarkt in 2007 gute Karten, unabhängig davon, wer das entscheidende Field Goal schießt.

Doch raten Experten davon ab, im Football-Fieber nun größere Beträge in Aktien zu investieren. Denn so beeindruckend eine Trefferquote von 80 Prozent ist, gibt es doch zweierlei zu bedenken: Zum einen lag der Index ausgerechnet in den vergangenen fünf Jahren immer wieder daneben und hat an Magie eingebüßt.

Zum anderen ist trotz der hohen Korrelation völlig klar, dass Football und Börse nichts miteinander zu tun haben. Es gibt noch viele andere Indizes, die seit Jahrzehnten fast parallel mit den S&P-500 verlaufen. Der kalifornische Ökonom David Leinweber hat im Datenwust der UNO einen Chart gefunden, der dem amerikanischen Aktienmarkt fast punktgenau gleicht – er beschreibt die Butterproduktion in Bangladesh. Einen ähnlichen Verlauf zeigen der internationale Flugverkehr und die Eiskrem-Produktion in Amerika, wie ein Professor aus Neuseeland jüngst herausfand.

Dass sich die Wall Street mit dem Super Bowl beschäftigt, hat trotz allem einen guten Grund. Das größte Sportereignis des Landes ist an sich ein Wirtschaftsfaktor. Rund um Miami sind die Hotels ausgebucht, für Flüge nach Florida gilt dasselbe. Wer nicht live dabei sein kann, unterstützt die heimische Gastronomie. Sportbars zwischen New York und Los Angeles werden schon am frühen Morgen voll besetzt sein, denn die Übertragung beginnt lange vor den Anpfiff.

Insgesamt sendet CBS zehn Stunden Super Bowl, inklusive der Halbzeit-Show von Prince und einer Einlage von Billy Joel und dem Cirque du Soleil. CBS ist einer der größten Gewinner am Sonntag, man rechnet mit höheren Werbeeinnahmen als je zuvor. Eine Minute kostet 2,3 Millionen Dollar, wenige Tage vor dem Spiel sind fast alle Werbepausen ausverkauft.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 06-02-2007 18:02

Die „großen Drei“ verlieren Gewicht

Die amerikanische Automobil-Industrie rollt weiter in Richtung Pannenstreifen. Seit Monaten sinken die Verkaufszahlen von GM und Ford, und so steht demnächst eine historische Marktverschiebung an: In den nächsten Monaten dürften importierte Wagen erstmals die Mehrheit aller Verkäufe ausmachen.

Bereits im Januar waren 49,4 Prozent aller in den USA verkauften Wagen Importe. Schon im nächsten Monat, auf jeden Fall aber im Laufe des Jahres, dürften Toyota, Honda & Co. die 50-Prozent-Marke knacken und die einheimischen Hersteller erstmals überholen. Damit rechnen die Experten von Autodata, einem Institut, das sich mit den Verkaufstrends der Branche beschäftigt.

Die lassen sich übrigens schon seit geraumer Zeit nur noch mit einigen Tricks positiv für die US-Firmen auslegen. Denn dass GM, Ford und DaimlerChrysler überhaupt noch die Mehrheit halten, liegt an zwei statistischen Kniffen: Man zählt die Verkäufe an die Autovermieter hinzu, die bekanntlich direkte Ableger der Hersteller sind – Hertz von Ford, und Alamo von General Motors. Und man rechnet die eigenen Import-Marken in die US-Statistik. So zählen die Saab-Zahlen zu GM, Volvo, Jaguar und Land Rover werden unter Ford geführt und Mercedes-Benz unter DaimlerChrysler.

Ohne solche Rechnereien hätten nicht-amerikanische Wagen längst die „großen Drei“ überholt.

Der Grund liegt für Autodata auf der Hand: Die amerikanischen Hersteller haben zu langsam und zu wenig engagiert auf die veränderten Wünsche der Verbraucher reagiert. Denen geht es in Zeiten hoher Benzinpreise nur noch um eines: einen sparsamen Motor. Den liefern die asiatischen Modelle serienmäßig, während er bei den US-Schlitten noch immer die Ausnahme ist. GM und Ford haben viel zu lange den Schwerpunkt auf monströse Trucks und SUV gelegt, deren hohe Margen kurzfristig die Bilanz hatten verbessern sollen.

Ironischerweise können es sich nun die Japaner leisten, in den Markt für große Maschinen einzusteigen. Toyota führt in diesem Jahr mit dem Tundra den ersten großen Truck in den USA ein. Die Experten von Autodata rechnen damit, dass dieser Schritt – und die Markteinführung des neuen Honda Accord Sedan – endgültig den Machtwechsel herbeiführen.

In einem kurzfristig rückläufigen Ölpreis finden amerikansiche Hersteller übrigens kaum Trost. Die Preisschwankungen an den Rohstoffmärkten machen sich an der Zapfsäule nur in geringem Umfang bemerkbar, und während der Hauptreisezeit im Sommer dürfte die Gallone Normalsprit vermutlich wieder um die 3 Dollar kosten. Diese Schallgrenze hatte im vergangenen Jahr zu einer massiven Nachfrageverschiebung geführt. Auch der patriotischste Ami in Midwest schaute sich plötzlich bei den asiatischen Herstellern um.

Bei GM sieht man der Trendwende am heimischen Markt übrigens weiter gelassen entgegen. „Es geht nicht darum, wer 50 Prozent oder mehr verkauft“, wiegelt Firmensprecher John McDonald ab. „Es geht nicht um die Marktführerschaft, sondern darum, Geld zu machen.“ Interessanterweise könnten sich die US-Hersteller auch in diesem Zusammenhang von den Asiaten eine Scheibe abschneiden. Toyota hat am Dienstagmorgen ein Gewinnwachstum gemeldet und die Erwartungen geschlagen. Bei GM und Ford kann man von solchen Quartalen zur Zeit nur träumen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 07-02-2007 20:22

Alle jagen Apple

Steve Jobs hat es nicht leicht in dieser Woche. Dabei fing alles so gut an. Apple hat sich mit den Beatles über lange umstrittene Namensrechte geeinigt, wird die Songs der größten Popgruppe aller Zeiten bald exklusiv im Netz anbieten – doch das war´s auch schon mit den guten Nachrichten.

Ansonsten führt Apple Krieg an allen Fronten. Zum einen – wie immer – gegen das „evil empire“, besser bekannt als Microsoft. Seit einigen Monaten macht sich Apple in einer Anzeigen-Serie ziemlich direkt über den Konkurrenten lustig, doch nun hat man es übertrieben. Im aktuellen Spot muss ein spießiger Mittvierziger, der den PC verkörpert, unter´s Messer, da ihm das Betriebssystem Vista eingebaut wird – er fürchtet selbst, den Eingriff nicht zu überleben.

Microsoft-Chef Bill Gates reagierte ungewöhnlich gereizt auf den Spot, in dem der PC-Darsteller unter anderem darüber jammert, nun seine Grafikkarte und seinen Speicher umbauen zu müssen. Kein Wort sei daran wahr, heißt es aus dem PC-Hauptquartier, Apple glaube wohl, Lügen zu verbreiten sei „cool“. Tatsächlich sei die Umstellung auf Vista problemlos, lediglich – da sind sich die Unternehmen einig – die Zusammenarbeit von Vista mit iTunes scheint nicht zu klappen.

Apropos iTunes: Die Download-Software für den iPod ist zwar zur Zeit mit weitem Abstand Marktführer. Doch hat sie einen Wettbewerbsnachteil gegenüber Microsofts Konkurrenzprodukt Zune und den Plattformen kleinerer Anbieter: Auf iTunes gekaufte Songs können nur begrenzt weitergegeben oder auf CD gebrannt werden. Steve Jobs fordert nun die Plattenfirmen auf, den Kopierschutz abzuschalten – das würde iTunes attraktiver machen, dürfte sich bei den Künstlern aber kaum durchsetzen lassen.

Doch iTunes hat noch andere Sorgen: Während Apple seine Film-Sparte ausbaut und bisher 250 Kinofilme von Disney und Paramount zum Download anbietet, tritt plötzlich prominente Konkurrenz in den Ring. Der Einzelhändler Wal-Mart bietet Filme zum Download an, allerdings gleich 3000 von allen sechs großen Hollywood-Studios. Einen solchen Marktvorteil verdankt der Konzern der Tatsache, dass man mit den Supermärkten für 40 Prozent der amerikanischen DVD-Umsätze sorgt und entsprechend in Hollywood immer willige Partner findet.

Einen Tag nach der unerwarteten Wal-Mart-Attacke erwischt es Apple am Mittwoch noch einmal. Diesmal gerät der eben erst vorgestellte Fernseh-Service Apple TV unter Beschuss. Das 299 Dollar teure Gerät kann auf iTunes gekaufte Filme und Sendungen am Fernsehgerät wiedergeben. Das selbe vermag auch ein kleines Kästchen, das Tivo und der Online-Händler Amazon.com gemeinsam anbieten wollen, die Online-Plattform ist direkt an den Amazon-Laden geknüpft.

Es hat die Konkurrenz also Zeit gekostet, einige der schicken und erfolgreichen Apple-Ideen zu kopieren – geschafft hat man es aber. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Apple die beliebteste Marke im Hightech-Sektor ist, könnte aber denoch Marktanteile kosten und auf die Margen drücken.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 08-02-2007 20:02

Keine Werbung auf dem Plastik-Hirn

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Niemand weiß das besser als die Marketing-Experten in der Pharma-Industrie. Seit eh und je schenken sie Ärzten daher allen möglichen Krimskrams, vom Herz-Kreislauf-Poster über den Tesa-Abroller bis zur teuren Wanduhr für das Sprechzimmer. Amerikanische Mediziner wollen dieser Praxis nun ein Ende machen.

