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Alt 20-10-2004, 06:51   #48
Starlight
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TECHNISCHER MORGENKOMMENTAR 20. OKTOBER 2004

Allgemeine Beurteilung

Sehen wir uns besonders in den letzten Handelstagen die Kursverläufe der europäischen Börsenindizes über die jeweilige Handelssitzung an, fällt auf, dass Korrekturansätze immer wieder gegen 15:00 / 16:00 Uhr endeten. Somit liegt der Schluss nahe, dass besonders US-Orders eine bedeutende Rolle im Zuge der Kursabschwächungen spielen. Beziehen wir dann noch die Beurteilung der Kursentwicklung der US-Indizes in unsere Untersuchung mit ein, könnte hier eine Untermauerung der obigen Feststellung vorliegen. Es fällt auf,

- dass die beiden Standardwerte-Indizes Dow Jones und S&P 500 Index im Zuge des jeweiligen Abwärtsimpulses (ausgehend vom jüngsten Bewegungs- bzw. Reaktionshoch Anfang Oktober) nur minimal korrigierten, bevor sie ihren Abschwung wieder aufnahmen.






- in der Konsequenz unterstellen wir zunächst für diese beiden Indizes eine Wahrscheinlichkeit von über 60 Prozent, dass wir hier kurzfristig neue Bewegungstiefs sehen. Konkret hieße das, dass wir im Dow Jones auf die 9861 orientieren und im S&P 500 Index auf Kurse unterhalb der 1102er Unterstützung setzen.

- beide NASDAQ´s zeigten sich dagegen weit stabiler, für sich genommen, wäre hier eine mögliche Konsolidierungszonenbildung das wohl wahrscheinlichste Szenario. Mit Blick auf die technisch kritische Verfassung der US-Standardwerte-Indizes, wollen wir jedoch auch hier ein Unterschreiten der aktuell gültigen Unterstützungsniveaus nicht ausschliessen. Somit liegt unser Augenmerk auf den zur Zeit gültigen Kursniveaus um 1899 im NASDAQ Comp. und um 1419 / 1416 im NASDAQ 100. Mit Verweis auf das unklare Gesamtbild in den US-Wachstumswerte-Indizes und dem Umfeld zu den US-Standardwerte-Indizes, positionieren wir uns in beiden NASDAQ´s aktuell nicht.

Die charttechnisch kritische Marktverfassung der US-Indizes geht auch an Europas Börsen nicht spurlos vorüber. Hier fällt jedoch auf, dass diese in ihrer Gesamtverfassung sich zumindest bisher weit stabiler zeigen als ihre US-amerikanischen Vergleichsindizes. Fast alle beurteilten Europa-Indizes schöpften im Zuge der jüngsten Reaktion ihre errechneten normalen Korrekturpotentiale aus, der französische CAC 40 erreichte punktgenau das errechnete maximale Korrekturziel, der spanische IBEX 35 (seit Wochen ohnehin der Europa-Index mit der höchsten inneren Stärke) erreicht per gestern sogar wieder sein Bewegungshoch im laufenden sekundären Aufwärtstrend.

Die beiden von uns beurteilten asiatischen Indizes weisen dagegen ein ähnlich kritisches Bild wie die US-Börsenbarometer auf. Der japanische Nikkei 225 schaffte per gestrigem Freitag ebenfalls nur eine Punktlandung im minimalen Korrekturausmaß, bevor er heute der statistischen Regel folgte und bereits ein neues Bewegungstief im laufenden Bewegungsimpuls markiert.






Im hongkonger HSI hielt sich die Erholung ebenfalls stark in Grenzen. Auch hier scheint der letzte Korrekturversuch bzw. –ansatz beendet zu sein und wir rechnen mit einem neuen Bewegungstief im laufenden Bewegungsfraktal.

Fazit…

Ziehen wir ein allgemeines Fazit, so müssen wir zunächst zusammenfassen:

(1) die Mehrheit der von uns beurteilten Aktien-Indizes schöpfte am gestrigen Handelstag ihr errechnetes normales Reaktionspotential aus. Bei einigen wenigen Indizes reichte es nur für ein minimales Aufbäumen (Dow Jones, S&P 500 Index, Nikkei 225 und HSI), im Gegensatz dazu haben wir auch zwei recht stabile Indizes, den spanischen IBEX 35 und den französischen CAC 40.

(2) konsequenterweise müssten wir jetzt unterstellen, dass damit eine mittelfristige, eher schwerfällige und unter Schwankungen seitwärts tendierende Phase für die Aktienseite das präferierte Szenario wäre. Das erhöhte Risiko sehen wir mittelfristig unverändert auf der Unterseite !!!

