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Starlight 07-08-2007 21:18

iPod, iPhone, iFridge… iPferd

Weiß eigentlich irgendjemand, wofür die beiden elegant weißen Apple-Aufkleber sind, die mit jedem iPod verschickt werden? Ich weiß es nicht, hatte dann aber doch eine Idee: Einen der Sticker habe ich in meinem Kühlschrank auf das Obstfach geklebt, und seither heißt das alte Gerät „iFridge“.

So muss ich zugeben, dass auch ich dem Hype um Apple erlegen bin. Zwar steht es um micht nicht ganz so schlimm wie um die Freaks, die Ende Juni tage- und nächstelang vor den Läden auf das iPhone warteten. Auch habe ich noch nie nächterns auf der Straße einem Kind einen iPod entrissen, was weniger beherrschte Zeitgenossen laut Polizeibericht immer häufiger tun.

Doch spielen der iPod – und auch das iPhone, das ich selbst nicht besitze – eine allgegenwärtige Rolle in meinem Alltag. In die U-Bahn gehe ich nicht mehr ohne den Shuffle, ins Flugzeug nicht ohne die 80GB-Videoversion. Unter jeder Email eines Kollegen steht „sent from my iPhone“, was wahrscheinlich nicht Angeberei sondern von der Software vorgegeben ist.

Und an der Wall Street umgeben mich Analysten, die iPod- und iPhone-Verkaufszahlen studieren, als hinge von tausend Stück mehr oder weniger nicht nur das Glück der Apple-Aktionäre, sondern gleich der Weltfrieden ab.

Apple kann der Hype um iPod und iPhone nur recht sein. Zum einen treibt er den Umsatz für die Geräte an, die in manchen Städten längst Pflicht-Accesoire geworden sind. Zum anderen hat er die Konkurrenten abgelenkt, die sich zuletzt an alternativen Geräten die Zähne ausbissen ohne den anderen Produkten aus der i-Reihe weitere Beachtung zu schenken. Derweil sicherte sich heimlich, still und leise der iMac Marktanteile im Computermarkt.

So sind die Mac-Lieferungen in den vergangenen zwölf Monaten um 26 Prozent gestiegen, während der Computermarkt insgesamt nach Branchenangaben nur um 7,6 Prozent gewachsen ist. Apple hat im zweiten Quartal 960 000 Computer verkauft, womit man mit dem drittgrößten PC-Hersteller Gateway gleichgezogen hat – zum ersten Mal in der Geschichte der PC/Mac-Rivalität.

Damit scheint die Strategie von Steve Jobs aufgegangen zu sein. Der Apple-Chef war vor einigen Jahren mit dem iPod nicht nur in den Markt für Unterhaltungselektronik getreten, um dort viele Geräte zu kaufen. Vielmehr ging es von vorneherein darum, ein trojanisches Pferd zu platzieren. Mit dem iPod sollte der Einmarsch ins gegnerische Lager gelingen – und das hat geklappt.

Zahlreiche PC-Benutzer – darunter auch der Schreiber dieser Zeilen, dessen iPod in Reichweite auf dem Schreibtisch liegt – haben sich mit dem schicken mp3-Spieler ihr erstes Apple-Gerät gekauft und Berührungsängste abgebaut. Einmal auf den Geschmack gekommen, dauert es bei vielen nur bis zum nächsten Computerabsturz, bis sie sich einen Mac zulegen. In dieser Woche will Apple nun Neuigkeiten rund um die iMac-Reihe präsentieren. Für einen Moment legt die Wall Street die iGadgets zur Seite und hört gespannt zu.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 08-08-2007 20:51

Der „Virgin“ Jungfernflug

Es mag der Branche nicht mehr ganz so schlecht gehen wie vor ein paar Jahren, doch scheint es noch immer nicht die beste Idee zu sein, eine neue Airline zu gründen. Richard Branson tut es doch, am Mittwoch hob Virgin America erstmals ab – verspätet nach einem gewaltigen Unwetter, das die New Yorker Flughafen lahmgelegt hatte. Ein Omen?

Wer Richard Branson kennt, der weiß, dass sich der Chef der neuen Fluggesellschaft auch durch einen Tornado die Laune nicht vermiesen lässt. Im Gegenteil: An Bord des Jungfernflugs von New York JFK nach Los Angeles ist die Stimmung hervorragend: Die amerikanische DJane Samantha Ronson legt auf, Satiriker Stephen Colbert fliegt mit und bei der Ankunft unter kalifornischer Sonne wartet ein roter Teppich auf die handverlesenen Passagiere.

Die häten allerdings bis dahin auch einen vergnügten Flug verbracht, wären sie nicht im Rahmen der Premierenfeier zusätzlich verwöhnt worden. Denn während andere Fluggesellschaften in den letzten Jahren den Service immer weiter abgebaut haben um Kosten zu sparen, bietetr Virgin America all den Luxus, den man von ihrem britischen Mutterkonzern kennt. Massagesessel aus weißem Leder in der ersten Klasse, eine Minibar, Musik in der Toilettenkabine und Essen a la carte, das über den Bildschirm bestellt wird – und zwar wann immer der kleine Hunger kommt, und nicht wann immer die Stewardess das nächste Mal vorbei kommt.

Für Reisende der ersten Klasse beginnt der Komfort wohlgfemerkt lange vor dem Flug. Am Flughafen warten die VIP in einer Lounge, die ihresgleichen sucht. Außer bequemen Sesseln, Breitband-Internet und einer Bar gibt es eine Sauna, sechs Dampfbäder, Massage und Maniküre, und wer will, kann sich auch noch schnell die Haare schneiden und die Schuhe putzen lassen. Alles ist im Flugpreis inbegriffen, die 150-köpfige Crew steht auf Abruf bereit.

Die Prognosen für Virgin America sind dennoch gemischt. Richard Branson habe eben ein Talent für Marketing, anerkennt Ed Perkins, der als Airline-Analyst für das Branchenmagazin SmarterTravel.com schreibt. „Die Jungs sind sehr, sehr gut, und das ist wichtig in einem Markt in dem es wenig Produktunterschiede gibt.“

Ganz anders sieht das Ray Neidl, Airline-Analyst von Calyon Securities und eine der wichtigsten Stimmen der Branche. „Die Leute buchen heute nach dem Preis“, meint er. Wenn Virgin America die Preise niedrig halten könne, wäre man sicher unter den Top¬-Linien im amerikanischen Markt. Der Komfort allein mache es aber nicht aus, wenn der Preis nicht stimme.

Vermutlich wird der Preis aber stimmen, meint nicht nur Richard Branson. Auch die etablierten Konkurrenten – vor allem American Airline, Delta Air Lines und Continental – fürchten, dass Virgin bald ein ernstzunehmender Konkurrent wird. Entsprechend hat man lange versucht zu verhindern, dass der Brite überhaupt eine Lizenz für den inneramerikanischen Markt erhalten würde. Ein paar Jahre lang konnte man Branson auch auf Distanz halten, denn das Verkehrsministerium prüfte sehr langsam, ob die 25-prozentige Beteiligung von Bransons britischer Virgin mit den US-Regeln konform sei, nach denen nur amerikanische Konzerne inlands fliegen dürfen.

Ergebnis der jahrelangen Prüfung: Branson darf fliegen, und – die lange Verzögerung seines Jungfernflugs durch Konkurrenten und Behörden kommt ihm wahrscheinlich sogar zugute. Denn während die übrigen Fluggesellschaften bis vor kurzem ums nackte Überleben kämpften, hebt Virgin America in einer Zeit ab, in der die Passagierzahlen auf Rekordniveau sind und die Auslastung der Kapazitäten steigt. Ideale Bedingungen für einen Markteinstieg, und da nimmt man einen Tornado zum Jungfernflug wohl mit einem Augenzwinkern hin.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 09-08-2007 20:43

Schokolade – ein gesundes Investment?

Über den Nährwert von Schokolade kann man geteilter Meinung sein. Die einen glauben, mit einem täglichen Stückchen hundert Jahre alt zu werden, für die anderen ist das Kakaoprodukt ein Laster für Schleckermäuler. Douglas Conant gehört zu den Kritikern. In seinem gesundheitsbewussten Konzern soll es bald keine Schokolade mehr geben.

Die Campbell Soup Company – wer nicht in amerikanischen Läden einkauft, kennt die Dose aus der Pop-Art-Umsetzung von Andy Warhol – steht längst nicht nur hinter Fertigsuppen. Zur firmeneigenen Erasco-Reihe beispielsweise gehören auch andere Tiefkühl- und Fertiggerichte, dann es gibt den Gemüsesaft V8 und noch einiges mehr.

Der Konzern hat jüngst einen außerordentlichen Turnaround geschafft und gehört nach einigen Jahren der Flaute zu den besten Performern im Lebensmittel-Sektor. Zu verdanken hat man das einem srengen Fokus auf gesunder Kost. Die Campbell-Suppen sind jetzt Natrium-arm, Pute und Hühnchen fett-reduziert – seither steigen die Umsätze deutlich Campbell-CEO Conant zieht nun Konsequenzen und will loswerden, was nicht ins gesunde Segment passt.

Für den Keksbäcker Pepperridge, der ebenfalls zur Campbell-Familie gehört, bleibt das zur Zeit folgenlos, den der hat schnell sein Sortiment ausgebaut und bietet neben fein glasierten Bisquits nun auch Vollkornbrot an. Bei V8 hat man die Säfte jüngst mit Antioxidantien bereichert. Nur ein Unternehmenszweig kann sich nicht anpassen: Godiva.

Der einst in Belgien gegründete Chocolatier gehört seit mehr als 40 Jahren zu Campbell und hat zuletzt einen Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Dollar zum Konzernergebnis beigesteuert. Die Marke gehört zu den edelsten im amerikanischen Lebensmittelsektor, vor allem weil sie nicht als amerikanisch wahrgenommen wird.

In einem werbestrategischen Geniestreich hat Campbell Godiva nie gemeinsam mit anderen Produkten des Konzerns vermarktet, sondern die Schokolade immer auf einer eigenen Schiene fahren lassen. Godiva betreibt fast 300 eigene Läden in den USA und ist ansonsten in ausgesuchten Kaufhäusern erhältlich. Auf der Webseite taucht Campbell als Muttergesellschaft gar nicht auf. Vielmehr baut der Online-Auftritt komplett auf der belgischen Herkunft der Marke und bringt mit dem Verweis auf alte europäische Traditionen einen Hauch von Exklusivität zum Kunden.

Der weiß das seit vielen Jahren zu schätzen und hat mit seiner großen Nachfrage bei teuren Preisen die Marke Godiva nicht nur zu einem Erfolgsfall gemacht, sondern auch zu einem interessanten Übernahmekandidaten. Wenn Campbell nun die Schoko-Tochter verkaufen will – einen Termin dafür nennt das Management nicht – dann dürften ausreichend Investoren bereitstehen. Das Wall Street Journal rechnet mit Interesse nicht nur von anderen Lebensmittelkonzernen, sondern vor allem aus dem Private-Equity-Bereich und hier besonders von Seiten der an Luxus interessierten Firmen am Persischen Golf. Ein Käufer müsste, so viel steht fest, für Godiva tief in die Tasche greifen. Experten rechnen damit, dass der Chocolatier mehr als 1 Milliarde Dollar kosten dürfte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-08-2007 21:05

Lust auf Business-TV?

Es gibt da eine Faustregel: Spätestens wenn sich jedes Kneipengespräch um Unternehmen und Aktien dreht, ist es Zeit aus dem Markt zu gehen. In diesen volatilen Tagen bestätigt sich das wieder einmal. Wer vor vier Wochen ausgestiegen wäre, als erstmals bekannt wurde, dass sich demnächst gleich fünf neue Fernsehserien um Corporate America drehen, hätte sich eine Menge Ärger erspart.

Dass Corporate America und der Aktienmarkt mindestens genausoviel Drama bieten wie der Samstagabend-Krimi, weiß man schon lange. Gordon Gekko alias Michael Douglas machte Gier und Gewinnstreben kinofähig, die Fernsehreihe „The Apprentice“ mit Donald Trump brachte den Kampf um Karriere schließlich ins Reality TV. Jetzt sind die klassischen Soaps dran – von denen die meisten bei ABC starten, einer Tochter des Dow-Konzerns Walt-Disney.

Dort läuft demnächst die „Cashmere Mafia“ an, die man als „eine Art ,Sex in the City’ für Volkswirtschaftler“ verstanden wissen will. Es geht um vier Karrierefrauen, deren Leben aus Big Business und Tratsch besteht – vor allem letzteres, wie unabhängige Experten einwerfen. Das Wirtschaftsmagazin Fortune hat reale Geschäftsleute um ihre Meinung zur Pilotfolge gebeten. „Das einzige Networking, das ich hier sehe, läuft im Kreise der Freundinnen“, moniert eine PR-Expertin, und eine Managerin vom Kosmetik-Konzern Estee Lauder kritisiert den in der Branche angesiedelten Charakter Caitlin, die nach durchgearbeiteter Nacht im Büro einschläft. „Niemand in der Kosmetikbranche würde im Office schlafen, und schon gar nicht ohne sich abzuschminken.“

Noch harscher fällt die Kritik an „Dirty Sexy Money“ auf. Da geht es um die Familie Darling, die nicht nur Geld hat, sondern auch jede Menge Dreck am Stecken, inklusive Wirtschaftsbetrug, Drogen und Ehebruch. Hauptakteur ist ein junger Anwalt, der dem Clan den Rücken frei halten soll. „Völlig unrealistisch“, schimpft Don Reuben, der als Anwalt den Millionen-Sippen Tisch, Pritzker und Rockefeller beigestanden hat. „Da müsste einer ja Wirtschafts-, Steuer-, Scheidungs- und Strafzettel-Experte in einem sein – jeder normale Anwalt würde sich aus dem Staub machen.“

Auch die drei jungen Herren in „Big Shots“, die laut Programmhinweis von ABC „gierig, geil und geschäftstüchtig“ sind, dürften es beim Fachpublikum schwer haben. Larry Bossidy, früherer Top-Manager von Honeywell und General Electric, findet jedenfalls schon im Piloten jede Menge Details, die das erfundene Konglomerat AmeriMart im wirklichen Kampf um Umsatz und Gewinn straucheln lassen würden.

