Traderboersenboard

Traderboersenboard (https://www.f-tor.de/tbb/index.php)
-   Amerika, Asien (https://www.f-tor.de/tbb/forumdisplay.php?f=13)
-   -   Inside Wall Street -- Hintergründe und Analysen (https://www.f-tor.de/tbb/showthread.php?t=8653)

Starlight 31-05-2007 20:21


Der Gipfel der Giganten: Gates trifft Jobs


Youtube, Google, schön und gut… die wahren Könige des Silicon Valley haben ein anderes Kaliber: Sie heißen Bill Gates und Steve Jobs, regieren über Microsoft beziehungsweise Apple und haben sich seit 16 Jahren nicht gesehen. Am Mittwochabend trafen sie sich auf einer Bühne in San Diego.

Unter der Sonne Kaliforniens veranstaltete das Wall Street Journal eine Vortragsreihe zu „all things digital“, und die Rednerliste liest sich wie das Who-is-Who der Branche. Die Chefs von Google und Youtube werden vortragen, John Chambers von Cisco, Palm-Gründer Jeff Hawkins und “Star-Wars“-Regisseur George Lucas, dessen digitale Tricks das Kinogeschäft verändert haben.

Das Gipfeltreffen zwischen Bill Gates und Steve Jobs ist aber der unbestrittene Höhepunkt des Veranstaltung, deren Tickets bis zu 4000 Dollar kosten. Die Chefs der beiden größten Computer- und Softwarespezialisten haben sich zuletzt 1991 getroffen als sie gemeinsam für den Titel des Wirtschaftsmagazins „Fortune“ fotografiert wurden. Selbst 1997, als Microsoft 150 Millionen Dollar in Apple investierte und damit den Internet Explorer auf dessen Rechner brachte, gab es kein Treffen – Gates war seinerzeit „verhindert“ und sprach nur per Video-Schalte zu mit dem Kollegen Jobs.

Entsprechend viel dürften die beiden zu besprechen haben, wenn sie sich am Abend sehen. Fragt sich nur, womit sie beginnen wollen. Steve Jobs könnte Bill Gates zu einem bedeutenden Jubiläum gratulieren, denn der hat gerade seinen millionsten Zune-Spieler verkauft – während der iPod wohlgemerkt mittlerweile 100 Millionen mal über den Ladentisch gehen.

Gates könnte den Kollegen von Apple darauf aufmerksam machen, dass es eine Welt neben dem Business gibt. Immerhin hat sich der Microsoft-Chairman in den letzten Jahren zum größten Philantropen der Welt gemausert – während sich Steve Jobs gerade um die Aufarbeitung eines Bilanzskandals kümmern muss, bei dem es um rückdatierte Optionen ging.

Oder vielleicht gibt sich Bill Gates angriffslustig und kritisiert Jobs für dessen böse Werbekampagne, in der sich ein agiler Mittdreißiger als „Mac“ über einen mausgrauen Bürokraten Mitte 50 als „PC“ lustig macht. Die Spots sind Gates ein Dorn im Auge, zumal er bereits vor zehn Jahren kritisiert hat, Steve Jobs sei „der erfolgreichste Mann im Silicon Valley. Allerdings ist er erfolgreich, weil er alle anderen schlecht macht.“

Andersherum hat sich übrigens auch Jobs in der Vergangenheit zum Erfolg des Konkurrenten geäußert. „Ich habe mit dem Erfolg von Microsoft kein Problem“, erklärte er großzügig in einem Fernseh-Interview. „Ich habe ein Problem damit, dass der Erfolg auf drittklassige Produkte baut.“ Gates selbst wäre „einfach zu engstirnig. Es hätte ihm gut getan, wenn er in seiner Jugend mal Acid genommen hätte oder in ein Ashram gegangen wäre.“

Das Gipfeltreffen der Tech-Giganten birgt also jede Menge Sprengstoff. Zwei Moderatoren kümmern sich darum, Gates und Jobs zwischen möglicherweise persönlichen Attacken und der Diskussion um neue Technologien und das Rechtemanagement für digitale Musik-Files zu bändigen. Keine leichte Aufgabe, und entsprechend urteilt ein Hightech-Blogger kurz vor dem Termin, es komme am Abend „zu einer Verschiebung im Raum-Zeit-Kontinuum von Kalifornien.“






US-Airlines wollen aus der Krise fliegen

Es ist ein historischer Tag für die amerikanische Airline-Branche: Zum ersten Mal seit fünf Jahren befindet sich keine der großen Fluggesellschaften im Gläubigerschutz. Mit Northwest Airlines fliegt am Donnerstag der letzte große Carrier aus der Restrukturierung – aber keineswegs in eine sorglose Zukunft.

Douglas Steenland´s Lächeln wirkte etwas gezwungen, als er am Donnerstagmorgen die Eröffnungsglocke an der New York Stock Exchange läutete. Dabei hätte der CEO von Northwest Airlines eigentlich Grund zur Freude gehabt. Fast zwei Jahre nachdem die Aktie an der Nasdaq aus dem Handel genommen wurde, gibt es ein neues Papier unter dem Tickerkürzel NWA. Man hat 20 Monate lang umgebaut, den Schuldenberg um 4,2 Milliarden Dollar abgebaut und 2,4 Milliarden Dollar an jährlichen Kosten gesenkt. Sowohl die Flugzeuge als auch die Aktie könnten nun steil in den Himmel steigen.

Werden sie aber wohl nicht. Anleger sehen den Neustart von NWA mit der gleichen Skepsis, mit der die ganze Branche betrachtet wird. Die allgemeinen Probleme der großen Fluggesellschaften sind lange bekannt, vor allem die Konkurrenz der Billig-Flieger und die hohen Preise für Flugbenzin, die gemeinsam die Margen erschüttern.

Bei Northwest kommt ein weiteres Problem hinzu: Die Mitarbeiter sind schwer frustriert. In zähen Verhandlungen haben die größtenteils gewerkschaftlich organisierten Angestellten Lohneingeständnisse von 1,4 Milliarden Dollar gegeben. Wenige Tage vor dem Börsenstart haben sie erfahren, dass dem Top-Management für das laufende Jahr dicke Prämien in die Verträge geschrieben wurden. Bis zu 20 Millionen Dollar kann allein CEO Steenland an Aktien und Optionen einstreichen, während Piloten, Flugbegleiter und Bodenpersonal ihre privaten Haushaltspläne zusammenstreichen müssen.

Vor allem in einer Service-orientierten Branche wie dem Flugsektor ist es gefährlich, frustrierte und unmotivierte Mitarbeiter zu haben. Überträgt sich deren miese Stimmung auf die Kunden, ziehen die schnell zur Konkurrenz weiter. Umso unverständlicher ist, dass das Management von Northwest Airlines aus den Fehlern der Vergangenheit – auch denen der Konkurrenten – nichts gelernt hat. Vor vier Jahren wurde CEO Don Carty bei American Airlines mit Schimpf und Schande davon gejagt, nachdem Tarifverhandlungen mit den Gewerkschaften gescheitert waren. Diese hatten bereits auf 1 Milliarde Dollar an Löhnen und Gehältern verzichtet und dann erfahren, dass das Management an eigenen Boni über 41 Millionen Dollar festhalten wollte.

Zurück zu Northwest: Der Fehlstart disqualifiziert das Unternehmen nicht zwingend von einem erfolgreichen Neubeginn. Branchen-Analysten sehen das Unternehmen in einer guten Marktposition, vor allem wegen dessen Dominanz an den Verteiler-Flughäfen in Detroit und Minneapolis. Diese mache es dem Unternehmen möglich, für schnellere Anbindungen höhere Ticketpreise zu verlangen als die Konkurrenz.

Andere setzen auf Konsolidierung, die etwas Konkurrenzdruck aus dem Markt nehmen könnte. Eine Übernahme von Northwest durch Delta Air Lines wird von Branchen-Insidern nicht ausgeschlossen. Zuletzt schlossen sich vor zwei Jahren US Airways und American West zusammen, was seinerzeit American West vor der Pleite bewahrte.

Bevor allerdings entsprechende Verhandlungen geführt werden, dürften die Chefs sämtlicher Fluggesellschaften zumindest einmal den Sommer abwarten. Man steht vor der ersten Reise-Saison, an der die gesamte Branche außerhalb des Gläubigerschutzes gegeneinander antritt und kann nun die Fronten klären.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 31-05-2007 20:25

Branchenanalyse

Computer-Hardware auf Erfolgskurs


Von Sam Stovall

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...s-1301935.html

Starlight 01-06-2007 20:20

Was wird aus dem Wall Street Journal?

Als der amerikanische Medienzar Rupert Murdoch vor einem Monat 5 Milliarden Dollar für den Verlag Dow Jones bot, der unter anderem das einflussreiche Wall Street Journal druckt, schoss zwar dessen Aktie in die Höhe. Doch außer ein paar Spekulanten glaubte kaum jemand an einen möglichen Deal – zu unterschiedlich sind die beiden Parteien.

Und doch könnten sie bald Partner werden. Nach sechs Wochen Bedenkzeit – Dow Jones erhielt das Angebot der News Corp. zwei Wochen vor der öffentlichen Bekanntgabe – zeigt sich die Familie Bancroft als Mehrheitsaktionär gesprächsbereit. Man will sich mit Murdoch treffen und möglicherweise auch mit anderen Bietern, die es bislang aber nicht gibt. Und auch nicht geben dürfte, denn der Preis den Rupert Murdoch vorgelegt hat, ist nicht leicht zu schlagen.

5 Milliarden Dollar für das Unternehmen bedeuten 60 Dollar pro Aktie, deren Kurs vor Bekanntgabe des Angebots bei 36 Dollar gelegen hatte. Andere Großinvestoren – darunter der Nachrichtendienst Bloomberg und Warren Buffett als Großaktionär der Washington Post – hatten schnell erklärt, auf einen Bieterwettstreit keine Lust zu haben.

Sie hätten auch nichts davon, denn Murdoch kann sich den hohen Preis leisten, weil er ungewöhnlich hohe Synergien sieht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass er die Erfahrung und Anerkennung des Wirtschaftsverlages gerne mit der Popularität seiner Senderfamilie Fox zusammenbringen und einen Finanzsender gründen würde. Der wäre direkter Konkurrent von CNBC, dem aktuellen Marktführer aus der Familie von General Electric.

Was geschäftlich durchaus Sinn machen würde, jagt Journalisten und zahlreichen Wall-Street-Experten kalte Schauer über den Rücken. So einflussreich Rupert Murdoch ist, so einseitig ist er: Als linientreuer Freund der Bush-Regierung hat er in den letzten Jahren seine Produkte – Fox ebenso wie die New York Post im Printbereich – auf Kurs gehalten. Bei News Corp. werden Bush & Co. über den grünen Klee gelobt, Kritiker im In- und Ausland in die Ecke gestellt – oder in die „Achse der Feiglinge“, in der sich Deutschland und Frankreich fanden, als sie Bushs Irakkrieg nicht unterstützen wollten.

Während nun Bush an der Wall Street beliebter sein dürfte als im nationalen Durchschnitt, ist Anlegern und Analysten eine offene und ausgewogene Berichterstattung doch noch wichtiger. Nur auf eine solche lässt sich schließlich zuverlässig investieren. Entsprechend laut ist der Schrei gegen eine eventuelle Übernahme von Dow Jones.

Noch lauter wehren sich hingegen Stimmen im eigenen Haus gegen den Murdoch-Angriff. Die Redakteure fürchten nicht nur um den guten Ruf und die Marke des Wall Street Journal, sondern auch um ihren Arbeitsplatz. Für den gewieften Geschäftsmann Murdoch sei das Unternehmen bei einem so hohen Kaufpreis nur profitabel, wenn schnell Kosten gesenkt werden können – am ehesten in der Redaktion. Das wiederum kann auch die Bancroft-Familie nicht wollen, die den Verlag immerhin seit 105 Jahren hält.

Allerdings geht es an der Wall Street eben nicht nur um Integrität, sondern auch um´s Geld. Und wenngleich einige Mitglieder der Bancroft-Familie tapfer erklären, ein Deal mit Murdoch bringe dem Unternehmen nichts, dürfte Brian Rogers, der Chef des Brokerhauses T. Rowe Price, etwas näher an der Wahrheit sein. Er meint, dass Dow Jones den Aktienkurs alleine nie bei 60 Dollar halten könnte und auch kaum Wachstumspotenzial habe. Und Rogers will Wachstum sehen, seine Firma hält 4,5 Millionen Dow-Jones-Aktien.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 04-06-2007 20:20

Homer Simpson und das Wall Street Journal

Zum Ende der jüngsten Staffel lief in Amerika gerade die 400. Folge der „Simpsons“. Seit 18 Jahren unterhalten Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie die Fans, viele kennen die Charaktere besser als ihre eigene Familie. Sie kennen Barts Telefonstreiche, Lisas Sorgen und Nöte und Homers Interessen: Er isst Donuts, trinkt Duff und glotzt fern – das Wall Street Journal würde er eher nicht lesen.

Und dennoch kann ausgerechnet Homer Simpson der Wall Street einiges über die Zukunft der Branchenbibel erzählen. Denn die wird bekanntlich gerade von Rupert Murdoch umgarnt, der den ganzen Verlag Dow Jones mit samt dem Parade-Erzeugnis und dem Anlegermagazin Barron´s kaufen will.

Dass Murdoch das wichtigste Finanzmedium der Welt gerne mit seiner Senderfamilie Fox kombinieren und einen Finanzsender „Fox Business“ aufbauen will, ist ein offenes Geheimnis. Der Wall Street an sich dürfte das auf den ersten Blick recht sein, schließlich ist das aktuelle Angebot an Finanzsendern mit der GE-Tochter CNBC und Bloomberg eher überschaubar.

Doch denkt man in Insiderkreisen mit Grausen an „Fox Business“. Weder die eigentlichen Fox-Sender noch Hausherr Murdoch haben einen guten Ruf, wenn es um Journalismus geht. Gosse, das können sie, Klatsch und Tratsch, und dazu linientreu republikanisch aus Washington berichten. In blinder Loyalität zu Bush & Co. hat Fox die journalistische Sorgfaltspflicht ebenso in den Wind geschlagen wie jeden Versuch irgendeiner Ausgewogenheit in der Berichterstattung.