Einige medizinische Hochschulen in den USA ändern gerade ihre Statuten und verbieten ihren Forschern und Ärzten, irgendwelche Geschenke aus der Pharma-Industrie anzunehmen. An der Universität von Los Angeles mussten vom Studenten bis zum Dean alle Mitarbeiter ihre Schreibtische ausräumen.

„Es ist ganz erstaunlich, wie viele Werbeartikel wir gefunden haben“, meint Psychiatrie-Professor Dr. Andrew Leuchter. Vom Kugelschreiber über Schreibblocks bis hin zu Plastikmodellen des menschlichen Gehirns sei alles mögliche mit Pharma-Logos und Medikamenten-Slogans bedruckt gewesen – alles musste raus.

Dass ausgerechnet die nicht gerade liquiden Hochschulen künftig auf Schmiere aus der Industrie verzichten, ist ein bemerkenswerte Schritt – und ein notwendiger, wie die Belegschaft der renommierten Harvard Medical School meint. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich Angewohnheiten aus der Ausbildung später in das Berufsleben übertragen“, so die Experten in einem Aufruf an die Kollegen. „Wir müssen eine Führungsrolle für die Ärzte im ganzen Land übernehmen.“

Am Stanford University Medical Center hat man konsequenterweise die von Pharma-Unternehmen gesponserten Mittagessen abgestellt, bei denen Verkaufsvertreter Ärzte und Studenten dreimal wöchentlich über neue Produkte aufgeklärt haben. Die Unternehmen finden diesen Schritt überzogen. Ärzte seien oft so gestresst, dass sie höchstens beim Lunch Zeit für Weiterbildungen hätten, verteidigt sich Pharma-Lobbyist Scott Lassmann. „Wir haben es für angemessen gehalten, das Essen dann auch zu bezahlen.“

Dabei wissen Lassmann und seine Auftraggeber genau, wie einflussreich solche kleine Gesten sind. Die regelmäßigen kleinen Geschenke beeinflussen den Arzt in seinen Entscheidungen, wie zahlreiche Studien belegen. Vor allem für Pharmazeuten, deren Pillen nach Auslaufen des Patentschutzes von Konkurrenz durch Generika bedroht sind, kann es sich durchaus lohnen, den verschreibenden Ärzten ab und an eine kleine Aufmerksamkeit zu schenken und so den Markennamen präsent zu halten.

Wie sehr die Industrie in den letzten Jahren auf die unterbewusste Wirkung von kleinen Geschenken gesetzt hat, zeigen die Zahlen. Ganze 90 Prozent des etwa 25 Milliarden Dollar schweren Werbe-Etats der Pharma-Branche gehen direkt an die Ärzte – in Form von Einladungen, Werbegeschenken und Probepäckchen.

Diese wiederum werden die Universitäten auch in Zukunft annehmen, denn deren Verfügbarkeit kommt direkt dem Patienten zugute. Vor allem für unterversicherte oder gar nicht versicherte Patienten ist es oft eine große Erleichterung, wenn der Arzt eine Wochenration Antibiotika nicht extra auf die Rechnung setzen muss.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 09-02-2007 20:37

Elmo bringt Pizza

Xbox und Nintendos Wii-Konsole mögen als Spiel- und Kultobjekte derart gefragt sein, dass sich vor Amerikas Spielzeugläden tagelange Schlangen bilden, wann immer eine Neuauflage auf den Markt kommt. Doch so gerne Kids in virtuelle Welten abtauchen, auf iPods oder Handys herumdrücken, haben doch traditionelle Spielsachen ihren Reiz nicht verloren.

Wenn an diesem Wochenende in New York die weltgrößte Spielwarenmesse eröffnet wird, dann werden Besucher wieder allerlei elektronische Tricks bewundern können. An seriengeschalteten Konsolen können sich ganze Schulklassen virtuelle Rennen liefern. Doch die am heißest diskutierten Produkte finden sich an den Ständen von Mattel und Hasbro – und haben keinen Bildschirm.

Einmal mehr ist es Elmo aus der Sesamstraße, der allen anderen Spielsachen die Schau stiehlt. Ein Jahr nachdem der „Extrem-Kitzel-Elmo“ seinem Hersteller Hasbro Rekord-Unmsätze gebracht hat, meldet sich der rote Geselle wieder als Sänger und Tänzer zurück. Nach Limbo-Elmo und Hokey-Pokey-Elmo, die mit ihren ruckigen Bewegungen und dem Falsetto-Geplärr schon viele Eltern an Rand des Wahnsinns getrieben haben dürften, singt das kleine Monster heuer ein Pizza-Lied. Die Pizza, die Elmo standesgemäß beschürzt, in der Hand hält, singt mit.

Die Kitzel-Modelle sind indes keineswegs out, im Gegenteil: Den Erfolg des lachenden und sich wälzenden Elmo wollen in der neuen Saison die Kollegen Ernie und das Krümelmonster fortführen.

Elmo ist indes nicht der einzige Sänger im Spielzeugland; auch die neue Version von Barbie gibt sich musikalisch. An einen mp3-Spieler angeschlossen, singt sie mit, wenn nicht gerade ihr Handy klingelt und sie selbst antwortet.

Ganz sorgenfrei gibt sich die Spielzeug-Industrie angesichts der elektronischen Konkurrenz dennoch nicht. Im vergangenen Jahr hat die Branche einen Umsatz von 22,3 Milliarden Dollar eingefahren und nahezu unverändert gegenüber dem Vorjahr geschlossen. Einen klaren Abwärtstrend sehe man also nicht, meinen die Marktforscher von der NPD Group. Doch zeichne sich eben auch kein Wachstum mehr ab.

Angesichts dieses Trends zeigt sich mancher Hersteller eben kompromissbereit, und so werden immer mehr Video- und mp3-Elemente eben in klassische Spielsachen aufgenommen. Das fängt in diesem Jahr in der Baby-Abteilung an. Hasbros Playskool-Sparte hat einen mp3-Spieler für die Krabbelstufe entwickelt, der mit 50 vorprogrammierten Songs kommt. Eltern können weiteren Kontent – von Einschlafliedern bis hin zur Musik für Baby-Gymnastik – aus dem Internet laden. Die Songs wählt das Baby über bunte Tasten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 13-02-2007 20:17

Google´s Ärger mit den Piraten

„Tu nichts Böses“ lautet das Firmen-Motto von Google, und in einem Ratgeber für Job-Suchende heißt es, dass sich Bewerber über dieses Motto auf keinen Fall lustig machen sollten, denn man nehme es im Googleplex sehr ernst. Was aber nicht heißt, dass man sich nicht hin und wieder darüber hinwegsetzt, wenn Geld zu machen ist.

Ausgerechnet während Google mit den Film-Verleihen über Video-Rechte verhandelt, die das eben gekaufte Online-Forum YouTube.com attraktiver machen sollen, gerät das Unternehmen wegen Beihilfe zu Copyright-Verletzungen unter Beschuss. Wie das Wall Street Journal berichtet, hat Google zwischen 2003 und 2005 eng mit zwei Unternehmern zusammengearbeitet, die illegale Downloads angeboten haben.

Brandon Drury and Luke Sample hatten auf den Webseiten EasyDownloadCenter.com und TheDownloadPlace.com Datenbanken eingerichtet, in denen sich Kino-Erfolge leicht finden und auf Festplatte laden ließen – vorbei am digitalen Rechte-Management und damit ohne Tantiemen.

Dass solche illegalen Konzepte Erfolg haben, ist kein Geheimnis. Die beiden Webseiten hatten gewaltigen Zuspruch, und so setzte Google einen eigenen Kundenberater auf die beiden an, um das Geschäft zu optimieren. Erster Schritt: bessere Suchbegriffe. Google leitete zu den Seiten, wenn jemand nach „Raubkopie“ oder etwa „Harry Potter Film Download“ suchte. In einem zweiten Schritt schalteten die Film-Piraten Anzeigen und zahlten dafür über drei Jahre 809 000 Dollar an die Suchmaschine.

Illegal ist das wohlgemerkt nicht, und eine aktuell verhandelte Klage richtet sich nur gegen Drury und Sample – und nicht gegen Google. Doch stellt die Geschichte die Suchmaschine in ein schlechtes Licht, und das zu einem höchst ungünstigen Zeitpunkt. Denn das beliebte Video-Portal YouTube.com, das Google kürzlich für 1,65 Milliarden Dollar erworben hat, hat seinen Erfolg nur teilweise den Pleiten-Pech-und-Pannen-Videos und ähnlichen Amateurs-Beiträgen zu verdanken. Ein Großteil der User sucht auf YouTube ganz offen nach Musikvideos und TV-Mitschnitten – deren Rechte muss sich Google zur Zeit sichern.

In einer Telefonkonferenz mit Vertretern der großen Studios hat Google nun Besserung gelobt. Man will Anzeigen, die zu illegalen Programmen führen umgehend löschen, zudem soll eine bereinigte Liste von Download-Unternehmen vorgelegt werden. Suchbegriffe, die illegale Aktivitäten nahelegen, sollen allgemein nicht mehr verwendet werden.

