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Starlight 12-05-2008 22:10

Der Arbeitsmarkt brummt… für Frauen
Montag, 12. Mai 2008

Der wichtigste Job der Welt dürfte für die nächsten vier bis acht Jahr fest in Männerhand bleiben, denn Hillary Clinton hat immer weniger Chancen auf das Weiße Haus. Ansonsten können sich Frauen in Amerika über ihre Job-Aussichten nicht beschweren. Im Gegenteil: Im jüngst schwachen Arbeitsmarkt haben sie ganz klar die Oberhand.

Die amerikanische Konjunktur baut bekanntlich seit Jahresbeginn monatlich zigtausende von Stellen ab. Doch gibt es zwischen den Geschlechtern unterschiedliche Trends: Bei den Männern sind seit Januar 700 000 Stellen verloren gegangen, für Frauen wurden 300 000 neue Jobs geschaffen.

Das liegt laut aktuellen Studien an der unterschiedlichen Performance in manchen Branchen. So sind vor allem am Bau, wo zu 88 Prozent Männer arbeiten, und im Produzierenden Gewerbe mit einem Männeranteil von mehr als 70 Prozent Arbeitsplätze verloren gegangen. Weitere Verluste gab es in der Finanzindustrie, an der Wall Street und bei Banken, einer weiteren Männerdomäne.

Mehr Jobs als vor einem Jahr gibt es hingegen im Bereich Erziehung, Gesundheit und Pflege, einer Branche, in der zu 77 Prozent Frauen arbeiten. Auch der Staat hat Stellen geschaffen, die zu 57 Prozent von Frauen besetzt sind. Und auch die dritte große Branche mit hohem Frauenanteil hält sich trotz schwacher Verbraucherdaten erstaunlich stabil: der Einzelhandel.

Ein anderer Faktor, nämlich das Lohn- und Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen, soll laut Experten mit dem jüngsten Trend nichts zu tun haben. Zwar hat sich die Spanne zwischen Männer- und Frauengehältern in gleichen oder vergleichbaren Jobs zuletzt etwas erweitert, doch geht der langfristige Trend in die andere Richtung: Durch die bessere Schulung und Ausbildung von Frauen in den letzten Jahrzehnten sei bis in zehn Jahren mit einer Lohn-Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu rechnen, heißt es.
© Inside Wall Street

Starlight 14-05-2008 19:13

Kongress stoppt teure Öl-Lagerkäufe
Mittwoch, 14. Mai 2008

Während der Ölpreis von einem auf das nächste Allzeit-Hoch klettert, klinkt sich Washington aus dem Geschäft mit dem Rohstoff aus. Der Kongress hat beschlossen, die strategischen Reserven in den nächsten Monaten nicht aufzustocken. Damit setzt man ein kleines Zeichen… wenn auch extrem spät.

Interessant ist, dass sich der Kongress mit seiner Entscheidung direkt gegen Präsident George W. Bush stellt. Der – als Freund der Ölbranche – hatte sich stets dafür ausgesprochen, die strategischen Reserven immer weiter aufzustocken und zu jedem Preis. Für die übrigen Politiker macht das hingegen keinen Sinn mehr.

„Wir kaufen Öl zum höchsten Preis aller Zeiten, um es dann zu lagern“, kritisiert der demokratische Denator Byron Dorgan aus North Dakota. „Zur gleichen Zeit leidet der Verbraucher unter hohen Energiepreisen.“ Die Regierung solle diese mit unnötigen Käufen nicht weiter anfachen. Ziehe Washington seine Käufe für die Reserve zurück, dürfte das zwar die Preise nicht merklich senken, angesichts unerhörter Spritpreise von 4 Dollar pro Gallone dürfte der Durchschnitts-Amerikaner – und Wähler – die Aktion aber zumindest begrüßen.

Dass sie die Preise nicht senken dürfte, liegt an der relative geringen Menge, die täglich in die Reserve geht. Es handelt sich um 70 000 Fass und damit nur um 0,3 Prozent des US-Verbraucher, der aktuell bei 21 Millionen Fass pro Tag liegt.

Sinnvoll ist der Schritt des Kongress dennoch. Denn die strategischen Reserven, die in den Siebzigerjahren in Salzstollen nahe der Golfküste angelegt wurden, um im Ernstfall gegen einen kompletten Lieferausfall gewappnet zu sein, sind bereits zu 97 Prozent voll. Ganze 701 Millionen Fass sind gelagert, bei 727 Millionen Fass wäre die Kapazität erschöpft.

Beim aktuellen Verbrauch könnte Amerika aus der strategischen Reserve also den kompletten Ölverbrauch für 33 Tage decken. Den Abgeordneten ist das genug; in seltener Einheit stimmten Republikaner und Demokraten für eine Einstellung der Zukäufe. Mit 97 Ja- und einer einzigen Nein-Stimme fiel die Entscheidung mit nahezu historischer Deutlichkeit.

Deutlich umstrittener ist und bleibt die Frage, ob Amerika die eigene Öl-Förderung erhöhen sollte. Seit Jahren versuchen die Öl-Konzerne mit Unterstützung der Republikaner, eine Bohrgenehmigung für das Naturschutzgebiet im Norden Alaskas zu bekommen. Die Demokraten in Einheit mit sämtlichen Umweltschutzorganisationen des Landes wehren sich dagegen – mit Erfolg.

In dieser Woche wurde die Initiative für eine Alaska-Bohrung im Kongress mit 56 zu 42 Stimmen erneut abgelehnt. „Wir können uns nicht zu billigerem Öl vorbohren“, kommentierte etwa der demokratische Abgeordnete Richard Durbin aus Illinois. Er geht damit auf das Kernargument der Bohr-Gegner ein, die die Fördermengen in Alaska zu gering schätzen, um auf dem Weltmarkt überhaupt einen Eindruck zu machen.
© Inside Wall Street

Starlight 19-05-2008 17:56

Die Sorgen der Biertrinker
Freitag, 16. Mai 2008

Amerikanisches Bier ist nicht gerade für Aroma und Geschmack bekannt; die treuen Trinker greifen eher zu, weil es billig ist. Doch inmitten der Rezession kann sich mancher Fan auch das preisgünstige Bier nicht mehr leisten… traurige Konsequenz: Statt weniger zu trinken greifen die Verbraucher eine Kategorie tiefer und trinken die letzte Plörre.

Die Zahlen der Miller Brewing Company zeigen einen erschütternden Trend. Die zweitgrößte amerikanische Brauerei, die 1855 von dem deutschen Einwanderer Friedrich Müller aus Sigmaringen gegründet wurde, hat mit „Miller Genuine Draft“ ein einziges eben noch einigermaßen trinkbares Gebräu im Angebot. Dessen Umsätze sind im letzten Quartal um mehr als 10 Prozent eingebrochen. Auch „Milwaukee’s Best“, die Lokalmarke mit Referenz an den Sitz der historischen Brauerei, verzeichnet Einbrüche.

Aufwärts geht es hingegen mit „Miller Lite“ und „Miller High Life“, den beiden Billigmarken des Konzerns.

Bei der Konkurrenz sieht es ähnlich aus. Brancheninsider berichten, dass Anheuser-Busch zur Zeit das größte Umsatzwachstum bei der Billigmarke „Busch“ sieht, die vorzugsweise aus Dosen getrunken wird. Die Umsätze mit dem klassischen „Budweiser“ legen weniger deutlich zu, und Premiummarken tun sich noch schwerer.

Anheuser-Busch – ebenso wie die Konkurrenten – hat zusätzlich laut dem jüngsten Quartalsbericht mit steigenden Rohstoffpreisen und sinkenden Margen zu kämpfen. Die Branche ist also alles andere als in Feierlaune.

Ganz anders scheint sich die Situation bei den Import-Bieren darzustellen. Bei Hofbräu etwa verzeichnet man deutliche Wachstumsraten in den gesamten USA und erschließt zur Zeit neue Märkte in New York, New Jersey und Connecticut. Den Preisdruck, mit dem die US-Konkurrenz zu kämpfen hat, spürt man nicht. „Wir sprechen einen anderen Kunden an“, weiß Importeur Fred Schumacher, der seine Geschäfte aus der deutsch-amerikanischen Enklave Frankenmuth im Bundesstaat Michigan führt.

„Wer Hofbräu trinkt, schaut ohnehin nicht so sehr auf den Preis“, meint Schumacher. Für die Importbiere gleicht das Biergeschäft damit dem Luxussektor in anderen Branchen. Solche, etwa hochpreisige Uhren- und Schmuckhändler oder teure Mode- und Designerketten, halten sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten regelmäßig stabiler als die Konkurrenz, die die Mittelschicht anspricht.
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Starlight 20-05-2008 19:51

Zahlensalat vor dem Hurrikan-Sommer
Montag, 19. Mai 2008

Wenn an der Wall Street über das Wetter diskutiert wird, dann könnte das damit zusammenhängern, dass immer mehr Trades elektronisch abgewickelt werden und die Händler immer weniger zu tun haben. Zum Teil liegt es aber auch daran, dass das Wetter die Börse beeinflussen kann – vor allem in der Hurrikan-Saison.

Vor allem in Zeiten dramatisch steigender Ölpreise achten Analysten und Anleger auf das Wetter. Denn mit dem Memorial Day nächste Woche beginnt nicht nur die Reisezeit mit höherem Spritverbrauch, sondern auch die Hurrikan-Saison, die im besten Fall ein paar Stürme bringt und einen Tag am Strand verdirbt, die aber im schlechtesten Fall die Öl-Plattformen im Golf von Mexiko zertrümmern und die Importe von Rohöl in die amerikanischen Raffinerien stoppen kann.

Hurrikans sind eine Naturgewalt, vor der die Amerikaner Angst haben. Einige Stürme der letzten Jahre sind heute noch in aller Munde und werden es noch lange bleiben, darunter etwa „Katrina“, die vor drei Jahren große Teile von New Orleans zerstörte und Milliardenschäden verursachte.

„Katrina“ und einige ihrer Kollegen haben auch Gutes vollbracht: Den Hurrikans ist es – zu einem hohen Preis – gelungen, die Themen Umweltschutz und Klimawandel in das Bewusstsein einer störrischen US-Regierung und Bevölkerung zu hämmern. Immer mehr Seiten anerkennen den Menschen und die Industrialisierung als die wahren Gründe für eine ungesunde Erderwärmung und treten für einen Kurswechsel ein.

Für all diejenigen kommen nun überraschende Nachrichten: So sehr der Mensch wohl für den Klimawandel zu verantworten ist, so wenig hat doch der Klimawandel mit der steigenden Anzahl von Hurrikans zu tun. Das meint zumindest Tom Kutson, ein anerkannter amerikanischer Meteorologe. Knutson wird in der Branche durchaus ernst genommen, zumal er sich in der Vergangenheit recht offen gegen die Wissenschaftszensur der Bush-Regierung ausgesprochen und einen Zusammenhang zwischen Klima und Stürmen erklärt hatte.

Ein aktuelles Computermodell, so Knutson, habe jetzt aber überraschende neue Ergebnisse geliefert. Danach sei die höhere Anzahl von Hurrikans nicht mehr als eine zyklisch wiederkehrende Begebenheit. In den nächsten Jahren und vor allem langfristig bis Ende des Jahrhunderts, soll die Zahl der katastrophalen Unwetter eher zurückgehen als zunehmen. Die Zahl der Hurrikans über dem Atlantik etwa um 18 Prozent, die Zahl derer, die das amerikanische Festland erreichen, um immerhin 30 Prozent.

Dem widersprechen natürlich einige Experten, unter anderem ein Team vom renommierten Massachsetts Institute of Technology, wo man das Computermodell in Ansätzen für „fehlerhaft“ hält. Kevin Trenberth vom National Center for Atmospheric Research in Boulder im Bundesstaat Colorado gibt zudem zu bedenken, dass nicht nur die Zahl, sondern vor allem die Intensität der Hurrikans zu beachten sei – und die nehme auch in der Studie von Knutson zu.

Was macht die Börse aus dem Datensalat? – Nicht allzuviel. Denn wo sich schon die Meteorologen nicht einig sind, kann ein einfacher Öl-Spekulant kaum kompetentere Prognosen stellen. Und eines ist zudem sicher: Sämtliche Rechenmodelle gelten den (sehr) langfristigen Aussichten. Für das laufende und die nächsten Jahre gilt nach wie vor: Jeden Sommer dürften sich etwa zehn massive tropische Stürme bilden, von denen sechs Hurrikans werden. Zwei dieser sechs Hurrikans werden schwere Hurrikans, die an Land gewaltiges Unheil anrichten können. Fünfmal passiert das etwa in drei Jahren… diese Zahlen sind dem Markt bekannt.
© Inside Wall Street

Starlight 21-05-2008 17:52

Ärger mit Münzen und Scheinen
Mittwoch, 21. Mai 2008

Die Amerikaner sorgen sich zunehmend um ihr Geld. Nicht nur, dass der Dollar (abgesehen von einer kleinen Korrektur in den letzten Wochen) so schwach ist wie noch nie zuvor. Viel schlimmer: Einige Münzen sind in der Herstellung zu teuer, und die Scheine sind gerade vor einem Bundesgericht durchgefallen.

Der Federal Appeals Court hat entschieden, dass etwa Sehbehinderte mit den eben erst neu gestalteten Dollar-Scheinen immer noch benachteiligt werden. Hintergrund: Die Dollar-Scheine – vom Einer bis zum Hunderter – sind allesamt gleich groß, hervorgehobene Relief-Markierungen fehlen ebenso wie andere Eigenschaften, anhand derer Blinde den jeweiligen Wert erkennen könnten.

Die US-Banker geben das unumwunden zu, sahen aber bisher keinen Anlass gegenzusteuern. Blinde wären mit den Dollar-Scheinen immer recht gut klar gekommen, da sie sich angepasst hätten, lautet das außerordentlich dämliche Argument. Sie könnten etwa verschiedene Scheine an verschiedenen Ecken falten, alternativ Angestellte an der Kasse um Hilfe bitten – oder einfach Kreditkarten benutzen.

Das Gericht ließ diesen Unsinn nicht gelten. Mit dieser Argumentation könne man ja künftig auf behindertengerechte Baumaßnahmen an Gebäuden verzichten, hielt man dagegen. Rollstuhlfahrer könnten dann ja auf allen Vieren in ein Gebäude kriechen oder fremde Passanten um Hilfe bitten.

Abgesehen davon, dass das Gericht die blindengerechte Gestaltung der Scheine also weiterhin fordert, hat man darauf hingewiesen, dass das Finanzministerium überhaupt nicht dargelegt habe, weshalb derartige Maßnahmen nicht durchzuführen seien. Das dürfte wohlgemerkt auch schwierig sein. Denn in anderen Ländern sind etwa Relief-Markierungen und verschiedene Scheingrößen längst üblich; teuer einzuführen sind sie auch nicht.

Es könnte durchaus sein, dass die amerikanischen Noten gegen Ende ihrer jüngsten Umgestaltung erneut verändert werden müssen.

Gleichzeitig könnte man sich in Washington dann in der Münzfrage einigen: Die Rohstoff-Rallye, in deren Rahmen zuletzt auch die Metallpreise Rekordniveau erreicht haben, macht nämlich die Herstellung von „Penny“ und „Nickel“ zu teuer. Die Kosten für beiden kleinsten amerikanischen Münzen über 1 und 5 Cent liegen nämlich deutlich über dem Nennwert, weshalb eine Änderung in der Legierung bereits diskutiert wird.
© Inside Wall Street



Gedanken an der Tankstelle


Im US-Bundesstaat New Jersey, wo ich seit einigen Jahren wohne, dürfen Autofahrer per Gesetz nicht selbst tanken. Der Job ist dem Tankwart überlassen, woran man sich gerne gewöhnt. Auf dem Heimweg von Washington, D.C. musste ich jüngst in Maryland meinen Tank auffüllen, und erlebte die Nebenwirkungen steigender Ölpreise.

An einer Tankstelle am „Interstate 95“, der die Ostküste von Florida bis Maine bedient, hatte ich mich in die falsche Spur verirrt. Statt an eine Zapfsäule mit Selbstbedienung zu fahren, hatte ich mich in das Revier des Tankwartes verirrt, der außerhalb New Jersey wohlgemerkt kein Service-Monopol genießt. Er bot an, mich zu betanken, was „nur 15 Cent mehr kosten würde“ – pro Gallone, versteht sich.

Ich lehnte dankend ab und rangierte an eine andere Zapfsäule. Benzin ist ohnehin so teuer wie nie zuvor, da muss ich nicht noch draufzahlen. Der Tankwart, ein Student aus der Gegend, tat mit ein wenig leid, und auf Nachfrage bestätigte er: Kaum ein Autofahrer lässt mehr tanken. „Früher haben wie etwa die Hälfte der Autos bedient“, meinte der junge Mann, „heute sind es nur noch Ausnahmen.“ Wie lange er seinen Nebenjob überhaupt halten könne, wisse er nicht.

Ich konnte den Tankwart nicht aufmuntern, denn mir ist ebenso wie ihm klar, dass es für den Ölpreis und damit auch Benzin nur eine Richtung gibt: nach oben. Daran wird sich auf lange Zeit nichts ändern. Autofahrer sollten sich daran gewöhnen, vielleicht die Hintergründe dieser Entwicklung überdenken – und aufhören zu jammern.

Wer noch immer nicht weiß, warum es für den Ölpreis – der immerhin 70 Prozent der Benzinkosten ausmacht – keine Trendwende geben wird, und wer sich das auch jüngst von Goldman Sachs und vom Öl-Milliardär und Rohstoff-Guru Boone Pickens in aktuellen Analysen nicht einfach so sagen lassen will, dem sei alles noch einmal erklärt:

Der niedrige Ölpreis in den Neunzigerjahren, als Amerikaner 90 Cent pro Gallone (etwa 3,7 Liter) zahlten, hat zu einem rasant steigenden Konsum geführt – etwa zur gewaltigen Verbreitung der Sprit-schluckenden SUV. Gleichzeitig versäumten die Öl-Konzerne, neue Fördergebiete zu erschließen oder Raffinerien zu bauen.

Seit die Öl-Nachfrage in den Schwellenländern dramatisch zugelegt hat, kommt es nun zu Engpässen. Wer mehr Öl braucht, bekommt es nicht, denn die globale Nachfrage ist nie durch ein höheres Angebot ausgeglichen worden.

Diese Knappheit hat wiederum in den letzten Jahren zu einer Vielzahl von geopolitischen Konflikten geführt. Vor allem Förderstaaten außerhalb der Opec – etwa Russland – versuchen, über ihre Öl-Vorkommen mehr politische Macht zu gewinnen. Doch auch innerhalb der Opec gibt es Unstimmigkeiten: Iran und Venezuela versuchen immer wieder, ein größeres Stück des Öl-Marktes zu gewinnen. Das wenig diplomatische Auftreten des Verbraucherlandes USA mit seiner völlig fehlgeleiteten Besatzung des Irak hat die Lage noch mehr gespannt und endgültig den Weg für steigende Preise geebnet.

Dass sich schließlich Spekulanten einschalteten, deren Aktivitäten den Preis zusätzlich anheizen, ist angesichts der Gesamtentwicklung auf dem Rohstoffmarkt fast schon nebensächlich. Nachweisbar ist der Effekt aber. In den letzten fünf Jahren hat sich das Handelsvolumen mit Öl-Kontrakten an der Nymex etwa verdoppelt. Doch den Anlegern die Schuld an den rasant steigenden Preisen zu geben, wäre nicht nur falsch, sondern hätte verheerende Folgen: Wer sich somit nämlich auf eine Preisblase verlässt, wer die fundamentalen Probleme in einem Markt mit eng begrenztem Angebot verkennt und entsprechend nichts unternimmt, der trägt zu langfristigen Preissteigerungen bei.
© Inside Wall Street

Starlight 27-05-2008 17:43

Der Segen teuren Benzins


Zu Beginn der Ferienzeit, in der die Amerikaner normalerweise noch viel mehr Auto fahren als sonst, notiert der Benzinpreis so hoch wie nie zuvor. Doch nur ein Teil der Verbraucher jammern darüber. Die anderen haben die Zeichen der Zeit erkannt und satteln um…auf öffentliche Verkehrsmittel und auf das Fahrrad.

In den USA findet zur Zeit ein gewaltiger Wandel statt, gewissermaßen eine Revolution. Denn immer mehr Amerikaner erkennen, dass sie seit Jahrzehnten zu bequem waren und sich den Komfort nicht länger leisten können.

Verwöhnt von lächerlich niedrigen Benzinsteuern und daher niedrigen Preisen an der Zapfsäule gibt es kaum eine Familie ohne Zweitwagen. Mit dem werden die Kinder zu Schule und Sport chauffiert, es wird eingekauft oder ins Kino gefahren; allerdings nicht nur auf dem Land, wo sich manche Wege tatsächlich nicht ohne Pkw zurücklegen lassen, sondern auch in Ballungszentren, in denen es genügend Alternativen gäbe.

Doch haben U-Bahnen und Busse in Amerika einen schlechten Ruf. In Metropolen wie etwa New York und Los Angeles sind sie oft dreckig, vor allem aber chronisch langsam und unpünktlich. Letzteres liegt aber vor allem daran, dass sie mit völlig verstopften Straßen zu kämpfen haben – die weniger verstopft wären, wenn mehr Amerikaner den Wagen stehen lassen und auf den Bus umsteigen würden.

Genau das war das Konzept von New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg. Der wollte mit einer City-Steuer Autos aus der Stadt fernhalten und den Nahverkehr stärken. Das ließ der zuständige Ausschuss im Senat nicht zu, doch scheinen die Leute mittlerweile von selbst umzudenken – und zwar im ganzen Land.

