Aktienbörsen haben den Härtetest bestanden
Von Mark Arbeter, S&P ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1234055.html |
Der größte Sprung der Heuschrecke
Eine Woche lang wurde darüber spekuliert, jetzt ist es amtlich: Die Blackstone Group, der größte amerikanische Privatinvestor, geht an die Börse. In den Unterlagen der Börsenaufsicht SEC wird der Marktwert auf 40 Milliarden Dollar geschätzt, ein IPO soll 4 Milliarden Dollar einbringen. Dass die Blackstone Group überhaupt an die Börse geht, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Immerhin ist das Unternehmen darauf spezialisiert, börsennotierte Unternehmen zu privatisieren und entweder zu restrukturieren oder anderweitig mit Gewinn zu verkaufen. Blackstone ist die größte „Heuschrecke“, wie Franz Müntefering die Investoren einst nannte. Wie groß, wie schwer, all das wusste man bisher nicht genau.Doch aus den ersten öffentlichen Unterlagen gehen einige Details hervor, die die Wall Street aufhorchen lassen. Danach haben die 770 Mitarbeiter von Blackstone im vergangenen Jahr einen Gewinn von 2,3 Milliarden Dollar erwirtschaftet – der Gewinn pro Kopf ist damit fast neun Mal so hoch wie bei Goldman Sachs, dem erfolgreichsten Finanzriesen der Wall Street. Für die 770 Mitarbeiter wird sich bei einem IPO vor allem eines ändern, worüber auf dem Parkett heftig diskutiert wird: Wessen Interesse ist bei künftigen Deals höher zu bewerten? Das der Investoren, die einzelne Deals finanzieren, oder das der eigenen Aktionäre, die Blackstone-Papiere gezeichnet haben. Im Management reflektiert sich diese Spaltung in verschiedenen Deals im Übergang von der privaten zur öffentlichen Firma: So soll Blackstone-Chef Stephen Schwarzman seine aktuellen Anteile in Optionen umwandeln, die über vier Jahre reifen. Er bekommt ein Gehalt von 350 000 Dollar gezahlt, dazu Performance-Beteiligungen an den Investitionen der Gruppe. Die übrigen Partner werden direkt mit Aktien an der Blackstone Group vergütet und werden an den Investitionen der Firma beteiligt. Eine Analysten an der Wall Street fühlen sich an das Modell von Berkshire Hathaway erinnert. Die Finanz- und Investmentholding von Warren Buffet ist seit Jahrzehnten an der NYSE notiert – und dort mit einem Kurs von mehr als 10 000 Dollar pro Aktie das mit weitem Abstand teuerste Papier. Ob Blackstone eine ähnliche Kursentwicklung bevorsteht, bezweifeln einige Kritiker. Das Time-Magazin sieht das IPO beispielsweise viel zu spät. Auf dem Höhepunkt des Aktienmarktes könne zwar Blackstone viel Geld machen, der Anleger aber langfristig nicht mehr. „Das ist als würden Sie gegen Ende der zweiten Halbzeit noch Karten zum vollen Preis verkaufen“, mahnt Time – die Rallye der letzten Monate sei ja einem Ende nahe. Die Privatinvestoren hingegen scheinen ihre Liebe zur Börse gerade erst entdeckt zu haben. Während das IPO von Blackstone unter anderem von Morgan Stanley und Citigroup unterschrieben ist, fehlen einige namhafte Banken. Auffallend ist die Abwesenheit von Goldman Sachs, aber auch der UBS und J.P. Morgan. Die dürften, so spekuliert ein New Yorker Beobachter, bereits am nächsten Börsengang arbeiten, möglicherweise für Kohlberg Kravis Roberts, die Nummer Zwei der Branche. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Der Einstieg – er ist nicht so wichtig wie Sie glauben
von Van K. Tharp, Ph.D. Tom Basso (der in New Market Wizards erwähnt wird) und ich hielten vor einiger Zeit einen Systemworkshop ab, hoben aber dennoch die Wichtigkeit von Psychologie, Exits und Positionsgrößen besonders hervor. Aufgrund dieses Umstands fragte ein Teilnehmer des Workshops, „bedeutet das, dass man auch Profite machen kann, wenn der Einstieg zufällig erfolgt?“ Tom erwiderte, dass er sich darüber zwar noch keine Gedanken gemacht hatte, aber zu Hause seine Exits und seine Positionsgrößenbestimmung unter einem zufälligen Einstiegssystem testen würde. Und wie sich herausstellen sollte, war es tatsächlich erfolgreich. Da ich von dieser Idee sehr angetan war, beschloss ich ebenfalls einen Beweis anzutreten. Ich entwickelte daraufhin ein System, dass 10 Rohstoffe über einen 10-Jahres-Periode tradete. Alle 10 Positionen waren permanent im Markt. Das heißt, dass sobald eine Position glattgestellt wurde, unmittelbar eine neue Position im selben Basiswert aufgebaut wurde. Die Entscheidung, in welche Richtung die neue Position eingegangen wurde, traf ich per Münzwurf. Ich inkludierte auch 100 $ für Slippage und Kommissionen für jeden einzelnen Trade. Ich musste also enorme Kosten tragen, und zusätzlich mit einem zufälligen Einstieg arbeiten. Wenn Sie sich mit der Idee des zufälligen Einstiegs auseinandersetzten, werden Sie bemerken, dass Sie eigentlich jeden Vorteil aufgeben, den Ihr persönliches System aufweist. Die einzig mögliche Alternative um Geld zu verdienen, lag nun also darin, ab und zu von einem starken Trend zu profitieren, und sicherzustellen, dass die Verluste nicht zu groß werden, sowie angemessene Positionsgrößenbestimmung durchzuführen. Die exakten Details der zufälligen Einstiegsstudie hebe ich mir für die nächsten Tipps auf (wenn wir über Exits und Positionsgrößenbestimmung reden werden). Alles was Sie jetzt wissen müssen ist, dass meine Resultate sich mit denen von Tom Basso deckten. Die Methode hat konstant Geld verdient. Es war zwar kein Vermögen, und man musste wirklich schlimme Phasen des Drawdowns durchleben. Aber insgesamt verdiente das System über diese 10-jährige Periode Geld. Warum machen Anleger also so viel Wind um den Einstieg? Die Menschen haben eine Gehirnwäsche hinter sich, die ihnen vormacht, dass Investment- bzw. Tradingerfolg von der Wahl der richtigen Aktie abhängt. Das tut er jedoch nicht! Lassen Sie mich über meine allererste Aktie erzählen, die ich im Alter von 16 Jahren gekauft habe. Ich fand die Aktie, die das höchste Gewinnwachstum entsprechend dem Jahresrückblick von 1961 im Fortune Magazine aufwies. Darüber hinaus waren auch noch weitere Nachforschungen in diese Entscheidung inkludiert, jedoch kein genau definierter Einstieg. Irgendwann kaufte ich dann 100 Aktien für insgesamt 800 $. Hier lag mein Einstieg. Danach beobachtete ich, wie die Aktie auf 20 $ stieg, jedoch schnell wieder auf den alten Preislevel zurückfiel. Schlussendlich fiel die Aktie dann auf einen Wert von 0, und ich bin mir sicher, dass viele von Ihnen schon einmal dieselbe Erfahrung gemacht haben. Sie könnten jetzt natürlich behaupten, dass ich die falsche Aktie gekauft hatte. Ich hätte ja auch Microsoft und Berkshire Hathaway kaufen, und mit meinen 800 $ ein Vermögen machen können. Doch für jede dieser erfolgreichen Aktien gibt es 1000 Aktien, die ganz einfach verschwinden – inklusive vieler Fortune 500 Aktien. Was ich aber tatsächlich machte, war alle wichtigen Regeln ignorieren, die ich nun all meinen Schülern beibringe, weil ich ganz einfach davon überzeugt war, dass die richtige Aktie ausgewählt zu haben, schon ausreichend war um Erfolg zu haben. Ich hätte ganz einfach einen 25 % Trailingstopp verwenden können. In diesem Fall wäre mein maximales ursprüngliches Risiko bei 200 $ (einem 25 % Einbruch) gelegen. Als die Aktie auf 20 $ gestiegen war, hätte mich der Trailingstopp bei 15 $ verkaufen lassen. Ich hätte insgesamt 700 $ verdient, also einen Gewinn von 3,5 R realisiert. Ich habe also nicht die falsche Aktie gewählt, sondern ganz einfach nicht die Regeln gekannt, um Geld zu verdienen. Lassen Sie mich diese Aussage noch einmal wiederholen. Erfolg hängt nicht von der Wahl der richtigen Aktie ab. Von den ursprünglichen 30 Dow Jones Industrial Aktien, ist lediglich eine einzige übrig geblieben, und zwar General Electric. Die meisten wurden aus dem Index geschmissen, gingen Pleite, oder wurden von einer anderen Firma geschluckt. Und genau dies passiert mit den meisten Unternehmen. Die richtige Aktie zu wählen, und diese bis zum eigenen Tod zu halten, ist nicht die magische Formel zum Erfolg. Dennoch scheinen heute sehr viele Anleger diese Tendenz aufzuweisen. Sie versuchen die richtige Aktie zu finden, und suchen nach dem perfekten Einstieg. Für diejenigen von Ihnen, die ebenfalls diese Tendenz aufweisen, möchte ich Kapitel 9 meines überarbeiteten Buchs „Trade your way to financial freedom“ nahe legen, wo Sie alles über den Einstieg nachlesen können. Hier bespreche ich Channel Breakouts, gleitende Durchschnitte, Mustererkennung, Vorhersagen, Volatilitätsausbrüche, Oszillatoren und so weiter, weil es im Laufe der Jahre so viele verschiedene Einstiegssignale geschafft haben, sich zu etablieren. Der Schlüssel liegt darin zu erkennen, dass der Einstieg nicht der wichtigste Teil Ihres Tradings ist, denn das ist er nicht. Wie wir bewiesen haben, ist es sogar möglich Geld zu verdienen, wenn der Einstieg vollkommen vom Zufall abhängt. TJ-Fazit: Money Management, Positiongrößenbestimmung und die Wahl des Exits können genügen, um mit einem Tradingsystem Geld zu verdienen. Der Einstieg ist nicht unmittelbar für den Erfolg eines Trades verantwortlich. Das Planen eines Trades, und Umsetzten dieses Plans ist unabdingbar, wenn man langfristig erfolg haben will. Quelle des Artikels: www.traders-journal.de / GodmodeTrader |
Aktien: das billige Dutzend
Von Michael Kaye ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...d-1279480.html |
US-Touristenbranche sorgt sich um Einwanderungs-Schikanen
Es wird Frühling in New York, und mit den Kirschblüten im Central Park erwacht eine Industrie aus dem Winterschlaf: die Tourismus-Branche. In den nächsten Monaten werden Millionen Menschen kamera-behängt in der Weltstadt am Hudson, bei den Niagara-Fällen, im Grand Canyon und in L.A. einfallen – hoffentlich. Denn die Zeiten sind vorbei, in denen der Zustrom internationaler Touristen in den USA stetig zunahm. Von einem dramatischen Einbruch unmittelbar nach den Terror-Attacken auf das World Trade Center hat sich die Branche zwar weitgehend erholt. Im vergangenen Jahr wurden US-weit 51,1 Millionen Touristen gezählt und damit etwa so viele wie im Rekord-Jahr 2000. Doch von den einst vom Handelsministerium prognostizierten 60 Millionen ist man weit entfernt. Darum sorgt sich die „Discover America Partnership“, ein Branchenverband, in dem sich Vertreter zahlreicher Touri-orientierten Unternehmen zur gemeinsamen Lobby-Arbeit zusammengeschlossen haben. Im Gremium sitzen die CEO von Hotelketten und Casinos, von Freizeitparks, Messezentren und Mietwagen-Firmen. Sie alle haben ein Ziel vor Augen: Jedes Jahr mehr internationale Touristen ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu locken. Doch das wird immer schwieriger. Dabei ist es gar nicht einmal das politische Umfeld, dass die USA in den letzten Jahren für Besucher unattraktiver gemacht hätte. Republikanische Hardliner hin, Irakkrieg her, Touristen können laut einer groß angelegten Studie über solche Probleme hinwegsehen. Auch eine etwaige Terror-Gefahr nehmen die Besucher in Kauf – was sie abschreckt, ist vielmehr der Terror-Schutz. Der hat nämlich dazu geführt, dass die Einreise am New Yorker und an anderen Flughäfen in den letzten Jahren zu einem wahren Albtraum geworden ist. 39 Prozent der befragten internationalen Touristen erklären, die Einreise in die USA ist die schwierigste überhaupt – angefangen von der Beschaffung des Visums bis hin zu langen Schlangen und unfreundlichen Beamten am Einreise-Schalter. 66 Prozent der Touristen haben Angst, schon wegen eines klitzekleinen Fehlers auf einem Dokument stundenlang festgehalten oder gar zurückgeschickt zu werden. Nur magere 12 Prozent der Touristen – befragt wurden Reisende aus 16 Ländern von China und Russland über Deutschland und Frankreich bis hin zu Argentinien und Kolumbien – halten den Einreise-Service in die USA für „einladend und freundlich“. Doppelt so viele sprechen sich für die Einreise in ein europäisches Land aus. Entsprechend hat sich das Reiseverhalten angepasst: Die Zahl britischer Touristen in den USA ist in den letzten sechs Jahren von 4,7 aus 4,2 Millionen gefallen. Aus Japan kamen einst 5 Millionen und heute nur noch 37 Millionen, unter den Franzosen zieht es jährlich 790 000 in die Vereinigten Staaten, wohin einst 1 Million reisten. Für einen kleinen Ausgleich sorgen steigende Touristenzahlen aus China, Indien, Südkorea und Mexiko – doch macht eben diese Verschiebung der Branche Sorgen. Denn Besucher aus den genannten Ländern geben weniger Geld aus als Europäer und Japaner. Entsprechend fordert man nun Maßnahmen, den Trend umzukehren. Der Branchenverband denkt an ein Programm für „registrierte Reisende“, die am Flughafen schneller abgewickelt werden könnten. Oder an eine Visum-Bearbeitung von unter dreißig Tagen für Touristen. „Wir wollen auf keinen Fall die Sicherheit mindern“, meint Verbandssprecher Geoff Freeman. „Wir können und müssen aber effizienter arbeiten.“ Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Das 100-Dollar-Rätsel von Hormuz