Die Wall Street ist allerdings nicht von Meinungen, sondern von ehrlichen Fakten abhängig, denn sie baut ihr ganzes Investment auf die Zukunft und die richtige Einschätzung der Zukunft von Unternehmen und Konjunktur. Panikmache und eine politische Agenda sind in diesem Umfeld nicht gerne gesehen, und so drängen zahlreiche Seiten die Bancroft-Familie, die Mehrheitseigner des Verlages, auf keinen Fall mit Murdoch zu paktieren.

Doch genau diese Gefahr droht, immerhin sitzen die Bancrofts und Murdoch am Montagmittag in New York an einem Tisch und führen Verhandlungen. Grund zur Panik an der Wall Street? Wohl kaum, obwohl Murdoch bereits im Vorfeld signalisiert hatte, er wolle den Bancrofts im Falle einer Übernahme keinesfalls die redaktionelle Übersicht lassen.

Vielleicht wäre das auch gar nicht nötig. Denn Murdoch ist nicht dumm, wie der New Yorker Medien-Experte Paul LaMonica erläutert. Wichtiger als politischer Einfluss sei Murdoch vor allem eines: Geld. Dies lässt sich aber nur mit einer Zeitung und einem Finanzsender verdienen, die höchste Glaubwürdigkeit haben. Würde Murdoch den Journalisten beim Journal ins Handwerk pfuschen um seine Agenda zu verfolgen, würde er im Handumdrehen den guten Ruf der Zeitung und damit deren eigentlichen Wert verderben – seine 5 Milliarden Dollar, die er den Bancrofts bietet, wären dahin.

Dass Murdoch diesen Zusammenhang versteht, hat er in den letzten Jahren mehrfach bewiesen – zum Beispiel bei den „Simpsons“. Die gelbe Familie aus Springfield macht sich seit Jahren über George W. Bush lustig, ebenso über Fox und Fox News und sogar über Rupert Murdoch selbst. Der lässt es geschehen, denn der erfolgreichsten Fernsehserie aller Zeiten ändert man nicht die Drehbücher, da schluckt man lieber so manches herunter.

Auch auf der Videoseite Youtube.com haben Murdochs Mannen bisher keine Zensur verübt. Mit dem Verkauf an die News Corp. hatten viele Fans und Blogger befürchtet, dass Youtube zu einem politischen Instrument verkommen könnte. Doch das ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Linke und liberale Politker, Wahlkampfer und Aktivisten nutzen die Seite viel effektiver als ihre rechten Konterparts.

Die sehen auch in anderem Bereichen des Murdoch-Imperiums alt aus. Beim Buchverlag HarperCollins, zum Beispiel, in dem in den letzten Monaten einige kritische Werke erschienen sind. Die Biographie des früheren FBI-Chef George Tenet ist etwa eine scharfe Abrechnung mit dem Irakkrieg und US-Vize Dick Cheney, und hinter dem Titel „Brainless: Lügen und Wahsinn der Ann Coulter“ verbirgt sich eine zerreißende Kritik an der prominentesten Rechtsaußen-Kommentatorin in den USA.

All das hat Murdoch veröffentlicht ohne mit der Wimper zu zucken – weil es Geld bringt. Und Bares steht auch im Vordergrund, wenn der Medienzar Dow Jones übernehmen will. Dem Wall Street Journal droht also auch unter Murdoch keine nackte Frau auf dem Titel, die Meinungsseite dürfte weiter unabhängig und offen kritisieren.

Was nun nicht heißen soll, dass ein Deal wünschenswert wäre. Zahlreiche Bürgerrechtler weisen darauf hin, dass angesichts der eingeschränkten Zahl landesweiter Medien in den USA – vier Fernsehsender (ABC, CBS, NBC, Fox) und drei Zeitungen (New York Times, Wall Street Journal, USA Today) – kein Unternehmen zwei oder mehr besitzen sollte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 05-06-2007 18:30

Kerkorian: Der bescheidene Milliardär wird 90

In Deutschland verbindet man den Namen Kirk Kerkorian vor allem mit dem Auto-Sektor. Der Multimilliardär, der als Großaktionär von Chrysler nach dem Merger mit Daimler die Stuttgarter verklagte, hat aber in einem langen Geschäftsleben noch viele bunte Facetten gezeigt. Er wird am Mittwoch 90 Jahre alt.

Für Kerkorian selbst dürften die Beteiligung an Chrysler, die Klage nach der als „Merger unter Gleichen“ getarnten Übernahme und auch die übrigen Ausflüge in die Branche, zum Beispiel zu General Motors, zu den am wenigsten interessanten Aspekten seines Geschäftslebens gehören. Autos sind nämlich weniger Kerkorians Leidenschaft als vielmehr ein Mittel der Fortbewegung. Das zeigt sein eigener Fuhrpark, in dem nicht etwa die üblichen CEO-Luxusschlitten stehen, sondern ein Jeep Grand Cherokee und ein Ford Taurus. Beide fährt Kerkorian selbst, einen Chaffeur hält er sich nicht.

Auch sonst scheint Kerkorian bescheidener als viele seiner Milliardärskollegen. Öffentliche Auftritte meidet er, in den letzten zehn Jahren hat er nur zwei Interviews gegeben. Und obwohl er über seine gemeinnützige Stiftung bisher mehr als 200 Millionen Dollar an Spenden verteilt hat, ließ Kerkorian nie etwas nach sich benennen. Es gibt kein Kerkorian-Stadion, kein Kerkorian-Spital, nicht einmal ein Kerkorian-Stipendium.

Zurückgezogen leben heißt wohlgemerkt nicht, dass es Kerkorian langweilig wäre. Mit der Tracinda Corp. führt Kerkorian eine der prominentesten Investmentfirmen in den USA und hat ein buntes Portfolio. Das ist vor allem von Las Vegas dominiert. Kerkorian selbst hat wie kaum ein anderer die Spielerstadt in der Wüste von Nevada geprägt, seit ihn ein Ausflug mit seiner eigenen Cessna 1944 erstmals an den Ort geführt hat.

1962 kaufte Kerkorian rund 30 Hektar Land am Las Vegas Strip, auf dem das Caesar´s Palace entstand. Die Kasinobetreiber pachteten das Grundstück von Kerkorian, bis der mit Gewinn verkaufte und einen Steinwurf entfernt das International Hotel baute, seinerzeit das größte der Welt. Und schnell das erfolgreichste, dafür sorgten Stargäste wie Elvis Presley und Barbra Streisand, die gleich über Monate hinweg auftraten und Heerscharen von Fans, Hotelgästen und Spielern mitbrachten.

Mit dem erwirtschafteten Geld kaufte Kerkorian das Flamingo Hotel, das bald – ebenso wie das International Hotel – an die Hilton-Kette abgestoßen wurde. Denn Kerkorian hatte ein neues Übernahmeziel im Auge: das Filmstudio MGM. Kaum hatte er das gekauft, baute er in Las Vegas das MGM Grand, erneut das größte Hotel seinerzeit. Dessen Nachfolger besitzt Kerkorian heute noch, ebenso wie das Mirage, das Bellagio und weitere der besten Häuser am Strip.

All diese Immobilien und Beteiligungen an zahlreichen anderen Konzernen machen Kerkorian zu einem der reichsten Männer der Welt. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes schätzt ihn auf 13,6 Milliarden Dollar.

Solche Summen hätte er sich nicht träumen lassen, als er vor 90 Jahren als Sohn armenischer Einwanderer in Kalifornien geboren wurde. Oder als er nach der achten Klasse die Schule abbrach um sich als Preisboxer durchzuschlagen. Aber spätestens seit sich Kerkorian vor dem Zweiten Weltkrieg zum Piloten ausbilden ließ und dem Fluglehrer mangels barer Zahlungsmittel die Kuhställe hinterm Hangar ausmistete, ahnte er wohl, wohin die Reise gehen würde: nämlich nach oben.

Jetzt ist er ganz oben, eine große Geburtstagsfeier dürfte es für den Multimilliardär dennoch nicht geben. Wahrscheinlich feiert er in aller Bescheidenheit mit Freunden ud Familie – letzte ist ihm eh das wichtigste. Das wiederum schlägt sich auf Geschäft durch: Kerkorians Investmentfirma Tracinda leitet ihren Namen von den beiden Töchtern Tracy und Linda ab, Kerkorians Stiftung Lincy Foundation ebenso.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 07-06-2007 07:16

US-Behörde blockiert Öko-Merger

In einer historischen Flut von Mergern und Übernahmen, die seit Monaten an der Wall Street gemeldet werden, will die US-Regierung aus Wettbewerbsgründen nun einen verhindern. Doch der war nicht in der Öl- oder Energiebranche geplant, nicht bei den Banken oder Airlines, nein: es geht um zwei Öko-Ketten mit organischen Lebensmitteln.

Dass aus hunderten von Übernahmen ausgerechnet die von Whole Foods Markets auf Protest bei der Regulierungsbehörde FTC stößt, ist wirklich ironisch. Das Unternehmen, das sich auf organische Lebensmittel spezialisiert, wollte für 565 Millionen Dollar den kleineren Konkurrenten Wild Oats Markets kaufen. Die FTC droht nun mit Klage und reagiere damit, so heißt es aus Washington, auf ein Horrorszenario, nach dem Whole Foods die Preise erhöhen und den Service zurückfahren könnte.

Das ist insofern völliger Unsinn, als es ausgerechnet der hervorragende Service war, der die Whole-Foods-Läden so erfolgreich gemacht hat. Von 2002 bis 2006 hat sich die Aktie im Wert vervierfacht, erst im letzten Jahr brach der Kurs ein.

Zudem hätte Whole Foods auch nach einer Übernahme von Wild Oats keine Markt beherrschende Stellung. Sicher, im Segment der Öko-Läden gibt es nicht allzu viele Anbieter. US-weit hält nur noch Trader´s Joe mit, ein US-Ableger des deutschen Aldi-Konzerns. Aber immer mehr normale Supermarktketten haben in den vergangenen Jahren ihr Angebot im Natur- und im organischen Bereich deutlich ausgebaut. Darunter sind Safeway und Supervalue ebenso wie die Retail-Größen Wal-Mart und Costco, die immer mehr Lebensmittel anbieten und „grüne“ Ecken eingerichtet haben.

Auch das Argument, den Verbraucher vor höheren Preisen schützen zu wollen, zieht ausgerechnet im Öko-Sektor nicht. Wer bei Whole Foods einkauft, zahlt ohnehin freiwillig mehr für jeden Salatkopf und jede Schachtel Eier. Dafür ist die Ware organisch, und das rechtfertigt einen Aufschlag.

Für zahlreiche Analysten an der Wall Street ist der Deal nun noch lange nicht vom Tisch. Bei Goldman Sachs geht man davon aus, dass eine Übernahme nun sechs bis neun Monate länger dauern dürfte. Das könnte aber teuer werden, da die Geschäfte bei Wild Oats nicht allzu gut laufen und eine verzögerte Übernahme höhere Investitionen mit sich bringen könnte.

Ähnlich sieht man das bei anderen Brokerhäusern. Morgan Stanley stuft Whole Foods auf „neutral“ zurück, und bei der UBS fährt man das Kursziel um mehr als 10 Prozent auf 50 Dollar zurück.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 07-06-2007 07:22

Aktien: Wohin nach den Rekordhöhen?

Von Mark Arbeter, S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1252797.html

Starlight 08-06-2007 21:47

US-Behörde blockiert Öko-Merger

In einer historischen Flut von Mergern und Übernahmen, die seit Monaten an der Wall Street gemeldet werden, will die US-Regierung aus Wettbewerbsgründen nun einen verhindern. Doch der war nicht in der Öl- oder Energiebranche geplant, nicht bei den Banken oder Airlines, nein: es geht um zwei Öko-Ketten mit organischen Lebensmitteln.

Dass aus hunderten von Übernahmen ausgerechnet die von Whole Foods Markets auf Protest bei der Regulierungsbehörde FTC stößt, ist wirklich ironisch. Das Unternehmen, das sich auf organische Lebensmittel spezialisiert, wollte für 565 Millionen Dollar den kleineren Konkurrenten Wild Oats Markets kaufen. Die FTC droht nun mit Klage und reagiere damit, so heißt es aus Washington, auf ein Horrorszenario, nach dem Whole Foods die Preise erhöhen und den Service zurückfahren könnte.

Das ist insofern völliger Unsinn, als es ausgerechnet der hervorragende Service war, der die Whole-Foods-Läden so erfolgreich gemacht hat. Von 2002 bis 2006 hat sich die Aktie im Wert vervierfacht, erst im letzten Jahr brach der Kurs ein.

Zudem hätte Whole Foods auch nach einer Übernahme von Wild Oats keine Markt beherrschende Stellung. Sicher, im Segment der Öko-Läden gibt es nicht allzu viele Anbieter. US-weit hält nur noch Trader´s Joe mit, ein US-Ableger des deutschen Aldi-Konzerns. Aber immer mehr normale Supermarktketten haben in den vergangenen Jahren ihr Angebot im Natur- und im organischen Bereich deutlich ausgebaut. Darunter sind Safeway und Supervalue ebenso wie die Retail-Größen Wal-Mart und Costco, die immer mehr Lebensmittel anbieten und „grüne“ Ecken eingerichtet haben.

Auch das Argument, den Verbraucher vor höheren Preisen schützen zu wollen, zieht ausgerechnet im Öko-Sektor nicht. Wer bei Whole Foods einkauft, zahlt ohnehin freiwillig mehr für jeden Salatkopf und jede Schachtel Eier. Dafür ist die Ware organisch, und das rechtfertigt einen Aufschlag.

Für zahlreiche Analysten an der Wall Street ist der Deal nun noch lange nicht vom Tisch. Bei Goldman Sachs geht man davon aus, dass eine Übernahme nun sechs bis neun Monate länger dauern dürfte. Das könnte aber teuer werden, da die Geschäfte bei Wild Oats nicht allzu gut laufen und eine verzögerte Übernahme höhere Investitionen mit sich bringen könnte.

Ähnlich sieht man das bei anderen Brokerhäusern. Morgan Stanley stuft Whole Foods auf „neutral“ zurück, und bei der UBS fährt man das Kursziel um mehr als 10 Prozent auf 50 Dollar zurück.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 11-06-2007 20:44

Blackstone: Schwindelerregende Gehälter

Dass die Gehälter für manchen amerikanischen CEO weiter in den Himmel reichen als die Hochhäuser am Südzipfel Manhattans, hat sich längst herumgesprochen. Doch dürften einige anstehende Börsengänge ganz andere Gehälter offenbaren als man bisher für möglich gehalten hätte: Die Heuschrecken legen erste Details vor.