Nakeisha Easterwood aus Georgia sagte etwa dem Nachrichtensender CNN: „Weil die Benzinpreise so hoch sind, fahre ich manchmal bei Freunden mit und versuche bei Trips in die Stadt alles auf einmal zu erledigen.“ Ja, Fahrgemeinschaften gelten in weiten Teilen der USA als völlig neues Konzept, ebenso das Anlegen eines Einkaufszettels, mit dem die Hausfrau verhindert, zwei- oder dreimal in den Supermarkt fahren zu müssen.

In vielen Blogs stehen seit Wochen ähnliche Geschichten. Da lobt sich ein Arbeitnehmer dafür, seinen Wohnort in der nähe seines Büros gesucht zu haben. Er fährt jetzt täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit und spart eine Menge Sprit.

Rückblickend auf das lange Wochenende berichtet eine Mutter, dass man den traditionellen Camping-Trip habe ausfallen lassen. „Stattdessen haben wir unser Zelt im Garten aufgeschlagen und zuhause gegrillt… es war super!“ Hunderte solcher Online-Einträge am Dienstagmorgen deuten ebenso auf ein breites Umdenken wie eine Statistik des Verkehrsministeriums: Danach haben amerikanische Autofahrer im März 4,3 Prozent oder 17 Milliarden Kilometer weniger zurückgelegt als im Vorjahresmonat. Das war der stärkste Einbruch seit Beginn der Datenerfassung in den Vierzigerjahren.

So hat es zwar lange gedauert und viel Geld gekostet, den Amerikaner aus seinem Auto zu zwingen, soch scheint sich der Verzicht langsam durchzusetzen. Übrigens auch bei denen, die ganz ohne Wagen nicht auskommen: Die kaufen zunehmend kleinere oder zumindest effizientere Fahrzeuge, weshalb General Motors und Ford jetzt planen, die Produktion von Trucks und SUV deutlich zu senken.

Ob Automobilkonzern, Hausfrau oder Camping-Tourist; dass die Amerikaner umdenken und mit weniger Automeilen auskommen wollen, zeigt zumindest eines: Mit sinkenden Öl- und Benzinpreisen rechnet auf lange Sicht niemand.
© Inside Wall Street




Der Öl-Streit: Blase oder nicht?
Freitag, 23. Mai 2008

Wenn für die Amerikaner am Wochenende die Ferienzeit beginnt, dürfte in vielen Familien gestritten werden. Da werden Flüge nach Disneyland und Las Vegas abgesagt, Ausflüge zum Strand werden seltener… erstmals seit sechs Jahren wird weniger Auto gefahren als im Vorjahr, und eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Denn immer mehr Amerikanern wird klar: Der Ölpreis, der die Hauptschuld an hohen Benzinpreisen trägt, befindet sich nicht etwa in einer Blase.

Auf den ersten Blick scheinen das viele Autofahrer – und interessanterweise auch einige Analysten – nicht glauben zu wollen. Schließlich laufen die rasanten Preisanstiege in den letzten Monaten nach dem Muster, dem in der Vergangenheit oft Blasen gefolgt waren. So hat sich der Ölpreis etwa in den letzten zwölf Monaten von 61 auf 133 Dollar deutlich mehr als verdoppelt. Allein seit Jahresbeginn 2008 steht ein Plus von 33 Prozent zu Buche.

Der Benzinpreis zieht nicht ganz so dramatisch an, hat aber in den vergangenen zwölf Monaten ebenfalls um 20 Prozent zugelegt.

„In meinen Augen entsteht hier ganz klar eine Blase“, meint Robert Kaufmann vom Center for Energy and Environmental Studies an der Universität von Boston. Kaufmann hält den Ölpreis für überbewertet und hält fundamental 90 bis 100 Dollar für angemessen.

Doch abgesehen davon, dass auch ein Ölpreis zwischen 90 und 100 Dollar einen Anstieg um 50 Prozent binnen eines Jahres bedeuten würde, widersprechen die meisten Insider Kaufmann.

„Eine Blase entsteht, wenn das Angebot größer ist als die Nachfrage“, erklärt etwa Stephen Leeb, der Autor zweier Bücher über die Öl-Knappheit. Und er nennt zwei Beispiele: Die Hightech-Blase der Neunziger entstand etwa, weil die boomenden Konzerne, obwohl sie nicht einmal profitabel waren, ungeheure Mengen von Aktien auf den Markt geworfen haben, die am Ende keiner mehr haben wollte.

Zehn Jahre später spielte sich ein ähnliches Szenario bei den Immobilien ab: Angesichts niedriger Zinsen wollten zwar mehr Amerikaner eigene Häuser kaufen. Doch die Baufirmen überschätzten die Nachfrage enorm und zogen derart viele Neubaugebiete hoch, dass sich am Ende keine Bewohner mehr fanden. Der Markt konnte das Angebot an Häusern nicht absorbieren.

Beim Öl ist die Lage anders: Die Vorräte sind bekanntlich begrenzt, und sie gehen zuneige. Russland hat bereits einen Rückgang der möglichen Fördermenge bekanntgegeben, und Experten glauben, dass auch Saudiarabien zur Zeit nicht mehr Öl fördern könnte, selbst wenn man wollte. „Wenn zwei der größten Förderstaaten der Welt die Produktion nicht steigern können, dann ist das keine Blase“, meint Leeb, „sondern eine Katastrophe.“

Zumal der Verbrauch in den letzten Jahren massiv gestiegen ist und auch weiterhin massiv steigen wird – vor allem in China. Experten rechnen damit, dass sich dort mit steigendem Wohlstand die Zahl der Autobesitzer verdreißigfachen wird. Die Internationale Energiebehörde hat ihrerseits in den letzten Tagen eine finstere Prognose abgegeben: In den nächsten zwanzig Jahren dürfte die Öl-Nachfrage das Angebot um 10 Prozent überschreiten.

Langfristig gibt es für den Ölpreis damit nur noch einen Weg: nach oben. Wer also jetzt schon wegen hoher Benzinpreise seinen Wochenendausflug absagen muss, der sollte sich vielleicht bald nach einem spritsparenden Wagen umschauen.
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Starlight 28-05-2008 18:17

Die Rohstoff-Rallye macht Diebe
Mittwoch, 28. Mai 2008

Der Ölpreis beherrscht die Schlagzeilen, doch auch andere Rohstoffe haben an den Börsen deutlich zugelegt. Die meisten Metalle, darunter Kupfer, Aluminium und Messing, kosten heute vier bis fünfmal so viel wie vor wenigen Jahren. Das ist nicht nur für Anleger interessant, sondern auch für Kriminelle.

In den USA hat die Zahl der Metall-Diebstähle dramatisch zugenommen. Nicht dass die Polizei genaue Zahlen hätte, denn häufig sieht es wie ein Schulbubenstreich aus, wenn Rohstoffjäger zugange waren.

An der Grundschule nahe Los Angeles in Kalifornien, etwa. Dort haben unbekannte Täter jüngst die Ventile an Wasserleitungen abgeschraubt. Die gesamte Wasserversorgung für die Schule musste für einen Tag abgeschaltet werden.

Andernorts werden Gullideckel gestohlen und außer Haus installierte Klimaanlagen geöffnet und ausgeschlachtet. Amerikanische Medien berichteten jüngst sogar von dreisten Rohstoffdieben auf dem Friedhof, die reihenweise metallene Urnen ausgruben.

Im kalifornischen Richmond nahe San Francisco flossen vor Kurzem mehrere tausend Liter einer hochgiftigen Lösung in einen Wasserkanal. Diebe hatten die Ventile und Messingschrauben an den Lagertanks abgeschraubt. „Keiner ist vor den Folgen solcher Diebstähle sicher“, meint der zuständige Polizeichef Joe Silva. „Wer ein Haus oder eine Firma hat, kann genau so zum Opfer werden wie der ganz normale Bürger.“

Der Jogger, etwa. Der muss nahe Richmond im Dunkeln durch den Wald laufen, da Diebe aus den solarbetriebenen Lampen die Kabel geklaut haben.

Lance Finkel gehört zu den Käufern, bei denen Diebe ihre Beute zu versilbern versuchen. Der Altmetallhändler hat bereits eine gewaltige Zunahme an Verkäufern festgestellt, kooperiert aber mit den Behörden. „Wir fragen immer erst, wo das Zeug her ist“, beschwört Finkel. „Wir lassen uns auch immer einen Ausweis zeigen, ansonsten nehmen wir nichts an.“

Andere Händler sind nicht so gewissenhaft, und entsprechend boomt das Geschäft mit gestohlenen Metallen. Die Polizei arbeitet mit Hochdruck, muss aber anerkennen: Solange die Metallpreise – angetrieben vor allem durch den industriellen Aufschwung in China – auf Rekordniveau bleiben, werden sie alle Hände voll zu tun haben.
© Inside Wall Street

Starlight 02-06-2008 17:54

Abzocke über den Wolken
Montag, 2. Juni 2008

Über den Wolken… da war einst die Freiheit grenzenlos. Heute ist es die Abzocke der Airlines, die – gebeutelt von teurem Flugbenzin – immer neue Tricks finden, den Passagier auszunehmen. Der zahlt heute für das Gepäck, für einen kleinen Snack, für einen Fensterplatz. Nur die Toilette soll weiterhin gebührenfrei bleiben.

Wie ungeliebt die aktuellen Sparmaßnahmen der Branche sind, wissen alle Airline-Manager. Deshalb geht man in Sachen Passagier-Abzocke vorsichtig und schrittweise vor. American Airlines hat gerade begonnen, bei der Gepäckaufgabe 15 Dollar pro Koffer zu verlangen. Die großen Konkurrenten, darunter Delta Air Lines, Continental, United und Northwest Airlines sowie US Airways, sollen entsprechende Pläner in der Schublade haben. „Die warten nur ab, bis American Airlines die ganzen Negativ-Schlagzeilen abgefangen hat“, weiß Insider Rick Seaney von Farecompare.com. „Sobald der erste Ärger verraucht ist, ziehen die anderen nach.“

Wer sich vom Gepäckzuschlag nicht abschrecken lässt und dennoch mit American Airlines fliegt – so wie ich am Wochenende wegen eines Geschäftstermins in Chicago –, der bekommt schnell weitere Spaßmaßnahmen zu spüren. Nachdem Kissen und Decken schon seit geraumer Zeit der Ersten Klasse vorbehalten waren, gibt es jetzt auch kein Essen mehr. Nicht einmal Nüsse sind umsonst; drei Dollar soll zahlen, wer über den Wolken knabbern will.

Es gibt noch unzählige andere Dinge, die Fluggäste früher umsonst genießen konnten. Doch auch für einen besseren Sitzplatz, für einen kleinen Hund in der Tragetasche und sogar für Ticketreservierung per Telefon werden Gebühren fällig.

Man habe gar keine andere Wahl. „Bei einem Ölpreis von 130 Dollar pro Fass müssen wir dringend Kosten senken“, meint etwa Morgan Durrant von US Airways. „Keine Snacks mehr anzubieten, spart ein wenig Geld, und das brauchen wir für’s Benzin.“

Einige Unternehmen arbeiten an weiteren Konzepten, wie Branchenkenner wissen. So soll bald an der Reinigung der Kabine gespart werden; die Sitztasche etwa könnte bald nur noch gegen Aufpreis ausgeräumt und bestückt werden. Zumindest ein Stück dürfte indes weiterhin kostenlos eingelegt werden: die Spucktüte. „Für normale Körperbedürfnisse dürfen die Airlines nichts verlangen“, beruhigt David Stempler von der Air Travelers Association, einer Organisation für den Schutz von Passagierrechten.

„Das würde wohl zuviele Kunden abschrecken.“ Entsprechend soll auch die Toilette weiterhin gebührenfrei bleiben.
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Beerdigung einer Broker-Legende
Samstag, 31. Mai 2008

Eine der dramatischsten Versammlungen des Jahres, an sich ein historisches Ereignis in der Finazgeschichte Amerikas, dauerte nur zehn Minuten: Am Donnerstag trafen sich Aktionäre und Mitarbeiter des legendären Brokerhauses Bear Stearns, um über das Ende ihres Unternehmens abzustimmen… kurz und schmerzlos.

„Dies ist ein trauriger Tag“, meinte Chairman Jimmy Cayne. „Bringen wir es hinter uns.“ Das vesuchte er – äußerst angemessen – mit einer Entschuldigung, die nicht im Skript stand, sondern möglicherweise wirklich von Herzen kam. Vom Untergang der Firma seien „14 000 Familien betroffen. Es tut mir persönlich leid. Ich fühle enormen Schmerz, und auch das Management fühlt enormen Schmerz.“

Cayne selbst hat durch den rapiden Wertverlust der Bear-Stearns-Aktie im Zusammenhang mit der Hypothekenkrise 900 Millionen Dollar verloren. Und doch tat er keinem der Anwesenden leid. Die hatten zwar geringere Beträge verloren, aber zum großen Teil immerhin ihre ganzen Ersparnisse, die Einlagen in ihren Rentenfond – und den Job.

Und Jimmy Cayne, der fast vierzig Jahre lang bei Bear Stearns gearbeitet hatte, muss sich einiges vorhalten lassen. Selbst in Krisenzeiten ließ er – damals nicht nur Chairman, sondern in Personalunion auch CEO – den Konzern weitgehend führungslos treiben, während er sich beim Golf und Bridge vergnügte. Hin und wieder sollen bei seinen oft tagelangen Ausflügen auch Drogen und Prostituierte im Spiel gewesen sein, hieß es aus der Gerüchteküche. Ob das stimmt, ist unklar, einen Unterschied würde es aber nicht machen.

Unterm Strich ist klar: Jimmy Cayne hat den Traditionskonzern Bear Stearns an die Wand gefahren. Auf seine Entschuldigung reagierten die Zuhörer am Donnerstag mit eisigem Schweigen. Cayne fuhr fort: „Was uns nicht umbringt, macht uns stärker. Wir sind jetzt ein wenig wie Herkules.“ Erneut Schweigen.

Danach stimmte man ab. Der Verkauf von Bear Stearns an den Dow-notierten Finanzriesen J.P. Morgan dürfte wohl mit 80 Prozent der Stimmen genehmigt worden sein; genaue Zahlen gibt es erst in den nächsten Tagen. Am Wochenende soll der Anschluss durchgeführt werden – für 10 Dollar pro Aktie. Zur Erinnerung: Das Bear-Stearns-Papier war vor anderthalb Jahren noch 170 Dollar wert.

Angesichts dieses Wertverlusts und in vollem Bewusstsein, dass das Debakel an der Madison Avenue mindestens 7000 Stellen gekostet hat, versuchte Cayne ein wenig Optimismus: „J.P. Morgan ist ein großartiges Unternehmen. Auf uns werden bessere Tage zukommen.“
© Inside Wall Street



Die Arroganz des Öl-Riesen
Donnerstag, 29. Mai 2008

Da kann der Ölpreis noch so klettern, da können die Gewinne noch so sprudeln… bei ExxonMobil herrscht dicke Luft. Die Hauptversammlung in dieser Woche ging wieder einmal nicht ohne Streit über die Bühne, denn die Arroganz der Manager wird den Anlegern immer unerträglicher. Schließlich geht es um die Zukunft des Konzerns.

Denn in den Augen vieler Experten dürfte ExxonMobil seine Glanzzeiten hinter sich haben. Denn: Öl mag zwar im Moment der wichtigste Rohstoff und die weitest verbreitete Energiequelle sein. Auf eine Zukunft ohne Öl – für den äußerst wahrscheinlichen Fall, dass die globalen Vorkommen einmal erschöpft sein sollten – sehen Insider den Dow-notierten Branchenriesen aber nicht vorbereitet.

So schert sich ExxonMobil im Gegensatz zur Konkurrenz nicht allzu sehr um Investitionen in alternative Energien. Dabei werden solche Initiativen bei den Hauptversammlungen seit Jahren diskutiert. Anleger sind frustriert, zumal die Konkurrenz nicht schläft. Wenn man zu lange warte, werde der Einstieg in Technologien der Zukunft einmal sehr teuer und mit dem alten Kerngeschäft nicht zu vereinbaren sein, warnte der New Yorker Großaktionär Stephen Viedermann, der in diesem Jahr eine Eingabe zum Thema gemacht hatte.

Viedermann sieht den Konzern als einen Dinosaurier, der sich bisher seinem wechselnden Umfeld nicht angepasst hat. „Der ExxonMobil-osaurus droht auszusterben“, meint er.

Das Management von ExxonMobil sieht die ganze Sache freilich anders. Zunächst geht man davon aus, dass Öl bis mindestens ins Jahr 2030 die wichtigste Energiequelle für die Weltwirtschaft bleiben wird. Was danach kommt, erörtert man zur Zeit nicht. Zwingen lassen will man sich schon gar nicht; überhaupt hält man die Zahl derer klein, die an der Konzernspitze überhaupt mitreden dürfen.

Vor allem dem CEO Rex Tillerson soll auch in Zukunft keiner widersprechen dürfen. Der 58-Jährige ist seit seit 2006 Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender des Konzerns, und genau das passt den Anlegern immer weniger – obwohl schon sein Vorgänger, Lee Raymond, beide Ämter inne hatte. Seit sechs Jahren laufen Petitionen für eine Postentrennung. Gestartet wurde die Initiative einst von Robert Monks, dessen Investmentgruppe 110 000 Aktien mit dem Kürzel „XOM“ hält. Sein Gesamtanteil an dem Öl-Riesen liegt damit bei etwa 10 Millionen Dollar.

Monks, von amerikanischen Wirtschaftsmedien hin und wieder verächtlich als „Aktivist“ beschrieben, wünscht sich einen unabhängigen Aufsichtsrat nicht zuletzt um neue Initiativen besser beurteilen zu können. In diesem Jahr hatte Monks allen Grund, optimistisch zur Hauptversammlung zu gehen. Denn wenige Tage vorher hatten sich die Rockefeller-Erben seiner Petition angeschlossen, deren Vorfahren einst Standard Oil gegründet hatten – das Unternehmen, aus dem später ExxonMobil hervorging.

Doch auch dem Einfluss der mächtigen Gründer-Enkel widersetzte sich das Management mit Unterstützung einiger institutioneller Anleger. Knapp 40 Prozent der Anleger sprachen sich letztlich für „checks and balances“ aus – damit wurde die Initiative zur Postentrennung zum sechsten Mal abgeschmettert. Ohne Warnung kam das Management aber nicht davon. Man werde Tillerson und seine Mannschaft streng im Auge behalten, sagte etwa der Vertreter des kalifornischen Rentenfonds, seines Zeichens einer der größten Aktionäre.

Bangen wird man in der Konzernzentrale nun wohlgemerkt nicht. Zumal die Doppelrolle für Tillerson in den USA alles andere als außergewöhnlich ist. Knappe 62 Prozent der Unternehmen im S&P-500-Index haben Vorstands- und Aufsichtsrat unter der Führung der gleichen Person; bei weiteren 15 Prozent ist der Aufsichtsratschef der frühere Vorstand.
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Starlight 03-06-2008 18:05

Raucher trotzen der Inflation
Dienstag, 3. Juni 2008

Inflationsgeplagte Amerikaner lassen sich einiges einfallen, ihre alltäglichen Kosten zu senken. Manch ein Pendler hat – lange unvorstellbar in USA – sogar die Vorzüge der Fahrgemeinschaft erkannt, um Benzin zu sparen. Andere kaufen nur noch in Dicount-Läden ein. Nur eine Gruppe lässt sich von der Teuerung nicht beirren: die Raucher.

In New York gilt seit Monatsbeginn eine neue Tabaksteuer, die Zigaretten teurer macht als überall sonst in den Vereinigten Staaten: Satte 8 Dollar muss berappen, wer ein Päckchen Kippen verlangt. Damit ist der Preis auf einen Schlag um 17 Prozent gestiegen. In den letzten fünf Jahren haben sich die Glimmstängel um 50 Prozent verteuert, in den letzten zehn Jahren sogar um 250 Prozent.

Recht so. Denn New York, angeführt von Bürgermeister und Gesundheitsapostel Mike Bloomberg, verfolgt mit der Anhebung der Tabaksteuer zwei Ziele. Zum einen will man die Einnahmen mehren, um neue Gesundheits- und Sozialprogramme aufbauen zu können. Zum anderen – und viel wichtiger – will man die Bürger ganz von den Zigaretten wegbringen.

Einen ersten Schritt hat man bereits getan. Infolge des Rauchverbots in Bars und Kneipen ist die Zahl der Raucher vor vier Jahren deutlich zurückgegangen, wie das städtische Gesundheitsministerium ermittelt hat. Von der jetzigen Steueranhebung versprechen sich offizielle Stellen, dass allein im Stadtgebiet von New York City 50 000 Erwachsene und 7000 Jugendliche die Kippen weglegen.

Man hat allen Grund optimistisch zu sein: Die letzte Anhebung der Tabaksteuer im Jahre 2002 hat die Zahl der Raucher um 21 Prozent bei den Erwachsenen und 52 Prozent bei Schülern gesenkt.

Um einen solchen Erfolg noch einmal zu erzielen, geben städtische Behörden kostenlose Nikotinpflaster aus, die künftigen Ex-Rauchern den Weg aus der Sucht erleichtern sollen.