Doch nicht nur ABC wirbt ums Business-orientierte Soap-Publikum. Die GE-Tochter NBC bringt „Lipstick Jungle“ auf den Bildschirm. Die Serie mit Brooke Shields stammt aus der Feder von Sex-and-the-City-Autorin Candace Bushnell und dürfte damit in die selbe Kategorie fallen wie die „Cashmere Mafia“. Und der Viacom-Ableger CBS setzt auf „Cane“, auf Zuckerrohr. Das wird von der kubanisch-amerikanischen Familie Duques angebaut, die sehr der echten und 500 Millionen Dollar schweren Fanjul-Familie aus Florida ähnelt, die den größten Zuckerkonzern der USA steuert. Die hat bereits einen Anwalt eingeschaltet, und es scheint, dass sich das wahre Drama hinter den Kulissen abspielen könnte.

Apropos Drama: Wenn sich die Börsen so weiterentwickeln wie in den letzten Tagen, dann könnte es durchaus sein, dass die amerikanischen Fernsehzuschauer auf noch mehr Business-Drama zuhause keine Lust haben. Doch dann könnte man den zeitlosen Quatsch sicher ein Jahr lang parken und im nächsten Bullenmarkt ausstrahlen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 13-08-2007 20:38

Tauben schießen

Zum Schluss umarmten sich die beiden Männer, während nebenan der Rotor von „Marine 1“ knatterte. George W. Bush und sein engster Berater, Karl Rove, sagten sich am Montagmorgen offiziell „good-bye“, flogen dann aber gemeinsam nach Crawford, Texas, auf die Ranch des Präsidenten – zurückkommen wird Bush alleine.

Karl Rove ist zurückgetreten. Der Architekt der Bush-Präsidentschaft, der einer der mächtigsten Männer Amerikas ist und einer der verhasstesten, verlässt die politische Bühne. Eigentlich hatte er gar nie auf der Bühne stehen wollen, denn die Rolle des Puppenspielers war seine liebste. Aus der Kulisse heraus steuerte er den bis dato politisch unerfahrenen George W. Bush zunächst auf den Stuhl des Gouverneurs von Texas, später ins Weiße Haus.

Dort erst wagte er sich ins Scheinwerferlicht – erst zögerlich, zumal er beim Publikum nie besonders gut ankam. Dass ihn der von Spitznamen bessesene Präsident Bush einmal „Turd Blossom“ nannte, machte die Sache nicht einfacher. „Turd Blossom“ nennt man in Texas eine Blume, die aus einem Kuhfladen heraus wächst. Roves alternativer Spitzname „Boy Genius“ war da schon besser, hatte aber auch etwas linkisches.

In den letzten Monaten sah sich Rove öfter im Rampenlicht stehen als ihm lieb sein konnte. In die Aufdeckung der CIA-Geheimagentin Valerie Plame war er direkt verwickelt, in die umstrittene Entlassung von mehreren Generalstaatsanwälten, die der Bush-Regierung nicht ins politische Muster passten, wohl auch. In beiden Fällen sollte Rove vor dem Kongress aussagen, in beiden Fällen berief er sich auf seine Immunität als Berater des Präsidenten. Dass der indes nicht mehr so fest im Sattel sitzt wie dereinst, schrieben undankbare Kritiker auch Rove in die Schuhe. So soll der Mann, der den Republikanern zwei ebenso wichtige wie legal umstrittene Wahlsiege organisiert hatte, nun die Schuld daran tragen, dass es bei den letzten Wahlen nicht mehr so gut lief und Bushs Umfrageergebnisse in historischen Tiefen sind.

Bei aller Kritik, Rove saß bisher fest in seinem Amt und seinem Stuhl sägt niemand. Daher ist auch völlig klar, dass er nicht etwa zum Rücktritt gezwungen worden ist, wie Rove nach anderslautenden Interpretationen der Medien auch bestätigte. Vielmehr hat Rove erkannt, dass er sich weiteren Ermittlungen von Untersuchungsausschüssen im Kongress nicht auf ewig hätte entziehen können. Ob er das außerhalb von Amt und Würden kann, sei dahingestellt, aber wenigstens sitzt dann nicht nach Cheneys Berater „Scooter“ Libby der nächste White-House-Insider vor Gericht.

Das hätte die Republikaner nämlich noch mehr Punkte gekostet, und insofern ist Roves Abschied aus dem Weißen Haus dessen letztes, großes Geschenk an den Chef. Rove bringt das „ultimative Opfer“, um eine vielbeschworene Floskel aus dem Irakkrieg zu bemühen. Auf keinen Fall hingegen sind es „familiäre Gründe“, deretwegen der wichtigste Präsidentenberater der letzten Jahrezehnte seinen Hut nimmt – diese erste Erklärung hatte ihm auch keiner abgenommen. Obwohl er sich sehr bemühte, in seinen letzten Familien die Familie herauszustellen. Er wolle mit Frau und Hund an den Strand fahren, beantwortete die Frage nach seinem nächsten Vorhaben. Und er wolle Tauben jagen – „go dove hunting“. Doch das hat er in den letzten Jahren in Washington schon getan, wo man als die anti-militärische Bewegung als „Doves“ bezeichnet, die zuletzt den Falken deutlich unterlegen war.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 14-08-2007 17:34

Mieter der Meere

Wer es sich leisten kann, wohnt nicht länger zu Miete, sondern kauft sich seine Immobilie. Wer sich noch mehr leisten kann, kreuzt die Weltmeere im Urlaub nicht mehr in gemieteten Kabinen, sondern kauft sich eine. Und wer sich noch viel mehr leisten kann… der kauft keine Yacht, sondern mietet sich eine.

Dass Mieten an der Wall Street wieder in Mode gekommen ist, macht auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn. Jahrelang hat man nun gekauft was zu kaufen war. Einerseits um von monatlichen Mieten wegzukommen und Wert zu schaffen, und andererseits, um von steigenden Preisen zu profitieren und Wert zu mehren.

Die jüngste Trendwende unter den Superreichen, die ihre Yacht mieten und nicht kaufen, hat mit der Bequemlichkeit und deren völlig überzogenen Luxus- und Urlaubsanspruch zu tun. Da kommt selbst Lorre White nicht mit, die in der Neureichen-Szene als „Guru des Luxus“ gefeiert wird. Deren Traum-Route ist nämlich: Cannes zu den Filmfestspielen, Monaco zum Grand Prix, danach St. Tropez und zum Abschluss Sardinien. Das lässt sich gut und gerne auf dem eigenen Boot erledigen.

Wer hingegen – so der neueste Trend – um die Galapos-Inseln segeln und ein paar Tage später vor der Küste Neuenglands liegen will, oder binnen eines Tages vom Mittelmeer an die kalifornische Küste wechseln, der bekommt seine Yacht nicht schnell genug von A nach B. Mieten ist daher die Lösung, wenn auch eine recht teure. Selbst das kleinste Boot ist nicht unter 10 000 Dollar zu haben, und für die großen Yachten gehen die Tarife bis zu einer Million Dollar. Pro Woche, versteht sich.

Da wäre zum Beispiel die „Alysia“. Für eine Wochenmiete von 910 000 Dollar gibt es Luxus auf 90 Metern Länge, inklusive Pool, Kino, Bücherei und Weinkeller. Die „Princess Mariana“ (606 500 Dollar) hat einen eigenen Hubschrauberlandeplatz.

Unterm Strich geben die Superreichen, also Haushalte mit einem Nettowert von mehr als 10 Millionen Dollar, in diesem Jahr durchschnittlich 384 000 Dollar für Yacht-Mieten aus – satte 20 Prozent mehr als noch vor zwei Jahren.

Dafür wiederum erhält der Mieter nicht nur Kajüte und Kambüse, sondern einen Rund-um-Service vom Feinsten: Yacht-Broker kümmern sich um das passende Schiff vor Ort, eingespielte Mannschaften mit Kapitän, Technikern, Chefkoch und mehreren Stewards sorgen für Spitzenservice bis hin zu frischem Kaviar zum Frühstück. Der kostet natürlich extra, ebenso die Marshmallow-Cornflakes für die Kids. Aber auf die paar Dollar kommt es wahrscheinlich auch nicht mehr an.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 15-08-2007 21:35

Die Elmo-Krise

Neben der Hypotheken- und Kreditkrise hat sich in den letzten Tagen eine weitere Katastrophe in die Schlagzeilen der Wirtschaftspresse gearbeitet: Die Elmo-Krise. Dass der Spielzeugriese Mattell neulich 1,5 Millionen Puppen – Elmo, Bibo, Fisher-Price – zurückrufen musste, war dabei nur der Anfang.

In dieser Woche gab es erneut Nachrichten von Mattell; nach Elmo müssen nun auch verschiedene Barbies, einige Autos aus der Pixar-Produktion „Cars“ und diverse Magnetspiele zurück. Bei letzteren besteht die Gefahr, dass Kinder Magnete verschlucken, was zu schweren, inneren Verletzungen führen kann, die übrigen Spielsachen sind mit bleihaltiger Farbe behandelt, die giftig ist.

Mattell steht damit vor einer gewaltigen Krise: Das Unternehmen wird mit dem größten Rückruf seiner Geschichte zig Millionen Dollar einbüßen, die wahrscheinlich nicht komplett durch die Zulieferer in China abgedeckt sind. Zudem fürchtet man aber vor allem um den guten Ruf. Der Spielwarensektor ist so labil wie kaum eine andere Branche. Das Vertrauen der Kunden ist für die Unternehmen das größte Kapitel, immerhin geht der Umsatz schnell flöten, wenn Eltern hinter jedem Spiel und jedem Kuscheltier eine Gefahr für ihre Kinder sehen.

Nun sind amerikanische Eltern mit Sicherheit etwas übervorsichtig, wenn es um den Schutz der Kleinen geht. Immerhin kann aus absolut jedem Gegenstand einmal ein Stück abbrechen, das bei Verschlucken gefährlich werden könnte – das war schon immer so. Mit bleihaltiger Farbe hingegen müssen sich die Eltern indes wirklich nicht abgeben, man hat durchaus Anspruch auf Spielsachen ohne krebserregende Inhaltsstoffe.

Und genau damit gerät nicht nur Mattell unter Beschuss, sondern – wie schon vor einer Woche – der Zulieferer China und das ganze Land, in dem man es offensichtlich mit den Sicherheitsstandards der Abnehmerländer nicht allzu ernst nimmt. Immerhin sind ja Elmo und Barbie nicht die ersten, die dem Kunden wieder weggenommen werden und zurück in den Laden müssen. Allein im letzten halben Jahr gab es eine ganze Reihe ähnlich gelagerter Aktionen.

So untersucht Toys’R’Us gerade, ob in China hergestellte Baby-Schnuller nicht auch einen zu hohen Bleigehalt aufweisen. Einige Untersuchungen weisen darauf hin, während das Unternehmen eigene Tests erst noch durchführt. Bei Wal-Mart hat man schneller reagiert: Schnuller des selben Importers sind bereits aus dem Angebot genommen worden.

Der Konsumartikle Colgate hatte jüngst Probleme mit gefälschter Zahncreme, die aus China kommend unter dem bekannten rot-weißen Logo auftauchte und giftige Stoffe enthielt. Zuvor hatten die Behörden Tierfutter und Meeresfrüchte moniert, davor Autoreifen für Kleinlaster – in allen Fällen ging es um Sicherheitsbedenken.

In China läuten jetzt die Alarmglocken. Die Qualitätskontrollen vor Ort müssen dringend verschärft werden. Sonst droht nämlich nicht nur eine weitere Verärgerung der amerikanischen Verbraucher, die Reifen und Puppen billig kaufen wollen, sondern in letzter Instanz der Zusammenbruch eines ganzen Wirtschaftszweiges: Die Manufakturen von Zulieferern stellen in vielen Provinzen fast die gesamte Wirtschaft. Wenn denen die Kunden aus Industrieländern mit höheren Auflagen weglaufen, stehen Unternehmen und später ganze Landstriche vor dem Aus.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 16-08-2007 20:38

Worst-Case-Szenarien an der Wall Street

„Dieser Markt geht runter wie Freibier“, meint Art Hogan. Doch ansonsten ist dem Börsenexperten vom Brokerhaus Jefferies & Co. gar nicht zum Scherzen zumute. „Wenn es einen Tag gibt, an dem die Wall Street das Worst-Case-Scenario einpreist, dann ist das wohl heute.“

Schwer zu sagen, wie das Worst-Case-Scenario aussehen wird. Brechen die Hedgefonds ein? Wird es weitere Pleiten bei Banken und Kreditagenturen geben? Müssen Trader an der Wall Street die alte „Dow 10 000“-Mütze aus dem Keller holen? Oder stürzt die amerikanische Konjunktur gar in eine Rezesseion.

Fakt ist, dass die Märkte im freien Fall und offenbar auf das Schlimmste eingestellt sind. Und während nach einem 30-prozentigen Anstieg des Dow Jones in den vergangenen 12 Monaten eine Korrektur um 10 Prozent zunächst eigentlich ganz vernünftig aussah, wird es jetzt doch manchem Beobachter mulmig. Die 10 Prozent sind – gerechnet am Allzeit-Hoch bei 14 000 Punkten vor genau einem Monat – punktgenau erreicht, doch die Kurseinbrüche scheinen kein Ende zu nehmen. Im Gegenteil: Aktien brechen immer schneller und tiefer ein.

Kein Wunder, bei der aktuellen Meldungslage. Jeden Tag gesteht irgendein Finanzriese massive Liquiditätsprobleme, nach American Home Mortgage steht nun Countrywide vor dem Konkurs. Derweil verschlechtert sich die Lage im Bausektor weiter. Die Baubeginne sind so schwach wie seit zehn Jahren nicht mehr, und damit dürfte sich die Lage im Hypothekensektor noch verschärfen. Gleichzeitig meldet das Produzierende Gewerbe unter den Erwartungen – und doch greift die Notenbank nicht ein.

Anleger hoffen seit Tagen auf eine Zinssenkung als Notmaßnahme. Diese Hoffnung war ohnehin weit hergeholt, nun bekommt man aber mehr oder weniger offizielle Absagen, unter anderem von William Poole, einem der stimmberechtigten Fed-Gouverneure. Auch Finanzminister Hank Paulson ist dagegen, dass sich die Fed oder sonstwer in Washington in die Märkte einmischt.