Eine Mitteilung an die Börsenaufsicht SEC, in der ein Börsengang der Investorengruppe Blackstone vorbereitet wird, legt Zahlen vor, die bislang unter Verschluss waren. So wird jetzt bekannt, das CEO Stephen Schwarzman im vergangenen Jahr ein Gehalt von etwa 400 Millionen Dollar einstrich, und dass ihm bei einem IPO mindestens weitere 450 Millionen Dollar zustehen. Schwarzman gehören 23 Prozent der Blackstone Group. Bei einem angepeilten Ausgabekurs von 30 Dollar pro Aktie wäre dieser Anteil 7,73 Milliarden Dollar wert.

Schwarzman ist nicht der einzige, der gut Reibach macht: Sein Blackstone-Mitgründer Peter Peterson kassierte im vergangenen Jahr 213 Millionen Dollar und soll bei einem IPO etwa 1,9 Milliarden Dollar einstecken.

Doch nicht nur die nackten Zahlen von Blackstone sind neu für die Börse, auch das besser ans sonst funktionierende System, leistungsabhängig zu zahlen. Denn Blackstone schüttet laut der SEC-Mitteilung nicht wirkliche Gehälter aus, sondern Erfolgsanteile an einem seit Jahren dramatisch wachsenden Investmentportfolio. Das wurde vor etwa 20 Jahren mit 400 000 Dollar eröffnet und umfasst nun Immobilien, Unternehmen und Beteiligungen in einem Gesamtwert von 88 Milliarden Dollar.

Die Blackstone Group hält eine Beteiligung unter anderem an der Deutschen Telekom, hat in den vergangenen Monaten aber vor allem in den USA eingekauft. Zum Portfolio gehören dabei so unterschiedliche Firmen wie der Chip-Riese Freescale Semiconducter, die Bastelladen-Kette Michael´s Store oder der Equity Office Properties Trust, einer der größten Verwalter von Büro-Immobilien in den USA.

Die internen Zahlen der Blackstone Group interessieren die Wall Street außerordentlich, da sie die ersten Daten eines solchen Investmentgruppe sind, die veröffentlich werden. Weitere dürften aber folgen, denn an der Wall Street wird mit weiteren IPOs aus dem Sektor gerechnet.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 12-06-2007 18:28

Yahoo-Chef unter Feuer

Eric Jackson hat einen Traum. Oder zumindest einen Plan, den er „Plan B“ nennt und der besser sein soll als was auch immer zur Zeit dem Management von Yahoo zugrunde liegt. Bei der Aktionärsversammlung am Dienstag tritt Jackson für eine Restrukturierung bei dem lahmenden Internetriesen ein, für die Entmachtung von CEO Terry Semel – und, wer weiß, ein wenig vielleicht für einen Sitz im Vorstand. Doch das wäre dann wieder mehr Traum als Plan.

Denn in das „Board“ der Onlinefirma wird man Jackson wohl kaum berufen. Auch sonst dürften nicht viele Außenstehende als Vertreter der Aktionäre offiziell zu Amt und Würden kommen. Das ist schlicht und einfach nicht üblich, auch wenn es in Einzelfällen schon geklappt hat.

Als Teilerfolg würde Jackson aber schon feiern, wenn am Dienstag der Abschied von Terry Semel vorbereitet wird. Der steht seit 2001 an der Unternehmensspitze und ist dort nicht besonders erfolgreich. Die Konkurrenz rast Yahoo davon. In allen direkten Vergleichen sind die anderen besser, vor allem Google. So hat Yahoo im Suchmaschinenbereich einen Marktanteil von 22 Prozent, Google kommt auf 55 Prozent. Yahoos Wachstum im vergangenen Jahr betrug 28 Prozent, deutlich weniger als die 42 Prozent bei Google.

Die wichtigste Statistik für Anleger ist jedoch der Aktienkurs. Da hat Yahoo auf Sicht von zwölf Monaten 10 Prozent verloren, während Google auf ein Plus von 30 Prozent blickt.

Dass CEO Terry Semel für eine derart schwache Performance mehr als 100 Millionen Dollar samt Optionen kassiert, stößt auf Protest bei den Anteilseignern. Viele – darunter Eric Jackson – haben sich bei Youtube und in Blogs bereits vor der Versammlung am Dienstag abgeschprochen und Eingaben vorbereitet. Andere vertrauen einfach auf die Macht, die mit ihrem Ruf kommt, darunter vor allem die großen Beraterfirmen, die Semels Gehalt ebenso kritisieren wie die Aktiviten unter den Anlegern.

Nun soll Semel gehen. Manche möchten ihn durch Finanzchefin Susan Decker ersetzen, andere hoffen aus frischen Wind von außen. Der ist bitter nötig, zumal in den letzten Monaten unter Semels unglücklichem Zepter 17 Top-Manager das Weite gesucht haben und Yahoo unter einem dramatischen „Brain-Drain“ leidet.

Die die geblieben sind, kämpfen täglich gegen ein Betriebsklima, in dem kaum Fortschritt möglich scheint. In einem Memo, das vor einem halben Jahr an die Presse kam, kritisiert ein VP, Yahoo habe sich zu breit verteilt und habe in keinem Bereich mehr eine tiefgreifende Kompetenz oder Marktposition. Prozesse seien außerdem zu bürokratisch geworden, man brauche dringend eine Reform.

Die scheint nicht voranzukommen, solange Terry Semel die Zügel in der Hand hält. Aktionäre schauen am Dienstag auf die Yahoo-Konferenz und hoffen auf Signale aus dem Management, die über den internen Reformwillen Aufschluss geben. In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob Anleger nur auf wirklich radikale Schritte reagieren, oder ob sie sich – zumindest für einige Zeit – auch mit weniger drastischen Maßnahman abfinden können, die den Shareholder Value erhöhen würden. Unter den weniger umstrittenen Vorlagen am Dienstag sind eine Beschleunigung eines ohnehin bereits angekündigten Aktienrückkaufs und die Zahlung einer Dividende.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 15-06-2007 20:57

Sommerzeit – Ferienzeit?

Die Ferienzeit hat begonnen – offiziell. Doch in den Büros an der Wall Street ändert sich das Bild nicht. Kaum Angestellte fehlen an ihren Schreibtischen, und im Laufe der Saison werden sich die Reihen wohl auch nicht dramatisch lichten. Amerikaner haben weniger Urlaub als ihre Kollegen in anderen Industrienationen.

Voller Neid schauen amerikanische Arbeiter nach Finnland. Dreißig Tage bezahlter Urlaub plus 14 bezahlte Feiertage, und das alles gesetzlich verankert. Davon kann man im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nur träumen. Dabei braucht es ja gar nicht gleich wie beim Urlaubsweltmeister zuzugehen. Sämtliche EU-Mitgliedstaaten kommen auf mehr als 30 bezahlte Tage außerhalb der Arbeit.

In den USA werden Arbeiter und Angestellte gerade einmal für 25 Urlaubs- und Feiertage bezahlt – und auch das nur auf dem Papier. Denn während 15 Urlaubs- und 10 Feiertage zwar gängige Praxis in großen Unternehmen sind, von der zumindest langjährige Mitarbeiter profitieren, fällt eine Statistik des Center for Economic and Policy Research (CEPR) viel nüchterner aus. Danach kommt der durchschnittlicher Arbeiter auf 9 Urlaubs- und 6 Feiertage. 15 bezahlte freie Tage im Jahr – damit liegt Amerika im internationalen Vergleich ganz am Schluss der Tabelle, deutlich abgeschlagen selbst hinter Thailand und Vietnam.

Doch dem Ami scheint es nicht allzuviel auszumachen, wie das Urlaubsverhalten zeigt. Obwohl die freien Tage kostbar sind, werden sie immer seltener am Stück genommen. Und wenn, dann nicht unbedingt um weit weg zu fahren und Abstand zu gewinnen. Vielmehr bleiben auch Angestellte in mittleren Positionen nahe des Wohnortes und stehen regelmäßig mit dem Büro oder mit Arbeitskollegen in Kontakt.

Dass die Amerikaner offensichtlich zunehmend „leben um zu arbeiten“, macht Joe Robinson Sorgen. Er leitet die Kampagne „Arbeiten um zu leben“, die in Washington für eine verbesserte gesetzliche Regelung von Urlaub und Freizeit eintritt. Dabei wehrt sich Robinson vor allem gegen die gängige Praxis, die Urlaubszeit abhängig von der Anstellungszeit im Unternehmen zu machen. Denn viele Arbeitnehmer wechseln ihre Jobs regelmäßig und blieben für immer im Mindestbereich.

Zustände wie in Europa lobt Robinson, doch scheinen die auch langfristig nicht erreichbar. Den Grund kennt Mark Sullivan, Berater beim Arbeitsmarktexperten Mercer. Europäische Arbeitgeber hätten die hohen Kosten im Zusammenhang mit stressbedingten Krankheiten erkannt, meint er. Sie wissen, dass mehr bezahlter Urlaub für die Arbeitnehmer dem Unternehmen mehr Geld spart als kostet. In den USA habe sich diese Sicht noch nicht durchgesetzt.






Die Börse braucht keinen beliebten Präsidenten

In der Euphorie um ständig neue Rekordstände an den Börsen vergessen Anleger schnell einmal die Welt um sich herum. Doch nicht nur in New York werden Rekorde aufgestellt, auch ein paar Meilen südlich in Washington. Dort wurde die Beliebtheit von Präsident George W. Bush gerade mit 29 Prozent gemessen – so niedrig wie nie zuvor.

Die Wall Street scheint sich in ihrem Höhenrausch allerdings schon lange nicht mehr um Nachrichten aus dem politischen Umfeld oder gar die Stimmung im Volk zu scheren. Im Gegenteil: An dem Tag, an dem die Meinungsforscher das vernichtende Urteil über den Präsidenten bekannt gegeben haben, kletterte die Wall Street weiter.

Das war nicht immer so. Historisch gesehen hat das Urteil der Amerikaner über ihren obersten Führer durchaus Gewicht im New Yorker Finanzviertel. Den Bärenmarkt von 1973 und 1974 schob man zu einem großen Teil auf die miese Stimmung in Washington, wo sich gerade Präsident Richard Nixon durch katastrophale Umfragewerte schlagen musste.

Es ergibt durchaus Sinn, wenn sich die Einschätzung des Präsidenten durch die Bürger auf den Markt niederschlägt. Immerhin kann ein Staats- und Regierungschef ohne Mahrheit und Rückhalt – als „lahme Ente“, wie man in Amerika sagt – politisch und damit auch wirtschaftlich wenig bewegen. Reformstau droht, und damit Stagnation.

Und doch: Die Wall Street wird von derart vielen Einflüssen gelenkt, dass sich Umfragewerte aus Washington längst nur noch in Einzelfällen auf den Handel durchschlagen. Die Statistiker vom amerikanischen Finanz-Newsletter Hulpert haben sich einmal die Performance des Dow im Zusammenhang mit allen verfügbaren Umfragewerten über den jeweilen US-Präsidenten angesehen, und kommen zu genau diesem Ergebnis.

Dass der Markt wegen schlechter Umfragewerte nicht unbedingt einbrechen müsste, habe übrigens ausgerechnet George Bush senior zuletzt bewiesen. Dessen Beliebtheit beim Volk fiel 1992 ebenfalls auf 29 Prozent, doch ging es auf Sicht der nächsten Monate an den Börsen nach oben. Nur um 0,7 Prozent, wohlgemerkt, doch Verkäufe oder gar einen Bärenmarkt löste die Umfragepleite eben nicht aus.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 18-06-2007 20:38

Sicherheit in Plastiktüten

Die Koffer sind gepackt, Tickets und Pass liegen bereit. Morgen geht´s los, meine einwöchige Reise nach Deutschland ist halb geschäftlich und halb privat… und führt mich wieder einmal durch endlose Schlangen am Flughafen, wo Sicherheit über alles geht – und auch manchen Unternehmen nutzt.

Dass seit gut fünf Jahren Gepäckstücke nicht nur geröntgt, sondern auch auf alle möglichen und unmöglichen Inhaltsstoffe getestet werden, hat einigen börsennotierten Konzernen massive Umsatzzuwächse beschert und manche Aktie klettern lassen. Allen voran stehen Konzerne wie L-3 Communications oder InVision, der Sicherheits-Spezialist, der unlängst von General Electric übernommen wurde.

Solche auf Sicherheitstechnologie spezialierte Unternehmen sind – ebenso wie Öl-Konzerne und Rüstungs-Anbieter – durchaus gewohnt, dass neue Gesetze Wachstum bringen. Entsprechend viel Geld investiert man in Lobbyisten, die in Washington dafür sorgen, dass neue Vorschriften geschliffen werden, bis sie optimal zu Unternehmens-Strategie und Produktpalette passen.

Doch gibt es auch Konzerne, die völlig überraschend von neuen Sicherheitsvorkehrungen profitieren, darunter zum Beispiel die Konsumriesen Clorox und Procter & Gamble, oder der privat gehaltene Konkurrent S.C. Johnson.

Alle drei profitieren seit gut einem Jahr von einer massiv gestiegenen Nachfrage nach kleinen Plastikbeuteln. Seit eine Gruppe von Terroristen in Großbritannien aufgeflogen ist, die angeblich versucht haben soll, eine Peroxid-Verbindung in ein Sportgetränk zu rühren und dadurch einen leicht entflammbaren Sprengsatz zu bauen und an Bord von bis zu zehn Flugzeugen zu bringen, dürfen Passagiere bekanntlich keine Flüssigkeiten mehr an Bord bringen – außer… und jetzt wird es interessant für die Unternehmen:

Flüssigkeiten dürfen mit an Bord gebracht werden, wenn sie in Behältnissen von unter 100 Millilitern sind. (Das allein hat die Umfrage nach Deo und Zahnpasta in Reiseportionen erhöht.) Und wenn sich die Kleinpackungen zusätzlich in einem „verschließbaren Plastikbeutel von nicht mehr als 20 mal 20 Zentimeter Größe“ befinden.

Solche Beutel stellt beispielsweise Clorox her, in diesem Fall in der Glad-Reihe. Die reicht von Mülltüten bis hin zu Einfrierbeuteln. Die kleinsten – eben 20 auf 20 Zentimeter – waren bislang nicht allzu gefragt. Verbraucher bevorzugen die größere Variante. Doch seit die neuen Vorschriften für Flugsicherheit gelten, sind die Umsätze bei kleinen Tüten um 7 Prozent gestiegen, was sich auch auf den Aktienkurs auswirkte.

