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Alt 03-09-2004, 23:37   #849
OMI
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[ Freitag, 03.09.2004, 22:18 ]

Dollar/Pfund: Wie geht es weiter?
Von Dan Denning

"Sie stehen unter Quarantäne. Bleiben Sie, wo Sie sind. Bewegen Sie sich nicht." Die Polizisten (Cops/bobbies/Anti-Terror Polizei) befanden sich in der Lobby des Bürogebäudes in London, in dem ich arbeite. Ein Paket mit weißem Pulver war ins Büro geschickt worden, und der Rezeptionist hatte es geöffnet.

Er hatte die Polizei gerufen. Die Türen waren versiegelt worden. Die Feuerwehr fuhr vor. Und es kamen Männer mit weißen Abwehranzügen. Diejenigen von uns, die herauswollten, wurden davon abgehalten. "Warten Sie hier. Gegen Sie nirgendwo hin. Ihnen wird in Kürze gesagt werden, was zu tun ist."

So ist das heute. Es wird einem gesagt, was man zu tun hat. Man hat keine Fragen zu stellen. Man muss die Macht des Staates akzeptieren. Man muss um sein Leben fürchten, da die Terroristen Briefumschläge als Waffenvernichtungswaffen nutzen.

Das London vom August 2004 erinnert mich ernsthaft an das New York vom September 2001.

Aber ich möchte heute über ein anderes Thema schreiben – über Währungen. Ich habe sowohl in der Eurozone (Paris) als auch jetzt in London gelebt, und ich kann Ihnen sagen, dass die Stärke des britischen Pfundes amerikanischen Besuchern mehr weh tut als die Stärke des Euro. Die Lebenshaltungskosten in London sind sicherlich höher als die in Paris. Ein gutes gezapftes Bier kostet in Paris umgerechnet 4 Dollar. In London ungefähr 6.

Wie wahrscheinlich ist es, dass der Dollar in den nächsten 6 Monaten gegenüber Euro und/oder Pfund weiter fallen wird? Nun, wenn man sich den U.S. Dollar Index (handelsgewichtet) ansieht, dann sieht man, dass dieser Index immer noch unter seinem Gleitenden Durchschnitt (200 Tage) notiert. Der steht gerade bei rund 90.

Aber der Index steht bei rund 85. Seit 2002 steht er dauerhaft unter seinem 200-Tage Gleitenden Durchschnitt.

Wenn der Dollar gegenüber Euro und Pfund wieder an Boden gewinnen will, dann müssten wir eine Verbesserung beim US-Handelsbilanzdefizit sehen – das im Juni den Rekordwert von 55 Milliarden Dollar erreicht hatte. Ein zurückgehendes Handelsbilanzdefizit würde Druck vom Dollar nehmen. Aber ein zurückgehendes Handelsbilanzdefizit würde auch einen Rückgang der Importe, die konsumiert werden, bedeuten. Und ein niedrigeres Wirtschaftswachstum. Und das ist auch nicht gerade bullish für den Dollar.

Jetzt zum Pfund. Denn über das Pfund wird nicht so oft etwas geschrieben. Das britische Pfund notiert derzeit über seinem 20-Wochen-Gleitenden Durchschnitt gegenüber dem Dollar (der liegt bei 1,81 Dollar je Pfund).

Die Bank of England (BOE) war eine der ersten Zentralbanken der Welt, die ihre Geldpolitik verschärfte. Steigende britische Zinsen haben das Pfund gestützt – besonders angesichts der Tatsache, dass die Zinsen in den USA auf dem niedrigsten Niveau seit 45 Jahren notieren. Die BOI hat die Leitzinsen seit November bereits 5 Mal erhöht.

Es ist kein Zufall, dass das Pfund seit November gegenüber dem Dollar von 1,55 auf 1,81 gestiegen ist. Wie geht es weiter?

Es ist möglich, dass die BOE die Leitzinsen weiter erhöht. Aber das könnte auch die Fed. Und deshalb besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Zinsdifferenz zwischen britischen und US-Zinsen nicht mehr weiter steigen wird – was bisher für das Pfund gesprochen hat. Deshalb könnte es beim Pfund sogar eine Korrektur geben.

Fazit: Der Dollar leidet weiter unter schweren Belastungsfaktoren – aber das Pfund ist kurzfristig anfällig für eine Korrektur.


Dan Denning schreibt als US-Korrespondent für den kostenlosen Newsletter "Investor's Daily". Weitere Informationen finden sie hier.


Quelle: instock
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