Viele Jahre lang hat Steve Jordan gebohrt und gebuddelt – ohne Erfolg. Seine Kinder nannten ihn „Trocken-Steve“, weil aus seinen vermeintlichen Quellen nie Öl sprudeln wollte. Jetzt hat sich das Schicksal gewendet: Jordan ist auf Öl gestoßen, und zwar ausgerechnet in seinem eigenen Hinterhof. Jordans Geschichte ist eine schöne Erfolgs-Story, die durch die amerikanischen Medien geistert und die immer gerne gelesen wird. Allein an den Rohstoffbörsen interessiert der Fund niemanden. Die 20 Fass, die jeden Tag aus der Quelle in Lake Charles im Bundesstaat Louisianna sprudeln, lassen kaum hoffen, dass die USA irgendwann einmal von Öl-Importen unabhängig sein könnten. Im Gegenteil: Die Öl-Importe der Vereinigten Staaten steigen, und deshalb spielt auch der Ölpreis eine immer größere Rolle an den Finanzmärkten. In dieser Woche zeigt sich das wieder auf besonders dramatische Weise. Rohstoff-Experten schauen in den Iran, wo sich das Geisel-Drama um 15 britische Marine-Soldaten nicht entschärft. Der Iran hat die angekündigte Freilassung der einzigen weiblichen Geisel zurückgezogen, und dass die USA einen dritten Flugzeugträger in die Region schickt, sorgt sicherlich auch nicht für Entspannung. Zwar glaubt man weder in Washington noch an den Börsen in New York an einen bevorstehenden bewaffneten Konflikt. Doch gibt es bereits Rechenmodelle für den Ölpreis, die einen solchen Fall berücksichtigen. Sie schockieren Wirtschaft und Verbraucher, denn sie deuten auf einen Ölpreis von über 100 Dollar pro Fass. Hinter einem solchen extremen Preisanstieg steht wohlgemerkt nicht allein der Iran. Vielmehr hätte ein Konflikt möglicherweise Auswirkungen auf die Straße von Hormuz, jene einzige schiffbare Verbindung des Persischen Golfs zum Indischen Ozean. Durch diese stellenweise nur 50 Kilometer breite Wasserstraße gehen 20 Prozent der globalen Öl-Lieferungen, darunter die gesamte Produktion von Iran, Irak, Kuwait und Saudi-Arabien. Wie wichtig Details zum Transport der Rohstoffes sind, spürt der stets von Angebot und Nachfrage dominierte Markt immer wieder. Vor drei Wochen war eine Wasserstraße in Texas wegen Nebels nicht passierbar. Zahlreiche Tanker blieben kurz vor dem Hafen stecken. Die Rohstoff-Importe brachen für einige Tage massiv ein, die Preise schnellten hoch. Dass die Straße von Hormuz in absehbarer Zeit unpassierbar würde – etwa wegen eines Krieges – halten Experten wohlgemerkt für äußerst unwahrscheinlich. Dem Iran selbst ist nicht daran gelegen, den Öl-Export zu minden, denn man braucht das Geld. Und angesichts eines überwältigenden Militär-Aufgebots im Persischen Golf dürfte es die Regierung wohl auch nicht auf eine Eskalation der Geisel-Krise anlegen. Vielmehr scheint der Staat einfach wieder die Muskeln spielen zu lassen. Mit einem Ergebnis: Wahr genommen und ernst genommen wird man auf jeden Fall. Bei einem aktuellen Preis von rund 65 Dollar pro Fass sehen zahlreiche Öl-Insider, darunter der milliardenschwerde Öl-Investor Boone Pickens, das schwarze Gold in nächster Zeit eher um 10 Dollar zulegen als abnehmen. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Inflation im Getreide-Feld
In einer Flut von Konjunkturzahlen kommt der wichtigste Datensatz am Freitag aus der Landwirtschaft. In der Vergangenheit mag die Prognose für Anbaufläche und Ertrag außerhalb des Getreidegürtels kaum interessiert haben. Doch seit Ethanol die Perspektiven der Branche verändert hat, ist Mais ein hektisch gehandelter Rohstoff. Wieviel Volatilität in Getreide-Futures steckt, zeigt sich dann auch am Freitag: Die Mais-Futures brechen um mehr als 5 Prozent ein und finden bei 3,74 Dollar pro Büschel den niedrigsten Stand seit Jahresbeginn. Noch vor einem Monat hatte das Büschel bei 4,50 Dollar notiert, doch dann gab es erste Schätzungen über die Anbaufläche in diesem Jahr. Die offiziellen Zahlen lassen nun auf eine Rekord-Ernte schließen. Die amerikanischen Bauern bauen in diesem Jahr Mais auf mehr als 36 Millionen Hektar Ackerland an. Das ist ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr und die größte Fläche seit dem Zweiten Weltkrieg. Hinter dem plötzlichen Getreide-Boom stehen die erhöhte Nachfrage nach Ethanol und die Tatsache, dass Mais für den Ethanol-Anbau von der Regierung suventioniert wird. In Illinois, North Dakota und Minnesota rechnen Bauern für 2007 mit der größten Mais-Ernte aller Zeiten, in Louisianna wird mit fast 300 000 Hektar mehr als doppelt soviel Mais gesät wie im Vorjahr. Das geht auf Kosten anderer Produkte. So wird die Ernte von Sojabohnen, Baumwolle und Reis im laufenden Jahr deutlich unter den Vorjahreswerten ausfallen. Bei Weizen ist die Anbaufläche etwa gleich geblieben. Diese Verschiebung hat Folgen auch außerhalb der Landwirtschaft. Während die Bauern von hohen Mais-Preisen profitieren – noch vor einem Jahr war alles über 2,30 Dollar pro Büschel gern gesehen –, belastet der Trend den Verbraucher. Der zahlt mehr denn je für Brot und Bier, für Reis und Nudeln. Die Preissteigerungen im Lebensmittelsektor waren zuletzt so hoch, dass immer weniger Analysten an der Wall Street zur Betrachtung der Verbraucherpreise die Kernrate heranziehen. Die schließt Energie und Lebensmittel aus und stellt damit die wahre Inflation nicht mehr dar. Viele Landwirte haben mit Mais jedoch den Jackpot geknackt. Jedenfalls, wenn nicht noch mehr Kollegen auf den Ethanol-Zug aufspringen. Denn zuviel Mais führt – wie sich im Freitagshandel zeigt – zu fallenden Preisen. Zudem stehen viele Landwirte angesichts der größeren Anbaufläche vor ungeahnten Risiken. Viele müssen in größere Maschinen investieren und brauchen mehr Dünger, dessen Preis sich wiederum in den letzten Jahren verdoppelt hat. Auch die Ernte-Versicherung ist teurer geworden. Mais-Bauern zahlen in diesem Jahr etwa 45 Dollar statt der bisherigen 30 Dollar pro angebautem Hektar. Es ist dabei jedem Bauern selbst überlassen, wieviel Fläche er versichert: Zu viel schneidet in die Margen, zu wenig kann bei einem nassen Frühling oder einer Dürre im Sommer zu hohen Einbußen führen. Gegen ein Risiko haben sich viele Bauern mittlerweile auf eigene Faust versichert: gegen fallende Mais-Preise. In vielen Staaten stehen die Landwirte zumindest als Anteilseigner hinter den Ethanol-Raffinerien. Denen ist an niedrigen Preisen gelegen. „Ethanol ist das perfekte Hedge-Geschäft“, wird Farmer Dave Nelson aus Iowa im Wall Street Journal zitiert. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Keiner beißt Apple
Im Hauptquartier von Apple muss es langsam wie ein running-gag klingen: Alle paar Tage kommt irgendein Konkurrent daher und kündigt großspurig an, gegen den iPod ins Feld ziehen zu wollen. Geschafft hat das bisher keiner, und entsprechend schlägt die Aktie auf solche Ankündigungen gar nicht mehr aus. Am Ostermontag sind es Yahoo, SanDisk und der Hitech-Startup Zing, die gemeinsam an einem Anti-iPod arbeiten wollen. Ihr Projekt heißt Sansa Connect und hat laut ersten Ankündigungen einige Features, die ganz erfolgsversprechend klingen. Das 4GB-Modell soll direkt per USB-Port an den Computer andocken – was allerdings auch die kleinen iPod-Modelle können –, und dank eines WiFi-Chips soll es sich sogar Musik aus dem Yahoo-Laden kaufen können, ohne an einen PC angeschlossen zu sein. Letzteres wäre durchaus ein Kaufgrund, allein, ganz neu ist die Idee nicht. Microsoft hat WiFi schon längst für den Zune angekündigt. Eingebaut hat man die Technologie noch nicht, und entsprechend verstaubt der Player weiter in den Regalen. Während indes die iPods nur so aus den Läden fliegen. Unglaubliche 100 Millionen Stück hat man nun verkauft, wie Apple am Montagmorgen bekannt gab. Damit hat sich das Unternehmen unter Steve Jobs einen Marktantei von fast 75 Prozent erarbeitet – verschwindend gering ist hingegen der Verdienst der Konkurrenz. SanDisk hat einen Antei von 9,5 Prozent, Microsoft kommt auf knapp über 2 Prozent und den Rest teilen sich ein paar kleinere Anbieter, die das Wall Street Journal in seiner Statistik unter „Sonstige“ abfeiert. Yahoo als Branchenneuling sei nun einmal attestiert, dass man sich zumindest mit dem – nach Apple – Besten zusammentut. Doch auch in Kooperation mit SanDisk dürfte man es schwer haben, den iPod-Umsätzen auch nur eine kleine Delle zuzufügen. Denn so nett die Idee ist, per WiFi auch ohne Computer an Songs zu kommen, hat die Idee doch zumindest zwei Haken: Zum einen hat der Sansa Connect keine Tastatur, so dass die Auswahl der zu ladenden Songs aus dem Yahoo-Shop schwierig sein dürfte. Zum einen sind selbst die USA noch nicht flächendeckend mit WiFi versorgt. Ausgerechnet in den Märkten, in denen sich User aus jedem Cafe und jedem Park ins world wibe web einloggen können – nämlich in den Großstädten – hat Apple allein wegen seines erhöhten Coolness-Faktors geradezu ein Monopol. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
„Schulden machen“ als Leistungskurs
Dass amerikanische Hypothekenbanken zur Zeit reihenweise pleite gehen, liegt daran, dass sie jahrelang Geld an jeden verliehen haben, der es haben wollte – und dass zu viele Schuldner jetzt nicht zahlen können. Doch beginnen die Probleme der Branche nicht erst beim Häuserkauf, sondern schon viel früher: in Schule und Universität. Im Wettlauf um junge Kunden haben sich die amerikanischen Kreditkarten-Anbieter seit geraumer Zeit die Universitäten vorgeknöpft. Die Bank of America hat eine Million Dollar gezahlt, um auf dem Campus der Uni Oklahoma exklusiv präsent sein zu dürfen. Doch andernorts spielen sämtliche Branchengrößen mit, darunter Citigroup und HSBC. Je höher das Bankenaufgebot, desto agressiver das Marketing: „Die sind hier jeden Tag und überall“, beschwert sich Student Jerry Wofford im Interview mit einem lokalen Fernsehsender, der jüngst über den Kredit-Wahn auf dem Campus berichtete. „Wenn das Uni-Team Football spielt, kannst du um keine Ecke gehen, ohne an den Werbetisch eines Kreditkarten-Anbieters zu geraten.“ An jedem Tisch gibt es dann ein kostenloses T-Shirt mit dem Mannschafts-Logo oder auch nur ein Sonderangebot für einen Kredit, der die ersten drei Monate lang zinsfrei ist – da langen Studenten gerne zu. Die American Bankers Association rechtfertigt solche Angebote mit der hohen Nachfrage und der Tatsache, dass „die große Mehrheit der Studenten mit ihren Kreditkarten sehr verantwortungsvoll“ umgeht. Das jedenfalls meint Verbandssprecherin Nessa Feddis. Eine aktuelle Statistik widerlegt das allerdings: Danach haben 80 Prozent der amerikanischen Studenten bei ihrem Abschluss bereits zwei bis drei Kreditkarten und sitzen auf einem Schuldenberg von durchschnittlich 3500 Dollar. Damit zahlt sich die Strategie der Banken aus. „Die Unternehmen wissen, dass Studenten unerfahren sind, und dass im Notfall die Eltern aushelfen, den Kredit abzuzahlen“, meint Robert Manning, ein Professor am Rochester Institue of Technology im Bundesstaat New York. Sieben Bundesstaaten wollen dem Werben der Banken nun einen Riegel vorschieben und die Unternehmen per Legislative vom Campus vertreiben. Den Unis ist das gar nicht recht, und man steuert dagegen. Man biete den Studenten schließlich auch zahlreiche Kurse, in denen der richtige Umgang mit Geld gelehrt werde, rechtfertigt die Rektorin der Uni Oklahoma den Deal mit der Bank of America. Studenten vor Ort wissen davon auf Nachfrage nichts, die Kurse werden wohl deutlich weniger beworben als die Kreditkarten. Kein Wunder, denn am verantwortungsvollen Umgang der Studenten mit ihrem Geld ist den Hochschulen oft gar nicht gelegen. In manchen Fällen, beispielswiese in Oklahoma, werden sie nämlich prozentual an den Ausgaben beteiligt, die Schüler über ihre neuen Kreditkarten tätigen. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Wenige Hindernisse für eine Aktienrally