(3) eine nachhaltige, kurzfristig zu erwartende Kurserholung innerhalb der Kursverläufe der Aktien-Indizes, halten wir dagegen für weniger wahrscheinlich.

(4) in der praktischen Umsetzung bleiben wir demnach bei unseren Aussagen der Vortage: keine strategisch ausgerichteten Positionierungen, schon gar nicht auf der Kauf-Seite. Unser Augenmerk liegt auf kurzfristig angelegten Trading-Aktivitäten.

Randmärkte

(Brent-Crude-Oil)

Von Seiten der Randmärkte fällt die Entwicklung bei den Öl-Preisen auf. Hier scheint sich nun tatsächlich das erwartete Reaktionsvermögen allmählich zu entfalten, auch wenn sich Ausmaß und Ablauf zumindest bisher überaus deutlich in Grenzen hält. Im gestrigen Handelsverlauf unterschritt der Preis für´s Nordsee-Öl die untere Begrenzung der jüngst ausgebildeten Schiebe- / Konsolidierungszone bei 49.46 USD und rutschte im Tagestief bis auf 48.63 USD ab (Tagesschlusskurs jedoch wieder bei 49.26 USD). Interessant ist hierbei jedoch, dass sich bisher kaum Dynamik und Schwungkraft auf der Unterseite entfalten. Grundsätzlich wäre dies noch immer ein Zeichen für eine allgemein hohe Dynamik des aufwärts ausgerichteten Primärtrends, ein Sachverhalt, der auf Indikatorbasis (ADX) in der Form allerdings nicht mehr widergespiegelt wird.




Somit gilt: zumindest im kurzfristigen Zeitfenster scheint der Öl-Preis etwas angeschlagen zu sein (gilt auch für den Preis vom WTI Cushing Spot), was (1) zumindest eine erhöhte Chance auf eine Reaktion des Preises bewirken sollte und (2) dadurch den Aktien zumindest soweit helfen müsste, dass eine Konsolidierung ohne grössere Kursabschwächungen über die Bühne gehen könnte.

Bezogen auf die Preisentwicklung des Brent-Crude-Oil, liegt unser Augenmerk für heute unverändert auf der per gestern bereits „angebrochenen“ 49.46 USD-Marke. Wird heute der gestrige Bruch bestätigt, wären die nächst tieferen Unterstützungen in den Bereichen um 47.85 USD und dann um 46.55 USD von Interesse. Der primäre Aufwärtstrend in seiner Gesamtheit ist aktuell jedoch noch nicht in Gefahr (im Sinne seiner Definition).

(Bund-Futures)

Im Bund-Future tritt der Kursverlauf aktuell auf der Stelle, was somit zu keiner nennenswerten Veränderung der Gesamtverfassung führte. Wir gehen weiterhin von folgenden Sachverhalten aus:

- der übergeordnete Aufwärtstrend seit Juni diesen Jahres ist unverändert intakt und wird chart- wie markttechnisch bestätigt.

- im kurzfristigen Zeitfenster treten die Kurse nach Markierung eines neuen Bewegungshochs auf der Stelle.

- gingen wir im Bezug auf das negative Überlappungsmuster am Montag Abend bei 116.37 eine Short-Position ein, so behalten wir die auch heute bei. Den Stop-Kurs passten wir bereits per gestern auf 116.73 an, nachdem der „Anpassungs-Trigger“ bei 116.32 per gestern kurzfristig unterschritten wurde (siehe gestrigen Morgenkommentar).






- grundsätzlich ist der übergeordnete Aufwärtstrend in seinem Bestand zumindest bisher nicht (!) gefährdet. Wir bleiben strategisch bullish für den Rentenmarkt.



DAX

Widerstände: 4000 (O), 4078 (u), 4099 (u), 4156 / 4175 (u);
Unterstützungen: 3897 (u), 3848 (u), 3836 (u), 3778 (u);

Aktuelle Korrekturpotentiale, bezogen auf den jüngsten tertiären Abwärts-
trend im DAX INDEX:

3958 / 3967 Minimumkorrektur (überwunden)
3987 Normalkorrektur (fast erreicht)
4008 / 4017 Maximumkorrektur

Im gestrigen Tageshoch schaffte es der DAX-Index bis auf 3983 Index-Punkte, bevor in erster Linie wieder US-amerikanische Verkäufe die Impulswende einleiteten. Bezogen auf die bisherige Wegstrecke der vorangegangenen tertiären Abwärtsbewegung von Anfang Oktober an, entspräche die gestrige Erholung fast der errechneten Normalkorrektur, der DAX schrammte praktisch mit 4 Punkten am „zweiten Reaktionsziel“ vorbei.