Das wird nicht bei allen funktionieren. Die New Yorker Zeitung „AM“ zitiert nach einer Straßenumfrage trotzige Raucher, die ihre Zigaretten um (fast) keinen Preis aufgeben wollen. „Ich habe schon das Trinken aufgegeben“, meint ein Senior aus Greenpoint im Stadtteil Queens. „Wenn ich alle meine Laster aufgebe, können sie mich ja gleich begraben.“ Und eine 37-Jährige aus Forest Hills erklärt: „Ich würde bis zu 15 Dollar pro Päckchen zahlen, bevor ich ans Aufhören denken würde.“

Überraschende Ausagen in einer Zeit, in der eine dramatische Inflation bei Energie und Lebensmitteln den Amerikanern den Alltag bereits enorm verteuert hat. Zumal das 8-Dollar-Päckchen bedeutet, dass ein Raucher mit einem Konsum von einem Päckchen pro Tag im Jahr satte 3000 Dollar sparen könnte. Viele die sich das in den nächsten ausrechnen, werden die Kippen wohl bald weglegen. Andere jedoch denken sich allerlei Tricks aus, wie sich höhere Steuern umgehen lassen. So dürften zunächst die Tabakumsätze in New York’s Nachbarstaaten und in den nahen Indianerreservaten steigen.
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Starlight 05-06-2008 18:23

US-Wirte fürchten Euro-Touristen
Mittwoch, 4. Juni 2008

Der starke Euro hat Amerika eine ungeahnte Tourismuswelle beschert, von der nicht zuletzt in New York City die Hotels und Theater am Broadway profitieren. Auch in Restaurants und Bars sitzen und genießen massenhaft Deutsche, Fanzosen, Italiener… und das macht den Wirten Sorgen, denn die Europäer knausern beim Trinkgeld.

In New York gibt es keine Bedienung, die nicht irgendeine Horrorstory über geizige Touristen zu erzählen hat. „Wenn an der Bar einer kein Englisch spricht, dann weiß du schon, es wird ein Problem geben“, meint ein Bartender in einer Kneipe in Midtown Manhattan. „Da kannst du den ganzen Abend freundlich sein und mit den Gästen scherzen, und am Ende lassen sie keinen einzigen Dollar liegen.“

Die meisten Wirte wissen, dass die Europäer das gar nicht böse meinen. „Bei denen zuhause ist das eben anders“, weiß eine junge Bedienung. Und tatsächlich: In Europa scheint Trinkgeld fast überall eingepreist zu sein. Ähnlich wie in Deutschland wird auch in Frankreich, Italien, Schweden, Spanien und der Schweiz höchstens um ein paar Cent aufgerundet. In Großbritannien ist wenigstens ein Trinkgeld von 10 Prozent üblich, so dass New Yorker Etablissements mit den Gästen aus dem Königreich vergleichsweise wenig Probleme haben.

Doch sind in New York eben 15 Prozent Trinkgeld üblich; bei besonders gutem Service dürfen es auch 20 Prozent sein – für den Europäer durchaus möglich, bekommt er doch über den starken Wechselkurs ohnehin einen Discount.

Bei einem Rechnungsbetrag von 168 Dollar einen „tip“ von 2 Dollar liegen zu lassen, wie neulich bei einem Wirt im Finanzdistrikt passiert ist, ist also unentschuldbar. Zumal solche Knausrigkeit durchaus Folgen haben kann – für die Restaurants.

Als die Kette „Ruby Tuesday“ jüngst eine neue Filiale am Times Square eröffnet hatte, liefen ihr nach zwei Wochen die Bedienungen davon. „Es gab jeden Tag Kündigungen“, meint ein Sprecher des Managements. Da die weltberühmte Kreuzung mit ihren LCD-Tafeln und Neonreklamen fast ausschließlich von Touristen frequentiert wird, war der weitgehend über Trinkgelder bezahlte Job einfach nichts wert.

Das Unternehmen reagierte umgehend und rechnet seit kurzem ein Trinkgeld von 18 Prozent direkt mit ein. Andere Restaurants, vor allem in Touri-Vierteln wie etwa entlang der Fifth Avenue, sind nachgezogen. Damit bricht man notgedrungen mit dem US-Brauch. Den der sah bisher vor, dass Bedienungen und Bartender nur Mindestlohn bekommen und den größten Teil ihres Einkommens aus dem „tip“ ziehen.

Ein Tip also noch einmal für alle Touris, die im Sommer zwischen Freiheitsstaute und Grand Canyon flanieren wollen: Auf die Rechnung gehören 15 bis 20 Prozent aufgeschlagen, auf dass Europäer in den USA weiterhin gern gesehene Gäste sind.
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Starlight 05-06-2008 18:23

Wahlkampf an der Wall Street
Donnerstag, 5. Juni 2008

Für die amerikanischen Demokraten ist ein mühsamer Vorwahlkampf zu Ende gegangen; seit Dienstagabend steht Barack Obama als Präsidentschaftskandidat seiner Partei fest. Jetzt beginnt der Wahlkampf gegen den Republikaner John McCain, und auch die Wall Street schaut genau hin – vor allem bei Wirtschaftsthemen.

Für die meisten Amerikaner ist zur Zeit die Wirtschaft das wichtigste Thema, wenn es um die Wahl des nächsten Präsidenten geht. Angesichts eines schwachen Dollars, des hohen Öl- und Benzinpreises, eines schwachen Arbeitsmarktes und fallender Häuserpreise sind für die meisten Wähler zwischen New York und Kalifornien alle anderen Themen zweitrangig. Umso detaillierter werden die Kandidaten in ihren Konzepten zu Steuerpolitik, Sozial- und Krankenversicherung,

Da gibt es jede Menge Unterschiede, denn einig sind sich die Kandidaten nur in einem: Es muss sich etwas ändern im Land. Angesichts der Unzufriedenheit, die die Amerikaner in aktuellen Umfragen ausdrücken, ist das eine offensichtliche Strategie. Nur in welche Richtung verändert werden soll, sehen die Senatoren aus Arizona und Illinois anders.

John McCain, der es zur Zeit schwer hat, sich vom unbeliebten Präsidenten George W. Bush zu distanzieren ohne damit die konservative Basis seiner Partei zu verschrecken, will etwa an den Steuererleichterungen festhalten, mit denen der Amtsinhaber Großverdienern und Unternehmen in der Hoffnung entgegengekommen ist, die Wirtschaft anzukurbeln. Barack Obama hingegen will einen Großteil dieser Steuererleichterungen streichen, vor allem für Bürger mit einem Einkommen von mehr als 250 000 Dollar. Neue Steuersenkungen sill er hingegen dem Mittelstand bieten.

Ein Dauerproblem in Amerika ist die staatliche Sozialversicherung, denn der „Social Security“ geht das Geld aus. McCain will das Problem lösen, in dem Sozialleistungen gekürzt werden; Obama tritt hingegen für Steueranhebungen ein, um Sozialleistungen erhalten zu können. Von den höheren Abgaben wären die höheren Einkommensklassen belastet, die nach aktuellem Stand größtenteils einen niedrigeren Steuersatz zahlen als Unter- und Mittelschicht.

Unterschiedliche Ansichten gibt es auch über die Gesundheits- und Vorsorgepolitik. Der Republikaner McCain will mehr Amerikaner dazu drängen, sich selbst zu versichern. Die Konkurrenz in der Branche würde automatisch zu fairen Preisen und Konditionen führen. Daran glaubt der Demokrat Obama nicht: Er fordert eine Pflichtversicherung für alle Amerikaner über den Arbeitgeber, die von staatlicher Seite reguliert würde.

Deutliche Unterschiede zeigen die Kandidaten auch in der Energiepolitik. Angesichts hoher Öl- und Benzinpreise will John McCain einen „Gas Tax Holiday“ einführen. Danach würde über den Sommer hinweg die Benzinsteuer ausgesetzt, um Autofahrer an der Tankstelle zu entlasten. Für dieses Konzept trat auch Hillary Clinton ein, doch Barack Obama hielt dagegen – er warf seinen Konkurrenten „Anbiederung an den Wähler“ vor. Aus gutem Grund: Volkswirte glauben, dass die Maßnahme den Staat viel Geld kosten würde, während der Nutzen für die Verbraucher im Pfennig-Bereich läge. Eine langfristige Lösung der Energiekrise sieht Obama in der Entwicklung und Förderung alternativer Quellen.

Ein Dauerproblem für die amerikanische Konjunktur ist das Billionendefizit, das die Bush-Regierung in den letzten Jahren in den Haushalt gerammt hat. Die USA zu entschulden hat für beide Präsidentschaftskandidaten höchste Priorität; die Konzepte sind unterschiedlich: John McCain möchte die Ausgaben des Staates in nicht essentielle Bereichen für ein Jahr einfrieren, um deren Notwendigkeit zu prüfen. Obama hingegen reicht eine Einschränkung, die der Regierung die Disziplin verganger Zeiten auferlegen würde. Das Konzept heißt „pay-go“ – zahle am Ausgang. Damit dürfte der Kongress neue Programme nur beschließen, wenn man die Finanzierung durch Kürzung bei anderen Programmen oder die Einnahme neuer Gelder, sprich: Steuern, sichern könnte.

In bezug auf die Steuerpolitik dürfte John McCain an der Wall Street der beliebtere Kandidat sein; beim Volk allerdings stäßt Barack Obama auf offene Ohren. In Sachen Haushalt scheint Obama auch aus Sicht der Wall Street die besseren Konzepte zu haben. Damit werden die nächsten fünf Monate spannend.

Der direkte Schlagabtausch der beiden Senatoren könnte übrigens in der nächsten Woche ausgerechnet an der Wall Street beginnen: McCain und Obama denken über eine gemeinsame Debatten-Tour durch Amerika nach, die in der „Federal Hall“ beginnen soll. In dem historischen Gebäude gegenüber der New York Stock Exchange wurde einst George Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten vereinigt, seither ist das Haus ein Museum und Symbol für die Demokratie der USA.
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Starlight 09-06-2008 17:28

Zwischen Utopie und Zukunft
Montag, 9. Juni 2008

Während der Ölpreis in immer neue Höhen klettert, widersetzen sich konservative Amerikaner immer noch jeder neuen Idee. Statt ernsthaft über Energiespar-Konzepte nachzudenken, alternative Energien zu fördern oder ganz neue Phantasien zu entwickeln, fordern sie immer das gleiche: Mehr Öl bohren. In Alaska.

Die Republikaner und viele ihrer Unterstützer in konservativen Lobbygruppen glauben „ANWR is the answer“. Die Abkürzung, die Antwort auf alle Fragen verspricht, steht für das „Alaska National Wildlife Refugee“, ein Naturschutzgebiet im nördlichsten US-Bundesstaat, unter dem Öl liegt – das nicht gefördert werden darf.

Denn seit Jahren ist das Naturschutzgebiet für die Unternehmen Sperrgebiet. Hier leben Eisbären, Elche, Karibu und andere Tiere, viele von ihnen sind bedroht. Den Schutz irgendwelcher Tiere über das Menschenrecht auf Öl zu stellen, geht den Republikanern und der Öl-Industrie seit langem gegen den Strich, allein, man hat sich bisher auch mit einer Mehrheit in Washington nicht durchsetzen können.

Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Öl-Lager unter ANWR selbst nach offiziellen Schätzungen der Regierung derart gering sind, dass sich mit ihnen zwar Geld verdienen aber sicherlich keine Ölkrise verhindern ließe. Die Regierung in Washington hat berechnet, dass selbst eine Förderung auf vollen Touren – die frühestens in zehn Jahren möglich wäre – den Ölpreis höchstens um 75 Cent pro Fass senken würde. Bei einem aktuellen Ölpreis von rund 135 Dollar wäre das eine Ersparnis von etwa 0,5 Prozent.

Dazu kommt: Die Förderung in ANWR hätte keine lange Dauer. Selbst bei einem Förderbeginn in zehn Jahren hätte man bis 2027 den Gipfel erreicht; zehn Jahre später dürften die Vorräte erschöpft sein. Insgesamt ließe sich bis dahin etwa 1 Prozent der amerikanischen Öl-Nachfrage stillen – ein Schritt zu dem allgemein angestrebten Ziel der „Unabhängigkeit von ausländischem Öl“ ist das nicht.

Den Konservativen geht das nicht in den Kopf. „Wir könnten ja schon lange fördern, wenn Bill Clinton uns nicht gestoppt hätte“, mosert etwa Max Schulz vom Manhattan Institute auf dem amerikanischen Börsensender CNBC. Bis zu 1,5 Millionen Fass könne man heute täglich aus dem Boden ziehen. Zudem trete man ja auch für verstärkte Förderung im Golf von Mexiko ein.

Was Schulz & Co. weiterhin strikt ablehnen, ist ein allmähliches Umstellen auf andere Energien. „Solar- und Windenergie sind ja schöne Ideen, aber sie funktionieren nicht“, zieht er über eine Interviewpartnerin her. Die hingegen, Daphne Wysham vom renommierten Institute for Policy Studies hat recht konkrete Lösungsvorschläge. Mit Solardächern auf Parkplätzen kontert sie das Argument, dass auch Elektroautos mit Strom aufgeladen werden müssten. Erdwärme, Windräder und sogar Mikroorganismen spielen in den Plänen ihres Think Tanks eine Rolle – und sind allesamt wissenschaftlich untersucht und für die Zukunft als tragfähig befunden worden.

Es wird – auch bei Öl- und Benzinpreisen auf Rekordniveau – noch lange dauern, bis Amerika in Energiefragen umdenken wird. Viel zu lange hat sich das Land auf niedrigem Benzin und einem globalen Überangebot ausgeruht. Jetzt die Gewohnheiten umzustellen ist schwierig, wenn auch nicht unmöglich. Auf dem Automobilmarkt geht der Trend bereits weg vom SUV und hin zum Kleinwagen. Der vor kurzem noch belächelte Smart könnte in Amerika eine bessere Zukunft haben als man sich zunächst hätte träumen lassen.
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Starlight 10-06-2008 17:52

Osama und andere Langfinger
Dienstag, 10. Juni 2008

Ladendiebe gibt es überall: Schulmädchen lassen mal einen Lippenstift mitgehen, Jungs vielleicht eine CD, und Bart Simpson kann ein Lied davon singen, welche Folgen es hat, wenn die Finger allzu lang werden. Doch laut dem amerikanischen Einzelhandel klaut auch die Mafia im Laden, ebenso wie Osama bin Laden.

Der amerikanische Einzelhandelsverband NRF spricht von einem dramatischen Anstieg des organisierten Ladendiebstahls. In den letzten zwölf Monaten sind 85 Prozent aller jüngst befragten Mitgliedsläden Opfer von Ladendieben geworden; im Vergleichszeitraum des vergangenen Jahres waren es nur 79 Prozent.

In den einzelnen Läden sollen Zahl und Gesamtschaden der Diebstähle zwar zurückgegangen sein. Darin sieht NRF-Sprecher Joseph LaRocca aber keine Verbesserung. „Die meisten Ladendiebe sind heute breiter aufgestellt und gehen mehr Läden an.“

Sie können das, so der Verband, weil sie gut organisiert sind. Und das wiederum erkennen die Experten daran, dass immer mehr geklaute Ware später wieder auftaucht – meist in Internet, und dort auf Seiten, auf denen Verkäufer anonym bleiben. Zwei Drittel aller amerikanischen Einzelhändler, so die jüngste Umfrage, haben Geklautes aus ihren Shops in Webstores wiedergefunden, darunter Gegenstände ebenso wie Geschenkgutscheine.

Jetzt reicht es, meint der Branchenverband. „Die Läden ebenso wie die Einzelhänder haben es satt, dass durch organisierten Ladendiebstahl nicht nur Kosten für Unternehmen und die anderen Kunden entstehen, sondern dass indirekt auch Mafia-Aktivitäten und Terrorismus unterstützt werden,“ so LaRocca.

Entsprechend sehe man immer größere Anstrengungen seitens der Läden, Ladendiebstahl zu unterbinden. Große Ladenketten gäben jährlich bis zu 1 Million Dollar für Ladendetektive und andere Maßnahmen aus, heißt es. Die Investition kann sich lohnen: Laut FBI beläuft sich der Wert der in den USA geklauten Waren auf bis zu 30 Milliarden Dollar.

Wichtigste Waffe im Kampf gegen organisierte Langfinger ist LERPnet. Hinter der mysteriösen Abkürzung verbirgt sich ein Datennetzwerk, in dem Einzelhändler zwischen New York und Kalifornien Informationen über gefasste Ladendiebe horten, Trends verfolgen und gemeinsame Vorgehensweisen entwickeln. NRF hofft, damit den Schaden für Unternehmen einzudämmen – und Terrorismus zu stoppen.
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Starlight 11-06-2008 18:11

Hitzewelle hilft dem Einzelhandel
Mittwoch, 11. Juni 2008

Amerika stöhnt unter einer Hitzewelle. In weiten Teilen des Landes sind die Temperaturen in den letzten Tagen dramatisch angestiegen; über New York und Washington D.C. steht die Luft mit bis zu 40 Grad. Für den Einzelhandel kam der Sommer gerade recht, um die Umsätze anzustacheln.

Nachdem die Einzelhandelsumsätze in der Vorwoche noch um 0,8 Prozent eingebrochen waren und damit die aktuelle Verfassung des amerikanischen Verbrauchers recht genau wiedergaben, schnellten die Umsätze in den letzten Tagen um satte 1,7 Prozent in die Höhe. Dem Verbraucher geht es angesichts des hohen Ölpreises und des schwachen Arbeitsmarktes keinen Deut besser – aber er brauchte Abkühlung.

Sommerklamotten, so leicht wie möglich, flogen förmlich von den Regalen, in den Supermärkten gab es heiße Schlachten am Kühlregal. Doch auch hochpreisige Artikel fanden Abnehmer: Im Elektrohandel waren die Klimaanlagen mancherorts ausverkauft, in den Outdoor-Läden waren Gartenmöbel gefragt, in den Baumärkten alles rund um den Swimming Pool.

Die erste Hitzewelle dürfte in den nächsten Tagen vorbei sein, doch vor allem die Baumärkte freuen sich über anhaltend gute Geschäfte: Wo es nämlich in den letzten Tagen nicht gerade zu heiß war, wüteten brutale Stürme und Tornados. Mancherorts gab es Überschwemmungen. Das wiederum hob die Nachfrage nach Pumpen und Holz zum Schutz von Türen und Fenstern. Die Unternehmen rechnen weiter mit guten Verkäufen, wenn in zahlreichen betroffenen Nachbarschaften die Aufräumarbeiten beginnen.

Zu dem dramatischen Umsatzsteigerungen, die selbst Optimisten aus der Branche überrascht haben, hatten natürlich auch die Steuerrückerstattungen beigetragen, die mittlerweile bei den meisten Amerikanern eingetroffen sind. Seit Ende Mai sind 600 und 1200 Dollar schwere Schecks an Einzelzahler und Ehepaare unterwegs, mit denen US-Präsident Bush dem Verbraucher in Rezessionsängsten beispringen will.

Das Timing für die Umsatzsteigerungen hätte nicht besser sein können. Für die amerikanischen Läden ist der Juni der letzte große Verkaufsmonat, bevor im Juli die zahlreichen Verkaufsaktionen mit Margen erschütternden Sonderangeboten beginnen. Wer jetzt noch kräftig verkauft, muss bei weniger Artikeln im späteren Sommer die Preise senken.

Unterm Strich tat die Hitzewelle dem amerikanischen Einzelhandel also gut – doch in der Branche macht man sich nichts vor. Der Sommer wird nicht nur heiß, er wird für die Bürger auch teuer, und die meisten werden versuchen, ihre Ausgaben im Alltag dramatisch einzuschränken.
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Starlight 12-06-2008 17:54

Hitzewelle hilft dem Einzelhandel
Mittwoch, 11. Juni 2008

Amerika stöhnt unter einer Hitzewelle. In weiten Teilen des Landes sind die Temperaturen in den letzten Tagen dramatisch angestiegen; über New York und Washington D.C. steht die Luft mit bis zu 40 Grad. Für den Einzelhandel kam der Sommer gerade recht, um die Umsätze anzustacheln.

Nachdem die Einzelhandelsumsätze in der Vorwoche noch um 0,8 Prozent eingebrochen waren und damit die aktuelle Verfassung des amerikanischen Verbrauchers recht genau wiedergaben, schnellten die Umsätze in den letzten Tagen um satte 1,7 Prozent in die Höhe. Dem Verbraucher geht es angesichts des hohen Ölpreises und des schwachen Arbeitsmarktes keinen Deut besser – aber er brauchte Abkühlung.

Sommerklamotten, so leicht wie möglich, flogen förmlich von den Regalen, in den Supermärkten gab es heiße Schlachten am Kühlregal. Doch auch hochpreisige Artikel fanden Abnehmer: Im Elektrohandel waren die Klimaanlagen mancherorts ausverkauft, in den Outdoor-Läden waren Gartenmöbel gefragt, in den Baumärkten alles rund um den Swimming Pool.

Die erste Hitzewelle dürfte in den nächsten Tagen vorbei sein, doch vor allem die Baumärkte freuen sich über anhaltend gute Geschäfte: Wo es nämlich in den letzten Tagen nicht gerade zu heiß war, wüteten brutale Stürme und Tornados. Mancherorts gab es Überschwemmungen. Das wiederum hob die Nachfrage nach Pumpen und Holz zum Schutz von Türen und Fenstern. Die Unternehmen rechnen weiter mit guten Verkäufen, wenn in zahlreichen betroffenen Nachbarschaften die Aufräumarbeiten beginnen.

Zu dem dramatischen Umsatzsteigerungen, die selbst Optimisten aus der Branche überrascht haben, hatten natürlich auch die Steuerrückerstattungen beigetragen, die mittlerweile bei den meisten Amerikanern eingetroffen sind. Seit Ende Mai sind 600 und 1200 Dollar schwere Schecks an Einzelzahler und Ehepaare unterwegs, mit denen US-Präsident Bush dem Verbraucher in Rezessionsängsten beispringen will.