Von Mark Arbeter, S&P ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...y-1228830.html |
Google läuft allen davon
Da mögen die amerikanischen Börsen noch so klettern, es gibt eine Aktie, die unter allen aufstrebenden Papieren einen besonderen Stand hat: Google. Die Suchmaschine wächst und wächst, und straft Kitiker Lügen, die einmal geglaubt haben, dass man außerhalb der Online-Suche kaum Marktchancen haben werde. Seit einigen Wochen scheint sich Google regelrecht neu zu erfinden. So wie einst Amazon.com vom überschaubaren Online-Buchhändler zum größten Internet-Retailer geworden ist, so befreit sich Google von der Bezeichnung Suchmaschine und mutiert immer mehr zum König aller Medien. Bereits vor einigen Wochen hat das Unternehmen mit dem Verkauf von Fernseh-Werbung begonnen, ganz aktuell kommt über einen Deal mit Clear Channel Radio auch Hörfunk-Werbung dazu. Auch mit Zeitungen kooperiert das Unternehmen. Damit ist Google gelungen, was kaum einer dem Hightech-Startup zugetraut hatte: der Sprung in die alten Medien. Doch dürfte der für Google äußerst lukrativ sein. Denn nicht nur in der Online-Werbung liegt gewaltiges Umsatzpotenzial. Im Gegenteil: Seit Jahren bemüht sich die Internetbranche mit überschaubarem Erfolg um lokale und regionale Werbekunden. Doch für den örtlichen Bäcker und die Kneipe um die Ecke hat es sich bislang nur in Ausnahmefällen bezahlt gemacht, im Netz auf Kundenfang zu gehen oder auch nur eine eigene Website zu unterhalten. Seit aber Google die Internetsuche – beispielsweise über Google Earth und dessen Ableger für Mobilfunk-Geräte – regionalisiert hat und Werbung entsprechend ortsgebunden verlinken kann, hat sich die Situation geändert. Die Kombo-Schaltung mit lokalen Fernseh- und Radiosendern und der Heimatzeitung macht das World Wibe Web für alle Unternehmen interessant, nicht nur für diejenigen, die tatsächlich „world wide“ werben wollen. Google ist wohlgemerkt nicht das einzige Unternehmen, dem der Spagat zwischen alten und neuen Medien gelingt. Auch der größte Konkurrent Yahoo hat gerade eine Kooperation mit Zeitungen angekündigt. Doch ist Google mit Abstand die Nummer Eins am Markt, und durch die jüngst bekannt gewordene Übernahme des Abzeigen-Vermittlers DoubleClick hat man den Vorsprung ausgebaut. Zu weit, wie die Konkurrenten meinen. Microsofts Internet-Tochter MSN, der Time-Warner-Ableger AOL und weitere Online-Provider fürchten, von einem allzu starken Google-Service in die Ecke gedrängt zu werden. Das könnte durchaus passieren, weil sich diese Unternehmen seit Jahren erstaunlich konservativ zeigen und kaum Innovationen gebracht haben, während Google dem Internet fast wöchentlich neue Applikationen und Umsatzmärkte entlockt. Die Konkurrenz wendet sich nun an die Wettbewerbsbehörden. Die werden einen Deal zwischen Google und DoubleClick nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn immerhin kontrollieren die Partner gemeinsam 80 Prozent des Online-Anzeigenmarktes. Durchgehen dürfte die Übernahme allerdings, zumal Google durch die Ausweitung seiner Geschäfte in Print, Radio und TV natürlich nicht mehr als reiner Online-Dienst gilt und in anderen Bereichen keineswegs marktführend ist. Damit wiederum bleibt Microsoft, AOL und Co. nur eines übrig: Eigene Ideen müssen her. Es wird wohl nicht gelingen, Google auszubremsen, vielmehr sollten die Konkurrenten einen Zwischensprint einlegen. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Die große Inflations-Lüge
Selbst gut trainierte Bergsteiger könnten die Kletterpartie nicht durchhalten, die der amerikanische Aktienmarkt seit geraumer Zeit durchzieht. Erinnert sich noch jemand an den 400-Punkte-Sturz der Blue Chips vor sechs Wochen? Nun, der ist Geschichte, die Verluste sind aufgeholt, die Börsen klettern weiter als wäre nichts geschehen. Von seinem Allzeit-Hoch bei 12 786 Punkten ist der Dow-Jones-Index am Dienstagmittag nur einen Wimpernschlag entfernt. Alles deutet darauf hin, dass die Marke in kürzester Zeit fällt und die Blue Chips neue Rekorde aufstellen. Dabei ist es völlig unsinnig, anzunehmen, dass der Markt keine Korrektur braucht. Das Fundament der jüngsten Gewinne ist dünn. Der größte Teil der Rallye baut auf der Annahme, dass die US-Wirtschaft weiter wächst, ohne die Notenbank auf den Plan zu rufen. Von der erwarten Anleger, dass sie die Zinsen niedrig hält, weshalb zahme Inflationsdaten bejubelt werden – auch wenn sie gar nicht zahm sind. Die Preisdaten von Dienstagmorgen zeigen erneut, wie sich der Markt die konjunkturelle Lage schön redet. Man blickt auf eine Verbraucherinflation von 0,1 Prozent im März – abzüglich Energie und Lebensmittel. Diese beiden Bereiche mit einbezogen, steht allerdings ein Plus von 0,6 Prozent zu Buche. Auch die Jahresrate von 2,8 Prozent liegt deutlich über der Inflationsspanne, die die Notenbank als komfortabel bezeichnet: Die endet bei 2,0 Prozent. Eine Zinsanhebung in nächster Zeit ist also auf keinen Fall auszuschließen, sondern wahrscheinlicher als eine Zinssenkung. Dass sich der Markt ständig auf die Kernrate bezieht, um die künftige Fed-Politik vorherzusagen, ist grob fahrlässig, denn die Kernrate ist nicht mehr, was sie einmal war: Dass die Verbraucherpreise ausschließlich Energie und Lebensmittel berechnet werden, hat nämlich einerseits einen Grund. Beide Sektoren sind in ihrer Preisentwicklung nicht nur vom konjunkturellen Umfeld abhängig, sondern auch vom Wetter oder der geopolitischen Lage. Solche Faktoren sind nicht zinspolitisch zu steuern, weshalb die Statistiker der Fed eine bereinigte Zahl als Wegweiser zur Verfügung stellen. Andererseits aber hat sich in den letzten Jahren die Korrelation von bereinigter und nicht bereinigter Rate geändert. Die Preise für Energie und Lebensmittel schwanken nicht stärker, sondern sie legen nur stärker zu. Beispiel gefällig? Binnen der letzten zwölf Monate ist der Preis für Cornflakes um 4,5 Prozent gestiegen, der Preis für Brot um 7 Prozent. Eier kosten 29 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Gründe dafür sind vielfältig: Massive Umstrukturierungen in der Landwirtschaft, wo auf Kosten von Weizen immer mehr Mais für die Ethanol-Gewinnung angebaut wird, lassen die Rohstoffpreise ebenso steigen wie die höhere Nachfrage aus Asien. Zudem fallen auch in der Landwirtschaft und in der Belieferung von Supermärkten und Restaurants Transportkosten an, die wegen der steigenden Sprit-Preise zunehmen – ebenfalls ein Faktor, der aus der Kernrate ausgerechnet ist. Die vom Verbraucher gefühlte Inflation ist eher mit der Kernrate zu beschreiben als mit der bereinigten Rate. Energie und Lebensmittel machen immerhin 25 Prozent der Konsumausgaben aus. Zudem fallen sie fast täglich an, was dem Verbraucher die tatsächliche Inflation noch stärker vor Augen führt – und sich auf Verbrauchervertrauen und Verbraucherausgaben niederschlägt. Mit denen dürften auch die Lohn- und Gehaltsforderungen der Amerikaner steigen, was dann wiederum – verzögert – in die Infaltionsstatistik einfließt. Die Notenbank weiß das und wird dem Markt in seinem Zins-Optimismus langfristig nicht folgen. Solange kann die Rallye wohlgemerkt weitergehen, das Eis wird aber dünner. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Blackberry-Panne lässt die Wall Street zittern
Manchen Marken gelingt es, sich mit genialen Produkten nicht nur in die Läden und in die Herzen der Verbraucher zu spielen, sondern auch in die Wörterbücher. Der „Walkman“ war in den Achtzigern einer der ersten Markenbegriffe im allgemeinen Sprachgebrauch, heute „googelt“ die ganze Welt, und unter Medizinern ist der „Blackberry-Daumen“ ein fester Begriff – wenn auch negativ besetzt. Der „Blackberry-Daumen“ ist eine sehr spezielle Art der Sehnenscheidenentzündung. Sie befällt weniger das Handgelenk als die Finger- respektive die Daumengelenke und ist bei Leuten zu finden, die tagein tagaus auf den Kleinst-Tastaturen ihrer Mini-Computer – eben vor allem dem Blackberry – Emails tippen und verschicken. Der „Blackberry-Daumen“ ist mittlerweile so verbreitet, dass die Hotelkette Hyatt ein neues Spa-Programm entwickelt hat: eine spezielle Hand-Massage mit wohltuenden Cremes, die unter dem Namen „Blackberry Balm“ angeboten wird. Dreißig Minuten Massage kosten 30 Dollar, viele Manager auf Geschäftsreisen nutzen den Service regelmäßig, um Verschleiß an den Gelenken vorzubeugen, die bei der Benutzung des Kleincomputers unersetzlich sind. An der Wall Street lässt sich oberhalb der Türsteher-Ebene niemand ohne Blackberry erwischen. Wer sich im Zentrum der Finanzwelt, wo die schnelle Übermittlung von Informationen über Millionengewinne und -verluste entscheiden kann, noch gegen die Handy-Computer-Email-Organizer-Kombo wehrt (wie beispielsweise der Schreiber dieser Zeilen!), wird fast mitleidig angesehen. So groß die Abhängigkeit der Trader und Manager von ihrem Blackberry mittlerweile geworden ist, so katastrophal ist es, wenn das liebgewordene System auf einmal nicht funktioniert. Seit Dienstagabend ist das der Fall: Der Email-Server von Blackberry hat den Geist aufgegeben. Bei sämtlichen Abonennten – ob sie nun über AT&T oder Verizon, über Sprint oder T-Mobile Zugang haben – versanden Emails im virtuellen Nirgendwo. Research in Motion, der Hersteller des Blackberry, spricht ganz offen von einem „katastrophalen Fehler in der Infrastruktur“ und kündigt schon einmal an, das Problem nicht vor Mittwochabend behoben zu haben. Damit würde der Service, der die wichtigsten Entscheider Amerikas mit elektronischer Post versorgt, für mehr als 24 Stunden brach liegen. Solche Service-Einbrüche können teuer werden. Mit Schadenersatzforderungen muss sich Research in Motion zwar noch nicht herumschlagen. Wer aber den immer unverzichtbareren Email-Dienst nicht rund um die Uhr garantieren kann – und Blackberry-User müssen nicht zum ersten Mal auf den Service verzichten – der kann in der Publikumsgunst schnell absacken. An der Wall Street sind die Folgen des Systemfehlers am Mittwochmorgen gleich doppelt zu sehen: Manchem Manager zittern nervös die Hände, weil der Mini-Computer nicht läuft. Und die Aktie von Research in Motion begann den Handel mit einem Minus von 2 Prozent. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Aktien: Nach kurzem Verweilen zu neuen Höhen?