Ob diese Schritte den Unternehmen weit genug gehen, ist unklar. Allzu sehr werden sie sich aber nicht quer stellen. Zwar beschwert sich mit News Corp., Viacom, Sony, Time Warner, Walt Disney und der GE-Tochter NBC fast die ganze Branche über die bisherigen Taktiken von Google – aber ohne die Kooperation mit der wichtigsten Suchmaschine dürfte sich die Zukunft der Kontent- und Rechteverwaltung im Internet schwierig erweisen. Beide Seiten profitieren, wenn der Streit bald beigelegt wird und Google sich einfach wieder auf sein edles Motto besinnt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 14-02-2007 20:17

Bernanke bringt US-Börsen auf Rekordkurs

Der Dow-Jones-Index handelt nach einer Rede von Ben Bernanke auf einem neuen Allzeit-Hoch. Der Chef der amerikanischen Notenbank sprach am Mittwochmorgen vor dem Kongress zur wirtschaftlichen Lage der Nation.

Erste Äußerungen legen nahe, dass die Fed zwar keine baldigen Zinssenkungen plant, wie Anleger in den letzten Monaten immer wieder gehofft hatten. Allerdings scheinen auch keine Zinsanhebungen auf dem Programm der Notenbank zu stehen. Vielmehr glaubt Bernanke, dass die aktuelle Zinspolitik mit einem mittelfristig stabilen Leitzins von 5,25 Prozent für Wachstum in der amerikanischen Wirtschaft sorge.

Gegen weitere Zinsanhebungen spricht, dass Bernanke den Inflationsdruck als rückläufig beschreibt. Vor allem auf Verbraucherseite seien die Preisanstiege zuletzt weniger steil gewesen. In 2007 rechnet man mit einer Infltionsrate zwischen 2 und 2,25 Prozent, in 2008 soll der Preisanstieg auf 1,75 bis 2 Prozent zurückgehen. Sollte dieser Abwärtstrend allerdings nicht anhalten, behält sich Bernanke vor, weiter an der Zinsschraube zu drehen.

Einen Unsicherheitsfaktor in bezug auf die weiteren Inflationsraten sieht Bernanke bei Öl und anderen Rohstoffen. Deren Preistrends seien schwer vorhersehbar und müssten weiter im Auge behalten werden.

Beim aktuellen Kurs sieht der oberste Währungshüter jedoch moderates Wachstum für die Konjunktur. Für 2007 rechnet die Fed mit einem Wirtschaftswachstum zwischen 2,5 und 3,0 Prozent, in 2008 soll die Wirtschaft um 2,75 bis 3,0 Prozent zulegen. Jüngste Konjunkturdaten, die auch schwächeres Wirtschaftswachstum deuten, darunter das gestiegene Handelsbilanzdefizit und schwache Umsätze im amerikanischen Einzelhandel, scheinen den Fed-Chef nicht beeindruckt zu haben.

Sorgen macht sich die Notenbank allerdings noch immer um den Immobiliensektor. Die Schwäche und der Preisverfall in manchen Gegenden drohen weiter, sich auf die Verbraucherausgaben niederzuschlagem.

Die Blue Chips, die im frühen Handel zunächst nur leicht im Plus notiert hatten, reagierten auf Bernankes Äußerungen mit einem Sprung auf ein Plus von 60 Punkten. Auch die Transport- und die Energiewerte sind auf Rekord-Kurs.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-02-2007 19:02

Kommt der Radio-Oberkill?

Hat Radio wirklich einmal zu den „alten Medien“ gezählt? An der Wall Street zeigt sich am Dienstag, dass kein Medium mehr Schwung in die Amerikaner und in den Handel bringen kann, als das gute, alte Audio-Signal – das wohlgemerkt längst per Satellit direkt aus dem All in schicke, digitale Empfänger gebeamt wird.

Sirius Satellite Radio und XM Satellite Radios waren in den letzten Jahren der Inbegriff des Radio-Genusses. Frei von lästiger Werbung, mit Sendern für jeden Geschmack eroberten sie bis dato 14 Millionen Kunden. Allein, für die Aktien beider Konzerne ging es in den letzten beiden Jahren nut noch bergab. Zu teuer war der Konkurrenzkampf, zuviel Geld floß in den Ankauf exklusiver Inhalte – bestes Beispiel: Sirius zahl dem Schock-DJ Howard Stern 500 Millionen Dollar und legte jüngst einen Erfolgsbonus von 225 Millionen Dollar drauf.

Dass sich solche Verträge trotz steigender Abonenntenzahlen nicht unbegrenzt weiter führen lassen, scheinen nun Sirius und Konkurrent XM gemerkt zu haben. Statt gegeneinander will man künftig miteinander um Fans buhlen. Das gemeinsame Angebot kann sich sehen lassen:

Mehr als 300 werbefreie Stationen von Country über Oper bis hin zu Prog-Metal. Neben Howard Stern bringt der Rapper Eminem und Jimmy Buffet zum Programm von Sirius, Talk-Shows steuert unter anderem die Haushalts-Queen Martha Stewart bei. XM wirft derweil als Jazz-DJ keinen Geringeren als den Star-Trompeter Wynton Marsalis ins Programm, die Folk-Legende Bob Dylan hat eine eigene Sendung, und Talk-Königin Oprah Winfrey plaudert. Das ist Radio-Overkill. Für passionierte Hörer ein Traum – und absolut konkurrenzlos.

Genau darin wiederum liegt das Problem. Ein Merger von Sirius und XM dürfte nach Ansicht der meisten Branchen-Analysten aus regulatorischen Gründen niemals erlaubt werden. Immerhin würden sich bei einem solchen Milliarden-Deal nicht nur die Nummer Eins und Zwei einer Branche vereinigen, sondern überhaupt die beiden einzigen Anbieter am Markt. Damit hätte der Verbraucher keinen Konkurrenten, Satelliten-Radio wäre ein nahezu unantastbares Monopol, und die entscheidende Kommunikationsbehörde FCC hat eine solche Entwicklung erst vor wenigen Wochen abgelehnt.

Ein Stimmungswandel ist nicht zu erwarten, auch wenn man das in den Konzernzentralen von Sirius und XM gerne anders sehen würde. „Wir hätten einen Merger nicht einmal angedacht, wenn wir nicht eine Chance von mehr als 50 Prozent sehen würden“, erklärt Sirius-Chef Mel Marmazin, der als früherer Viacom-Boss eine Legende im amerikanischen Medienzirkus ist.

Sein Kollege Gary Parsons von XM stimmt zu und begründet, warum der „Merger unter Gleichen“ durchaus möglich sein soll. Man sei, so Parsons, gar nicht alleine auf dem Markt, denn Satelliten-Radio falle in dieselbe Kategorie wie der iPod mit Radio, Internet-Radio und Radio-Dienste über das Fernsehkabel. Davon wiederum gäbe es noch viele weitere, ein Monopol sähe man nicht.

Das ist natürlich eine gewagte These, denn das vor allem von Autofahrern gebuchte Satelliten-Radio lässt sich natürlich keineswegs durch Internet- oder gar Kabel-Provider ersetzen. „Die FCC wird den Satelliten-Markt sehr eng definieren und diese anderen Anbieter auf keinen Fall mit einrechnen“, meint Maurice McKenzie, Branchenanalyst beim kleinen Brokerhaus Signal Hill Capital Group. „Man dürfte weiterhin an einem Preiskampf im Sinne des Verbrauchers interessiert sein“, so McKenzie.

Anleger wollen das am Dienstag nicht wahr haben. Die Aktien beider Unternehmen klettern um jeweils rund 10 Prozent.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 21-02-2007 20:26

Der Staat, die Airlines und die Lobby

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Der Billig- und Überflieger JetBlue ist wegen Schnee, Eis und Miss-Management zum Gespött an der Wall Street und im Late-Night-TV geworden. Doch das Schlimmste: Man muss den Millionen-Schaden selbst tragen, kann sich nicht auf weitere Hilfe der Regierung verlassen.

Das ist ungewöhnlich für die sonst so verwöhnte Airline-Branche, denn in den letzten Jahren hatte es sich geradezu eingebürgert, dass die Regierung angeschlagenen Unternehmen zur Seite sprang. Der Grund: Die Branche war direkt nach und auch wegen der Terror-Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 in Schwierigkeiten geraten – die Folgen einer nationalen Katastrophe wollte Uncle Sam nicht den Unternehmen selbst aufbürden.

Doch war die Branchenkrise, die zahlreiche Traditions-Carrier an den Rand oder in den Ruin trieb, nur teilweise von 9/11 bedingt. Die Katastrophe kostete American und United Airlines nicht nur jeweils zwei Flugzeuge, zahlreiche Mitarbeiter und sorgte für ein schwer zu bewältigendes Trauma. Sie verdarb dem halben Land auch zunächst einmal die Lust auf´s Fliegen – die Buchungen nahmen rapide ab.

Doch auch der steigenden Ölpreis und damit immer teureres Flugbenzin erschwerten den Unternehmen die Geschäfte. Ebenso die unflexiblen Verträge mit Piloten, Besatzung und Bodenpersonal. Dazu kamen der schlechte Service an Bord und weitere Management-Pannen, wie ein Millionen-Bonus, den sich der damalige AMR-Boss Don Carty genehmigte, kaum dass er die Gehälter der Mitarbeiter erfolgreich gedrückt hatte. Alles in allem gelang der Branche in den letzten Jahren nicht allzuviel, doch nicht alles konnte man auf 9/11 schieben.

Die Regierung sprang den Unternehmen dennoch zur Seite und gab in den letzten Jahren eine Finanzspritze von mehr als 15 Milliarden Dollar. Ob das sinnvoll war, ist unter Experten – und Wählern! – noch immer umstritten. Doch ein kleiner Passus, den die Autoren des damaligen Airline-Unterstützungs-Gesetzes in die Vorlage aufnahmen, lässt den Staat zumindest zum Teil an der Erholung der Branche teilhaben.

