Quelle
http://www.faz.net/s/Rub58BA8E456DE6...~Sspezial.html
„Defizite und Schulden ohne Ende sind nicht möglich“
15. Oktober 2010 Die Anleger hoffen auf weitere Geldspritzen der amerikanischen Zentralbank. Angesichts der schwachen Konjunkturdaten sei die Wahrscheinlichkeit beachtlich, dass es dazu kommen werde, erklärt William White, der ehemalige Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.
Die wirtschaftliche Lage ist sehr fragil. In erster Linie weil die Probleme, die in die Krise geführt haben, noch nicht gelöst sind.
Aus symbolischer Sicht sind die jüngsten Interventionen Japans sehr signifikant. Sie zeigen, dass tatsächlich ein Währungskrieg vor sich geht.
Wird die amerikanische Zentralbank die Geldpolitik weiter lockern ?
Das kommt darauf an, wie in den Vereinigten Staaten die Konjunkturzahlen ausfallen werden. Ich habe mehrere Präsentationen von Notenbankgouverneur Ben Bernanke gehört. Jüngst in Jackson Hole hat er sehr deutlich gemacht, dass er mehr tun wird, falls es erforderlich sein sollte. Da die Daten im Moment nicht gut aussehen, ist die Wahrscheinlichkeit dafür beachtlich.
Und würde das den Dollar weiter schwächen?
Das ist nicht so sicher, da die Märkte vieles vorweggenommen haben.
Betrachtet man die Erfahrungen Japans mit dieser Strategie, so hat sie zumindest zu einer gewissen Stabilität geführt. Sie hielt den Finanzsektor über Wasser, obwohl er im Kern insolvent war. Das heißt, die Banken hatten genügend Cash, um ihre Rechnungen bezahlen zu können und um die Pleite offiziell vermeiden zu können. Ich fürchte allerdings, die Geldpolitik hatte keinerlei Einfluss auf das Konsumverhalten und damit auf die Realwirtschaft.
Zitat:
Man kann ein Pferd zur Tränke führen, aber es nicht zum Saufen zwingen. Genau das ist das Problem, mit dem die amerikanische Geldpolitik konfrontiert wird.
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Ich habe den Eindruck, traditionelle makroökonomischer Instrumente haben ihre Wirkungsgrenzen erreicht. Das gilt in den Vereinigten Staaten, aber auch in vielen anderen Ländern. Auf Seiten der Geldpolitik sind die Zinsen schon so weit gesenkt worden, dass sie praktisch nicht mehr weiter fallen können. Selbst wenn man sie weiter senken könnte, würden Verbraucher aufgrund der hohen Schulden nicht mehr konsumieren. Dieser Transmissionsmechanimus ist ausgereizt und funktioniert nicht mehr.
Deutet die Preisentwicklung auf eine Blasenbildung beim Goldpreis hin?
Der Goldpreis liegt im Moment bei 1.370 Dollar je Feinunze. Rechnet man frühere Preisspitzen in aktuelle Dollars um, so lägen sie heute bei etwa 20.000 Dollar. Das heißt, Gold kann noch viel teurer werden. Sollte es jedoch zu einem globalen Wirtschaftskollaps kommen, geriete der gesamte Rohstoffbereich unter Druck.