Von Mark Arbeter, S&P ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...en-149079.html |
Wo die Spenden-Büchse scheppert
Politik bestimmt die Wall Street, das ist kein Geheimnis. Ganz erstaunlich ist aber, mit welchen Summen die Wall Street ihrerseits Politik macht. Ein Blick in die Spenden-Abrechnungen der Präsidentschafts-Kandidaten zeigt, für wen Finanzgrößen in New York und Connecticut – da sitzen viele Hedgefonds – tief in die Tasche gegriffen haben. Dass die beiden New Yorker Kandidaten beim Spendensammeln an der Wall Street die Nase vorn haben, überrascht nicht. Hillary Clinton, die für den Staat New York im Senat sitzt, hat in der Finanzbranche bereits 4 Millionen Dollar gesammelt und bezieht damit ein Sechstel ihres gesamten Wahlkampf-Etats aus der Gegend. Ihr republikanischer Konterpart Rudolph Giuliani, früher Bürgermeister der Metropole, hat an der Wall Street 2 Millionen Dollar aufgetrieben, etwa ein Zehntel seines bisherigen Budgets. Insgesamt haben die New Yorker Banken und Fondgesellschaften bereits 12 Millionen Dollar an Wahlkampfspenden aufgetrieben – etwa ein Zehntel aller Gelder, die bisher geflossen sind. Damit ist New York mit Abstand das heißeste Pflaster für Politiker auf Spenden-Tour. Auf Rang Zwei folgt Hollywood, wo bisher 7 Millionen Dollar aufgetrieben wurden, und wo sich ebenfalls Hillary Clinton den Löwenanteil sicherte. Höchst interessant ist ein detaillierter Blick auf die Spenden, die nach amerikanischem Gesetz offengelegt werden müssen. Während Firmen wohlgemerkt nur kleine Beträge direkt spenden dürfen, lässt sich an den Gaben der höheren Angestellten leicht erkennen, welche Firma bei der Präsidentschaftwahl 2008 auf welches Pferd setzt: Goldman Sachs, mit einem Spendenaufkommen von 437 000 Dollar unangefochten die Nummer Eins, hat mit 131 000 Dollar den größten Anteil an Mitt Romney gegeben, den ehemaligen republikanischen Gouverneur von Massachussetts. Auf den Plätzen folgen der Demokrat Barack Obama vor Hillary Clinton und John Edwards, der bereits im letzten Wahlkampf an der Seite des glücklosen John Kerry angetreten war. Goldman Sachs ist traditionell einer der größten politischen Spender im ganzen Land. Da überrascht es nicht, wie viele Brücken sich von der Zenrale der Investmentbank in die Politik schlagen lassen. Der amtierende US-Finanzminister Hank Paulson wurde von Goldman Sachs abgeworben, sein Vor-Vorgänger Robert Rubin ebenfalls. Der Chief of Staff im Weißen Haus, Joshua Bolton, kommt von Goldman Sachs, der Gouverneur von New Jersey, Jon Corzine, ebenfalls, und auch John Thains Berufung von Goldman Sachs zum Chef der New York Stock Exchange war ein Politikum. Großzügige Spenden fließen aber auch bei anderen Häusern: Angestellte von Morgan Stanley haben bisher knapp über 200 000 Dollar aufgetrieben, den größten Einzelanteil für Hillary Clinton. Es folgen Credit Suisse, Merrill Lynch und Lehman Brothers, bei denen der Löwenanteil an Giuliani floss. Giuliani sicherte sich auch die kompletten Spenden beim Hedgefond Elliott Associates und revanchierte sich prompt: Elliott-Partner Paul Singer wurde gerade zum Finanzchef im Giuliani-Wahlkampf ernannt. Im Falle eines Wahlsieges dürfte das Singer – und seinem ehemaligen Arbeitgeber – mindestens einen Berater-Job im Weißen Haus, vielleicht sogar einen Kabinetts-Posten einbringen. Auf ähnliche Ziele setzt wohl auch die Investorengruppe Bain. Die wurde von Mitt Romney mitgegründet und lässt den Löwenanteil ihrer bisherigen Spenden von 88 000 Dollar in die Kasse der Freundes fließen. Die gesamten Spenden von Fortress Capital gehen hingegen an John Edwards, der nach seinem Wahlkampf 2004 vorübergehend für das Investmenthaus gearbeitet hatte. Auf dem falschen Dampfer scheint zur Zeit die Citigroup zu sitzen. Deren Spenden von insgesamt 270 000 Dollar sind breit verteilt und begünstigen keinen Kandidaten so recht. Am ehesten noch den Republikaner John McCain, der ganz knapp den größten Anteil einstreicht. An McCain hingegen glaubt außerhalb der Citigroup keiner mehr. Der Mann, der einst durch seine stete Kritik an Präsident Bush einer hoffnungsvolle Stellung unter den republikanischen Kandidaten inne hatte, hat sich zuletzt wieder Bush zugewandt und mit zahlreichen Fehlpässen seine Wähler vergrault. Allerdings steht der Wahlkampf in den USA in den ersten Zügen, die Citigroup wird sich mit Sicherheit noch neu positionieren. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Blue Chips haben die 13 000 im Blick
Die Amerikaner sind ein abergläubisches Volk. In New Yorker Hochhäusern gibt es keinen 13. Stock. In den großen Pferderennbahnen gibt es keine Startbox mit der Nummer 13. In Flugzeugen fehlt die 13. Reihe. Microsoft lässt auf die letztes Jahr vorgelegte Ausgabe von „Windows 12“ im nächsten Jahr „Windows 14“ folgen. Lediglich an der Börse scheint sich die Triskaidekaphobie – die Angst vor der Zahl 13 – in Grenzen zu halten. Im Gegenteil: Auf dem Parkett brodelt es, die Blue Chips wollen die Marke von 13 000 knacken. Das wäre ein weiterer Meilenstein für die Wall Street. Am Freitag fehlen zeitweise nur noch 70 Punkte. Woher der Dow die Kraft für die jüngste Rallye nimmt, ist den meisten Experten schleierhaft. Doch die Zahlen sprechen für sich: An 15 der letzten 16 Handelstage haben die Blue Chips zugelegt. Die April-Gewinne sind die höchsten Monatsgewinne seit vier Jahren. Nicht nur der Standard-Index der Industriewerte notiert auf einem Allzeit-Hoch, sondern auch die Indizes der Versorger, der Transportwerte sowie der NYSE-Index aller an der Wall Street notierten Aktien. Auch auf kurze Sicht sprengt die Performance des Dow alle Vorstellungen. Seit dem jüngsten Zwischentief sind gerade einmal vier Wochen vergangen – in denen der Markt satte 1000 Punkte gut gemacht hat. Eine solche Rallye ist Grund zum Feiern. Entsprechend gut gelaunt ist die Stimmung auf dem Parkett, und selbst die Kritiker und Zweifler der letzten Monate lächeln. Denn am Freitag haben erstmans seit Februar die Industrie-Werte und andere Zykliker die Führung übernommen, nachdem sie den Konsum-Aktien und anderen defensiven Werten in der letzten Zeit hinterhergehinkt waren. Das könnte durchaus dafür sprechen, dass die Rallye weitergeht – jedenfalls haben die Bullen zur Zeit die besseren Karten. Trotz allem sei eine Warnung ausgesprochen: Der Aktienmarkt pokert immer noch auf eine baldige Zinssenkung. Nach den jüngsten Aussagen der Notenbank deutet aber nichts auf einen solchen Schritt hin – auch nicht nach den Prognosen von Caterpillar. Wider alle Gewohnheiten hat der Baumaschinen-Hersteller am Morgen im Rahmen seiner Bilanzkonferenz nicht nur einen Ausblick auf die Erträge im laufenden Jahr gegeben, sondern auch prophezeiht, dass die Fed wohl die Zinsen um 50 Basispunkte senken werde. Woher Caterpillar das wissen will, ist unklar. Es kann sich nur um Spekulation handeln. Doch davon lebt nun einmal die Börse, die auf den Caterpillar-Zins-Zug aufspringt und die Akie in die Höhe treibt. Das Papier allein trägt am Freitag etwa 30 Punkte zum Dow-Gewinn bei und macht somit die Jagd in Richtung 13 000 Punkte erst möglich. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Frauen verlieren im Lohn-Wettstreit
Amerika mag zur Zeit noch so konservativ sein, doch sind auch hier Frauen auf dem Vormarsch. Nancy Pelosi ist die erste Frau an der Spitze des Kongresses, Hillary Clinton gehört zu den aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidatinnen, einige erfolgreiche Fortune-500-Unternehmen werden von Frauen geführt – doch in einem Bereich laufen die Damen noch immer hinterher: in der Lohn- und Gehaltsstatistik. Eine neue Studie der American Association of University Women Educational Foundation (AAUW) aus Washington belegt, dass der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern bereits ein Jahr nach dem College 20 Prozent beträgt, und dass er später auf bis zu 30 Prozent wächst. Vor allem der frühe Unterschied – unmittelbar nach dem Einstieg ins Berufsleben – überrascht die Statistiker, kommen doch die Männer und Frauen in der Erhebung unmittelbar von der Schule, haben beide kaum Berufserfahrung und stehen auch nicht unmittelbar davor, Eltern zu werden. Zudem haben die Frauen statistisch verallgemeinert die besseren Noten vorzuweisen. Es sind also offentsichtlich weiterhin die langfristigen Aussichten, die Frauen bei Unternehmen diskriminieren. Obwohl es auch in den USA Väter gibt, die sich um die Kinder kümmern, gibt die Statistik den Arbeitsgebern nach wie vor recht. Zehn Jahre nach dem Einstieg ins Berufsleben sind knapp über 20 Prozent ausgestiegen und 17 Prozent auf Teilzeit gewechselt. Unter den Männern haben nur jeweils weniger als 2 Prozent das Berufsleben verlassen oder die Arbeitswoche verkürzt. „Die großen Unterschiede überraschen mich“, bilanziert AAUW-Chefin Chatherine Hill. Allerdings weiß sie um einige Details, die die Statistik – obwohl für viele Faktoren bereinigt – etwas verfälschen. Frauen, so zeigt die jüngste Umfrage, studieren und arbeiten nach wie vor verstärkt in Feldern, die allgemein gehaltsschwächer sind, vor allem Erziehung, Gesundheit und Psychologie. Männer sind stärker vertreten in Sektoren wie Ingenieurwesen, Mathematik und Physik, wo die Gehälter höher sind. Dennoch gibt es durchaus auch innerhalb einzelner Sektoren Unterschiede: Im Erziehungs- und Bildungswesen verdienen Frauen etwa 95 Prozent vom Gehalt der Männer, in der Mathematik sind es nur 76 Prozent. Und an der Spitze der Einkommenspyramide sind die Unterschiede noch viel dramatischer: Unter den zehn meist verdienenden Managern in den USA ist keine einzige Frau – lange nicht. Während die Top-Verdiener und Öl-CEOs Eugene Isenberg (Nabors) und Ray Irani (Occidental Petroleum) für 2005 jeweils mehr als 70 Millionen Dollar kassierten, kommen die best bezahlten weiblichen CEOs, Susan Decker (Yahoo) und Carly Fiorina (Ex-Hewlett-Packard), auf knapp über 20 Millionen Dollar, ebenso übrigens wie Zoe Cruz (Morgan Stanley) und Suzanne Johnson (Goldman Sachs), die beiden höchstrangigen Damen in der Finanzbranche. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
New Yorker Taxis werden grün
Eine Farbe prägt das New Yorker Straßenbild: gelb. Mehr als 12 000 „yellow cabs“ drücken sich durch die Straßen der Metropole, und ohne die Taxis wüsste mancher New Yorker nicht, wie er von einem zum nächsten Termin kommen könnte. Was kaum einer weiß: Immer mehr Taxis werden grün – zumindest unter der Motorhaube. Im New Yorker Stadtverkehr fahren die ersten Hybrid-Taxis und leisten ihren Beitrag zum Umweltschutz. Pionier auf dem Gebiet war Gene Freidman, der Chef von Taxi Club Management. „Ich war alles andere als ein Umweltschützer“, gibt Freidman ganz offen zu. „Aber heute ist es einfach, grün zu sein.“ Längst, so Freidman, gehen Kapitalismus und Umweltschutz Hand in Hand. „Für Unternehmer ist es heute möglich, in doppelter Hinsicht grün zu sein: Man tut etwas für den Umweltschutz – und macht dabei Gewinn.“ Dabei sieht er nicht mehr nur die Steuererleichterungen, die in New York für Hybrid-Fahrzeuge gelten und einen einmaligen Anreiz bringen. Im Gegenteil: Vor allem die laufenden Kosten sind geringer. Etwa 25 Dollar spart ein Hybrid-Fahrer beim Tanken während einer durchschnittlichen Zwölf-Stunden-Schicht. Bei sechs Arbeitstagen entspricht das 150 Dollar in der Woche, bei 50 Arbeitswochen spart der Fahrer 7500 Dollar im Jahr. „Ich gebe die Hybrid-Taxis meinen besten Fahrern“, erklärt Freidman – „als Bonus.“ Die Zeichen stehen auf Wachstum. Freidmans Taxi-Flotte soll noch bis Ende dieses Jahres auf 750 Fahrzeuge anwachsen, darunter wären dann etwa 100 Taxis mit Hybrid-Motor. Die nutzen übrigens nicht nur Firma und Fahrer, sondern auch dem Gast auf der Rückbank. Viele fahren mit einem besseren Gewissen, wenn sie schon einmal ins Taxi steigen müssen, weil die Ubahn mal wieder ausgefallen ist. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
13 000 Punkte – doch die Luft wird dünn