Jon Corzine, Demokrat aus New Jersey, und Peter Fitzgerald, Republikaner aus Illinois, die Autoren des Gesetzes, haben beide Erfahrung im Finanzsektor: Corzine als ehemaliger CEO von Goldman Sachs und Fitzgerald als Berater einer Privatbank. Die beiden sorgten dafür, dass die unterstützten Airlines Uncle Sam Optionen überschreiben mussten. Kauf und Verkauf der entsprechenden Papiere für Frontier und America West haben bisher 119 Millionen Dollar in die Staatskasse gebracht, weitere 130 Millionen Dollar liegen in Papieren von World Airways.


Stellt sich die Frage: Warum wird Uncle Sam nicht regelmäßig für Zahlungen an Unternehmen mit Optionen bedacht? Immerhin hat sich das System schon in der Vergangenheit ausgezahlt. Als die Regierung 1979 Chrysler aus der Klemme half, bekam man Optionen, die später 300 Millionen Dollar einbrachten. Schießt der Staat hingegen 21 Millionen Dollar in die HIV-Forschung, wie neulich beim Pharmazeuten Argos geschehen, ist von einer Beteiligung nirgends die Rede – nicht einmal, wenn die staatlich finanzierte Forschung zu Rekordgewinnen für das Unternehmen führt.

Nun, warum lässt sich Uncle Sam nicht regelmäßig am Unternehmenserfolg beteiligen? Laut Experten in Washington fehlt es nicht an Ideen und Gelegenheit. Vielmehr scheinen die mächtigen Lobbyisten den Politikern regelmäßig solche Spielchen auszureden. Die Unternehmen wollen im Erfolgsfall alleine kassieren, und dank großzügiger Wahlkampfspenden haben sie genug Macht, das auch durchzubringen.

Im Falle der Airline-Branche hatte Uncle Sam letztlich auch nur Glück. Gesetzes-Autor Fitzgerald, der 2005 seinen Seatsposten aufgegeben hat, erinnert sich: „Die Fluggesellschaften waren so unorganisiert, sie konnten sich selbst nicht einigen, was für sie am besten wäre.“ Von diesem Miss-Management profitierte der Staat.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 26-02-2007 17:32

Sieben heiße Wachstumsaktien

Von Michael Kaye


http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1281381.html

Starlight 27-02-2007 19:11

Die China-Ausrede

Wenn Amerika niest, bekommt die ganze Welt einen Schnupfen. Das wissen Volkswirte schon lange. Dass die Infektion auch andersrum laufen kann, lernt die Wall Street am Dienstag. Die chinesischen Börsen sind steil eingebrochen, und Indizes auf der ganzen Welt – von Bombay über Frankfurt bis nach New York – sehen rot.

Zwar verliert keiner der internationalen Indizes ganz so deutlich wie der chinesische Markt. Der Shanghai Composite gab zeitweise 10 Prozent ab und schloss mit einem Minus von 8,8 Prozent, was dem steilsten Tagesverlust seit mehr als einem Jahrzehnt entsprach. Damals, am 19. Februar 1997, stürzten die China-Aktien in Reaktion auf den Tod des Reformers Deng Xiaoping.

Auch die aktuellen Einbußen haben mehr mit politischen Bedenken zu tun als mit wirtschaftlichen oder gar unternehmensspezifischen Problemen. Die Citibank berichtet von Gerüchten, dass der Chef der chinesischen Börsenaufsicht seinen Platz räumen soll. Insider fürchten, dass sein Nachfolger drastischere Maßnahmen gegen Aktienspekulanten einführen könnte.

Die Experten bei Brown Brothers Harriman rechnen mit solchen und ähnlichen Maßnahmen, mit denen die Chinesen inmitten ihres rasanten Wirtschaftswachstums eine Blase verhindern wollen. Mögliche Auflagen könnten Anfang März beschlossen werden, denn dann tagt die Volksversammlung.

Die Unsicherheit in China schlug sich am deutlichsten auf die übrigen asiatischen Börsen durch und drückte die Indizes in Hongkong, Singapur und Malaysia. Auch die übrigen Wachstumsländer, darunter Russland, Indien und Brasilien, gaben nach.

Dass die amerikanischen Börsen mit den Verlusten ein so großes Problem haben – zur Mittagsstunde notieren die Blue Chips immerhin mit einem Plus von 170 Zählern – hat mit der steigenden Abhängigkeit der Amerikaner von chinesischen Produkten zu tun. Wie der monatliche Blick auf die Handelsbilanz zeigt, wächst das Defizit mit China laufend. Und doch ist unklar, wovor sich Anleger in US-Aktien fürchten, denn mit einer Wirtschaftskrise und einem Exportstopp in China ist ja nicht zu rechnen.

Auf dem Parkett sind entsprechend viele Experten der Meinung, dass China nicht mehr als eine Ausrede ist. Die US-Börsen haben eine gewaltige Rallye hinter sich, die großen Indizes handeln auf Rekord-Niveau, die Blue Chips gar auf einem Allzeit-Hoch. Eine Korrektur ist überfällig, schon aus technischer Sicht.

Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Anleger nach wochenlang nur gemischten konjunkturellen Nachrichten einfach auf eine Meldung gewartet haben, dass sich als Verkaufs-Signal interpretieren lassen würde. Genau die haben sie nun aus China bekommen, während die wahren Gründe für die meisten Aktienverkäufe am Dienstag mit dem schwachen Immobilienmarkt, der Hypothekenkrise, Warnungen einiger Notenbanker und anderen Binnen-Faktoren zu tun haben dürften.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 28-02-2007 20:30

Wall Street: Kein Crash, aber eine Warnung



Am Mittwoch erholen sich die amerikanischen Börsen ein wenig von den Verlusten des Vortages. Nachdem der Dow am Dienstag zeitweise mehr als 500 Punkte eingebüßt und mit einem Minus von 416 Punkten geschlossen hatte, klettern die Blue Chips nun wieder. Die Stimmung auf dem Parkett ist ruhig – man hat schon Schlimmeres gesehen.

Was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass am Dienstagnachmittag kurzzeitig Panik herrschte. Nachdem die Blue Chips den halben Tag lang mit einem satten Minus gehandelt hatten, krachte der Index gegen 15 Uhr Ortszeit binnen weniger Sekunden durch alle Böden: Um 14:58 Uhr stand der Dow auf der großen Anzeigetafel über dem Parkett der New Yorker Börse noch mit 289 Punkten im Plus, um 14:59 Uhr waren es 467 Punkte, um 15:00 schließlich 546 Punkte.

Was war passiert? Die Index-Wächter bei Dow Jones berufen sich worauf Skeptiker gleich in den ersten Minuten getippt hatten: einen Rechenfehler. Schon seit 14 Uhr hätten die Computer unter der Last eines Rekord-Volumens geächzt, so Unternehmens-Sprecherin Sybille Reitz. Knapp eine Stunde später sei dann ein Rechner ganz ausgefallen, dann hätte kurzzeitig die Gewichtung der Aktien nicht mehr gestimmt – mit den bekannten Auswirkungen.

Nichtsdestotrotz: Ein Minus von 416 Punkten zum Handelsschluss war kein Fehler, sondern das Ergebnis eines einigermaßen chaotischen Tages, an dem Anleger tiefe Kursstürze in China zum Anlass genommen hatten, ihre Bestände an US-Papieren zu verkaufen – geplant hatten viele das schon lange. Schließlich war es für die US-Märkte zuletzt seit Mitte Juli in gerader Linie bergauf gegangen. Der Dow-Jones-Index legte in dieser Zeit um satte 20 Prozent zu, die größte „Korrektur“ (man mag es gar nicht so nennen) war ein Mini-Rückzug im November, als die Blue Chips binnen drei Tagen um 1,7 Prozent nachgaben.

Nun also die Wende. Überraschend ist, dass der Ausverkauf am Mittwoch nicht weitergeht. Denn angesichts der Konjunkturdaten der letzten Wochen – dazu gehören die schwachen Zahlen zu BIP und Produzierendem Gewerbe am Mittwoch ebenso wie die einige Tage zurück liegenden Daten zu Immobilienmarkt, Automobilsektor, Verbraucherausgaben und eine zu erwartende Krise im Hypothekengeschäft – ist eine Korrektur am Markt überfällig.

Mehr aber auch nicht. Von einem Crash spricht in New York niemand, und es wäre auch schlicht falsch. Ein Crash wird meist definiert als ein Kursverlust um mehr als 10 Prozent, und davon war man am Dienstag auch zur schwersten Stunden weit entfernt. An historische Crashs reichen die Dienstagsverluste ohnehin nicht hin. Zur Erinnerung: In 1929 hatten die Blue Chips binnen dreier Tage um fast 25 Prozent nachgegeben, binnen zweier Monate um 40 Prozent. Und 1987 büßte die Wall Street am Schwarzen Montag 22,6 Prozent ihres Wertes ein.