Das Timing für die Umsatzsteigerungen hätte nicht besser sein können. Für die amerikanischen Läden ist der Juni der letzte große Verkaufsmonat, bevor im Juli die zahlreichen Verkaufsaktionen mit Margen erschütternden Sonderangeboten beginnen. Wer jetzt noch kräftig verkauft, muss bei weniger Artikeln im späteren Sommer die Preise senken.

Unterm Strich tat die Hitzewelle dem amerikanischen Einzelhandel also gut – doch in der Branche macht man sich nichts vor. Der Sommer wird nicht nur heiß, er wird für die Bürger auch teuer, und die meisten werden versuchen, ihre Ausgaben im Alltag dramatisch einzuschränken.
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Starlight 16-06-2008 17:19

Amis fahren Zug und Bus
Donnerstag, 12. Juni 2008

Na also, es geht doch. Kaum wird Benzin in Amerika teuer – sagen wir: verhältnismäßig teuer, denn ein Liter Sprit kostet immer noch deutlich weniger als etwa in Deutschland – denken die Amis nun doch um. Die SUV bleiben stehen, kleinere Wagen sind gefragt und sogar im ungeliebten öffentlichen Nahverkehr steigen die Umsätze.

Die Amerikaner scheinen recht schnell eingesehen zu haben, dass sie auf fallende Spritpreise so bald nicht bauen müssen. Selbst das Energieministerium in Washington hat gerade seine Benzinpreis-Prognose für die nächsten Jahre nach oben revidiert. Unter 4 Dollar, so ist man sich sicher, wird der Kraftstoff nicht mehr fallen.

Im Gegenteil: Die Prognosen für den Ölpreis sind nach oben offen. Morgan Stanley spricht von 150 Dollar bis Anfang Juli, Goldman Sachs spricht auf mittelfristige Sicht von 200 Dollar und einzelne Analysten erwarten bis zu 500 Dollar pro Fass. Unrealistisch ist das nicht, wie ein schneller Blick nach China zeigt. Da soll sich die Zahl der Autos in den nächsten Jahren verdreißigfachen. Derweil zieht in anderen Schwellenländern die Industrialisierung schneller als erwartet an, was dort ebenfalls die Nachfrage nach dem schwarzen Gold antreibt.

Jane und John Doe, die amerikanischen Durchschnittsverbraucher, wollten es lange nicht wahr haben, aber sie reagieren nun doch. Aus und vorbei sind die Zeiten, als man sich um Billigsprit keine Sorgen machen musste und selbst in Städten mit guter Infrastruktur und wohlgeteerten Straßen mit gigantischen Trucks ins Büro Pendeln konnte. Jetzt ist Bus und Zug fahren angesagt.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass bereits im letzten Jahr 10,3 Milliarden Trips mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt wurden. Das ist das höchste Niveau seit 1957. In den ersten Monaten des laufenden Jahres hält der Trend an: Die Zahl der Fahrten ist um 3,3 Prozent auf 2,6 Milliarden gestiegen. Das sind 85 Millionen Fahrten mehr als vor einem Jahr. William Millar, Präsident des Branchenverbandes des amerikanischen Nahverkehrs APTA sagt: „Es gibt keinen Zweifel: Die hohe Benzinpreise lassen Amerikaner ihre Fahrgewohnheiten umstellen.“

Laut der APTA-Studie ist der Verkehr in Straßenbahnen um 10,3 Prozent gestiegen, in den Zügen sitzen 5,7 Prozent mehr Passagiere. Auch für Busse, Ubahnen und Hochbahnen sind die Trends intakt. Die Long Island Railroad, die zigtausende Pendler morgens nach New York City und abends nach Hause bringt, verzeichnet beim Passagieraufkommen ein Plus von 5,4 Prozent auf 86,1 Millionen. Das ist der höchste Stand seit 1949 – und das, obwohl man erst kürzlich die Fahrpreise angehoben hat.

Die Mehreinnahmen kommen den Nahverkehrsbetreibern gerade recht. Viele werden in den nächsten Monaten kräftig investieren müssen. In das Streckennetz und in neues Rollmaterial. Denn der Trend vom Auto zu Bus und Zug hat gerade erst begonnen. Laut einer Untersuchung von IBM wollten nämlich nur 31 Prozent der Verbraucher bei einem Benzinpreis von 4 Dollar umsteigen; bei einem Benzinpreis von 5 Dollar dürften es 66 Prozent sein. Und diese Marke dürfte bald fallen.
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Sparen am Vatertag
Freitag, 13. Juni 2008

Inflation und höhe Benzinpreise, Rezession und ein schwacher Arbeitsmarkt… das alles konnte jünst dem Muttertagsgeschäft nichts anheben. Wenn Mutti feiert, dann greifen die Amerikaner auch in finanziellen Engpässen noch tief ins Portemonnaie. Zum Vatertag sieht das anders aus: Der Einzelhandel rechnet mit Umsatzeinbrüchen.

Eine aktuelle Umfrage des Einzelhandelsverbandes NRF zeigt, dass der durchschnittliche Amerikaner in diesem Jahr 94,54 Dollar zum Vatertag ausgeben wird. Im vergangenen Jahr waren es noch 98,34 Dollar – damit ist der jährliche Dank um satte 4 Prozent schlichter geworden. Insgesamt belaufen sich die Vatertags-Umsätze in den USA wohlgemerkt noch immer auf 9,6 Milliarden Dollar.

„Die Verbraucher sind in diesem Jahr hin und hergerissen“, kommentiert NRF-Chefin Tracy Mullin, „und zwar zwischen der Liebe zum Vater und dem teuren Benzin.“

Vielen reiche es heuer, so Mullin, eine einfache Karte zu schicken… gegessen wird zunehmend zuhause. Nur noch knapp 40 Prozent der Befragten danken dem Vater mit einem Dinner im Restaurant. Geschenke gibt es allgemein weniger, und wenn, dann sind sie eher praktischer Natur: Hoch im Kurs liegen Kleidung und Geschenkgutscheine, etwas abgeschlagen rangieren Bücher, CDs und Sportartikel.

“Der Verbraucher steht eben unter Druck”, rechtfertigt der Einzelhandels-Analyst Phil Rist die Knauserigkeit am Vatertag. „Zu den hohen Öl- und Benzinpreisen kommt ja noch die Infaltion bei Lebensmitteln.“ Den meisten Vätern mache das auch gar nichts aus: Eine gute Zeit mit Freunden und Familien scheint laut Umfragen hoch im Kurs zu stehen und vielen mehr Wert zu sein als teure Geschenke.

Unklar bleibt, warum die Amerikaner aber beim Vater sparen, anstatt einfach den Kreis der Beschenkten einzuengen. Denn obwohl der Feiertag eigentlich dem „Dad“ gewidmet ist, feiern 27 Prozent der Amerikanerinnen auch mit dem Ehemann, 7 Prozent beschenken den Sohn, und in manchen Familien überträgt sich das Ereignis auf Brüder und sogar Freunde außerhalb der eigenen Sippe.
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Starlight 17-06-2008 17:32

Die Opec sorgt sich – zum Schein
Montag, 16. Juni 2008

Was für ein Wochenauftakt: Noch bevor die amerikanischen Börsen überhaupt eröffnet hatten, notierte der Ölpreis am Montagmorgen bei 139,89 Dollar – nur noch elf Cent unter der bisher unerreichten 140-Dollar-Marke. Die Rohstoff-Rallye geht ungehemmt weiter, obwohl die Opec nun doch die Produktion anheben will.

Der weltgrößte Öl-Produzent Saudi-Arabien macht sich wohl Sorgen um die langfristige Nachfrage nach zu teurem Öl. Dem UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon hat man mitgeteilt, man wolle die Förderquoten im Juni und Juli um 200 000 Fass pro Tag anheben. Doch wird das die Preise wohl kaum beeinträchtigen. Bereits im Mai hatte Saudi-Arabien die Quoten um 300 000 Fass pro Tag erhöht, was der Markt komplett ignorierte.

Auch die jüngsten Schritte werden kaum Linderung bringen, und das weiß auch Saudi-Arabien. Zwar dringen sorgenvolle Kommentare aus einigen Opec-Ländern, nach denen man angesichts zu hoher Ölpreise mit einem nachaltig sinkenden globalen Verbrauch rechne. Doch ist ganz offensichtlich, dass die Vertreter des Kartells mit solchen Äußerungen nur Politik betreiben. Und sich angesichts der aktuellen Rekordpreise mit jedem zusätzlich geförderten Fass auch noch extra bereichern.

Denn einen globalen Nachfragerückgang nach Öl wird es nicht geben. Zwar denken etwa in Amerika immer mehr Verbraucher um, die plötzlich ihren Wagen stehenlassen und beim Pendeln auf den ungeliebten öffentlichen Nahverkehr zurückgreifen. Auch werden weniger SUV und vermehrt Kleinwagen gekauft. Doch ist das nur eine Reaktion auf Preisanstiege, die vor allem dem explosionsartigen Wachstum in China, Indien und den Schwellenländern zurückzuführen sind.

In China soll sich, Experten zufolge, die Zahl der Autos in den nächsten Jahren verdreißigfachen. Wenn die Amerikaner langsam anfangen, statt dem zweiten Hummer eine mittelgroße Karosse zu kaufen, wird das die Benzinnachfrage nicht langfristig eindämmen.

Die Prognosen für den Ölpreis sind entsprechend düster: Sollte es den Saudis in den nächsten Tagen nicht gelingen, über ihre Mehrproduktion eine Preisblase platzen zu lassen, dann dürften schon in den nächsten Wochen nach den 130 und 140 Dollar auch die 150 Dollar fallen, wie ein Branchenanalyst am Montagmorgen schreibt. Zur Erinnerung: Morgan Stanley hatte bereits vor zwei Wochen einen Ölpreis von 150 Dollar für die erste Juli-Woche prophezeiht.
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Reifenmulch und Bio-Shirts
Dienstag, 17. Juni 2008

Es hat lange gedauert und unter anderem einen Rekord-Ölpreis gebraucht, doch mittlerweile stellt sich Amerika immer mehr auf „grün“ um. An vorderster Front kämpft jetzt sogar Wal-Mart und könnte das Konsum- und damit das Umweltverhalten des ganzen Landes ändern – dabei springt auch Profit heraus.

Die neue Umweltpolitik bei Wal-Mart hat dramatische Veränderungen in der Produktpalette mit sich gebracht. In der Lebensmittelabteilung finden sich zunehmend Produkte aus lokalem Anbau. Das hilft den Bauern vor Ort, schafft eine bessere Stimmung in den Kommunen und damit beim Kunden. Es spart zudem jede Menge Sprit, denn Lebensmittel müssen nicht mehr als aller Welt importiert werden.

Sprit zu sparen ist – angesichts der hohen Preise nicht überraschend – das Ziel hinter zahlreichen Innovationen bei Wal-Mart. So stellt man etwa im Kühlregal um und verkauft Milch zunehmend aus viereckigen Kartons anstatt der bisherigen bauchigen Plastikgallonen. Die Kartons lassen sich schneller und leichter stapeln, es passen mehr in einen Laster. Damit entstehen auf dem Weg von der Kuh zum Kunden weniger Kosten.

Wal-Mart hat sich diese Tricks wohlgemerkt nicht selbst ausgedacht. Einen ersten Hinweis auf was dereinst kommen könnte bekam man bereits vor Jahren, als etwa der Waschmittelhersteller Clorox auf Konzentrate in kleineren Verpackungen umstellte und damit seine „Green Line“ ins Leben rief. Die Produkte kamen beim Kunden gut an, da sie einerseits billiger waren und andererseits weniger schwer… dass das ganze gut für die Umwelt war, vestanden die Amerikaner im Laufe der Zeit auch noch.

Hinter dem Wandel, der mit Clorox anfing und mittlerweile bis zu organischer Baumwolle in einer eigenen T-Shirt-Reihe geführt hat, steht Matt Kistler, der bei Wal-Mart als Spezialbeauftragter für Umweltverträglichkeit arbeitet. Zu seinen Aufgaben gehört auch, über Trainingsprogramme die 1,9 Millionen Mitarbeiter des weltgrößten Einzelhändlers – ihrerseits natürlich auch Bürger und Verbraucher – zu grünem Denken zu erziehen. Immer mehr von ihnen pendeln nun in Fahrgemeinschaften, Recycling ist zu einem anerkannten Konzept geworden und selbst gesündere Ernährung und Sport werden vom Arbeitgeber vermittelt.

Das Vorzeigeprodukt Nummer Eins, das Wal-Mart für sein Umdenken präsentiert, ist der „Majestic Rubber Mulch“. Die entgifteten Gummischnipsel stammen aus alten Autoreifen, die im Unternehmen – bei eigenen Trucks und in den Werkstätten für Kunden – anfallen. Sie wurden früher teuer weggekarrt und entsorgt; heute werden sie geschreddert und kommen auf Spielplätzen und in Pool-Anlagen zum Einsatz, wo sie einen weichen Untergrund bilden. Der frühere Kostenfaktor „Altreifen“ ist zu einem Profitbringer geworden.

Wal-Mart ist mit seiner neuen, grünen Politik auf einem guten Weg. Das Unternehmen, dessen Sparmaßnahmen früher vor allem auf Kosten anderer (etwa der Mitarbeiter) gingen, hat eine Vorreiterrolle übernommen und dürfte dafür nun nicht mehr nur von den Discount-Kunden im Mittleren Westen gelobt werden, sondern auch bei den Großstädtern in New York und Kalifornien Ansehen finden. Dem Expansionskurs des Konzerns kann das nur helfen – und der Umwelt auch.
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Starlight 18-06-2008 17:55

Mit der Flut kam die Inflation
Mittwoch, 18. Juni 2008

Als würde die US-Konjunktur nicht schon genug unter der Inflation leiden… zum schwachen Dollar und hohen Rohstoffpreisen kommen jetzt Probleme mit dem Wetter. Die Jahrhundertfluten in Iowa haben mehr als eine Million Hektar Maisfelder zerstört, was die Lebensmittelpreise massiv steigen lassen könnte.

Die Maisbauern in Iowa hatten es in den letzten Monaten schon schwer. Ein harter Winter hat die Aussaat verzögert, im Frühjahr spielten die Temperaturen nicht mit. Jetzt aber ist alles aus. Die Fluten, die in den Städten meterhoch durch die Straßen zogen und Häuser bis zum Giebel verschluckten, haben einen der wichtigsten Agrarstaaten der USA bis zu 21 Prozent der Gesamternte gekostet.

Die Mais-Futures sind bereits zum Wochenbeginn auf ein Allzeithoch von 7,40 pro Bushel geklettert. Die Preise werden sich auf dem hohen Niveau halten, denn eine genaue Bestandsaufnahme ist erst in zwei Monaten zu erwartet – und es könnte durchaus noch schlimmer kommen: Wenn der Juli zu heiß wird, so Landwirte in Iowa, müssen weitere Abstriche gemacht werden.

Damit drohen allerdins nicht nur die Preise für Maiskolben auf dem Jahrmarkt zu steigen. Im Gegenteil: Der Verbraucher dürfte Preisanstiege in erster Linie bei Fleisch und Milchprodukten spüren, denn etwa die Hälfte des US-weit produzierten Mais wird an das Vieh verfüttert.

Ein großer Teil der Mais-Ernte fließt hingegen in die Produktion von Ethanol, was bereits seit Jahren für Probleme sorgt und ein politisches Streitthema ist. Denn die teure Produktion von Ethanol, die unter Umweltgesichtspunkten nicht einmal unumsritten ist, wird vom Staat subventioniert und hat dazu geführt, dass Landwirte in hohem Maße von anderen Getreiden auf Mais umgestellt haben, um in den Genuss der Zuschüsse zu kommen. Im Gegenzug sind die Flächen für Weizen, Roggen, Gerste, Mais und Soja zurückgegangen und die Preise für diese Produkte gestiegen.

Abgesehen von Ethanol taucht Mais aber noch in zahlreichen anderen Produkten des US-Alltags auf. Soda-Getränke, also etwa Coca-Cola, Fanta oder Sprite, sind mit Mais-Fructose gesüßt. Tortilla-Chips werden aus Maismehl fritiert und selbst in Zahnpasta ist das Getreide vertreten. Experten wiegeln zwar ab, der Mais-Anteil an solchen Produkten sei minimal und Preissteigerungen dürften gering ausfallen – ganz ausschließen will sie aber niemand. Wenn sie kommen, dann dürften sie bis weit in das Jahr 2009 anhalten.

In Washington sorgt man sich unterdessen um die Exporte. Große Anteile der US-Ernte – sowohl von Mais als auch anderer Getreide – werden ins Ausland verkauft. Nun werden nicht nur die Preise steigen, sondern man steht auch vor infrastrukturellen Problemen: Die Fluten haben zahlreiche Bahnstrecken zerstört und damit die Ausfuhr für Monate erschwert. Das ist umso Besorgnis erregender, als die Landwirtschaft zuletzt für einen großen Teil der US-Exporte zuständig war und damit eine deutlichere Ausweitung des Handelsbilanzdefizits verhindert hat.
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Starlight 19-06-2008 17:18

Robert De Niros Immobilienkrise
Donnerstag, 19. Juni 2008

Die Immobilienkrise in den USA zieht immer weitere Kreise. Zu den prominenteren Opfern gehörte jüngst Ed McMahon, der in den 60er- bis 90er-Jahren an der Seite des Late-Night-Urgesteins Johnny Carson berühmt wurde. Jetzt hat es auch Robert De Niro erwischt… doch der Hollywood-Star hat Luxussorgen.

Denn Robert De Niro hat sich nicht etwa verspekuliert, auch droht er nicht sein Haus zu verlieren. Im Gegenteil: Die Immobilienkrise des mehrfachen Oscar-Preisträgers dreht sich um ein 43 Millionen Dollar Hotel, das er im New Yorker Nobelviertel Tribeca gebaut hat. Es ist ein durchaus beeindruckendes Stück mit einer handgemauerten Steinfassade, Badewannen aus Carrara-Marmor – und ein exklusives Penthouse, das den Unmut der Nachbarn weckt.

Denn das Penthouse ist etwa 120 Quadratmeter größer als der Bebauungsplan vorsieht. Und überhaupt ein solches Luxus-Domizil auf einen siebenstöckigen Bau zu setzen, ist mit den Vorschriften eigentlich nicht zu vereinbaren. So musste der Bauherr höchstpersönlich vor einem städtischen Ausschuss antreten und seinen Bau rechtfertigen.

De Niro, in seinen Filmen eher ein Rauhbein, gab sich bei der Anhörung ganz milde. „Wir haben viele Jahre und viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt, um es ganz der Nachbarschaft anzupassen“, rechtfertigte er die Pläne. „Wenn es jetzt kleine Unstimmigkeiten gibt, entschuldige ich mich.“ So sei das eben mit großen Bauvorhaben.

Nicht dass De Niro mit solchen Projekten keine Erfahrung hätte. Das neue Hotel ist nur der jüngste Teil in einem Immobilien-Imperium, das der Schauspieler in den letzten zehn Jahren am Südzipfel Manhattans erschaffen hat. Dazu gehören bereits mehrere andere Hotels mit Zimmerpreisen ab 625 Dollar sowie Büros, einige Restaurants und das Tribeca Film Center, in dem seit 2002 das mittlerweile weltberühmte Tribeca-Filmfestival abgehalten wird.

Gerade ein solches Imperium schätzen aber nicht alle Nachbarn, und entsprechend scharf argumentierten die Gegner gegen den Schauspieler. Der habe ursprünglich ein kleineres Penthouse geplant, genehmigen lassen – und dann die Pläne geändert, wirft ihm Nedezhda Williams vom Historic District Council vor. Doch nicht nur durch seine Größe falle es jetzt aus dem Rahmen, sondern auch durch sein für die Nachbarschaft untypischen Mansardendach und dekorativen Elementen an der Fassade, die für das von schlichten Bauten aus der Industrialisierung gepräge Viertel „zu flauschig“ wären.

Das kann man auch anders sehen. Der Schauspieler Ed Burns, der mit Robert De Niro in „15 Minuten Ruhm“ vor der Kamera stand, gegenüber dem Hotel wohnt und auch zur Anhörung erschien, fand das umstrittene Gebäude „aus der Sicht eines Laien wunderschön“.

Der Schulterschluss der Hollywood-Größen beeindruckt die Nachbarn aber nicht. Sie drängen nach wie vor darauf, dass De Niro sein Penthouse verkleinern und den ursprünglichen Plänen anpassen muss, was diesen bis zu 1,5 Millionen Dollar kosten würde. Der Bauaussschuss hat noch kein Urteil gefällt, und um das Gremium nicht zu verärgern gab sich De Niro nach der Anhörung zunächst einmal ganz diplomatisch. „Es ist eben ein langer Prozess“, kommentierte er, der nun auf einen Schiedsspruch wartet.
© Inside Wall Street

Starlight 23-06-2008 17:36

Überstunden am Blackberry
Freitag, 20. Juni 2008

Überall wird getippt und gescrollt… der Siegeszug des Blackberry ist durch nichts aufzuhalten. Nicht einmal durch das iPhone. In Büros in ganz Amerika ist der kleine Alleskönner aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – und das ist ein Problem: Denn Mitarbeiter wollen plötzlich für Überstunden bezahlt werden.

Ganz überraschend ist nicht, was sich zur Zeit in den USA abzeichnet. Denn wer viel Zeit mit Geschäftsleuten verbringt, der kann schon lange beobachten, wie oft und wie hektisch da gesurft und geemailt wird, wie dringend und konzentriert irgendwelche Attachements gelesen werden müssen. Auch wenn gerade Freitagabend ist, gerne auch beim Dinner im Restaurant, auf dem Spielplatz mit den Kindern, sogar in der Disco und am Wochenende im Garten.

