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OMI 22-06-2003 13:50

Das ABC der Anleihen - aus EaS
 
22.06.2003, 11:43
Das ABC der Anleihen (EuramS)



In Sachen Wertentwicklung haben Anleihen in den vergangenen Jahren Aktien klar hinter sich gelassen. Kein Wunder, dass sich immer mehr Privatanleger für die Rentenpapiere interessieren - auch bei steigenden Börsenkursen. Was sie über Bonds wissen sollten.


Selbst Investment-Gurus dürfen mal irren. Wie etwa der legendäre André Kostolany, der behauptet hat: "Wer gut essen will, kauft Aktien, wer gut schlafen will, kauft Anleihen." Eine einprägsame, wenn auch nicht immer ganz zutreffende Devise.


Für viele Aktienbesitzer war angesichts der miesen Börsenentwicklung der vergangenen Jahre nicht mal ein Getränk, geschweige denn ein gutes Essen drin. Seit Januar 2000 kommen Aktien im Schnitt auf ein Minus von 40 Prozent. Anleihe-Investoren dagegen erzielten dicke Gewinne. Der MSCI-Europe-Corporate-Bond-Index legte im gleichen Zeitraum um 30 Prozent zu.


In einem hatte Kostolany allerdings Recht - guten Schlaf gibt es bei Bonds meist gratis dazu. Zumindest leben Investoren mit Anleihen ruhiger als mit Aktien. Denn die Rentenpapiere sind in der Regel weniger anfällig für Kursschwankungen. Weiteres Bond-Bonbon: Anleihebesitzern winken neben der zugesicherten Rückzahlung des Nennwerts zu einem bestimmten Termin auch regelmäßige Zinszahlungen. Wer will, kann aber auch mit Bonds auf mehr Risiko setzen: Hochverzinsliche Papiere von Emittenten mit schlechter Kreditwürdigkeit bieten höhere Gewinnchancen. Für Anleger ist es erfreulich, dass die Auswahl bei Emittenten und Bonds stetig zunimmt. Denn eine wachsende Zahl von Unternehmen und Ländern begeben Anleihen, statt bei den Banken teure Kredite aufzunehmen. Besonders rasant ist der Vormarsch dieser Finanzierungsform in Europa.


Wurden 1995 auf dem alten Kontinent Corporate Bonds im Wert von 26 Milliarden Euro emittiert, waren es 2002 bereits mehr als 700 Milliarden Euro. Doch trotz oder vielleicht auch wegen der gestiegenen Popularität des Anleihesegments bleibt noch einiges an Klärungsbedarf. Zumindest zeigen Leserbriefe an unsere Redaktion immer wieder, dass zu diesem Thema noch sehr viele Fragen offen sind. Im Anleihe-ABC wollen wir wenigstens einen Teil davon beantworten.


A wie Anleihe-Arten: Von Ramsch und EngelnEine Anleihe ist im Prinzip nichts anderes als ein Kredit, den Anleger einer bestimmten Organisation gewähren. Dabei verleiht der Gläubiger für eine bestimmte Zeit Geld und erhält am Ende einer festgelegten Laufzeit das geliehene Kapital zurück. Zusätzlich verpflichtet sich der Anleiheschuldner, dem Gläubiger regelmäßig - meist einmal im Jahr - Zinsen zu zahlen. Anleihen werden auf Grund dieses kontinuierlichen Einkommens auch Rentenpapiere genannt. Sowohl der Rückzahlungsanspruch als auch die genaue Verzinsung sind dabei verbrieft. Vor allem Staaten und Unternehmen nutzen den Weg über den Anleihemarkt, um sich mit frischem Geld auszustatten. Daneben gibt es zahlreiche Bonds von internationalen Organisationen wie etwa der Weltbank oder der Europäischen Entwicklungsbank. Regionale Gebietskörperschaften wie Bayern, Sizilien oder Kalifornien zapfen ebenfalls über Bonds den Kapitalmarkt an. Selbst Städte versorgen sich auf diese Weise mit günstigen Krediten.