Seit dieser Woche sind die bisherigen Jahresgewinne aufgebraucht, und manche Experten glauben nicht daran, dass sie sich allzu bald wieder einstellen. Im Gegenteil: Joe Battipaglia vom Brokerhaus Stifel Nicolaus fürchtet, dass Anleger ihren Ausblick grob umstellen müssen. „Wer jetzt noch glaubt, dass wir das Jahr im Plus beenden, der irrt sich“, meint Battipaglia. „Ich kann mir das beim besten Willen nicht mehr zusammenreimen.“

Er wird wohl Recht behalten. Immerhin müssen in absehbarer Zeit 600 Milliarden Dollar, die im amerikanischen Subprime-Markt stecken, refinanziert werden. In diesen Wirren stecken nicht nur Banken und Kreditgeber, sondern auch die Kreditnehmer – die Verbraucher. Und die treten jetzt schon kürzer, was nicht nur die teuren Ketten spüren, sondern mittlerweils schon die Discounter. Wenn Wal-Mart einmal den Ausblick senkt, was gerade passiert ist, dann geht es dem Konsumenten schon ganz schlecht. Gar nicht auszudenken, wenn 7 Millionen Amerikaner ihre Häuser verlieren, wie Jim Cramer von TheStreet.com befürchtet. Horrorszenarien? – Vielleicht. Aber, wie sagt doch Art „Freibier“ Hogan: „Wenn es einen Tag gibt, an dem die Wall Street das Worst-Case-Scenario einpreist, dann ist das wohl heute.“

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-08-2007 20:33

Abschied aus London

In den Headquarters der amerikanischen Hightech-Börse Nasdaq fühlt man sich leicht im Zentrum der Welt. Das Gebäude mit seinem überdimensionalen runden Fernsehschirm und dem Showroom für internationale Fernsehsender steht mitten am New Yorker Times Square – draußen vor dem Fenster defiliert die ganze Welt vorbei.

London ist da weit weg. Eine neblige, verregnete Stadt irgendwo vor Europa. Eine Stadt, die gerne das Finanzzentrum der Welt werden würde… eine Stadt, die man an der Nasdaq nicht mehr mag, seit der groß angelegte Übernahmeversuch der London Stock Exchange vor einem halben Jahr gescheitert ist.

Mit der LSE wollte sich die Nasdaq in Europa einkaufen, während zur gleichen Zeit ein paar Kilometer südlich die Konkurrenten der New York Stock Exchange den Merger mit der pan-europäischen Euronext wasserdicht machten. Zunächst heimlich, dann immer offener sammelte die Nasdaq LSE-Aktien, einen Anteil von 31 Prozent hatte man schließlich und damit genug Gewicht, den Kauf voranzutreiben.

Doch das Werben der New Yorker um London war vergeblich; der mit 2,7 Milliarden Pfund bewertete Deal wurde abgeschmettert. Laut intenrationalen Börsenregeln darf die Nasdaq nun bis Februar 2008 kein neues Angebot einreichen.

Doch so lange will man nicht stillsitzen. Kann man auch nicht inmitten all der Energie am Times Square. Und sollte man auch nicht, denn ein zweiter Übernahmeversuch käme in London ja nicht zwingend besser an als der erste. So verabschiedet sich die Nasdaq aus der Regen-Metropole und bietet den 31-prozentigen Anteil an, den man noch an der LSE hält.

Runde 1,56 Milliarden Dollar ist das Aktienpaket zur Zeit Wert, und Nasdaq-Chef Bob Greifeld macht sich berechtigte Hoffnungen auf eine Prämie. Denn an Interessenten dürfte es nicht mangeln. Immerhin: Wer das Nasdaq-Paket kauft hätte in einem neuen Übernahmeversuch auf jeden Fall die Nase vorn. Das dürfte die Deutsche Börse in Frankfurt interessieren. Und auch die NYSE Euronext, wobei sich die Nasdaq bestimmt allerlei ausdenken würde, um einen Verkauf der LSE-Anteile an den direkten Konkurrenten zu verhindern.

Am naheliegendsten ist zur Zeit wohl, dass die Börse Dubai zuschlägt. Die hat gerade ein Angebot für die Börse Stockholm eingereicht, an der eigentlich die Nasdaq interessiert gewesen war. Würde nun Dubai in London zuschlagen, dafür die Finger von Stockholm lassen wären alle bedient – allen voran übrigens die Investoren der Nasdaq. Die würden sich nämlich nicht nur über einen Sonderposten freuen, der den geplanten Gewinn im laufenden Quartal auf 35 Cent versiebenfachen würde. Vielmehr wäre man einen Klotz los, der als inaktiver Posten – schließlich ist kein zweites Angebot an die LSE geplant – in der Bilanz nicht angemessen berwertet worden ist und die Performance des Börsenpapiers belastet hat.

Dass die Nasdaq mit dem Erlös aus dem Verkauf der LSE-Anteile einerseits Schulden decken und andererseits eigene Aktien zurückkaufen will, macht das Projekt noch interessanter für Anleger. Ensprechend schafft die Nasdaq-Aktie heute was den Indizes nicht gelingen will: ein dickes Plus.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-08-2007 22:23

Die Gewinner der kommenden Rally - wer hat das meiste Potential?

Von Sam Stovall

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...l-1461352.html

Starlight 22-08-2007 20:50

Die weiße Inflation

Ob die Inflation zu hoch ist, um eine Zinssenkung zu verhindern, wird an der Wall Street seit Wochen diskutiert. Dem Verbraucher dürfte das Gerede größtenteils suspekt sein, denn dem ist die Inflation schon lange zu hoch – er muss ja auch für Energie und Lebensmittel zahlen, die Konjunkturbeobachter in ihren Berechnungen ausklammern.

Dabei machen vor allem die hohen Energiekosten regelmäßig Schlagzeilen. Seit Jahren steigen die Öl- und Benzinpreise. Damit wird das Autofahren im Sommer ebenso teurer wie das Heizen im Winter, Unternehmen zahlen mehr für Öl-haltige Materialien wie Plastik, und für den Transport von Ware zum Kunden.

Weitgehend unbeachtet bleibt der andere Faktor: die schleichende Inflation bei Lebensmitteln. Bestes Beispiel: Milch. Der Kuh-Cocktail wird immer teurer, in weniger als einem Jahr ist der Preis für eine Gallone in den USA von 3 auf 4 Dollar gestiegen – das sind glatte 33 Prozent. Schuld daran sind die gestiegene Nachfrage nach amerikanischer Milch in Ländern mit wenig eigener Produktion und, Ironie des Marktes, wiederum der hohe Spritpreis.

Teures Benzin hat nämlich den Run auf Ethanol als alternativen Treibstoff ausgelöst. Immer mehr Landwirte bauen ihren Mais nun zur Gewinnung von Ersatz-Benzin an, statt ihn an Kühe zu verfüttern. Milch-Farmer zahlen historische Höchstpreise für ihr Futter, und legen das auf jeden Liter um, der aus dem Euter tropft. Dass die teure Milch danach auch noch mit Sprit fressenden Trucks in den Supermarkt gefahren werden muss, setzt wiederum ein paar Cent drauf.

Doch langsam scheint sich der Trend zu ändern. Rohstoff- und Landwirtschaftsanalysten glauben, dass der Milchpreis bald wieder auf bis zu 3 Dollar sinken dürfte. Das sei vor allem der höheren Produktivität der Kühe zu verdanken, sagt Ken Bailey von der Universität Pennsylvania. Ob die Tiere wissen, wie teuer der Mais geworden ist, sei einmal dahingestellt. Tatsache ist aber, dass sie mehr Milch geben und einen Teil der Preisanstiege dadurch wettmachen können.

Vielleicht haben auch die Milchbauern dem Vieh gut zugeredet. Wenn der Preis sinkt, ist das nämlich nicht nur dem Kunden wichtig, sondern auch für die Branche. Die Preisflexibiltät bei Milch ist geringer als man von einem Grundnahrungsmittel erwarten dürfte. Die Umsätze seien wegen der höheren Preise spürbar eingebrochen, meint Mark Parrish von der traditionsreichen Crescent Ridge Dairy Farm.

Bei hohen Preisen steige der Verbraucher auf billigere Drinks um – gesundheitliche Bedenken werden beiseite geschoben, wenn´s im Geldbeutel eng wird. Auch verwandte Milchprodukte, die wegen höherer Milchpreise teils geringere Margen abwerfen und teils teurer werden, sehen einen Nachfrageeinbruch. Der wiederum fällt auf Unternehmen wie Kraft und Starbucks zurück, die beide in den vergangenen Tagen entsprechende Fußnoten in ihren (allgemein recht starken) Bilanzen hatten. Die Inflation über Milch hat also durchaus Auswirkungen in alle Bereiche Corporate Americas.



Wer kauft die NYMEX?

In den Trading Pits an der Nymex ist das Geschrei groß – wie immer. Ein paar hundert Händler machen hier die Preise für Öl und Benzin, für Destillate und Metalle. Doch während Öl mal über, mal unter 69 Dollar geht, mischen sich ungewohnte Töne in den Tumult: Man diskutiert über die Zukunft der Rohstoffbörse.

Offiziell ist nämlich nur bekannt, dass die Nymex zum Verkauf steht und das Management mit einem interessierten Käufer verhandelt. Und während erste Spekulationen deutlich in Richtung NYSE Euronext zeigten, kamen später andere mögliche Kandidaten hinzu:

Ein Deal scheint sich Beobachtern fast aufzudrängen. Die Nymex hat kein eigenes Trading System und handelt daher über die elektronische Plattform der Chicago Mercantile Exchange (CME). Eine Übernahme durch die wichtigste amerikanische Warenterminbörse würde also ganz offensichtlich Synergien bringen und Kosten sparen. Mit letzterem hat man übrigens schon intern begonnen: Die Nymex hat am Mittwoch die Entlassung von 150 Mitarbeitern bekannt gegeben.

Einen Makel hat indes die CME: Sie ist auf dem europäischen Markt nicht präsent. Und neben Kostensenkungen und Shareholder Value hat man es bei der Nymex eben vor allem auf einen Markteinstieg auf dem alten Kontinent abgesehen. Das bringt einen weiten möglichen Käufer ins Bild: die NYSE Euronext. Seit der erfolgreichen Fusion mit der paneuropäischen Börse ist das Traditionshaus an der Wall Street an den Häusern in Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon etabliert.

Nicht aber in Deutschland, und auch von dort wird Interesse an der Rohstoffbörse bekundet. Die Deutsche Börse in Frankfurt soll Spekulationen zufolge schon seit Wochen mit den New Yorkern verhandeln.

Wer auch immer die Nymex übernehmen wird, muss dafür tief in die Tasche greifen. Das Unternehmen, dessen Hauptquartier mit dem Trading Floor auf zwei Stockwerken direkt zwischen dem geplanten Freedom Tower und dem Hudson River in den Himmel ragt, rechnet mit einer „signifikanten Prämie“ auf den aktuellen Kurs. Ob das realistisch ist? Zugegeben: Bis Dienstag handelte das Papier der Nymex am unteren Ende der historischen Handelsspanne, nach einem Plus von 7 Prozent liegt man aber mittendrin.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 23-08-2007 20:28

Eine Krise breitet sich aus

Rezession – so, damit wär´s draußen. Das böse Wort will an der Wall Street keiner hören, doch denken manche darüber nach, ob die amerikanische Wirtschaft nach einigen starken Jahren tiefer einbricht als befürchtet. Ganz auszuschließen ist das nicht, denn die Hypothekenkrise hat sich längst auf alle möglichen Bereiche ausgeweitet.

Während immer mehr Banken und Hypothekenleiher zugeben, mitten im Subprime-Schlamassel zu stecken, machen sich die Folgen überall bemerkbar: zum Beispiel am Arbeitsmarkt. Mehr als 18 000 Stellen hat die Branche allein im vergangenen Monat gestrichen. Bei Lehman Brothers müssen 1200 Mitarbeiter gehen, bei Bear Stearns relativ bescheidene 240, und als American Home Mortgage Insolvenz anmelden musste, waren gleich 7000 Banker auf einen Schlag arbeitslos.

Auch in anderen Branchen gibt es Stellenabbau. Vor allem im Baugewerbe, wo immer mehr bereits verkaufte Häuser abbestellt ung folglich nicht gebaut werden. Zulieferer und branchenverwandte Unternehmen sind von der Krise mitbetroffen, nicht zuletzt die Baumarktketten.

Mehr Entlassungen belasten den Verbraucher und damit dessen Ausgabeverhalten: Die Automobilumsätze sind zuletzt deutlich eingebrochen, weil mangels Gehalts und wegen der Unsicherheit in vielen Bereichen der Wirtschaft viele Amerikaner den Kauf eines Neuwagens vertagen oder abblasen. Erste Reaktion der Unternehmen: Die Produktion wird zurückgefahren, Überstunden werden gestrichen – Entlassungen in der ohnehin krisengeschüttelten Branche sind nicht auszuschließen.

Unter den Auswirkungen der Kreditkrise leiden auch die übrigen Einzelhändler. Die Analysten von Wachivia warnen bereits vor Umsatzeinbußen bei den großen Einkausketten, die wiederum zu Entlassungen führen könnten.

Auch Luxus-Läden bleiben nicht verschont. Die Häuser in denen die wohlverdienenden Banker gerne ihr Geld ausgeben, dürften die Traumergebnisse der letzten Jahre wohl nicht mehr erreichen. Denn wer in der Finanzbranche seinen Job nicht gerade verloren hat, muss sich zumindest auf einen deutlich niedrigeren Bonus gefasst machen. Um bis zu 40 Prozent dürften die Sonderzahlungen zum Jahresende ausfallen, berichtet eine Studie am Donnerstag.

Damit tut die Kreditkrise der Wall Street immer mehr auch persönlich weh. So ist es verständlich, wenn man sich die ohnehin betrübliche Situation nicht noch schwärzer Reden will. Doch heimlich und ohne Worte stellen sich immer mehr Experten auf das Worst-Case-Szenario ein… das mit „R“ beginnt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 24-08-2007 07:29

Sinkende Zinsen, steigende Aktien?