Kurz: Der Blackberry ist immer und überall, und manchem geht das zuweit. Die Autoren und Produzenten des Fernsehsenders ABC haben sich mit ihrem Unternehmen jetzt außergerichtlich auf Sonderzahlungen geeinigt, nachdem es auf Vorstoß der Gewerkschaft zu einem Streit gekommen war. Die Gewerkschaft hatte ihren Mitgliedern geraten, einen Voucher über Blackberry-Benutzung nach Feierabend nicht zu unterschreiben, weil man sonst das Recht auf Entlohnung für die vertippte Zeit verzichtet hätte. ABC zog daraufhin zunächst alls Mitarbeiter-Blackberrys ein.

Nach der Einigung herrscht zwar Ruhe bei ABC, doch andere Konzerne zittern. Denn Anwälte drohen mit einer ganzen Klagewelle. „Den meisten Chefs ist überhaupt nicht klar, was sich hier zusammenbraut“, meint der Rechtsanwalt Jeffrey Schlossberg. „Sie wissen oft gar nicht, dass ein Mitarbeiter gar nicht mehr im Büro sitzt, sondern längst Feierabend hat, wenn sie eine dringende Email schicken.“

Auf der anderen Seite liegt ein wenig Verantwortung natürlich auch beim Mitarbeiter, der seinen Blackberry nicht einfach liegen lässt oder ausschaltet. Doch der bekommt Rückendeckung von Psychologen. „Viele Leute haben einfach nur Angst etwas zu verpassen“, meint Valorie Burton, ein Life Coach aus New York. Aber in vielen Fällen stecke „mehr dahinter. Etwa die Angst, nicht als Team-Player zu gelten. Das geht dann bis zur Angst um den Job oder zumindest die nächste Beförderung.“

Allein einen Blackberry zu haben, setzt Angestellte in Corporate America also unter Druck. Den ertragen sie auch gerne, doch nur gegen Bezahlung.
© Inside Wall Street

Starlight 23-06-2008 17:37

Uncle Sam plant Entlassungen
Montag, 23. Juni 2008

Die amerikanische Konjunktur steht schon lange auf wackligen Füßen. Hohe Inflation, teure Rohstoffe, schwache Industrie und ein angeschlagener Arbeitsmarkt haben die USA in den Bereich einer Rezession gebracht – und Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Jetzt werden weitere Jobs gestrichen, und zwar ausgerechnet beim Staat.

In den Arbeitsmarktberichten der letzten Monate waren Staat und Kommunen immer die einzigen, die noch ein wenig gute Stimmung verbreiten konnten. Während am Bau, in der Industrie, im Einzelhandel und bei den Dienstleistungen immer mehr Jobs vernichtet wurden – seit Beginn des Jahres hat die US-Konjunktur etwa 250 000 Arbeitsplätze verloren –, wurde zumindest im öffentlichen Dienst noch eingestellt.

Doch damit ist jetzt Schluss. Den Kommunen fehlt das Geld. Niedrige Steuern, die vor allem von den Republikanern gerne als Allheilmittel für eine angeschlagene Konjunktur gepriesen werden, haben die öffentlichen Einnahmen drastisch einbrechen lassen. Entsprechend müssen Städte und Bundesstaaten sparen. Bis zu 45 000 Angestellte dürften in den nächsten Wochen ihre Schreibtische räumen, die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes rechnet mit vielen weiteren bis Jahresende.

Schuld daran sind dramatische Haushaltslücken. Fast alle amerikanischen Bundesstaaten starten nächste Woche in das neue Fiskaljahr und wissen nicht, wie sie ihre budgetierten Ausgaben bestreiten sollen. In 29 Staaten – darunter Kalifornien, Ohio und Florida – fehlen insgesamt 48 Milliarden Dollar, wie das Center on Budget and Policy Priorities berechnet hat.

Der Weg aus der Krise führt über Einsparungen; unter anderem über das Streichen von 1 Prozent der Stellen. Da im öffentlichen Dienst etwa 20 Millionen Amerikaner Arbeit haben, entspricht das rund 200 000 Entlassungen, die noch vollzogen werden dürften. Das wären mehr als die gebeutelten Bau- oder Autobranchen der Konjunktur bisher zugemutet haben.

Die drastischsten Einschnitte stehen in Tennessee an, wo in den nächsten Monaten 2000 Stellen oder 5 Prozent der staatlichen Jobs abgebaut werden sollen. In New York’s Nachbarstaat New Jersey stehen 3000 Jobs zur Disposition, in Ohio mehr als 2700. Die Stadt Detroit will allein 1300 Stellen abbauen, wenn man bis Monatsende keinen Käufer für den Detroit-Windsor-Tunnel gefunden hat. Eine Privatisierung dieser USAKanada-Verbindung hatte ursprünglich Millionen in den Haushalt spülen sollen, doch zeichnet sich ein Deal nicht ab.

Nicht alle Kommunen sind derart verzweifelt, dass sie Kernstücke ihrer Infrastruktur losschlagen müssen. Doch selbst in Städten und Staaten mit ausgeglichenem Haushalt sieht es nach einer Studie von Standard & Poor’s nicht viel besser aus. Da stehen zwar nicht unbedingt Entlassungen an, doch seien allerorten Einstellstopps verhängt worden; außerdem bietet man seit geraumer Zeit Frühpensionen an.

Schuld an der Misere ist Experten zufolge vor allem der Zusammenbruch auf dem Immobilienmarkt, der zu Zwangsversteigerungen im ganzen Land und einem Einbruch der Grundsteuern geführt hat. Aber auch die übrigen Steuersenkungen der letzten Jahre haben die Kommunen ausbluten lassen. Mit den geplanten Entlassungen setzt sich nun eine Spirale fort, die die USA immer tiefer in die von Experten bereits benannte Rezession führt.
© Inside Wall Street

Starlight 24-06-2008 18:08

NYSE erweitert nach Nahost
Dienstag, 24. Juni 2008

Der Wachstumskurs der New York Stock Exchange ist nicht aufzuhalten. Nach der Eingliederung neuer Trading-Systeme, dem Merger mit der Euronext und der Übernahme der Amex geht es jetzt nach Nahost: Für 250 Millionen Dollar steigt die Börse in Qatar ein; am Doha Securities Market soll die Expansion in neue Märkte beginnen.

Der Doha Securities Market (DSM), der bisher komplett in staatlicher Hand war, geht mit der NYSE Euronext eine strategische Partnerschaft ein, die noch in diesem Jahr offiziell beginnen soll. Insider rechnen mit keinen Schwierigkeiten bei den regulierenden Behörden.

Laut dem Abkommen der beiden Partner übernimmt die NYSE Euronext für 250 Millionen Dollar einen Anteil von 25 Prozent an der Börse in Doha. Für die New Yorker ist es die größte Auslandsinvestition in ihrer mehr als 300-jährigen Geschichte. Und eine der überraschendsten: Denn die Börse in Doha hält bereits eine Beteiligung an der London Stock Exchange, und eine strategische Partnerschaft mit dieser war im Vorfeld von den meisten Brancheninsidern erwartet worden.

Doch die NYSE Euronext hat wohl das attraktivere Angebot gemacht und neben der LSE auch die Deutsche Börse in Frankfurt ausgestochen, die ebenfalls Gespräche mit Qatar geführt hatte.

So begehrt war die Börse, weil sie es in ihrer kurzen Geschichte – der Handel begann erst im Mai 1997 – bereits zu einer Führungsposition gebracht hat. Der Doha Securities Market gehört zu den wichtigsten Handelsplätzen in der Region. Gelistet sind zur Zeit die Papiere von 43 Unternehmen, die Marktkapitalisierung liegt bei 126 Milliarden Dollar. Bis zum Jahr 2015 soll die DSM die zweitgrößte Börse in Nahost sein.

Ein solches Wachstum dürfte Qatar ohne einen starken internationalen Partner nicht geschafft haben. Jetzt will man auf die Technologien aus New York zurückgreifen, um Aktien, aber auch Derivate, Optionen und Rohstoff-basierte Anlagen zu handeln. Offizielle Währung bleibt dafür der Qatari Riyal, es sollen aber auch Investmentvehikel in anderen Währungen gelistet werden.
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Starlight 25-06-2008 18:09

Verzweiflung bei GM
Mittwoch, 25. Juni 2008

Bei General Motors regiert die nackte Angst. Nachdem sich die amerikanischen Automobilhersteller schon in den letzten Jahren meist nur mit Margen erschütternden Sonderangeboten gegen den Druck der asiatischen Konkurrenz behaupten konnten, holt man jetzt noch einmal aus: Auf 2008-Modelle gibt es tausende Dollar Rabatt.

Der Dow-notierte Autobauer, der jahrelang auf Trucks und SUV gesetzt hat und wegen des hohen Benzinpreises seit Monaten auf seinen Spritschleudern sitzen bleibt, erfindet nicht etwa das Rad neu, wenn er nächste Woche in einem „72-Stunden-Verkauf“ neue Rabatte anbietet. Im Gegenteil: Wer sich durchringt, einen GM zu kaufen, den unterstützt das Unternehmen mit billigen Finanzierungen wie man das in Krisenzeiten immer gerne gemacht hat.

Doch so teuer hat man sich die Kundenkredite bisher nicht gemacht. GM-Kunden, die sich für bestimmte Wagen der Modellreihe 2008 entscheiden, müssen nichts anzahlen, kaufen komplett auf Pump – und zwar sechs Jahre zinsfrei.

Branchenanalysten haben ausgerechnet, dass dieses Darlehen beim aktuellen Zinssatz der Banken einen Wert von etwa 8000 Dollar hat. Das sind 8000 Dollar, die General Motors direkt von den Margen abziehen kann… damit ist die Zeit der satten Gewinne mit großen Schlitten endgültig vorbei.

Doch GM dürfte längst keine Alternative mehr haben. Die schleppenden Verkäufe großer Vehikel haben zu hohen Lagerbeständen geführt, und die belasten die Bilanz des Unternehmens. Zudem braucht man dringend Cash und findet es offensichtlich hinnehmbar, pro Auto deutlich weniger einzunehmen als ursprünglich einmal veranschlagt worden war.

Einen ordentlichen Discount gibt man aber nicht nur auf einzelne Fahrzeuge. Auch ein Verkauf von Hummer, der Geländewagen-Reihe, die zum Sinnbild der Benzinverschwendung geworden ist und nach Jahren einer gewissen Bewunderung mittlerweile nur noch Hohn und Spott und vielleicht ein wenig Wut erntet, dürfte nicht mehr das bringen, was man sich vor einigen Jahren vielleicht erträumt hatte. Denn wenn überhaupt einer Hummer kauft, dann wird er wissen, dass sich die Protzkisten mit ihrem Rekordverbrauch zur Zeit nicht absetzen lassen.

Entsprechend eng wird es in den Kassen von GM bleiben. So eng, dass man gleichzeitig mit den gewaltigen Rabatten für 2008-Modelle Preisanhebungen für Fahrzeuge mit Baujahr 2009 ankündigt. Um durchschnittlich 3,5 Prozent sollen sich die Wagen verteuern, womit der Konzern die höheren Rohstoffpreise – in diesem Fall bei den Metallen – zumindest teilweise ausgleichen will.

Alles in allem bleibt die Lage bei GM – und beim Konkurrenten Ford – düster. Angesichts des Aktienkurses, der bei beiden Unternehmen unaufhaltsam fällt, werden in den Blogs düstere Szenarien diskutiert, die bis zum Konkurs der beiden amerikanischen Industrie-Legenden reichen.
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Starlight 27-06-2008 20:08

Der Verbraucher sieht schwarz
Donnerstag, 26. Juni 2008

Eine der großen Stärken der Amerikaner ist ihr unerschütterlicher Optimismus und der Glaube an ein siegreiches Ende. Allerdings ist das auch eine ihrer größten Schwächen. In einem konjunkturell schwachen Umfeld rechnen Analysten noch immer mit einem Aufschwung im zweiten Halbjahr – doch der Verbraucher sieht das anders.

Das Verbrauchervertrauen notiert zur Zeit, wie bereits vor ein paar Tagen bekannt wurde, auf dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren. Doch das ist nicht alles, schließlich ist der Index nur eine abstrakte Zahl in einem Universum von Daten und Grafiken, aus denen Experten und Amateure jeden Tag den Handel an der Wall Street destillieren.

Viel schlimmer als die schwache Zahl in einem Stimmungsindex ist die Überzeugung, mit der die Verbraucher ihren Unmut begründen. Sie leiden direkt unter den hohen Preisen für Energie und Lebensmittel – unabängig davon, dass die Kerninflation im Rahmen des Erträglichen liegt. Sie haben Angst vor weiteren Entlassungen in einem ohnehin schwachen Arbeitsmarkt – unabhängig davon, dass Analysten die meisten Branchen schon wieder in einem Aufwärtstrend wähnen.

Ganze 80 Prozent der Amerikaner rechnen zur Zeit damit, dass die US-Konjunktur in den nächsten Monaten weitere Stellen streichen wird; nur 20 Prozent glauben an eine Verbesserung der Situation. Ganze 75 Prozent glauben, dass es für die Wirtschaft weiter abwärts geht; nur 25 Prozent glauben den Analysten, die einen Aufschwung schon für die nächsten Wochen und Monate fest eingeplant haben.

Die Verbraucher dürften Recht behalten, nicht zuletzt weil sie mit ihren täglichen Ausgaben hinter zwei Dritteln der amerikanischen Konjunktur stehen. Ihr Pessimismus wird schon deshalb zu einer Prophezeihung, die sich selbst erfüllt. Wer Angst vor einem Rezession hat, der spart, anstatt in der Mall großzüig shoppen zu gehen… und genau das drückt die Wirtschaft noch tiefer.

Doch kann eine langfristige Gesundung der amerikanischen Konjunktur nur über einen solchen, reinigenden Auswasch führen. Die Amerikaner müssen ihre Schulden unter Kontrolle bekommen und lernen, innerhalb ihrer Verhältnisse zu leben.

Das heißt: Verzicht üben. Laut aktueller Umfragen ist die Menge der geplanten Investitionen beim Verbraucher zur Zeit erstmals seit Jahren rückläufig. Erstmals seit Jahren haben die Amerikaner in Umfragen angedeutet, weniger Urlaub machen zu wollen als im Vorjahr. Und egal ob Autos oder Küchengeräte, Unterhaltungselektronik oder Waschmaschinen, teure Ausgaben werden zur Zeit verschoben. Einzige Ausnahme: Der Umsatz mit Klimaanlagen dürfte in diesem Sommer erneut steigen. Ob das an der aktuellen Hitzewelle liegt oder an der allgemeinen Angst vor einer langfristigen Klimaerwärmung, ist unklar.

Einige Analysten schreiben nun ihre Prognosen um. Denn sie wissen, dass der Verbraucher am Ende seine wirtschaftliche Lage besser einschätzen kann als jeder Akademiker.
© Inside Wall Street

Starlight 27-06-2008 20:08

Fährt GM aus dem Dow?
Freitag, 27. Juni 2008

Für General Motors geht es weiter abwärts. Die Trucks und SUV will wegen der hohen Spritpreise keiner kaufen, Umsatz und Gewinn brechen weg, Entlassungen häufen sich, Goldman Sachs empfiehlt zu „verkaufen“… die einst so stolze amerikanische Industrie-Legende ist ins Stottern geraten und könnte bald sogar aus dem Dow-Jones-Index fallen.

Von den Indexverwaltern bei Dow Jones gibt es dazu wohlgemerkt keinen Kommentar und offiziell auch keine Pläne. Und weil man den Index erst im Februar neu besetzt hat – damals kamen Chevron und Bank of America für Honeywell und Altria Group – dürften auf absehbare Zeit auch keine neuen Verschiebungen mehr stattfinden. Doch in den Blogs fordern Experten nachdrücklich, dass General Motors auf den Pannenstreifen gehört, nicht aber in den wichtigsten amerikaniscen Aktienindex.

Es fallen einem aber auch zuviele Gründe ein, warum General Motors nicht länger unter den Top-30 der US-Konzerne gelistet werden sollte. Nach den jüngsten Kursverlusten notiert die Aktie zur Zeit auf dem niedrigsten Stand seit 33 Jahren. Die gesamte Marktkapitalisierung beläuft sich gerade noch auf 7,5 Milliarden Dollar. Das ist die geringste unter den Blue Cips – mit Abstand. Denn der Alu-Riese Alcoa, der auf dem zweitletzten Platz steht, kommt immer noch auf etwa 30 Milliarden Dollar.

Die Index-Verwalter dürften sich dennoch schwer tun, GM aus dem Dow zu nehmen. Denn das Unternehmen, das immer noch eine Viertelmillion Amerikaner beschäftigt und auf einen Umsatz von 180 Milliarden Dollar kommt, repräsentiert nun einmal – gemeinsam mit dem ebenso schlappen Konkurrenten Ford – die Automobilindustrie, und damit einen der bedeutendsten Wirtschaftszweige des Landes… historisch oder kulturell betrachtet.

Der CNN-Kolumnist Paul LaMonica schlug den Dow-Machern jüngst vor, gar nicht auf die Branche zu verzichten, sondern GM einfach durch Toyota oder Honda zu ersetzen. Ein interessanter Vorschlag. Zwar stehen im Dow nämlich amerikanische Konzerne, doch werden ja auch die Papiere der beiden asiatischen Industrieriesen an der New Yorker Börse gehandelt. Und auch Toyota und Honda beschäftien zigtausende von Amerikanern, haben Werke im Land… und stehen zudem in derselben globalisierten Welt wie die US-Konkurrenten. Und: Die übrigen 29 Dow-Konzerne machen einen Großteil ihres Umsatzes ebenfalls im nicht-amerikanischen Teil der Welt.

Dass man bei Dow Jones indes so weit gehen will, asiatische Papiere in den Standardindex zu nehmen, darf bezweifelt werden. Doch gibt es genügend Alternativen, denn einige Sektoren sind bei den Blue Chips durchaus unterrepräsentiert und könnten verstärkt werden. Hightech, zum Beispiel. Im S&P-500-Index, der gemeinhin als „marktbreit“ bezeichnet wird, kommen 17 Prozent der Aktien aus dem Hightech-Sektor, im Dow sind es mit Microsoft, Intel, IBM und Hewlett-Packard nur 13 Prozent. Vielleicht könnte man über eine Aufnahme von Cisco oder Apple nachdenken. Beide Unternehmen haben einen Marktwert von rund 150 Milliarden Dollar und einen Jahresumsatz von jeweils etwa 40 Milliarden Dollar.

Auch im Konsumsektor, vor allem in der Lebensmittelabteilung, könnte der Dow Verstärkung gut brauchen. Denn mit Coca-Cola ist zur Zeit nur ein einziger Konzern der Sparte gelistet, zumal Procter & Gamble seine Kaffeesparte gerade verkauft und McDonald’s eher ein Einzelhändler als ein Lebensmittelhersteller ist. So wäre zu überlegen, warum Dow Jones nicht Kraft Foods aufnimmt, die einstige Lebensmittelsparte des Ex-Blue-Chips Altria Group.

Oder PepsiCo. Der Brauseriese ist nicht nur breiter aufgestellt als Coca-Cola, sondern noch dazu größer und erfolgreicher als der Konkurrent, der bereits seit zwanzig Jahren unangefochten im Index hockt. Kritiker dürften fragen, ob sich die beiden Konzerne nicht dennoch zu ähnlich sind, um beide gelistet zu werden. Doch ein genauer Blick auf den Index zeigt, dass Individualtität noch nie ein Kriterium war. Bei seiner Gründung im Jahr 1896 umfasste er fast nur Rohstoff- und Eisenbahnwerte sowie Energieversorger. Und auch heute sind mit ExxonMobil und Chevron zwei fast identische Öl-Riesen sowie mit Citigroup, J.P. Morgan und Bank of America drei Banken vertreten.

Der Status von General Motors als Dow-Wert ist also langfristig keineswegs sicher. Wenn der Konzern weiter an Status verliert, könnte das Papier nach mehr als 80 Jahren aus dem prestigeträchtigen Index fallen. Das wäre traurig, doch fände sich GM in guter Gesellschaft. Der Lauf der Zeit hat bereits aus Konzernlegenden wie U.S. Steel, Eastman Kodak und Sears Roebuck Ex-Blue-Chips gemacht.
© Inside Wall Street

Starlight 30-06-2008 18:05

Das Zwei-Millionen-Dollar-Steak
Montag, 30. Juni 2008

Ein chinesischer Großinvestor und Hedgefond-Manager hat das teuerste Steak der Welt bestellt: Er wird demnächst im legendären New Yorker Steakhaus Smith & Wollensky speisen und zahlt dafür 2,1 Millionen Dollar. Normalerweise ist das Filet dort billiger, aber dann sitzt auch nicht Warren Buffett mit am Tisch.

Diese Gelegenheit ergibt sich nur einmal im Jahr. Dann versteigert das „Orakel von Omaha“ sich selbst für einen Abend. Wer sich bei Ebay durchsetzen kann, darf mit dem erfolgreichsten Investor der Welt dinnieren, dazu ein paar Freunde mitbringen und sich im kleinen Kreis Anlagetips holen. Der Erlös geht an die Glide Foundation, eine Stiftung, die sich um Arme und Obdachlose in San Francisco kümmert.

Die Glide Foundation freut sich nun über eine Rekordspende. Im vergangenen Jahr hatte die Buffett-Auktion gerade einmal 650 100 Dollar gebracht; der aktuelle Erlös erhöht den Jahresetat der Stiftung um fast 20 Prozent.

Zhao Danyang kann es sich leisten. Der Chef des in Hongkong ansässigen Pureheart China Growth Investement Fund, der sich nach seinem Ebay-Gebot nicht persönlich äußern wollte, scheint eine ähnliche Anlagestrategie wie Buffett zu haben und auf langfristige Investitionen in Unternehmen mit stabilen Marktanteilen und hoher Konkurrenzfähigkeit zu setzen.