Im FDAX fehlten nur drei Punkte bis zur errechneten Normalkorrektur, bevor auch hier der Rückwärtsgang eingelegt wurde und im Tagesergebnis ein schwarzer shootingstar ausgebildet wurde.

Ordnen wir die gestrige Entwicklung zunächst in das Gesamtbild ein, so können wir festhalten:

(1) scheint der jüngste Reaktionsansatz per gestern weitestgehend als abgeschlossen.

(2) aus statistischer Sicht bleibt damit eine etwas oberhalb der 50 Prozent liegende Wahrscheinlichkeit bestehen, nach der wir mit einem raschen neuen Bewegungstief im DAX / FDAX rechnen müssten. Konkret wären dies Kurse im DAX unterhalb der 3897 und im FDAX unterhalb der 3909.5.

(3) sehen wir uns das gestrige Kursmuster an, so liegt uns ein schwarzer shootingstar vor. Dieses Kursmuster wird in der Fachliteratur als Verkaufssignal bewertet, die bisherige, tatsächliche Trefferquote im FDAX liegt bei etwa 57.14 Prozent, dass sich der Kurs weiter abschwächt und mindestens ein Prozent Verlust hinnehmen muss (das wären immerhin rund 39 FDAX-Punkte tiefer).

In der Konsequenz bleiben wir somit auch weiterhin dabei: noch unterstellen wir ein höheres mittelfristiges Risiko auf der Unterseite, als die Chance auf eine kräftige Erholung. Bisher, einschließlich dem gestrigen Tagesmuster, lässt sich diese Erwartungshaltung begründen. Beachten Sie aber bitte, dass auf Grund der fast erreichten Normalkorrektur im DAX / FDAX die Trefferquote auf neue Bewegungstiefs nur noch bei etwas über 50 Prozent liegt (statistisch gemessen auf Basis der Kursreihen seit 1991).

Somit gilt auch weiterhin:

Wir stellen jede geplante strategische Neupositionierung vorerst zurück, da wir kein akzeptables Chance- / Risikoverhältnis unterstellen. Unser Augenmerk liegt im kurzfristigen Zeitfenster.






Praktische Konsequenz….

(was wurde aus einer möglichen Long-Position im FDAX, ausgehend von einem möglichen Impulsumkehrmusters am Montag Abend (Entry bei 3953.5 FDAX-Punkten) … siehe gestrigen Morgenkommentar und den Abendkommentar vom Montag)

- das im gestrigen Morgenkommentar avisierte erste Kurszielband um 3971 / 3980 im FDAX wurde zügig nach Markteröffnung erreicht. Wir besprachen gestern für jenen Fall folgende Strategie: bei Erreichen der 3980 sollte (a) eine Gewinnmitnahme erfolgen – wären um die 27 Punkte Gewinn, sollte (b) eine Teilgewinnmitnahme erfolgen mit Stop-Kurs-Anpassung füt Restbestand auf 3965, bzw. (c) eine grundsätzliche Stop-Kursanpassung auf 3965.

- egal wie Sie es machten, es sollte im Nachhinein „etwas hängen geblieben sein“.

- mit den Tagespositionen auf Basis der Vortagesextreme lief es per gestern weniger erfreulich: wir wurden mit Übersteigen des Hochs vom Montag bei 3976.5 im FDAX in den Markt gehoben. Kurs-Ziel war 4006, welches wir in der gestrigen Spitze mit sieben Punkten verpassten. Am späten Nachmittag rutschte der FDAX zurück und triggerte auf der Unterseite das Short-Signal bei 3966.5. In der Konsequenz verloren wir damit in der ersten Position 10 FDAX-Punkte und realisierten im Short per Schlusskurs bei 3965 FDAX-Punkten keinen kompensierenden Ertrag.

- in Kombination beider möglichen Positionierungen (Long-Bestand vom Montag und gestrige Handelsaktivität) sollte der gestrige Handelstag dennoch mit Profit, schlimmstenfalls ergebnisneutral abgeschlossen worden sein.

- für heute konzentrieren wir uns auf das gestrige Tagestief bei 3963.5. Eröffnet der FDAX unterhalb diesen Niveaus, wird die 3963.5 zum Long-Trigger mit Kurs-Ziel bei 3993 und einem Stop-Kurs bei 3948. Im Falle einer Positionseröffnung und wenn im Anschluss daran keiner der beiden genannten Kurse erreicht wird, lösen wir die Position zum Handelsende hin wieder auf.


Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!

Uwe Wagner

Quelle: SysTrade

Geändert von Starlight (25-10-2004 um 06:52 Uhr)
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