Von Sam Stovall

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1461319.html

Starlight 24-08-2007 20:45

Wahlkampf im Googleplex

Barrack in Brooklyn, Hillary in Harlem, Rudy in Florida… überall in Amerika sind die Präsidentschaftskandidaten auf Stimmenfang. Es gibt ein paar Orte, die immer wieder besucht werden. New York und Hollywood zum Beispiel. Und es gibt einen Ort, an dem keiner vorbeikommt der sich zum heimlichen Zentrum des Wahlkampfs gemausert hat: der Googleplex im Silicon Valley.

Im Hauptquartier der Suchmaschine geben sich die Kandidaten die Klinke in die Hand: Die Demokraten Hillary Clinton, Barack Obama und Bill Richardson waren schon da, der Republikaner John McCain und der Unabhängige Ron Paul ebenfalls. Grund für den Besuch: Die Internetbranche hat sich zu einem der wichtigsten Sektoren für Wahlkampfspenden entwickelt. In der ersten Jahreshälfte haben die Mitarbeiter von Dotcom-Unternehmen 2,3 Millionen Dollar an verschiedene Kandidaten ausgeschüttet – mehr als doppelt so viel wie im entsprechenden Zeitraum in den beiden zurückliegenden Wahlkämpfen.

Dabei lohnt es sich längst nicht für jeden Kandidaten gleichermaßen, ins Silicon Valley zu fliegen. Die Republiker geben sich zwar stets business- und unternehmerfreundlich, sind aber in einer von jungen Leuten dominierten Branche mit Sitz im durchweg liberalen Kalifornien nicht wohlgelitten. Die Demokraten hingegen werden hier bejubelt: Hillary Clinton staubte bei einer einzigen Visite im Googleplex 33 000 Dollar an Wahlkampfspenden ab, und Barrack Obama kam sogar auf das Doppelte.

Das ist noch längst nicht alles. Viele Google-Mitarbeiter warten noch ab, bis sie ihr gesetzlich verankertes Spendenlimit ausschöpfen. CEO Eric Schmidt zum Beispiel. Im zurückliegenden Wahlkampf hatte der gleich zwei Demokraten den gesetzlich verankerten Höchstbetrag von 2000 Dollar gegeben: John Kerry und Richard Gephardt. Dass er in diesem Jahr noch zögert, wirft eine interessante Frage auf: Wartet Schmidt auf Al Gore? Der Google-Chef steht dem früheren US-Vize bekanntlich nahe und wäre nicht der einzige, der sich Gore trotz dessen bisheriger Absagen im Weißen Haus wünscht.

Außer Schmidt haben auch die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin noch kein Geld an die Kandidaten gespendet. Auch sie scheinen sich wohl noch nicht für einen Favoriten entschieden zu haben, wobei sie zumindest jeweils 5000 in ein allgemeines „Google Political Action Committee“ gesteckt haben.

Einmal im Silicon Valley unterwegs, tun die Kandidaten übrigens gut daran, eine größere Runde zu drehen. Denn auch außerhalb des Googleplex gibt es Kohle, voe allem für die Demokraten. John Thompson, der CEO von Symantec, hat vor vier Jahren an Kerry und Liebermann gespendet und jetzt an Obama, für den er auch schon ein Fundraising-Dinner im eigenen Haus veranstaltet hat. Insider rechnen damit, dass er auch Clinton unterstützen wird.

Der Präsident von Oracle, Charles Phillips, steht ebenfalls hinter Clinton, während für die Republikaner wirklich nur Brosamen übrig bleiben. Allein Ebay-Chefin Meg Whitman hat bislang 2000 Dollar an Mitt Romney gespendet. Allerdings hatte sich vor ihrem Job beim Online-Auktionshaus für dessen Firma Bain Capital gearbeitet. Persönliche Motive dürften da also eher eine Rolle gespielt haben als Politik.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 27-08-2007 20:35

Der Kredit-Terror

Amerikanische Volkswirtschaftler haben Erschreckendes ermittelt: Die Hypothekenkrise ist eine größere Bedrohung für die amerikanische Wirtschaft als es Terrorismus und der Nahe Osten sind. Fragt sich, was das bedeutet und wer die Kredit-Terroristen und Subprime-Schurken sind.

Zunächst zu den nackten Zahlen: Von 258 Mitgliedern der National Association for Business Economics glauben nur noch 20 Prozent, dass Terrorismus die größte Bedrohung für das Wohl der amerikanischen Wirtschaft ist. Vor einem halben Jahr waren es noch 35 Prozent.

Dafür dagen nun 18 Prozent, dass von der Subprime-Krise die größte Gefahr für die Stabilität in Corporate America ausgehe, und weitere 14 Prozent sehen den wunden Punkt in der „exzessiven Verschuldung von Haushalten und Unternehmen“, was etwa in die gleiche Kerbe schlägt. Dass man langfristig mit Stabilität im Immobiliensektor rechnet, schlägt sich auf die Einschätzung der Gefahren nicht nieder, was die aktuelle Situation umso schlimmer aussehen lässt.

Über die Frage, wer denn nach der Verschiebung der Gefahren die neuen Terroristen sind, lassen sich die Volkswirte nicht aus. Sind es vielleicht die, die sich hoch verschuldet haben? Im klassischen Kreditsektor mag das ein Stück weit zutreffen. Denn für die enorme Haushaltsverschuldung istr natürlich jeder einzelne Ami verantwortlich, der seine Kreditkarten ausgemaxt hat.

Für die hohe Pro-Kopf-Verschuldung des Staates muss sich hingegen Washington rügen lassen – was indes keine Folgen haben dürfte. Im Gegenteil: Frisch zur neuen Woche hat der ehemalige New Yorker Bürgermeister und aktuelle Präsidentschaftskandidat Rudy Giuliani erneut dafür plädiert, die Steuersenkungen der Bush-Regierung beizubehalten um Wachstum anzufachen. Dass Steuersenkungen in Krisen- und Kriegszeiten nur bedingt möglich sind, scheint Giuliani nicht klar zu sein.

In bezug auf das Subprime-Schlamassel ist hingegen völlig klar, wo der Terror seinen Anfang fand: bei den Banken. Tausende von Kreditinstituten kämpfen in den USA einen harten Kampf um jeden einzelnen Hypothekenkunden. Da sich die Produkte jeweils sehr ähneln und über meist festgeschriebene Laufzeiten gehen, haben immer mehr Unternehmen in den vergangenen Jahren das Kleingedruckte abgeändert. Manche räumen ihren Schuldnern ein, weniger als den Monatszins abzuzahlen und damit die Hypothek laufend zu vergrößern. Andere gönnen mit dem Modell „2+28“ ihren Kunden zwei Jahre lang Ruhe und super-niedrige Zahlungen, um dann ab dem dritten Jahr umso härter zuzuschlagen.

Dass sich Kunden auf solche Angebote einlassen statt auf einen geregelten 30-Jahres-Kredit mit festen Raten zu pochen, ist diesen nur bedingt vorzuwerden. Die meistem Opfer der Subprime-Krise hat sich, betäubt vom Traum vom Eigenheim, schlicht über´s Ohr hauen lassen. „Mag ja sein, dass Sie die Raten zur Zeit nicht zahlen können“, hieß es nach Branchenuntersuchungen in vielen Beratungegesprächen. „Wenn Sie aber bald eine Gehaltserhöhung bekommen…“

Mit manchem Kunden mag da die Phantasie durchgegangen sein, mit dem Banker die Gier – immerhin lockt eine Prämie bei Vertragsabschluss. Wer´s zu weit getrieben hat, müsste mittlerweile eigentlich mit einer Kopf-Prämie gejagt werden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 29-08-2007 21:00

Ein Jahr, ein Tag – viel Geld

Dass amerikanische CEOs an einem Tag so viel verdienen wie der gemeine Angestellte in einem ganzen Jahr, wird regelmäßig moniert. Dass das aber nicht einmal übertrieben ist, sondern ganz präzise stimmt, rechnen das Institute for Policy Studies und die Experten von United for a Fair Economy vor.

Nach deren Angaben hat der amerikanische Durchschnitts-Chef im vergangenen Jahr 10,8 Millionen Dollar verdient und damit auf den Punkt 364 mal so viel wie der Durchschnitts-Angestellte, der mit 29 544 klar kommen muss. Wem dieses Mißverhältnis nicht passt, dem sei gesagt: Es war schon schlimmer. Viel schlimmer.

Noch in 2005 kassierten die CEOs das 411-fache und im Boom-Jahr 2000 sogar 525-fache dessen, was die Untergebenen ausbezahlt bekamen.

Es war aber auch schon besser, denn das Auseinanderklaffen der Gehaltsschere ist ein recht junges Phänomen: Noch im Jahr 1989 lag der Faktor zwischen „worker“ und „boss“ noch bei 71.

Dass dieses Verhältnis angemessener ware als die noch immer aufgeblasenen Zahlen heutzutage, zeigen einige Vergleiche in der neuen Studie. So machen die Großen nicht nur viel mehr als die Kleinen, sondern auch 20 Mal so viel wie ihre europäischen Konterparts – obwohl deren Umsatzentwicklung im Vergleich besser war.

Amerikanische CEOs machen zudem durchschnittlich 204 mal so viel wie die Top-Generäle in der US Army und 38 Mal so viel wie die Chefs der größten Stiftungen und gemeinnützigen Organisationen. Zudem stehen ihnen vom Privatflieger bis hin zur Erstattung von Spenden und Steuern noch allerlei Extras zu, die außerhalb des privaten Sektor unerhört wären.

Wer nun aufgeregt beginnt, auf der Karriereleiter nach oben zu klettern, dem sei gesagt, dass trotz aller Missstände die CEOs längst nicht mehr die Top-Verdiener sind. Der durchschnittliche Hedgefond-Manager hat zuletzt das 61-fache eines CEO-Gehalts gemacht – umgerechnet das 16 000-fache dessen, was Otto Normalverdiener nach Hause bringt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 30-08-2007 20:49

Vertrauenskrise im Supermarkt

Inmitten fallender Immobilienpreise, einer zunehmenden Kreditkrise, Inflation und steigener Energiekosten ist das Verbrauchervertrauen in Amerika zuletzt deutlich eingebrochen. Das liegt aber nicht nur an diesen stets genannten Gründen, sondern an Sorgen, die den Konsumenten bis in den Supermarkt hinein verfolgen.

So sorgen sich immer mehr Amerikaner nicht mehr nur um die drastisch steigenden Lebensmittelpreise, sondern schlicht um die Qualität der Lebensmittel. Innerhalb eines Jahres gab es in den USA so viele Fälle von verdorbener Ware wie nie zuvor. Im September letzten Jahres musste tonnenweise Spinat zurückgenommen werden, der mit E-Coli-Bakterien verseucht war. Seither machte verdorbener Fisch Schlagzeilen, dann verseuchte Erdnussbutter – selbst Tierfutter machte krank.

Das ganze hat dazu geführt, dass laut einer aktuellen Umfrage nur noch 66 Prozent der Amerikaner mit ruhigem Gewissen und Vertrauen in die Ware Lebensmittel kaufen. Das ist der niedrigste Stand seit fast 20 Jahren und deutlich unter den 89 Prozent, die noch vor einem Jahr mit der Qualität der Produkte zufrieden waren. Noch schlechter fällt die Bilanz für die Restaurants aus: Nur noch 42 Prozent der Amerikaner essen voller Vertrauen fern von eigener Küche und Herd.

Das setzt Gastronomie, Einzelhandel und Lebensmittelindustrie gewaltig unter Druck. Konzerne wie Tyson Foods, der größte Fleischproduzent der Welt, haben neue Sicherheitsauflagen eingeführt und die Etats für die Qualitätskontrolle deutlich vergrößert. Tyson Foods hat gerade eine neue 10 000 Quadratmeter große Forschungs- und Testhalle eingeweiht, in der Lebensmitteltechniker mehr Untersuchungen durchführen. Hauseigene Tierärzte besuchen unterdessen zuliefernde Farmen und nehmen Blutproben bei allem, was einmal ein Burger werden will.

Beim Cornflake-Riesen Kellog hat man unterdessen alle Zulieferer verpflichtet, sich genauen Qualitätskontrollen von unabhängigen Parteien zu unterziehen, und Kraft Foods ist zum Spitzenreiter in der Verbesserung sanitärer Standards in der Produktion geworden.

Für die Unternehmen lohnen sich die hohen Investitionen, wie ein Blick auf die jüngsten Umsatzeinbußen zeigt: Bei Chiquita verbucht man noch immer schleppende Absätze von Salat in Tüten, da Kunden seit dem Spinat-Skandal vor einem Jahr ihr Vertrauen in das verpackte Grünzeug nicht wieder gefunden haben.

Während aber die Unternehmen viel Geld in neue Sicherheitsmaßnahmen stecken, verbuchen manche beteiligte Unternehmen ungeahnte Umsatzzuwächse. RedPrairie, zum Beispiel, ein Software-Unternehmen aus Milwaukee. Das Unternehmen hilft der Lebensmittelbranche, den Weg der verarbeiteten Ware vom Bauern bis zum Kunden zu verfolgen. Zu den Kunden zählen General Mills und Procter & Gamble.

Mit den neuen Programmen verfolgen die Konzerne Lebensmittel bis ins Regal, wo sie das Haltbarkeitsdatum im Auge behalten und notfalls Alarm schlagen, wenn Produkte ihre Lebensdauer überschritten haben. Solche Technologien fordern die Zusammenarbeit mit Unternehmen wie Wal-Mart und Safeway und anderen großen Ketten. Die fällt zunehmend leicht, denn nach den Geschehnissen der letzten Monate haben sich die Branchenriesen zu einer Einsatzgruppe zusammengeschlossen, die für die Qualitätssicherung bei Lebensmitteln eintritt. Letztes Ziel: Über langfristige Maßnahmen das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 31-08-2007 20:39

Bernanke beruhigt die Märkte

Eigentlich hat Ben Bernanke nicht allzuviel neues gesagt, doch Anleger hörten was sie hören wollten: Die Fed ist am Ball, verfolgt die Schwierigkeiten an den Kreditmärkten mit Aufmerksamkeit – und ist, sollte es notwendig sein, bereit, den Leitzins zu senken. Was natürlich nicht heißt, dass dieser Schritt unmittelbar bevorsteht.

Doch allein die Bestätigung, dass die Notenbank wachsam ist und Zinssenkungen nicht länger unter Verweis auf die hohe Inflation kategorisch ausschließt, macht Anlegern Mut für eine dreistellige Freitags-Rallye.