Warren Buffett verfolgt diese Strategie seit Jahrzehnten und hat seine Holding Berkshire Hathaway zu einem der erfolgreichsten Unternehmen aller Zeiten und zur teuersten Aktie im amerikanischen Handel gemacht. Das Papier mit Stimmrecht kostet zur Zeit knapp über 120 000 Dollar. Der Bärenmarkt ist aber auch an Buffett nicht spurlos vorübergegangen: Seit dem Höchststand im letzten Oktober hat Berkshire Hathaway – ganz genau wie der Dow Jones – satte 20 Prozent an Wert eingebüßt.

Sorgen macht sich Buffett deshalb noch lange nicht. Mit Anlagen in sechzig Unternehmen ist er breit aufgestellt; Berkshire mischt in Finanz und Versicherungen, Kleidung, Möbeln, Schmuck, Energie und Flugzeugen mit. Zu den größten Einzelanlagen gehören die relativ krisenfesten Aktien von Coca-Cola und Anheuser-Busch, und kürzlich hat der selbsternannte Süßwarenexperte den Schokoriegel-Riesen Mars übernommen.

Ebenso wichtig wie eine breite Aufstellung im Markt ist für Buffett aber seine gemeinnützige Arbeit. Bereits vor zwei Jahren vermachte der zweitreichste Mann Amerikas sein gesamtes Vermögen der Bill & Melinda Gates Stiftung, die sich für die Ausrottung von Malaria und anderen tödlichen Krankheiten in der Dritten Welt stark macht. Ähnliches scheint auch Danyang im Sinne zu haben, der sich sein Steak mit Buffett deshalb gerne etwas mehr kosten lässt.
© Inside Wall Street

Starlight 02-07-2008 19:33

Die leichteste Aufgabe
Dienstag, 1. Juli 2008

In einem heißen Wahlkampf, in dem der Frust der Amerikaner über ihren amtierenden Präsidenten keine Grenzen kennt und sich die Sorgen der Wähler von Irak und Iran über die Wirtschaft bis hin zu Umweltschutz und Rente strecken, fragt man sich: Was wird die schwerste Aufgabe für den neuen Präsidenten werden? Und was die einfachste?

Volkswirte glauben, dass sich zumindest eine Aufgabe für Präsident Obama oder Präsident McCain weitgehend von selbst erledigen wird: der Arbeitsmarkt. Der liegt zur Zeit am Boden. Seit Anfang des Jahres hat die US-Konjunktur in jedem einzelnen Monat Stellen abgebaut – insgesagt mehr als eine Viertelmillion. Die Arbeitslosenquote liegt deutlich über 5,0 Prozent und damit viel zu hoch für die Amerikaner.

Da die Wirtschaft und mit ihr der Arbeitsmarkt zyklisch verlaufen, so die Experten, dürfte der nächste Herr im Weißen Haus von einem Aufschwung – möglicherweise schon ab den ersten Monaten des neuen Jahres – profitieren. Einen solchen Aufschwung könnte sich der beste Präsident nicht als eigenen Verdienst zuschreiben, doch wäre auch ein schlechter Präsident nicht komplett Schuld an einer schwächeren Entwicklung.

„So ist das nunmal: Wenn die Arbeitslosenquote zu Beginn der Amtszeit sehr hoch ist, wird sie wohl etwas schrumpfen“, kommentiert Joel Prakken, der Chairman der Beratungsfirma Macroeconomic Advisors. „Und wenn die Arbeitslosenquote am Anfang sehr niedrig ist, dann wird sie über die nächsten Jahre wohl etwas steigen.“

Lakshman Achuthan, der Direktor des Economic Cycle Research Institute, anerkennt zwar dass der amerikanische Präsident mit seiner Politik und mit seinen Entscheidungen ein Umfeld schaffen oder zumindest prägen kann, in dem wirtschaftliches Wachstum eher begünstigt oder eher behindert wird. „Viel mehr kann er aber nicht machen als nachher die Schuld auf sich zu nehmen oder die Lorbeeren zu ernten.“

Es sei gar keine Frage, dass Glück ein wichtiger Faktor sei, gibt sogar Jason Furman zu, der als wirtschaftspolitischer Berater Barack Obama zur Seite steht. Im Wahlkampf wird man sich mit solchen Aussagen wohl zurückhalten. Doch Insidern ist längst klar, dass der Präsident die wirtschaftliche Lage höchstens minimal beeinflussen kann.

So wollen Experten dem höchst erfolgreichen Bill Clinton nicht alles zuschreiben was der gerne als seinen Verdienst ausgeben würde. Die 23 Millionen neuen Arbeitsplätze, die die US-Konjunktur während seiner Amtszeit geschaffen habe, seien weniger der Regierung zu verdanken, sondern den bahnbrechenden Entwicklungen im Hightech-Sektor, die zu steilem Wachstum geführt hätte.

Auf der anderen Seite dürften Bush´s Entscheidungen nur eine Teilschuld am aktuellen Dilemma tragen. Diese aber wohl; dass Bush weder Öl- noch Automobilkonzerne in Zeiten steigender Preise mit neuen Regulierungen forderte, hat die aktuelle Energiekrise beschleunigt, und dass er Versicherern, Brokern und Banken freie Hand ließ, hat das Chaos an der Wall Street ebenso wie die Kredit- und Immobilienkrise begünstigt.

Je tiefer die Krise, desto besser die Aussichten für die aktuellen Kandidaten. Beide Lager versprechen, dass ihr Mann die strauchelnde amerikanische Wirtschaft am schnellsten auffangen und am nachaltigsten stabilisieren kann. Der Wähler kann sich nun aussuchen wem er glaubt, während Volkswirt Lakshman Achuthan seine eigene Ansicht zu einer erfolgreichen Politik hat. Die bestehe „zu 50 Prozent aus Glück, und zu 50 Prozent aus einer Politik, die keinen allzu großen Schaden anrichtet.“
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Starlight 02-07-2008 19:33

Die Wall Street setzt auf Obama
Mittwoch, 2. Juli 2008

Amerika mag noch ein halbes Jahr lang gespannt warten, doch für die Wall Street sind die Präsidentschaftswahlen gelaufen. Im New Yorker Finanzviertel hat man John McCain abgeschrieben; weitere acht Jahre Bush will man sich auch hier nicht vorstellen – obwohl die Republikaner einmal den Ruf hatten, besser für die Wirtschaft zu sein.

Doch nach acht Jahren Bush, in denen die Regierung 650 Milliarden Dollar in den Irakkrieg gesteckt hat, in denen Banken und Broker ohne jede Regulierung eine Kreditkrise von historischen Ausmaßen schafften, in denen der Dollar von einem Rekord-Tief auf das andere stürzte, Handelsbilanzdefizite unaufholbar wuchsen und die Fed zu einem rat- und machtlosen Beraterhaufen verkommen ist, hat man genug.

Finanzlegende Bill Gross, der bei Pacific Investment Management den größten Bond-Fond der Welt verwaltet und überzeugter Republikaner ist, hat jetzt einen offenen Brief an Barack Obama geschrieben. Als hätte der Senator aus Illinois die Wahlen schon erfolgreich hinter sich, schreibt Gross: „Sie haben ein großes Chaos geerbt. (…) Was auch immer Sie tun, um damit aufzuräumen, wird sehr teuer sein.“

Höhere Steuern für Hedgefond-Manager und Öl-Firmen alleine brächten wohl nicht genügend ein, um die USA aus ihrem Schlamassel zu ziehen, glaubt Gross. Die amerikanische Konjunktur bräuchte ein Stimulus-Paket von bis zu 500 Billionen Dollar, die von Obama geplanten Steuersenkungen für die Unter- und Mittelschicht eingerechnet. Obama werde als nächster Präsident nicht umhin kommen, erstmals in der Geschichte der USA ein Haushaltsdefizit von 1 Billion Dollar zu sehen – die Schuld gibt er wohlgemerkt nicht ihm, sondern der Politik seiner Vorgänger.

Gross ist nicht der einzige Finanz-Promi, der mit der Politik der Republikaner unzufrieden ist. Kein geringerer als Warren Buffett prangert Bush’s Steuerkonzept seit Jahren an und hat letztes Jahr sogar einmal nachgerechnet: Bei einer Erhebung in seinem eigenen Büro kam der Multimilliardär auf den niedrigsten Steuersatz; seine Mitarbeiter, von der Putzfrau bis zum Büroleiter, zahlten prozentual mehr an Uncle Sam.

Barack Obama hat bereits angekündigt, als Präsident die Steuern für die Oberschicht und die Unternehmen anheben zu wollen. Ein Nachteil im Wahlkampf ist das nicht, denn die Wall Street hat längst erkannt, dass die jüngsten Steuersenkungen – zumal in Kriegszeiten! – die USA an den Rand des Ruin getrieben haben. „Die Wall Street will jemanden, der die Staatsausgaben eingrenzt“, meint Wall-Street-Guru Jim Cramer. „Man will einen Clinton wie in den Neunzigern, als die Konjunktur im Rekordtempo wuchs.“

Die Wall Street will nicht nur; sie zahlt auch. Die Banken und Broker im New Yorker Finanzviertel haben bereits 9,5 Millionen Dollar in die Wahlkampfkasse von Barack Obama investiert – fast doppelt so viel wie auf das Konto von John McCain. Offizielle Unterlagen zeigen, dass vier der fünf größten Obama-Spender Angestellte von Goldman Sachs, UBS, JP Morgan und Citigroup sind.
Über den Ausgang der Wahl dürfte das einiges sagen. Denn die Wall Street weiß sich – meist – gut zu positionieren. Man spendet nicht zwingend an den Kandidaten, den man sich später im Weißen Haus wünscht, sondern an den, den man dort glaubt. Immerhin kann sich finanzielles Engagement nur dann direkt auszahlen.
© Inside Wall Street

Starlight 15-07-2008 18:05

Umdenken am Stammtisch
Dienstag, 15. Juli 2008

Amerika im Ausverkauf: Investoren aus Übersee kaufen die New Yorker Skyline, die Citigroup stößt Unternehmensteile nach Frankreich ab, GE verkauft das Verbrauchergeschäft nach Japan… und die belgische Inbev übernimmt eine der amerikanischsten Marken überhaupt: Budweiser. Die Amis ärgern sich, doch sie sind selber Schuld.

Das heißt, nicht alle Amerikaner sind schuld. Die demokratische Senatorin Claire McCaskill, die den Budweiser-Staat Missouri in Washington vertritt, weiß es genauer: „Das alles konnte nur passieren, weil die katastrophale Politik der letzten sieben Jahr den Dollar geschwächt hat.“ Damit hat sie natürlich recht, und doch wäre es allzu einfach, für die Misere bei Anheuser-Busch ganz alleine den Präsidenten verantwortlich zu machen.

Dessen Politik hat nämlich ein Stück weit nur widergespiegelt, was Amerika treibt: der Wille, immer mehr zu konsumieren und dafür immer weniger zu zahlen. Die totale Abhängigkeit der Amerikaner von Plastikschrott aus China und von Öl aus Nahost hat das Handelsbilanzdefizit explodieren lassen. Hohe Kriegsausgaben und niedrige Steuern haben zu einer Überschuldung der letzten verbliebenen Großmacht geführt. Dass der Dollar im freien Fall ist, ist nur die logische Konsequenz.

Der schwache Dollar hat wiederum Öl teurer gemacht. Die Öl-Produzenten verdienen sich dumm und dämlich und investieren ihre Petrodollar direkt wieder in den USA, wo sie sich die besten Grundstücke und Vorzeigeimmobilien schnappen, darunter zuletzt das Chrysler Building, das GM-Building, das „Flatiron“, die ehemalige Zentrale von Philip Morris, das Plaza-Hotel…sie alle gingen jüngst an Investoren überwiegend aus Nahost.

Der Durchschnitts-Ami bekommt davon nichts mit, und er weiß auch nicht, dass das Ausland den USA seit Jahren Milliarden-Kredite gibt, von denen das Land längst abhängig geworden ist. Insofern könnte ausgerechnet die Übernahme von Anheuser-Busch ein Umdenken einleiten, denn davon hat das Volk gehört – und es ist zornig.

„Ich habe Budweiser immer mit Stolz getrunken“, zitiert CNN einen (offenbar geschmacksgeschädigten) Bar-Besucher. „Damit ist jetzt Schluss.“ Und ein anderer erklärt, er habe sein „Bud Light“ vor Schreck nicht einmal austrinken können, als er in den Nachrichten von der Übernahme des Konzerns gehört habe.

Wenn der erste Schock vorüber ist, werden sich viele Kneipengespräche darum drehen, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass fortan die Belgier in St. Louis das Sagen haben. Und warum die Scheichs in Penthouses am Central Park in Manhattan einziehen, wo die meisten Amerikaner längst ausgepreist sind. Vielleicht wird dem ein oder anderen auffallen, dass Amerika seine Stellung als Weltmacht verkauft hat.

Das „amerikanische Jahrhundert“ ist vorbei, die Nation ist zu einem Haufen hochverschuldeter Konsumenten geworden, die sich auf den Errungenschaften früherer Generationen ausgeruht hat. Bahnbrechende Erfindungen gab es zuletzt nicht, keine wichtigen neuen Technologien, keine erfolgreichen politischen Initiativen. Dafür die Arroganz, aufstrebende Schwellenländer als Markt nicht ernst zu nehmen und sich lieber in die eigene Flagge einzunähen.

Eines ist sicher: Wenn das alles am Stammtisch ausdiskutiert wird, dann wird das Bier auch wieder fließen. Denn im Frust wird den Amis letztlich egal sein, welcher Konzern am Braukessel rührt.
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Starlight 16-07-2008 17:38

Steuersorgen in Jersey und Washington
Mittwoch, 16. Juli 2008

In Jersey City wird gewählt. Das interessiert mich, denn ich wohne dort. In einem kleinen, aber netten Haus direkt am Park und nur eine halbe Stunde von Manhattan entfernt. Die Gespräche am Rande des Wahlkampfs in der Stadt mit einer Viertelmillion Einwohnern zeichnen ein typisches Bild von einem fehlgeleiteten Amerika.

Den Rest der Welt muss eigentlich nicht interessieren, ob Jeremiah Healy im Rathaus verbleiben darf oder ob sich der frühere Mayor Brett Schundler zurückmeldet, der zwischenzeitlich erfolglos für den Posten des Gouverneurs von New Jersey kandidiert hatte. Oder ob möglicherweise die Witwe eines früheren Bürgermeisters, die Staatssenatorin Sandra Cunningham, das Werk ihres verstorbenen Gatten fortsetzen wird.

Trotzdem lohnt es sich, in dieser frühen Phase des Wahlkampfes einmal hinter die Kulissen zu schauen. So hat der „Jersey City Reporter“ in seiner letzten Ausgabe Bürgerinnen und Bürger befragt, die ihre Forderungen an den neuen Chef im Rathaus formulieren sollten. Doch denen fällt nur ein wichtiger Aspekt ein: „Hausbesitzer wollen wissen, dass sie auf Stadt- und Kreisebene keine Steuereröhungen befürchten müssen“, meint etwa der Immobilienmakler Antonio Dabu.

Doch der sagt das nicht aus dem Blickwinkel seines Jobs, sondern bringt auf den Punkt was Jersey City – und im weiteren Sinne alle anderen Amerikaner – bewegt: das Leben muss weiterhin billig sein. Die Bush-Regierung hat mit ihrer platten Polemik in den letzten Jahren erreicht, dass niedrige Steuern als ein Grundrecht aller Bürger gesehen werden, auch wenn das langfristig nicht realisierbar ist.

Für Jersey City auf keinen Fall, denn der Stadt stehen einige wichtige Investitionen bevor. Die Infrastruktur der immerhin zweitgrößten Metropole des Staates New Jersey, die sich wegen des anhaltenden Zustroms ins benachbarte Manhattan auf weiteres Bevölkerungswachstum einstellt, ist in katastophalem Zustand. Selbst in den besseren Vierteln erinnert manche Straße an einen Schotterpfad in der Dritten Welt. Die wichtigste Autobahnbrücke wurde jüngst von Statikern überprüft werden und muss für mindestens 10 Millionen Dollar ausgebessert werden.

Strom- und Telefonkabel sind größtenteils überirdisch verlegt und hängen manchmal bedrohlich tief über Gärten und Straßen. Die Kanalisation ist mit jedem größeren Regensturm überfordert. Straßen und Keller fluten regelmäßig. Zudem ist die Stadt schmutzig, der See im größten öffentlichen Park dicht bedeckt mit Algen.

Doch es stehen nicht nur Umbauarbeiten an. Der Stadtkern nahe des historischen „Journal Square“ lockt mit seinen Ramschläden und Billigkiosken niemanden an. Ganze Straßenzüge müssen dringend renoviert werden, am wichtigsten Bahnhof stehen sogar Abrissarbeiten an, durch die eine Reihe brüchiger und verlassener Pizza-Baracken einem modernen Wolkenkratzer weichen soll.

In all dem liegt die Zukunft von Jersey City, doch die Bürger haben dafür keinen Blick. Steuersenkungen sind das einzige, was eine Mehrheit interessiert – ganz wie das auch auf US-Ebene gilt. Erst in dieser Woche hat Präsident Bush in seiner Rede zur Wirtschaft immer wieder betont, dass die schlimmste Gefahr für Amerika seitens der Demokraten droht, die nämlich die Steuern anheben und die Bürger abzocken wollen.

Hinter diesem Geschwätz steckt Kalkül. Bush hat die Steuern in den letzten sieben Jahren derart gesenkt – (was in Kriegszeiten übrigens noch nie vorkam!) – dass nun ein gewaltiges Haushaltsdefizit besteht. Den Demokraten wird im Falle einer Machtübernahme im nächsten Jahr gar nichts anderes übrig bleiben, als über Steueranhebungen die Staatskassen wieder zu füllen. Damit werden sie den Republikanern Munition für den Wahlkampf in vier Jahren liefern.

So gesehen ist das Wohl der Nation endgültig zum Politikum geworden. In den USA und in Jersey City, wo ich persönlich nicht damit rechne, dass die Stadt in dieser oder der nächsten Legislaturperiode aus ihrem Tiefschlaf erwachen und ihr Potenzial verwirklichen wird.
© Inside Wall Street

Starlight 22-07-2008 18:44

Ein „Joker“ für die Kinokasse
Montag, 21. Juli 2008

Zwischen Inflation und anderen konjunkturellen Sorgen lassen sich die Amerikaner doch nicht allen Spaß nicht nehmen. Am Wochenende strömten sie ins Kino wie noch nie zuvor – trotz höherer Ticketpreise. Der Kinostart von „The Dark Knight“ bescherte der US-Filmbranche Rekordumsätze.

Das aktuelle Batman-Abenteuer wäre wohl ohnehin ein Riesenerfolg geworden, denn in den USA laufen Superhelden immer gut: Unter den „Top 20“ der erfolgreichsten Filme überhaupt finden sich etwa alle drei Folgen von Spider-Man, der in den letzten Jahren auch die stärksten Eröffnunswocheneden verbuchen konnte – gefolgt von weiteren Helden wie Iron Man, X-Men und, als Ausnahme, dem Fluch der Karibik.

Dass Anfang des Jahres aber viel zu früh der begnadete Heath Ledger starb, der in seiner letzten Rolle den „Joker“ verkörpert, hat den Film in den letzten Monaten noch viel sensationeller erscheinen lassen. Seit die ersten Kritiker sogar einen posthumen Oscar für Ledger fordern war klar: Das zu Time Warner gehörende Studio Warner Bros. dürfte mit „The Dark Knight“ einen Erfolg von historischen Ausmaßen landen.

Und so kam es auch. An den ersten drei Tagen wurden an den amerikanischen Kinokassen 155,34 Millionen Dollar umgesetzt und damit mehr als mit jedem anderen Film am ersten Wochenende. Ein wenig hatte man das natürlich dem breiten Start zu verdanken, denn immerhin lief der Film auf mehr als 4500 Leinwänden zwischen West- und Ostküste. Vorstellungen gab es rund um die Uhr, in den Metropolen bildeten sich auch in den frühen Morgenstunden lange Schlangen.

Dazu kamen die Vorstellungen in den Imax-Theatern, wo „The Dark Knight“ ebenfalls alle Rekorde brach. Auf der übergroßen Leinwand spielte der Film 6,2 Millionen Dollar ein und damit deutlich mehr als der Kollege im Spinnenkostüm, der es auf 4,7 Millionen Dollar brachte.

In Übersee deuten die ersten Zahlen auf ähnliche Erfolge hin: In Australien, Mexiko, Brasilien und einigen anderen Märkten kamen noch einmal 40 Millionen Dollar zusammen.

Die Produktionskosten von 185 Millionen Dollar sind also bereits eingespielt bevor der Film wichtige Märkte in Europa oder die DVD- und Fernsehverwertung überhaupt erreicht hat.

Das Batman-Abenteuer trug dazu bei, dass am Wochenende Feiertagsstimmung nicht nur bei Warner, sondern in der ganzen Branche herrschte. Denn mit einem Gesamterlös von 253 Millionen Dollar für alle Filme verzeichnet man einen weiteren Rekord. Daran haben außer Batman und Heath Ledger vor allem vier Superhelden aus Schweden Anteil: Die Filmfassun des ABBA-Musicals „Mamma Mia“ debutierte nämlich mit einem Umsatz von 27,6 Millionen Dollar auf Platz Zwei der Kinocharts.

