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Alt 03-09-2004, 14:23   #9
621Paul
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Zu meiner Stimmung passt folgender Artikel.

Der beste Spruch, der aus meiner Sicht jemals über die Börse gemacht wurde, stammt von dem US-Börsianer David Dreman, der unter dem Pseudonym „Adam Smith“ viele Bücher veröffentlicht hat, und lautet: „Wenn Sie nicht wissen, wer Sie sind, dann ist die Börse ein kostspieliger Ort, es zu lernen.“

Keine Aussage über die Börse trifft den Kern des Ganzen besser. Keine Aussage ist mehr Geld wert als diese. Allerdings wird auch keine Aussage mehr unterschätzt als diese.

Die meisten Leute, die an der Börse spekulieren, glauben, dass die anderen mehr wissen als sie selbst. Das ist ein fataler Fehlschluss. Ein noch fatalerer Fehlschluss ist es jedoch, zu glauben, dass man über das Beschaffen von Informationen klüger wird über die Zukunft. Denn das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die Selbstreflexion, wie man selbst diese Informationen intern verarbeitet – im Besonderen die Meinungen von anderen. Diese! Seite zu vernachlässigen wäre das Gleiche wie mit geschlossen Augen durch die Welt zu gehen und sich nur auf das Gehör zu verlassen. Doch wie leicht erleidet man dabei einen Unfall.

Ich bekomme derzeit viele Mails von besorgten Lesern, die glauben, dass wir bald den Untergang unseres abendländischen Finanzmarktes erleben werden. Ich verstehe diese Ängste durchaus, denn auch mich haben sie lange Zeit dominiert. Doch mittlerweile merke ich, dass meine Anfälligkeit für derartige Ängste nicht mit den real erhältlichen Informationen, sondern vielmehr mit meiner innerlichen Befindlichkeit korreliert. Und das zieht ihnen die Wurzel!

Was ich mir in der Kopf setze, das halte ich auch durch. Als Reagan in den USA in den Achtziger Jahren an die Macht kam, hielt ich das für positiv. Und hielt an meinen Dollarpositionen fest bis ich fast Pleite war. Mein Grundvertrauen in die Welt ist nicht erschüttert. Das passiert erst 1987. Jetzt denke ich auch a! n den Untergang – und werde diesen Gedanken nicht mehr los.

Doch bald erklimme ich die nächste Stufe der Reflexion und merke, dass meine inneren Befindlichkeiten keinesfalls Reaktionen auf die Außenwelt, sondern vielmehr ausschließlich Reaktionen auf meine eigene Innenwelt sind. Jetzt sind wir zu hundert Prozent im Bereich der Psychologie. And I´m not going to tell you what I found. Es ist jedoch immer die innere Prädisposition, die bestimmt, was wir in der äußeren Welt erwarten.

Wer damit großgeworden ist, dass alles immer wieder in Ordnung geht, der erwartet dies auch weiterhin. Bei wem jedoch Katastrophen aufgetreten sind, der wird sich aus Angst davor immer wieder nach Katastrophen sehnen - so platt und paradox sich das auch immer auf den ersten Blick anhört. Und wer beides erlebt hat, wird für beide Welten offen sein, wird hin- und herschwanken zwischen den Welten. Und genau diese innere Schwingung gilt es herauszuarbeiten. Sie sind! allen Marktschwingungen vorgelagert. Die Analyse der Wellen an den Märkten alleine bringt daher gar nichts. Wirkliche tragfähige Erkenntnisse entstehen erst dann, wenn man weiß, auf welche innere Resonanz das stoßen wird, was man möglicherweise in der Welt der Märkte an Informationen finden wird.

berndniquet@t-online.de
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Wenn viele Anleger dasselbe glauben, dann muss dies noch lange nicht bedeuten, dass es stimmt oder wahrscheinlich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall.
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