In bezug auf die Inflation macht Bernanke sogar deutlich, dass man den Faktor nicht überbewerten solle. Angesichts der jüngsten Entwicklungen seien Konjunkturdaten, die rückblickend auf die vergangenen Wochen und Monate blickten, nicht mehr so kursbestimmend wie sonst, so der Fed-Chef. Vielmehr wolle man die Zinspolitik eher vorrausschauend bestimmen – das will der Markt hören.

Bernanke präzisierte bei seinem Auftritt in Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming, dass man unter allen Umständen eine Liquiditätskrise abwenden müsse. Bereits vor zwei Wochen hat die Notenbank bekanntlich den Diskontsatz gesenkt, zu dem die Banken Geld aufnehmen können. Nachdem einige Großbanken insgesamt mehrere Milliarden Dollar aufgenommen haben, wäre der Leitsatz das nächte Mittel, über das Liquidität geschaffen werden könnte.

Einen weiteren Anhaltspunkt, der zumindest auf die Möglichkeit einer Zinssenkung schließen lässt, lieferte Bernanke mit einem Blick auf das gegenteilige Szenario. Erschwerte Bedingungen an den Kreditmärkten – und dazu gehört ein höherer Zinssatz – könnten das Risiko erhöhen, dass sich die Krise am Immobilienmarkt zunehmend in andere Sektoren und bis zum Verbraucher weiter verbreitet.

Das will man verhindern, wenngleich Bernanke ein allzu schnelles Eingreifen der Fed weiter ablehnt. Schließlich sei es nicht Aufgabe der Notenbank, so der Chef, Hypotheken-Leiher und Investoren vor den Folgen falscher Finanz-Entscheidungen zu bewahren. Dass sich die Fed einmischt, um den Banken Erleichterung zu verschaffen, ist also weiter nicht zu erwarten. War es vorher aber auch nicht, weshalb das den Markt nicht weiter belastet.

Bernankes Rede am Freitag, so unspektakulär sie war, hat dem Markt Zuversicht gegeben. Dass die Notenbank grundsätzlich flexibel ist, gibt Anlegern genug Kraft, vor einem langen Wochenende Aktien zu kaufen – ein gutes Zeichen für den Handel im kommenden Monat September.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-09-2007 06:30

Droht eine weitere Septemberschwäche?

Von Sam Stovall

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1464055.html

Starlight 12-09-2007 20:32

Rohstoffmärkte in Vertrauenskrise

Manchmal muss auch der erfahrenste Wall-Street-Reporter einen Schritt zurück gehen, die Meldungen des Tages auf Ursache und Wirkung prüfen und einsehen, dass alles keinen Sinn macht. Die Opec setzt die Förderquoten herauf, die Energiebehörde setzt die Nachfrageerwartungen herab – und trotzdem klettert der Ölpreis.

Angebot und Nachfrage machen offensichtlich nur manchmal den Preis. In dieser Woche steigt auf Beschluss der Opec das Abgebot and Öl, während die Internation Energy Agency (IAE) die Prognose für die Nachfrage in diesem und im laufenden Jahr senkt. Damit müsste Öl eigentlich billiger werden. Tut es aber nicht. Im Gegenteil: Der Rohstoff steigt im Preis, und zwar schnurstracks auf ein neues Allzeit-Hoch. Das Fass notiert zur Wochenmitte nur noch knapp unter 80 Dollar – und auch diese Marke dürfte in den nächsten Tagen fallen, wie manche Rohstoff-Experten vefürchten.

Woran liegt´s? – Nun, nicht nur Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, sondern letzten Endes vor allem der Kunde. Und der traut weder Angebot noch Nachfrage, zumindest nicht den offiziellen Quellen. Tatsächlich ist der Opec nur schwer zu trauen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Kartell mehr Öl fördert als die offiziellen Quoten zulassen. Das ist schändlich, aber verständlich: Die niedrigere Quote sorgt für den höheren Preis – zu dem dann mehr gefördert wird.

Solche Tricks haben Anlegern ein gehöriges Maß Mißtrauen eingeflößt. Dass das Kartell nun versucht, die Statistik zu säubern, hilft nicht mehr. So hat die Opec sich natürlich bewusst für eine Erhöhung der Quoten um 1,4 Millionen Fass pro Tag entschieden. Mit einem Plus von 0,9 Millionen Fass werden die bisherigen Abweichungen ausgeglichen, die übrigen 0,5 Millionen Fass sind die tatsächliche Mehrproduktion.

Die aktuelle quotierten 27,2 Millionen Fass pro Tag sollen nun die real geförderte Menge sein – und genau das nimmt der Anleger den Entscheidern nach der Sitzung in Wien nicht ab. Interessanterweise glauben Experten nun aber nicht, dass die Opec erneut bescheisst, sondern dass sie die höhere Quote gar nicht fördern kann. Denn: Könnte sie das, hätte sie in der bekannten Gier ohnehin schon lange getan. Kurz: Man unterstellt der Opec, aus Gier schon seit Jahren am Limit zu fördern. Die Quoten bedeuten nichts mehr.

Auf Nachfrageseite sieht es nicht anders aus. Die schwankenden Schätzungen der Energiebehörde über die globale Nachfrage nach Öl lassen den Markt kalt. An einem Tag wie diesem Mittwoch sowieso. Denn während die Behörde die Nachfrage herunterrechnet, fallen die Lagerbestände dramatisch und zum wiederholten Male. Und das bewegt den Preis stärker als alle warmen Worte der IAE.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 12-09-2007 21:55

Aktien: Hürdenreicher Weg nach oben

Von Mark Arbeter

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1461349.html

Starlight 20-09-2007 21:01

Zinssenkung nur ein Placebo

Aufatmen bei der Fed. Einen Tag nach der dramatischen Zinssenkung hätte es nun wirklich schlecht ausgesehen, wenn die Verbraucherpreise direkt wieder an die oft beschworene Inflation erinnert hätten. Taten sie zum Glück nicht, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Aber vom Tisch ist das Thema noch lange nicht.

Zunächst ein Blick auf die Daten. Die Verbraucherpreise sind im August um 0,1 Prozent zurückgegangen und zeigen damit den zweiten Monat in Folge einen eher deflationären Trend. Hinter den Kulissen sieht es aber weniger erfreulich aus. Denn die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel ist gestiegen, was einen Schluss nahelegt: Es waren vor allem die niedrigeren Energiekosten im August, die die Verbraucherinflation gebremst haben.

Wer nun auf den Ölpreis schaut, der seit Tagen von einem auf das nächste Allzeit-Hoch klettert und direkt vor Beginn der Heizsaison bei mehr als 82 Dollar notiert, der sieht wie kurzlebig die Freude über niedrigere Energie- und damit auch Verbraucherpreise sein dürfte. Schon für den September dürften die Preisdaten ganz anders ausfallen, und dann auch wieder mit dem übereinstimmen, was die Notenbank seit Monaten sagt: Die Inflation scheint die größere Gefahr für das konjunkturelle Gleichgewicht in den USA zu sein.

Insofern wird sich mancher noch fragen, ob eine Zinssenkung – zumal über 50 Basispunkte – am Dienstag der richtige Schritt war. Auf weitere Zinssenkungen lassen diese jüngsten Daten jedenfalls nicht schließen. Andere wiederum eher:

Die Baubeginne sind weiter eingebrochen und liegen auf dem niedrigsten Stand seit zwölf Jahren. Die Subprime-Krise scheint sich durchaus in den Bilanzen der Banken bemerkbar zu machen, wie die Zahlen von Morgan Stanley zeigen. Die Auswirkungen, die die Hypothekenkrise mit ihren Massenentlassungen auf den Arbeitsmarkt hat, sind auch noch nicht ganz einkalkuliert.

Doch ob die Fed immer mit neuen Zinssenkungen aushelfen sollte, wird von einigen Experten bezweifelt. Allerdings meist von nicht amerikanischen Experten. Die wünschen sich, dass die US-Konjunktur strukturell gesundet und nicht immer nur von der Notenbank gepusht wird. Die Unzufriedenheit vor allem in Europa lässt sich am schwachen Dollar messen. Noch nie in der Geschichte war die US-Währung gemessen am Euro weniger wert als heute.

Wenn manche amerikanische Stimmungsmacher, am Morgen zum Beispiel der CEO des Autohändlers Automax in einem Fernsehinterview, bis Ende des Jahres den Leitzins bei 3,x Prozent fordern, dann bauen sie auf eine kurzfristige Operation, die den Markt liquide hält – aber langfristig nicht lebendig.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 20-09-2007 21:02

Dubai und Qatar im Clinch

Wenn die amerikanischen Börsen auf die arabische Halbinsel blicken, dann geht es normalerweise um Öl. Nicht so in dieser Woche. Da sind vor allem die Banken und Börsen aufmerksam, denn in den Emiraten entscheidet sich, wo ein neues Weltfinanzzentrum entstehen könnte.

Zwei Metropolen liefern sich ein heißes Rennen darum, wer neben New York, London, Tokio und Frankfurt einmal zu den wichtigsten Wirtschaftszentren der Welt zählen wird: Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten und der kleinere Nachbar Qatar. Beide geben am Donnerstag Milliarden-Deals mit internationalen Börsen bekannt.

So sind sich nach wochenlangen Diskussionen zunächst Dubai und die Nasdaq mit einem Aufsehen erregenden Abkommen einig geworden. Dubai zieht sein Interesse an der skandinavischen OSX zurück, mit der man über Norwegen und Schweden auf dem europäischen Markt Fuß fassen wollte – das hat nun die Nasdaq vor. Dafür verkauft die Nasdaq nicht nur ein Fünftel des eigenen Unternehmens an das Emirat, sondern auch ihren 28-prozentigen Anteil an der London Stock Exchanges. Damit wiederum ermöglicht man Dubai seinersiets einen ersten Auftitt in Europa.

Der dürfte sich dennoch nicht von alleine ergeben, denn an London ist nun auch Qatar interessiert – der Halbinsel-Staat sicherte sich in einem eigenen Deal 20 Prozent der LSE-Aktien, was die Londoner begrüßten. Den Einstieg von Dubai über die Nasdaq wollte eine Sprecherin in London hingegen nicht kommentieren.

Auf good-will aus Großbritannien bauen die Strategen in Qatar dennoch nicht. Vielmehr sicherte man den Markteinstieg ab, in dem man über Citigroup als Mittelsmann ebenfalls bei der OMX in Skandinavien Anteile kaufte. Für die Anteilseigner in London und Stockholm sind das gute Nachrichten, denn das Interesse von zwei arabischen Handelsplätzen treibt die Preise vor Ort hoch.

Zumal es ein aggressiver Kampf werden dürfte. Dubai und Qatar wollen sich im globalen Finanzgeschäft etablieren und für eine Zukunft nach Öl vorsorgen. Im Vorteil liegt zur Zeit Dubai. Der Deal mit der Nasdaq schafft zumindest einmal Nähe zum amerikanischen Markt und bringt das technische Know-How der weltgrößten Hightech-Börse in das Emirat, in dem zur Zeit laut Dubais Börsen-Chef Essa Kazim 2,3 Billionen Dollar in liquiden Mitteln auf einen Einsatz am Markt warten. Diese Zahl gefällt Nasdaq-CEO Bob Greifeld, der in erhöhter Liquidität aus Nahost einen ökonomischen Nutzen für alle Beteiligten ziehen will.

An der London Stock Exchange mag man das anders sehen. Man hat sich auf Qatar als Finanzzentrum der arabischen Welt eingeschossen. Was wiederum zeigt, dass die Weichenstellung mit so vielen beteiligten Partnern einige Zeit lang dauern dürfte.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 24-09-2007 20:26

Arbeitskampf bei GM

Am frühen Morgen waren sich die Experten noch einig, die Streikdrohung der Gewerkschaft UAW gegen General Motors sei nur eine Formsache, die Verhandlungen seien so gut wie abgeschlossen – die Auto-Aktie legte deutlich zu. Zwei Stunden später legten Arbeiter im Pontiac-Werk in Orion, Michigan das Werkzeug nieder.

Mehr als 70 000 Arbeiter in den anderen GM-Werken folgten umgehend: Am Montagmittag ruhte in 59 Fabriken in den ganzen USA die Arbeit. Das Unternehmen leidet darunter schwer, denn man hat ohnehin mit sinkenden Absatzzahlen und Marktanteilen zu kämpfen.

Die wiederum hängen direkt mit den Schwierigkeiten von GM zusammen, die Kosten unter Kontrolle zu bekommen. Das liegt an hohen Lohnnebenkosten, vor allem an hohen Zahlungen in die Krankenversicherung für aktuelle und ehemalige Angestellte sowie deren Lebenspartner. Um diese Zahlungen ging es in den letzten Minuten vor dem aktuellen Streik. Die mehr als 51 Milliarden Dollar an erwarteten Forderungen wollten GM und die UAW an einen von der Gewerkschaft kontrollierten Fond übertragen, der mit einer einmaligen Zahlung vom Automobilriesen gespeist werden sollte. Unklar blieb bis zuletzt, wie hoch diese einmalige Zahlung sein solle.

Genaue Zahlen – das Angebot von GM und die Forderung der Gewerkschaft – sind nicht bekannt. Eine Einigung dürfte aber Experten zufolge näher an der Forderung der UAW erreicht werden, denn GM steht massiv unter Druck. Erst wenn die künftige zu erwarteten Versicherungsleistungen abgetreten sind, kann man in bezug auf die Kosten an die ausländische Konkurrenz aufschließen, die seit Jahren immer größere Anteile am amerikanischen Automarkt beherrscht. Vor allem GMs Hauptkonkurrenten, Toyota und Honda, sind nicht gewerkschaftlich organisiert.

Allzu schnell dürfte GM sein Angebot aber auch nicht erhöhen, auch nicht vor dem Hintergrund eines Streiks. Denn zumindest einen Vorteil hat der Autobauer im Arbeitskampf: Wegen nicht zu zahlender Löhne sinken die Ausgaben zeitweise dramatisch. Gleichzeitig kommt immer noch Geld rein, denn bereits gebaute und ausgelieferte Fahrzeuge werden weiter verkauft. Über die ersten drei bis vier Wochen eines Streiks werden also die Cash-Reserven von GM massiv steigen, wie der Automobil-Analyst David Healy von Burnham Securities klarstellt.