„Für uns ist es ungewohnt, dass neue gesetzliche Vorschriften neues Geschäft bringen“, meint David Kellis, der Glad-Chef bei Clorox. Auch bei Pactiv hatte man damit keine Erfahrung, bis Flughäfen massenhaft Beutel aus der Hefty-Reihe kauften, um Fluggästen den Inhalt der Hygienebeutel vor der Sicherheitsschleuse zu ermöglichen.

Dieses Umräumen werde ich mir sparen, meine Utensilien stecken im Klarsichtbeutel. Allerdings im Produkt einer Billigmarke, die doch gut genug ist um Deo und Zahnpaste zu transportieren und das Hühnefilet für den nächsten Grillabend frisch zu halten.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 19-06-2007 19:39

Yahoo’s problematischer Neustart

Ob es einem CEO persönlich weh tut, wenn Anleger den Abschied mit einem Kursplus von 5 Prozent feiern? Man erfährt das nie, wenn Konzerne ihre Chefs feuern, denn die haben verständlicherweise kein Interesse daran, öffentlich zu jammern. Lieber gibt man sich stark und freut sich über das Erreichte – und wenn es nur ein dickes Konto ist.

Von dem ehemaligen Yahoo-Chef Terry Semel ist ebenso wenig wie von seinen Schicksalsgenossen zu erwarten, dass er sich je zu seinen Gefühlen im Zusammenhang mit seinem Rausschmiss äußern wird. Aber grämen wird es ihn schon, dass Anleger seinen Abschied aus der Zentrale ganz offensichtlich kaum erwarten konnten.

Vielleicht tut es ihm allerdings gut zu sehen, dass die Aktie im Handel an der Nasdaq ihren Freudensprung nicht lange durchhielt. Analysten gaben schnell zu bedenken, dass Semel nicht das einzige Problem bei dem Internet-Portal war – und dass sein Nachfolger Jerry Yang auch kein leichtes Spiel haben dürfte.

Im Gegenteil: Mit Jerry Yang kommt ja kein frischer Wind ins Yahoo-Hauptquartier. Der Mitgründer der Firma hat die letzten Jahre als aktives Vorstandsmitglied an der Seite von Terry Semel den Weg der Suchmaschine mitgestaltet. Wenn er auch für falsche Entscheidungen oder mangelnden Innovationsgeist nicht hauptverantwortlich war, war er so doch immer Teil des Problems.

Doch das ist nicht einmal die Hauptsorge der Analysten, die über die Personalie aus Silicon Valley ganz und gar nicht begeistert sind. Vielmehr geben sie zu bedenken, dass Yang zwar ein herausragender „geek“ ist – also ein Hightech-Genie. Aber Management-Erfahrung hat der Mann keine, der jetzt ein 11 000 Mitarbeiter starkes Unternehmen führen soll.

In erster Linie wird Jerry Yang Anlegern in den nächsten Wochen erklären müssen, wie er Yahoo nach dem Tiefflug der letzten Jahre wieder in Schwung bringen will, und wie er sich dem Konkurrenten Google annähern kann. Da besteht Nachholbedarf, wie jüngste Prognosen belegen. Ausgerechnet mit der Meldung über den Führungswechsel warnt Yahoo, dass die Ergebnisse im zu Ende gehenden Vierteljahr am unteren Ende der Prognosen einlaufen dürften – und das auch noch aus den ungünstigsten Gründen: Man hat im Anzeigengeschäft weitere Marktanteile verloren, womit Yang ein noch schwächeres Fundament übernimmt als befürchtet.

Andererseit könnte Yang zumindest eines ändern, was zuletzt bei Yahoo schief gelaufen war. Unter Terry Semel haben sich zuletzt viele frühere Führungskräfte verabschiedet, denen im Konzern zu viel Energie in das Anzeigengeschäft zu fließen schien. Man habe sich nicht mehr ausreichend auf die technische Verbesserung des Produkts konzentriert, so ein regelmäßiger Vorwurf frustrierter Mitarbeiter. Auf diese technischen Erneuerungen hatte hingegen Google alle Energie verwendet – mit beeindruckenden Resultaten: Die weltweit führende Suchmaschine fügt ihrem Portal fast wöchentlich neue, teils revolutionäre Applikationen an, die Fans – und Kunden – bei der Stange halten. Vielleicht fällt Yang in diesem Bereich mehr ein als seinem Management-bezogenen Vorgänger.

Insofern hat Yahoo durchaus eine Chance, gestärkt aus dem Führungswechsel hervorzugehen. Ein Kinderspiel wird es aber nicht, weshalb sich die Aktie auch nach einem ersten Freudensprung auch wieder beruhigte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-06-2007 20:55

Deuten Börsianer die Renditesignale positiv?

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...v-1252955.html

Starlight 22-06-2007 21:05

Branchenanalyse

Hoher Ölpreis macht Eisenbahnaktien reizvoll


...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...l-1433470.html

Starlight 29-06-2007 20:48

Am Tage eins vor iPhone…

Einmal werden wir noch wach – heißa, dann kommt das iPhone. Die schicke Handy-Email-Internet-Kalender-Taschenrechner-mp3-und-sonst-noch-was-Kombination von Apple wird ab Freitagabend 18 Uhr in die Läden kommen. Dem ersten Ansturm der Hightech-Camper nach dürfte das Gerät auch bald ausverkauft sein.

Das ist eigentlich erstaunlich, kostet das iPhone doch zwischen 500 und 600 Dollar und sollte damit eigentlich nur für einen kleinen Teil der Bevölkerung interessant sein. Dass das Gerät dennoch Fans anzieht wie sonst nur der neueste Harry-Potter-Schinken im 30-Dollar-Format, hat allerdings einen Grund: Das iPhone ist nicht nur das soundsovielste Gadget, sondern in all seinen Funktionen revolutionär und damit – wirklich!!! – unwiderstehlich.

Das schlägt sich seit Monaten in einem Hype nieder, wie es ihn bislang um kein Produkt gegeben hat. Bereits 11 Millionen Zeitungs- und Magazin-Artikel sind über das iPhone geschrieben worden, die Suchmaschine Google verzeichnet zu dem Begriff mehr als 82 Millionen Treffer – diese Zeilen erweitern die schnell wachsende Liste. In den Hightech-Blogs wird das Gerät als „Jesus Phone“ verehrt.

Selbst die erfahrensten Gadget-Kritiker kriegen sich wenige Tage vor der Auslieferung des Wunderhandys kaum noch ein. Walt Mossberg, seit mehr als einem Jahrzehnt als Hightech-Experte des Wall Street Journal die Koryphäe schlechthin, nennt das iPhone „das schönste Handheld-Gerät aller Zeiten“ und überschlägt sich auch in der Beschreibung von einzelnen Features in Superlativen.

Er lobt beispielsweise den „besten Internet-Browser, den ich je auf einem Handy gesehen habe“, während sein Tech-Kollege David Pogue von der New York Times vor allem die Bedienfreundlichkeit nutzt. Die Software sei „schnell, wunderschön und unglaublich einfach zu bedienen“, wird da geschwärmt. Das kann auch nachvollziehen, wer ein 20-minütiges Werbefilmchen auf der Apple-Webseite anschaut. Wenn der Hersteller „den besten iPod aller Zeiten“ herausstellt und Funktionen wie Börsen- und Wetterdaten lobt, mag auch der kritischste Beobachter nicht widersprechen.

Sicher, einige Details sind immer gewöhnungsbedürftig. Weil das iPhone keine Tastatur hat, sondern Telefonnummern, Emails und sonstige Details über einen Touchscreen eingegeben werden, wollte Kritiker Mossberg das Teil „nach drei Tagen aus dem Fenster werfen“. Nach fünf Tagen aber sei er soweit an die Tastatur gewöhnt gewesen, dass er schneller getippt hätte als auf jedem anderen Handheld.

Eine Schwachstelle sehen Mossberg und nahezu alle seine Kollegen dennoch: Der Exklusivvertrag, den Apple mit AT&T als Mobilfunk-Partner geschlossen hat, dürfte manchen User vergrätzen. Der Dow-notierte Branchenriese AT&T mag zwar das größte Netz in den USA haben, dessen Qualität variiert aber von Ort zu Ort. Wer in einer Gegend lebt, in der AT&T nur einen schwachen Empfang bietet, der kann mit dem schönsten und vielseitigsten iPhone nichts anfangen – denn es taugt nicht zum Telefonieren.

Zudem arbeitet das iPhone auf AT&T mit dem Datennetz Edge, das zu den langsamsten der Mobilfunkbranche gehört. Die Webseite der New York Times, mit der Apple in iPhone-Filmchen wirbt, habe in persönlichen Tests 55 Sekunden lang geladen, schimpft der Kritiker Pogue, Amazon.com habe 100 Sekunden gebraucht und Yahoo unglaubliche zwei Minuten.

Ein Providerwechsel ist dennoch nicht möglich, denn das iPhone kann nicht geöffnet werden. Weder die Sim-Karte noch die Batterie können ausgewechselt werden, ohne das Gerät an den Hersteller zu schicken.

Doch von solchen praktischen Einwänden dürfte sich kaum ein Gadget-Fan abhalten lassen, am Freitag die Apple- und AT&T-Läden zu stürmen. Wer in der Produktpräsentation gesehen hat, wie sich Kontaktadressen und Schallplatten per Fingerzeig durchblättern lassen, wie Fotos intuitiv vergrößert und verkleinert werden, wie problemlos Konferenzschaltungen geführt werden können, der wird nicht widerstehen können. Zumal es ja durchaus die Hoffnung gibt, dass AT&T die Gewinne aus dem massiven Kundenansturm nutzen wird, um das eigene Netz zu verstärken.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 05-07-2007 07:20

Erfolgreicher Test der Tiefs

Von Mark Arbeter

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...s-1230672.html

crazy_coco 09-07-2007 13:49

Der Börsenguru Marc Faber prophezeit panische Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank zur Stärkung der Konjunktur. Deshalb kauft er jetzt kurzlaufende US-Anleihen.

...

http://www.ftd.de/finanzen/geldanlag...rz/221738.html

Starlight 09-07-2007 20:40

Ölpreis steigt – trotz „Live Earth“

Zehntausende von Fans, die am Wochenende den New Yorker Beitrag zur musikalischen Umwelt-Demo „Live Earth“ verfolgten, sahen schnell, dass ein Stop der Energie- und Klimakrise schneller gefordert als erreicht ist. Alle paar Minuten düste ein Flugzeug über das Giants Stadium hinweg, das in der Einflugschneise des Flughafen Newark liegt.

Während also unten Al Gore und Hollywoods Öko-Held Leonardo DiCaprio gemeinsam mit einer Reihe von Künstlern von Bon Jovi bis zu Roger Waters und The Police ein Umdenken forderten und Fans dazu brachten, den sofortigen Umstieg auf Energiesparbirnen und den öffentlichen Nahverkehr zu schwören, stießen oben Boeing-Jets tonnenweise CO2 aus – und werden es auch weiter tun.

Nun hatte ja auch keiner erwartet, dass wegen „Live Earth“ die Flugzeuge plötzlich kein Benzin mehr tankten und sich allein vom Wind tragen ließen. Doch machten die Maschinen am Himmel über dem Stadion doch eindrucksvoll klar, dass der Abschied vom Öl schwieriger werden dürfte als man gemeinhin hofft.

Das unterstreicht am Montag auch die Internationale Energiebehörde IEA. Als müsste man der Branche nach dem „Live-Earth“-Wochenende die Angst nehmen, melden deren Analysten gleich am Montagmorgen, dass die Nachfrage nach dem schwarzen Gold bis 2012 schneller ansteige als bisher erwartet und dass man eigentlich nicht schnell genug fördern könnte.

Das weltweite Wirtschaftswachstum von geschätzten durchschnittlichen 4,5 Prozent und die dramatisch steigende Nachfrage aus Asien führe dazu, dass der Ölverbrauch um jährlich 2,2 Prozent auf bis zu 95,8 Millionen Fass zulegen dürfte. Der anhaltend hohe Ölpreis dürfte daran nichts ändern, meinen die Experten.

An der Börse zeigt diese Prognose Folgen: Der Ölpreis klettert zum Wochenstart weiter und hat die Marke von 73 Dollar pro Fass im Auge. Die Öl-Konzerne gehören entsprechend zu den größten Gewinnern zu Beginn der Handelswoche.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-07-2007 18:09

Ein kleiner Bruder für das iPhone

Hat wirklich jemand geglaubt, über das iPhone wäre alles gesagt und geschrieben worden? Weit gefehlt. Nach den Geschichten über Camper vor dem Apple Store, über Frust und Freude mit dem Internet-iPod-Handy, nach Schlagzeilen von hunderttausenden verkauften Geräten bahnt sich eine weitere Sensation an: das iPhone Nano.

Die Analysten von J.P. Morgan gehen davon aus, dass Apple noch bis Ende dieses Jahres dem iPhone einen kleinen Bruder zur Seite stellen wird – ganz wie man das ja schon beim iPod erfolgreich getan hatte. Wer den schicken mp3-Spieler mochte, aber zu teuer fand, schlug bald beim kleineren Nano zu, und beim iPhone dürfte das ganz genau so funktionieren.

Wichtigstes Argument der iPhone-Gegner war schließlich von Anfang an der Preis. 500 Dollar für die kleinere und 600 Dollar für die größere Ausführung, das ist ein Happen, den nicht jeder Handy- und Hightech-Fan schlucken kann. Insofern hält sich unter Experten wacker die Einstellung, dass sich das iPhone zwar einen gewissen Marktanteil sichern aber niemals zum Massenobjekt aufsteigen könnte.

Außer… ja, außer Apple senkt den Preis, und das wäre mit dem iPhone Nano der Fall. J.P. Morgan rechnet mit einem Preis von etwa 300 Dollar, womit man mitten in der Kategorie der Blackberrys und Treos wäre und ganz neue Kundenschichten erobern könnte.

Inwiefern das dem Apple-Partner AT&T nutzen würde, ist zur Zeit unklar. Denn der müsste nicht zwingend die Mobilfunklizenz für das Nano bekommen, nur weil er exklusiv das große iPhone verkauft. Nach dem Ärger vieler Kunden mit langen Freischalt-Fristen und ungenügender Netzdeckung ist es sogar nicht unwahrscheinlich, dass sich Apple für die Massenausführung einen stärkeren Partner sucht.

