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Alt 23-08-2004, 16:00   #4
OMI
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Eine Logik höherer Ordnung
Von Bernd Niquet

Irgendwie war das ja mal wieder typisch. Am Wochenanfang habe ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ein paar Marktberichte in den Zeitungen gelesen. Alle Stimmen darin waren negativ. Es kann nur eine weitere schlechte Woche werden, hieß es überall. Und irgendwie ist man mittlerweile ja auch zermürbt von den schleichenden aber andauernden Kursrückgängen.

Die Kursziele 3.500 sowie 3.200 im Dax werden so oft genannt, dass man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass sie auch tatsächlich erreicht werden müssen, bevor es am Markt wieder hochgehen kann. Die Stimmung ist in derartigen Situationen so verfestigt, dass positive Fundamentalfaktoren nicht zählen. Erst muss das passieren, was alle fürchten – und dann erst ist der Markt wieder frei.

Doch wenn das alle denken, denke ich, muss dann nicht genau das Gegenteil davon passieren? Doch denken das nicht wiederum auch alle? Und wenn alle folglich denken (oder befürchten?!), dass das Gegenteil dessen passiert, was sie eigentlich glauben, dann wird also doch das passieren, was sie eigentlich glauben. Also habe ich am Montagvormittag in die (überraschenderweise) steigenden Kurse hinein meine Aktienquote etwas abgebaut. Doch anscheinend haben die anderen Marktteilnehmer eben damit wieder gerechnet – und nun ihrerseits Positionen aufgebaut.

Kurzfristig bin ich also der Dümmste der Dummen gewesen, der seine Aktien genau in dem Moment gegeben hat, in dem sie zum ersten Mal seit Wochen richtig angestiegen sind. Doch abgerechnet wird später! Ich glaube nämlich nicht, dass die Korrektur lange Bestand hat. Meine Erfahrung ist, dass der Markt in derartigen Situationen erst einmal übertreiben und damit die schlimmen Befürchtungen wahr machen muss. Erst wenn dann alle geschockt sind und sobald keine Aktien mehr anfassen wollen, erst dann geht es wieder berauf. Bis der selbe Schweinezyklus, der schon seit Jahrhunderten die Börse regiert, wieder von vorne anfängt.

Den Langfristinvestor muss das sicherlich nicht allzu sehr kratzen, denn wirkliche Gefahr gibt es für die Aktien erst, wenn es wirtschaftliche Probleme gibt. Doch danach sieht es derzeit keineswegs aus. Es ist alles nur eine unschöne, aber notwendige technische Verhaspelung.


Anregungen oder Kritik bitte an Bernd Niquet.


[ Mittwoch, 18.08.2004, 15:41 ]
Quelle: instock
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