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Alt 31-08-2004, 22:18   #7
OMI
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[ Montag, 30.08.2004, 15:51 ]
Billig wie noch nie
Von Bernd Niquet

Ich weiß, ich weiß, das klingt jetzt sehr nach dem Fed-Modell. Und ist es ja auch. Ist ja fast das Fed-Modell zum Quadrat. (Was ist im übrigen so schlimm an der Fed? Natürlich nur, wenn man nicht zu denjenigen gehört, die schon immer wussten, dass Greenspan ein Versager ist – und die in den Jahren 2000 ff., am liebsten jedoch schon 1996 oder 1998, in ihrem schwarzen Inneren eine Weltwirtschaftskrise erhofft haben.)

Derzeit beträgt das KGV der Dax-Aktien auf Basis der geschätzten Konsensgewinne für 2005 knapp 13. Das Renten-KGV steht im Vergleich dazu – bei einer Rendite für die 10jährigen Bundesanleihen von etwa 4 Prozent – bei 25. So einen Abstand (der vergleichbaren Unterbewertung der Aktien) hat es seit dem Jahr 1949 nicht mehr gegeben.

Selbst bei bisher historisch einmaligen Kaufgelegenheiten wie im Ausverkauf im März 2003, nach dem Crash 1987 oder vor der größten Aufwärtsbewegung der Geschichte, die von 1982 bis 2000 reichte, waren Aktien vergleichsweise nicht so billig.

Absolut gesehen stand das KGV der Aktien natürlich schon oft weit niedriger. So auch nach dem Crash 1987 sowie vor dem Aufschwung 1982, wo wir ein Niveau von roundabout 10 beobachten konnten. Damals notierten die Zinsen jedoch in zweistelligem Bereich (Anfang der 80er Jahre) sowie bei gut 6 Prozent – die entsprechenden Renten-KGVs errechnen sich also bei ebenfalls etwa 10 respektive 16.

Nun kann man natürlich argumentieren, dass damals der Zinssenkungsspielraum enorm war, was heute sicherlich nicht der Fall ist. Doch das ist nur ein weiteres Ha-Ha-Argument. Seitdem ich mit Beginn der 80er Jahre die Zinsentwicklung beobachte, hat der Konsens stets steigende Zinsen und steigende Inflationsraten prognostiziert. Summa summarum macht das ein knappes Vierteljahrhundert an Fehlprognosen aus. Sicherlich eine weltrekordverdächtige „Leistung“ – die ihren Rekord jedoch sogar noch toppen kann. Warum nicht 30 oder 35 Jahre Fehlprognosen? Denn wer glaubt heute nicht an steigende Zinsen und steigende Inflationsraten?

Im Prinzip ist dies die gleiche Situation wie 1980, 1981, 1982, 1983, 1984, 1985, 1986, 1987, 1988, 1989, 1990, 1991, 1992, 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003 – um es einmal anschaulich vor Augen zu führen.

Bei den Zinsen mache ich mir daher wenig Sorgen. Alle Zeichen stehen weiterhin auf Wachstumsschwäche und Preisdruck. Die Schätzungen der Unternehmensgewinne hingegen sind sicherlich anzuzweifeln. Doch selbst wenn die wirklichen Unternehmensergebnisse nur halb so gut sind wie heute prognostiziert, sind die Aktien nach obiger Überlegung immer noch nicht zu teuer. Ich traue den Analysten zwar beinahe jegliches Versagen zu, doch dass sie sich so irren, das gibt es ja nicht einmal in einem Irrenhaus.

Quelle: instock
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