J.P. Morgan rechnet schon in den nächsten Wochen mit einer entsprechenden Ankündigung von Apple. Immerhin habe man sich das iPhone Nano nicht aus der Luft gegriffen. Im Gegenteil: Apple scheint entsprechende Pläne zum Patentschutz angemeldet zu haben und entsprechend mitten in der Planung sein. Vielleicht wird diese jetzt noch beschleunigt, nachdem die Analysten ihre Verkaufsschätzungen für das Klein-Gadget veröffentlicht haben: Sie rechnen mit 30 bis 40 Millionen verkauften Geräten bis Ende 2008.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 11-07-2007 20:49

Amis im Kaufrausch

Ob Paris Hilton nun 2000 oder 5000 Handtaschen hat, sollen die Promi-Magazine auf dem Boulevard unter sich ausmachen. Tatsache ist aber, dass das vorbestrafte Berufs-Dummchen aus Hollywood gerne shoppen geht. Dieses Hobby teilt sie mit einem großen Teil der Amerikaner – zum Glück für die US-Konjunktur.

Da mag die wirtschaftliche Lage noch so wackelig sein: Trotz einem schwachen Immobilienmarkt, einer handfesten Hypothekenkrise, eines hohen Defizits, niedriger Sparraten, steigender Ölpreise und immer teureren Lebensmitteln kaufen die Amerikaner ein wie die Weltmeister – oder vielleicht auch wegen all dieser Dinge. Immerhin ist eine ausgedehnte Shopping-Tour immer noch der beste Weg, die Traurigkeit des Alltags zu vergessen.

Der Wall Street kann das nur recht sein, und auch hier – in der Finanzzentrale – sitzt der Geldbeutel wieder lockerer. Dass genau gegenüber der New York Stock Exchange eine Hermes-Boutique eröffnet hat und der Edel-Juwelier Tiffany eine Filiale direkt um die Ecke einrichtet, beweist eindrucksvoll die Kaufkraft der Kunden.

Der hat man nun einen großen Teil des jüngsten Wirtschaftswachstums zu verdanken. Der New Yorker Volkswirtschaftsprofessor Irwin Kellner sieht die Konjunktur sogar in einer ganz dicken Krise, würden John und Jane Doe nicht so engagiert konsumieren.

Woher alle das Geld nehmen ist freilich eine ganz andere Frage. Schließlich sind die Löhne und Gehälter der Amerikaner in den letzten Jahren nicht derart gestiegen, dass sie plötzlich ununterbrochenes Dauer-Shoppen ermöglichen könnten. Nein, die Amerikaner machen was sie am besten können – Schulden.

Die Schulden der Verbraucher haben laut der Notenbank und gemessen an der Jahresrate im Mai um 12,9 Milliarden Dollar oder 6,4 Prozent auf 2,44 Billionen Dollar zugelegt. Die Kreditkartenschulden haben im Mai um fast 10 Prozent zugenommen, obwohl der durchschnittliche Schuldzins zur Zeit auf einem Fünf-Jahres-Hoch von 13,46 Prozent notiert.

Die Konsumfreude der Amerikaner ist also ganz schön teuer. Und während sie zur Zeit das Wirtschaftswachstum stützt, dürfte sie doch eines Tages – wenn die Blase platzt – zu einer drastischen Trendwende beitragen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 12-07-2007 20:48

Das große Geld mit dem Frust

Ob es am bösen Machwerk des Präsidenten liegt, an der zunehmenden Fettleibigkeit oder an Problemen in der Familie: Die Amerikaner werden immer depressiver. Darüber könnte sich nun wirklich nur der übelste Zyniker freuen, und als solcher will die Pharma-Industrie nicht gelten. Doch profitiert man ganz gerne von dieser Entwicklung.

Die PR-Funktionäre und Lobbyisten der Pharmariesen suchen dieser Tage händeringend nach einer Erklärung für eine unaufhaltsame Entwicklung, die ihnen Milliarden in die Hände spielt: Die Amerikaner nehmen immer mehr Antidepressiva. Das sei gut so, heißt es bei Pfizer und Co., denn es deute ja darauf hin, dass sich immer mehr Amerikaner bei psychischen Problemen helfen und diese nicht unbehandelt ließen.

Andere Experten sind kritischer: Dass mittlerweile mehr als 5 Prozent aller verschriebenen Medikamente Psychopharmaka sind, sei allein eine Folge des aggressiven Marketing, das die Branche für diese Mittel mache. „Leute sehen eine Werbung für ein Medikament, fragen ihren Doktor danach – und bekommen es sofort“, beklagt Dr. Robert Goodman, ein New Yorker Internist und Kritiker der Industrie.

Die macht zur Zeit das größte Geschäft ihrer Geschichte: Angefangen vom Marktführer Zoloft, von dem Pfizer im vergangenen Jahr mehr als 28 Millionen Packungen abgesetzt hat, über Effexor von Wyeth und Paxil von GlaxoSmithKline bis hin zu Fluoxetine von Eli Lilly… die großen Pharmazeuten wollen mit ihren Mitteln Trauer und Zwangsstörungen bekämpfen, bei Frust während Periode und Schwangerschaft helfen und Essstörungen heilen.

Dabei ist unumstritten, dass manche schwere Depression, die sonst bis zum Selbstmord führen kann, unbedingt mit Medikamenten behandelt werden muss. Amerikanische Ärzte verschreiben aber seit geraumer Zeit zu rasch zu viele Mittel, wie das Center for Disease Control beanstandet. Manchmal tun sie das, um Patienten schnell ruhig zu stellen, und manchmal, weil die Pharma-Riesen Druck machen oder – anders herum – hohe Quoten belohnen: Wer viele Medikamente absetzt, der darf sich über Einladungen zu Seminaren oder ähnliche Vergünstigungen freuen.

Da verliert mancher Arzt das Interesse daran, kleine Probleme und schwere Depressionen genauer zu untersuchen oder den Patienten gar an einen Spezialisten weiterzureichen. Dabei ließe sich manche Sorge ohne Pillen abschaffen. In vielen Fällen seien Patienten nur gestresst, meinte jüngst die Pharma-Expertin Elizabeth Cohen im Interview mit CNN. „Manchmal sollten Patienten einfach mal ausschlafen, sich gesünder ernähren, an die frische Luft gehen – und in einigen Wochen wieder zum Arzt gehen, wenn sich keine Besserung abzeichne.“

Die Schuld liege liegt aber nicht beim Patienten, sondern auf jeden Fall beim Arzt, meint Cohen, die Leute mit entsprechenden Erfahrungen kennt. Eine junge Bekannte habe Probleme mit ihrem Freund gehabt und das ihrem Arzt erzählt. „Sie hatte ihren Satz noch nicht zu Ende gesprochen, da steckte ihr der Arzt schon ein Döschen Pillen zu“, so Cohen.

Dr. Ronald Dworkin, ein Anästhesist aus Maryland, berichtet von einem noch drastischeren Fall. Eine Patientin habe ihrem Arzt erklärt, sie misstraue der finanziellen Haushaltsplanung ihres Mannes. Sie wolle diese überprüfen, aber ihren Mann nicht kränken. Statt der Patientin zu einem klärenden Gespräch zuhause zu raten, gab es umgehend ein Antidepressivum – „damit Sie sich besser fühlen“, wie der Arzt erklärte. Die Frau war damit zufrieden, und die Familie kurz darauf pleite. Der Ehemann hatte die Finanzen tatsächlich nicht im Griff gehabt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 16-07-2007 20:52

Die Gewinne der Öl-Barone

Wirklich wundern wird sich niemand beim Blick auf die Liste der profitabelsten Unternehmen der Welt – aber schockierend ist es doch immer wieder: Nach Ermittlungen des Wirtschaftsmagazins Fortune sind genau die Hälfte der 20 erfolgreichsten Unternehmen der Welt Öl- und Gas-Konzerne, die von Rekordpreisen profitieren.

„Die Reichen sind im vergangenen Jahr erneut reicher geworden“, fasst selbst das Unternehmer-freundliche Magazin Fortune zusammen. Denn wie rasant die Gewinne bei den größten Konzernen der Welt wachsen und wie sehr sie das auf Kosten der Allgemeinheit tun, ist in der Tat atemberaubend.

Allen voran steht – wie seit Jahren – der Dow-notierte Öl-Multi ExxonMobil. Der hat im vergangenen Jahr den Gewinn um fast 10 Prozent auf 39,5 Milliarden Dollar gesteigert und damit seinen eigenen Rekord vom Vorjahr übertroffen. Noch nie in der Geschichte hat ein Unternehmen mehr Geld verdient.

Auf Platz Zwei der Liste findet sich Royal Dutch Shell mit einem Gewinn von 25,4 Milliarden Dollar. Das Wachstum gegenüber dem Vorjahr ist fast Null, da man die Kapitalinvestitionen um 40 Prozent erhöht und neue Ölfelder in Alaska, im Golf von Mexiko und vor der Küste Brasiliens erschlossen hat. Zudem hat das Unternehmen massiv in die Aufbereitung von Öl-Sand in Kanada investiert.

Bei BP blickt man für das vergangene Geschäftsjahr auf einen Gewinneinbruch um 1,5 Prozent auf 22 Milliarden Dollar. Immer noch ein stattliches Ergebnis, musste das Unternehmen doch immerhin ein massives Leck und zwei mehrere Wochen lang blockierte Pipelines verkraften. Dass sich solche Probleme in der Bilanz kaum noch niederschlagen, zeigt erst, wie gewaltig die Margen der Branche sind.

Den Reigen der Energiekonzerne unter den profitabelsten Unternehmen der Welt setzt die russische Gazprom fort, die vom hohen Erdgas-Preis und ihrer fast uneingeschränkten Preiskraft lebt und für das vergangene Jahr einen Gewinn von 20,3 Milliarden Dollar ausweist.

Es folgt Chevron mit einem Gewinn von 17 Milliarden Dollar vor dem Konglomerat ConocoPhilips, dass zuletzt ein Gewinnwachstum von 15 Prozent auf 15 Milliarden Dollar verzeichnete. In den Vorjahren waren es noch 72 beziehungsweise 66 Prozent, die man nun wegen zeitweise sinkender Gaspreise nicht mehr toppen konnte.

Der Konzern Total steht trotz eines Gewinnrückgangs um 3,7 Prozent auf 14,8 Milliarden Dollar auf Platz 13 der Gesamt- und auf Platz 7 der Öl-Liste. Investitionen in neue Bohrungen in Angola und Nigeria haben die Bilanz gedrückt. Die drei übrigen Öl-Konzerne in der Top 20 sind China National Petroleum, Malysias Petronas und Brasiliens Petrobas, alle mit Gewinnen zwischen 12 und 13 Milliarden Dollar und dicken Wachstumsraten.

Der Vollständigkeit wegen seien die Unternehmen erwähnt, die sich von außerhalb der Ölbranche in die Liste der profitabelsten Konzerne geschlichen haben. Es sind UAL (United Airlines), Citigroup, Bank of America, General Electric, Pfizer, HSBC, J.P. Morgan Chase, Toyota, AIG und Microsoft.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.

Starlight 16-07-2007 20:59

Amerikanischer Aktienmarkt überwindet die Angst

Von Ben Braverman, S&P

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1233312.html

Starlight 18-07-2007 20:58

Das Spiel um Dow Jones ist aus

Die spannendste Übernahmeschlacht in der jüngeren Geschichte der Wall Street war auch gleich die langweiligste. Selten schaute die Finanzwelt mit so viel Interesse auf einen geplanten Merger wie im Fall von News Corp. und Dow Jones – und selten war von vorneherein so absehbar, wie sich die Sache entwickeln würde.

News Corp., das Imperium des umstrittenen Medienmoguls Rupert Murdoch, wird wohl für 5 Milliarden Dollar oder 60 Dollar pro Aktie den Verlag übernehmen, der mit dem Wall Street Journal die Finanzbibel schlechthin herausgibt und mit dem Anlegermagazin Barron´s und dem Online-Portal Marketwatch noch zwei weitere der wichtigsten Nachrichtensysteme der Wall Street am Start hat.

Auf einen solchen Deal haben sich jedenfalls News Corp. und der Vorstand von Dow Jones geeinigt. Das meldet – wer sonst? – das Wall Street Journal.

Ganz undramatisch dürften die letzten Gespräche nicht verlaufen sein, und es wurde auch kein einstimmiger Beschluss gefällt. Zwei Vorstandsmitglieder enthielten sich, und Christopher Bancroft, der Vertreter der Mehrheitseigner, verließ die Sitzung frühzeitig. Den anderen war klar, was an der Wall Street seit Wochen jeder wusste – nur vielleicht nicht wahr haben wollte:

Ein Angebot von 5 Milliarden Dollar, das eine Übernahmeprämie von 65 Prozent auf den letzten Schlusskurs der Dow-Jones-Aktie beinhaltet, kann das Unternehmen nicht ablehnen. Im eigenen Interesse nicht, und im Interesse der Akionäre nicht. Zumal die verzweifelte Suche nach Alternativen seit Wochen völlig erfolglos verlief. Weder General Electric wollte mit dem Verlag seine Mediensparte verstärken noch hatte Microsoft Interesse. Die jüngst ins Spiel gebrachten Privatinvestoren wollten ebenfalls nicht zuschlagen, zu hoch hatte Rupert Murdoch mit seinem Angebot die Latte gehängt.

Der Bancroft-Familie wird in den nächsten Tagen nicht viel anderes übrig bleiben, als einem Verkauf an Murdoch zuzustimmen. Man wird versuchen, die journalistische Unabhängigkeit der Redaktion vertraglich zu stabilisieren, was allerdings schwierig sein wird. Murdoch hatte bereits vor Wochen zu Protokoll gegeben, dass er nach einem derart teuren Kauf auch gerne die komplette Macht über den Verlag hätte.

So bleibt abzuwarten, was aus Wall Street Journal, Barron´s und den anderen Finanzmedien des Verlages wird. An der Wall Street, wo der Deal kaum Freunde hat, ist man in den letzten Wochen doch immer gelassener geworden. Immer mehr Experten rechnen damit, dass das Journal weiterhin die unabhängige und selbständige Zeitung bleibt die es mehr als hundert Jahre lang war. Murdoch kauft den Verlag schließlich nicht, um ihn für politische Zwecke auszuschlachten. Das hat er lange genug mit anderen Medien getan. Was dem Medienzar fehlt, ist Glaubwürdigkeit. Die will er durch das Milliardengeschäft kaufen und wird sie sicher nicht so bald riskieren.