Peanuts gemessen am „Dark Knight“, wohlgemerkt. Dafür leben die Schweden noch. Für Hollywood-Insider ist klar, dass der frühe Tod von Heath Ledger Umsatz gebracht hat. „Die letzten fünf Batman-Filme haben mit durchschnittlich 47 Millionen Dollar eröffnet“, rechnet Paul Dergarabedian vom Mediendienst Media By Numbers vor. „Der Tod von Heath Ledger hat dem Film eine gewisse Aura verpasst.“ Die Diskussion um eine spektakuläre schauspielerische Leistung ist indes auch nicht von der Hand zu weisen; Kritiker planen den Oscar fest ein.
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Starlight 22-07-2008 18:44

Hillraiser helfen Obama nicht
Dienstag, 22. Juli 2008

Kaum hatte Hillary Clinton im Juni ihren Vorwahlkampf gegen Senator Barack Obama beendet, traten die beiden gemeinsam auf mit einem neuen Ziel: Einheit zu zeigen, und mit gemeinsamer Kraft den Kandidaten der Demokraten ins Weiße Haus zu schicken. Doch die erste Bilanz fällt ernüchternd aus: Hillary-Fans ziehen nur bedingt mit.

Zwar scheint sich Barack Obama laut Umfragen einen guten Teil der 18 Millionen Stimmen gesichert zu haben, die zunächst hinter Hillary Clinton standen. Das zeigt zum Beispiel ein Blick auf die Wählerinnen: Bei den Frauen hat der Senator aus Illinois seinen Vorsprung gegenüber dem greisen John McCain gewaltig ausgebaut.

Ansonsten ist von Einheit aber nicht viel zu spüren. Da half es auch nicht, dass Clinton und Obama unmittelbar nach dem Ende des Vorwahlkampfes in dem schicksalhaft benannten Ort „Unity“ in New Hampshire auftraten um ihre Fand zusammenzuführen. Ein Blick in Obamas Bücher zeigt nämlich, dass sich die Unterstützung der „Hillraisers“ in Grenzen hält.

Die „Hillraisers“ sind die Gruppe unter den Clinton-Fans, die sich in deren Wahlkampf mit besonders hohen Spenden hervorgetan haben. Darunter sind vor allem Angehörie der Oberschicht, die als Spendensammler auftraten und etwa bei hochkarätig besetzten Gala-Veranstaltungen in ihren Privatvillen jeweils mindestens 100 000 Dollar zusammengebracht haben.

Insgesamt solche 311 Großspender sind in Clintons Wahlkampfunterlagen aufgeführt; nur acht von ihnen haben bisher auch für Obama gespendet – zusammen schlappe 19 250 Dollar. Und selbst die kleineren Spender eingerechnet war Hillary Clinton bisher keine große Hilfe für den einstigen Kontrahenten: Insgesamt haben 2200 frühere Clinton-Unterstützer in Obamas Kriegskasse einbezahlt, so kamen 1,8 Millionen Dollar zusammen. Das sind gerade einmal 4 Prozent der 52 Millionen Dollar, die der Kandidat im vergangenen Monat eingesammelt hat.

Nicht dass Obama dringend mehr Geld braucht. Denn im Verleich zu seinem republikanischen Gegner John McCain ist der Senator bestens ausgerüstet. Doch wirft die mangelnde Unterstützung, die Obama aus dem Clinton-Lager bekommt, einen Schatten auf das Bild von der Einheit – eben: Unity – dass die beiden verbreiten wollen.

Das ist umso kritischer, als Hillary Clinton for die Unterstützung aus ihren Reihen eine Gegenleistung von Obama verlangt: Der soll ihr mit eigenen Spendenaufrufen helfen, ihre Wahlkampfschulden von mehr als 25 Millionen Dollar abzutragen. Für den Kandidaten dürfte das keine Priorität haben, solange aus dem Clinton-Lager keine merkliche Unterstützung für seine Bewerbung um die Präsidentschaft kommt.

Ob sich die „Hillraiser“ noch aufraffen, ist ungewiss. Denn Experten vermuten, dass sie sich – angestachelt von einem aggressiv geführten Vorwahlkampf – nur durch eine Option auf die Seite Obamas schlagen wollen: Wenn dieser Hillary Clinton als Vizepräsidentin mitziehen würde. Das scheint aber unwahrscheinlich. Obama würde damit nämlich unglaubwürdig machen. Sein Wahlkampfmotto ist schließlich „Change“; und eine grundlegende Veränderung der angestaubten und festgefahrenen Politik in Washington dürfte sich in einem Team mit der ehemaligen First Lady (und ihrem Mann) kaum durchführen lassen.
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Starlight 25-07-2008 18:54

Tabuthema Schulden
Donnerstag, 24. Juli 2008

Die Amerikaner sind bekanntlich prüde. Sehr prüde. Doch zur Zeit, das hat eine Umfrage ergeben, reden sie lieber über Sex (oder sogar Todesfälle in der Verwandschaft) als etwa über ihre Kreditwürdigkeit und Verschuldung. Satte 82 Prozent der Bevölkerung vermeiden dieses Thema, zum Teil weil sie es nicht einmal verstehen.

Dass sich viele Amerikaner in eine Schuldenfalle verrannt haben, zeigen einige Statistiken auf den ersten Blick. Der durchschnittliche US-Haushalt hält 13 Kreditkarten, auf denen insgesamt 8565 Dollar Schulden lasten. Dazu kommen 14 414 Dollar an Schulden auf Auto oder Ausbildung, mehr als 10 000 Dollar an Krediten auf das Haus… und noch einmal 84 911 an ausstehenden Hypotheken.

Im Gegensatz dazu fällt die Sparrate erbärmlich aus: Der Durchschnitts-Ami legt pro Jahr gerade einmal 392 Dollar auf die Seite – so wenig wie seit den 1930er-Jahren nicht mehr.

Angesichts dieses Missverhältnisses und der aktuellen Kredit- und Liquiditätskrise haben zalreiche Banken nun die Hürden für neue Kredit etwas höher gestellt. Das frustriert die Amerikaner, von denen laut jünsten Umfragen ein großer Teil bislan nicht wusste, dass der von drei unabhänigen Firmen geführte „Credit Score“ – also der numerische Wert der Kreditwürdigkeit – das persönliche Risiko misst, dass ein Schuldner für eine Bank darstellt.

Überhaupt ist vielen der Risikogedanke ohnehin fremd. Heute kaufen, morgen Zahlen war jahrzehntelang das Mantra von Corporate America. Kunden fahren heute Wagen, für die sie bis 2012 keine Zahlungen leisten müssen. Kunden kaufen Flachbildschirme und Computer ohne Anzahlung und Immobilien mit monatlichen Raten, die weniger als die jeweile Zinslast decken.

Solche Angebote gab es in den letzten Monaten wohlgemerkt immer seltener, denn den Unternehmen werden die Finanzierungskosten zu hoch. Zudem steigt die Zahl der Zwangsvollstreckungen. Die drohen vor allem schlecht oder gar nicht informierten Kunden, die ihre Kreditkarten überreizt haben, ohne sich je über die Konsequenzen Gedanken zu machen. Dabei sind diese gravierend: Überlastete Karten senken die Kreditwürdigkeit und ziehen Strafzinsen nach sich; auf diese Weise verliert der Durchschnitts-Ami pro Jahr 105 Dollar. Das ganze Land verschwendet jährlich geschätzte 28 Milliarden Dollar, die sich über eine klügere Kreditkarten-Handhabe sparen ließen.

Nachdem das Land lange stolz auf den scheinbar nie endenden Strom neuer Kredite war, ist die ganze Sache heute peinlich – weshalb die Umfrage eines Medieninstitutes wohl die hohe Belastung der Bürger als neues Top-Tabu erkannt hat. Kredite und Schulden werden nicht mehr öffentlich diskutiert, dann schon eher Sex.

Ein Blogger hat unterdessen einen tollen Vorschlag für eine ganz besonders unangenehme Diskussion: Ich hatte einmal Sex mit einer Frau, die eine ganz niedrige Kreditwürdigkeit hatte…
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Starlight 05-08-2008 18:36

Blond und pessimistisch


Bei einer Wanderung im Schwarzwald – auch Börsenreporter machen Urlaub! – hat man mich jüngst erkannt und gefragt, ob mir bewusst sei, was man im Mittelalter mit den Überbringern schlechter Nachrichten getan hat. Und ob ich manchmal Angst hätte. Ich habe dann meinen Schritt beschleunigt und bin schnell zu Tal gestiegen.

Wirklich Angst haben muss ich aber nicht, denn leidende Anleger, denen in den letzten Monaten Großteile ihres Aktienvermögens abhanden gekommen sind, haben größere Feinde als mich. Ich berichte schließlich meist, wenn etwas schon passiert ist. Anders als Meredith Whitney, die prominenteste Analystin von Oppenheimer & Co., die der Wall Street am Montagmorgen eines überzieht.

Die Kreditkrise sei noch lange nicht vorbei, sagt die attraktive Expertin, die in Finanzkreisen ein Superstar ist und mit blonder Mähne und Model-Lächeln bestimmt viel öfter erkannt wird als ich.

Wenn Whitney das sagt, hört die Wal Street zu, denn viele Aussagen der zur Zeit tief bärischen Analystin haben sich in letzter Zeit bewahrheitet – etwa die Ankündigung, dass die Citiroup die Dividende senken würde. Oder natürlich ihre ursprüngliche Prognose von Oktober 2005, nach der amerikanischen Banken wegen hoher Subprime-Investitionen und fallender Häuserpreise „ungeahnte Kreditabschreibungen bevorstehen“ würden.

Das alles ist passiert, sei aber noch nicht weit genug gegangen, meint Whitney jetzt. Im Wirtschaftsmagazin Fortune und am Montagmorgen beim wichtigsten amerikanischen Börsensender CNBC malt sie tüchtig schwarz. Das „inzestuöse Verhältnis“ zwischen Banken und Ratingagenturen habe noch viel weitreichendere Folgen für die Finanzbranche als bisher bekannt. Immerhin seien Moody´s und Standard & Poor´s zur Zeit dabei, ihre Fehler gutzumachen und zahlreiche zu hoch eingestufte Papiere und Kredite abzuwerten – mit den bekannten Folgen:

Erneute Abschreibungen und Kapitalverlust würden die Banken weiterhin zwingen, neues Kapital aufzunehmen. Das gelingt am ehesten durch die Ausgabe neuer Aktien, die aber zu einer Verwässerung der Gewinne führt. Anleger von Citigroup, Merrill Lynch und Washington Mutual können ein Lied davon singen.

Abgesehen von den Risiken der Kapitalaufnahme glaubt Whitney, dass die Banken ihre Kosten nicht dramatisch genug gesenkt haben. Zwar hat die Branche in den letzten Monaten im Schnitt 7 Prozent ihrer Angestellten entlassen; 25 Prozent wären aber ein eher angemessener Wert, so die Analystin. Damit könnten die Unternehmen auch den weiteren Wertverlusten am Immobilienmarkt vorgreifen. Denn während die Branche damit rechnet, dass sich die Häuserpreise etwa 20 bis 25 Prozent unter dem Höchstwert einpendeln und der anerkannte Case-Shiller-Index von 30 Prozent ausgeht, glaubt Whitney an einen Preissturz von bis zu 40 Prozent.

Die kommenden Abschreibungen und Kapitalaufnahmen dürften dann, so Whitney, nur eine Folge haben: weiterhin fallende Kurse an der Wall Street.
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Starlight 07-08-2008 18:37

Ärger am Airport
Dienstag, 5. August 2008

Dass es den amerikanischen Airlines schlecht geht, hat bekanntlich viele Gründe: Vor sieben Jahren hat ein Terroranschlag den Amis die Lust auf Flugreisen genommen, seither ging der Preis für Flugbenzin nach oben und die Wirtschaft in den Keller. Doch eine Teilschuld an ihrer Misere tragen die Konzerne selbst.

Denn zumindest eines könnten die Fluggesellschaften in der Krise doch tun: Mit einem angenehmen Service für ein angenehmes Kundengefühl sorgen, auf dass manch ein Kunden wieder einmal fliege. Doch man gibt sich keine Mühe. Sparmaßnahmen, die durch hohe Quartalsverluste notwendig geworden sind, haben in den letzten Jahren stets da angesetzt, wo es der Kunde zu spüren bekam: In manchen Airlines gibt es keine Kopfkissen mehr, anderswo muss für’s Essen draufgezahlt werden, und die durch murrende Flieger gestressten Stewardessen sind auch nicht gerade freundlicher geworden.

Dazu kommt vor jedem Flug das grauenhaft langwierige Prozedere am Flughafen. Das Einchecken dauert trotz Computerhilfe ewig, bei American Airlines kostet jeder aufgegebene Koffer 15 Dollar (unabhängig davon, ob er auch am Zielort ankommen wird), und dann muss der Reisende auch noch die Sicherheitsschikanen über sich ergehen lassen.

Doch immerhin: Selbst lange Schlangen an der Sicherheitskontrolle müssen nicht dazu führen, dass der Fluggast seine Maschine nicht bekommt – denn die ist mit großer Wahrscheinlichkeit noch gar nicht abflugbereit. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt, wie unzuverlässig und unpünktlich die amerikanischen Carrier sind. Die Zahlen sind erschreckend – vor allem für New Yorker (und damit alle, die an der Wall Street arbeiten):

Denn die drei New Yorker Fluhäfen liegen US-weit auf den drei letzten Plätzen. Am Flughafen John F. Kennedy – Slogan: „Wo New York die Welt begrüßt“ – starten und landen nur 54,8 Prozent der Flieger pünktlich. Am überwiegend inländisch genutzten Flughafen La Guardia sind es 58,4 Prozent und am Flughafen Newark im benachbarten New Jersey immerhin 60,2 Prozent.

Der nationale Durchschnitt liegt bei knapp 75 Prozent – immer noch alles andere als zuverlässiger Service.

Es mag für dieses Desaster viele Gründe geben, doch einer ist schlicht Unfähigkeit. So machen die New Yorker Flughäfen im Winter etwa dicht, sobald nur ein wenig Schnee auf die Pisten fällt. Ganz anders handelt man das in Alaska: Am wahrscheinlich schneereichsten Ort in den USA stand der Flughafen in den letzten zwei Jahrzehnten nur einen einzigen Tag lang still. „Wenn Schnee fällt, machen wir ihn eben weg“, heißt es pragmatisch aus dem Management.

Doch nicht nur bei den Flughäfen gibt es bessere uns schlechtere, sondern auch bei den Fluggesellschaften. Der Billigflieger JetBlue, der im letzten Jahr mit gestrandeten Maschinen hin und wieder Schlagzeilen machte, ist mit einer Pünktlichkeit von 65 Prozent der schlechteste, doch auch die großen Konkurrenten American Airlines, United und Delta Air Lines kommen nicht über 70 Prozent.

Besser stehen Frontier Airlines und die regionalen Northwest und Southwest da, die allesamt mit mehr als 80 Prozent ihrer Maschinen pünktlich sind. Wer mit einer dieser Airlines etwa nac Salt Lake City oder Memphis fliegt, wo wiederum eine Pünktlichkeit von 85 Prozent gemessen wird, der kann sich auf einen angenehmen Trip freuen – alle anderen werden sich wohl weiter die Haare raufen.
© Inside Wall Street




Anleger im Olympia-Fieber
Mittwoch, 6. August 2008

Wenn in wenigen Tagen die Jugend der Welt im neugebauten „Vogelnest“ von Peking zusammenkommt und die Spiele der 29. Olympiade beginnen, schauen nicht nur Sport-Fans zu, sondern auch die Wall Street. Denn trotz der kritischen Diskussion um das Gastgeberland dürfte China von dem Großereignis nur profitieren.

So umstritten die Menschenrechts- und Umweltpolitik Chinas ist, so unumstritten ist: Der chinesischen Konjunktur geht es beneidenswert gut. „Seit zwei Jahrzehnten verzeichnet China ein Wirtschaftswachstum von 10 Prozent“, meint Robert Froehlich von DWW Investments. In bezug auf Innovation, Technologie, Arbeitskraft und Kapital sei das Land „so stark wie nie zuvor. Diese Trends werden anhalten, und die Olympischen Spiele werden ein Licht daraufwerfen.“

Und wozu das an der Börse führen dürfte, zeigt die Vergangenheit: Schon die Olympischen Spiele in Griechenland, Spanien und Südkorea haben einen Aufschwung und Kursgewinne ausgelöst.

Entsprechend bringen sich Anleger in den USA und in anderen Ländern in Position. Besonders gefragt: Die Papiere von mittelgroßen Konzernen, Immobilien und sogar die Währung, der Yuan. Vieles ist interessanterweise gerade in den letzten Wochen billiger geworden, da Befürchtungen um ein etwas schwächeres Wirtschaftswachstum in China, Inflation und eine eigene Kreditkrise Kursverluste auf breiter Basis ausgelöst haben.

Gut für die Anleger, denn Experten an der Wall Street sind sich einig: Egal wie die Aussichten langfristig sein mögen, die Olympischen Spiele mit ihrer Medienmacht dürften zumindest kurz- und mittelfristig für schöne Gewinne sorgen. Danach gilt es natürlich, rechtzeitig den Ausstieg zu schaffen.

Weil das – vor allem bei Investitionen im weitgehend unbekannten Ausland – nicht ganz leicht ist, empfehlen sich für Otto Normal-Anleger einige China-Fonds. Der älteste auf dem amerikanischen Markt ist der iShare Xinhua China 25, der nach seiner Einführung im Jahr 2004 zunächst steil zugelegt hatte, bevor die Bullen im letzten Jahr die Kraft verließ. Der Indexfond, der bei Barclay’s aufliegt, könnte jetzt ein Schnäppchen sein, meine Analysten.

Experten empfehlen auch andere Indizes wie etwa den Nets Hang Seng China Enterprises und den SPDR China von Standard & Poor’s. Von Power Shares ist ein China-Papier mit dem klangvollen Namen Golden Dragon Halter gelistet, zudem gibt es Papiere von fast allen namhaften Brokerhäusern.

Ohne einen einzelnen hervorheben zu wollen ist ein Investment in diese Papiere für China-Freunde zu empfehlen, während sich Privatanleger von einzelnen Aktien möglichst fernhalten sollten. Geschehnisse auf anderen Kontinenten sind schwer zu überblicken, Risiken werden oft erst bemerkt, wenn die Kursverluste kassiert sind. Letztendlich gilt auch bei der Olympiade: Nicht jeder kann gewinnen.
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Starlight 07-08-2008 18:40

Das Pflaster ist ab
Donnerstag, 7. August 2008

Die Party ist vorbei. Gute drei Monate lang mussten sich weder die Amerikaner noch der Einzelhandel um die kränkelnde Wirtschaft, den schwachen Arbeitsmarkt oder die Inflation sorgen… jedenfalls nicht so sehr. Denn im Steuerpaket der Bush-Regierung steckte ein 600-Dollar-Scheck für jeden Bürger.

Diesen Scheck trugen die Amerikaner – ganz wie von Washington gewünscht – in die Läden. Vor allem in die Billig-Läden, wie sich an der Entwicklung der Umsatzzahlen in den letzten Monaten leicht ablesen ließ. Die Discount-Ketten Wal-Mart und Costco konnten trotz des schwierigen Umfelds Gewinne verbuchen, während es für die Ketten im mittleren und höheren Preissegment abwärts ging.

Doch selbst für die Billigheimer wird der Trend nicht anhalten, wie Wal-Mart jetzt zugegeben hat. „Die Schecks sind ausgegeben“, klagt das Unternehmen, „jetzt wird wieder gespart.“ Bereits in den letzten beiden Wochen habe man gesehen, dass die Kunden ihre Einkäufe bis zum Zahltag zurückstellen. Für den August rechnet man mit schwächeren Umsätzen und hofft, dass die Regierung vielleicht noch einmal helfen wird.

Ganz ausgeschlossen ist das nicht; vor allem in der heißen Wahlkampf-Phase sind Geschenke an den Wähler beliebt. Ein zweites Stimulus-Paket für die US-Wirtschaft, in dem dann wieder Schecks für die Verbraucher stecken sollen, wird von John McCain und von Barack Obama befürwortet. Das Konzept des Demokraten ist dabei etwas solider, denn er will die neuerliche Hilfe über eine Sondersteuer für die Öl-Konzerne finanzieren. Immerhin haben ExxonMobil, Chevron und die Konkurrenten gerate wieder Rekordergebnisse eingefahren – zum Großteil auf dem Rücken des kleinen Mannes.

Doch eine Sondersteuer ist in Washington zur Zeit nicht durchsetzbar, weshalb ein weiteres Hilfspaket zur Zeit nur über eine weitere Verschuldung zu machen wäre. Dabei ist das Defizit ohnehin schon so hoch wie nie zuvor.

Das wiederum zeigt, dass Steuergeschenke nichts zur langfristigen Verbesserung der konjunkturellen Lage beitragen. Für eine kurze Zeit drücken sie Geld in die Wirtschaft und sichern auch ein paar Arbeitsplätze, doch die Folgekosten belasten das System erneut. Letztlich sind sie nicht mehr als ein Pflästerchen, das einem schwerkranken Patienten aufgedrückt wird.
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Starlight 25-08-2008 18:07

Online auf der Autobahn
Montag, 25. August 2008

Die Autobranche hat es zur Zeit nicht leicht. Vor allem nicht in den USA, wo große Schlitten die Norm und günstiger Sprit Vergangenheit sind. Man lässt sich also einiges einfallen: General Motors etwa gewährt erneut riesige Rabatte, legt Cash drauf und ruiniert sich die Margen – doch die dümmste Idee kommt von Chrysler.

Das Unternehmen, das mit seinen Modellen seit Jahren keinen mehr begeistert hat, sieht sich jetzt als ultimativen Trendsetter und bietet der Informationsgesellschaft den einzigen Luxus, der bisher noch gefehlt hat: Internet im Auto, immer und überall. Einige Modelle der Baureihe 2009 sollen zu Hotspots werden, Passagiere können online gehen – auf dem Parkplatz, beim Einkaufen und auf dem Highway.