In diesen Genuss kommt zur Zeit übrigens nur General Motors. Bei den Konkurrenten Ford und Chrysler ist (noch) kein Streik angedroht. Die etwa 100 000 dort angestellten Gewerkschaftler haben ihre Verträge befristet verlängert, während sich die UAW ganz auf die Verhandlungen mit dem größten US-Autokonzern konzentrierte. Doch welches Ergebnis auch immer der Arbeitskampf bei GM bringt, dürfte bald auf die Konkurrenz übertragen werden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 25-09-2007 16:01

DOW Jones und die Statistik - Es kann im 2. Halbjahr 2007 nur runter gehen?

Datum 25.09.2007 - Uhrzeit 15:29


Autor: Graefe Rocco, Charttechniker





7er Jahre hat der DOW Jones seit 1900 praktisch immer mit einem Verlust in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen. Soll man sich tatsächlich gegen dieses Statistikgesetz stellen? Bei Beschau der folgenden Daten, dürfte der eine oder andere Bulle ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bekommen.

DOW JONES: 13.759 Punkte

Aktuell kann man anhand von 2 Statistiken, die lange und kontinuierliche Serien aufweisen, berechnen, in welchem Preisfenster der DOW JONES das Jahr 2007 beenden könnte.

STATISTIK 1: Trefferwahrscheinlichkeit größer 90%

Aussage: Der Dow Jones hat sehr gute Chancen das Jahr 2007 oberhalb von 12.463 (=Schlussstand 2006) zu beenden, da der Januar 2007 höher endete als im Dezember 2006.
Hintergrund der Statistik: Statistisch war es in den letzten 54 Jahren so, dass es in 50 Fällen einen positiven (bzw. negativen~) Gesamtabschluss des Jahres gab, wenn der Januar im Plus (bzw. im Minus) endete. Nach Äußerungen des Entwicklers dieser Methode (Herr Yale Hirsch) gab es nur 4 "Ausreißer" in den Jahren 1966/ 1968 (Sondereffekt Vietnamkrieg), 1982 (Start großer Bullenmarkt) und 2001 (außerordentliche Zinssenkung der FED).

STATISTIK 2: Trefferwahrscheinlichkeit 100%

Aussage: Das 2. Halbjahr 2007 hat eine bärische Indikation. Der Dow Jones dürfte das 2. Halbjahr unterhalb von 13.409 abschließen, denn das 1. Halbjahr endete bei 13.409

Hintergrund der Statistik: Die 2. Halbjahre von 7er Dekadenjahre endeten allesamt im Minus.


1907: -35,8 %
1917: -30,8 %
1927: -17,0 %
1937: -40,2 %
1947: -6,4 %
1957: -18,4 %
1967: -9,9 %
1977: -10,2 %
1987: -36,1 %
1997: -13,3 %

Die Kombination von STATISTIK 1 + STATISTIK 2 läßt folgende Aussage zu :


Der Dow Jones müsste das Jahr 2007 zwischen 12.463 und 13.409 beenden,

keinesfalls aber höher als 13.409, und nur in einem sehr unwahrscheinlichen Fall tiefer als 12.463. Damit würde beiden Statisiken greifen.

Charttechnische Analyse, das ist die Auswertung der Preis- und Zeitdimension. Und in diesem Beitrag ging es um die Auswertung eben dieser Zeitdimension. Bemerkenswerterweise gibt die Auswertung der Preisdimension bisher noch keine Verkaufssignale. Der Markt läuft nach der Leitzinsen in den USA weiter hoch. Bitte berücksichtigen Sie bei Ihrer Meinungsbildung unsere Analysen zu Preis- und Zeitdimension. Manchmal liefern beide ein unterschiedliches Ergebnis. In solchen Fällen müssen Sie selbst entscheiden, wie Sie die unterschiedlichen Signallagen für sich werten.


Autor: Rocco Gräfe - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de


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© GodmodeTrader 2000

Starlight 26-09-2007 21:02

GM muss jetzt Gas geben

Zwei Tage lang standen die Fließbänder still, am Mittwoch kommen mehr als 70 000 Mitarbeiter von General Motors wieder in ihre Werke zurück. Der Autohersteller und die Gewerkschaft UAW haben sich nach zähen Verhandlungen auf einen Deal geeinigt, der für die ganze Branche richtungsweisend ist.

Für General Motors selbst ändert sich mit der Einigung mit der Gewerkschaft gewissermaßen die Branche. In Analystenkreisen galt der Konzern schließlich seit Jahren als „Krankenkasse, die nebenbei Autos produziert“ – jetzt ist man diesen ungeliebten Bilanzposten ein für allemal losgeworden und hofft, zumindest in bezug auf die Kostenstruktur näher an die Konkurrenz aus Asien heranzukommen.

Ganz billig ist es für GM letztlich nicht geworden, die Forderungen der Angestellten und Rentner loszuwerden. 35 Milliarden Dollar in bar und Aktien muss das Unternehmen in einen Fond einbringen, der von der Gewerkschaft verwaltet wird und sich künftig um die Krankenversorgung der aktiven und ehemaligen Arbeitnehmer kümmert. Doch diese 35 Milliarden Dollar sind ein einmaliger Posten. Ist der einmal durch die Bilanz, steigen bei jedem Dodge, Chevy und Pontiac die Margen.

Das reicht aber nicht, um den traditionsreichen Autobauer langfristig profitabel zu halten. Bislang ist es noch keinem Konzern gelungen, sich gesund zu sparen, und auch GM wird erkennen, dass man sich nun mehr denn je über die Produkte beweisen muss. Mit den Versicherungskosten fällt nämlich die klassische Entschuldigung weg, mit der sich das Management seit eh und je für schwache Zahlen gerechtfertigt hat.

Von nun an werden sich Analysten und Anleger nur noch eine Frage stellen: Wie viele Autos hat GM verkauft? Mehr als je zuvor ist der Fokus des Marktes ganz darauf gerichtet, ob das Unternehmen die Wagen baut, die der Kunde will. Und da besteht noch mehr Restrukturierungsbedarf als man jetzt auf der Kostenseite hinter sich gebracht hat. Die Modelle aus Detroit rollen – unabhängig vom Preis – der Konkurrenz aus Fernost hinterher. Toyota und Honda bauen Autos, die weniger Benzin verbrauchen, Mercedes-Benz baut Modelle mit Brennstoffzelle, der Smart steht vor seiner Markteinführung in amerikanischen Metropolen.

In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen bei GM und der amerikanischen Konkurrenz von Ford und Chrysler dramatisch eingebrochen. Im vergangenen Juli hatten die „großen 3“ erstmals in der Geschichte einen gemeinsamen Marktanteil unter 50 Prozent. Für GM allein ist der Marktanteil innerhalb von nur zehn Jahren von 35 auf nur noch 25 Prozent zurückgegangen. Das liegt nicht nur daran, dass auf jedem Auto ein Aufschlag für die Lohnnebenkosten war.

Nachdem GM seine Sorgen um Krankenversicherung und andere lästige Nebenkosten los geworden ist, muss man sich jetzt mehr denn je um das Produkt Auto kümmern, und eine ähnliche Neuordnung steht bei Ford an. Denn nach dem Ende des Arbeitskampfes bei der amerikanischen Nummer Eins ist in der Verhandlungsstrategie der UAW der nächstgrößere Konzern als nächster an der Reihe.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 30-09-2007 20:47

Ein Schuh für Manitu

Im Kampf gegen Fettleibigkeit in den USA geht der Sportartikler Nike neue Wege. Das Unternehmen hat sich Zielgruppen herausgepickt, die besonders ungesund leben, und will diese gezielt zu mehr körperlicher Fitness animieren. Erstes Projekt: Ein neuer Schuh für die Indianer, denen bislang kein Nike-Treter passte.

„Air Native N7“ heißt das neue Modell, mit dem Nike gezielt an Amerikas Ureinwohner herantritt. Die mögen vor vielen Generationen das Land beherrscht und unter körperlichem Einsatz gejagt und gekämpft haben, sind aber in den modernen USA zu einer Randgruppe mit hoher Arbeitslosigkeit und ungesundem Lebenswandel verkommen.

Was es den Sioux und Apache nicht einfacher machte: Wollten sie sich einmal sportlich betätigen, fanden sie das passende Schuhwerk nicht. Denn Indianer haben breitere und höhere Füße, wie eine Forschungsgruppe für Nike nach Messungen bei siebzig Stämmen analysierte. Entsprechend gingen die Schuhmacher mit neuen Schnittbögen ans Werk und haben den „N7“ mit einer erweiterten „Zehenbox“ und einer verbesserten Fütterung ausgestattet. Zudem gibt es weniger Nähte, was den Tragekomfort noch erhöhen soll.

Dass sich die Indianer nun nicht gleich auf den Schuh stürzen werden, ist Nike durchaus bewusst. Die meisten Stämme haben kein gutes Verhältnis zu Corporate America. Doch tut man alles, um die Kooperation zu verbessern. Lobenswert: Nike gibt den Schuh zunächst an Gesundheitsorganisationen in den Stämmen ab, die ihn kostenlos an einzelne Personen weitergeben dürfen. Auch wer den Schuh selbst bestellt, zahlt nur knapp über 40 Dollar – die wiederum in indianische Sportprojekte gesteckt werden.

Zudem hat Nike die Marketingstrategie recht feinsinnig auf die Kultur der Indianer abgestimmt. Das reflektiert schon der Name: „N7“ bezieht sich auf das Prinzip der sieben Generationen, nach dem die meisten Stämme leben. Danach basieren sie Entscheidungen auf der Weisheit der vergangenen drei Generationen und mit Blick auf die Folgen für die nächsten drei Generationen.

Dass das Design des Schuhs den Ansatz weiter verfolgt, liegt auf der Hand: Der „N7“ trägt auf der Zunge ein Muster, das den Zyklus Sonnenaufgang – Sonnenuntergang – Sonnenaufgang symboliert, das Innenfutter ist mit Federn bedruckt, und auf der Sohle prangen Sterne als Symbol für den Himmel.

So viel guter Wille kommt bei den Indianern an. Jerry Bread vom Institut für indianische Studien an der Universität von Oklahoma glaubt, dass die Indianer das Entgegenkommen von Nike schätzen werden, „schließlich profitieren sie im Hinblick auf Fitness und Gesundheit“.

Dass das Unternehmen nicht gewinnorientiert ist, schätzen Experten zudem hoch ein. „Die Indianer sind keine große Zielgruppe für einen Konzern“, sagt John Dickson von der Native American Leadership Alliance, einer Lobbygruppe in Washington. Nike zeige aber, dass man auch die Indianer als Kunden schätze und nicht nur die Top-Stars, denen man sonst Schuhe auf den Fuß schneidere.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 01-10-2007 20:46

Triumphmarsch ins vierte Quartal

Die Wall Street ist nicht aufzuhalten: Am ersten Handelstag des vierten Quartals legen die amerikanischen Indizes kräftig zu und liegen auf Rekordkurs – dabei gibt es nur schlechte Nachrichten. Unklar ist, ob die auf dem Parkett ankommen, denn es scheint, als feiere sich der Markt gerade selbst.

Statt nach vorne zu blicken, in ein Quartal mit höchst ungewissem Weihnachtsgeschäft, hohen Öl- und damit Heizkosten, unsicherem Arbeitsmarkt, einem schwachen Dollar und immer mehr Mißtrauen des ausländischen Kapitals in die US-Märkte, blickt man noch einmal zurück, zieht Bilanz über ein Quartal das sich wahrlich sehen lassen kann.

Erinnert sich überhaupt noch jemand an die Korrektur vor zwei Monaten? Daran, dass nach den ersten Subprime-Meldungen der breite Markt um 12 Prozent abschmierte? Offensichtlich nicht. Die Subprime-Sorgen hat der Markt am Montag abgeschüttelt, auf dramatische Gewinnwarnungen bei zwei der größten Banken der Welt – Citigroup und UBS – reagieren die Aktien mit Gewinnen.

Nein, man denkt nicht mti Sorge zurück, sondern zieht eine einfache, euphorische Bilanz: Denn trotz der steilen Markteinbrüche zur Mitte des dritten Quartals haben alle großen Indizes auf Sicht der vergangenen drei Monate ein Plus eingefahren. Trotz der steilen Markteinbrüche notiert der breite Markt auf Jahressicht mit einem Plus von 8 Prozent, die Blue Chips haben um 12 Prozent zugelegt.

Die Nasdaq verbucht seit Jahresbeginn sogar ein Plus von 12,6 Prozent und hat in den letzten neun Monaten damit mehr gewonnen als in den ganzen zwölf Monaten des Vorjahres. Wenn da mal nicht die Korken knallen können.

So pflügt der Markt am Montag munter zu neuen Gewinnen, die Blue Chips durchbrechen wieder die Marke von 14 000 Punkten – doch zur Vorsicht sei geraten. Am ersten Tag eines neuen Quartals kommt traditionell neues Geld in den Aktienmarkt, was die Kauflust in New York mitbegründet. Auch ist die Wall Street nun mal ein emotionaler Laden, und die Euphorie über ein starkes drittes Quartal führt schonmal zu einem Triumphmarsch in das vierte… doch der muss kein Marathon sein.

Experten auf dem Parkett warnen, dass die Indizes nur ihre Allzeit-Hochs vom Juli testen und dann eine Neuorientierung ansteht. Einiges deutet darauf hin, dass diese vielleicht die Korrektur bringt, vor der Analysten seit einem halben Jahr warnen – und die man hinter sich zu haben geglaubt hat.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 02-10-2007 19:13

Tränen zwischen Shea Stadium und Citifield

Dass es an der Wall Street schlechte Nachrichten hagelt – Immobilien, Autos, Einzelhandel, etc. – und die Anleger dennoch Geld machen ist ein ebenso schöner wie unerklärlicher Umstand. Normalerweise kommen mit schlechten Nachrichten hohe Verluste. Wenn nicht an der Börse, dann zumindest im Baseball-Stadion.

Seit Tagen herrscht in New York Trauer: Die Mets, der Underdog unter den beiden städtischen Teams und eigentlich das beliebtere, haben nach einem grandiosen Saisonauftakt dank einer beispiellos schlechten Serie in den letzten Wochen die Play-Offs verpasst. Die kleinen Fans weinen, die Großen verstehen die Welt nicht mehr – und der Mannschaft gehen Millionen durch die Lappen.