Mit solchen Bewegungen ist zur Zeit nicht zu rechnen, unabhängig von Bewegungen in China und von Rezessions-Warnungen von Alan Greenspan. Vor einer Korrktur aber nimmt sich die Börse in acht. Wer dieser Tage die günstigen Einstiegskurse nutzt und nach den Dienstags-Stürzen Papiere zukauft, der prüft sein Portfolio in den nächsten Tagen minütlich, um im Zweifelsfall rechtzeitig aussteigen zu können.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 05-03-2007 07:14

Die Vola ist wieder da


Quelle: GodmodeTrader - http://www.godmode-trader.de/nachric...a,a573662.html

Starlight 05-03-2007 17:39

Öl: Mal Wegweiser, mal Mitläufer

Der Markt ist keine Einbahnstraße. Das merkt, wer am Montag sowohl Aktien als auch Rohstoffe im Blick hat. Nachdem der Ölpreis monatelang den Handel an der Wall Street bestimmt hat, sieht man nun eine Trendwende: Die schwachen Aktienmärkte geben den Ton an und lassen den Ölpreis fallen.

Die Märkte sind offensichtlich nicht nur von ihren eigenen Angebot- und Nachfrage-Werten abhängig, sondern auch von einander. Einseitig haben Anleger das seit Monaten beobachten können, wenn ein steigender Ölpreis die Aktien gedrückt hat. Teures Öl, ganz klar, belastet die Industrie und den Verbraucher. Letzteren, weil er Öl zum Heizen braucht und Benzin für´s Auto. Die Unternehmen, weil sie Öl für Transport und – je nach Branche – als Rohstoff zur Herstellung von Gütern benötigen.

Teures Öl = schwacher Markt, diese Gleichung ging also lange auf. Bis Öl für einige Wochen näher bei 50 als bei 60 Dollar handelte. Da belastete der Preisverfall die Märkte, denn mit dem Ölpreis fallen die Gewinnmargen der Öl-Konzerne, die mit mehr als 20 Prozent die am schwersten gewichtete Branche im marktbreiten S&P-500-Index stellen. Schwaches Öl drückte deren Aktien, die drückten den Markt.

Am Montag nun sehen Anleger eine unerwartete Verschiebung von Angebot und Nachfrage. Der weltweite Kurssturz, der in den letzten Tagen Aktien in Asien, Europa und Amerika hat fallen lassen, lässt Angst um die Stabilität der globalen Konjunktur aufkommen. Käme es zu einer groß angelegten Korrektur, zu einer Rezession sogar, wie sie Alan Greenspan in der vergangenen Woche nicht ausschließen wollte, würde die Nachfrage nach Öl sinken – darunter leidet der Ölpreis zum Wochenstart.

Weitere Faktoren darf natürlich nicht außer acht lassen, wer auf den Ölpreis spekuliert. Den drücken dieser Tage nicht nur die schwachen Börsen, sondern auch die geopolitischen Krisen in Iran und Irak, die wieder aufflammende Revolte in Nigeria, und technische Indikatoren.

Alles in allem fällt das schwarze Gold zeitweise um 3 Prozent und gibt ein Schul-Beispiel dafür, dass am Markt viele Faktoren gegenseitig beeinflussen, und das ein Austausch in alle Richtungen stattfindet.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 06-03-2007 18:43

Microsoft macht sich lächerlich

„Mama, der Peter lügt“, schreit das Kind. Und: „Papa, die Susi hat was geklaut.“ Man kennt solche Petzereien aus dem Kindergarten – und hört sie zur Zeit immer häufiger an der Wall Street. Microsoft ist die Petze, die mit dem Finger auf andere Unternehmen zeigt, die bessere Produkte haben und erfolgreicher performen.

Angefangen hat das Theater vor ein paar Monaten, als Apple eine neue Werbe-Kampagne ins Fernsehen brachte. Darin tauchen ein dynamischer Mitt-Dreißiger („Hallo, ich bin ein Mac.“) und ein etwas schwerfälliger, sehr bürokratischer Mitt-Vierziger („Hallo, ich bin ein PC.“) auf. Der PC-Mann bleibt mitten im Satz hängen, hat sich an irgendwelchen Viren angesteckt oder muss sich zur Abwehr von Spy-Ware total lächerlich verkleiden.

Jüngst war er sogar auf dem Weg ins Krankenhaus zu einer schweren Operation. Er bekomme „Vista“ eingebaut, klagte der PC über das neue Betriebssystem von Microsoft. Dafür bräuchte er aber Updates und eine neue Soundkarte und neue Chips. „Stimmt alles gar nicht“, schimpfte umgehend Bill Gates. Apple finde es wohl cool, falsche Meldungen zu verbreiten. Die User ließ das kalt, denn: Apple ist cool. Und die Werbung ist lustig. Dass Microsoft gleich so gekränkt reagierte, machte den Konzern aus Seattle einfach lächerlich.

Nichtsdestotrotz hat man sich nun ein neues Opfer vorgeknöpft: Google. In einer Rede vor einer Gruppe von Verlegern klagt Microsofts Rechtsberater Tom Rubin die Suchmaschine wegen deren Copyright-Verletzungen an. Dass Google Bücher komplett ins Internet stelle und auf Suchbegriffe durchkämme, und dass die Google-Tochter YouTube.com neben Heim-Videos auch TV- und Konzertausschnitte verbreite, sei „anmaßend“.

Nun, das mag sein – ist es aber auch schon sehr lange. Der Streit um YouTube.com ist bald ein Jahr alt, mit vielen Content-Anbietern hat das Unternehmen längst Lizenzverträge geschlossen. Zahlreiche Sender präsentieren Programme bewusst auf dem Video-Portal, und seit dieser Woche fahndet sogar das FBI mit Hilfe der Seite nach Schwerverbrechern.

Dass Google Bücher scannt und durchsucht ist noch viel länger bekannt. Und nach einem kurzen Aufschrei in der Branche hat sich der Tumult längst gelegt. Zum einen, weil Google Bücher nicht komplett zur Verfügung stellt, sondern Suchbegriff-orientiert nur abschnittsweise. Zum anderen, weil der Service im vergangenen Jahr allein 3,3 Milliarden Dollar an Anzeigen-Umsatz erwirtschaftet hat, die an Partnerfirmen und Kontent-Provider gehen.

Im Internet machen sich nun zahlreiche Blogger darüber lustig, dass sich mit Microsoft ausgerechnet der Hightech-Monopolist auf die Seite der Ausgebeuteten zu stellen versucht, der seit Jahren als Inbegriff des bösen Konzerns gesehen wird. Dazu kommt, dass Microsoft nichts Neues aufgreift. Mit seiner Kritik an anderen Unternehmen läuft man der öffentlichen Kritik meilenweit hinterher.

Im Kerngeschäft sieht das ähnlich aus, und das wird sich wohl nicht so bald ändern. Zumal die Konkurrenz im er härter wird. Am Dienstag haben sich Microsofts Lieblingsfeinde sogar zusammengeschlossen. Man entwickle zur Zeit „viele interessante Produkte mit Apple“, erklärte Google-CEO Eric Schmidt am Morgen. Mal sehen, was Bill Gates dazu einfällt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 06-03-2007 18:48

Aktienmarkt Amerika

Aktien - wie Phönix aus der Asche?

Von Sam Stovall

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1259209.html

Starlight 08-03-2007 20:33

Die Talfahrt der Aktien ist noch nicht vorbei

Von Mark Arbeter

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...i-1258618.html

Starlight 09-03-2007 20:35

Sommerzeit: Clever oder teuer?

Es wird Sommer in den USA. Trotz eiskalter Temperaturen stellen die Amerikaner am Wochenende ihre Uhren vor und beginnen die Sommerzeit – drei Wochen früher als sonst. Das soll Energie und Geld sparen, doch rechnen Volkswirte und IT-Experten mit einem Computer-Chaos und mit Millionen-Schäden.

Größtes Problem: Als der Kongress vor einem Jahr die Verschiebung der Sommerzeit beschloss, wurden die Computer-Hersteller überrascht. Alle Geräte, die vor 2006 programmiert wurden, rechnen weiterhin damit, dass die Sommerzeit wie üblich Anfang April beginnt. In der Nacht auf Sonntag werden nun Millionen von Amerikanern ihre Wecker und Armbanduhren umstellen, ihre Windows-Systeme takten aber unbekümmert weiter.

Dem Durchschnittsbürger dürfte das nicht viel ausmachen. Wer orientiert sich schon an der kleinen Anzeige in der rechten unteren Bildschirm-Ecke? Doch zahlreiche Konzerne müssen die internen Systeme umstellen, was bei tausenden von Arbeitsplätzen ein zeit- und kostenaufwändiges Unterfangen ist. Fluggesellschaften müssen ihre Start- und Landezeiten für internationale Flüge neu verhandeln und längere Umsteigezeiten in Kauf nehmen.

Und auch an den internationalen Börsen mit ihren global geschalteten Handelsplattformen kündigen sich Probleme an. Zahlreiche Märkte, darunter die New York Stock Exchange, planen für Sonntag einen Testlauf, um einen reibungslosen Handel für Montag und die kommenden zwei Wochen zu garantieren, in denen der Zeitunterschied zu anderen Ländern um eine Stunde wächst. Die Frankfurter Börse, zum Beispiel, handelt statt der üblichen sechs plötzlich sieben Stunden vor der Wall Street.

Und wozu das Ganze? Der Kongress ging bei Verabschiedung des Sommerzeit-Gesetzes davon aus, massiv Energie einsparen zu können. Damit kam man zwar dem Gedanken von Benjamin Franklin nahe, der 1784 erstmals eine Umstellung der Uhren empfahl, um Kerzen zu sparen. Auch im Ersten Weltkrieg wurde die Sommerzeit kurzzeitig eingeführt, um Energie zu sparen, und das selbe Argument führte zur endgültigen Festlegung im Jahre 1973.