Die Wall Street ist nicht aufzuhalten: Nur etwa sechs Monate nachdem der Dow-Jones-Index zum ersten Mal über 12 000 Zähler kletterte, schafft der amerikanische Leitindex am Mittwochmorgen die magische Marke von 13 000 Punkten. Doch nicht nur der Standard-Index der Industriewerte notiert auf einem Allzeit-Hoch, sondern auch die Indizes der Versorger, der Transportwerte sowie der NYSE-Index aller an der Wall Street notierten Aktien. Für sämtliche Indizes war der Weg auf die Rekordstände in den letzten Wochen ungewöhnlich direkt: Die US-Börsen haben an 17 von 19 Handelstagen zugelegt und blicken für den April auf die steilsten Monatsgewinne seit mehr als vier Jahren – obwohl der Monat noch nicht einmal vorbei ist. Der Optimismus der Anleger baut auf mehrere Ereignisse in den letzten Tagen, die allerdings durchweg positiv ausgelegt worden sind, selbst wenn Nachrichten eigentlich nur durchwachsen waren: So pokert der Markt weiterhin auf eine baldige Zinssenkung durch die Notenbank. Nicht zuletzt eine Prognose des Baumaschinen-Herstellers Caterpillar, wo man den Leitsatz um 50 Basispunkte sinken sieht, hat den Markt in Schwung gebracht – obwohl Zinsprognosen eigentlich nicht Sache der Unternehmen sind und diese auch kaum die nötige Kompetenz haben. Den Markt treiben aber auch die jüngsten Quartalszahlen an, die durchweg besser ausgefallen sind als erwartet. Die meisten amerikanischen Konzerne – darunter Industrie- und zyklische Schwergewichte ebenso wie Hightech-Riesen – haben in den letzten drei Monaten in Umsatz und Gewinn besser abgeschnitten als erwartet. Allerdings kommen mittlerweile mehr als die Hälfte der Gewinne amerikanischer Konzerne aus dem Ausland, während das Geschäft auf dem heimischen US-Markt fast überall lahmt. Auch hier wäre also eher Vorsicht angesagt. Die Einzelaktien, die am Mittwoch die US-Börsen antreiben sind vor allem Boeing nach guten Zahlen und Alcoa, wo der Verkauf der Verpackungssparte geplant ist. Zudem klettert der Online-Händler Amazon.com steil, nachdem er den Gewinn in den letzten drei Monaten mehr als verdoppelt hat. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Der Dow und der Dollar
Wer schon lange nicht mehr im Urlaub in Amerika war, sollte sich seine Reisepläne für dieses Jahr gut überlegen. Ob ein Heli-Flug über den Grand Canyon, eine Studio-Tour in Hollywood, die Strände Floridas oder Freiheitsstatue und natürlich die Wall Street in New York – für Europäer ist der Trip über den großen Teich so billig wie noch nie. Dass der Dollar gegenüber dem Euro immer weiter abstürzt, kommt Touristen entgegen. Im Vergleich zum Währungsverhältnis in den letzten vier Sommern ist der Wert der europäischen Währung in den USA um etwa 15 Prozent gestiegen, und damit wird für Besucher alles billiger: der Flug, das Hotel, die Eintrittskarten, das Dinner – 2007 ist ein tolles Jahr für Amerika-Freunde. 2007 ist auch ein tolles Jahr für die amerikanische Börse und für die Unternehmen, deren Aktien dort gehandelt werden. Auch das hat man dem Dollar zu verdanken. Und zwar so sehr, dass sich kritische Beobachter immer mehr sorgen machen. Denn die aktuelle Rallye, die den Dow und andere Indizes auch historische Höchststände getrieben hat, ist viel mehr dem starken Wirtschaftswachstum im Ausland und dem Wertverfall des Dollars zuzuschreiben als etwa der konjunkturellen Stärke im eigenen Land. Bestes Beispiel am Donnerstag: Der Automobilriese Ford meldet besser als erwartet. Warum? Weil die Umsätze in Übersee gestiegen sind, und weil man dort die Autos in Yen und Yuan und Pesos verkauft, die dem US-Unternehmen bei Rückführung auf eigenes Territorium mehr Dollar bringen als je zuvor. Ford ist nicht der einzige Konzern, dem günstige Wechselkurse die Bilanz retteten. Ganze 15 der 19 Dow-Unternehmen, die in der laufenden Ertragssaison bereits gemeldet haben, geben offen zu, dass die günstigen Kurse maßgeblich zu den starken Zahlen beigetragen haben. Die starken Zahlen wiederum sind nur ein Grund für die aktuelle Stärke der US-Börsen. Ein anderer Grund sind die verstärkten Geldzuflüsse aus dem Ausland, wo Investitionen in US-Aktien umso rentabler sind als sich der Dollar eines Tages erholen dürfte. Geht es für die Börsen weiter bergauf sind die Gewinne umso höher, brechen die Börsen ein wäre der steigende Dollar der perfekte Hedge. Während der schwache Dollar also in den letzten Monaten einige positive Folgen gehabt hat, sollten sich die Amerikaner über den Verfall ihrer Währung nicht allzu sehr freuen. Unternehmen mit globalem Business mögen jubeln, doch der Verbraucher bekommt die Quittung für die Verschiebungen am Währungsmarkt. Immerhin exportieren US-Konzerne nicht nur – viel mehr wird importiert, und das nun zu höheren Preisen. Kunden bei Wal-Mart, wo kaum ein Artikel verkauft wird, der nicht in Asien oder Südamerika hergestellt wird, sehen die Preise anziehen. Die Last auf dem Verbraucher wird also immer schwerer, und das wiederum kann für die US-Konjunktur langfristig nur Nachteile haben. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
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The Bishop: Antichrist und Spekulant
„Lieber in der Hölle regieren als auf Erden dienen“, stand in den Erpresserbriefen, die ein verrückter Bombenbastler an amerikanische Investmenthäuser schickte. Doch bis zur Hölle wollte der Mann, der sich „The Bishop“ nannte, wohl nicht warten. Seinen Forderungen ist zu entnehmen, dass er auch auf Erden regieren, oder zumindest seine finanziellen Sorgen loswerden wollte. Von verschiedenen Investmenthäusern – darunter American Century Investments und die Janus Capital Group – erhoffte sich der bis dato erfolglose Börsenspekulant Hilfe: Die Banken sollten mit massiven Zukäufen dafür sorgen, dass Aktienkurse bestimmer Unternehmen zulegten. Im Falle des Telekomausrüsters 3Com sollte der Kurs auf 6,66 Dollar steigen – dem Preis liegt die Zahl des Antichristen zugrunde. Ein solcher Kurs wäre wohlgemerkt auch für professionelle Investoren und Fonds kaum zu erreichen gewesen. Immerhin notierte 3Com seinerzeit bei gerade einmal 3,85 Dollar. Entsprechend schraubte „The Bishop“ später seine Forderungen zurück und verlangte, dass bestimmte Aktien an vier aufeinanderfolgenden Tagen mit Gewinnen schließen müssten. Für den Fall, dass die Papiere nur drei Tage im Grünen schafften, kündigte der Erpresser eine Briefbombe an, bei zwei Tagen zwei Bomben und bei einem Tag drei. Dass „The Bishop“ indes kein gewöhnlicher Verrückter war, sondern eine ernst zu nehmende Bedrohung, merkten die Behörden spätestens, als die ersten Bomben kamen, die nur wegen kleiner technischer Fehler nicht scharf waren. In einem Fall hatte der Erpresser lediglich zwei Kabelenden nicht verbunden, in einem anderen Fall fehlte ein Bauteil am Zünder. „Bang, du bist tot“, stand auf einem Zettel, den der Erpresser jeweils seinen Briefbomben beigelegt hatte. Er muss sich das in einem alten Spielfilm abgeschaut haben, und auch sonst ließ sich „The Bishop“ von allen Seiten inspirieren. In weiteren Schreiben ging er auf das Schul-Massaker von Columbine und die Sniper-Serie von 2002, bei der Attentäter im Großraum einen Sommer lang wahllos Passanten erschossen. Dass „The Bishop“ hingegen alles andere als wahllos vorging, war den Ermittlern schnell klar. Zu präzise waren die Forderungen in den Erpresseschreiben. In Kooperation mit der Börsenaufsicht SEC untersuchte man, wer von Kursbewegungen bei den angegebenen Aktien am meisten profitieren würde – und kam auf John Tomkins, einen bis dato unbescholtenen und als harmlos geltenden Familienvater aus Iowa. Weitere Recherchen lieferten schnell den Beweis: Tomkins hatte mit seiner Kreditkarte Materialien gekauft, die beim Bau von Briefbomben benutzt worden waren. Er fuhr das Auto, dass die Ermittler auf einem Foto identifiziert hatten, dass „The Bishop“ einem Schreiben beigelegt hatte. Letztlich fanden sich bei einer Hausdurchsuchung Kopien der Erpresserbriefe, und nun sitzt Tomkins in Untersuchungshaft, ohne Kaution. An der Wall Street schlug die Geschichte keine allzu großen Wellen. Hier und da sprechen Trader über „The Bishop“, schütteln den Kopf – panisch oder verängstigt ist keiner. Nirgendwo in Amerika ist man eher gewohnt, in Krisensituationen einen klaren Kopf zu behalten als in New York, und so ist die Geschichte eines 42-Jährigen, der vom erfolglosen Spekulanten zum Schwerkriminiellen wurde, auf dem Parkett nur eine Anekdote. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
04.05.07 07:12
US-Börsenschluss: US-Aktienmarkt durchbricht wichtige Grenze Der US-Aktienindex S&P 500 hat zum ersten Mal seit dem Jahr 2000 die Marke von 1500 Punkten überschritten. Den bisherigen Rekordstand hatte er im März 2000 bei 1527 Zählern erreicht. ... http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/m...ze/195218.html |
US-Leitzins unverändert, Sorge um Inflation
Die amerikanische Notenbank hat am Mittwochmittag den Leitzins unverändert bei 5,25 Prozent belassen. Das war an der Wall Street allgemein erwartet worden. In bezug auf die weitere Zinspolitik hält sich die Fed weiter alle Türen offen, sorgt sich aber offen um Inflation. Das sorgte aber nur kurz für Unruhe an den Börsen, die in einer ersten Reaktion einknickten. Die Notenbank erklärt, dass sich das Wirtschaftswachstum in den USA zuletzt verlangsamt hat, was Anleger aus den jüngsten Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt bereits wussten. Man sieht weiterhin Schwäche am Immobilienmarkt, hofft aber auf ein Ende dieses Trends und „moderates Wachstum“ in der zweiten Jahreshälfte. Die Fed sorgt sich weiter um den anhaltenden Inflationsdruck. Man rechnet damit, dass diese in den nächsten Monaten nachlässt. Da dies jedoch nicht sicher sei, nennt der Offenmarktausschuss die hohe Kerninflation noch immer die Hauptsorge und größte Gefahr für die Stabilität der US-Konjunktur. Das Gremium unter der Leitung von Ben Bernanke hat seine Erklärung zur Zinsentscheidung damit kaum verändert. Das ist nur konsequent, denn vor zwei Monaten hatte eine einfache Änderung im Wortlaut zu Unruhe an den Märkten geführt: Die Fed hatte seinerzeit ausgelassen, dass „weitere Zinsanhebungen“ nötig sein könnten, und dafür erklärt, dass man für „weitere Eingriffe“ in die Zinspolitik offen sei. Der Markt hatte das überschwänglich aufgenommen und als eine Bereitschaft zu – vielleicht baldigen – Zinssenkungen gesehen, obwohl die Experten ausdrücklich erklärt hatten, dass das Hauptrisiko für die Stabilität der amerikanischen Konjunktur noch immer bei der hohen Inflation liegen. Vor den Kongress bestätigte Ben Bernanke diese Aussage jüngst, er sieht aber prinzipiell konjunkturelle Gefahren auf beiden Seiten, also in Inflation und schwachem Wachstum. Analysten an der Wall Street deuten die jüngste Politik der Notenbank als „geduldig“: Das Kommittee rechnet damit, dass das Wirtschaftswachstum im zweiten Halbjahr anzieht und der Inflationsdruck nachlässt – will bis dahin aber abwarten. Die Notenbank hat die US-Zinsen seit August letzten Jahres unangetastet gelassen. Zuvor hatte das Gremium – die längste Zeit unter der Führung von Alan Greenspan – den Zinssatz in siebzehn aufeinanderfolgenden Sitzungen um jeweils 25 Basispunkte von 1,0 auf zuletzt 5,25 Prozent angehoben. Statistiken zeigen, dass der Leitzins auf diesem Niveau verharren dürfte. Ein aktueller Blick auf die Fed-Futures sieht einen Zinsschritt nicht mehr vor November. „Die Notenbank dürfte im aktuellen Umfeld eher kleinere als größere Veränderungen vornehmen“, rechnet Jay Hatzius, Chef-Volkswirt bei Goldman Sachs, mit einer ruhigen Politik von Bernanke. Dem Aktienmarkt kann das nur recht sein: Im aktuellen Umfeld, in das die Fed zuletzt nicht eingegriffen hat, haben die Blue Chips zehn Allzeit-Hochs in Folge aufgestellt. Der marktbreite S&P-500-Index ist nur noch 18 Zähler von seinem Allzeit-Hoch entfernt. Nach einem ersten Einbruch unmittelbar nach der Zinsentscheidung haben sich die großen Indizes auch wieder gefangen und handeln im Plus. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