Murdoch weiß, dass sein geplanter TV-Sender „Fox Business“ nur Erfolg haben kann, wenn er professionell und neutral berichtet. Das ist indes keine Garantie für alle Zeiten. Immerhin betritt Murdoch, der bisher vor allem die Rollen des Polit-Saboteurs und Boulevard-Schmierfinken besetzt hatte, mit dieser Politik Neuland.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 19-07-2007 20:49

Teurer Urlaub in Deutschland

Wenn die New York Times über Heidelberg berichtet, dann meist über amerikanische Touristen, die über das Kopfsteinpflaster schlendern, die Geranien vor den Fenstern bewundern und das Schloss fotografieren. Nicht so in dieser Woche – da liest sich der Report aus der Pfalz ganz anders.

Die Times berichtet vom Ehepaar Kingsley aus Virginia, das zur Zeit in Deutschland urlaubt und nicht nur angesichts der Architektur und Sehenswürdigkeiten aus dem Staunen nicht mehr rauskommt. Viel mehr als Schlösser, Rhein und Fachwerk sind es die Preise, die Michael Kingsley und seine Frau in Erstaunen versetzen. Der gegenüber dem Euro rapide fallende Dollar macht Urlaub in Deutschland für Amerikaner so teuer wie nie zuvor.

Auf´s Fotografieren verzichten die Kingsleys, nachdem sie ihren Kamera-Akku samt Aufladegerät bei einem Zwischenstopp in London im Hotel vergessen haben. Ein Ersatzgerät kostet zuhause knapp 100 Dollar, in Heidelberg muss man umgerechnet 143 Dollar berappen – ein satter Aufschlag.

Den Urlaub lässt man sich wohlgemerkt nicht vermiesen. „Dann muss ich halt ein paar Jahre länger arbeiten, um diesen Trip zu bezahlen“, scherzt der 59-jährige Michael Kingsley.

Der Familie Kroft aus Kalifornien scheint hingegen das Lachen vergangen zu sein. Dass man im Hotel für eine Cola 4 Euro und damit satte 5,52 Dollar bezahlen muss, hat den Urlaubern die Stimmung getrübt. (Dass allerdings Getränke an der Hotelbar ohnehin stets überteuert sind, hätte man wissen können.)

Dramatische Auswirkungen auf den Tourismus nach Deutschland haben die währungsbedingten Preisanstiege (noch) nicht. „Amerikaner, die in Deutschland Urlaub machen, sind überdurchschnittlich gebildet und verfügen über höhere Einkommen“, zitiert die Times das German National Tourist Board. Sprich: Wer erst einmal in Europa urlaubt, kann sich ein paar Prozent mehr auch noch leisten. Als Massenziel wird der alte Kontinent aber immer uninteressanter.

Zudem lassen sich zwei Trends nicht leugnen: Amerikanische Urlauber mögen Deutschland (und andere Euro-Staaten) zwar nicht meiden, kürzen aber ihre Aufenthalte. Und sie geben weniger Geld für Essen außerhalb der fest gebuchten Reisepakete, für Konsumartikel und Souvenirs aus. Einige Branchen, allen voran Restaurants und Einzelhandel, spüren also schon die Folgen des globalökonomischen Wertewandels.

Das ist umso beruhigender als Experten auf beiden Seiten des Atlantiks damit rechnen, dass der Dollar gegenüber dem Euro sein Tief noch nicht erreicht hat. Ausflüge zum Oktoberfest und nach Neuschwanstein dürften also für Amerikaner in naher Zukunft noch teurer werden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-07-2007 20:52

Harry Potter und der magische Milliardengewinn

Stirbt Harry Potter? – Kaum eine Frage hat die Welt in den letzten Wochen derart bewegt. In der Nacht auf Samstag erscheint der siebte und letzte Band der Reihe, und Millionen zittern um den Zauberlehrling. Um Lord Voldemort ängstigt man sich weniger, und gar keine Sorgen muss man sich wohl um die Industrie machen, die mit Harry Potter magische Gewinne einfährt.

Dazu zunächst ein paar historische Zahlen: Allein die ersten sechs Bänder der Harry-Potter-Reihe wurden in 64 Sprachen übersetzt und bisher 325 Millionen mal verkauft. In den USA und allen anderen wichtigen Märkten stand jeder einzelne Band wochenlang auf Platz Eins der Bestsellerlisten.

Der neue Band – „Harry Potter and the Deathly Hallows“ – ist da keine Ausnahme, obwohl er noch nicht im Handel ist. Für die Spitzenposition reichen die Vorbestellungen: 2,2 Millionen Bücher sind bei Amazon.com bestellt und bezahlt worden, jeweils mehr als eine Million wurden online und in den Läden bei Barnes & Noble und Border´s bereits reserviert.

Noch viel mehr Exemplare dürften umgesetzt werden, wenn um Mitternacht die Harry-Potter-Parties in tausenden von Bücherläden in den ganzen USA und weltweit ihren Höhepunkt erreichen. Die meisten fangen schon am Nachmittag an, wenn Fans sich themengerecht schminken lassen können, Podiumsdiskussionen und Signierstunden stattfinden.

Wenige Stunden später, oder zumindest nach dem ersten Verkauswochenende, dürfte der ganz große Ansturm dann zwar vorbei sein. Doch auch danach werden die Geschäfte weiter laufen, vermutlich bis in alle Ewigkeit. „Jedes Jahr gibt es einen neuen Schwung Achtjähriger“, sagt Kim Brown, Verkaufschefin bei Barnes & Noble. „Harry Potter ist ein moderner Klassiker und wird noch sehr lange gelesen werden.“

Hinter Browns Erkenntnis stecken nicht etwa blinde Hoffnung, sondern handfeste Zahlen. So sind nicht nur die Verkäufe des jeweils neuesten Bandes astronomisch. „Auch die Bestellungen für ältere Bücher sind phänomenal“, meint Lisa Holton vom Potter-Herausgeber Scholastic, der zur Zeit die ersten sechs Bücher in einer Auflage von 121 Millionen Stück nachdruckt. „Sie stellen alle anderen Kinderbücher in den Schatten.“

Drew Crum, der Bücher-Analyst vom Brokerhaus Stifel Nicolaus, rechnet damit, dass Scholastic auf lange Sicht mit Harry-Potter-Umsätzen zwischen 10 und 15 Millionen Dollar pro Jahr rechnen kann.

Deutlich mehr dürften es jeweils sein, wenn ein weiteres Buch verfilmt wird. Denn wie das Erscheinen eines neuen Bandes hat auch jeder bisherige Film für zusätzlichen Hype gesorgt. Und dass die Filmstudios von Time Warner den Zauberlehrling bis zum bitteren Ende auf die Leinwand schicken, ist völlig klar. Denn die Erfolge der Bücher spiegeln sich an der Kinokasse wider: 4 Milliarden Dollar haben die ersten fünf Teile bisher eingespielt.

Was auch immer im letzten Band mit Harry Potter passiert: In den Herzen seiner Fans und in den Annalen der Bücher- und Filmindustrie ist der Zauberlehrling unsterblich.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 23-07-2007 20:53

US-Wahlkmapf: Alle gegen Hillary

Die Vereinigten Staaten werden ab nächsten Jahr von einer Frau geführt – jedenfalls im Fernsehen. In der Erfolgsserie „24“ um den Antiterror-Agenten Jack Bauer spielt Cherry Jones („Erin Brokovich“, „The Perfect Storm“) die US-Präsidentin Allison Taylor. Dass die Serie zeitgleich mit dem US-Wahlkampf läuft und noch dazu beim konservativen Sender Fox, macht die Sache besonders spannend.

So ist schon einmal unklar, was wohl Medienmogul Rupert Murdoch zu dem Konzept sagt, das auf dem TV-Ableger seiner News Corp. läuft. Murdoch ist zwar mit Hillary Rodham Clinton – der einzigen Frau unter den Präsidentschaftskandidaten für die Wahl im nächsten Jahr – befreundet, gilt aber normalerweise als strenger Konservativer, dessen Medien stramm rechts marschieren und den Kurs der aktuellen Regierung unterstützen.

Eine politische Meinung zu Präsidentin Taylor wird man von Murdoch wohl auch nicht hören, denn schon das Management bei Fox blockt ab: Fernsehen und Realität hätten nichts miteinander zu tun, heißt es, es werde im Wahlkampf keine Überschneidungen geben. Die Besetzung des Weißen Hauses mit einer Frau sei rein dramaturgisch gefallen, ebenso wie seinerzeit die für Präsident Palmer, der als erster schwarzer Präsident in „24“ spielte.

Doch schauen wir einmal hinter die Kulissen des echten Wahlkampfs: In diesem führt die einzige weibliche Kandidatin zur Zeit das Lager der Demokraten an. Ob das weiter so bleibt, dürfte unter anderem am Montagabend in South Carolina entschieden werden. Da tritt Clinton gegen ihre Mitstreiter Barack Obama, John Edwards sowie die fünf weniger bedeutenden Figuren an. Inoffiziell versteht sich, doch dürfte das geplante „Jeder-gegen-jeden“ schnell auf eine Jagd auf Clinton hinauslaufen, die in den gegnerischen Lagern als „unvermeidbare Kandidatin“ gefürchtet ist.

Der Schaukampf der Demokraten wird am Abend von CNN und dem Onlinevideo-Portal Youtube.com organisiert. Die Fragen stellen Youtube-User; mehr als 2300 haben entsprechende 30-Sekunden-Spots eingespielt und an den Moderator Anderson Cooper übermittelt. Sie decken Innen- und Außenpolitik ebenso ab wie Gesundheitsvorsorge, Erziehung, Bildung und Umwelt – allerdings sind sie nicht immer journalistisch formuliert, sondern kommen frei Schnauze vom Durchschnitsbürger.

Den Kandidaten gefällt das, wie sie sich überhaupt immer mehr auf das Internet stürzen. Die Webseiten von Republikanern und Demokraten sind längst nicht mehr nur Word-Dokumente über die politische Plattform und Spendenaufrufe, sondern immer mehr interaktives Medium, über das Kandidaten Wähler und Wahlkampfhelfer rekrutieren. Zusätzlich unterhalten alle Kandidaten Profilseiten bei MySpace und stellen Videokontent bei allen großen Providern ein.

Immer mehr rückt so die Internet-Generation ins Blickfeld der Politik, man hofft langfristig auch auf steigende Wahlbeteiligungen. Dabei lässt man eine Wählegruppe allerdings nicht außer acht, die seit eh und je den Kern einer guten Kampagne bildet: die Industrie, aus der Millionen in die Wahlkampfkassen fließen. Die Wall Street scheint zur Zeit den Demokraten näher zu stehen als viele erwartet hatten.

Dass Hillary Clinton unter anderem Morgan-Stanley-Chef und früheren Bush-Unterstützer John Mack gewinnen konnte, hat in der Finanzmetropole ein Zeichen gesetzt – und ist dabei vielleicht ein weiterer Grund, warum sich sieben Demokraten am Montagabend wortstark gegen die ehemalige First Lady auflehnen dürften.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 23-07-2007 20:56

Dow-Jones-Index: Neun unterbewertete Aktien

Von Gene Marcial

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1234647.html

Starlight 25-07-2007 20:43

Stahlpreise: Brauereien fürchten Fass-Diebe

Wenn die Nachbarn am Freitagabend kurz auf ein Grillwürstchen rüberkommen, dann gibt´s dazu Bier aus dem Sixpack – das passt. Wer aber ein richtiges BBQ plant, dem kommen keine Flaschen auf den Tisch. Frisch gezapft sprudelt das Bier in Glas, und das leere Fass… nun, das bringt heutzutage bares Geld.

Auf die Stahlfässer, in denen amerikanische Brauereien an Läden, Bars und auf Anfrage auch an private Grillpartys liefern, werden 10 Dollar Pfand erhoben. Zu wenig, wie sich seit einigen Monaten zeigt. Denn seit die Rohstoffpreise deutlich zugelegt haben, stehlen immer mehr Biertrinker die Fässer (die trotz Pfand der Brauerei gehören!) und verscherbeln sie an Altmetall-Händler, die rund 55 Dollar pro Stück zahlen.

Die Brauerei bleibt auf dem Schaden sitzen: Ein Fass zu ersetzen kostet 130 Dollar. Hunderttausende Fässer sind der Branche in den letzten zwölf Monaten abhanden gekommen. Der Gesamtschaden liegt bei bis zu 50 Millionen Dolar, schätzt Jeff Becker vom Beer Institute, dem zuständigen Branchenverband.

Dass manche Brauereien das Pfand nun auf 50 Dollar pro Fass angehoben haben, löst das Problem nur zum Teil. Zumindest diejenigen, die bisher aus Faulheit ihre Fässer nicht zurückgebracht haben, tun das jetzt. Wer wirklich Böses im Sinn hat, wartet aber einfach auf weitere Preisanstiege im Stahlbereich und verkauft weiter.

Auch das wird allerdings schwieriger, denn die Brauereien arbeiten mittlerweile mit den Metallhändlern zusammen. Die meisten nehmen keine Fässer mehr an, wenn der Kunde keine Quittung mitbringt – für das Fass, nicht für das Bier.

Genug schwarze Schafe gibt es dennoch. Bei der Miller-Brauerei in Milwaukee, einem der weltgrößten Konzerne der Branche, fürchtet man gar organisiertes Verbrechen. „Manche Diebe fahren nachts durch die Gassen hinter Bars und Restaurants und suchen Fässer“, meint Unternehmenssprecher Julian Green.

Diesen Banden kann höheres Pfand das Handwerk nicht legen, und auch die Polizei scheint machtlos zu sein. Die Aufklärungsrate ist jedenfalls niedrig. Letzte Hoffnung der Brauereien sind die Futures-Märkte. In den letzten Wochen sind die Preise für Stahl wieder etwas gefallen. Gehen sie noch weiter runter, wird das Geschäft mit den leeren Fässern uninteressant. Dann können sich die Brauereien endlich wieder darum kümmern, was ins Fass rein kommt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 25-07-2007 21:02

Technische Analyse

Wall Street - kurzfristig „überkauft“

Von Mark Arbeter

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...t-1306147.html

Starlight 26-07-2007 20:45

D’oh… Homer rules!