Wichtiges Unterscheidungskriterium bei Anleihen ist die Kreditwürdigkeit des Emittenten. Die Bonität wird dabei von Rating-Agenturen wie Standard & Poor’s (S&P), Moody’s oder Fitch festgestellt. Die Analysten der Agenturen untersuchen unter anderem anhand der Finanzdaten und des konjunkturellen Umfelds die Frage, ob der Begeber der Anleihe seinen Zins- und Tilgungsverpflichtungen fristgerecht und vollständig nachkommen kann. Eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung stellen die Bewertungen allerdings nicht dar. Anleger können aber anhand der Noten die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls abschätzen (siehe Tabelle). Unternehmensanleihen mit Noten von AAA bis BBB werden etwa bei S&P als Investment-Grade bezeichnet, da sie eine hohe Qualität besitzen und viel Sicherheit versprechen. Die Ausfallrate liegt in diesem Segment nach acht Jahren bei gerade einmal 2,3 Prozent. Die Kategorie Speculative-Grade reicht von Unternehmensanleihen mit geringer Qualität bis hin zu so genannten Schrottanleihen oder Junk-Bonds.


Anleihen mit einem Rating unter BBB werden auch Hochzins-Anleihen oder High Yields genannt. Grund: Die Emittenten mit geringer oder schlechter Bonität müssen hohe Zinszahlungen für ihre Kredite anbieten, um Investoren anzulocken. Der häufig verwendete Begriff Fallen Angel bezieht sich auf Unternehmen, die ihren Investment- Grade-Status verloren haben. Staatsanleihen mit Noten schlechter als BBB werden von Schwellenländern begeben. Dazu zählen beispielsweise die Türkei, Brasilien oder Tunesien. Deutschland dagegen erhält trotz der aktuellen wirtschaftlichen Probleme weiterhin Bestnoten.


B wie die Berechnung der Erträge


Die Mischung macht’s - auch bei Anleihen. Die Rendite setzt sich bei Bonds nicht nur aus den Zinszahlungen, sondern auch aus den Kursveränderungen zwischen Kauf und Verkauf der Anleihe zusammen. Diese Schwankungen können nur diejenigen Investoren kalt lassen, die ihre Bonds bis zum Laufzeitende halten wollen. Sie bekommen im Normalfall den Nennwert der Anleihe zurückgezahlt und freuen sich über die laufende Verzinsung. Wird der Bond zum Beispiel mit fünf Prozent im Jahr verzinst und der Kaufpreis beträgt 110 Prozent, ergibt dies eine laufende Verzinsung von 4,55 Prozent. Für die Gesamtrendite sind die Einstiegskurse ebenfalls entscheidend. Beispiel: Eine fünfjährige Anleihe lautet auf 100 Prozent und hat einen Kupon von fünf Prozent. Wird sie bei einem Kurs von 95 Prozent gekauft, ergibt sich eine jährliche Rendite von rund sechs Prozent. Kauft der Investor sie aber über pari bei 105 Prozent, beträgt die Rendite nur noch rund vier Prozent. Dies erklärt gleichzeitig auch die für viele verwirrende Tatsache, dass steigende Kurse die Renditen von Anleihen drücken. Anleger müssen auf eine Reihe von Faktoren achten, die die Kurse nach unten oder oben treiben. Wichtig sind Veränderungen des allgemeinen Zinsniveaus, der Kreditwürdigkeit des Emittenten sowie die Länge der Laufzeit. So nähert sich der Kurs dem Nennwert des Bonds immer mehr an, je näher das Laufzeitende und damit die Rückzahlung rückt.


Die Rendite einer Anleihe enthält auch eine Risikoprämie. Erwartete und tatsächliche Rating-Aktionen haben deshalb einen erheblichen Einfluss auf den Kurs einer Anleihe. Wird die Bonität eines Unternehmens von den Agenturen herabgestuft, setzt dies die Bonds unter Druck. Denn mit einem so genannten Downgrade signalisiert die Agentur ein gestiegenes Risiko, dass der Betroffene seinen Zins- und Tilgungsverpflichtungen nicht nachkommen kann. Nur Anleger mit so genannten Step-Up-Anleihen können bei einer Verschlechterung der Kreditwürdigkeit gelassen bleiben. Sie erhalten quasi als Entschädigung für Kursverluste höhere Zinszahlungen. Änderungen der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen führen ebenfalls zu Kursbewegungen: Sinken die Kapitalmarktzinsen, profitieren in der Regel lang laufende Anleihen. Denn liegt der Zins bei drei Prozent, die Anleihe rentiert aber mit vier Prozent, lässt dieser Unterschied die Nachfrage nach dem Bond und den Kurs steigen. Aber nur so weit, bis sich die Rendite dem aktuellen Zinsniveau angepasst hat. Bei steigenden Zinsen verlieren die Bonds dann wieder an Attraktivität. Die gleiche Wirkung setzt ein, wenn die Leitzinsen erhöht werden. Wichtiger Unterschied: Betroffen sind dann eher Papiere mit kurzer Laufzeit. Eine andere Faustregel lautet: Inflationserwartung drückt auf die Kurse, da eine Inflation den Wert künftiger Zinszahlungen schmälert. Erwarten die Anleger in Zukunft hingegen geringere Inflationsraten, setzt der umgekehrte Effekt ein. Ebenfalls gefragt sind Bonds, wenn die Aktienmärkte unter Druck geraten. Dann suchen Anleger die Rentenpapiere als sicheres Investment. Anleihen gelten bei politischen Krisen ebenfalls als klassische Profiteure.