Doch wieviel Energie sich heutzutage sparen lässt, ist unter Experten umstritten. Eine aktuelle kalifornische Studie rechnet mit minimalen Einsparungen zwischen 0,2 und 0,5 Prozent. Und Kritiker rechnen gar mit einem Null-Summen-Spiel. Wenn es länger hell sei, bräuchten die Amerikaner zwar weniger Licht, dafür dürften sie mehr außer Haus sein – und zwar im SUV mit hohem Spritverbrauch.

Wenigstens dürften sie bei Helligkeit weniger Unfälle bauen, wie die Versicherungen bemerken. Zudem ist in vielen Fällen wohl die örtliche Mall Ziel der längeren Ausflüge bei Tageslicht. Zumindest der Einzelhandel profitiert also von der früheren Umstellung auf die Sommerzeit.

Was der Rhythmuswechsel letztlich bringt und kostet, wollen Experten in den nächsten Monaten bis ins kleinste Detail festhalten. Nach Ende der Sommerzeit Anfang November werden die errechneten Daten dem Kongress vorgelegt. Der entscheidet dann, ob sich das Experiment gelohnt hat und wann in den nächsten Jahren umgestellt wird.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 12-03-2007 20:19

Halliburton´s Flucht nach Dubai

Mit der katastrophalen Pleite des einstigen Energieriesen Enron hat Houston, Texas, vor sechs Jahren seinen größten Arbeitgeber verloren. Jetzt zieht die Nummer Zwei ab: Halliburton, einer der größten Dienstleitser für die Öl- und Kriegsbranche, verlegt seinen Sitz nach Dubai. Für einige Manager wird es höchste Zeit.

Die jüngste Geschichte von Halliburton ist erstaunlich von vorne bis hinten. Das Unternehmen, das von 1995 bis 1999 vom heutigen amerikanischen Vize-Präsidenten Dick Cheney geführt wurde, hat in den letzten Jahren massiv von seiner Nähe zur Politik in Washington profitiert – und konnte ungestört walten. Es dauerte nicht lange, bis man seine Ausnahmeposition schonungslos ausnutzte und missbrauchte.

Das begann mit dem Einzug der amerikanischen Truppen im Irak. Von Anfang an war Halliburton mit dabei – das Unternehmen war für die Infrastruktur vor Ort verantwortlich, versorgte die Soldaten mit Unterkünften, Essen und Trinken, unterhielt Waschküchen und stellte schusssichere Westen und ähnliche Rüstung zur Verfügung. Dafür wurde Halliburton vom Steuerzahler entlohnt, den man nach allen Regeln der Kunst schröpfte.

Während das Unternehmen den Soldaten nämlich verdorbenes Essen servierte und verunreinigtes Flusswasser aus dem Euphrat anbot, stellte man Washington Fantasie-Rechnungen. Pro Cola-Dose wurden 45 Dollar abgerechnet, pro Wäsche-Sack 100 Dollar. Und mehrfech wurde berichtet, wie Halliburton-Mitarbeiter alte Trucks nach einer Panne am Straßenrand einfach stehen ließen und das Unternehme auf Staatskosten einen neuen anschaffte.

Ähnlich verhielt es sich mi Personalkosten: Hunderte von Arbeitern hatte Halliburton im Irak stationiert, für die es nichts zu tun gab. Sie saßen folglich untätig herum, mussten auf Anweisung aus dem Management aber zwölf Arbeitsstunden täglich abrechnen, für sieben Tage in der Woche.

Eine unabhängige Untersuchung ergab vor zwei Jahren, dass Halliburton mehr als 2,7 Milliarden Dollar in Washington direkt ergaunerte – das entspricht mehr als 10 Prozent des gesamten Auftragswertes von etwa 25 Milliarden Dollar, den Halliburton im Irak hatte. Möglich war das dank der Rückendeckung von Bush, Cheney und Co. Tom Davis, der republikanische Senator aus Virginia und Vorsitzender im Kommittee für Regierungsreformen in Washington, hatte offizielle Anfragen der Demokraten stets abgewiesen.

Die Geschäfte im Irak sind nicht der einzige Grund, warum Halliburton immer wieder in die Schusslinie gerät. Seit Jahren unterhält der Konzern beste Beziehungen in den Iran, mit dem amerikanische Firmen offiziell keine Geschäfte tätigen dürfen. Dass Halliburton ebendies über eine Tochtergesellschaft auf den Cayman Islands tat, machte die regelmäßigen Millionen-Deals legal – wenn auch nicht legitim.

Mit dem Regierungswechsel in Washington wären die nächsten Jahre ungemütlich geworden für Halliburton. Zahlreiche demokratische Politiker haben sich Untersuchungen gegen den Konzern auf die Fahnen geschrieben – dem entgeht man nun durch einen Schritt, der sich nur als Flucht klassifizieren lässt. Flucht vor der Verantwortung und den Folgen. Denn dass illegale Machenschaften auch Top-Manager ins Gefängnis bringen, das hat man beim Nachbarn Enron gesehen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 14-03-2007 18:18

Das Ende des kurzsichtigen Optimismus

Keine Rallye steht auf einem Bein, und auch kein Abwärtstrend. Die amerikanischen Börsen scheinen nach den ersten Kursstürzen vor zwei Wochen nun ihr zweites Bein gefunden zu haben – trotz herber Verluste am Vortag gelingt am Mittwoch kein Rebound. Der Grund: Ein Stimmungswechsel an der Wall Street, wo man plötzlich die wahren Probleme des Marktes erkannt hat.

Seit Monaten nämlich stellen sich die Probleme des Marktes völlig falsch dar. So ist es am Mittwoch recht ironisch, dass gute Konjunkturdaten – geringere Inflation bei den Importpreisen und ein kleineres Defizit als erwartet – die Börse nicht retten können. Wo es doch überwiegend schlechte Konjunkturdaten waren, die die Börse in erstaunliche Höhen haben klettern lassen.

Was ist passiert? – Seit Monaten interpretieren Anleger sämtliche Konjunkturdaten wie es ihnen gefällt. Fern aller Realitäten werden warnende Indikatoren zu Hoffnungsträgern ernannt, denn sie könnten ja die Fed zu einer baldigen Zinssenkung drängen. Das Wirtschaftswachstum ist schwächer als erwartet? Kein Problem, wenigstens fallen dann die Zinsen. Die Inflation ist unerwartet hoch? Macht nix, die Fed wird es schon richten. Der Immobilienmarkt ist schwach, der Einzelhandel auch, die Lagerbestände steigen… wen kümmert´s, die Notenbank soll sich darum kümmern.

Der blinde Fokus auf die weitere Zinspolitik der Notenbank hat Anleger und Analysten in den letzten Monaten zwei Dinge vergessen lassen. Erstens: Die langfristig orientierte Fed hatte nie vor und auch nie signalisiert, auf kurzzeitige konjunkturelle Trends gleich mit einem Richtungswechsel zu reagieren. Und zweitens: Dem Markt nützen niedrigere Zinsen nichts, wenn die Konjunktur lahmt.

„Eine starke Konjunktur auf dem aktuellen Zinsniveau ist mit auf jeden Fall lieber als niedrigere Zinsen bei einer schwachen Konjunktur“, meinte jüngst die New Yorker Parkett-Legende Ted Weisberg von Seaport Securities. Und er hat recht. Sicher, niedrige Zinsen machen es für Unternehmen attraktiver, in neue Stellen und Maschinen zu investieren. Und niedrige Zinsen helfen John und Jane Doe, ihr eigenes Häuschen zu kaufen.

Doch wenn dieses Wachstum kein festeres Fundament hat als niedrige Zinsen, dann ist es nur von kurzer Dauer. Unternehmen müssen ihre neu gebauten Lagerhallen auch füllen können, und Hausbesitzer müssen ihre Hypotheken nicht nur in den nächsten paar Wochen, sondern in den nächsten 15 bis 30 Jahren abzahlen können. Dass immer mehr das nicht schaffen, hat in den letzten Wochen auch der letzte Optimist gemerkt.

Immer mehr Anlegern geht nun ein Licht auf: Die Vorfreude auf fallende Zinsen um jeden Preis war übereilt Sie hat den Aktienmarkt auf ein Niveau getrieben, das der Stärke der amerikanischen Wirtschaft nicht mehr entspricht. Die Börse ist der Wirtschaft davongelaufen, und der Abstand ist sehr groß geworden und unhaltbar.

Da die Wirtschaft nicht plötzlich in den Sprint wechseln kann, muss nun eben die Börse den Rückwärtsgang einlegen. Das passiert dieser Tage, ist aber nicht dramatisch. Selbst wenn Dow und Co. noch ein paar hundert Punkte verdienen, selbst wenn die Blue Chips unter 12 000 oder vielleicht sogar unter 11 000 Punkte fallen, ist das Ende der Welt nicht nahe. Im Gegenteil: Der Aktienmarkt sucht lediglich den Anschluss an das wirtschaftliche Umfeld. Sind Konjunktur und Börse einmal wieder auf gleichem Niveau, steht neuem Wachstum nichts mehr im Weg.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 15-03-2007 20:30

„Rowe“ – die Revolution im Einzelhandel

Der amerikanische Elektronikhändler Best Buy arbeitet an einer Revolution für seine Mitarbeiter. Die sollen künftig – wenn erste Experimente gelingen – kommen und gehen dürfen, wann es ihnen passt. Super-flexible Arbeitszeiten sollen die Produktivität im Laden erhöhen und massiv Kosten senken.