Hollywoods Prominenz darf schon am Donnerstagabend über den gelben Teppich schreiten, alle anderen müssen bis Freitag warten. Dann läuft nach 18 Jahren im Fernsehen der erste Kinofilm der Simpsons an. Alles spricht dafür, dass das 87-Minuten-Epos der Kinoerfolg des Sommers wird.

Dass Homer, Marge, Bart, Lisa und Maggie ihre Fan-Gemeinde vom Wohnzimmer ins Kino locken könnten, hatte von vorneherein kaum jemand bezweifelt. Zwar sind in der Vergangenheit zahlreiche Kino-Ausflüge von Fernsehserien bitter gescheitert, doch bei der Familie aus Springfield standen die Zeichen gut: Die Autoren haben sich Zeit gelassen, sich mit dem Format Kino vertraut gemacht und früh erkannt, dass man nicht einfach drei Folgen aneinanderreihen dürfe, sondern nur mit komplexeren Handlungssträngen Erfolg haben könne.

Diese Handlungsstränge schließen jetzt eine Umweltkatastrophe, eine Abrissbirne, einen splitternackten Bart, den amerikanischen Präsidenten Schwarzenegger und ein Spider-Schwein ein – und die genaue Erklärung, in welchem Staat nun eigentlich Springfield liegt. Der Hinweis kommt von Ned Flanders, der mit Bart auf einen Berg steigt. „Von hier oben kann man die vier Staaten sehen, die an Springfield grenzen: Ohio, Nevada, Maine und Kentucky.“ Atlanten raus…

Auch an der Wall Street wartet man mit Spannung auf den Simpsons-Film. Nicht nur, weil auch auf dem Parkett und in den Bankentürmen Hunderttausende von Fans arbeiten, sondern weil rund um die gelbe Sippe ein gewaltiges Finanzimperium gewachsen ist. Das schließt nicht nur die Vermarktung von Rechten und dem klassischen Merchandise ein, an dem sich Erfinder Matt Groening, seine Produktionsfirma und das Murdoch-Imperium dumm und dämlich verdienen.

Interessanterweise hat sich um den Kinofilm ein ganz neues Marketing entwickelt. Die Serie, die 18 Jahre lang ohne Produktwerbung auskam, hält dieses Konzept durch. So arbeitet man zwar mit der Supermarktkette 7-11 zusammen, allerdings auf unorthodoxe Weise. Zahlreiche Filialen in ganz Amerika wurden nämlich zu Kwik-E-Marts umdekoriert. Und dort werben die Simpsons nicht etwa für normale Produkte, sondern nur für ihre eigenen: Die Squishee-Drinks, beispielswiese, Krusty’O-Cornflakes oder die Comicserie „Radioactive Man“.

Finanziell ist der Film also dank einer geschickten PR-Kampagne und den zu erwarteten Besucherzahlen bereits ein Riesenerfolg – zumal kaum Konkurrenz gegen die Springfielder antritt. Harry Potter hat den ersten Besucheransturm schon hinter sich, und der einzig nennenswerte Neustart am Simpsons-Wochenende dürfte mit wehenden Fahnen untergehen: In „I know who killed me“ spielt Lindsay Lohan eine Frau, die von einem Serienkiller entführt und gefoltert wird. Zwei ähnliche Filme, „Hostel“ und „Captivity“ fanden in den letzten Wochen keine Fans, ein schlimmer Mord an drei Frauen in Connecticut, der US-weit Schlagzeilen machte, dürfte die Thematik für Kinofreunde nicht gerade attraktiver machen. Zudem ist Lindsay Lohan gerade auf dem besten Weg ins Gefängnis und nach Paris-Hilton-Muster bei den meisten Amerikanern längst unten durch.

Freie Fahrt also für die Simpsons. Der Erfolg an der Kinokasse ist vorprogrammiert, den kann auch Homer höchstpersönlich nicht mehr gefährden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 27-07-2007 20:46

Eiszeit in New York

Es ist heiß in New York. In den Sommermonaten steht die Luft in den Hochhausschluchten, in den Bürotürmen laufen die Klimaanlagen auf Hochtouren – bis der Strom ausfällt. Die völlig veraltete Infrastruktur in der Weltstadt kollabiert regelmäßig, so dass manche Firmen zu kreativen Kühl-Maßnahmen greifen.

In zahlreichen Wolkenkratzern Manhattans hat man die Kühltechnik umgestellt – auf Eis. Das wird nachts in riesigen Stahltanks gefroren, wenn der Stromverbrauch geringer ist und auch weniger kostet. Tagsüber wird die Kaltluft, die von den gewaltigen Eisblöcken ausströmt, in Röhren durch das Gebaude geblasen, um die Büros zu kühlen.

Was in derselben Zeit von den Eisblöcken abschmilzt wird aufgefangen und in der nächsten Nacht erneut gefroren.

Zu den Vorreitern der neuen Klimaanlagentechnologie gehört die Credit Suisse. „Das neue System ist nicht nur effizient, sondern vor allem umweltfreundlich“, meint William Beck, der hauseigene Klimaingenieur des Finanzriesen. Von den Behörden bekommt Beck für seine Projekt durchweg gute Noten: In bezug auf den CO2-Ausstoß habe die Installation der Eiskühlung für New York die gleiche Wirkung als hätte man 223 Autos aus dem Verkehr gezogen oder 750 000 Hektar Wald geplanzt, so die New Yorker Energiebehörde.

Die Behörde will auch andere Unternehmen von den Vorteilen der Eiskühlung überzeugen. Ganz leicht ist das nicht, denn manche zweifeln an der nachhaltigen Kühlleistung, die gefrorenes Wasser in gigantischen Türmen haben soll. Doch die Zahlen aus dem Credit-Suisse-Versuch sind überzeugen: Bei der Bank werden ganze 176 000 Quadratmeter Bürofläche mit Eis gekühlt.

Und weitere Vorteile sprechen für die Umstellung. „Traditionelle Kühlanlagen sind anfällig für Schäden aller Art und müssen ständig repariert werden“, meint Todd Coulard von Trane Energy Services, der das System bei der Credit Suisse installiert hat. „Ein Eisblock kann nicht kaputt gehen, der kann höchstens schmelzen.“

Auch finanziell lohnt sich das Ganze: Bei der Credit Suisse ist der Stromverbrauch an heißen Tagen um 900 Kilowatt gesunken, man spart im Jahresvergleich 2,15 Millionen Kilowattstunden. Das ist eine Menge Geld, und so wundert es nicht, dass weitere Banken auf den Eis-Zug aufspringen. Morgan Stanley und Goldman Sachs haben das System einbauen lassen, weitere Unternehmen im Finanzdistrikt haben Aufträge eingereicht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 30-07-2007 20:44

Viel Lärm um nichts

Als Reporter kann man direkt Gefallen finden am Handel der letzten Tage. Ein neuer Rekord für die Blue Chips – satte 14 000 vor anderthalb Wochen – und dann ein Sturz ins Bodenlose… das macht richtig Spaß. Vor allem weil man als Reporter selbst keine Aktien hält. Doch auch wer im Markt investiert ist, sollte nach den letzten Tagen ruhig Blut bewahren.

Sicher, eine Achterbahnfahrt ist nicht jedermanns Sache. Manchem kommt schon im Kettenkarussel das Frühstück hoch, und der freie Fall ist ohnehin nur eingefleischten Abenteurern und Adrenalin-Junkies zu empfehlen. Allerdings ist die Wall Street auch kein Kinderspielplatz. Wer hier mitspielen will, der muss die Regeln kennen und einen starken Magen haben.

Nun scheint die Rallye der letzten Jahre – wir erinnern uns: seit einem Zwischentief im Oktober 2002 haben sich die Blue Chips im Wert fast verdoppelt! – einige naive Goldgräber angelockt zu haben, die nach einem allzu steilen Aufstieg in der dünnen Höhenluft den Bezug zur Realität verloren haben. Ein Sturz um mehrere hundert Punkte hat viele jetzt kalt erwischt.

Dabei ist alles halb so schlimm. So dramatisch es sich nämlich anhört, wenn die Blue Chips „dreistellig fallen“, so unspannend ist das heutzutage. Relativ gesehen entspricht ein Minus von 100 Punkten nämlich gerade noch 0,7 Prozent. Als der Dow Jones anno 1987 zum ersten Mal dreistellig nachgab, war das ein Minus von glatten 5 Prozent, denn der Index arbeitete seinerzeit an der Marke von 2000 Punkten.

Wie sehr sich Anleger vor „dreistelligen“ Indexbewegungen fürchten, überrascht also. Zumal doch jeder Investor weiß, dass die Rendite grundsätzlich nicht absolut sondern immer nur prozentual ermittelt wird.

Wie irrelevant die jüngsten Einbrüche prozentual gerechnet sind, zeigt auch ein Blick auf die historische Kurstafel. Da verzeichnet beispielsweise der Wilshire-Index, mit 5000 notierten Aktien der breitest gefächerte amerikanische Index überhaupt, für vergangenen Donnerstag in Punkten gerechnet den 18.-steilsten Verlust seiner langen Geschichte. In Prozenten gerechet rangiert der Tag auf Rang 90 – alles andere als historisch also.

Um bei den Prozenten zu bleiben: Der breite amerikanische Markt hat in der vergangenen Woche 5 Prozent eingebüßt – nach einer Rallye, die ihn innerhalb von zwölf Monaten um fast 30 Prozent hatte steigen lassen. Wer sich davon überrascht zeigt, der ist nicht etwa bullisch oder optimistisch, sondern einfach nur naiv. Kritischeren Marktbeobachtern ist klar, dass die Korrektur der letzten Woche höchstwahrscheinlich noch nicht einmal abgeschlossen ist. Bill Gross von Pimco hatte noch vor wenigen Tagen mit einer Korrektur „um bis zu 10 Prozent“ gerechnet. Auch das wäre nach einer 30-Prozent-Rallye nicht der Weltuntergang, sondern eher eine dringend notwengige Anpassung der Börse an das gesamtökonomische Umfeld.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 31-07-2007 19:24

Murdoch gewinnt das Wall Street Journal

Rupert Murdoch hat es geschafft: Der umstrittene Medienmogul kann das Wall Street Journal übernehmen, das Juwel des amerikanischen Finanzjournalismus. Vier Monate lang hatten sich die Erben des Verlags Dow Jones gegen eine Übernahme gewehrt, jetzt ist der Widerstand gebrochen. Knapp mehr als ein Drittel der Bancroft-Stimmen sollen für den 6 Milliarden Dollar schweren Deal stimmen – mehr als genug.

Halbseitige Boulevard-Fotos, von Beyoncé vielleicht, den Po nur mit einem Hauch von Höschen verhüllt, daneben ein provokativer Titel: „Beyonce präsentiert ihr Kapital“… so oder ähnlich sah die Horror-Vision aus, die viele Leser von einem Wall Street Journal unter Rupert Murdoch hatten. Was der Medienzar wirklich vorhat, dürfte sich nun zeigen.

Ein Deal gilt in Insider-Kreisen als sicher, entsprechend steil klettert die Aktie von Dow Jones im Dienstagshandel, wo ein Plus von 12 Prozent notiert wird. Damit steigt das Papier auf 58 Dollar und notiert nur noch knapp unter den 60 Dollar, die Rupert Murdoch geboten hat.

„Für Aktionäre ist das ein hervorragender Deal“, gestand Crawford Hill, Mitglied der Bancroft-Familie schon am Wochenende in einem offenen Brief an die Verwandtschaft. Hill erklärte zudem, dass man nun dafür zahle, sich 25 Jahre lang gar nicht um die Geschicke oder die Strategie des Verlags gekümmert zu haben. Anders als in anderen Familien – Hill beruft sich auf die Sulzbergers von der New York Times und auf Murdoch – habe man privat nicht einmal über den Verlag gesprochen.

Zudem erinnerte Hill die Verwandtschaft daran, dass Murdoch nicht unbedingt die Gefahr für das Wall Street Journal darstelle, die man zunächst sah. Dem Käufer gehe es schließlich um die Glaubwürdigkeit des Unternehmens, die er für weitere Ausflüge in den Finanznachrichtensektor braucht. Das Wall Street Journal inhaltlich zu beeinflussen würde dem Unternehmen binnen kürzester Zeit das Kapital rauben, um das es Murdoch geht.

Nun scheinen einige Bancroft-Stiftungen, die gemeinsam mehr als ein Drittel der stimmstarken B-Aktien halten, hinter dem Deal mit Murdoch zu stehen. Gemeinsam mit den ausstehenden Aktien, die von Investoren gehalten werden, ist das nach Informationen des Wall Street Journal mehr als genug, um in der Vollversammlung einen Verkauf durchzusetzen.

Zuletzt scheint es in den Verhandlungen der Familie nur noch um Details gegangen zu sein. In der Nach habe man, so Medienberichte, nur noch darüber gesprochen, wer im Falle eines Verkaufs an Murdoch die Beratungsgebühren bezahlt, die der Familie Bancroft in Rechnung gestellt werden dürften. Die hat sich, seit das 5 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot eingereicht wurde, von Merrill Lynch sowie einigen renommierten Kanzleien beraten lassen. Bis zu 30 Millionen Dollar dürften dafür anfallen.

Offensichtlich sind diese Details nun geklärt, und die Bancroft-Familie gibt nach. Rupert Murdoch hat ein Ziel erreicht, das er nach eigenem Bekunden schon seit Jahren heimlich verfolgt hat. Einem TV-Sender „Fox Business“ steht nun nichts mehr im Weg. Beiträge über Beyoncé und dicke Überschriften wird man aber auch in Zukunft bei der hauseigenen Konkurrenz finden, und nicht im Wall Street Journal.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 01-08-2007 20:49

Öl wird teurer, Benzin wird billiger

Bei rund 13 200 Punkten – ganze 6 Prozent unter dem jüngsten Allzeithoch – versucht sich die Wall Street zur Wochenmitte zu stabilisieren. Das ist schwer, denn die Kreditkrise zieht immer weitere Kreise, und sie ist nicht einmal das einzige Problem des Marktes: Der Ölpreis steigt auf Rekordniveau, und es ist nur gut, dass der Verbraucher das nicht mitkriegt.