C wie Chancen und Risiken


Im Vergleich zu Aktien gelten Anleihen als sicheres Investment. Dennoch gibt es zwischen den Bond-Klassen erhebliche Risiko-Unterschiede. Vergleicht man etwa Länder- und Unternehmensanleihen, bieten Government-Bonds in der Regel das geringere Risiko und daher auch die niedrigere Rendite. Staatsanleihen notieren laut der Fondsgesellschaft M&G Investments bei gleicher Laufzeit im Schnitt bis zu 1,5 Prozentpunkte über denen von Corporate Bonds. Von absolut sicher kann bei Staatsanleihen aus Schwellenländern allerdings kein Rede sein. Dies zeigen die Zahlungsausfälle der Anleihen Argentiniens oder Uruguays. Auf Grund der konjunkturellen Probleme hat sich die Auswahl an Hochzinsanleihen von Unternehmen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht.


Unter den High Yields findet sich eine wachsende Zahl bekannter Namen. Der französische Mischkonzern Vivendi Universal, der niederländische Handelskonzern Ahold oder die deutsche Mediengruppe ProSiebenSat.1 gehören dazu.

OMI 22-06-2003 13:50

Hohe Renditechance bedeutet hohes Risiko. Wie bei Anleihen von Schwellenländern sollten sich nur sehr spekulativ veranlagte Investoren einzelne High-Yield-Bonds herauspicken. Immerhin beträgt die Ausfallrate dieser Anleihen nach vier Jahren im Schnitt schon rund 21 Prozent. Anleger sollten daher das Ausfallrisiko lieber auf mehrere Schultern verteilen und auf Hochzins- oder Schwellenländer-Fonds setzen. Dass dabei eine ordentliche Rendite rausspringen kann, zeigt der WestAM High Yield Bond, der im Fonds-Musterdepot von EURO eine sehr erfreuliche Rolle spielt. Allein seit Anfang 2003 konnte er um über zwölf Prozent zulegen. Aber auch Fonds mit etwas konservativerer Grundausrichtung wie etwa der DIT-Euro Bond Total Return fahren Gewinne ein. Der Fonds, der nach dem Erfolgsrezept von Pimco-Chef Bill Gross gemanagt wird, erzielte seit Januar 2003 immerhin ein Plus von über sechs Prozent.Wer auf einzelne Bonds setzt, sollte neben den üblichen renditebestimmenden Kriterien drei weitere Faktoren immer im Auge haben: Laufzeit, Währung und Liquidität der betreffenden Anleihe. So sind Bonds zu bevorzugen, die eine kurze bis mittlere Laufzeit von höchstens sieben Jahren aufweisen. Bei überraschenden Kurseinbrüchen kann der Investor den Bond bis Laufzeitende halten, ohne große Verluste zu erleiden. Zudem sind die Renditen von Langläufern in der Regel nicht entscheidend höher.


Vorsicht bei Fremdwährungsanleihen. Grund: Die Kursgewinne können durch Währungsschwankungen schnell aufgefressen werden. Die Schwäche des amerikanischen Greenback etwa hat die Gewinne von Dollar-Anleihen für Europäer teilweise zunichte gemacht. Auch bei Fonds sollten Anleger daher darauf achten, dass das Währungsrisiko ausgeschlossen ist. Ebenfalls wichtig ist, dass das Rentenpapier jederzeit zu einem fairen Preis verkauft werden kann. Ein einfacher Test zeigt dies schon: Je geringer die Handelsspanne zwischen An- und Verkaufspreis ist, umso liquider ist der Markt.


von Peter Gewalt / Euro am Sonntag

Goldfisch 07-04-2004 11:37

Anleihen
Osteuropäische Staatsanleihen spiegeln die Reformerfolge

05. Mai 2003

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