Gedacht ist das ganze wohl als Service für die Kids. Die sollen auf dem Rücksitz surfen können, damit die Eltern ihre Ruhe haben. Auch Geschäftsleute auf dem Weg zur Vertragsverhandlung könnten noch einmal kurz ihre Emails checken, während sich der Chauffeur durch die Rush Hour von New York oder Frankfurt quält.

Doch gefährlich wird das ganze, wenn nicht nur die Passagiere online gehen, sondern auch der Fahrer selbst. Per Laptop etwa, der dann auf dem Beifahrersitz liegt. Unvorstellbar? – Wohl kaum. Schließlich hat sich nicht nur das Telefonieren am Steuer durchgesetzt; auch getextet wird immer häufiger. In den USA ist das Problem mittlerweile so groß geworden, dass landesweit Anzeigenkampagnen laufen, um vor allem junge Autofahrer zur Vernunft zu bringen.

Die Unfallgefahr ist für Autofahrer am Handy bereits viermal so hoch wie ohne. Kaum auszudenken, was passiert, wenn jetzt der Computer mit samt dem world-wide-web für Ablenkung sorgt. Und völlig offen, was als nächstes kommt? – Eine Waschmaschine auf dem Beifahrersitz und ein ausklappbares Bügelbrett in der Mittelkonsole? So wichtig Multitasking geworden ist, im Auto ist der ständige Einbau neuer Gadgets keine gute Idee.

Allerdings ist völlig klar, warum Chrysler den Auto-Hotspot dennoch anbietet. Genau wie die Kollegen bei GM und Ford ist man mechanisch gesehen so weit hinter die europäische und asiatische Konkurrenz zurückgefallen, dass sich längst niemand mehr für die Wagen alleine begeistert. Ohne absurde Zusätze drohen sie nicht einmal wahrgenommen zu werden.
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JetSet ohne Ölpreis-Sorgen
Donnerstag, 21. August 2008

Der Ölpreis steigt, Benzin wird teurer – und mehr noch als die Autofahrer leidet darunter der Airline-Sektor. Allein für Flugbenzin müssen die amerikanischen Carrier in diesem Jahr eine halbe Milliarde Dollar mehr hinlegen als früher. Entsprechend werden Strecken gestrichen, Flugzeuge stillgelegt… doch nicht die ganze Branche leidet.

Wie so oft in Krisenzeiten leiden auch unter den hohen Benzinpreisen vor allem die Unter- und Mittelschicht. Die oberen Zehntausend stören sich nicht an der Rallye, im Gegenteil: Man kauft mehr und mehr Privatmaschinen. Die Hersteller rechnen damit, dass in diesem Jahr 1200 Flugzeuge im Wert von 20 Milliarden Dollar an Superreiche gehen, die keine Lust mehr auf dei gewöhnliche Erste Klasse haben.

Den Unternehmen, darunter die kanadische Bombardier, die US-Konzerne Gulfstream und Cessna, Dassault aus Frankreich und die brasilianische Embraer, stehen damit vor einem weiteren Rekordjahr. Analysten rechnen von Umsatzzuwächsen zwischen 8 und 10 Prozent, während bei den großen Herstellern Boeing und Airbus Umsatzeinbrüche von bis zu einem Drittel drohen.

Zu verdanken haben die Hersteller die neuesten Zuwächse allerdings nicht etwa dem starken US-Geschäft. Im Gegenteil: Erstmals kommt mehr als die Hälfte der Flugzeug-Bestellungen aus dem Ausland, vor allem aus dem arabischen Raum, aus Russland und aus China. „In diesen Wachstumsmärkten legen wir zur Zeit im zweistelligen Prozentbereich zu“, jubelt Steven Ridolfi von Bombardier, dem Konzern hinter dem von Hollywood und Wall Street gleichermaßen geschätzten LearJet.

Vor allem in China rechnet die Branche in den nächsten Jahren mit weiterem Potenzial. Und das nicht wegen des allgemein wachsenden Wohlstands. Denn der Durchschnitts-Chinese wird wohl noch sehr lange warten müssen, um überhaupt öfter per Flieger reisen zu können. Dafür hat man im Top-Segment große Chancen, denn da lief bisher aufgrund der schwachen Infrastruktur vor Ort nicht viel. Erst seit die Chinesen verstärkt Flughäfen bauen, sind private Maschinen für das Jet Set überhaupt interessant.

In Russland und Arabien ist der Trend ähnlich; in beiden Regionen werden mit Volldampf Landebahnen präpariert, und in Abu Dhabi entsteht zur Zeit sogar der erste reine Privatflughafen im Nahen Osten.

Wer dort landen will, kann das ganz erfrischt tun. In den Privatmaschinen der aktuellen Baureihen sind neben geräumigen Doppelbetten Bäder mit Dusche Serie, die aktuellen Trends reichen zudem von Versace-Ausstattung bis hin zu vollständigen Küchen. Der indische Getränkebaron Vijay Mallya hat sich sogar die diamantbesetzte Statue eines Hindu-Gottes in die fliegende Lounge bauen lassen, auf dass sie sich nicht zu sehr von seinem Wohnzimmer unterschiede.

Angst vor einer Trendwende und sinkenden Umsätzen haben die Unternehmen derzeit übrigens nicht. Dass Öl teurer wird, mache den Kunden nichts aus, berichtet ein Insider. Im Gegenteil: Viele seien direkt aus dem Öl-Geschäft und würden von den Kurssprüngen am Rohstoffmarkt direkt profitieren.
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Apple: Zu groß für den “Big Apple”
Mittwoch, 20. August 2008

Der erfolgsverwöhnte Computer- und Gadget-Riese Apple, der mit iBook, iPod und iPhone längst auch die Herzen der PC-User erobert hat, hat Ärger am Hals. Doch geht es nicht um kaputte Applications oder zu teure Geräte, vielmehr ist der Konzern zu beliebt geworden. Zu viele Apple-Fans verärgern die Nachbarn in New Yorks Künstlerviertel.

Mitten in SoHo, einem noch weitgehend kopfsteingepflasterten Teil Manhattans, in dem einst die Künstler und heute Galerien und wohlhabende New Yorker wohnen, hat Apple vor sechs Jahren seinen ersten Laden eröffnet. Einen weiteren gibt es in Höhe der 14. Straße und den größten an der Südost-Ecke des Central Parks. Von dem Laden ist nur der Eingangsbereich als gläserner Würfel zu sehen – geshopt wird unterirdisch.

Die Apple-Läden sind Kult, ganz genau wie die Marke selbst. Und entsprechend werden sie frequentiert, sehr zum Leidwesen der Anrainer. „Als das iPhone kam, sah es hier aus wie in Russland, wenn die Leute um Brot anstehen“, ärgert sich Sean Sweeney, der Präsident der Bürgerinitiative SoHo Alliance. Immer wenn es ein neues Produkt gebe, fielen Horden von Apple-Fans über die Nachbarschaft her, abgesehen von Lärm und Gedränge brächten sie auch jede Menge Müll in die Straße.

Am schlimmsten sei es vergangene Woche gewesen, als Apple die Teenie-Sensation Jonas Brothers im Laden zu Gast hatte: Tausende von Fans standen schon früh morgens vor dem Laden und buhlten um die achtzig Sitze im hauseigenen Theater. Die Massen derer, die nicht auf ihre Kosten kamen, verzogen sich bis spät in die Nacht nicht; den Anwohnern ist das Gekreische heute noch im Ohr.

Doch nicht nur über die Fans, auch über das Unternehmen selbst mokiert man sicht. Die Fassade des Apple Store werde regelmäßig nachts mit lauten Hochdruckstrahlern gereinigt, die unschönen Klimaanlagen auf dem Dach mag man auch nicht.

Doch nichts ist so schlimm wie die Fans. „Apple kann doch unsere Nachbarschaft nicht behandeln als wäre es der Madison Square Garden“, schimpft der 62-jährige Bo Riccobono, der seit einem Vierteljahrhundert in SoHo lebt. Apple wird sich die Kritik der Nachbarn wohl anhören, am Konzept der Läden aber nicht viel ändern. Denn die gehören mittlerweile fest zum Erfolg der Marke.

Eingeführt würden die Läden im Jahr 2002, weil Apple für seine Produkte Zwischenhändler ausschalten wollte. Außerdem suchte der Konzern mehr Kontrolle über das Einkaufserlebnis der Kunden. Durchgestylte Boutiquen passen eben besser zum schicken MacBook Air oder zum iPod Touch als schäbige Regale in der Mall. Die Umsatzzahlen beweisen es, der Expansioskurs auch: Außer den drei Läden in Manhatten gibt es zwei weitere im Stadtgebiet von New York, US-weit sind es schon mehr als 200 Filialen.

Die Umsatzzahlen könnten es indes auch sein, die die Nachbarn zusätzlich auf die Palme bringen. Denn dass sich unter den Apple-Gegnern nicht nur Senioren in ihren Apartements befinden, sondern auch Edelboutiquen wie das britische Modelabel Paul Smith oder der teure Möbel-Designer Moss, zeigt, dass wohl auch eine gehörige Portion Neid im Spiel ist.
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Starlight 28-08-2008 18:48

Zwischen Opec, Gustav und John McCain
Donnerstag, 28. August 2008

Kaum ein Faktor kann die amerikanischen Märkte so schnell und so dramatisch bewegen wie der Ölpreis, wenn er überraschend steigt oder fällt. Das ist etwas beunruhigend, denn kaum ein Faktor ist seinerseits so volatil und schwankungsanfällig wie der Ölpreis, denn allzu viele Einflüsse bewegen dessen täglichen Stand.

Da wären zum einen Angebot und Nachfrage. Die meisten Experten glauben, dass diese fundamentale Gleichung hinter den Preisanstiegen steckt, die der Rohstoffmarkt in den letzten Monaten gesehen hat. Vor allem die dramatisch steigende Nachfrage aus China und Indien, aber auch aus anderen Schwellenländern, hat die Preise nach oben getrieben. Die Aussicht auf rasch wachsenden Wohlstand in China, wo in den nächsten Jahren immer mehr Leute eigene Autos fahren werden, dürfte den Trend einige Zeit lang intakt halten.

Zumal das Angebot gleichbleibend ist, wenn es nicht sogar zu sinken droht. Die Opec-Staaten scheinen, Experten zufolge, an der Grenze des Möglichen zu fördern. Mehr ist nicht drin. Doch kann es durchaus sein, dass im Rahmen der ohnehin schon laufenden Krisen Schiffahrtswege wie die Straße von Hormuz zeitweise gesperrt werden oder Förderstaaten im Clinch mit den USA ihre Lieferungen zurückhalten… auch hier drohen also eher Preisanstiege als Nachlässe.

Dann wären da noch die Spekulanten, die immer wieder gerne für steigende Ölpreise verantwortlich gemacht werden. Ihnen wird zuviel Schuld gegeben, zumal doch die Händler gar nicht von hohen Preisen profitieren, sondern vor allem von Volatilität – rasch sinkende Preise würden ihnen also genauso helfen; vorrausgesetzt, sie würden sich entsprechend positionieren.

Seit ein paar Tagen spielen zwei weitere Faktoren auf dem Ölmarkt eine Rolle. Zum einen das Wetter. Nachdem sich der Tropensturm Fay zwar mehrfach an die amerikanische Küste geschlichen, dort aber kaum Schäden angerichtet hat, zittert man jetzt vor Gustav. Der ist mittlerweile zum Hurrikan aufgestuft worden und dürfte sich in den nächsten Tagen im Golf von Mexiko austoben, wo Experten Schäden an Öl-Plattformen durchaus für möglich halten.

Gustav könnte eine Stärke 5 erreichen, wie Meteorologen berrechnet haben. Er wäre dann so stark wie Katrina und Rita im Jahr 2005, die gemeinsam 113 Plattformen zerstört und 457 Pipelines beschädigt haben. Royal Dutch Shell hat seine Plattformen bereits evakuiert, bei BP liegen Notfall-Pläne bereit. Der amerikanische Branchenriese ExxonMobil gibt sich gelassener und sagt, man beobachte die Situation. Vielleicht sind dem Konzern die Männer nicht so wichtig wie ein paar Fass Öl, die man vor dem Sturm noch füllen könnte.

Die Börse wird auf jeden Fall genau auf das Wetter schauen, doch auch den letzten Faktor wird man weiter berücksichtigen: die Politik. Analysten schreiben die jüngsten Kursabgaben bei Öl, und damit auch den billigeren Sprit, den bevorstehenden Wahlen zu. Die Öl-Konzerne, die traditionell den Republikanern nahe stehen, könnten in den nächsten Monaten die Preise niedrig halten, um Präsident Bush und seinem Kandidaten John McCain eine bessere Ausgangsposition zu verschaffen.

Das klingt abenteuerlich, ist aber durchaus möglich. Für Exxon und Co. wäre es zwar teuer, auf ein paar Cent pro Gallone zu verzichten, doch einerseits sackt man ohnehin Rekordgewinne ein. Und andererseits müssen sie einfach auf McCain setzen. Denn unter Barack Obama wären ihre Steuernachlässe verwirkt.
© Inside Wall Street

Starlight 03-09-2008 18:42

Die Anti-Palin-Aktie
Mittwoch, 3. September 2008

In Amerika sind alle Augen auf St. Paul gerichtet, denn in der Stadt in Minnesota halten die Republikaner ihren Parteitag ab. Am Mittwoch und Donnerstag wird John McCain zum Präsidentschaftskandidaten gemacht, doch um seine Vize-Kandidatin Sarah Palin gibt es immer mehr Trubel: Investoren setzen jetzt gegen die Gouverneurin aus Alaskas.

Die britische Wettplattform Intrade.com, auf der Zocker all die Wetten finden, die an der Wall Street nicht ausgetragen werden können, hat einen „Palin-Contract“ aufgesetzt. Die Wette fragt, ob Sarah Palin vor der Wahl im November zurückgepfiffen und durch einen anderen Vize an der Seite McCains ersetzt werden wird.

Die „Aktie“ eröffnete zunächst bei 3, was bedeutet: 3 Prozent der Investoren glauben an und setzen auf einen solchen Ausgang. Binnen weniger Stunden schnellte das Papier aber auf 18 hoch, dann pendelte es sich bei 12 ein. Kurzfristig orientierte Spieler konnten also bereits gut Geld machen, doch könnte sich ein langfristiges Engagement durchaus lohnen. Denn für Sarah Palin wird es immer enger. Wer sich jetzt mit 12 (Punkten=Dollar) einkauft, bekommt 100 (Punkte=Dollar) ausbezahlt, wenn die Frau wieder im Zug nach Anchorage sitzt.

Unmöglich ist es übrigens nicht, dass ein Vize-Kandidat kurz vor der Wahl ausgetauscht wird – doch ist das höchst selten. Zuletzt war 1972 Senator Thomas Eagleton zurückgetreten, nachdem er von George McGovern bereits für den gemeinsamen Wahlkampf gegen das amtierende Republikaner-Gespann Richard Nixon/Spiro Agnew vorgestellt worden war. Eagleton war seinerzeit über gesundheitliche Probleme gestolpert; der Mann hatte psychische Störungen, mehrere Zusammenbrüche hinter sich und war in Spezialkliniken sogar mit Elektroschocks behandelt worden.

Von Sarah Palin ist über psychologische Störungen und Therapien nichts bekannt. Dafür weiß man, dass die vor einer Woche noch gänzlich unbekannte Frau wegen Amtsanmaßung untersucht wird, als Bürgermeisterin ihres Dorfes fast gestürzt worden wäre, einen Trip nach Irland zur Vortäuschung internationaler Erfahrungen einfach vorgetäuscht hat, die Evolutionslehre in der Schule gerne vom Lehrplan nehmen würde, die Eisbären nicht für bedroht hält und den Öl-Firmen im Kampf gegen die Biester freien Lauf lassen will, den Klimawandel für eine Erfindung der Linken hält… und, ach ja, dass ihre 17-jährige Tochter schwanger ist und nun ihren völlig unreifen Tennie-Schwarm heiraten muss, der sich auf seiner Homepage als „verf---ten Hinterwäldler“ beschreibt, der gerne Motorrad fährt und „auf keinen Fall Kinder haben“ will.

Das Drama um die ungewollte Schwangerschaft ihre Tochter hat Palin zwar die Stimmen der christilichen Rechten gesichert, die sich darüber freuen, dass das Kind ausgetragen wird und die Gouverneurin damit zu ihrer Haltung gegen Abtreibung steht. Alle anderen Wähler wird der Fall abschrecken, und zum Kurssprung für die Anti-Palin-Aktie dürfte das maßgeblich beigetragen haben.

Dass die Vize-Präsidentin des Parteitags den Namen der Kandidatin am Dienstagabend falsch aussprach und „Sarah Pawlenty“ vorstellte, dürfte die Aktie noch einmal antreiben. Hinter dem Freud’schen Versprecher steckt nämlich die eigentliche Hoffnung der Partei-Oberen auf den Gouverneur von Minnesota, Tim Pawlenty, als McCain-Vize.

Am meisten Geld dürften Anleger aber damit verdienen, mit weiteren Spekulationen den Anti-Palin-Kurs nach oben zu treiben – dann aber auszusteigen. Denn die sturen Republikaner werden höchstwahrscheinlich an der umstrittenen Dame festhalten. Sie loszuwerden hieße, eine gewaltige Fehleinschätzung zuzugeben. Ein Mann wie McCain, der seinen Wahlkampf gegen Barack Obama komplett auf seine Erfahrung und Obamas Naivität aufgebaut hat, kann sich das nicht leisten.
© Inside Wall Street

Starlight 04-09-2008 18:57

Das Rätselraten um Öl und Aktien
Donnerstag, 4. September 2008

Der Ölpreis macht den Markt. Fällt der Ölpreis, klettern sofort die Aktien – oder auch nicht. Mittlerweile ist das schwarze Gold so tief gefallen, das man sich bereits Sorgen um eine zu niedrige Nachfrage macht, die auf eine ungeahnte konjunkturelle Abühlung schließen lassen könnte. Anleger wissen nicht weiter.

In bezug auf Öl und den Markt wissen Anleger zur Zeit gar nichts. Sie wissen nicht, warum der Rohstoff im letzten Jahr so steil im Preis gestiegen ist. War es die hohe Nachfrage bei einem knappen Angebot? Waren es Manipulationen der Opec? Oder gar der Spekulanten? Die Gier der Öl-Konzerne?

Bleibt diese Frage unbeantwortet, wird es mit der nächsten noch viel schwerer: Warum lässt der Ölpreis plötzlich zu drastisch nach? Weil China durch seine Vorratspolitik vor den Olympischen Spielen die Nachfrage künstlich aufgebläht hat? Oder weil die Wirtschaft schwächelt und weniger Öl nachgefragt wird? Oder weil die Öl-Konzerne die Preise künstlich niedrig halten, um den Republikanern vor der Wahl einen Gefallen zu tun? Oder platzt hier tatsächlich nur eine Preisblase?

Letztere Frage ist wahrscheinlich am einfachsten aus dem Weg zu räumen – nicht mit einer klaren Antwort, sondern mit einem Vergleich. Der Ölpreis notiert zur Zeit knapp unter 110 Dollar und damit satte 25 Prozent unter dem Allzeithoch, das man vor gerade einmal sechs Wochen bilanziert hat. Aber: Der Ölpreis liegt damit noch immer 50 Prozent über dem Vorjahresniveau; Benzin ist 30 Prozent teurer als vor zwölf Monaten. Die aktuellen Kurse, die zur Zeit niedrig erscheinen, hat man vor gerade einmal einem halben Jahr als exorbitant hoch angesehen.

Also: So weit ist der Ölpreis gar nicht gefallen. Fragt sich also, wie tief es noch gehen wird. Unter 100 Dollar, sagen einige Analysten, und wenn die Opec in der nächsten Woche an ihren aktuellen Förderquoten festhält, dann würde sie damit signalisieren, mit 100 Dollar pro Fass zufrieden zu sein.

Nicht alle Anleger wären mit „unter 100 Dollar“ zufrieden, meint allerdings Oscar Gonzales von John Hancock Financials. Der auf Rohstoffe spezialisierte Volkswirt glaubt, dass die die Nachfrage nach Öl erst unter 80 Dollar wieder normalisieren und Wachstum erlauben würde.

Darüber kann man bei Goldman Sachs wohl nur schmunzeln. Die Analysten halten weiterhin an ihrer Prognose fest, dass der Ölpreis bis Jahresende wieder bei 149 Dollar stehe. Hier fragt sich nicht nur, warum man als Kursziel nicht gleich die runden 150 Dollar angepeilt hat. Vielmehr ist auch unklar, worauf dieser Anstieg beruhen soll. Ist es doch die Manipulation vor der Wahl, die im November hinfällig würde? Oder ist es die Nachfrage aus China, wo viele Fabriken während Olympia geschlossen waren, was die Nachfrage gesenkt haben dürfte?

Fragen über Fragen… und das hat die Wall Street nicht gerne. Anleger suchen sich viel lieber einfache Fakten aus und leiten daraus eine Marktreaktion her. Doch der hoch volatile Handel an den Rohstoffmärkten, und ganz besonders am Ölmarkt, macht eine einfache Interpretation unmöglich. Anlegern sei zur Zeit geraten, nicht für jede Preisschwankung Ursachen und Gründe zu suchen und auch nicht in jeder Auf- und Ab-Bewegung ein Zeichen für den Aktienmarkt zu suchen – manchmal ist der Handel einfach orientierungslos, wartet auf fundamentale Daten und kann sich erst danach für eine Richtung entscheiden.
© Inside Wall Street


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