Am Mittwochmorgen hat der Ölpreis in New York mit 78,70 Dollar pro Fass ein neues Allzeit-Hoch erreicht. Später gab Kurs etwas nach, doch ist der Trend klar: Das schwarze Gold wird teurer, hält nahezu ungebremst auf die 80 Dollar zu, und wenn Experten Öl bald bei 100 Dollar sehen, mag das zwar pessimistisch sein, aber sicher nicht unrealistisch.

Schuld an den jüngsten Kursanstiegen sind die Lagerbestände der letzten Woche, die am Morgen gemeldet wurden. Danach ist der Pegel bei Rohöl um 6,5 Millionen Fass gefallen, während Analysten nur mit einem Minus von nur 700 000 Fass gerechnet hatten.

Eine Erholung ist nicht in Sicht. Schließlich bauen die jüngsten Preisanstiege längst nicht mehr auf der geopolitisch unsicheren Lage oder gar einzelnen Krisen, wie sie hin und wieder die Förderung in Nigeria oder Venezuela behindern. Auch hat bisher, in der Mitte der Hurrikan-Saison, noch kein einziges Unwetter die Bohrinseln heimgesucht. Die Opec hat die Förderquoten zuletzt nicht gesenkt… nein, die sinkenden Pegel in den Staaten und die höheren Preise für Öl sind einzig und allein auf eine Ursache zurückzuführen: die steigende Nachfrage aus China.

Die massive Industrialisierung in China und anderen Schwellenländern hat den Öl-Markt nicht nur massiv verändert, sondern auch langfristig. Mit anhaltend hohen Preisen ist also zu rechnen, und darunter leiden die Industrieriesen von Chemie und Materialien bis hin zu Produktion.

Relativ ungeschoren kommt hingegen der Transportsektor davon – und der Verbraucher. Denn während Öl massiv im Preis steigt und in den letzten zwei Monaten um fast 25 Prozent teurer geworden ist, sind die Benzin-Futures seit Mai um 7 Prozent gefallen. Der Sprit an der Tanke ist im gleichen Zeitraum um ganze 11 Prozent billiger geworden.

Zu verdanken hat man das den Spekulanten. Die haben nämlich im Winter massiv Benzin-Futures für den Sommer gekauft und aufgrund der klassischen Faktoren – hohes Verkehrsaufkommen, Sturmschäden an den Raffinerien – mit steigenden Preisen gerechnet. Es kam nun aber anders. Einige Raffinerien, die zuletzt lange in Reparatur standen, sind wieder am Netz, arbeiten stärker als erwartet, und so ist die Benzinknappheit, auf die sich die Zocker verlassen hatten, nicht eingetreten.

Die Benzinlager steigen seit Wochen, die Pegel stehen saisonal gerechnet so hoch wie lange nicht mehr. Das entlastet die Verbraucher enorm und dürfte sich in den letzten Wochen auch auf das Verbrauchervertrauen ausgewirkt haben.

Umso mehr müssen Anleger im Hinterkopf behalten, dass billiger Sprit mit großer Washrscheinlichkeit kein Dauer-Phänomen ist. Ein einziger Hurrikan mit Schäden an den Raffinerien kann den Trend beenden. Solange aber tankt Amerikaner günstiger, und die strauchelnde Börse hat zumindest eine Sorge weniger.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 02-08-2007 20:28

Elmo bringt China in Bedrängnis

Elmo hüpft, tanzt und singt und – ist giftig. Kein Bewohner der Sesamstraße ist bei amerikanischen Kids so beliebt wie das rothaarige Monster mit den Glubschaugen. Zigtausende von Elmos kamen jetzt aber mit bleihaltiger Farbe auf den Markt, und das ist gefährlich – für Kinder und für die Beziehungen zwischen den USA und China.

Ein chinesischer Hersteller, der Elmo und den gelben Vogel Bibo für den amerikanischen Spielzeugriesen Mattell produziert, hat über einen Zulieferer Farben mit hohem Bleigehalt bekommen, die für amerikanische Waren verboten sind. Werden sie von Kindern geleckt oder verschluckt, kann das zu Hirnschäden führen. Entsprechend schlägt Mattell Alarm und ruft 1,5 Millionen Spielwaren zurück, außer Elmo und Bibo noch mehr als 80 verschiedene Fisher-Price-Produkte.

In China beobachtet man das mit äußerster Besorgnis. Nicht weil ein paar amerikanische Kids ihren Elmo umtauschen müssen, sondern weil der Rückruf tiefgreifende Folgen für das Land hat, dessen Produkthinweis „Made in China“ immer mehr in ein schlechtes Licht gerät. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass Produkte aus den Fabriken in der Wachstumsprovinz Guangdong mangelhaft geliefert wurden. Dass es diesmal einen Großkonzern in einer der empfindlichsten Branchen erwischt hat – nirgends wird auf Sicherheit so Wert gelegt wie bei Kinderspielzeug –, macht die Sache umso schlimmer.

So hat sich die Regierung umgehend eingeschaltet. „99 Prozent unserer Produkte genügen den höchsten Sicherheitsstandards“, erklärte Wirtschaftsminister Bo Xilai, der damit aber vor allem eine oft gehörte Standardansage wiederholt. Sein Stellvertreter Gao Hucheng bat derweil die internationale Presse, das Problem nicht hochzuspielen.

Die Panikmache der Medien, die man in China für übertrieben hält, könnte zu einer neuen Art von Protektionismus führen, wettert Schanghai. Vor diesem fürchtet man sich, weil längst ein Großteil des Landes von den Lieferungen von billigen Spielsachen, aber auch Kleidung, Elektrogeräten und Industriebauteilen an die USA und andere Industriestaaten abhängig ist.

Über das eigentliche Problem täuschen die Worte der Regierung aber nicht hinweg. Nun mag es durchaus sein, dass die Mehrheit der in China produzierten Waren durchaus internationalen Maßstäben genügt. Und des mag auch stimmen, dass auch in anderen Ländern mal irgendein schadhaftes Produkt durch Löcher im Kontrollsystem rutscht. „Aber in China sind diese Löcher größer“, weiß Kent Kedl, der als amerikanischer Outsourcing-Experte chinesische Hersteller berät.

Für die Zukunft der Hersteller in China ist Kedl ungebrochen optimistisch. „Der Markt ist viel zu groß und stark als dass amerikanische Firmen hier einfach abziehen könnten“, meint er. Doch angesichts immer neuer Warnungen werden die Unternehmenskunden doch zumindest vorsichtiger. Denn einen PR-Gau wie im Mattell-Fall will sich kein Konzern leisten. Wer einmal mit giftigem Spielzeug in den Schlagzeilen stand, bekommt diesen Makel nicht so schnell los. Dann kann Elmo – mit neu bemaltem Fell – noch so niedlich mit den Augen rollen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 02-08-2007 20:33

Ein wichtiger Test für die Aktien

Von Mark Arbeter

...

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1304586.html

Starlight 03-08-2007 20:56

Insourcing baut Frust ab

Ob die Spülmaschine spinnt oder das Handy, ein Versandhaus nicht liefert oder der Satellitenempfang streikt: Wer einen Kundendienst anruft, wird mit einem Helfer im fernen Indien oder China verbunden, der freundlich aber ungelenk durch sein Manuskript stolpert. Den ohnehin frustrierten Kunden nervt das, und für die Wirtschaft ist es auch ein Problem.

Vor allem in ländlichen Gegenden in ganz Amerika ist man seit Jahren verbittert über den Service aus Übersee. Dass die billigen Arbeitskräfte in Bangalore oder Guangzhou die Sprache des Kunden kaum können, ist dabei nur ein Ärgernis. Viel schlimmer ist, dass das Outsourcing der Telefonzentralen zigtausende von amerikanischen Arbeitsplätzen vernichtet hat. Doch jetzt scheint sich das Blatt zu wenden.

Lange nachdem Amerika von Outsourcing die Nase voll hat, kommt nämlich jetzt das Insourcing. So hat die indische Tata Group, die Callcenter für Kunden aus allen Branchen betreut, jüngst einen riesigen Komplex mitten in Ohio angemietet. Für Unternehmen, die ihren Kunden den mühsamen Weg durchs nicht englisch sprechende Ausland ersparen wollen, nehmen hier 250 amerikanische Mitarbeiter den Hörer ab.

Sie kümmern sich um die Kundensorgen von, beispielsweise, Expedia.com, wo man dafür gernen einen Aufpreis zahlt. Für das Online-Reisebüro zahle sich das aus, sagt ein Firmensprecher. Denn die Mitarbeiter am Telefon bräuchten nun einmal tiefgreifende Kenntnisse über die amerikanische Geographie, um Kunden bei der Buchung von Flügen wirklich helfen zu können.

Andere Unternehmen haben andere Gründe, warum sie einen Teil des „Customer Service“ im eigenen Land behalten wollen. Die einen tun es, um Premiumkunden zu betreuen, die anderen für telefonische Härtefälle, in denen Rücksprache mit oder Überwachung durch die Firmenzentrale vielleicht von Vorteil sein kann. Bei Tata reagiert man mit dem Business in Ohio jedenfalls auf eine deutliche Verschiebung der Kundenbedürfnisse.

Globalwirtschaftlich findet damit ein interessanter Wechsel statt. Zwar ist es nicht das erste Mal, dass ausländische Konzerne in Amerika bauen und heuern. Immerhin arbeiten bereits 5,1 Millionen Amis unter fremder Flagge. Doch war es bisher vor allem das Produzierende Gewerbe, wo Konzerne aus aller Welt Produkte für den amerikanischen Markt vor Ort herstellen wollten. Bestes Beispiel dafür: die Automobilindustrie, in der sich Mercedes-Benz, Toyota und andere „Global Player“ längst zwischen New York und Kalifornien breit gemacht haben.

Dass nun der Dienstleistungsbereich verstärkt nach Amerika zurück kommt ist neu – und kommt gut an. Vor allem weil Unternehmen wie Tata Group alles dafür tun, das negative Image loszuwerden, das der Branche bisher anhaftete. Callcenter-Betreiber sollen nicht länger als Arbeitsplatzvernichter und Billigheimer dastehen, und entsprechend gibt man den guten „Corporate Citizen“, der sich am öffentlichen Leben beteiligt und auf sonst großzügig ist. Die Tata Group ließ ihre Mitarbeiter jüngst einen Kinderspielplatz renovieren, man fährt in der örtlichen Thanksgiving-Parade mit, und man spendete 500 Dollar an die Familie eines Mitarbeiters, der bei einem Autounfall verletzt worden war.

Solche Nachbarn hat man in Ohio gerne. Die Inder sind als Arbeitgeber beliebt, und so scheint das Konzept vom Insourcing aufzugehen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 06-08-2007 20:35

Insourcing baut Frust ab

Ob die Spülmaschine spinnt oder das Handy, ein Versandhaus nicht liefert oder der Satellitenempfang streikt: Wer einen Kundendienst anruft, wird mit einem Helfer im fernen Indien oder China verbunden, der freundlich aber ungelenk durch sein Manuskript stolpert. Den ohnehin frustrierten Kunden nervt das, und für die Wirtschaft ist es auch ein Problem.

Vor allem in ländlichen Gegenden in ganz Amerika ist man seit Jahren verbittert über den Service aus Übersee. Dass die billigen Arbeitskräfte in Bangalore oder Guangzhou die Sprache des Kunden kaum können, ist dabei nur ein Ärgernis. Viel schlimmer ist, dass das Outsourcing der Telefonzentralen zigtausende von amerikanischen Arbeitsplätzen vernichtet hat. Doch jetzt scheint sich das Blatt zu wenden.

Lange nachdem Amerika von Outsourcing die Nase voll hat, kommt nämlich jetzt das Insourcing. So hat die indische Tata Group, die Callcenter für Kunden aus allen Branchen betreut, jüngst einen riesigen Komplex mitten in Ohio angemietet. Für Unternehmen, die ihren Kunden den mühsamen Weg durchs nicht englisch sprechende Ausland ersparen wollen, nehmen hier 250 amerikanische Mitarbeiter den Hörer ab.

Sie kümmern sich um die Kundensorgen von, beispielsweise, Expedia.com, wo man dafür gernen einen Aufpreis zahlt. Für das Online-Reisebüro zahle sich das aus, sagt ein Firmensprecher. Denn die Mitarbeiter am Telefon bräuchten nun einmal tiefgreifende Kenntnisse über die amerikanische Geographie, um Kunden bei der Buchung von Flügen wirklich helfen zu können.

Andere Unternehmen haben andere Gründe, warum sie einen Teil des „Customer Service“ im eigenen Land behalten wollen. Die einen tun es, um Premiumkunden zu betreuen, die anderen für telefonische Härtefälle, in denen Rücksprache mit oder Überwachung durch die Firmenzentrale vielleicht von Vorteil sein kann. Bei Tata reagiert man mit dem Business in Ohio jedenfalls auf eine deutliche Verschiebung der Kundenbedürfnisse.

Globalwirtschaftlich findet damit ein interessanter Wechsel statt. Zwar ist es nicht das erste Mal, dass ausländische Konzerne in Amerika bauen und heuern. Immerhin arbeiten bereits 5,1 Millionen Amis unter fremder Flagge. Doch war es bisher vor allem das Produzierende Gewerbe, wo Konzerne aus aller Welt Produkte für den amerikanischen Markt vor Ort herstellen wollten. Bestes Beispiel dafür: die Automobilindustrie, in der sich Mercedes-Benz, Toyota und andere „Global Player“ längst zwischen New York und Kalifornien breit gemacht haben.

Dass nun der Dienstleistungsbereich verstärkt nach Amerika zurück kommt ist neu – und kommt gut an. Vor allem weil Unternehmen wie Tata Group alles dafür tun, das negative Image loszuwerden, das der Branche bisher anhaftete. Callcenter-Betreiber sollen nicht länger als Arbeitsplatzvernichter und Billigheimer dastehen, und entsprechend gibt man den guten „Corporate Citizen“, der sich am öffentlichen Leben beteiligt und auf sonst großzügig ist. Die Tata Group ließ ihre Mitarbeiter jüngst einen Kinderspielplatz renovieren, man fährt in der örtlichen Thanksgiving-Parade mit, und man spendete 500 Dollar an die Familie eines Mitarbeiters, der bei einem Autounfall verletzt worden war.

Solche Nachbarn hat man in Ohio gerne. Die Inder sind als Arbeitgeber beliebt, und so scheint das Konzept vom Insourcing aufzugehen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc


Es ist jetzt 07:55 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.