US-Autos sparen Benzin – ab 2020
Wer in New Jersey sein Auto auftankt, bekommt einen besonderen Service geboten: an der Tanke wird bedient. Allerdings nicht um dem Kunden einen Gefallen zu tun, sondern „aus Sicherheitsgründen“, wie immer wieder betont wird. Angesichts steigender Benzinpreise macht das Sinn: Vielleicht ist es besser, die Fahrer im Auto sitzen zu lassen – sie könnten sonst wütend gegen die Zapfsäule treten. Die Stimmung an amerikanischen Tankstellen – nicht nur in New Jersey – hat einen Tiefpunkt erreicht. Rechtzeitig zu Beginn der Hauptreisezeit klettert der Benzinpreis unaufhaltsam in die Höhe. Der Durchschnitt liegt längst bei mehr als 3 Dollar pro Gallone, in Kalifornien sind 3,45 Dollar fällig. Damit kommt der amerikanische im Vergleich zum deutschen Autofahrer noch glimpflich davon, doch ist man solche Preise im Land der SUV und Straßenkreuzer nicht gewöhnt. Doch was tun? Weniger Auto zu fahren kann sich die Mehrheit nicht vorstellen, und Benzin sparende Fahrzeuge sind nicht die Spezialität der großen Hersteller in Detroit – ein Grund übrigens, warum die so groß nicht mehr sind. Jetzt greift Washington ein. Am Mittwoch hat der Kongress ein Gesetz zur Regelung des Benzinverbrauchs auf den Weg gebracht. Neue Modelle müssen künftig pro Gallone 35 Meilen schaffen, das entspricht einem Verbrauch von 6,7 Litern auf 100 Kilometern. Gültig ist dieser Maßstab allerdings erst ab 2020, und angesichts dieser Vorbereitungszeit und den Standards in anderen Ländern ist umso lächerlicher, wie sich die Republikaner gegen den von der demokratischen Mehrheit unterstützten Entwurf stemmen. „Ich bin sehr besorgt und glaube nicht, dass das Gesetz fair ist“, meint Trent Lott, der republikanische Senator aus Mississippi, der sich vor allem darüber ärgert, das künftig auch für Kleinlaster – und damit die Gewichtsklasse vieler Trucks und SUV – gesetzliche Maßstäbe gelten sollen. Auch Ted Stevens ist gegen das neue Gesetz. Der republikanische Abgeordnete aus Alaska ist ein enger Freund der Öl-Industrie und hält von Benzinsparen gar nichts. Die betroffenen Unternehmen übrigens auch nicht: General Motors und Ford wehren sich gegen die neuen Regeln, die zeitlich nicht umsetzbar und viel zu teuer seien. Das ist natürlich absurd und zeigt wieder einmal, wie wenig die amerikanische Automobil-Industrie gewillt ist, sich neuen Gegebenheiten am Markt anzupassen. Nicht zuletzt dem hohen Benzinverbrauch hat man es zuzuschreiben, dass die asiatische Konkurrenz – und vor allem Toyota – in den letzten Jahren den Automobilmarkt in den USA erobert hat. Das sieht Chrysler-Legende Lee Iacocca so. Er hat gerade ein wütendes Buch geschrieben, in dem er nicht nur die unfähige und korrupte Politik in Washington angreift, sondern auch die schwache Führung in seiner Branche. „Weiß irgend jemand hier, wie man einen Automobil-Konzern führt“, fragt er verzweifelt. Offensichtlich nicht. Sonst hätten sich die Hersteller längst auf effizientere Technologien einlassen. Denn das der Verbraucher spätestens bei steigenden Ölpreisen nach günstigeren Modellen Ausschau halten würde, hätte man erwarten können. Dass die Entwicklung solcher Technologien jetzt gesetzlich verankert wird, ist dem Machtwechsel in den USA zu verdanken; die Demokraten bringen mehr grüne Gesetze ein. Haupt-Sponsorin der aktuellen Vorlage ist die demokratische Abgeordnete Dianne Feinstein. Sie vertritt den öko-freundlichsten Bundesstaat, Kalifornien. Dort gibt „Governator“ Arnold Schwarzenegger mehr Geld für die Entwicklung und Förderung alternativer Energien aus als alle Amtskollegen. Er muss das tun, schon allein für sein Karma: Ausgerechnet der grüne Gouverneur war es schließlich, der vor knapp zehn Jahren den Hummer straßentauglich gemacht und dem unerwartlichen Benzinverbrauch ein Symbol gegeben hat. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Milliarden für Mütter
Laut aktuellen Daten scheint dem amerikanischen Verbraucher die Puste auszugehen. Die Umsätze im April sind dramatisch eingebrochen – dafür dürfte der Mai besser werden, unter anderem dank dem kommenden Sonntag. Es ist Muttertag, und für ihre wichtigste Frau geben sich die Amis wieder spendierfreudig. Der Branchenverband der US-Einzelhändler NRF erklärt, dass in diesem Jahr 84,5 Prozent der Verbraucher Muttertag feiern. Insgesamt geben sie dabei 15,73 Milliarden Dollar aus. Das sind 139,14 Dollar pro Kopf und damit immerhin fast 15 Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Der Einzelhandel profitiert auf breiter Ebene, denn Muttertagsgeschenke werden immer vielfältiger. Die Renner sind zwar immer noch Blumen und Grußkarten, die von etwa 80 Prozent der Konsumenten vergeben werden. Doch fließen immerhin 1,6 Milliarden Dollar in Kleidung und Accesoires, 2,1 Milliarden Dollar in Schmuck und 3,1 Milliarden Dollar in die Gastronomie – schließlich soll Mutti am Ehrentag nicht selbst kochen müssen. Weitere klassische Muttertagsgeschenke sind Bücher und CDs, Haushalts- und Gartenartikel sowie Geschenkgutscheine. Immerhin 40 Prozent der Amerikaner schleichen sich mit dieser unverbindlichen Option zum Sonntags-Brunch. Immer beliebter scheinen Dienstleistungsgeschenke zu werden, sagt NRF-Chefin Tracy Mullin. Fast 20 Prozent schicken Mutti ins Spa oder den Schönheitssalon, im vergangenen Jahr waren es nur 14,5 Prozent. Rund 1,3 Milliarden Dollar fließen auf diese Weise in Massagen, Saunagänge und Maniküren. „Die Liebe zur Mutter lässt sich natürlich nicht so einfach messen“, meint Phil Rist vom Marktforschungsinstitut BIGResearch, der die Muttertags-Umfrage für den amerikanischen Einzelhandel durchgeführt hat. Er sehe aber zunehmend luxuriose Geschenke, wobei die höchsten individuellen Preise für Schmuck und Spa-Besuche gezahlt werden. Am meisten lassen sich übrigens junge Männer zwischen 25 und 34 die Liebe zur Mutter – in vielen Fällen natürlich auch der Frau oder Freundin – kosten; sie geben pro Person im Schmitt 151,42 Dollar aus. Die 35- bis 44-Jährigen sind nicht weniger großzügig, deutlich weniger machen die Senioren locker. Männer ab Mitte 50 geben nur noch 138 Dollar pro Kopf aus und damit nur ein paar Pennies mehr als die 18- bis 24-Jährigen. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Insider erwarten Chrysler-Verkauf an Cerberus
Einer der spektakulärsten Merger der letzten Jahre könnte schon am Montag Geschichte sein: DaimlerChrysler soll endlich einen Käufer für Chrysler gefunden haben. Die Investorengruppe Cerberus Capital Management soll den Zuschlag erhalten haben, meldet das Wall Street Journal. Brancheninsider rechnen bereits am Montag mit einer öffentlichen Erklärung seitens des Managements des deutsch-amerikanischen Automobilriesen. Danach soll Chrysler an die Privatinvestoren gehen, die dafür einen noch nicht benannten Betrag zahlen und die Pensions- und Versicherungszahlungen von 18 Milliarden Dollar übernehmen sollen. Letzteres war wichtigstes Ziel von DaimlerChrysler: Die hohen Verpflichtungen gegenüber den in der Gewerkschaft UAW organisierten Mitarbeiter sollten aus den Büchern verschwinden. Nach dem Modell, das die beiden Unternehmen nun vereinbart haben sollen, wäre das gewährleistet: Chrysler soll nach Informationen des Wall Street Journal eine eigene Firma werden, an der Daimler nur einen Minderheits- und Cerberus den größeren Anteil hätte. Geführt werden soll das neue Unternehmen vom bisherigen Chef der Chrysler-Sparte, Tom LaSorda, während der ehemalige Chrysler-Manager und Cerberus-Berater Wolfgang Bernhard nicht im Management, aber vermutlich im Vorstand sitzen dürfte. Die Investorengruppe Cerberus hatte bereits in den letzten Tagen als Favorit im Rennen um Chrysler gegolten, da sie mehr als andere Interessenten Synergien im Finanzsektor geltend machen konnte: Cerberus hält einen 51-prozentigen Anteil an GMAC, der Finanztochter von General Motors. Analysten an der Wall Street gehen davon aus, dass GMAC nun mit Chrysler Financial gemergt werden dürfte. Dennoch ist ein Deal mit Cerberus noch nicht beschlossene Sache. Vor allem die Gewerkschaft dürfte sich erneut gegen einen Verkauf der Sparte an eine private Investorengruppe sperren. Es droht ein Stand-Off wie zuletzt beim Poker um den Auto-Zulieferers Delphi. Den wollte ein von Cerberus geführtes Konsortium übernehmen, bis sich die UAW gegen Lohnverhandlungen stellte – ein Deal dürfte nicht zustande kommen. Falls sich dieses Spiel beim Verkauf von Chrysler wiederholen würde, ständen andere Interessenten weiter in den Startlöchern. Außer Cerberus waren zuletzt der Milliardär Kirk Kerkorian, der kanadische Auto-Zulieferer Magna International und eine Investorengruppe um Blackstone Group und Centerbridge Capital Partners an einem Kauf interessiert. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Geplanter Benzin-Boykott geht nicht auf
Eine Email lässt heute sämtliche Scheichs im Nahen Osten zittern: Zum x-ten Mal rufen Internet-Aktivisten alle Verbraucher in den USA dazu auf, den Kampf gegen die Öl-Multis zu unterstützen. Wenn am heutigen Dienstag keiner tanke, würde das die Industrie fast 3 Milliarden Dollar kosten, die Einfuhrmenge drücken und folglich den Benzinpreis um bis zu 10 Prozent senken. Letzteres allein dürfte dazu führen, dass viele Verbraucher die Massen-Email zumindest interessiert lesen. Der Benzinpreis in den USA klettert seit Monaten und hat gerade die Marke von 3 Dollar pro Gallone überschritten. Das ist umso schlimmer als in zwei Wochen mit dem Memorial Day offiziell die Ferienzeit eingeläutet wird und mehr Amerikaner als sonst auf den Straßen unterwegs sein werden. Die schmerzt es tief, wenn der Benzinpreis weiter steigt. Doch dürften sich nicht allzu viele an dem Versuch beteiligen, über einen eintägigen Tank-Boykott der Branche eins auszuwischen. Der Grund: Es funktioniert eh nicht, der Aufruf der Aktiviten ist voller falscher Annahmen – und einer glatten Lüge. Zunächst der große Hammer: Der Hinweis auf eine ähnliche Boykott-Aktion, die im April 1997 dazu geführt habe, über Nacht den Benzinpreis um 30 Cent zu senken, ist frei erfunden. Den Boykott hat es seinerzeit nicht gegeben, einen derartigen Preiseinbruch verzeichnet keine einzige Statistik. Und das aus gutem Grund, denn das Konzept eines Boykotts würde nie und nimmer aufgehen. Zum einen setzt der angepeilt Schaden von fast 3 Milliarden Dollar voraus, dass alle Internetnutzer, an die sich der Email-Aufruf richtet, jeden Tag tanken und folglich auch am Dienstag getankt hätten. Ferner lässt die Aktion außer acht, dass jeder, der dem Boykott folgt und am Dienstag nicht tankt, dann eben am Mittwoch oder Donnerstag tankt – damit werden nicht Umsätze und Gewinne gestoppt, sondern nur minimal verzögert. Was die Boykott-Aktion aber wirklich zu einem tragischen Irrtum macht, ist die Wirkung auf die wahren Opfer. Viel mehr Schaden als die Öl-Multis würden nämlich die Tankstellenbesitzer nehmen. Die meisten Tankstellen in den USA gehören nicht etwa ExxonMobil und Chevron, sondern den Einzelhändlern, vor allem kleinen Ketten und Einzelbetrieben. Doch auch die fürchten sich nicht allzu sehr vor Umsatzeinbrüchen. Der Branchenverband der Tankstellenbetreiber erklärt, dass man die Boykott-Email seit Jahren kenne, sie tauche fast immer im April oder Mai auf – und zeige grundsätzlich keine Wirkung. Bei aller Benzinwut der Amerikaner scheint doch die Bequemlichkeit zu obsiegen – wirklich einmal weniger zu tanken und das Auto stehen zu lassen, das bringt zwischen New York und Kalifornien kaum einer fertig. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Allianz-Tochter heuert Greenspan an