Das Konzept der Kette ist nicht unumstritten. Im Hauptquartier in Minneapolis geht es zwar bereits seit fünf Jahren auf und hat die Produktivität der Angestellten um 35 Prozent erhöht. Doch arbeiten hier Leute an Schreibtischen, die projektbezogen sind und für sich alleine oder im Team Verkaufstrends erforschen oder Bilanzen prüfen. Hier funktioniert „Rowe“, wie man das Projekt betriebsintern nennt. „Rowe“ steht für „Results-only work environment” und dafür, dass es eben nur um Ergebnisse geht – nicht um die dahinter stehenden Details wie Arbeitszeit, Schicht und Mittagspause.

Doch im Laden sieht das anders aus. Wer hier arbeitet, hat direkt mit dem Kunden zu tun – und der kommt wann er will und ohne Vorankündigung. „Angestellte im Laden können nicht zuhause weiterarbeiten und die gleichen Ergebnisse erzielen“, warnt Susan Seitel, Unternehmensberaterin bei Work Life & Human Capital Solutions.

Das weiß man natürlich auch in der Chef-Etage von Best Buy. Doch gibt es vor allem einen Anreiz, das Projekt durchzuziehen und ihm eine Chance zu geben: Wenn „Rowe“ auf Laden-Ebene funktioniert, könnte der Konzern künftig Millionen sparen. Wenn nämlich die Mitarbeiter mit ihren flexiblen Arbeitszeiten zufriedener sind, könnte die Fluktuation in der Belegschaft abnehmen – und die ist teuer.

In großen amerikanischen Läden – bei Wal-Mart und Target, beispielsweise, aber auch bei Best Buy – liegt die Fluktuationsrate in einzelnen Filialen bei fast 100 Prozent. Das heißt: Fast alle Mitarbeiter auf der Verkaufsebene arbeiten nur ein Jahr lang, bevor sie kündigen oder gefeuert werden. Für das Unternehmen sind die Kosten hoch, denn ständig müssen neue Mitarbeiter angeworben und eingearbeitet werden.

Das kostet Best Buy im Schnitt 102 000 Dollar pro Mitarbeiter. Das entspricht etwa 250 Prozent des jeweiligen Gehalts und bietet ein gewaltiges Einspar-Potenzial – an dem auch andere Konzerne interessiert sein dürften.

Bei Best Buy setzt man so sehr auf den Erfolg von „Rowe“, das man eine eigene Abteilung für Personal-Management gegründet hat, die das neue Konzept an andere Unternehmen verkauft. Mit zahlreichen der größten amerikanischen Konzernen sei man bereits im Gespräch, berichtet Abteilungsleiterin Jody Thompson, die an das Projekt ebenso glaubt wie Phyllis Moen von der Uni Minnesota.

Moen hat „Rowe“ akademisch begutachtet und erkannt: Es geht weniger um das völlig freie Kommen und Gehen, sondern um projekt-bezogene Kommunikation. Im Laden liefe das darauf hinaus, dass sich die Mitarbeiter eben absprechen müssen, wer wann für welchen Bereich zuständig sei. Im besten Fall wäre der Service am Kunden zu keinem Zeitpunkt gefährdet, doch die Mitarbeiter hätten mehr Verantwortung und Freiraum.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 19-03-2007 18:55

Ein Gigant im Anflug auf LAX und JFK

Amerika bereitet sich auf hohen Besuch vor: In New York und Los Angeles machen sich am Montagmorgen tausende Schaullustige auf den Weg zum Flughafen. Doch wird kein Staatsgast erwartet und auch kein Hollywood-Star. Nein, man wartet auf ein Flugzeug: den Airbus A380, der zum ersten Mal auf amerikanischem Boden landet.

Die Zahl der Flugzeug-Fans, die den gigantischen Vogel aus Europa am New Yorker Flughafen JFK erwarten, hält sich dabei in Grenzen. Es ist kalt an der Ostküste, und die lange Warterei in den Feldern entlang der Landebahn ist wohl vielen zu beschwerlich. Das wissen auch die örtlichen Zeitungen. Die New York Times meint am Morgen, dass die New Yorker wohl viel zu beschäftigt seien, um dem historischen Ereignis persönlich beizuwohnen. Die Daily News rät, „gegen Mittag einfach an den Himmel“ zu schauen.

In Los Angeles hingegen tummeln sich Stunden vor der Ankunft des A380 schon tausende von Fans am Flughafen LAX. Die Polizei hat mehrere Autobahnen gesperrt und entlang der wichtigsten Straßen Aussichtspunkt eingerichtet. Wer hier steht – manche seit 5 Uhr morgens – feiert nicht nur die wichtigste Flupremiere seit der Concorde, die vor mehr als dreißig Jahren aus Alaska kommend die Stadt der Engel angeflogen hat. Man feiert vielmehr auch ein Ereignis, dass die Zukunft von Los Angeles als Zentrum der kalifornischen Infrastruktur festigt.

Denn die Stadt hat es zuletzt nicht leicht gehabt im innerstaatlichen Konkurrenzkampf mit San Francisco. Deren Flughafen hat in den letzten Jahren den Anteil an trans-pazifischen Flügen erheblich gesteigert und LAX den Status als „Tor nach Asien“ fast streitig gemacht. Dieser Entwicklung schiebt Los Angeles nun endgültig einen Riegel vor: Investitionen von 121 Millionen Dollar machen den Flughafen A380-tauglich und damit fit für die Zukunft. Zu den teuersten Posten gehören der Ausbau der Start- und Landebahnen sowie der Neubau eines Terminals, in dem Passagiere über zwei Brücken parallel ein- und aussteigen können.

Das neue Terminal wird nun von Angestellten von Airbus und der Fluggesellschaft Qantas getestet, die zunächst allerdings nur mit Gepäck üben dürfen. Passagiere kommen am Montagmittag keine an. Während nämlich der in Frankfurt gestartete Flug nach New York 550 Reisende mitbringt, ist der LAX-Flug – ausgehend vom Airbus-Hauptquartier in Toulouse – ein Leerflug. Und er ist überhaupt erst kurzfristig eingeplant worden. Ursprünglich wollte Airbus Kalifornien nämlich zunächst auslassen, weil die Bauarbeiten am Flughafen von Los Angeles nicht im gewünschten Tempo vorangegangen waren.

Proteste des LAX-Managements haben indes gefruchtet, der A380 wird gegen Mittag erwartet – zur Freude der Fans. Unter denen sind am frühen Montagmorgen Chris Lucak und Dave Glaubach. „Wir wollen sehen, wie groß dieses Alu-Teil wirklich ist“, wird Glaubach in der Online-Ausgabe der Los Angeles Times zitiert. Er kennt sich aus mit Flugzeugen, schließlich hat der Frührentner jahrelang bei Boeing gearbeitet. Ebenso übrigens wie heute noch sein Kumpel Chris, der sich für die Ankuft des Airbus einen Tag frei genommen hat.

Neidisch ist er übrigens nicht, weil der Konkurrent aus Europa heute seinen großen Tag hat. Im Gegenteil: Ein echter Flug-Fanatiker sieht die historische Bedeutung des Ereignisses. „Ich war 1974 hier, als das schnellste Flugzeug der Welt kam“, erinnert er sich an die Concorde, „jetzt will ich das größte Flugzeug der Welt begrüßen.“

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-03-2007 20:07

Ein Horror-Trip nach Detroit

In jungen Jahren mag George W. Bush kaum gereist sein. Heute holt er vieles nach und tourt durch In- und Ausland. Wo immer Kameras zugegen sind, winkt Bush gerne. Doch am Dienstag stand ein Ausflug auf dem Programm, auf den der US-Präsident gerne verzichtet hätte. Es ging nach Detroit, zur kränkelnden Automobil-Industrie.

Um es vorweg zu nehmen. Die Beziehungen zwischen Detroit und Washington sind angespannt. Galt die Automobil-Branche einst als Rückgrad der Industrie-Nation USA, so ist sie lägst deren Sorgenkind geworden. Die beiden größten Firmen – General Motors und Ford – blicken seit Jahren auf fallende Absatzzahlen und versuchen mit Milliarden-Restrukturierungen, eine Pleite zu verhindern. Und Chrysler konnten nicht einmal die Kollegen aus Deutschland helfen: Zur Zeit scheinen sich nur noch die „Heuschrecken“ für das Industrie-Wrack zu interessieren.

Die Industrie hat sich diese Krise selbst zuzuschreiben. Viel zu lange haben die Unternehmen in kurzsichtiger Profitgier Autos gebaut, die zwar hohe Gewinnmargen bringen sollten, die aber wegen eines hohen Spritverbrauchs oder sonstiger Mäkel beim Kunden nicht ewig ankommen konnten. Teure, aber notwendige Investitionen in neue Technologien wurden verschoben, bis die asiatischen Hersteller den Markt unter sich aufteilten.

Die Regierung in Washington ermöglichte die Krise, wohlgemerkt. Unter dem Druck der Lobby verschoben die Politiker immer wieder Reformen, die den Spritverbrauch bei Neuwagen gedrosselt hätten. Dass es einmal – wegen steigender Ölkosten – der Verbraucher sein könnte, der Benzin sparen will, merkte man zu spät.

Seither machen sich alle möglichen Branchen-Kritiker darüber lustig, dass Detroit den Trend verschlafen hat. Allein, George W. Bush hat am wenigsten das Recht, den Unternehmen den schwarzen Peter zuzuschieben, denn er hat das Spiel ja mitgespielt. Nicht nur auf Druck der Lobby, sondern auch im Interesse der Öl-Industrie, der am hohen Spritverbauch natürlich auch gelegen ist.