Dabei hatte man sich schon so auf den großen Reibach gefreut. Mitte der Saison hatte die Mannschaft aus dem Shea Stadium im Stadtteil Queens mit 17 ausstehenden Spielen satte sieben Siege Vorsprung auf den Tabellen-Zweiten. Mancher Fan träumte sein Team schon in die World Series. Doch in den letzten Wochen trafen die Mets keinen Ball mehr, von den letzten sieben Matches verloren sie sechs – jetzt ist die Saison frühzeitig vorbei.

Mit der Endrunde verpasst die Mannschaft Ticket-Umsätze von bis zu 15 Millionen Dollar, dazu die Fernseh-Einnahmen und die Umsätze aus Souvenir-Verkäufen, die normalerweise explosiv anziehen, je höher das Team gegen Saisonende klettert. Doch das ist noch längst nicht alles: Den wahren Schaden könnten die Mets in der nächsten Saison erleiden – und auf lange Sicht.

Denn mit der Enttäuschung droht der Mannschaft die Gefahr, dass die Ticket-Verkäufe für die nächste Saison leiden. Die Fans gehen nicht mit einem Gefühl des Triumphs, sondern mit Trauer und Enttäuschung in die Pause; die Nachfrage nach Karten für das nächste Jahr dürfte alles andere als groß sein.

Andere Teams haben diese Sorgen nicht: Auch die Milwaukee Brewers und die San Diego Padres haben zwar die Play-Offs verpasst. Doch haben beide Teams während der gesamten Siason einigermaßen konstant im Mittelfeld der Liga gespielt. Den Mets bricht nicht ihr Ausscheiden das Genick, sondern das Ausscheiden nach einem phänomenalen Start, die steile Talfahrt eines Teams, dessen Fans sich im Stich gelassen fühlen.

Schlägt die Stimmung gegen die Mets um, droht der Mannschaft hingegen ein langfristiges Problem: Zeitgleich mit den Yankees in der Bronx baut nämlich auch der Underdog zur Zeit ein neues Stadion. Entsprechend hart buhlt man um Sponsoren. Und während sich die Mets ihren Titelsponsor gesichert haben – die Citigroup zahlt 20 Millionen Dollar jährlich, um das Team im „Citifield“ spielen zu sehen – dürfte es beim Verkauf von Firmenlogen manche Rückschläge geben.

Viele Unternehmen, die den Stadionbau über eigene Logen mitfinanzieren, dürften sich zur Zeit überlegen, ob sie ihre Geschäftspartner wirklich bei den Mets empfangen wollen – oder ob ein Spiel der Yankees nicht unterhaltsamer ist und eher zum Vertragsabschluss führt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 03-10-2007 07:38

Software-Aktien

Technologie als sichere Zuflucht vor der Finanzkrise

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...e-1278659.html

Starlight 03-10-2007 20:44

Das neue Dilemma der Fed

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten – das ist in den letzten Monaten an der Wall Street zu einer festen Regel geworden, die den täglichen Handel bestimmt. Begründung: Wenn es der Konjunktur schlecht geht, muss die Fed weiter eingreifen und auf die jüngste Zinssenkung weitere Schritte folgen lassen. Man könnte sich täuschen.

Sicher, die Fed unter Vorsitz von Ben Bernanke hat bei ihrer jüngsten Sitzung bewiesen, dass man dem Markt in schwierigen Zeiten zuhilfe kommen kann. Vier Wochen nachdem die Subprime- und Kreditkrise die Märkte schnell und deutlich einstürzen ließ und dem Dow-Jones-Index alleine gut 12 Prozent nahm, senkte man die Zinsen deutlich – mit einem Schritt um 50 Basispunkte hatten zuvor nur Optimisten gerechnet.

Das beherzte Eingreifen der Notenbanker hat indes zu einem Zwiespalt geführt. Denn für die Politik ist nun die Politik der ruhigen Hand endgültig Vergangenheit – entsprechend hoch sind die Erwartungen des Marktes. Auf dem New Yorker Parkett gilt vielen als sicher, dass die Fed angesichts der anhaltend schlechten Nachrichten aus dem Immobiliensektor, aus dem Produzierenden Gewerbe und aus dem Umfeld des Verbrauchers weitere Zinssenkungen vornehmen wird. Auf dieser Annahme baute die Rallye, die Dow und Co. in den vergangenen Wochen wieder auf neue Höchststände geführt hat.

Doch während sich die Märkte aus dem Tief befreit und neue Bestmarken notiert haben, fragt sich die Fed: Sind weitere Zinssenkungen angesichts dieser Performance überhaupt noch nötig? Die 25 Basispunkte, die den Leitzins im nächsten Fed-Meeting auf 4,5 Prozent fallen lassen sollen und die laut den Fed-Futures zu 100 Prozent eingepreist sind, könnten ironischerweise wegen des Optimismus am Markt nicht kommen.

Die Notenbank steht weiteren Zinssenkungen ohnehin nicht so nahe wie manche Analysten sich und den Investoren einreden wollen. Denn Aufgabe des Offenmarktausschusses ist es ja nicht, grenzenlos Liquidität in einen höchst spekulativen Markt zu pumpen. Vielmehr gilt es die immer höhere Inflation zu bekämpfen, die man einem rapide fallenden Dollar zuschreiben muss. Dessen Sturz gegenüber Euro und Yen ist nur aufzuhalten, wenn die Zinsen stabil bleiben oder steigen.

Wie sich die Fed aus dem Dilemma befreit, wird zu einem großen Teil vom Arbeitsmarktbericht am Freitag abhängen. Weitere Zinssenkungen sind denkbar, wenn der Report für September extrem schwach ausfallen sollte. Insofern keimt auf dem New Yorker Parkett noch ein wenig Hoffnung – sicher sein darf man sich aber nicht mehr.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 05-10-2007 20:32

Hannah Montana und die freie Marktwirtschaft

Man kann es angemessen finden oder nicht, dass ich mehr als 400 Dollar für zwei Karten zu einem „akustischen Abend mit Neil Young“ demnächst in einem Theater in Harlem ausgegeben habe. Auch die Tickets für „The Police“ nächsten Monat in Atlantic City waren nicht ganz billig. Doch das teuerste Konzert der Saison gibt ein Mädchen, von dem ich bis vor ein paar Tagen noch nie etwas gehört hatte: Hannah Montana.

Dass auch viele Leser dieser Kolumne mit dem Namen vermutlich nichts anfangen können, liegt daran, dass er zu einem 14-jährigen Mädchen aus einer Fernsehserie beim Disney Channel gehört, die in Deutschland seit einem Jahr im Bezahlfernsehen und seit einer Woche bei Super RTL läuft.

Hannah Montana ist das alter ego von Mylie Stewart, und hinter beiden Rollen steckt die 15-jährige Mylie Cyrus, Tochter des Countrysängers Billie Ray Cyrus, der seit den frühen Neunzigern ausschließlich für seinen Hit „Achy Breaky Heart“ bekannt ist, und der in der Serie Mylies/Hannahs Vater spielt.

Die Handlung der Serie ist nebensächlich, daher nur kurz: Mylie Stewart und ihr Vater sind von Memphis ins kalifornische Malibu gezogen, wo sich das Mädchen nun an einer fremden High School durchschlagen muss. Ihr Geheimnis: Nachts verwandelt sie sich vom ganz normalen Girl in das Country-Pop-Sternchen Hannah Montana und lässt sich feiern. Hier verschwimmen TV und Realität, denn auch im wahren Leben werden Hannah/Mylie und mit ihnen Mylie Cyrus gefeiert.

Zigtausende Fans freuen sich zur Zeit auf die erste US-weite Tour des Fernsehstars, und die führt mit 54 Konzerten durch 49 Städte mit Hallen zwischen 6000 und 9000 Fans. Ein ganz schönes Pensum für einen Teenager, doch bei weitem nicht genug, um die Nachfrage zu decken. Die Karten für sämtliche Konzerte waren binnen weniger Minuten ausverkauft, seither werden bei Ticketbörsen im Internet astronomische Beträge geboten: Der Durchschnittspreis für die „Best-of-Both-Worlds“-Show liegt bei 250 Dollar, für Karten auf voderen Plätzen sind zwischen 800 und 3250 Dollar fällig.

Kinder und Eltern zwischen San Diego und Rhode Island streiten nun darüber, ob ein Hannah-Moment so viel Geld wert ist.

Ein Gutes hat die ganze Sache: Den Kids wird zwischen der Sehnsucht nach ihrem Star und dem Blick auf das noch magere Konto ganz nebenbei das wichtigste Prinzip der freien Marktwirtschaft erklärt: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Und tatsächlich ist das Theater um Hannah Montana dem Geschehen an der Wall Street nicht ganz unähnlich. Geben Veranstalter und Vorverkaufsagentur ihre Karten für offizielle Preise zwischen 26 und 56 Dollar einmal heraus, ist das quasi ein IPO. Der Handel floriert dann bis zum Event und kann durchaus Phantasiepreise hervorbringen. Das schafft aber auch manche Aktie. Wer es unfair findet, dass die Hannah-Tickets für Philadelphia mehr als 3000 Dollar kosten, muss sich durchaus fragen, warum eine einst mit 85 Dollar bewertete Google-Aktie plötzlich auf die 600 Dollar zuhält.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 08-10-2007 07:24

„Der nächste Bärenmarkt wird furchtbar sein“

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1461707.html

Benjamin 08-10-2007 09:58

Zu diesem Interview habe ich - betr. Herrn Mobius' Aussagen zu den A-Aktien - eine genauere Betrachtung geschrieben, siehe
https://www.traderboersenboard.de/sho...731#post309731

Starlight 08-10-2007 20:33

Streik: Nach GM soll Chrysler dran sein

Mit einem zweitägigen Streik hat die Gewerkschaft UAW im September dem Automobilkonzern General Motors Druck gemacht und eine Milliarden-Zahlung zur Beilegung von Versicherungsfragen erstritten. Kaum sind die Verträge für die GM-Mitarbeiter verlängert, wird nun mit Chrysler verhandelt.

In Stuttgart wird man in diesen Tagen froh sein, mit dem drittgrößten amerikanischen Automobilhersteller nichts mehr zu tun zu haben. Obwohl die meisten Branchenexperten damit gerechnet hatten, dass die UAW ihren Arbeitskampf nach GM bei Ford fortsetzen würde, droht jetzt Chrysler ein Streik. Die Gewerkschaft hat eine Deadline zur Unterzeichnung neuer Verträge auf Mittwochvormittag gesetzt.

Allzu große Sorgen wird man sich aber auch in der Chrysler-Zentrale nicht machen. Die schwache Nachfrage nach amerikanischen Wagen hat bereits dazu geführt, dass das Unternehmen in dieser Woche fünf Werke vorrübergehend schließt, so dass dort keine neuen Autos mehr hergestellt sondern Lagerbestände abgebaut werden können.

Allzu besorgt ist man im aktuellen Stadium der Verhandlungen aber ohnehin nicht. „Wir sind optimistisch und gehen davon aus, dass wir uns rechtzeitig einigen können“, sagt Chrysler-Sprecherin Michele Tinson. Die Verhandlungen scheinen auch gute Fortschritte zu machen, wie der amerikanische Finanznachrichtendienst Marketwatch aus nicht näher genannten Insiderkreisen erfahren hat.

Dass die UAW dennoch mit einem Sreik droht, dürfte zunächst auch eher taktisch sein. Man setzt Chrysler unter Druck, um etwaige Verhandlungsnachteile auszugleichen. Die hat die Gewerkschaft spätestens seit Chrysler ein privat gehaltenes Unternehmen geworden ist. Seit der Übernahme durch Cerberus Capital muss Chrysler keine Bilanzen und sonstige Unternehmensdaten mehr vorlegen, was der Gewerkschaft die Berechnung ihrer Forderungen erschwert.

Die UAW vertritt etwa 49 000 Mitarbeiter von Chrysler, womit das Unternehmen offiziell das kleinste unter den US-Herstellern ist. Die Gewerkschaft betreut aber auch 78 000 Chrysler-Rentner, deren Forderungen bei den aktuellen wie auch zuvor bei dem GM-Verhandlungen den wichtigsten Streitpunkt bilden.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

OMI 09-10-2007 22:02

09.10.07 22:30
Aktien NYSE/NASDAQ Schluss: Dow auf Rekordhoch - Zinssenkungshoffnungen

NEW YORK (dpa-AFX) - Die wichtigsten US-Aktienmarktindizes haben am Dienstag getrieben von Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen teilweise auf neuen Rekordständen geschlossen. Das am Abend veröffentlichte Protokoll der US-Notenbanksitzung vom September würde von Marktteilnehmern dahingehend interpretiert, dass die Federal Reserve bereit sei, den Leitzins weiter zu senken, um die Wirtschaft anzukurbeln, sagten Händler.

Der US-Leitindex Dow Jones Industrial schloss mit einem Plus von 0,86 Prozent bei 14.164,53 Zählern und damit auf dem höchsten jemals erreichten Punktestand. Kurz vor Handelsschluss war der weltweit bekannteste Aktienindex sogar bis auf 14.166,97 Zähler geklettert. Der marktbreite S&P-500-Index erreichte ebenfalls einen neuen Schlussrekord und ging mit einem Plus von 0,81 Prozent auf 1.565,15 Punkten aus dem Handel. Zuvor war er bis auf 1.565,26 Zähler gestiegen. An der NASDAQ kletterte der Composite Index um 0,59 Prozent auf 2.803,91 Zähler. Der NASDAQ 100 legte um 0,37 Prozent auf 2.171,21 Punkte zu.

Alcoa kletterten mit einem Aufschlag von 3,71 Prozent auf 39,72 US-Dollar auf den ersten Platz im Dow Jones. Analysten erwarten bei dem Aluminiumkonzern bei einem leicht gesunkenen Umsatz im dritten Quartal ein deutlich gesteigertes Ergebnis.

Coca Cola legten als einer der schwächsten Werte im Dow Jones lediglich um 0,14 Prozent auf 57,88 Dollar zu. Die Deutsche Bank hatte die Bewertung für die Papiere des Softdrinkherstellers wie auch für die Aktien des Branchenkollegen PepsiCo von 'Buy' auf 'Hold' heruntergestuft. Pepsi-Papiere gaben 0,95 Prozent auf 73,21 Dollar ab.