Je nachdem wie öffentlich sich Alan Greenspan zu seinem neuen Arbeitgeber bekennen will, könnte vor dem Haus des ehemaligen Notenbank-Chefs bald die deutsche Flagge wehen. Mehr als ein Jahr nach seinem Abschied von der Fed hat Greenspan in seiner neuen Karriere als volkswirtschaftlicher Berater den ersten Kunden gewonnen: Pimco, eine auf Bonds spezialisierte Investmentbank und Tochter der Allianz AG. Mit dieser Paarung hat sich ein „Dream Team“ der Zins-Experten zusammengefunden. Greenspan, der nach einer gleichnamigen Biographie als „The Maestro“ bekannt ist, hat wie kein Zweiter Einblick in das Innenleben der Notenbank und damit der amerikanischen Zinspolitik. „Bond King“ William Gross und die übrigen Experten von Pimco gelten als die treffsichersten Fed-Beobachter und Zins-Analysten in den USA. Pimco, das Akronym steht für die Pacific Investment Management Co., verwaltet 680 Milliarden Dollar, die zu 95 Prozent in festverzinslichen Wertpapieren angelegt sind. Vorzeige-Fond des Hauses ist der Total Return Fund, in dem 104 Milliarden Dollar angelegt sind und der in den letzten zehn Jahren eine jährliche Rendite von 6,9 Prozent aufweist und damit 97 Prozent der vergleichbaren Fonds schlägt. Dass der Total Return Fond zuletzt ins Straucheln geraten ist und für das laufende Jahr im unteren Fünftel der Branche liegt, dürfte den Verwalter Gross nicht vom Sockel stürzen – zumal er künftig mit Greenspan den einen Mann im Team hat, der ihn an Zinsexpertise noch übertrifft. Greenspan und Pimco sollen, so der Vertrag nach Informationen des Wall Street Journal, in regelmäßigem Kontakt stehen. Einmal im Quartal wird Greenspan zur Pimco-Strategiesitzung ins Hauptquartier nach Newport Beach in Kalifornien reisen. Darüber hinaus schaltet er sich zweimal wöchentlich per Email oder Telefonkonerenz zu. Direkten Konkurrenten von Pimco wird Greenspan nicht mehr zur Verfügung stehen, wenngleich sich der ehemalige Fed-Chef zusichern ließ, weiterhin für andere Kunden Reden halten zu dürfen. Die fallen ihm immer leichter. Mehr als ein Jahr nach Ende seiner Amtszeit sehen Greenspan und die Medien genügend Abstand, um nicht jede Aussage als direkten Indikator für die künftige Zinspolitik zu werden. In den ersten Monaten als Fed-Ruheständler hatte sich Greenspan schwer getan, irgendwelche Anfragen zu beantworten, ohne den Bond- und Aktienmarkt massiv zu bewegen. Zuletzt hat sich die Situation etwas beruhigt, und bei Pimco dürfte Greenspan kaum Gefahr laufen, fehlinterpretiert zu werden, zumal die meisten seiner Gespräche vertraulich und firmenintern gehalten werden dürften. Umso wertvoller sind Greenspans Einblicke für William Gross, der sich auch mit recht allgemeinen Aussagen zufrieden gibt. „Ich habe ihn gefragt, wo er in drei Jahren die Leitzinsen der G7-Staaten sieht“, berichtet der „Bond King“, „und er hat gesagt: höher.“ Ohne Widerspruch geht es trotzdem nicht: Gross rechnet für die nächsten zwölf Monate zunächst einmal mit fallenden Zinsen, zumindest in den USA wegen des aktuell schwachen Wirtschaftswachstums. Es ist nicht das erste Mal, dass die Meinung von Gross und Greenspan auseinandergeht. Im Gegenteil: Gross gilt eigentlich als Greenspan-Kritiker und sprach sich in der Vergangenheit häufig für die Politik von dessen Nachfoger Ben Bernanke aus. Allerdings scheint Gross alles daran zu setzen, mit Greenspan auf eine freundlichere Ebene zu gelangen. In einem Interview mit dem Wall Street Journal gestand er, dass er als Junge einmal seine Hausaufgaben in der Badewanne erledigt habe. Eine klare Verbeugung vor Alan Greenspan, von dem lange bekannt ist, dass er wichtige Reden in der Badewanne schreibt, um seinen schmerzenden Rücken zu entlasten. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Die teure Lust auf Kunst
Wenn der Aktienmarkt steigt, geht es Investoren gut – wenn die Preise am Kunst-Markt steigen, scheint es den Investoren zu gut zu gehen. Zwei Kunstauktionen in dieser Woche in New York haben neue Rekordergebnisse gebracht, und es drängt sich der Verdacht auf, dass Sammler nicht mehr investieren, sondern vor allem Geld los werden wollen. Insgesamt 63 Werke überwiegend zeitgenössischer Künslter standen beim Auktionshaus Sotheby´s zur Versteigerung – sie brachten zusammen fast 255 Millionen Dollar ein. Den größten Anteil brachte ein Bild des Amerikaners Mark Rothko. Dessen abtraktes Werk „White Center (Yellow, Pink and Lavender on Rose)” ging für 72,84 Millionen Dollar an einen anonymen Käufer. Der zahlte damit mehr als dreimal so viel wie zuletzt für den teuersten Rothko gezahlt wurde, damals die „Homage an Matisse“. Doch zurück zu „White Center“. Das Bild wurde 1950 gemalt, Rothko starb 1970. Damit ist das Werk nicht wirklich zeitgenössisch, was den hohen Preis umso erstaunlicher macht. Normalerweise erreichen vor allem noch lebende Künstler derartige Preise, weil zumindest ein Moment des Wertanstiegs noch ansteht – der Tod des Künstlers. Dass „White Center“ einen derart hohen Betrag einbrachte, liegt Experten zufolge auch nicht an der Zukunft des Bildes, sondern vielmehr an dessen Vergangenheit. Das Werk war einst im Besitz von David und Peggy Rockefeller und war zuletzt in der National Gallery in Washington, im Whitney Museum of American Art in New York und dann im Pariser Musée d'Art Moderne zu sehen – unter Sammlern ist damit Prestige eingebaut. Ähnliches gilt für die „Study from Innocent X“ von Francis Bacon, die den Rekordpreis für diesen Künstler von 27,5 auf 52,68 Mio. Dollar hochtrieb, und für einen Warhol, der zur gleichen Zeit bei Christie´s versteigert wurde. Der Siebdruck „Green Car Crash“, den der Popart-Künstler 1963 geschaffen hat, ging für 71,7 Millionen Dollar an einen ebenfalls anonymen Bieter, der damit mehr als das Doppelte des Schätzwertes bezahlte. Auch hier zum Vergleich der bisherige Warhol-Rekord: Der Druck „Blue Mao“ hatte im vergangenen November 17,4 Millionen Dollar gebracht. Warum die Preise für moderne Kunst in der letzten Zeit derart dramatisch gestiegen sind, liegt für Jim Ellis von der BusinessWeek auf der Hand. „Die Superreichen haben heute derart viel Geld, dass sie es anders nicht mehr ausgeben können. Man kann eben nur soundsoviele Häuser haben.“ Bilder hingegen konzentrieren zig Millionen auf ein paar Quadratzentimeter – da geht richtig Geld raus, wenn eine Villa oder ein Loft in Manhattan dekoriert wird. Völlig nebensächlich ist dabei der Investment-Aspekt: Wenn die Super-Reichen ihre Vermögen weiter steigen sehen, dann könnten die Millionen-Bilder über die Jahre zwar noch teurer werden. Spielt aber der Markt nicht mit, dürfte es den Sammlern auch egal sein – es ging ja von vorneherein darum Geld loszuwerden, und nicht Geld zu vermehren. Und ein hübsches Auffangnetz gibt es auch: Sollte ein Gemälde nicht im Wert steigen, lässt es sich posthum immer noch an ein Museum verschenken, was den Superreichen dann in den Stand des Mäzen erheben würde – eines der begehrtesten Statussymbole in Amerika. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Der „Bulle“ hat breite Schultern
Von Mark Arbeter, S&P ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1252452.html |
Teures Benzin belastet den Einzelhandel
Eine der bekanntesten Touristenattraktionen in New York ist die bronzene Atlas-Statue am Rockefeller Center. Der Halbgott aus der griechischen Mythologie trägt das Firmament auf seinen Schultern – und damit erinnert er immer mehr, ganz unpoetisch und sehr irdisch, an den amerikanischen Verbraucher. Der amerikanische Verbraucher verfügt zwar in der Regel nicht über den muskulösen Körper, mit dem der Zeus-Sohn gesegnetr ist, scheint aber eine ähnliche Ausdauer zu haben. Mit einer Art Urkraft trägt er seit Jahren die amerikaniksche Konjunktur und in Folge den Aktienmarkt von einem Hoch zum nächsten. Mit übermenschlicher Ausdauer setzt er sich über Inflation und Verschuldung, die Immobilienkrise und steigende Energiepreise hinweg – bis jetzt. Der Branchenverband des amerikanischen Einzelhandels NRF fürchtet nun, dass sich die Widerstandskraft des Konsumenten langsam legt. Wenige Tage vor Memorial Day, dem Feiertag, mit dem die Amis alljährlich die Urlaubszeit einläuten, machen stetig steigende Benzinpreise nicht nur den Autofahrern Sorgen, sondern auch Ladenbesitzern und Restaurants, die ihrerseits sinkende Umsätze fürchten. Laut einer aktuellen Umfrage der NRF geben drei Viertel der amerikanischen Verbraucher zu, dass sich die hohen Preise – der Benzinpreis ist gerade über 3 Dollar pro Gallone geklettert – auf das Ausgabeverhalten niederschlagen. Während das einerseits den positiven Effekt bringt, dass viele Einkäufer nicht mehr in weit entfernte Malls fahren, sondern lokal shoppen, damit Benzin und Geld sparen und die Umwelt schonen, hat das auch negative Folgen: Immer mehr Amerikaner geben nämlich zu, verstärkt auf Sonderangebote zu achten und Coupons auszuschneiden – den Einzelhändlern frisst das die Margen auf. „Die Leute überlegen sich beim Einkaufen zweimal, was sie wirklich brauchen“, erklärt NRF-Chefin Tracy Mullin. Fast ein Drittel scheint der Meinung zu sein, beim Urlaub etwas kürzertreten zu können. 31 Prozent gehen weniger aus, was die Gastronomie belastet. Etwa ein Viertel der Verbraucher will weniger neue Kleider kaufen, und ein Füftel verschiebt geplante größere Investitionen wie Auto, Fernseher oder Möbel. Entsprechend dürften in den Sommermonaten eine breite Reihe Einzelhändler Umsatzeinbrüche feststellen. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Sorglos in die Hurrikan-Saison
Andrea hat sich ohne großes Aufsehen verabschiedet, Barry und Chantal stehen vor der Tür. Und Millionen fragen sich, wer wohl der prominenteste Gast der Saison sein wird. Humberto vielleicht? Oder Jerry? Melissa oder Pablo? Kommen werden sie auf jeden Fall, die Hurrikans des Sommers 2007 – wann und wie stark, das bleibt abzuwarten. Meteorologen warnen eine Woche vor dem offiziellen Beginn der Hurrikan-Saison vor einer Reihe starker Unwetter, die wohl die Küstenregion im Südosten der USA als auch Staaten entlang der Ostküste bis hinauf nach New York und New England treffen könnten. Man rechnet nicht zwingend mit einem weiteren Desaster in „Katrina“-Ausmaßen, gibt aber auch keine Entwarnung. Umso überraschender, dass die meisten amerikanischen Unternehmen bisher nicht vorgesorgt haben. Der Büro-Ausstatter Office Depot hat eine Umfrage in Auftrag gegeben, nach der 71 Prozent aller US-Firmen keinen Notfallplan aufgestellt haben. Mehr als die Hälfte der Chefs von kleinen und mittelständischen Betrieben sagen, sie seien „nicht besorgt“. Und diejenigen die zumindest ein wenig besorgt sind, verhalten sich nicht konsequent vorsichtig. So geben zwar 52 Prozent der Unternehmen an, wichtige Akten und Dokumente in Kopie gespeichert zu haben. Allerdings bewahren nur 11 Prozent der Unternehmen diese Kopien an einem anderen Ort als dem eigentlichen Standort auf, wo sie natürlich im Katastrophenfalle mit dem Rest des Ladens untergingen. 18 Prozent der amerikanischen Unternehmen hat überhaupt keine Kopien von irgendwelchen Dokumenten. Die Experten bei Toigo Partners, die die Umfrage durchgeführt haben, geben sich überrascht. „Gut vorbereitete Unternehmen überleben in den meisten Fällen“, meint CEO Jon Toigo, der einen Grund weiß, warum die meisten Firmen den Ernstfall nicht proben. „Viele glauben, dass eine Vorsorge mit hohen Kosten verbunden wäre.“ Das sei nicht der Fall. In vielen Unternehmen würde es völlig ausreichen, wichtige Dateien jeden Abend oder jeden Freitagabend auf ein Flash-Drive zu kopieren, etwa einen kleinen Memory-Stick. Die kleinen Gadgets kosten nur noch ein paar Dollar, passen in jede Hosentasche und lassen sich daher auch leicht transportieren und anderswo aufbewahren. Alle wichtigen Daten – Kundenkontakte, Telefonnummern, Verträge, Bankverbindungen, Tabellen – nach einem Unwetter zur Hand zu haben, ist laut Toigo in vielen Fällen entscheidend dafür, ob ein Unternehmen überlebt oder untergeht. Apropos überleben: Für den Ernstfall lohne es sich durchaus auch, einen Erste-Hilfe-Kasten, Wasserflaschen und ein Radio samt Batterien parat zu haben. Eine Vorsorge lässt die Umfrage indes aus: die Versicherung. Auch zwei Jahre nach “Karina” sind nur ein Bruchteil aller Schadenersatzforderungen bearbeitet. Versicherer und Versicherte streiten in manchen Fällen monatelang, ob ein Gebäudeschaden dem Wasser (nicht versichert) oder dem Sturm (versichert) zuzuschreiben sei. Die Beschwerden gegen Versicherungen haben in den letzten beiden Jahren steil zugelegt. Umso wichtiger, zumindest da vorzusorgen, wo man das selbst kann. Und zwar möglichst bald, denn der nächste Sturm – Barry – dürfte nicht allzulange auf sich warten lassen. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Bushs Freibrief für die Öl-Multis