Allein, Bush hat sich dennoch über Detroit lustig gemacht. Die amerikanischen Hersteller sollten einfach „Produkte auf den Markt bringen, die relevant sind“, frotzelte er jüngst – und vergrätzte die Manager bei GM, Ford und DaimlerChrysler. Dass er zudem geplante Treffen mit den Branchenführern immer wieder platzen ließ, machte die Stimmung noch eisiger, und der aktuelle Besuch in Detroit war nun einer dieser Trips, auf denen Bush nichts mehr richtig machen konnte.

Den Unternehmen musste er in bezug auf finanzielle Unterstützung durch die Regierung eine Absage erteilen – eine solche nämlich würde der Steuerzahler nie verzeihen. Damit nicht genug: Bush will die Effizienz amerikanischer Motoren künftig doch erhöhen. Um 4 Prozent jährlich soll der Verbrauch sinken, bis er im Jahr 2017 bei 6,9 Litern pro 100 Kilometer angekommen ist.

Die Branche hält dieses Ziel für unrealistisch und klagt, Bush würde die Firmen „treten, wenn sie am Boden liegen“. Doch das Schlimmste für den Präsidenten dürfte sein, dass er sich bei allen Bemühungen, endlich einmal die Effizienz der Autos zu verbessern, nicht einmal dem Dank der Umweltschützer und Energiesparer sicher sein kann – denn für die kommt dieses Engagement mindestens sechs Jahre zu spät und ist zu gering.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 21-03-2007 20:20

Die Notenbank im Zwiespalt

Die amerikanische Notenbank hat am Mittwochmittag den Leitzins unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Die Wall Street hatte das weitgehend erwartet. Viel wichtiger ist Anlegern hingegen, wohin die weitere Reise gehen wird. Denn sowohl für eine Zinsanhebung als auch für eine Zinssenkung gäbe es Gründe.

Damit findet sich die Notenbank in einer historisch außergewöhnlichen Situation, wie noch kurz vor der Fed-Entscheidung Robert McTeer, der frühere Vertreter der Notenbank von Dallas im Offenmarktausschuss, bestätigte. „Normalerweise überlegt die Fed, ob man die Zinsen senken soll oder nicht. Oder man überlegt, ob man die Zinsen anheben soll oder nicht. Es ist nicht normal, dass überlegt wird, ob man die Zinsen anheben oder senken soll.“

Doch genau in diesem Konflikt sieht sich das Gremium. Denn die amerikanische Wirtschaft steckt genau zwischen den beiden Extremen, die die Notenbank verhindern soll: Schwaches Wirtschaftwachstum und Inflation.

In zahlreichen konjunkturellen Bereichen gab es zuletzt fast nur schlechte Nachrichten. Das Bruttoinlandsprodukt ist im vierten Quartal deutlich schwächer ausgefallen als zunächst erwartet, und auch für das laufende erste Quartal sind die Prognosen für das Wirtschaftswachstum nach unten revidiert worden. Keine allzu riskante Wette, denn es hakt an allen Ecken und Enden.

Da wäre zum einen der Immobilienmarkt, der zuletzt fast täglich für negative Schlagzeilen gesorgt hatte. Dank niedriger Zinsen in den letzten Jahren haben die Amerikaner so viel gebaut wie nie zuvor, was mittlerweile zwei Probleme mit sich bringt. Zum einen haben sich viele Käufer mit ihren Krediten übernommen, sind mit flexiblen Raten ein Risiko eingegangen und können nun – bei steigenden Zinsen – ihre Hypotheken nicht mehr bedienen.

Zum anderen sind bei großem Angebot und langsam stagnierender Nachfrage die Häuserpreise gefallen, so dass die Hausbesitzer weder refinanzieren noch die Banken ihre Kredite zwangsvollsrecken können. Dieser Zwiespalt hat zur jüngsten Hypothekenkrise geführt, der bereits etwa 20 Anbieter von Risiko-Krediten zum Opfer gefallen sind. Viele der insolventen Leiher haben ihre eigenen Kreditgeber in Schwierigkeiten gebracht, so dass die gesamte Finanzbranche unter dem Platzen der Immobilienblase leidet.

Nicht viel besser geht es dem Verbraucher. Der kratzt seine letzten Reserven für die Hypothek zusammen und spart daher an anderen Gütern, was den Einzelhandel belastet. Was die Situation verschlimmert: Seit Monaten steigen die Energie- und Lebensmittelpreise und sorgen für schleichende Inflation. Während sich in den vergangenen Monaten die Kernrate – die Inflation ohne Energie- und Lebensmittel – meist im von der Fed angestrebten Rahmen bewegt hat, liegen die wahren Zahlen, mit denen der amerikanische Durchschnittsbürger zu kämpfen hat, deutlich über den historischen Werten.

Damit scheint die Fed in nächster Zeit die Möglichkeit einer Zinssenkung nicht zu haben, und im aktuellen Statement drückt man das am Mittwochmittag klarer aus als je zuvor. Die größere Bedrohung für das konjunkturelle Gleichgewicht sieht man zur Zeit „in der Gefahr, dass sich die Inflation nicht beruhigt“, heißt es. Das spricht eher für eine Zinsanhebung in den nächsten Monaten als für eine Zinssenkung.

Doch wäre Ben Bernanke kein würdiger Nachfolger von Alan Greenspan, würde er sich in bezug auf die weitere Richtung der Zins-Politik nicht geschickt aus der Affäre ziehen. „Die weiteren Zinsschritte hängen von der Entwicklung des Ausblicks sowohl fpr Inflation als auch Wirtschaftswachstum ab und damit von künftigen Konjunkturdaten“, schließt das Komittee – und lässt den Markt damit weitgehend wo er war: im Unklaren.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 22-03-2007 17:53

Toyotas langer Weg ins „Heartland“

Es gibt da eine Firma, die 13 Fabriken in Amerika unterhalte, tönt es in der Fernseh-Werbung. Eine Firma, die tausende Amerikaner einstelle, um Autos zu bauen. Im Hintergrund ziehen Bilder der weiten Prärie, und mittendurch fährt der Wagen, der mit seiner amerikanischen Geschichte patriotische Kunden gewinnen will – es ist ein Toyota.

Die Japaner haben die letzte Stufe ihrer Marktpositionierung in Amerika begonnen. Man hat zunächst dank besserer Produkte die Kunden an Ost- und Westküste für sich gewonnen und dann dank besserer Technologien und Infrastruktur die US-Konkurrenten auch in bezug auf die Gewinnmargen abgehängt. Jetzt geht es ans Eingemachte: Toyota will im Herzen Amerikas Freunde finden. Im Mittleren Westen und in Texas, wo in jedem Garten die „Stars and Stripes“ wehen, wo man zum Rodeo geht und bis heute einen Wagen aus Detroit kauft, weil der eben amerikanisch ist.

Aktuelle Marktstudien zeigen, dass Toyotas Weg ins „Heartland“ nicht leicht sein wird. Während das Unternehmen US-weit einen Marktanteil von 17 Prozent hat, sind es in diesem Teil des Landes zwischen 5 und 10 Prozent.

Das zu ändern versucht man auf zwei Arten: Zum einen mit dem passenden Produkt. Mit dem Tundra hat Toyota den ersten großen Pickup-Truck auf den Markt gebracht. Trucks waren bislang die Domäne der „großen Drei“, also von GM, Ford und – durch die Dodge-Marke – von Chrysler.

Mit dem Tundra hat nun auch der Farmer in Ohio einen maßgeschneiderten Toyota – wenn er ihn denn will. Dazu braucht das Unternehmen einen Image-Wandel: Toyota will amerikanisch werden. Der Tundra wird in San Antonio im Bundesstaat Texas gefertigt. Und dort, wie auch an anderen Orten in den ganzen Vereinigten Staaten, engagiert sich der Konzern zunehmend außerhalb der Werksgelände:

Ganz amerikanisch gibt man bereits mehr als 5 Millionen Dollar pro Jahr für Lobbyisten aus. Davon abgesehen fließt Geld aber auch in die Kommunen. Toyota wirbt bei Angel-Wettbewerben und auf dem Viehmarkt. Man finanziert Lese- und Schreib-Programme für Legastheniker. Lokale Krankenhäuser unterstützt man nicht nur mit Spenden, sondern mit Fortbildungen, in denen Manager effizienteres Wirtschaften lernen. Sogar auf die direkte Konkurrenz geht man zu: Toyota hat Ford angeboten, technisches Know-How zu teilen. „Toyota bürgert sich immer mehr ein“, lobt Jim San Filippo, ein Analyst bei den Unternehmensberatern von Automotive Marketing Consultants.

Auf dem Weg zur Nummer Eins der Auto-Branche ist das dringend notwendig. Denn zur Zeit hat Toyota noch gehörig Angst vor der Spitzenposition. CEO Katsuaki Watanabe gab das jüngst in einem Interview mit der Business Week unumwunden zu. Mit dem Erfolg käme man nämlich auch immer mehr ins Rampenlicht, werde immer kritischer beäugt. Bis das stattfindet, will das Unternehmen sich möglichst eingebürgert haben.

Als Maßstab dürften Leute wie Mike Foster gelten. Der Bauarbeiter aus Texas hat fast 200 000 Meilen auf seinem Ford Pickup und sagt voller Stolz: „Ich habe noch nie einen japanischen Wagen gekauft.“ Er weiß wohl, dass Toyota längst in den USA fertigt und damit ebenso wie GM und Ford auch amerikanische Jobs sichert – „doch das Geld fließt zurück nach Japan.“ Es dürfte noch viel Wind über die Prärie wehen, bis Foster Toyota nicht mehr als Fremdling ansehen wird – doch erst dann ist das Unternehmen an der Spitze der US-Autobranche angekommen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc


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