Sprint Nextel rutschten um 1,19 Prozent auf 18,28 Dollar ab. Der Vorstandschef des Telekommunikationskonzerns, Gary Forsee, hatte nach einem enttäuschenden Geschäftsverlauf im dritten Quartal und einer Gewinnwarnung für das Gesamtjahr seinen Hut genommen. Auch beim Umsatz nahm das Unternehmen seine Erwartungen zurück.

Yum Brands kletterten um 5,02 Prozent auf 38,11 Dollar. Der Betreiber der Fast-Food-Ketten Kentucky Fried Chicken (KFC), Taco Bell und Pizza Hut hatte im dritten Quartal einen Gewinnanstieg um 17 Prozent sowie einen Umsatzanstieg um 13 Prozent zum entsprechenden Vorjahreszeitraum verzeichnet und damit die Analystenerwartungen übertroffen. Darüber hinaus hatte das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von zwei Milliarden Dollar für die nächsten zwei Jahre angekündigt. Einige Analysten hoben daraufhin ihr Kursziel an.

Im NASDAQ stiegen Google um 0,91 Prozent auf 615,90 Dollar, nachdem der Internetsuchmaschinen-Betreiber am Vortag zum ersten Mal in seiner noch relativ kurzen Börsengeschichte die Marke von 600 Dollar überschritten hatte. Im Handelsverlauf waren die Papiere bis auf ein neues Rekordhoch von 623,78 Dollar geklettert. Die Bank of America hatte zuvor ihr Kursziel für Google-Papiere erhöht.

Auch über Amazon.com hatten sich die Experten positiv geäußert. Die Papiere des Internet-Einzelhändlers beendeten den Tag dennoch 0,55 Prozent im Minus bei 95,32 Dollar. Zuvor waren die Aktien allerdings bis auf 96,73 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem Jahr 2000 geklettert.

Microchip Technology brachen um 12,67 Prozent auf 31,98 Dollar ein. Der Halbleiterexperte hatte mit seinem Ausblick auf das letzte Quartal die Erwartungen des Marktes enttäuscht./he/mf/

Quelle: dpa-AFX

Starlight 10-10-2007 07:22

Altria geht, die Kulturszene weint

Seit in New York das Rauchverbot an öffentlichen Plätzen etabliert ist, trauert keiner dem Qualm hinterher – schon gar nicht im kulturellen Sektor, wo sich manch Theaterstück in reiner Luft besser genießen lässt. Anders sieht es aus, wenn der Tabakriese Altria die Stadt verlässt, denn den wird man vermissen.

Wenn die Altria Group, der Dow-notierte Nachfolger des einstigen Zigaretten-Multis Philip Morris, in einigen Monaten im Rahmen seiner Umstrukturierung sein Hauptquartier in Midtown Manhattan aufgibt und ganz ins schweizerische Lausanne zieht, dann wird es für manchen Veranstalter in dem von Spenden und Sponsorships abhängigen Kulturbetrieb der Stadt ein böses Erwachen geben.

Denn Altria mag sein Geld auf Kosten der Volksgesundheit machen, seine Kunden belügen und den Krebs fördern – als finanzstarken Partner schätzte man den Konzern aber doch. Pecuniam non olet, auch wenn von Karzinomen gesättigte Rauchschwaden um jedes Geldbündel wabern.

Die Kulturschaffenden in New York hatten es sich anfangs nicht leicht gemacht, Geld von Philip Morris anzunehmen – damals als Sponsoring von Unternehmen in der Szene noch anrüchig war. Mittlerweile aber profitieren mehr als 200 Gruppen in der Stadt von den Zuwendungen des Konzerns, der jedes Jahr mehr als 7 Millionen Dollar für lokale Produktionen ausgegeben hat. Überhaupt gehört Altria mit einem Spenden-Etat von jährlich 200 Millionen Dollar zu den großzügigsten Firmen neben den ebenfalls in New York beheimateten American Express und Time Warner.

Jetzt soll Schluss sein mit der großzügigen Bezuschussung der schönen Künste. Im Rahmen einer groß angelegten Dezentralisierung falle das Programm vermutlich ganz weg, meint Jennifer Goodale, eine frühere Schauspielerin, die bei Altria für die Vergabe von Zuwendungen zuständig ist.

Der Brooklyn Academy of Music gehen damit 375 000 Dollar durch die Lappen, die in den letzten Jahren den größten Teil eines Festivals für aufstrebende, junge Künstler dargestellt hatten. Das Theater von Harlem weiß nicht, wie man die 175 000 Dollar ersetzen kann, die bisher von Altria kamen.

Davir Parsons, Gründer und Direktor des angesehenen Tanzensembles Parson Dance, fürchtet gar, dass mit Altria weitere Sponsoren ihre Mittel kürzen oder streichen werden. Dass Altria auf der Sponsorenliste stand, hatte es der Kompanie lange leichter gemacht, auch bei anderen Geldgebern Unterstützung zu finden. „Eine Firma wie Altria im Programm zu nennen ist wie ein Gütesiegel“, meint Parsons.

Es sind vor allem kleine Kulturbetriebe, für die der Abzug von Altria schmerzhaft sein wird. Die großen der Szene, Museen wie das Whitney oder die Opernhäuser, haben in ihren Programmheften seitenlange Listen von Unternehmenssponsoren – da lässt sich ein Ausfall verschmerzen.

Interessanterweise gibt es vor allem bei den kleineren durchaus Kulturschaffende, denen Altria nicht schnell genug aus der Stadt verschwinden kann. Je mehr das Rauchen in der Volksgunst sank, desto mehr Künstler fanden es problematisch, ausgerechnet aus diesem unbeliebten Sektor unterstützt zu werden. Und manche Fans blieben gar den Veranstaltungen fern. „Ich freue mich auf Altrias Abschied“, meint Matthew Myers von der Interessensgruppe „Campaign for Tobacco-Free Kids“ in Washington. Seine Frau könne jetzt endlich wieder zu den Vorstellungen des Alvin Ailey American Dance Theater gehen, denen man – aus Protest zu Altria – in den letzten Jahren ferngeblieben war.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 10-10-2007 18:28

50 000 Arbeiter bestreiken Chrysler

Alle Räder stehen still… bei Chrysler ruhen die Förderbänder, seit Mittwochmittag haben 50 000 Mitarbeiter die Arbeit niedergelegt, das Unternehmen steckt in seinem ersten US-weiten Streik. Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft können sich noch über Tage erstrecken, doch hat das Management keinen Grund zur Panik.

Wie schon bei General Motors, wo die Gewerkschaft UAW vor zwei Wochen einen US-weiten Streik ausgerufen und für zwei Tage durchgezogen hatte, drohen auch bei Chryler zunächst keine schwerwiegenden Folgen. Die Autoabsätze waren zuletzt derwart schwach, dass der Hersteller in dieser Woche ohnehin fünf Werke vorrübergehend dicht machen musste um Lagerbestände abzubauen – der Streik kann hier nur helfen, und zwar länger als der Gewerkschaft lieb sein kann: Experten rechnen damit, dass Chrysler vier bis fünf Wochen durchhalten kann, ohne finanzielle Einbußen zu sehen.

So lastet großer Druck auf der Gewerkschaft, Chrysler entgegen zu kommen. Und ein Stück weit wird man das tun müssen, nämlich zumindest von einem Posten wird das Management wohl nicht abrücken. In der letzten Verhandlungsrunde vor zwei Jahren hat die UAW nämlich den beiden US-Konkurrenten GM und Ford in bezug auf die Krankenversicherungskosten große Zugeständnisse gemacht – nicht aber Chrysler, weil man die Finanzen der Muttergesellschaft Daimler als zu stabil einschätzte.

Jetzt aber ist Chrysler ein Teil von Cerberus Capital, auf deren stabile Bilanz sich die UAW in ihren Verhandlungen sicher nicht berufen kann. Man muss dem Unternehmen jetzt einen Ausweg aus der Nebenkostenkrise ermöglichen, wie man ihn auch GM genehmigte und wie ihn auch Ford erwarten wird. Schwerpunkt dabei: die Versicherungskosten für die Rentner. Etwa 111 000 werden weiterhin von Chrysler unterstützt und damit nur etwa ein Viertel dessen, was GM bis vor kurzen zu versorgen hatte. Das Einsparpotenzial ist dennoch riesig: Bis zu 300 Millionen Dollar jährlich könnte Chrysler nach erfolgreichen Verhandlungen aus der Bilanz streichen.

Das Management des Automobilriesen kann sich nicht einfach darauf verlassen, dass die Gewerkschaft allen Forderungen zustimmen wird, denn auch die UAW hat Druckmittel: Während der Streik zwar hilft die Lagerbestände abzubauen, gefährdet er die Markteinführung von zwei Modellen noch in diesem Herbst, von deren Erfolg die Zukunft des Unternehmens mittelfristig abhängen wird: Der Dodge Minivan und der Chrysler Town and Country sollen demnächst in die Läden rollen und die Amerikaner wieder für die Marke begeistern.

Die streikenden Chrysler-Arbeiter wissen um ihr Druckmittel und haben am Morgen erklärt, auf einen lange anhaltenden Arbeitskampf vorbereitet zu sein. Bei vielen dürften aber nach ein paar Tagen die Nerven flattern, denn aus der Streikkasse gibt es gerade einmal 200 Dollar pro Woche – in um um Detroit dürfte manches Sparkonto kein ausreichendes Polster aufweisen, um den Fehlbetrag auszugleichen.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc

Starlight 11-10-2007 07:44

Finanzmärkte

Wall Street ignoriert abnehmende Gewinnerwartungen

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http://www.faz.net/aktuell/finanzen/...n-1229893.html

Starlight 12-10-2007 20:36

Ein Nickerchen auf dem Parkett

Mit ihrer neoklassizistischen Marmor-Fassade, den sechs massiven Säulen und der traditionsreichen Adresse „11 Wall Street“ steht die New York Stock Exchange stolz wie eh und je am Südzipfel von New York City. Doch während draußen die Touristen Erinnerungsfotos knipsen, bröckelt es hinter den Mauern.

Das Management der NYSE Euronext hält wacker an der Devise fest, dass man den Parketthandel nicht sterben lassen wird. CEO John Thain hält das menschliche Element, das Broker und Spezialisten in den Aktienhandel bringen, für unverzichtbar – jedenfalls offiziell. Ansonsten ist es längst kein Geheimnis mehr, dass der elektronische Handel weit mehr als die Hälfte des täglichen Volumens ausmacht. Broker sind an nur noch rund 40 Prozent der Transaktionen beteiligt, Spezialisten nur noch an etwa 3 Prozent.

Auch als Informationsbörse hat das Parkett an Einfluss verloren. „Das Parkett ist tot“, sagt James Angel, Finanzprofessor der Georgetown University und NYSE-Experte. „Die Zeiten als Billy und Vinny noch Infos ausgetaucht und den besten Kurs untereinander ausgehandelt haben sind vorbei.“ Tatsächlich: Seit das Internet den Informationsfluss beschleunigt hat, werden auf dem Parkett höchstens noch Meinungen und Einschätzungen ausgetauscht – die Kurse bestimmt derweil der Markt.

Im neunten Stock des mehr als hundertjährigen Gebäudes, wo das Management der nach wie vor bedeutendsten Börse sitzt, glaubt man dennoch nicht an ein Ende des Parketthandels. Konzernweit – also den elektronischen Handel und die Euronext mit ihren Börsen in Paris, Amsterdam, Stockholm und Lissabon eingerechnet – kommt zwar nur noch 10 Prozent des Umsatzes von den Brettern, die am Finanzplatz New York einmal die Welt bedeuteten. Doch das soll wohl nicht weiter verkleinert werden, nachdem im November die laufenden Renovierungen abgeschlossen sind.

Doch die haben es in sich. Bereits im Februar und von der Öffentlichkeit unbemerkt hat die New York Stock Exchange einen ihrer vier Handelsräume im Nachbargebäude 30 Wall Street geschlossen. Ende November soll auch der sogenannte Blue Room dicht gemacht werden, in dem heute schon nicht mehr als eine Handvoll Broker arbeiten. In dem 1500 Quadratmeter großen Blue Room, der 1969 eröffnet wurde, erinnert schon seit Monaten nichts mehr an die einst pulsierende Hektik früherer Zeiten – selbst zu Stoßzeiten könnte man hier ungestört ein Nickerchen machen.

Mit dem Main Room, dem größten Handelsraum, und der angrenzenden Garade bleibt dem New Yorker Parkett nach November etwas weniger als die Hälfte seiner bisherigen Größe. Der Verlust an Arbeitsplätzen ist vergleichbar. Es vergeht keine Woche, in der nich ein bekanntes Gesicht verschwindet.

Auf das direkte Umfeld der Wall Street hat das bereits gravierende Auswirkungen. Während sie Stellen kürzen, verkleinern sich die Broker- und Spezialistenhäuser auch in ihren eigenen Büros. Mitten im New Yorker Finanzzentrum, wo einst jeder Turm von einer Großbank regiert wurde, breiten sich luxuriöse Eigentumswohnungen aus, deren Interieur von Philip Starck und seinesgleichen designt wird.

Die Wall Street selbst wandelt sich zur Einkaufsmeile. Direkt gegenüber der Börse hat ein Hermes-Laden eröffnet, in dem Schals hunderte von Dollar kosten, einen Block weiter wird eine Tiffany-Filiale eingerichtet, die noch in diesem Jahr am Weihnachtsgeschäft teilhaben will.

Einen Steinwurf entfernt von der Wall Street, im Rathaus der Stadt New York, sieht man den Trend gelassen – zumal man den Siegeszug der Technologie auch nicht aufhalten kann. „Was auch passiert, die NYSE wird immer an der Wall Street präsent sein“, meint Dan Doctoroff, der Wirtschaftsbürgermeister der Regierung Bloomberg. „Allein wegen der enormen Geschichte des Hauses wird sie immer das finanzielle Zentrum der Welt sein.“

Die Touristen werden das genauso sehen. Seit den Terroranschlägen vor mehr als sechs Jahren kommen sie ohnehin nicht mehr in die Börse hinein. Und während sie draußen knipsen, können sie sich weiterhin das hektische Treiben und das Geschrei auf dem Parkett vorstellen – die Bilder davon gibt es, edel gerahmt, im Antiquariat knappe fünf Minuten entfernt.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc


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