Die gute Nachricht zuerst: Die Lagerbestände an Öl und Benzin sind in der vergangenen Wochen gestiegen. Die schlechte Nachricht: Den Preis für Öl und Benzin senkt das nicht. Denn Amerika steht vor der Hauptreisezeit mit erhöhter Nachfrage, vor der Hurrikan-Saison mit möglicherweise sinkendem Angebot – und vor einem Veto von Präsident Bush, der Autofahrern an der Zapfsäule noch eins auswischt. Als hätte es der amerikanische Verbraucher – und hier besonders der Autofahrer – nicht ohnehin schwer genug, gibt es jetzt noch Gegenwind aus Washington. Dort hat der mittlerweile demokratisch geführte Kongress versucht, im Angesicht steigender Preise zumindest dem organisierten Wucher einen Riegel vorzuschieben. Laut einem Gesetzentwurf sollte es den Justizbehörden möglich gemacht werden, die Öl-Multis und Tankstellen zu verklagen und mit hohen Geld- und sogar Haftstrafen zu belangen, wenn diese künstlich und über wettbewerbswidrige Absprachen die Preise hoch halten würden. Nach ersten Protesten der Republikaner hat der Abgeordnete Bart Stuppak aus Michigan eine Klausel eingefügt, nach der sich die Justiz nur in katastrophalen Fällen einschalten dürfe, also nachdem der Präsident in Folge eines Hurrikans den Notstand ausgerufen hätte. Diese Präzisierung resultiert aus entsprechenden Vorkommnissen vor zwei Jahren, als unmittelbar nach „Katrina“ der Benzinpreis an manchen Tankstellen um ein Vielfaches in die Höhe schoss. Wer jetzt meint, dass ein solches legislatives Vorgehen ohnehin selbstverständlich sein sollte – zumal ja der Kongress lediglich die ohnehinzuständige Justiz stärkt und nicht etwa selbst den Richter spielen will –, der hat wieder einmal unterschätzt wie eng die Bande zwischen Washington und der Industrie sind. Präsident George W. Bush hat sich umgehend gegen den Gesetzentwurf gewehrt und droht mit einem Veto. Allein in der Möglichkeit, dass die Justiz gegen Preistreiber vorgehen könnte, sieht das Weiße Haus „Preiskontrollen“, die über kurz oder lang die Unternehmen frustrieren und zu einem noch niedrigeren Angebot führen würden. Das wiederum würde vor allem im Falle einer Katastrophe – die Hurrikan-Saison beginnt! – dazu führen, dass viele Bürger kein Benzin kriegen würden, wenn sie es am nötigsten bräuchten. Dieses Szenario ist natürlich ziemlich wild und an den Haaren herbeigezogen. Die Demokraten wettern gegen Bush und Konsorten. „Der amerikanische Verbraucher leidet und der Kongress muss sich einschalten“, meint der Abgeodnete aus Illinois, Bobby Rush. Doch für Bush spielt der Verbraucher nur noch eine untergeordnete Rolle. Als Wähler braucht er ihn nicht mehr, und als Finanzier taugen die Unternehmen besser – also gestalten weiter ExxonMobil und Chevron die Energiepolitik in den USA. © Wall Street Correspondents Inc. |
Warum Häuser-Daten den Markt verunsichern
In der monatlichen Flut von Konjunkturdaten gibt es wichtigere und unwichtigere. Der Arbeitsmarkt bewegt die Börse fast immer, die Inflationsdaten aus den Verbraucher- und Produzentenpreisindizes ebenso. Andere Daten spielen nur hin und wieder eine Rolle. Die Immobilienzahlen, beispielsweise, die nur in Krisenzeiten wichtig sind – und oft überbewertet werden. Am Donnerstag steht die Wall Street nach einem ansehnlichen, aber nicht spektakulären Start unter Druck, weil die Immobiliendaten wieder einmal Verwirrung stiften. Dass die durchschnittlichen Häuserpreise derart eingebrochen sind – von 324 700 Dollar im März über 310 300 Dollar im April auf aktuell 299 100 Dollar im Mai, hatte die Wall Street nicht erwartet. Dass hingegen die Hausverkäufe um 16 Prozent zugelegt haben, hätte man ebensowenig erwartet. Vielmehr hatten Analysten auf einen Anstieg um 0,3 Prozent gerechnet. Entsprechend verwirrt geben sich nun die Experten, denen immer klarer wird, warum ein allzu enger monatlicher Blick auf manche volatilen Datensätze wenig aussagekräftig ist. „Wir können diesen plötzlichen Anstieg nicht erklären“, gesteht Morgan Stanley. Die jüngsten Gespräche mit den Häuserbauern hätten weiter ein düsteres Bild gezeichnet, auch wenn die Hypothekenbanken zuletzt ein wenig hoffnungsvoller geklungen hätten. Bei High Frequency Economics versucht man die aktuellen Daten gar nicht erst zu erklären, sondern stellt sie direkt in Frage. „Das ist zwar der größte Monatsanstieg seit 14 Jahren“, mein Analyst Ian Shepherdson. Aber außer dem Anstieg von 16 Prozent müsse man sehen, dass die statistische Abweichung „massiv ist und bis zu plus/minus 13 Prozent beträgt. Die Analysten von Ritholtz Research & Analytics sind ebenfalls vorsichtig bei der Bewertung von zweistelligen Umsatzzuwächsen. „Solche Zahlen sind sehr unzuverlässig“, heißt es mit Verweis auf das unkontrollierte Prozedere, nach dem die Bau-Unternehmen ihre Verkaufszahlen an das Wirtschaftsministerium melden. Schon seit 15 Jahren sehe man, dass zweistellige Daten – nach oben oder unten – im nächsten Monat meist korrigiert würden und leztlich darauf zurückzuführen waren, dass mehr oder weniger Unternehmen ihre Zahlen eingereicht hätten. Im Mai scheinen vor allem Häuserbauer aus den Südstaaten gemeldet zu haben, zeigt ein Blick in den aktuellen Branchenreport aus Washington. Darauf weist der Analyst von MFR hin, der damit auch die dramatischen Preiseinbrüche erklärt sieht. Immerhin sind die Häuser im Süden allgemein billiger als im Norden des Landes. Die Experten von Nomura schließen sich der Meinung an und finden die steigende Nachfrage nach Häusern unterhalb 200 000 Dollar verzerrend. Bei Bear Stearns fasst man die Einsichten der Kollegen zusammen und resümiert: In eienr volatilen Branche „ist es sehr schwer, aus einem monatlichen Report wirklich wichtige Informationen abzuleiten“. Das sollten sich Anleger zu Herzen nehmen, es bliebe ihnen viel Stress erspart. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Amerikanische Aktienmärkte
Nasdaq liegt noch 50 Prozent unter dem Rekord ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...d-1228719.html |
Feiertag: Gedenken und Einkaufen
Ob Weihnachten oder Ostern, Muttertag, Thanksgiving oder Valentines Day, Feiertage sind für die Wall Street von großer Bedeutung. Nicht nur, weil die Börse – an manchen zumindest – geschlossen ist und die gehetzte Broker einen freien Tag genießen können, sondern weil sie für alle mögliche Branchen Umsatz- und Gewinnindikatoren bringen. Bei manchen Feiertagen ist das ganz einfach nachvollziehen: Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel der wichtigste Anlass im ganzen Jahr. Ostern bietet vielen Verbrauchern eine Möglichkeit, die Winterkleidung wegzuräumen und bei den Modehändlern nach frischen Sommerklamotten zu suchen. Zu Valentines Day und Muttertag sind nicht nur Blumenhändler unter Dauerstress, auch die Grußkartenindustrie und Gastronomie macht Rekordgewinne – von den Juwelieren ganz zu schweigen. Am kommenden Montag ist nun Memorial Day in den USA, der Gedenktag für die gefallenen Soldaten des Landes. Während Bush & Co. im Irak einen immer umstritteneren Krieg kämpfen, steckt im Memorial Day politischer Zündstoff. Darüberhinaus ist der Tag aber längst ebenso zum Konsumfest verkommen wie die meisten anderen Feiertage auf. Selbst in durchweg mit dem „Star spangled Banner“ geflaggten Nachbarschaften zieht es kaum einen zum Gedenkgottesdienst oder gar auf den Soldatenfriedhof. Viel lieber wird gegrill, gebadet, eingekauft, verreist – und ferngesehen. Größtes Memorial-Day-Ereignis für die meisten männlichen Amerikaner ist das Autorennen um die „Indy 500“, das schon seit 1911 traditionell am Feiertagswochenende ausgetragen wird. Wer da nicht zusieht, ist wahrscheinlich mit Grillen beschäftigt – oder nicht zuhause. Der Memorial Day markiert den Beginn der Reisezeit, weshalb in den nächsten Tagen zahlreiche Statistiken über den Flug-, Hotel- und Gastronomiesektor vorgelegt werden dürften. Auch der Öl- und vor allem der Benzinpreis stehen in den nächsten Monaten mehr denn je im Mittelpunkt des Interesses, da hohe Preise den Verbraucher umso mehr belasten, als viele Amerikaner im Sommer lange Strecken zurücklegen. Etwas billiger sind kurze Trips – etwa in die örtliche Mall oder ins Kino. Die Filmtheater rechnen mit einem historischen Ansturm und dem einträglichsten Wochenende aller Zeiten. Das dürfte vor allem Spiderman (Sony) zugute kommen, aber auch dem „Fluch der Karibik“ aus der Filmschmiede von Walt Disney. Die Zuschauerzahlen des Wochenendes könnten am Dienstag auch hier Aktienkurse bewegen. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
S&P 500 Index
Neuer Rekord verspricht weitere Gewinne ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1258002.html |
Memorial Day: Konsum, Kino und falscher Glamour
Der Memorial Day hat den Amerikanern ein langes Wochenende beschert, Sonnenschein im ganzen Land und die Gelegenheit, nicht nur faul am Strand zu liegen, sondern sich ein paar Gedanken zu machen. Zum militärischen Engagement der USA vielleicht, denn Memorial Day ist der Gedenktag für die gefallenen Soldaten. Es sind aber traditionell eher wenige, die sich zu den offiziellen Feiern auf Marktplätzen und Friedhöfen einfinden. Die breite Mehrheit der Amerikaner begeht den Memorial Day mit dem gleichen Zeremoniell wie Weihnachten, Muttertag und jede andere festliche Gelegenheit: mit einem Trip zur Mall, wo dem Konsumrausch freier Lauf gelassen wird. Der Einzelhandel freut sich nun trotz Rekordtemperaturen über starke Umsätze am langen Wochenende, und Walt Disney feiert mit dem „Fluch der Karibik“ den erfolgreichsten Kinostart aller Zeiten. Noch mehr als für Johnny Depp und seine Piraten haben sich die Amerikaner am Montagabend für „Miss Universum“ interessiert, die in Mexiko City gekrönt wurde. Der Fernsehsender NBC, eine Tochter von General Electric, meldet starke Quoten für den Moment als der Japanerin Riyo Mori die Krone aufgesetzt und die Amerikanerin Rachel Smith ausgebuht wurde. Letzteres war vielleicht die eigentliche Story des Abends. Denn Smith war zwar erwartungsgemäß attraktiv, hatte aber in der Spitzengruppe der Models aus 77 Ländern nichts zu suchen. Das machte sie selbst eindrucksvoll klar, als sie im Abendkleid-Durchgang stolperte und auf dem Po landetre. Doch war zuvor schon nach dem allerersten Druchgang, in dem Smith als Elvis-Verschnitt gegenüber der kreativer kostümierten Konkurrenz blass aussah, klar geworden, dass sie nur für den Hauptsponsor von Runde zu Runde weiter gehievt worden war. Das Geld für die Ausscheidung kommt nun einmal aus den USA, unter anderem vom New Yorker Baulöwen Donald Trump, der sehr gut weiß, dass Tricksereien eben zum Geschäft gehören – jedenfalls, wenn man erfolgreich sein will. Die Zuschauer dürfte es auch kaum stören, die leben ohnehin in einer Scheinwelt und merken nicht, wie wenig Miss USA mid Rest des Landes zu tun hat. Das zeigte am Sonntag ein ganz anderer TV-Bericht bei CNN, der über einen gestrandeten Wahl an der Küste Neuenglands berichtet. Schaulustige pilgern zum Strand, fotografieren das Tier und schneiden Stücke aus der Lederhaut, um sie als Andenken mitzunehmen. In Interviews behaupten alle Befragten, so ein Ungetüm ja noch nie gesehen zu haben. Nun, vielleicht waren sie noch nie zuvor am Strand. Ich selbst habe gerade zwei Tage an der Küste von New Jersey verbracht, und habe sort so manches Ungetüm gesehen, inklusive Lederhaut – und Badeanzug. Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc |
Sieben Wachstumsstorys
Von Michael Kaye, Standard & Poor's ... http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...s-1385233.html |
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